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Leseprobe: Der Affe schlägt den Takt

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Das alles macht die Untersuchung von tontauben und takttauben<br />

Hörern überaus aufschlussreich für die Erfassung der<br />

Hirn netzwerke, die sich speziell zur Verarbeitung von Ton höhen<br />

und Rhythmen entwickelt haben und entsprechend essenziell<br />

für Musikalität sind.<br />

Obwohl wir mit unseren elektrophysiologischen Metho<strong>den</strong><br />

<strong>den</strong> zeitlichen Verlauf der Hirnreaktionen auf uner war tete<br />

Ereignisse sehr genau messen konnten, eignet sich ein EEG<br />

leider weniger dazu, die Quelle der Signale und ihre genaue<br />

Lokali sie rung zu bestimmen. Dazu bedarf es bildgebender Techniken<br />

wie der Magnetenzephalografie (MEG) und der funktionalen<br />

Kern spin tomografie (fMRT).<br />

Welche Hirnnetzwerke bei der <strong>Takt</strong>taubheit nun genau<br />

eine Rolle spielten, war mir, Isabelle und Hugo 2011 noch nicht<br />

klar. Deutlich war jedoch, dass es nicht so sehr spezifische Hirnbe<br />

reiche waren, die bestimmte musikalische Eigen schaften<br />

er möglichten, sondern vielmehr die Verbindungen zwischen<br />

diesen Hirnbereichen. Immer mehr Forscher richteten ihr<br />

Augen merk auf die »Functional Connectivity«, also darauf, wie<br />

verschie<strong>den</strong>e Bereiche des Gehirns in engem Zusammenwirken<br />

eine bestimmte Funktion erfüllen. Das eröffnet eine neue<br />

Perspek tive auf die vorhan<strong>den</strong>e wissenschaftliche Literatur.<br />

Wäre es <strong>den</strong>kbar, dass manche Hirnnetzwerke eine längere<br />

evolutionäre Geschichte durchlaufen haben als andere? Lassen<br />

sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen <strong>den</strong> Hirnnetzwerken<br />

fin<strong>den</strong>, die bei Menschen und <strong>Affe</strong>n an der Melodieund<br />

Rhythmuswahrnehmung beteiligt sind? Welchen Ertrag<br />

könnte eine evolutionär-biologische Perspektive für die aktuelle<br />

Hirnforschung liefern? Begierig las ich – mit Darwins Hypothese,<br />

dass Musikalität auch älter sein könnte als Musik und Sprache,<br />

im Hinterkopf – die Artikel, die zu diesem Thema in großer<br />

Regel mäßigkeit erschienen.<br />

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