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Innovatives Sachsen

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diese Weise »in einen Roboter schlüpfen«<br />

und die Maschine an ihrer statt arbeiten lassen<br />

– etwa in einem Reinraum eines sächsischen<br />

Chipherstellers wie Infineon oder<br />

künftig Bosch. Das ist ohnehin ein entscheidender<br />

Punkt. Weder die Lernfabrik noch<br />

die Sensorenjacke sind isolierte Entwicklungen<br />

einzelner Genies, sie sind Gemeinschaftsprojekte<br />

und beziehen sich fast immer<br />

auf mögliche Anwendungen. Dirk<br />

Reichelt zum Beispiel arbeitet eng mit einem<br />

Fraunhofer-Institut zusammen. In seiner<br />

Lernfabrik werden unter anderem Fallbeispiele<br />

örtlicher Großunternehmen wie Infineon<br />

oder VW bearbeitet; die Dresdner<br />

Entwickler von ZIGPOS liefern Sensornetzwerke<br />

und Ortungssysteme; die Leipziger<br />

Firma ccc installierte Industriesoftware zur<br />

Energieverbrauchsmessung; die Dresdner<br />

Datenbankspezialisten von Robotron kümmern<br />

sich um die Cloudlösungen. Und das<br />

ist nur der Beginn einer langen Liste von<br />

Kooperationspartnern. Der »Smart Systems<br />

Hub« in Dresden bildet den Rahmen für ein<br />

neuartiges Maker-Zentrum, in dem Entwickler<br />

das Wissen einer Region zu Innovationen<br />

formen. Christian Piechnick von der<br />

TU Dresden hat die Wirkweise des Hub bereits<br />

am eigenen Leib erfahren. Die Treffen<br />

im Rahmen der Initiative gaben der Idee<br />

vom »Demonstration Based Teaching« kräftigen<br />

Schub: Für eine Präsentation des Telekom-Vorstandes<br />

Tim Höttges arbeitete man<br />

mit dem 5G-Projekt von Professor Frank<br />

Fitzek zusammen (siehe Seite 11). Im Internet<br />

findet sich ein Film, in dem Höttges einen<br />

Roboter so bewegt, wie es Christian<br />

Piechnick eben vorgemacht hat. Diese Erfahrung<br />

hat Piechnick zu einer entscheidenden<br />

Einsicht verholfen. »Man braucht immer<br />

einen Ort und einen Rahmen, in dem<br />

man mit anderen ins Gespräch kommen<br />

kann«, sagt der junge Informatiker. »Sonst<br />

entwickelt man sich nicht weiter.«<br />

WETTINER PLATZ 7. Der letzte Satz aus<br />

der Nöthnitzer Straße steckt dem Besuch<br />

noch im Kopf, als auf dem Gelände des<br />

Kraftwerk Mitte die Kette fällt: Frank Neuber<br />

von der DREWAG, den Dresdner Stadtwerken,<br />

entfernt das schwere Schloss zu<br />

Halle 9. Er stößt eine Tür auf, die in Vergangenheit<br />

und Zukunft zugleich führt. Altes<br />

Ziegelmauerwerk erhebt sich vor den Augen,<br />

3000 Quadratmeter Fläche, vier Stockwerke.<br />

Die Besucher nehmen den kühlen<br />

HERZLICH WILLKOMMEN IN DER ZUKUNFT: Georg Püschel (links) und Christian<br />

Piechnick im Foyer der Fakultät für Informatik an der Nöthnitzer Straße.<br />

Hauch einer verlassenen Schaltzentrale<br />

wahr, in der einst Transformator neben<br />

Transformator stand. Die DREWAG hat das<br />

40 000 Quadratmeter große Innenstadtgelände<br />

neu belebt. Bis 1994 qualmte hier<br />

ein Kohlekraftwerk, jetzt sind Staatsoperette<br />

Dresden und das theater junge generation<br />

eingezogen. Das Heinrich-Schütz-Konservatorium<br />

lehrt in neuen Räumen, es gibt ein<br />

Energiemuseum, eine Diskothek, Cafés. Ein<br />

kreativer, interdisziplinärer Ort, ganz nach<br />

Ronald Scholz’ Geschmack. Gemeinsam mit<br />

Nico Herzberg folgt er Frank Neuber durch<br />

den noch ungenutzten Bau. Die Farbe im<br />

Treppenhaus blättert von der Wand, aber<br />

Scholz’ Vision tut das keinen Abbruch. Er<br />

sieht hier 3-D-Drucker und Rapid-Prototyping-Workshops,<br />

in denen Unternehmer<br />

Produkte entwickeln. Er sieht hier Virtual<br />

Reality zum Testen und Design Sprints, in<br />

denen Entwickler das Mögliche wagen.<br />

»Ich fuhr mit der Bahn vorbei und sah das<br />

Plakat ›Wir haben noch Flächen‹ «, erinnert<br />

sich Scholz. Er gründete mehrmals selbst,<br />

führte ein Softwareunternehmen an die<br />

Börse und greift heute Start-ups unter die<br />

Arme. In der Halle 9 sollen Unternehmer<br />

die Digitale Transformation verstehen.<br />

»Das werden Räume, in denen der Erzgebirgische<br />

Räuchermännchenhersteller mit<br />

den IT-Spezialisten von SAP in Kontakt<br />

kommt«, sagt Ronald Scholz. Er will all das<br />

Wissen der Start-up-Industrie jenen vermitteln,<br />

die es dringend brauchen können.<br />

AB IN DIE ZUKUNFT<br />

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