Kochen ohne Grenzen (Gerichte und Geschichten aus Afrika und Schrobenhausen) - Leseprobe
Das Kochbuch „Kochen ohne Grenzen – Gerichte und Geschichten aus Afrika und Schrobenhausen“ enthält auf über 200 Seiten mehr als 90 Rezepte aus 13 afrikanischen Ländern sowie Wissenswertes über Land und Leute sowie die kulinarischen Traditionen. Menschen aus 19 Nationen haben sich gemeinsam auf eine kulinarische Reise durch Äthiopien, Botswana, die Demokratische Republik Kongo, Eritrea, Gambia, Mali, Nigeria, den Senegal, Sierra Leone, Somalia, Tansania, Togo und Uganda begeben. Sie haben gemeinsam geredet, gemeinsam gekocht und natürlich auch gemeinsam gegessen. Zudem wurden aus bayerischen Rezepten, wie z.B. Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat, neue Gerichte entwickelt, die landestypische Zutaten aus Afrika und Deutschland miteinander vereinen. Außerdem haben einige der neuen Schrobenhausener Mitbürgerinnen und Mitbürger einen Einblick in ihr Leben gegeben und sind hier porträtiert. Probieren Sie aus, wie es schmeckt, wenn Afrika auf Schrobenhausen trifft. Das Buch ist unter kochenohnegrenzen@t-online oder in der VHS und der Buchhandlung an Stadtmauer für 24 € erhältlich. Der Reinerlös des Projekts wird an eine Flüchtlingsorganisation gespendet.
Das Kochbuch „Kochen ohne Grenzen – Gerichte und Geschichten aus Afrika und Schrobenhausen“ enthält auf über 200 Seiten mehr als 90 Rezepte aus 13 afrikanischen Ländern sowie Wissenswertes über Land und Leute sowie die kulinarischen Traditionen. Menschen aus 19 Nationen haben sich gemeinsam auf eine kulinarische Reise durch Äthiopien, Botswana, die Demokratische Republik Kongo, Eritrea, Gambia, Mali, Nigeria, den Senegal, Sierra Leone, Somalia, Tansania, Togo und Uganda begeben. Sie haben gemeinsam geredet, gemeinsam gekocht und natürlich auch gemeinsam gegessen.
Zudem wurden aus bayerischen Rezepten, wie z.B. Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat, neue Gerichte entwickelt, die landestypische Zutaten aus Afrika und Deutschland miteinander vereinen. Außerdem haben einige der neuen Schrobenhausener Mitbürgerinnen und Mitbürger einen Einblick in ihr Leben gegeben und sind hier porträtiert.
Probieren Sie aus, wie es schmeckt, wenn Afrika auf Schrobenhausen trifft.
Das Buch ist unter kochenohnegrenzen@t-online oder in der VHS und der Buchhandlung an Stadtmauer für 24 € erhältlich. Der Reinerlös des Projekts wird an eine Flüchtlingsorganisation gespendet.
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Liebe Leserinnen und Leser,
bei der Verwirklichung des Projekts „Kochen ohne Grenzen“ haben wir während der letzten eineinhalb
Jahre wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wir haben neue Menschen, neue Kulturen und neue Gerichte
aus 13 afrikanischen Ländern kennengelernt.
Wir haben Grenzen überwunden, sind aufeinander zugegangen und Freunde geworden. Viele Geflüchtete
waren bereit, uns ihre Geschichte zu erzählen, andere haben beschlossen, lieber anonym zu bleiben.
Wir haben die Entscheidung der Menschen respektiert und deshalb finden sich nicht zu jedem
Land Porträts der neuen Schrobenhausenerinnen und Schrobenhausener.
Menschen, die sich unter anderen Umständen womöglich nie begegnet wären, haben gemeinsam geredet,
gemeinsam geplant, gemeinsam gelacht, gemeinsam gefeiert, gemeinsam gekocht und natürlich
auch
Wo der
Topf
gemeinsam
kocht,
gegessen.
kocht auch die Freundschaft.
So lautet ein griechisches Sprichwort.
Wir haben durch dieses internationale Projekt, an dem Menschen aus 20 verschiedenen Nationen beteiligt
waren, erkannt, dass es nicht schwer ist, Grenzen zu überwinden, wenn alle nur ein kleines
Stück aufeinander zugehen.
Wir sind um viele Erfahrungen reicher geworden und hoffen, dass Sie mit diesem Buch und beim
Nachkochen der mehr als 90 Rezepte genauso viel Spaß haben werden, wie wir gehabt haben. Vegetarische
oder vegane Rezepte sind mit gekennzeichnet.
Guten Appetit! - ብሩኽ መኣዲ - Jodolu eh jam! - صحة وهنا - Abinci mai kyau! - To yanilenu! - Bon appétit! -
Enjoy your meal! - ጥሩ የምግብ ፍላጎት - Karibu chakula! - نوش جان - Edáda eléla! - Itumelele dijo! - Hamu
nzuri! - Ezigbo agụụ! - Cunno wanaagsan! - An guadn!
wünschen Ihnen alle Beteiligten am Projekt „Kochen ohne Grenzen“
Schrobenhausen, November 2019
Inhalt
Wissenswertes
Typische Zutaten und Ersatzprodukte 4
Ostafrika 6
Äthiopien / Eritrea 8
Land und Leute Äthiopien 10
Land und Leute Eritrea 12
Landesküche 14
Porträts 16
Rezepte
Injera / Fladenbrot 22
Tsebhi birsen / Linsensuppe mit Feigen 23
Yemiser kik wot / Roter Linseneintopf 24
Yeduba alicha / Kürbis in milder Soße 25
Alicha wot / Gemüseeintopf 26
Zigni dorho / Hühnereintopf 27
Somalia 28
Land und Leute 30
Landesküche 32
Porträts 34
Rezepte
Canjeero / Pfannkuchen 38
Sambusa / Gefüllte Teigtaschen 39
Curry hilobka lo‘da / Rindfleischcurry 40
Bariiska isbinaajka / Spinatreis 41
Gashaatoo / Kokoskekse 42
Doolsho somali / Somalischer Kuchen 43
Tansania 44
Land und Leute 46
Landesküche 48
Porträts 50
Rezepte
Ugali na okras kali / Maisbrei mit Okras 56
Kunde na curry yo nazi / Linsen-Kokos-Curry 57
Ndizi mtori / Bananensuppe 58
Biriani / Reis-Fleisch-Eintopf 59
Kuku wa embe / Hähnchen mit Mangosoße 60
Mandazi / Krapfen 61
Uganda 62
Land und Leute 64
Landesküche 66
Rezepte
Amatoke / Kochbananen mit Gewürzbutter 68
Embboli na maida / Süßkartoffeln in Erdnusssoße 69
Enkokko mu binyebwa / Hähnchen in Erdnusssoße 70
Akatogo / Kochbananen mit weißen Bohnen 71
Mchuzi nyama na chapati / Fladenbrot mit Rindfleischsoße 72
Kabala gala / Bananenpfannkuchen 73
Westafrika 74
Nigeria 76
Land und Leute 78
Landesküche 80
Porträts 82
Rezepte
Mince da miya / Hackfleisch mit Soße 86
Ewa riro / Augenbohneneintopf 87
Vegetable jamboree / Frittiertes Gemüse mit Dip 88
Suya / Fleischspieße 89
Puff puff / Frittierte Teigbällchen 90
Chinchin / Frittiertes Orangengebäck 91
Togo 92
Land und Leute 94
Landesküche 96
Rezepte
Poulet grillé aux djenkoume / Hähnchen mit Tomatenbällchen 98
Plantains aux crevettes / Bananen mit Garnelen und Dip 99
Poulet à la brochette / Würzige Hähnchenspieße 100
Plantains avec salade/ Kochbananen mit Salat 101
Aboboi / Gari mit Schweinefleisch 102
Tilapia au poivre / Fisch in Pfeffersoße 103
Sierra Leone 104
Land und Leute 106
Landesküche 108
Porträt 110
Rezepte
Groundnut soup / Erdnusssuppe 112
Yebe / Wurzelgemüsesuppe 113
Grilled chicken / Gegrillte Hähnchenspieße 114
Tropical rice curry / Tropisches Curry 115
Banana cake / Bananenkuchen 116
Bananas acara / Bananenbällchen 117
Mali 118
Land und Leute 120
Landesküche 122
Rezepte
Azifa / Linsensalat 124
Mafé / Hühnchen in Erdnusssoße 125
Domoda / Erdnusseintopf 126
Riz jollof / Reiseintopf mit Fleisch und Gemüse 127
Gâteaux de bananes / Bananenküchlein 128
Omelette à la mangue / Mango-Omelette 129
Senegal / Gambia 130
Land und Leute Senegal 132
Land und Leute Gambia 134
Landesküche 136
Porträts 138
Rezepte
Acara and jimbo / Bohnenbällchen mit scharfer Soße 142
Chew i yappa / Lammeintopf 143
Chicken yassa / Zwiebelhuhn mit Manioksticks 144
Thiéboudienne benachin / Reis-Fisch-Eintopf 145
Pankeeti sukurr / Frittierte Orangenteigbällchen 146
Chakri / Hirse-Joghurt-Dessert 147
Südliches Afrika 148
Demokratische Republik Kongo 150
Land und Leute 152
Landesküche 154
Porträts 156
Rezepte
Fufu au pili pili / Maisbrei mit Chilisoße 162
Makayabu à la pondu / Fisch mit Cassavagemüse 163
Plantains frits et viande grillée / Grillfleisch mit frittierten Bananen 164
Légumes à la sauce cacahouète / Gemüse in Erdnusssoße 165
Moambe / Erdnusseintopf mit Huhn 166
Oranges douces / Süße Orangen 167
Botswana 168
Land und Leute 170
Landesküche 172
Rezepte
Lephutshi soup/ Kürbissuppe 174
Vetkoeck with minced beef / Teigbällchen mit Hackfleisch 175
Seswaa and morongo / Pulled Beef und Spinat 176
Chicken skewer with boshebo / Hähnchenspieß mit Cashewsoße 177
Fruit salad / Obstsalat 178
Lemon biscuits / Zitronenkekse 179
Schrobenhausen trifft Afrika 180
Stadt und Leute 182
Regionalküche 184
Rezepte
Fleischpflanzerl mit Fufu und Kirschsoße 186
Domoda mit Rote-Bete-Knödeln 187
Currywurst mit Jimbo und Acara 188
Backhendlfetzen mit Berbere-Remoulade und Kartoffelsalat 189
Dampfnudeln mit Mangosoße 190
Quarkknödel mit Mangokompott 191
Getränke aus ganz Afrika 192
Säfte 194
Gingerbeer / Ingwerlimonade 196
Bissap / Hibiskusblütensaft 197
Macoco / Mangoshake 198
Raqey / Tamarindenlimonade 199
Milchgetränke 200
Baobabjuice / Affenbrotbaumfruchtsaft 202
Ndiarusow / Milchshake 203
Kaffee und Tee 204
Shaah / Gewürztee 206
Bunn / Eritreischer Kaffee 207
Chai maziwa / Milchtee 208
Attaja / Grüner Tee 209
Getränke mit Schuss 210
Candance / Kaffee mit Honigwein 212
Rock shandy / Zitronen-Bitter-Cocktail 213
Register 214
Land und Leute
Landesküche
Porträts
Bubacarr
Mariama
Gambia
Rezepte
Acara and jimbo
Chew i yappa
Chicken yassa
Thiéboudienne benachin
Pankeeti sukurr
Chakri
Senegal
G
ambia ist der kleinste Staat Afrikas. Bis auf seine 80
Kilometer lange Atlantikküste ist das Land vom Senegal
umschlossen. Es wurde vor etwa 500 Jahren von
europäischen Entdeckern erkundet, seine Grenzen folgen
dem Verlauf des Flusses Gambia, einer der Hauptflüsse
in Afrika.
Obwohl dieser Fluss schon im 5. Jahrhundert v. Chr. von
den Karthagern erwähnt wird, entdeckten europäische
Seefahrer erst im 15. Jahrhundert den Strom. Während
des Sklavenhandels wurden mehr als drei Millionen Menschen
von Afrika nach Amerika verschleppt. Nachdem
sich Frankreich und England um das Gebiet gestritten
hatten, wurde Gambia 1888 zur britischen Kolonie erklärt
und die Grenzen zum Senegal wurden festgelegt.
1965 in die Unabhängigkeit entlassen, wurde Gambia zu
einer konstitutionellen Monarchie und 1970 zu einer Republik.
Zu dieser Zeit galt Gambia als demokratisches
Musterland in Afrika. Eine Wirtschaftskrise zu Beginn der
80er Jahre führte zu einem Putsch, der mithilfe von
Truppen aus dem Senegal beendet wurde. Die beiden
Länder schlossen sich daraufhin von 1982 bis 1989 zu
der Konföderation Senegambia zusammen.
Nach einer von Korruption geprägten demokratischen
Phase wurde der Präsident Dawda Jawara 1994 durch einen
Militärputsch entmachtet. Der Putschist Yahya Jammeh
hielt sich bis 2016 an der Macht. Trotz einer gewissen
Stabilität war auch diese Zeit von Korruption, Wahlmanipulation
und Missachtung der Menschenrechte geprägt.
Der demokratisch gewählte Präsident Adama Barrow
konnte sein Amt erst nach dem Eingreifen Senegals
antreten.
Gambia ist ein tropisches Land mit Regen- und Trocken-
134
zeit. Wald, Savanne und landwirtschaftliche Flächen
wechseln sich ab, sodass eine vielfältige Flora und Fauna
existiert. Großwild wurde bereits im 19. Jahrhundert ausgerottet,
geblieben sind grüne Meerkatzen, Paviane, Krokodile
und Flusspferde. An der Küste sind Delfine zu beobachten.
Neben Ebenholz, Mahagoni und Palisander gibt
es Affenbrotbäume und am Fluss Mangrovenwälder.
Die Hauptstadt Banjul mit knapp 31 000 Einwohnern liegt
auf einer Sandbank an der Mündung des Flusses Gambia.
Die Besonderheit der geographischen Lage verhindert
eine Vergrößerung des Stadtgebiets.
Die Bevölkerung unterteilt sich in verschiedene Ethnien,
von denen die wichtigsten Mandinka, Fulbe und Wolof
sind. Die jeweiligen Volksgruppen definieren sich durch
ihre Sprachen, weshalb die Menschen viele der mehr als
zwanzig Sprachen fließend sprechen oder sich zumindest
damit verständigen können. Da die Volksgruppen durch
die willkürlichen Grenzziehungen in Westafrika zur Zeit
der Kolonialisierung getrennt wurden, sehen viele Gambier
ihre Zugehörigkeit eher bei ihrem Volk als beim
Staat.
Der Alphabetisierungsgrad wird auf knapp 55 Prozent geschätzt,
wobei er bei Frauen deutlich geringer ist.
Einst Haupttransportweg, spielt der Fluss Gambia nur
noch in der Landwirtschaft eine große Rolle, da sich der
Verkehr auf die Straße verlagert hat. Im Agrarsektor arbeitet
die Mehrheit der Bevölkerung, hinzu kommen Tourismus
und Fischerei. Die wichtigste Kulturpflanze ist die
Erdnuss, die weit über 70 Prozent der Exporterlöse
bringt. Bodenschätze sind nicht wirtschaftlich erschließbar.
Gambia zählt daher zu den ärmsten Ländern der
Welt.
135
Hauptstadt: Banjul
Fläche: 11295 km²
Einwohner: 2,05 Mio. (über 9 Ethnien)
Amtssprache: Englisch (20 Sprachen)
Regierungssystem: Präsidialrepublik
Gründung: 18. Februar 1965 (Nationalfeiertag)
Religion: Muslime, Christen, traditionelle Religionen
Menschenrechtsverletzungen gegen LGBTG
Republic of The Gambia
D
ie Küchen des Senegals und Gambias unterscheiden
sich nur wenig. Senegalesische Gerichte sind
unter einem anderen Namen auch in dem viel kleineren
Gambia zu finden und umgekehrt. Während die portugiesische
und französische Kolonialzeit im Senegal kulinarische
Spuren hinterlassen hat, so ist französisches Baguette
sehr beliebt, finden sich in der gambischen Küche
kaum Einflüsse der früheren britischen Kolonialherren.
Wesentlich stärker wurde die Art der Zubereitung von
der nordafrikanischen und arabischen Küche inspiriert.
Gerichte sind meist sehr scharf gewürzt. Aber ebenso
werden, als Überbleibsel der Kolonialzeit, sehr häufig
Brühwürfel verwendet, so gilt der Maggiwürfel als Statussymbol
aus Europa. Im Senegal wird er auch „corrige-
Madame“, auf Deutsch „Frauenverbesserer“, genannt.
Neben Geflügel- oder Rindfleisch gibt es ihn in den Geschmacksrichtungen
Fisch, Shrimps oder Chili.
Das Frühstück ist in Gambia im Gegensatz zu vielen anderen
afrikanischen Ländern sehr wichtig. Es wird meist
in einer Garküche eingenommen, wo bereits morgens eine
große Auswahl an Gerichten, wie Hirseklößchen in
Sauermilch, aber auch Fischbällchen, zu finden ist.
Mittags und abends gibt es warme Mahlzeiten. In großen
Familien essen Frauen und Kinder getrennt von den Männern.
Vor dem Essen wird eine Schüssel mit Wasser zum
Händewaschen reihum gereicht. Anschließend wird das
Gericht in einer Schüssel serviert, um die sich alle auf
dem Boden versammeln. Mit der rechten Hand wird aus
einer Portion Reis eine Kugel mit einer kleinen Mulde geformt,
um damit die Soße aufnehmen zu können.
Erdnüsse sind das Hauptanbauprodukt in Gambia und
bilden, ob geröstet oder als Soße, die Basis zahlreicher
lande 136
landestypischer Gerichte, wie Mafé oder Domoda. Der
Speiseplan wird in Nähe der Atlantikküste von frischem
und im Landesinneren von getrocknetem Fisch dominiert.
Er ist eine wichtige Zutat des senegalesischen Nationalgerichts
Thiéboudienne, für das er zusammen mit
Gemüse und vielen Gewürzen in Tomatensoße gekocht
wird. In den kleinen Garküchen sind Fish cakes, mit Fisch
gefüllte, frittierte Teigtaschen, sehr beliebt.
Fleisch kommt meist nur an Festtagen auf den Tisch, da
es für den Großteil der Bevölkerung zu teuer ist. Zu den
Spezialitäten zählen Yassa, in Zitronensaft mariniertes
Fleisch, bevorzugt Huhn, das mit Zwiebeln und Knoblauch
gebraten wird, aber auch Benachin, ein scharfer
Eintopf aus Fleisch, Fisch, Tomatensoße und Gemüse.
Chakry ist ein weit verbreitetes Dessert, das aus
Couscous, gesüßter (Kondens-)Milch oder Joghurt und
Gewürzen hergestellt wird. Es wird meist in einer Garküche
in einem kleinen Plastikbeutel gekauft, in den dann
ein Loch gebissen wird, um den Brei herauszusaugen.
Das Nationalgetränk Attaya wird in einer rituellen Teezeremonie
zubereitet, bei der grüner Tee aus etwa 30 cm
Höhe in Teegläser gegossen und solange hin- und hergeschüttet
wird, bis sich eine dicke Schaumkrone bildet.
Attaya wird traditionell mit viel Zucker in drei aufeinander
folgenden Aufgüssen serviert.
Häufig wird auch Bissap getrunken, ein stark gezuckerter
Saft aus getrockneten Hibiskusblüten, der wegen seiner
dunkelroten Färbung auch senegalesischer Rotwein genannt
wird. Neben den bekannten tropischen Fruchtsäften
gibt es auch Baobabjuice, einen Saft aus den Früchten
des Affenbrotbaums.
137
B
ubacarr wurde vor 22 Jahren in Farafeni
in Gambia geboren. Seine Eltern
leben beide nicht mehr. Er war der
einzige Sohn seiner Mutter, sein Vater
hat jedoch viele Kinder gehabt.
Nach dem Tod seiner Mutter war er auf sich allein
gestellt. Er steckte in vielen Schwierigkeiten und hatte
Angst um sein Leben. Anfang 2014 beschloss er
daher, aus Gambia zu fliehen. Nur 17 Jahre alt, war
Bubacarr fast ein halbes Jahr allein auf der lebensgefährlichen
Route nach Deutschland unterwegs. Er ist
zuerst mit dem Bus und zu Fuß in den Senegal und
danach weiter durch Mali und Burkina Faso in den Niger
gelangt. Schwer erkrankt überlebte die Fahrt
durch die libysche Wüste in einem Pick-up-Truck. Auf
dem Mittelmeer wurde er von der italienischen Küstenwache
von einem Holzboot, das nicht hochseetauglich
war, gerettet und sicher an Land gebracht.
Per Bus und Zug gelangte er nach Deutschland. Die
ersten Jahre hat er gemeinsam mit anderen jungen
Geflüchteten aus Afghanistan und Ghana im Kinder-
und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen
verbracht. Mittlerweile wohnt er bei Freunden.
Er vermisst den familiären Zusammenhalt aus seiner
Heimat, weil die sozialen Bindungen der Menschen
dort viel enger sind. Seiner Meinung nach kümmern
sich die Menschen in Deutschland zu wenig umeinander,
da materielle Aspekte im Vordergrund stehen .
Ihm kommt daher das Leben in Deutschland bisweilen
sehr kalt vor. Auch die Natur und das warme Klima
fehlen ihm.
Als Waise hat er nur noch selten Kontakt zu Menschen
in Gambia. Trotzdem möchte er irgendwann
einmal das Land besuchen, wenn sich die Lage gebessert
hat. Es ist für ihn aber keine Option, wieder
dauerhaft in diesem Land zu leben, weil er sich hier
in Deutschland so wohlfühlt.
Bubacarr ist sehr klug, extrem fleißig und ehrgeizig.
Er nutzt jede Chance, die sich ihm bietet, so hat er
nach nur knapp einem Jahr in Deutschland den Quali
als externer Prüfling erfolgreich bestanden. Er hat
auch seine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker
erfolgreich abgeschlossen und darf endlich nach monatelangem
Ringen mit der Ausländerbehörde bei der
Metallbaufirma Mayr in Hörzhausen arbeiten. Sein
Beruf gefällt ihm gut, da er sich sehr für Technik interessiert
und handwerklich geschickt ist. Deshalb
hilft er auch immer mit, wenn bei seiner „Ersatzfamilie“
Arbeiten anfallen, bei denen technische Geräte
zum Einsatz kommen. Daneben erteilt er noch
mehrmals pro Woche ehrenamtlich Deutschunterricht
für Geflüchtete an der VHS.
An der deutschen Kultur mag er besonders, dass alles
geregelt abläuft. Auch die verschiedenen Feste
und Bräuche, wie Plätzchenbacken im Advent, Faschingspartys
oder Grillen im Sommer, gefallen ihm.
Für ihn gibt es unzählige Gründe, weshalb er sein Leben
in Schrobenhausen liebt.
Hier hat für ihn ein neues Leben begonnen, weil er
so viele neue, wertvolle Erfahrungen sammeln konnte
und es Menschen gibt, die immer für ihn da sind
und denen er blind vertrauen kann. Bubacarr hat
138
hier eine – wie er selbst sagt – wunderbare neue Familie,
bei der er jetzt wohnt, und neue Freunde gefunden,
mit denen er viel Zeit verbringt. Er ist sehr
froh, dass ihn der Zufall ausgerechnet nach Schrobenhausen
gebracht hat.
Eine von Bubacarrs Leidenschaften neben der ständigen
Suche nach neuem Wissen ist das Zugfahren. Er
ist häufig mit der Bahn unterwegs, hat viele Städte
in Deutschland bereist und dort Freunde gefunden.
Sein Traum ist, hier in Deutschland zu bleiben sowie
in Frieden und Sicherheit zu leben. Später möchte er
eine eigene Familie gründen und vielleicht auch studieren.
Er will in seinem Leben Spuren hinterlassen
und positive Erfahrungen weitergeben, damit die
Menschen friedlich miteinander umgehen und sich
respektieren.
Allerdings hat er aufgrund seiner Herkunft bereits
negative Erfahrungen gemacht. Er ist schon häufiger
auf Personen getroffen, die ihn oder andere aufgrund
ihrer Hautfarbe oder Religion diskriminiert oder rassistisch
beleidigt haben und vor allem die Unterschiede
betonen, anstatt zu sehen, dass alle Menschen
zusammengehören. Da Bubacarr sehr offen und tolerant
ist, versucht er auf alle Leute zuzugehen, um so
diese Differenzen zu überbrücken.
Bubacarr kocht sehr gerne. In seiner alten Heimat
hat er manchmal gekocht, aber meistens nur zugeschaut,
wenn seine Mutter das Essen zubereitet hat.
Aber so richtig gelernt hat er es erst in Deutschland
beim gemeinsamen Kochen mit Marion und Pauline,
seiner „Ersatzfamilie“. Zutaten für gambische Gerichte,
wie Erdnüsse oder Erdnussbutter, kauft er im Supermarkt
oder, wenn er dort nicht bekommt, was er
braucht, im Asia-Laden. Allerdings gibt es auch Zutaten,
wie Netetu mbahal, eine scharfe Würzpaste aus
getrocknetem Fisch, Erdnüssen und Johannisbrotfrüchten,
die er hier noch nicht entdeckt hat.
Besonders dieses Gericht vermisst er, weil es ihn an
seine Familie in Gambia erinnert. Solange seine
Großmutter noch gelebt hat, hat sie jeden Freitag
Netetu mbahal für ihren Enkel frisch zubereitet. Später
hat auch seine Mutter sein Lieblingsgericht am
Freitag für ihn gekocht. Dies war für ihn immer ein
besonderer Tag, auch deshalb, weil er weiße Kleidung
tragen und in die Moschee gehen durfte. Auch
Chicken yassa, scharfes, mit Zitronensaft mariniertes
Hühnchen, das mit Reis und viel Zwiebeln serviert
wird, fehlt ihm ebenfalls. Sein Lieblingsgericht heißt
Plasas, dafür wird Fleisch und Räucherfisch in Palmöl
gebraten und zusammen mit grünem Gemüse sowie
dem Maniokbrei Fufu serviert.
Zu jeder Tages- oder Nachtzeit trinkt er mit Leidenschaft
Sirup – wie seine „Ersatzmama“ sagt. Das ist
Kaffee mit bis zu acht Löffeln Zucker. Diese Gewohnheit
aus Gambia hat er beibehalten.
Von der deutschen Küche mag er Käsespätzle und
Pfannkuchen mit viel Marmelade bei seiner neuen
„Familie“ am liebsten. Auch alkoholfreies Bier, besonders
Radler, trinkt er sehr gerne. Bis jetzt hat er
in Deutschland noch nichts gegessen, was ihm nicht
geschmeckt hätte.
139
M
ariama wurde vor 26 Jahren in
dem senegalesischen Dorf Fimela
nahe der Atlantikküste geboren. Sie lebt
seit drei Jahren in Deutschland und ist
im Februar 2018 gemeinsam mit ihrer
Tochter Aisha, die im Oktober 2016 in München
zur Welt kam, nach Schrobenhausen gekommen.
Mariama ist ganz allein aus ihrem Heimatland über
Mauretanien nach Marokko geflohen, von wo sie mit
dem Schiff nach Spanien übersetzte. Spanien ließ sie
jedoch bald hinter sich, da sie sich dort sehr einsam
fühlte und zu einem senegalesischen Freund gehen
wollte, der in Deutschland lebte. Innerhalb eines Tages
fuhr sie mit dem Bus über Spanien nach
Deutschland, wo sie zuerst in Saarbrücken untergebracht
wurde. Ihre nächsten Stationen in Deutschland
waren München und Bamberg, bis sie endlich in
Schrobenhausen ankam, wo sie sich mittlerweile
recht wohlfühlt.
Im Senegal lebt noch ihre Familie, zu der ihr Vater,
zwei Schwestern und ein jüngerer Bruder gehören.
Ihre Geschwister vermisst sie, besonders ihren kleinen
Bruder, da sie miteinander viel erlebt haben. Sie
hatten gute Zeiten miteinander, mussten aber auch
gemeinsam viele Schwierigkeiten meistern, was die
beiden nur noch stärker verbunden hat. Hin und wieder
chattet sie noch mit ihren Geschwistern auf
WhatsApp.
Sie denkt öfter an ihre alte Heimat zurück, da sie
den Ort, aus dem sie stammt, immer vermissen
wird. Dennoch möchte sie nicht dauerhaft zurück in
den Senegal. Mariama hatte zahlreiche Probleme, so
gab es in der Familie Schwierigkeiten, viele Streitereien
und auch finanzielle Probleme, weshalb Mariama
die Familie verlassen hat.
Im Senegal sind schwarzmagische Rituale weit verbreitet,
die in der westafrikanischen Voodoo-Religion
verankert sind. Sie gehen auf die verschiedenen
Praktiken des Totenkults und den Glauben an die
Wiederbelebung verstorbener Menschen zurück.
Manche Voodoo-Priester nutzen ihre vermeintlichen
Zauberkräfte, um anderen Menschen zu schaden,
auch die Redensart: „Wenn ich dein Geld nicht fressen
kann, dann fresse ich dich“, weist auf die Allgegenwärtigkeit
dieser Traditionen hin. Mariama hat in
ihrem Dorf ebenfalls erlebt, dass solche Praktiken
eingesetzt wurden, um einander zu schaden und so
führt sie auch ihr steifes Bein auf solche Verwünschungen
zurück.
Neben vielen anderen Problemen war es vor allem
auch ihre Erkrankung, die sie veranlasst hat, das
Land zu verlassen. Ihre Hoffnung, in Europa medizinische
Hilfe zu finden, hat sich erfüllt. Ihr steifes
Bein wurde bereits fünfmal operiert, ist dadurch beweglicher
geworden und bereitet ihr nur noch selten
Beschwerden. Dieser Heilungsprozess zählt zu Mariamas
schönsten Erfahrungen, da sie glücklich ist, wieder
fast ganz gesund geworden zu sein. Im Gegensatz
zu ihrer alten Heimat hat sie hier professionelle
und umfassende Hilfe gefunden.
Auch gefällt ihr in Deutschland gut, dass alles viel ruhiger
und geregelter als im Senegal abläuft. Mariama
140
hat mit ihrer kleinen Tochter Aisha, die ihre Mutter
mit ihren Späßen stets auf Trab hält, ihren Frieden
gefunden. Es ist für die junge Frau das Schönste, in
Freiheit und Sicherheit leben zu dürfen.
Es gibt nur wenig, was sie in Deutschland an ihre alte
Heimat erinnert, da ihr hier alles anders vorkommt.
Lediglich wenn sie sich mit den anderen
Frauen aus Afrika unterhält, fühlt sie sich wieder ein
bisschen wie zuhause. Sie mag Schrobenhausen, da
es ruhig und weniger hektisch als im Senegal zugeht.
Zwar hat Mariama auch bereits negative Erfahrungen
in Deutschland gemacht, so hatte sie während ihrer
Zeit in Bamberg sehr viel Stress. Das Essen im Camp
hat ihr nicht geschmeckt. Dies lag vor allem daran,
dass sie nicht frei über ihre Mahlzeiten entscheiden
konnte, sondern das essen musste, was ihr vorgesetzt
wurde. Es war unklar, ob sie dort mit ihrem
Kind leben und ob sie überhaupt in Deutschland bleiben
darf. Sie lebte daher in Angst und mit einem
Blick auf eine ungewisse Zukunft. Mit der Hilfe eines
Anwalts konnten die Probleme aber innerhalb von
drei Monaten gelöst werden.
Derzeit besucht sie einen Integrationskurs an der
VHS, wo sie sich bemüht, schnell Deutsch zu lernen.
Die mitunter sehr komplizierte Sprache gefällt ihr,
weshalb es ihr nicht schwer fällt Deutsch zu sprechen
und sie auch nicht aufgibt, wenn sie etwas nicht sofort
versteht. Sobald sie die Sprache gut genug gelernt
hat, möchte sie sich Arbeit suchen. Sie würde
gerne in einem Restaurant im Service arbeiten, da
sie es mag, sich zu bewegen.
Mariama hat keine großen Träume, sie möchte lediglich
in Deutschland Fuß fassen, gesund bleiben und
mit ihrer kleinen Tochter glücklich sein. Ihr ist es
wichtig, nicht auf der Stelle zu treten, sondern immer
neue Fortschritte zu machen.
Ihre Tochter Aisha besucht sehr gerne den Kindergarten,
wo sie schon viele Freundinnen gefunden
hat, von denen sie fast nebenbei die deutsche Sprache
lernt. Die Kleine hat große Freude am Tanzen
und malt sehr gerne, wobei sie in ihrem Eifer vor
nichts halt macht, so wurden auch schon Wände,
Schränke oder das Sofa „verschönert“.
Mariama kocht sehr gerne, noch lieber aber mag sie
es, ihre Umgebung schön zu gestalten. Ihr Zimmer
im Containerdorf hat sie daher auch mit geringen
Mitteln sehr wohnlich eingerichtet und sie achtet darauf,
alles ordentlich und sauber zu halten.
Im Senegal hat Mariama das Kochen von ihrer Mutter
gelernt, der sie zur Hand gehen musste. Zutaten
für ihre Lieblingsgerichte Mafé, Hühnchen in Erdnusssoße,
und Suppu kanja, eine Suppe mit Okraschoten
und Krabben bzw. Fisch, kauft sie in München
im Afrika-Shop, wo sie auch andere Zutaten,
wie Palmöl, Reis oder Erdnüsse, finden kann. Im Senegal
gab es sehr häufig Fisch, daher ist Suppu kanja
ein eher alltägliches Gericht, aber gerade deswegen
erinnert es sie an ihre Heimat.
An der deutschen Küche gefällt ihr, dass es häufig
Fleisch gibt und nicht nur, wie im Senegal, an Feiertagen.
Gefüllte, mit Käse überbackene Cannelloni
sind ihre Lieblingsspeise in Deutschland. Aisha isst,
wie beinahe jedes Kind in Bayern, am liebsten Brezen.
141
Chicken yassa
Zwiebelhuhn mit Manioksticks
Zutaten
Zwiebelhuhn
6 Hähnchenschenkel
250 ml rotes Palmöl
3 Zitronen
2 EL scharfer Senf
1 Knoblauchzehe
5 Zwiebeln
2 Chilischoten
½ TL Salz
2 Lorbeerblätter
Manioksticks
2 Maniokwurzeln
1 TL Salz
Zum Frittieren
1 l Öl
Zubereitung
Zwiebelhuhn
Zwiebeln in feine Ringe schneiden.
Knoblauch und Chili hacken.
Zitronen pressen. Alle Zutaten
in einer flachen Form verrühren.
Fleisch einlegen und 4
Stunden marinieren.
Zwiebeln in einer feuerfesten
Form anbraten. Fleisch zufügen
und 10 Minuten von beiden Seiten
braten.
Manioksticks
Marinade darüber gießen und im
Backofen bei 180 °C 20-30 Minuten
braten, dabei immer wieder
mit Marinade bestreichen.
Maniokwurzel schälen, faserigen
Strunk in der Mitte entfernen, in
fingerdicke Stäbchen schneiden
und 20 Minuten im Salzwasser
kochen. Anschließend Manioksticks
im heißen Öl frittieren.
144
Thiéboudienne benachin
Reis-Fisch-Eintopf
Zutaten
500 g Fisch
2 EL Öl
2 Zwiebeln
4 EL Tomatenmark
1 l Brühe
1 Chilischote
2 Karotten
1 Süßkartoffel
½ Weißkohl
½ Maniokwurzel
1 Auberginen
6 Okraschoten oder 1 Zucchini
½ TL Salz
300 g Reis
1 Limette
Füllung
1 Bund Petersilie
3 Knoblauchzehen
1 Chilischote
½ Suppenwürfel
2 EL Öl
Zubereitung
Zutaten für die Füllung hacken
und Fisch mit der Paste füllen.
Zwiebeln und Chilischote hacken.
Fisch von beiden Seiten
anbraten, danach Zwiebeln, Chilis
und Tomatenmark hinzufügen.
Nach 5 Minuten mit Brühe
aufgießen. 15 Minuten köcheln
lassen, bei Bedarf Wasser nachgießen.
Danach Fisch aus dem
Sud nehmen und zugedeckt bei
50 °C im Backofen warmhalten.
Inzwischen Gemüse schneiden.
Zuerst Süßkartoffel, Maniok und
Karotten in den Fischsud geben
und 10 Minuten garen lassen.
Anschließend restliches Gemüse
sowie Salz hinzufügen und etwa
20 Minuten bissfest kochen. Gemüse
aus dem Sud nehmen und
zum Fisch geben.
Mit 1 l Wasser aufgießen, Reis
hinzufügen und etwa 20 Minuten
kochen, bis der Reis den Sud
vollständig aufgesogen hat.
Reis, Gemüse und Fischfilets anrichten
und mit Limettensaft beträufeln.
145
Pankeeti sukurr
Frittierte Orangenteigbällchen
Zutaten
4 Eier
150 g Zucker
1 TL gemahlene Vanille
75 g Butter
1 unbehandelte Orange
500 g Mehl
100 ml Milch
1 TL Backpulver
½ TL Muskatnuss
1 TL Zimt
½ TL Salz
2 EL Puderzucker
Zum Frittieren
1 l Öl
Variante
100 g Kokosraspeln
200 ml Kokosmilch
Zubereitung
Orangenschale abreiben und
Orange pressen. Eier, Zucker,
Vanille sowie Butter schaumig
rühren. Zimt, Muskatnuss, Salz,
Orangensaft und -schale unterrühren.
Mehl mit Backpulver
vermischen und alles verkneten.
Anschließend Milch zugießen.
Teig 20 Minuten ruhen lassen.
Den Teig mit bemehlten Händen
zu kleinen Bällchen formen und
etwa 5 Minuten im heißen Öl
frittieren, bis sie goldbraun sind.
Mit einem Schaumlöffel herausnehmen
und Fett abtropfen lassen.
Vor dem Servieren mit Puderzucker
bestäuben.
Variante
Anstelle der Orange können Kokosraspeln
verwendet werden.
Die Milch kann durch Kokosmilch
ersetzt werden, wobei sich
die Menge um 100 ml erhöht.
146
Chakri
Hirse-Joghurt-Dessert
Zutaten
200 g Hirse
500 ml Milch oder Kokosmilch
¼ TL Salz
150 g Zucker
500 g Joghurt
½ TL gemahlene Vanille
1 EL Orangenblütenwasser
2 unbehandelte Orangen
Variante
200 g Couscous
Zubereitung
Milch mit Salz aufkochen. Hirse
einrühren und nochmals aufkochen.
Etwa 25 Minuten köcheln
lassen. Topf von der Platte nehmen,
Zucker unterrühren und
Hirse 20 Minuten quellen lassen,
bis die Körner aufplatzen.
Joghurt mit Orangenblütenwasser
und Vanille unter den abgekühlten
Hirsebrei rühren. Chakri
in kleine Schüsseln füllen und 1
Stunde kalt stellen.
Orangenschale abreiben und
Orangen filetieren. Chakri garnieren.
Variante
Couscous statt Hirse verwenden.
Couscous mit Milch aufkochen
und unter Rühren 10 Minuten
köcheln lassen. Topf von der
Platte nehmen und 10 Minuten
quellen lassen.
147
Stadt und Leute
Regionalküche
Afrika
Rezepte
Fleischpflanzerl mit Fufu
Domoda mit Rote-Bete-Knödeln
Currywurst mit Acara und Jimbo
Dampfnudeln mit Mangosoße
Quarkknödel mit Mangokompott
Schrobenhausen
S
chrobenhausen, zum ersten Mal um 790 als
„Scropinhusun“ urkundlich erwähnt, durchlebte
im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine wechselvolle
Geschichte. In der Gründerzeit im 19. Jahrhundert entstanden
Unternehmen der Papier- und Metallverarbeitung,
die noch heute einen wichtigen Wirtschaftsfaktor
darstellen und auswärtige Arbeitskräfte anziehen. Während
des Zweiten Weltkriegs kamen Zwangsarbeiter hinzu,
die aus den eroberten Ländern deportiert und zur Arbeit
für den Rüstungsbetrieb Hiag gezwungen wurden.
Nach Ende der NS-Zeit verdoppelte sich die Bevölkerung,
da etwa 7 000 Vertriebene aus Tschechien und Ungarn
sowie Deutsche aus den ehemaligen Ostgebieten in die
Stadt kamen. Schrobenhausen nahm überdurchschnittlich
viele Menschen auf, da es weitgehend von Kriegszerstörungen
verschont geblieben war. Bei ihrer Ankunft
galt es zuerst viele praktische Probleme zu lösen, aber
langfristig brachten die Neubürger Schrobenhausen in
der Zeit des Wirtschaftswunders einen immensen Wachstumsschub
und es entstanden in Mühlried und auf der
„Platte“ neue Siedlungen.
Als die heimische Industrie neue Arbeitskräfte benötigte,
wurden in den 60er und 70er Jahren Gastarbeiter aus
Italien sowie der Türkei geholt und auch später kamen
Menschen aller Nationen nach Schrobenhausen, die bei
Firmen mit internationalen Niederlassungen einen Arbeitsplatz
fanden. Mit jeder Vergrößerung der Europäischen
Union wurde die Stadt ein Stück internationaler,
aber auch der Fall des Eisernen Vorhangs in den 90er
Jahren sorgte dafür, dass sich immer mehr Menschen aus
den verschiedensten Ländern hier niederließen. Mit den
Neubürgern erweiterte sich auch der Speiseplan der
184
Schrobenhausener: So fanden Pasta, Pizza, Gyros oder
Döner allmählich ihren Weg auf die einheimischen Teller.
2015 kamen die ersten Geflüchteten nach Schrobenhausen,
wo sie anfangs in der Stadthalle, danach in den
Containern an der Bürgermeister-Götz-Straße sowie in
der alten Grundschule untergebracht wurden. Als 2015
die Höchstzahl von knapp 400 Personen erreicht wurde,
waren die Gemeinschaftsunterkünfte zum Platzen gefüllt.
Mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer wurde in den
ersten Wochen die Grundversorgung der Neuankömmlinge
ergänzt. Es wurden Fahrten zum Ausländeramt oder
Arzt organisiert und Deutschkurse abgehalten.
Mit dem Erlernen der Sprache gelang vielen Geflüchteten
der Schritt ins Berufsleben, sie bekamen Kontakt zu Einheimischen,
fanden Wohnungen und eine neue Heimat.
Eine afghanische Schülerin schrieb im Jahr 2018 sogar
den besten Quali an der Mittelschule. Unter den Jüngeren,
die Deutschkurse an der Berufsschule und VHS besucht
haben, absolvieren einige erfolgreich eine Ausbildung.
Viele von ihnen sind zu geschätzten Mitarbeitern in
Schrobenhausener Betrieben geworden.
Derzeit leben noch knapp 180 Geflüchtete in den Unterkünften.
Während die einen in Schrobenhausen oder benachbarten
Städten Fuß gefasst haben, zerplatzte bei
anderen die Hoffnung auf ein Leben in Freiheit und Sicherheit,
da sie Deutschland wieder verlassen mussten.
Diejenigen, die noch in den Gemeinschaftsunterkünften
untergebracht sind, warten teilweise seit 4 Jahren auf die
Entscheidung, ob sie Asyl bekommen oder nicht.
Schrobenhausen ist über all die Jahre bunter und vielfältiger
geworden und mittlerweile leben hier gut 17 000
Menschen aus 78 Nationen.
185
Landkreis: Neuburg-Schrobenhausen
Fläche: 75,27 km²
Einwohner: 17106 (78 Nationen)
Gemeindeteile: Steingriff, Sandizell, Hörzhausen, Mühlried,
Edelshausen
Gründung: erste urkundliche Erwähnung im 8. Jahrhundert
Städtepartnerschaften: Thiers, Perg, Bridgnorth, Schwetzingen
Fleischpflanzerl mit Fufu und
Kirschsoße
Zutaten
Fleischpflanzerl
2 Zwiebeln
je 350 g Rinder- und Lammhack
2 Eier
4 Scheiben Toastbrot
150-200 ml Milch
2 TL mittelscharfer Senf
1 unbehandelte Orange
2-3 EL Berbere
1 Bund glatte Petersilie
Fufu
3 EL Butterschmalz
450 g Maniok- oder Maismehl
1 EL rotes Palmöl
300 ml Milch
200 ml Sahne
Kirschsoße
je 1 TL Salz, Pfeffer
200 g Knollensellerie
je 1 Zwiebel, Karotte
je 1 EL Sonnenblumenöl, Tomatenmark, Butter
1 TL Puderzucker, Stärke
je 250 ml Rotwein, Hühnerbrühe, Kirschsaft
je 1 TL Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer
250 g entsteinte Sauerkirschen
Zubereitung
Fleischpflanzerl
Orangenschale abreiben, Toast
in Milch einweichen, mit Eiern
sowie Senf pürieren und mit
Hackfleisch, Zwiebeln, Berbere
( S. 23) und gehackter Petersilie
mischen. Pflanzerl formen
Fufu
und braten.
Für Fufu ( S. 56, 164) Wasser
und Milch aufkochen. Am Ende
der Kochzeit Sahne einrühren,
bis der Brei sämig ist. Mit Salz
und Pfeffer abschmecken.
188
Kirschsoße
Gemüse würfeln, anschwitzen,
mit Puderzucker bestäuben und
karamellisieren.
Tomatenmark
einrühren, mit Rotwein ablöschen
und reduzieren. Brühe
sowie Saft zufügen und einkochen
lassen. Gemüse abseihen.
Soße mit Gewürzen abschmecken
und mit Stärke eindicken.
Kirschen in zerlassener Butter
erwärmen. Fufu und Fleischpflanzerl
mit Kirschen anrichten
und mit Soße beträufeln.
Quarkknödel mit Mangokompott
Zutaten
Quarkknödel
750 g Magerquark
2 EL Crème Fraîche
2 Eier
¼ TL Salz
4 EL Zucker
½ TL gemahlene Vanille
50 g Mehl
1 unbehandelte Limette
Kompott
2 Mangos
6 unbehandelte Orangen
1 Limette
50 g Zucker
Brösel
1 TL Zimt
100 g Butter
50 g Zucker
50 g Semmelbrösel
50 g Kokosraspeln
½ TL gemahlene Vanille
Zubereitung
Quarkknödel
Quark mit einem sauberen Tuch
gut ausdrücken und mit Crème
Fraîche, Eiern, Salz, Zucker sowie
Vanille verrühren.
Limettenschale abreiben, Saft
auspressen und alles zur Quarkmischung
geben. Mehl unterrühren
und Teig für 20 Minuten im
Kühlschrank ruhen lassen.
Anschließend Salzwasser in einem
großen Topf aufkochen, mit
zwei Löffeln Knödel vom Teig
abstechen und etwa 15 Minuten
im Wasser ziehen lassen.
Wichtig: Das Wasser darf nicht
mehr kochen, da die Knödel
sonst zerfallen.
Kompott
Mangos würfeln. Limettenschale
abreiben. 2 Orangen filetieren.
Limette und übrige Orangen
auspressen. Saft, Zucker, Zimt,
Zitrusschale sowie Mango 5 Minuten
köcheln lassen und danach
pürieren. Nach dem Abkühlen
Orangenfilets untermischen.
Brösel
Butter und Zucker schmelzen,
Semmelbrösel, Kokosraspeln sowie
Vanille zugeben und 5 Minuten
rösten.
Quarkknödel mit Bröseln bestreuen
und zusammen mit dem
Kompott servieren.
193
Gerichte und Geschichten
aus Afrika und Schrobenhausen
Mehr als 90 Rezepte aus 13 afrikanischen Ländern,
Wissenswertes über Land und Leute sowie die kulinarischen
Traditionen sind hier versammelt.
Lernen Sie einige unserer neuen Schrobenhausener
Mitbürgerinnen und Mitbürger kennen und gehen Sie
gemeinsam mit ihnen auf eine kulinarische Reise
durch Äthiopien, Botswana, die Demokratische Republik
Kongo, Eritrea, Gambia, Mali, Nigeria, den Senegal,
Sierra Leone, Somalia, Tansania, Togo und
Uganda.
Probieren Sie aus, wie es schmeckt, wenn Afrika auf
Schrobenhausen trifft.
Erhältlich unter kochenohnegrenzen@t-online.de