LebenJohn D.RockefellerKRISENALS CHANCENNUTZEN6 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2020 . ERFOLG magazin
LebenSchaut man auf die Geschichteerfolgreicher Menschen, so siehtdiese für den oberflächlichen Betrachtervon außen oft so aus wieeine stetige Aneinanderreihungvon Erfolgen. Was dabei häufig übersehenwird, ist die Tatsache, dass alle erfolgreichenPersönlichkeiten sehr große Probleme zubewältigen hatten. Probleme, die auf denersten Blick unlösbar erschienen und diemöglicherweise sogar zum Scheitern derspäter als so erfolgreich bewunderten Persönlichkeithätten führen können. Mancheerfolgreichen Menschen sind überhaupterst durch Probleme groß geworden – sobeispielsweise der Ölmagnat John D. Rockefeller,der durch seine Unternehmungenals der reichste Mann aller Zeiten gilt.»Als optimistischer Mensch, der ‚injeder Katastrophe noch eine Chanceerblickte’, beklagte er sein Unglücknicht, sondern machte sich an einegründliche Analyse der Lage.«Rockefeller begann nebenberuflich nebenseiner Beschäftigung im Lebensmittelhandelins Ölgeschäft einzusteigen. Im Altervon 24 Jahren gründete er eine Firma,die ihm einen Zusatzverdienst ermöglichensollte. Damals konnte noch niemandabsehen, wie wichtig Öl einmal werdenwürde. Handelte es sich vielleicht nur umeine vorübergehende Mode, wie dies beimGoldrausch der Fall gewesen war? Oderum einen langfristig ertragreichen neuenIndustriezweig? Der Ölpreis schwankteextrem. 1861 kostete ein Barrel zwischenzehn Cent und zehn Dollar, 1864 schwankteder Preis zwischen vier und zwölf Dollar.Jedes Mal, wenn eine neue Ölquelleentdeckt wurde, sanken die Preise ins Bodenlose.Und dann wiederum stiegen sie,weil man befürchtete, das Öl könnte baldzu knapp werden.Spekulanten witterten Möglichkeiten, indieser neu entstandenen Branche schnellund ohne viel Mühe reich zu werden. Es entstandenimmer neue Raffinerien, und 1870machte deren Kapazität bereits das Dreifacheder zu diesem Zeitpunkt gefördertenÖlmenge aus. Drei Viertel aller Raffinerienmachten Verluste und ein wichtiger KonkurrentRockefellers bot ihm Anteile an seinerFirma für zehn Prozent ihres Buchwertes an.In dieser Krise stand zu befürchten, dassRockefeller sein ganzes Vermögen wiederverlieren könnte. „Als optimistischerMensch, der ‚in jeder Katastrophe nocheine Chance erblickte’, beklagte er seinUnglück nicht, sondern machte sich aneine gründliche Analyse der Lage. Ihmwurde klar, dass sein individueller Erfolgals Raffineriebesitzer jetzt vom kollektivenScheitern der ganzen Branche bedrohtwar und dass es daher einer systematischenLösung bedürfte“, so berichtetRockefellers Biograph Ron Chernow.Rockefeller gründete eine Aktiengesellschaft,die Standard Oil Company, undsetzte sich ein großes Ziel: „Die StandardOil Company wird eines Tages sämtlichesÖl raffinieren undsämtliche Fässerherstellen.“ SeinZiel war es, diegesamte Ölindustrieunter seineKontrolle zu bringen.Er stattetesein neues Unternehmenmit demdamals unerhörtgroßen Kapitalbetragvon einer Million Dollar aus underhöhte diesen bald auf dreieinhalb Millionen.Er warb hervorragende Führungskräftean und setzte auf Expansion – unddas in einer Zeit der schwersten Krise. „Eswar ein Zeichen für Rockefellers Selbstvertrauen,dass er zu einer Zeit, da dieBranche am Abgrund stand, Führungskräfteund Investoren dieser Güteklassezusammenbrachte – es war, als ob dieallgemeine Niedergeschlagenheit seineEntschlossenheit gerade wachsen ließ“, soChernow.So unterscheiden sich Gewinner vonVerlierernDies ist der entscheidende Unterschiedzwischen Siegern und Verlierern: Verliererlassen sich von der allgemeinenStimmung anstecken. Sind alle niedergeschlagen,dann sind sie es eben auch.Gewinner sehen die Wirklichkeit anders.Sie sehen die Chancen in einer schwierigenSituation und konzentrieren sichzu 100 Prozent darauf, diese Chancenwahrzunehmen. Sie wissen, dass mangerade in verzweifelten und sehr unsicherenSituationen sehr günstig einkaufenkann: andere Firmen, Aktien oderauch Manager und Fachkräfte.Rockefeller handelte in der Krise geschickteVerträge mit den für den Transportdes Öls wichtigen Eisenbahngesellschaftenaus, die ihm Rabatte gewährten,welche ihn gegenüber dem Wettbewerbbevorzugten. Es kam zu massiven Gegenreaktionenund Boykottaufrufengegen sein Unternehmen, und er musste90 Prozent seiner Arbeiter vorübergehendentlassen. Die Gerüchte überden geheimen Pakt, den er mit der Eisenbahngesellschaftgeschlossen hatte,verstärkten noch die allgemeine Verun-Bilder: Wikipedia/John Singer Sargent, Depositphotos/dgdimensionERFOLG magazin . Ausgabe 01/2020 . www.erfolg-magazin.de7