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Leseprobe: Der Affe schlägt den Takt

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Mathieu an einer neuen Reihe von Hör- und Verhaltens experimenten<br />

zur Untersuchung ihres <strong>Takt</strong>gefühls teilnahm.26<br />

Die Endresultate des EEG-Experiments fielen nicht so aus,<br />

wie ich es erwartet hatte. Eine »laute Pause« löste sowohl bei<br />

Mathieu als auch bei Marjorie eine ebenso große MMN aus wie<br />

bei normalen Zuhörern. Ihr Gehirn verfügte also sehr wohl über<br />

<strong>Takt</strong>gefühl!<br />

Aber es gab auch Unterschiede. Vor allem das P300, ein<br />

po si tiver Ausschlag, der meistens auf die MMN folgt, sah bei<br />

Mathieu und Marjorie anders aus als bei der Kontrollgruppe:<br />

Er war ungewöhnlich klein. Das P300 ist eine ERP-Komponente,<br />

die anzeigt, inwieweit sich eine Testperson eines be stimmten<br />

Stimulus bewusst wird. Wie die MMN zeigte, registrierten die<br />

Gehirne von Mathieu und Marjorie zwar das Gleichmaß in<br />

einem Schlag rhythmus, sie hatten aber, das belegte das P300,<br />

einen geringeren Zugang zu dieser Information. <strong>Takt</strong>taubheit<br />

erwies sich damit vornehmlich als ein kognitives Phänomen. Die<br />

Wahrnehmung eines Gleichmaßes in der Musik scheint takttauben<br />

Menschen also nicht vergönnt zu sein, obwohl ihr Gehirn<br />

dieses auf neurologischer Ebene normal registriert.27<br />

Isabelle Peretz hatte bei tontauben Hörern etwas Ähnliches<br />

nachgewiesen. Auch in dieser Gruppe macht offenbar das Fehlen<br />

bewusster Wahrnehmung <strong>den</strong> Unterschied. Isabelle vermutet,<br />

dass dies vom Hirnnetzwerk verursacht wird, das <strong>den</strong> rechten<br />

Frontallappen (die unterste Frontalwindung, also <strong>den</strong> Gyrus<br />

frontalis inferior (Gfi)) und <strong>den</strong> auditiven Kortex (AI) miteinander<br />

verbindet. Bei tontauben Hörern ist die Rückkopplung der auditiven<br />

Information zur frontalen Rinde deutlich gestört.28<br />

Auch bei takttauben Hörern wie Mathieu und Marjorie<br />

könnten Verbindungsstörungen vorliegen. Spezifische Verbindungen<br />

zwischen bestimmten Hirnregionen, die für das <strong>Takt</strong>gefühl<br />

entschei<strong>den</strong>d sind, könnten bei ihnen schwächer sein.<br />

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