Flensburg Journal 208 - Januar 2020
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Thomas W. Kipka –
Aus der Asche
zu den Sternen
Seit 2008 wird in Flensburg Bier gebraut. Seit 2008? Nein! Flensburgs Brautradition
ist doch älter und eng mit der Flensburger Brauerei verknüpft.
Es muss also noch einen oder gar mehrere Biersieder geben. Ja! Hansens
Brauerei kennt jeder Flensburger. Dort kann man sehen, wie aus Hopfen und
Malz Bier entsteht.
Aber! Dort, wo man es am wenigsten heute vermutet, im Brauereiweg im
Industriegebiet, in Nachbarschaft von Werft und Stadtwerken, findet der
Biersommelier (ja, so etwas gibt es) einen Stern am inzwischen weitgehend
gleichgeschalteten Bierhimmel.
Thomas Kipka, Herr über rund 20 Biersorten, hat sich gelöst vom Diktat des
„Deutschen Reinheitsgebots“. Ein Begriff, der für die weniger Eingeweihten
für urdeutsches, von Fremdstoffen freies Bier steht, hat, so Thomas Kipka,
dazu geführt, dass die Biere immer austauschbarer werden. Die Vielfalt, die
einst Biere vom Altertum bis heute prägten, ging durch das Reinheitsgebot
in Deutschland verloren, während diese im Rest Europas weiter gelebt wurde.
Dabei ist der Begriff „Reinheitsgebot“ irreführend. Er suggeriert Sauberkeit,
unverfälschte Zusammensetzung von lediglich drei Inhaltsstoffen, Getreidemalz,
Hopfen und Wasser. In Wahrheit werden beim Herstellungsprozess
Hilfsmittel verwendet, die aber nicht deklariert werden müssen.
Thomas Kipkas Bier ist auch „rein“; aber angereichert mit Gewürzen und
Früchten, die neue Biere möglich machen.
Langweilige Biere waren gestern
Vom koffeinhaltigen „Coffeum“, welches mit Kaffee aus der Maragogype
Bohne gebraut wird, bis zum „Westindien Malt“, einem Bier mit Whisky-Note,
gibt es eine reichhaltige Palette origineller Biersorten, die nur
hier und nirgendwo anders gebraut werden.
Thomas Kipka ist kein Seiteneinsteiger im Biergeschäft. Der Diplom-Braumeister
arbeitete für die Königshäuser von Norwegen und Dänemark und
war über sieben Jahre für Qualität und Geschmack bei der Flensburger
Brauerei verantwortlich.
Das Bierbrauen liegt in der Familientradition. Schon 1871 brauten Kipkas
Vorfahren Bier. Er selbst startete seine Karriere 16-jährig mit einer
Ausbildung zum Brauer und Mälzer. Viele Berufsjahre später
kam er auf die Idee im Norden Hopfen anzubauen, dort, wo man
es am wenigsten erwartet, auf der Insel Sylt. In der Nähe der
Keitumer Kirche legte er 2004 eine erste Versuchsplantage an.
Noch heute bewirtschaften er und seine Mitarbeiter eine große
Plantage auf der Insel, von der sein Markenzeichen, der „Sylter
Hopfen“, stammt.
2008 gründete er dann in Flensburg seine Firma, die „Westindien
Compagnie“. Der Name knüpft an die große Tradition Flensburgs
als Zucker- und Rumstadt an.
Die Rohstoffe, insbesondere der Sylter Hopfen, sind begrenzt.
Die Ernte ist ähnlich dem Wein klima- und wetterabhängig. Entsprechend
schwankt auch die Produktion. Das macht das Bier der
Craft- (Handwerks-) Brauerei auch einmalig.
Sein Geschäft mit dem „Sylter Hopfen Bier“ lief gut, bis 2017 ein
großer Brand seine Produktionsstätte völlig vernichtete. Kipka
und seine Mitarbeiter standen vor dem Aus.
Aufgeben oder Aufbauen
Thomas Kipka entschied sich für Weitermachen, besser noch
Aufbauen, Erweitern. Die Räumlichkeiten wurden völlig neu gestaltet,
die Brauanlage um ein Gasthaus erweitert. Wer heute
72 FLENSBURG JOURNAL • 11/2019 01/2020