Melange No2
Melange No2- Das Magazin im Süden Bayerns
Melange No2- Das Magazin im Süden Bayerns
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2<br />
0<br />
1<br />
6<br />
Titel: PAULINE SCHÄGGER<br />
Foto: Florian Werner<br />
NEWCOMER<br />
Viktoria von Heinz<br />
Stefanie Fischer<br />
d a s m a g a z i n<br />
M U R N A U<br />
BLAUES LAND<br />
DIE ZEITZEUGEN<br />
Höre nicht auf, bevor<br />
du angefangen hast<br />
SOCCER<br />
CAMP17<br />
STAND UP<br />
PADDLING<br />
am Staffelsee
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„Energiekosten;<br />
kein Thema<br />
für Sie?“<br />
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E D I T O R I A L<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />
g’schafft<br />
Foto: Florian Werner<br />
nik<br />
Dank unserem starken Team erscheint Eure zweite <strong>Melange</strong> vom<br />
Blauen Land. Warum Eure? Die Einzelhändler, die Anzeigenkunden<br />
von Murnau und Umgebung, machen es möglich, das zeitlose<br />
Sammlermagazin pünktlich neu aufzulegen.<br />
Auf dem Titelbild ist diesmal die Pauline, ein pfiffiges Madl aus<br />
Murnau. Sie war Teil unseres Fotostreifzugs für das Biergarten-<br />
Thema durch unsere Heimat. Es war ein Riesenspaß, einen Tag mit<br />
unserem engagierten Fotografen Florian Werner und den feschen<br />
Damen zu verbringen. Danke für die vielen Anregungen und das<br />
positive Feedback. Wir werden weiterhin die „<strong>Melange</strong>“ mit unserer<br />
Qualität, mit viel Freude am Machen und vor allem mit Lockerheit<br />
und Leichtigkeit durchziehen.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünschen<br />
Das Team <strong>Melange</strong> und Franz Windirsch<br />
3
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I N H A L T<br />
6 IMPRESSIONEN Vision<br />
von Florian Werner<br />
8 NEWCOMER I Viktoria von Heinz<br />
Eine Frau mit japanischen Wurzeln<br />
14 Die BG Unfallklinik Murnau<br />
Interview mit Frau Dr. Maier, leitende Ärztin im Zentrum<br />
für Rückenmarkverletzte<br />
22<br />
Soccer<br />
Camp<br />
18 MINDCRAFT Dufte Zeiten<br />
Jakob und der Kaffeeröster<br />
22 SPORT I STS Soccer Camp 17<br />
Eine treffsichere Idee von Torsten Kurz und Roland Öller<br />
26 MUSIK Die Zeitzeugen<br />
Höre nicht auf, bevor du angefangen hast<br />
30 I hob an Traum<br />
eine bayerisch-poetische Biergartentour<br />
mit Franz Windirsch und Freunden<br />
18<br />
mindcraft<br />
36 BLAUES LAND - GRÜNE OASE Der Stieglitz<br />
auffällig, bunt und Vogel des Jahres 2016<br />
38 PORTRAIT Wie der Ochs es übern Berg schaffte<br />
Die Geschichte vom Gratzhof zum Riegseer Weideochs<br />
42 MURNAUER KAFFEEHAUSGESCHICHTEN<br />
Heimatlos mit Goldi und Poldi<br />
44 LIVE I Wicklungen<br />
Max Ottenwälder und der Duft von Eisen<br />
38<br />
Der Ochs<br />
46 LIVE II Was steckt dahinter?<br />
Vom Papiertheater zur Zusammenkunst<br />
48 SPORT SUP<br />
Mit dem Stand Up Paddleboard durch’s Paradies<br />
4
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I N H A L T<br />
58 NEWCOMER II Stefanie Fischer<br />
Tradition und Moderne im Herzen von Murnau<br />
64 POTRAIT Von Frau zu Frau<br />
Der Murnauer Zonta Club - kein Sonntagsclub<br />
68 Melli & Franzi on Fitness-Tour<br />
Schwitzen mit Wohlfühlfaktor, fast wie dahoam<br />
70 WIRTSCHAFT & FINANZEN Finanztipps<br />
von Dr. Ralf Erich Schauer<br />
72 MARKTPLATZ<br />
von Cafés, Restaurants über Shopping, Tourismus und<br />
Gesundheit bis zu Kunst, Handwerk, Immobilien und<br />
Dienstleistungen<br />
58<br />
Stefanie<br />
Fischer<br />
64<br />
von Frau<br />
zu Frau<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Agentur <strong>Melange</strong>, Obermarkt 8, 82418 Murnau<br />
Redaktion: Team <strong>Melange</strong>, redaktion@agentur-melange.de<br />
Autoren: Heribert Riesenhuber, nil, Anna Marguerita Schön, Goldi & Poldi<br />
Artdirektion: Claudia Becker<br />
Grafik + Gestaltung: Claudia Becker, Katrin Oppenrieder<br />
Fotografen: Florian Werner, Heribert Riesenhuber, Claudia Becker,<br />
Alfons Schön, Christian Kolb, Franz Windirsch, Christian Podolski,<br />
Kirsten Sonnemann<br />
Lektorat: Anna Marguerita Schön<br />
VERTEILUNG<br />
ESV Staffelsee,<br />
Franz Xaver Windirsch jun.<br />
Blaues Land, Loisach Tal,<br />
Ammergauer Alpen<br />
8<br />
Die Freundin<br />
des Postboten<br />
ANZEIGEN<br />
Franz Windirsch,<br />
Franz Xaver Windirsch jun.<br />
anzeigen@agentur-melange.de<br />
0151.12050911 und 0176.20142892<br />
48<br />
stand up<br />
paddling<br />
5
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Vision
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I M P R E S S I O N E N<br />
Sommerzeit<br />
Weiter Blick und langer Atem<br />
Sich gehen lassen<br />
bis ans Ende der Welt<br />
Und dann zurückkommen und<br />
NEUANFANGENVONGRUNDAUF<br />
Sommerzeit<br />
Großer Traum und weiter Blick<br />
Florian Werner, Fotograf<br />
7
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N E W C O M E R<br />
Viktoria von Heinz<br />
In der GOLDSCHMIEDE VON HEINZ funkelt es.<br />
Umgeben von wunderschönen Schmuckstücken sitze<br />
ich mit Viktoria von Heinz, der Tochter des Hauses,<br />
an einem der Tischchen in der Mitte des Verkaufsraumes.<br />
Hier werden normalerweise die Kunden beraten,<br />
und ich fühle mich, als würde ich gleich einen Ring<br />
anprobieren.<br />
Zusammen mit ihrem zukünftigen Mann Ben tritt Viktoria<br />
in die Fußstapfen ihrer Eltern und führt die Goldschmiede<br />
im Murnauer Untermarkt in die nächste<br />
Generation. Und die hübsche 30-Jährige strahlt eine<br />
derart sympathische Entschlossenheit aus, dass ich<br />
bereits erahne, dass mich eine spannende Geschichte<br />
erwartet.<br />
„Wolltest Du in Deiner Kindheit und Jugend Goldschmiedin<br />
werden?“, frage ich, und Viktoria schüttelt den<br />
Kopf. „In meiner Jugend wollte ich - wie die meisten in<br />
diesem Alter - am liebsten raus und die ganze Welt entdecken.<br />
Schon immer war ich fasziniert von fremden<br />
Ländern. Einen konkreten Berufswunsch hat es da noch<br />
nicht gegeben. Meine Mutter schlug damals vor, ich<br />
könne ja zur Lufthansa gehen“, erzählt sie lachend.<br />
In der Welt herumgekommen ist Viktoria dann tatsächlich<br />
- wenn auch weniger in der Freizeit, sondern<br />
mehr im Rahmen von Studien- und Geschäftsreisen.<br />
So konnte sie während ihrer Schulzeit ein Jahr in Japan<br />
verbringen, wo sie nicht nur die Möglichkeit hatte,<br />
das Land und dessen Kultur kennenzulernen, sondern<br />
auch ihre eigenen familiären Wurzeln, die dort begründet<br />
liegen. Ihnen verdankt sie nämlich – neben<br />
einer spannenden Familiengeschichte - auch einen<br />
schönen, wenn auch in Deutschland eher ungewöhnlichen,<br />
zweiten Vornamen:<br />
VIKTORIA FUMI. EINE FRAU MIT<br />
JAPANISCHEN WURZELN<br />
Es war Viktorias japanischer Ururgroßvater, der damals<br />
nach Deutschland gekommen war und sich dort<br />
in ihre Ururgroßmutter verliebt hatte. Diese wiederum<br />
reiste mit ihm nach Japan, wo sie heirateten. Tatsächlich<br />
war dies die erste international geschlossene Ehe<br />
zwischen einem Japaner und einer Ausländerin. Und<br />
während Viktorias Ururgroßvater eine tragende Rolle<br />
in der japanischen Forstwirtschaft einnahm, gründete<br />
ihre Ururgroßmutter den allerersten japanischen Kindergarten.<br />
Doch nicht nur die Familiengeschichte von Viktorias<br />
Ahnen ist exotisch. Auch Viktoria selbst weiß, dass die<br />
große Liebe ihren Weg über die ganze Welt finden<br />
kann.<br />
Der sympathische Ben, Viktorias zukünftiger Ehemann,<br />
sitzt mittlerweile ebenfalls mit uns am Tisch.<br />
Seit 11 Jahren lebt er in Deutschland. „Aufgewachsen<br />
bin ich in Kenia“, erzählt er. Kennengelernt haben sich<br />
Viktoria und Ben 2007, als sie beide „Internationales<br />
Management“ in Deggendorf studiert hatten.<br />
In dieser Zeit kristallisierte sich auch immer mehr heraus,<br />
welchen beruflichen Weg Viktoria einschlagen<br />
wollte. Und obwohl Schmuck, wie sie mir verrät, schon<br />
immer die große Leidenschaft ihres Lebens war und<br />
ist, trat sie keine Ausbildung zur Goldschmiedin an.<br />
Denn: Ihre große Stärke liegt im Kundenkontakt. Die<br />
persönliche Beratung, die Organisation, ja, auch das<br />
Designen individueller Schmuckstücke sind ihr Metier,<br />
in dem sie aufblüht.<br />
Dass Viktoria ihren Ben bald ebenfalls mit ihrer Liebe<br />
zum Schmuck anstecken würde, hatte anfänglich keiner<br />
so recht vermutet.<br />
8
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Foto: Claudia Becker
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N E W C O M E R<br />
Als das Studium dann zu Ende war, fand sich Ben allerdings<br />
immer öfter in der Goldschmiedewerkstatt ein, wo er stundenlang<br />
Viktorias Vater beim Entstehen kleiner Kunstwerke<br />
zuschaute. 40 Jahre Meisterwissen waren es, die ihn dort in<br />
ihren Bann zogen. Der Funke war auf Ben übergesprungen.<br />
Das ging so lange, bis Herr von Heinz ihn schließlich aufforderte,<br />
das Schmieden einfach einmal auszuprobieren. Und<br />
Wie es der Zufall so will, war es ausgerechnet eine Reise, die<br />
schließlich den letzten Ausschlag dazu gab…<br />
MIT WILSON DURCH DIE USA<br />
Der jungen Viktoria war damals angeboten worden, als<br />
Schmuckrepräsentantin zweier renommierter Schmuckmanufakturen<br />
für einige Wochen die USA zu bereisen.<br />
Foto: Claudia Becker<br />
„Ben und ich<br />
sind sozusagen<br />
die Version 2.0“,<br />
strahlt Viktoria.<br />
tatsächlich: Ben erwies sich als äußerst talentierter Goldschmiedeschüler.<br />
Ein Blütenring mit Perle ist nur eines der<br />
Schmuckstücke, die er für seine Viktoria bisher angefertigt hat.<br />
Derzeit macht Ben seine Ausbildung zum Goldschmied und<br />
steckt mitten in der Gesellenprüfung. Während Viktrias Vater<br />
all sein Wissen an Ben weitergibt, tritt Viktoria selbst in die<br />
Fußstapfen ihrer Mutter. „Ben und ich sind sozusagen die Version<br />
2.0“, strahlt sie.<br />
Doch wann genau war ihnen klar geworden, dass sie gemeinsam<br />
den gleichen Weg einschlagen würden, den auch ihre Eltern<br />
gegangen sind?<br />
Sie überlegte nicht lange und zog los - im Handgepäck einen<br />
Koffer mit einer echten, sehr kostbaren Kollektion. Drei Reisen<br />
waren es insgesamt, allein die erste davon dauerte bereits 6<br />
Wochen.<br />
„Einmal in der Woche habe ich mich im Supermarkt mit Wasser<br />
und Tütensuppen eingedeckt“, erinnert sich Viktoria. Ausflüge<br />
oder abends Essen gehen waren nicht drin, denn ihren Koffer,<br />
den sie WILSON getauft hatte, durfte sie keine Sekunde aus<br />
den Augen lassen. Er war zu ihrem ständigen Begleiter geworden.<br />
Mit ihm ist sie viele Tausend Meilen durch die USA<br />
gefahren.<br />
12
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WAS WIE EIN ROADMOVIE ANMUTET,<br />
FÜHRTE SCHLIEßLICH ZUM ENTSCHEI-<br />
DENDEN WENDEPUNKT<br />
QUALITÄT<br />
HAT BEI UNS<br />
TRADITION.<br />
„Es war ein gefährlicher Job. In den Schmuckgeschäften,<br />
die ich besuchte, berichtete man mir von unzähligen Fällen,<br />
in denen andere Schmuckrepräsentanten angegriffen und<br />
überfallen worden waren.“ Als ihr die große Gefahr bewusst<br />
wurde, der sie dort ausgesetzt war, kündigte sie und war<br />
froh, heil aus der Sache herausgekommen zu sein.<br />
Zurück in Bayern traf sie schließlich gemeinsam mit Ben<br />
die große Entscheidung. Sie sahen nun ihren Weg ganz<br />
deutlich vor sich und waren sich auch der großen Verantwortung<br />
bewusst.<br />
Den Einstieg in das elterliche Geschäft beschreibt Viktoria<br />
als wundervoll und fordernd zugleich. „Es ist ein unheimlicher<br />
Druck. Die Eltern haben etwas Großartiges aufgebaut.<br />
Viele denken, man setzt sich ins gemachte Nest. Das stimmt<br />
so aber nicht. Es steckt harte Arbeit dahinter.“<br />
Ihre Eltern, so erzählt sie, haben sie immer bei all ihren<br />
Vorhaben unterstützt. „Man diskutiert gemeinsam in der<br />
Familie: Wohin möchte man gehen, was möchte man machen?<br />
Gemeinsam begeistern wir uns für neue Impulse und<br />
bewahren gleichzeitig alte Werte.“<br />
Belohnt sieht Viktoria ihre Arbeit durch die Rückmeldung<br />
der Kunden. Weil sie ihre ehrliche Art, sie zu bedienen<br />
und sie auf das richtige Schmuckstück zu bringen, schätzen.<br />
DIE GOLDSCHMIEDE VON HEINZ<br />
Klassisch und schön, jetzt etwas moderner. So beschreibt<br />
Viktoria den Stil der Goldschmiede von Heinz. Ein<br />
Schmuckstück soll so zeitlos sein, dass es über Generationen<br />
hinweg weitergegeben werden kann. Ein Qualitätsmerkmal,<br />
das in der Schmiede hochgehalten wird.<br />
Die zusätzliche Zusammenarbeit mit verschiedenen hochwertigen<br />
Manufakturen trägt zudem dazu bei, dass sie<br />
stets im Trend bleiben. „Wir verstehen uns als Familienjuwelier.<br />
Am Ende ist nur eines wichtig: Dass das Schmuckstück<br />
zum Kunden passt. Egal wie groß oder klein der Geldbeutel<br />
ist: Man findet/macht/schmiedet, was zum Kunden<br />
gehört.“<br />
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LF DIE VERSUCHUNG, ONLINE EINZUKAUFEN, UND WARUM ES<br />
SICH LOHNT, SICH BEWUSST DAGEGEN ZU ENTSCHEIDEN<br />
„Das Internet ist natürlich eine tolle große Welt“, sinniert Viktoria. „Dennoch<br />
tragen meiner Meinung nach nicht nur die Geschäfte eine große Verantwortung,<br />
was Regionalität betrifft, sondern die gleiche Verantwortung trifft auch den Kunden<br />
selbst. Jeder muss sich bewusst werden, wem man sein Geld gibt: Großen Konzernen<br />
oder regionalen Betrieben. Im Internet erhält man zudem keine individuelle Beratung,<br />
ganz zu schweigen von der Möglichkeit einer Anprobe. Der persönliche<br />
Kontakt lässt sich nicht ersetzen. Ich habe aber auch das Gefühl, unser Werteempfinden<br />
geht wieder mehr in Richtung Verantwortungsbewusstsein und Loyalität.<br />
Und nicht zuletzt lenkt der Kunde mit seinem regionalen Einkauf auch die Steuergelder,<br />
mit denen die Gemeinde zum Beispiel Kindergärten und Schulen finanziert.“<br />
Wer im Geschäft vor Ort und nicht im Internet einkauft, macht übrigens auch<br />
andere erfreuliche Bekanntschaften. Wie mit der Hündin Sica, dem heimlichen<br />
Star der Goldschmiede von Heinz.<br />
HÜNDIN SICA HAT GEBURTSTAG<br />
Familienhündin Sica ist heute ein waschechtes Geburtstagskind, denn sie wird<br />
heute, am Tag unseres Interviews, vier Jahre alt. „Alle lieben diesen Hund. Sie ist<br />
aber auch etwas ganz Besonderes. Manche Leute kommen zunächst nur rein, um<br />
den Hund zu streicheln.“ Der Hund wiederum liebt den Postboten. Denn wenn<br />
der kommt, darf Sica kurz in den Laden nach vorne kommen. Dann nimmt sie<br />
dem Postboten die Briefe ab und trägt sie nach hinten ins Büro.<br />
Auch ich komme nicht umhin, Sica durch das seidige Fell zu kraulen.<br />
Eine allerletzte Frage habe ich noch an Viktoria:<br />
Was ist Dein Motto? Was motiviert Dich, wenn mal etwas nicht so richtig klappen<br />
möchte?<br />
„Alles klappt gut, alles ist machbar, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht.<br />
Und wenn es mal nicht so klappt, dann muss man halt einfach noch ein bisserl<br />
härter arbeiten…“<br />
Viktoria und Ben, die ziemlich genau zum Erscheinungstermin unserer zweiten<br />
<strong>Melange</strong>-Ausgabe heiraten werden, haben das Papier für ihre Hochzeitseinladungen<br />
übrigens auch regional eingekauft. Eine internationale <strong>Melange</strong> entstand<br />
derweilen in ihrer Gästeliste, denn viele ihrer Freundschaften stammen aus<br />
ihrer Studienzeit. Und so werden Hochzeitsgäste aus den USA, aus Mexiko,<br />
Deutschland, Österreich, Ungarn, Neuseeland, Australien, Japan, Polen, Tschechien,<br />
Holland, Kenia, Türkei, Panama und Schottland zugegen sein.<br />
Liebe Viktoria, lieber Ben, vielen Dank für dieses Gespräch.<br />
Das Team <strong>Melange</strong> wünscht Euch von Herzen alles Gute für Eure Hochzeit<br />
und für Euren gemeinsamen Lebensweg.<br />
Anna Marguerita Schön
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Sehr geehrte Frau Dr. Maier, Sie sind seit 1988 an der BG Unfallklinik<br />
Murnau tätig. War es immer ihr Wunsch nach Murnau zu gehen und<br />
dort als Ärztin zu arbeiten?<br />
Nein, primär hatte ich es nicht geplant an die BG Unfallklinik Murnau<br />
zu gehen. Nach meinem Examen 1988 wollte ich unbedingt Neurochirurgin<br />
werden und hätte an der Uniklinik Würzburg sofort eine<br />
Stelle bekommen. Allerdings hat es sich bei uns familiär anders ergeben.<br />
Deshalb beschränkte ich meine Bewerbungen auf den Münchener<br />
Raum. Mein Mentor hat sich zur selben Zeit auch an der<br />
BG Unfallklinik Murnau für eine Chefarzt-Position in der damals neu<br />
etablierten neurochirurgischen Abteilung beworben. Er wollte mich<br />
gerne mitnehmen und sah meine beruflichen Perspektiven in einer<br />
wurde das Thema in der Neurologie nur kurz angesprochen und<br />
mehr nicht. Aber im Laufe der Zeit hat sich mir hier ein sehr breites<br />
Feld eröffnet. Meine ersten zwei Jahre in Murnau verbrachte ich<br />
auf der Querschnitt-Station und als Privatassistentin, später kamen<br />
die Unfallchirurgischen Stationen dazu. Meine Facharztausbildung<br />
setzte ich in Starnberg und Berlin fort und kam mit dem fertigen<br />
Facharzt wieder nach Murnau zurück. Seitdem wohne ich in Westried<br />
und fühle mich hier sehr wohl.<br />
Sind Sie denn dann noch in der Neurochirurgie tätig geworden?<br />
Nein, irgendwie hat sich das dann nicht mehr ergeben. Ich hätte<br />
immer wieder die Möglichkeit gehabt, dorthin zu wechseln. Mir ist<br />
BG Unfallklinik<br />
Murnau<br />
INTERVIEW:<br />
neuen kleinen Abteilung als sehr gut an. In kleinen Teams kann<br />
man schnell mehr Verantwortung übernehmen und Operationen<br />
werden auch von Assistenten durchgeführt, was einer jungen Ärztin<br />
wie mir natürlich viel praktische Erfahrung eingebracht hätte. Somit<br />
war für mich klar, dass dies eine Klinik für die engere Auswahl ist.<br />
In meinem Vorstellungsgespräch an der BG Unfallklinik Murnau<br />
wurde mir mitgeteilt, dass die neue Abteilung für Neurochirurgie<br />
noch in der Planung sei und somit aktuell noch nicht als Fachabteilung<br />
zur Verfügung stünde, aber in der Chirurgie eine Stelle für<br />
mich frei wäre. Da mich die Chirurgie an sich interessiert hat, habe<br />
ich dann im September 1988 in der Unfallchirurgie auf der damaligen<br />
Station 44 angefangen. Auf den 40er Stationen waren zu<br />
diesem Zeitpunkt die Patienten mit Rückenmarkverletzungen untergebracht.<br />
So bin ich in der Abteilung für Rückenmarkverletzte gelandet.<br />
Viele Assistenten in der Unfallchirurgie haben dort angefangen,<br />
da das Querschnittgelähmten-Zentrum ein guter Einstieg<br />
war mit Schwerpunkt im interdisziplinären Arbeiten. Die „Besonderheit<br />
Querschnittlähmung“ war und ist allerdings auch heute noch<br />
eine besondere Herausforderung für einen Anfänger und bedarf<br />
der extrem guten Führung und Anleitung.<br />
Wie waren Ihre Anfänge im Zentrum für Rückenmarkverletzte?<br />
Ich war am Anfang etwas überfordert und wusste zu dem damaligen<br />
Zeitpunkt nur, dass es Querschnittlähmungen gibt. Im Studium<br />
aber im Laufe meiner Tätigkeit bewusst geworden, dass die Neurochirurgie<br />
gar nicht dem entsprach, was ich mir vorgestellt hatte.<br />
An der BG Unfallklinik Murnau beinhaltet die Neurochirurgie vor<br />
allem die Versorgung von schwerstverletzten Patienten mit massiven<br />
Schädel-Hirn-Traumata, also oft sehr schwere Krankheitsverläufe.<br />
Da fühlte ich mich nach meinen Erfahrungen, die ich im Laufe der<br />
Zeit in der Unfallchirurgie, im Querschnittbereich und in der Chirurgie<br />
des Stütz- und Bewegungsapparates gesammelt hatte, viel besser<br />
aufgehoben. Damals kam natürlich auch begünstigend hinzu, dass<br />
die Wissenschaft auf dem Gebiet der Neuroregeneration plötzlich<br />
ganz neue Möglichkeiten eröffnete. So konnten wir Menschen mit<br />
einer Querschnittlähmung nicht nur eine gute Rehabilitation als<br />
Rollstuhlfahrer bieten, sondern auch eine mögliche Veränderung<br />
der Querschnittlähmung, die sogar funktionelle Verbesserungen mit<br />
sich brachte. Das waren zum Beispiel eine Verbesserung in der Stabilisierung<br />
der Wirbelsäule und die damit verbundene viel frühere<br />
Rehabilitation, denn ganz früher lagen die Leute 12 und 16 Wochen<br />
im Bett. Ich kam in eine völlig neue Ära, in eine Revolution der Behandlung<br />
von Querschnittgelähmten. Das hat mir ein ganz großes<br />
Feld eröffnet sowohl operativ als auch in der Forschung und ich<br />
habe mich im Laufe der Zeit hier gefunden und wollte auch nicht<br />
mehr in ein anderes Fach wechseln. So bin ich zunächst Oberärztin<br />
und später Leitende Ärztin der Abteilung für Rückenmarkverletzte<br />
geworden.<br />
14
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:21 Seite 15<br />
„Es funktioniert<br />
nur im Team!“<br />
DR. DORIS MAIER<br />
Leitende Ärztin<br />
NAME<br />
POSITION<br />
FAMILIENSTAND<br />
ALTER<br />
GEBOREN IN<br />
WOHNHAFT IN<br />
DR. MED. DORIS MAIER<br />
LEITENDE ÄRZTIN IM ZENTRUM<br />
FÜR RÜCKENMARKVERLETZTE<br />
VERHEIRATET, 1 KIND<br />
56 JAHRE<br />
STRAUBING<br />
MURNAU, WESTRIED<br />
AN DER BG UNFALLKLINIK MURNAU SEIT<br />
01. SEPT. 1988
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:21 Seite 16<br />
Eine Frau in der Chirurgie war ja zur damaligen Zeit doch noch<br />
etwas Besonderes, wie haben Sie das empfunden?<br />
In der BG Unfallklinik Murnau bin ich als Frau nie benachteiligt<br />
worden, damals nicht und heute auch nicht. Wir waren alle in<br />
einem Boot, wir haben uns gegenseitig geholfen, wir wurden<br />
aber auch alle gleich gefördert. „Die Chirurgie lebt in der Nacht“,<br />
das war der Wahlspruch; das hieß, wenn man etwas werden<br />
wollte, musste man einfach präsent sein und musste auch daran<br />
Gefallen finden, das man auch mal über den Tellerrand schaut<br />
und das eine oder andere Mal dann mehr anwesend war -<br />
ohne Freizeitausgleich und ohne mehr Bezahlung.<br />
und wir konnten vieles bewegen, vieles etablieren. Wir haben<br />
es geschafft eine wirklich interdisziplinäre Teamaufstellung zu<br />
erwirken. Und wir haben im Zentrum für Rückenmarkverletzte<br />
einen Ort, wo Menschen mit einer Schädigung am Rückenmark<br />
nicht nur in ihrem Akutstadium, sondern auch in der Rehabilitation<br />
das Beste was an Therapie möglich ist zu erhalten.<br />
Dabei können wir immer die neuesten wissenschaftlichen Errungenschaften<br />
mit einbeziehen, weil es uns möglich gemacht<br />
wird, an der Wissenschaft teilzunehmen, selber wissenschaftlich<br />
zu arbeiten und damit diese Ergebnisse auch unseren Patienten<br />
zugutekommen zu lassen.<br />
BG Unfallklinik<br />
Murnau<br />
INTERVIEW: DR. DORIS MAIER<br />
Wie ging Ihr beruflicher Werdegang dann weiter?<br />
2008 wurde ich Nachfolgerin des damaligen Leitenden Arztes<br />
Dr. Potulski. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine weiterführenden<br />
Karrieregedanken gehegt. Als mir das Angebot der leitenden<br />
Position gemacht wurde, habe ich mir das sehr reiflich überlegt.<br />
Für mich war immer klar, dass eine Leitungsaufgabe nicht nur<br />
ein „Türschild“ bedeutet oder dass man dabei dem einen oder<br />
anderen zu sagen hat, was zu tun ist, sondern es hängt auch<br />
und vor allem damit zusammen, Verantwortung für diese Mitarbeiter<br />
zu übernehmen, für deren Wohlbefinden, für deren Arbeitsqualität.<br />
Und auch Verantwortung für die Ausrichtung der<br />
Klinik oder der Abteilung, der ich vorstehe. Es muss ja auch eine<br />
Zielsetzung geben. Also man muss eine Vision mitbringen und<br />
ich war mir am Anfang nicht so ganz klar darüber, ob ich das<br />
bin, die das machen kann. Und zweitens muss man ja, wenn<br />
man eine Führungsrolle übernimmt, Zeit dafür haben, also präsent<br />
sein für die Mitarbeiter, für die Dinge die gemacht werden<br />
müssen.<br />
Ich hatte und habe immer noch Visionen und auch das Gefühl,<br />
dass man diese Visionen mit Leben füllen und etwas für die Patienten<br />
bewegen kann. Deswegen habe ich mich letztlich auch<br />
für die Leitungsposition entschieden.<br />
Haben Sie denn das erreicht, was Sie sich mit der Übernahme<br />
der Leitungsposition vorgenommen hatten?<br />
Ja, ich bin sehr zufrieden wie sich alles bisher entwickelt hat.<br />
Ich wurde all die Jahre in meinen Vorhaben immer unterstützt<br />
Wie sieht die Zukunft in der Behandlung von Querschnittlähmungen<br />
aus?<br />
D a s Medikament, d i e Operation oder d i e Stammzelle, die<br />
eine Querschnittlähmung heilbar machen würden, sind bis<br />
dato nicht gefunden. Das hängt aber auch damit zusammen,<br />
dass das Nervensystem einfach sehr komplex aufgebaut ist.<br />
Man ist in vielem schon sehr nahe dran, zum Beispiel können<br />
wir den Patienten viel besser helfen als früher, sie sind heute<br />
viel selbständiger und erreichen damit eine weitaus höhere<br />
Lebensqualität – auch die Patienten mit hohen Lähmungen.<br />
Das ist besonders der Forschung und dem Engagement der<br />
Mitarbeiter zu verdanken, aber auch der technologischen Entwicklung,<br />
dem Hilfsmittelsektor und dem Sektor der Rehabilitationstherapiegeräte.<br />
Unser Vorteil ist dabei, dass wir an der<br />
BGU durch die Einbindung in eines der größten und modernsten<br />
traumatologischen Zentren alle Möglichkeiten haben interdisziplinär<br />
sowohl chirurgisch als auch rehabilitativ und forschend<br />
tätig zu sein.<br />
Die Möglichkeit, eine Querschnittlähmung zu<br />
heilen, wird sicherlich noch einige Zeit brauchen.<br />
Ich hoffe aber, dass ich das noch erleben werde.<br />
DORIS MAIER<br />
Das Gespräch führte Stefanie Seyringer<br />
16
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BG Unfallklinik<br />
Murnau<br />
INFOBOX<br />
Das Zentrum für Rückenmarkverletzte an der BG Unfallklinik Murnau ist eines der größten<br />
Behandlungszentren für Querschnittgelähmte in Deutschland mit internationalem Rang<br />
besonders im Bereich der Forschung. Es ist in den 50er Jahren von Sir Ludwig Guttmann,<br />
dem Begründer der modernen Querschnitttherapie, etabliert worden. Seiner Arbeit ist<br />
es zu verdanken, dass es Ende der 40er Jahre überhaupt möglich wurde, mit einer<br />
Querschnittlähmung zu überleben.<br />
Für die stationäre Behandlung von Patienten mit Querschnittlähmungen stehen in Murnau<br />
drei Stationen mit entsprechender Ausstattung auch für beatmungspflichtige und hochgelähmte<br />
Patienten zur Verfügung. Eine Station ist mit 6 Betten für Weaning-Patienten<br />
ausgestattet, die von der Beatmung entwöhnt werden. Behandelt werden die Patienten<br />
von einem hochqualifizierten Team bestehend aus Chirurgen, Urologen, Pflegekräften<br />
und Therapeuten sowie Psychologen und Sozialarbeitern. Über einen Zeitraum von drei<br />
bis neun Monaten sind je nach Schwere der Verletzung gut 100 Patienten zeitgleich in<br />
stationärer Behandlung. Darüber hinaus erfolgt durch das interdisziplinäre Team im Anschluss<br />
an die Rehabilitation im Haus die lebenslange Nachsorge. Eine ganzheitliche<br />
Versorgung aus einer Hand, die so in Deutschland einzigartig ist.<br />
Jörg Gebhardt, stellv. Stationsleiter<br />
Station 64 für Rückenmarkverletze<br />
Frau Dr. Doris Maier<br />
Leitende Ärztin<br />
Melanie Feuchter, Fachkrankenschwester<br />
für Rückenmarkverletzte<br />
BG Unfallklinik Murnau<br />
Prof.-Küntscher-Straße 8 · 82418 Murnau · Telefon: 08841 48-0 · Fax: 08841 48-2600<br />
E-Mail: info@bgu-murnau.de · www.bgu-murnau.de · Redaktion: Ulla Vaasen · Fotos: Christian Podolski<br />
17
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M I N D C R A F T<br />
d u f t e<br />
Z e i t e n<br />
Als wir den Murnauer Schüler Jakob fragten, ob er nicht Lust hätte,<br />
sich für das <strong>Melange</strong> Magazin ein wenig in Murnaus Betrieben<br />
umzuschauen, sagte er sofort zu.<br />
Warum nicht?<br />
Und so schickten wir Jakob an einen für ihn eher ungewöhnlichen Ort,<br />
in Murnaus Kaffeerösterei.<br />
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Er trinke zwar selbst nicht so viel Kaffee – aber man kann sich’s ja mal<br />
anschauen, meinte er. Und wir wollten wissen, ob es dem Kaffeespezialisten<br />
Thomas Eckel gelingt, aus Jakob einen Barista zu machen - also<br />
jemanden, der es versteht, den perfekten Kaffee zuzubereiten und<br />
obendrein ein schönes Bild in den Schaum des Kaffees, die Crema, zu<br />
zaubern. Die Begegnung verlief sehr freundlich, aber zunächst noch<br />
etwas zurückhaltend. Vielleicht lag es daran, dass man noch keinen<br />
Kaffee miteinander getrunken hatte. Thomas Eckel ging deshalb gleich<br />
an seine Kaffeemaschine und zeigte Jakob, wie das mit den Bildern auf<br />
dem Kaffee funktioniert. Und tatsächlich: mit ein wenig Anleitung<br />
gelang auch ihm zumindest so etwas wie ein Kaffeegespenst.<br />
J a k o b<br />
u n d<br />
d e r<br />
K a f fe e -<br />
r ö s t e r<br />
Jakob ist 15<br />
Jahre alt und<br />
Schüler am<br />
Staffelsee-<br />
Gymnasium.<br />
Er spielt Tennis<br />
und will später<br />
vielleicht mal<br />
Grundschullehrer<br />
werden.<br />
Anschließend ließ Jakob sich in (fast) alle Geheimnisse des Kaffees<br />
einführen. Und Thomas Eckel nahm sich wirklich viel Zeit für dieses<br />
Treffen, ließ das Handy klingeln und die Termine verstreichen.<br />
Auf den ersten Milchkaffee folgte eine professionelle Verkostung, bei<br />
der verschiedene Kaffeesorten in geeichten Gläsern auf jeweils gleiche<br />
Weise aufgebrüht werden. Aber es war gar nicht so einfach, die Nuancen<br />
und Aromen der verschiedenen Sorten zu schmecken. Leichter<br />
wurde es auch nicht dadurch, dass Thomas Eckel seinen kleinen<br />
Aromenkoffer herausholte: eine Holzkiste mit 36 kleinen Fläschchen,<br />
Thomas Eckel<br />
ist Kaffee-<br />
Sommelier<br />
und<br />
Deutschlands<br />
Kaffeegutachter<br />
Nummer 1.<br />
Früher arbeitete<br />
er als Controller<br />
für eine<br />
Softwarefirma –<br />
aber dann hat<br />
er auf Hawaii,<br />
den Kaffee für<br />
sich entdeckt.<br />
Wichtig sind ihm<br />
Genuss, Qualität,<br />
und ein fair<br />
gehandeltes<br />
Produkt.<br />
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M I N D C R A F T<br />
deren Inhalt jeweils ein ganz bestimmtes Aroma enthält. Dabei sind es nicht nur<br />
die beliebten Aromen wie Schokolade, Nuss oder Frucht, die ein Kaffee-Sommelier<br />
(denn das ist die Berufsbezeichnung für Thomas Eckel) erkennen muss. Welches<br />
denn der schlimmste Geruch in dieser Sammlung sei, wollte Jakob wissen, und<br />
Thomas Eckel öffnete das Fläschchen mit der Nummer 35. Aroma: Medizin. So<br />
sollte kein Kaffee schmecken.<br />
Als Höhepunkt des Treffens wurde dann auch der eigene Kaffee geröstet. Im Handröster,<br />
den Thomas Eckel selbst immer wieder benutzt, mit offener Flamme. Jakob<br />
musste kurbeln. Etwa zehn Minuten dauerte es, bis die grünen Kaffeebohnen in<br />
der Trommel anfingen zu knacken und einen intensiven Duft verbreiteten. Dieser<br />
Handröster sei übrigens ein Nachbau eines Gerätes, wie sie auch am Hof des Österreichischen<br />
Kaisers verwendet wurden, erzählte Eckel nicht ohne Stolz. Jakob<br />
zeigte sich davon allerdings wenig beeindruckt und schlug Thomas Eckel vor, doch<br />
mal Popcorn damit zu machen. Und da er – rein zufällig - eine Handvoll Popcornmais<br />
dabei hatte, wurde das auch tatsächlich ausprobiert. Es hat gut geklappt und<br />
so saß man noch eine Weile plaudernd und knabbernd in der Murnauer Kaffeerösterei.<br />
Jakob und Heribert, Fotos Heribert Riesenhuber<br />
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melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:21 Seite 21<br />
"Schreibst Du gerne? Kritzelst Du manchmal eigene Sprüche<br />
ins Matheheft oder denkst darüber nach, was wohl aus den<br />
Personen in ‘Der Herr der Ringe’ geworden ist?<br />
Ob Slam-Poetry oder Mystery, Kurzgeschichte, Reportage<br />
oder einfach ein kleines Gedicht: Wir drucken Deinen Text.<br />
mindcraft<br />
Wenn Du Fragen hast, einen Rat möchtest oder wissen willst, ob Dein Text schon<br />
druckreif ist, maile uns unter dem Stichwort: mindcraft redaktion@agentur-melange.de<br />
Unser Journalistenteam ist für Dich da!
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S P OOO R T alle Disziplinen<br />
SBS SOCCER-CAMP 2016
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:22 Seite 23<br />
SOCCER-CAMP<br />
17<br />
DIE IDEE VON TORSTEN KURZ UND ROLAND ÖLLER<br />
FÜR DAS ERSTE STS SOCCER CAMP ENTSTAND 2005.<br />
„Bei so vielen fußballbegeisterten Kids“,<br />
dachten sie sich,<br />
„sollten doch einige dabei sein,<br />
die gerne mal ein paar Tage lang<br />
mit viel Spaß viel Fußball spielen wollen.“<br />
Gesagt, getan! Bei der Suche nach dem passenden Gelände fiel die Wahl auf die Sportanlage<br />
in Murnau am See. Ein top Trainerteam fand sich zusammen, von dessen „hartem Kern“ auch<br />
heute noch einige dabei sind, wie z. B. Bastian Mayr und „Jokl“ Stefan Jaklin.<br />
20 bis 30 Anmeldungen haben sie sich für das erste STS Soccer Camp erhofft. Eine Erwartung,<br />
die weit übertroffen wurde, als sich gleich beim ersten Anlauf im Mai 2005 eine Schar von 58<br />
fußballbegeisterten Kindern einfand.<br />
Und wie bei allen Erfolgstories braucht es auch ein wenig das Glück des Tüchtigen:<br />
Das Wetter, die Kinder und vor allem ein hoch motiviertes, kunterbuntes Trainerteam legten<br />
den Grundstein für eine tolle Veranstaltung, die bis heute noch 16 weitere Male stattfand.<br />
Mittlerweile haben über 1.500 Kinder teilgenommen, viele davon fünfmal und öfter.<br />
Bei der diesjährigen Veranstaltung zur Pfingstzeit waren es mit Marina Siegl, Sebastian und<br />
Dominik Korthals, Josef Mayr, Moritz Winkler und Stefan Schwinghammer sogar sechs Trainer,<br />
die bei den ersten Camps noch als Kinder dabei gewesen waren!<br />
Nach der Zeit in Murnau ging es für drei Jahre weiter nach Hechendorf, wo es zum einzigen<br />
Mal in der Geschichte der STS Soccer Camps vorkam, dass ein Tag komplett ausfallen musste.<br />
Dort waren damals alle Straßen im Umkreis wegen Hochwasser gesperrt. Ansonsten wurde<br />
selbst bei schlechtem Wetter immer improvisiert, z.B. mit einem Ausflug zum Alpin Coaster<br />
nach Oberammergau, dem Verlegen der Trainingseinheit in die Soccerhalle nach Weilheim -<br />
hier wurde extra spontan noch ein Reisebus organisiert - oder es gab einen Kinobesuch.<br />
23
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Nach der Zeit in Hechendorf ging es auf die Sportanlage am Boschet in<br />
Ohlstadt. Der SVO ist damals sehr spontan und äußerst hilfsbereit als Veranstaltungsort<br />
eingesprungen. Hier war das Camp sehr gut aufgehoben,<br />
und hätte sich nicht die Möglichkeit zur Nutzung des Kunstrasenplatzes in<br />
Murnau und der Bewirtung durch die Waldklause ergeben, wären sie<br />
vielleicht heute noch dort. Eine der großen Hilfen damals war Peter Feldmayer,<br />
der hier als Unterstützer der Aufbauphase erwähnt werden muss.<br />
Ohne seine Zelte und seinen „Party-Service“ wäre das alles so nicht<br />
möglich gewesen.<br />
„Sehr großen Wert legen wir darauf,<br />
dass bei unseren Camps täglich<br />
20 - 25 Trainer aktiv mitarbeiten.<br />
Das ist der Schlüssel zum Erfolg.<br />
Die Kids sind super betreut,<br />
können viel lernen und haben<br />
richtig Spaß, denn jede Situation<br />
kann in Ruhe gelöst werden -<br />
ein großer Vorteil gegenüber vielen<br />
anderen Fußballcamps.“<br />
Zum 10-jährigen Jubiläum des Sport & Travel Service fand in Ohlstadt<br />
2010 im Rahmen des STS Soccer Camps ein großes Jubiläumsturnier statt.<br />
Hier trat eine Landkreisauswahl mit den Gästen Michi Hofmann (TSV1860)<br />
und Felix Neureuther gegen die Teams vom SV Ohlstadt, TSV Murnau und<br />
dem 1. FC Garmisch-Partenkirchen an. Die Einnahmen von 1.000 Euro gingen<br />
damals an die Werdenfelser Werkstätten und die Kinderkrebshilfe.<br />
Michael Koller, Kurt Pasurka und Stefan Schwinghammer waren hier als<br />
langjährige Wegbegleiter bereits mit dabei gewesen. Alle Trainer aufzuzählen,<br />
die im Laufe der 17 Camps dabei waren, würde den Umfang<br />
dieses Berichts sprengen - vor allem wäre die Gefahr groß, einen zu vergessen.<br />
Jedes Team, egal in welchem Jahr, war einfach perfekt.<br />
Darin besteht die Hauptaufgabe des Soccer Camps: Immer wieder Trainer
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zu finden, die den Jungs und Mädchen mit enorm viel Spaß, aber auch Ernsthaftigkeit<br />
und Motivation, über die vier Tage hinweg bis zu 45 verschiedene Übungen<br />
beibringen. Mittlerweile sind die Camps mit der maximalen Teilnehmerzahl von<br />
100 Kindern immer bereits ein halbes Jahr vor dem Start ausgebucht.<br />
Das STS Soccer Camp 2016<br />
Nach 17 Veranstaltungen hat man bereits alle Wetterkapriolen erlebt.<br />
Das Camp 2016 wird wohl dennoch als eines der kältesten in die Geschichte<br />
eingehen. Einmal mehr war es ein absoluter Glücksgriff, auf das Gelände des<br />
TSV Murnau mit Kunstrasen, Turnhalle und Tennishalle zurückgreifen zu können.<br />
Ohne diese Möglichkeit wäre die Veranstaltung in diesem Jahr wohl sprichwörtlich<br />
ins Wasser gefallen. Ein großer Dank geht an dieser Stelle an die umtriebigen<br />
Wirte Marine und Michelle von der Waldklause.<br />
Den Kindern war das Wetter übrigens völlig egal! Die sind immer mit Feuereifer<br />
und ohne Wehklagen bei der Sache. Nachdem dieses Mal die ersten zwei Einheiten<br />
am Freitag wie gewohnt locker von der Hand gingen, wurden wir am<br />
Samstagvormittag leider nass. Nach dem Mittagessen hatten aber alle wieder<br />
trockene Klamotten an, und los ging es mit dem STS Zehnkampf in der Tennishalle<br />
– die einzigen zwei Stunden, in denen sich draußen die Sonne blicken ließ.<br />
Egal, es wurde hart um die Siegerurkunden gekämpft.<br />
Ein Highlight war die Show eines jungen Freestyle-Nachwuchskünstlers aus Raisting,<br />
da bekamen einige Kinder schon große Augen – und die Trainer auch. Zum Abschluss<br />
noch eine zweistündige Trainingseinheit, und alle gingen schon müder<br />
als am ersten Tag nachhause.<br />
Der dritte Tag ist erfahrungsgemäß der härteste. So war es auch in diesem Jahr.<br />
Die Beine sind müde und es stehen drei komplette Trainingseinheiten an. Hier<br />
spielen dann die Trainer die entscheidende Rolle – keiner lässt Müdigkeit aufkommen<br />
und motiviert immer weiter, sodass auch dieser Tag mit einem großen<br />
Lachen im Gesicht beendet werden konnte.<br />
Am Abschlusstag folgte das große Turnier um den riesigen STS Wanderpokal. In<br />
diesem Jahr wurde es selbstverständlich als EM Turnier ausgetragen. In neu eingeteilten<br />
und bunt zusammengewürfelten Teams traten Deutschland, Spanien,<br />
Frankreich usw. in spannenden und umkämpften Spielen gegeneinander an. Trainer<br />
tobten, wurden mit Liegestützen und gelben Karten für verbale Einwände<br />
gegen den Schiedsrichter bestraft – die Kinder kämpften sprichwörtlich noch<br />
einmal bis zum Umfallen – bzw. bis alle (bis auf die zwei Kleinsten) in der Verlängerung<br />
vom Platz sind und nur noch Torhüter gegen Torhüter auf dem Platz standen.<br />
Nach spannenden Spielen ging das Team „Frankreich“ als Sieger hervor. Tränen<br />
über verlorene Spiele oder vergebene Torchancen waren schnell getrocknet, als<br />
es zur großen Siegerehrung kam und alle Kinder mit einem Pokal, einem Cap, einem<br />
Minigolfgutschein oder einer Tafel Schokolade müde und geschafft nachhause<br />
gingen.<br />
Sehr bemerkenswert in diesem Jahr war, dass keinerlei Ausfälle zu beklagen waren.<br />
Gott sei Dank keine Verletzungen und auch trotz des schlechten Wetters<br />
keine Erkältungen, geschweige denn Kinder, die bei dem Mistwetter nicht mehr<br />
trainieren wollten – Hut ab!<br />
Und schon am nächsten Tag standen die ersten wieder<br />
im Laden und wollten sich für nächstes Jahr anmelden<br />
… das größte Kompliment, das man als Veranstalter<br />
und Trainer erhalten kann! Also, auf ein Neues – beim<br />
Soccer Camp vom 15. bis 18. Juni, Pfingsten 2017.<br />
Torsten Kurz und Roland Öller<br />
Fotos: Claudia Becker, Franz Windirsch<br />
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25
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:22 Seite 26<br />
M U S I K<br />
„ D i e s i n d e i n f a c h d e r Wa h n s i n n . “<br />
Barbara Krönner<br />
zeitzeu<br />
zeitzeugen<br />
E i n e B a n d i n M u r n a u<br />
„H ö r e n i ch t a u f,<br />
b evo r d u<br />
a n ge fa n ge n h a s t.“<br />
Die Zeitzeugen sind vielleicht nicht in jeder Hinsicht die beste, sicher<br />
aber eine der originellsten Bands, die sich derzeit im Murnauer<br />
Biotop tummeln. Ihre Songs schreiben sie selbst und dabei<br />
sind sie kompromisslos. Für <strong>Melange</strong> haben wir ein Treffen in ihrem<br />
Probenraum, über der Druckerei Wiesendanger, verabredet.<br />
Um dorthin zu gelangen muss man allerdings erst einmal durch<br />
kalte Flure, dunkle Treppenhäuser und Räume voller Akten gehen.<br />
Dann aber landet man in einem gemütlichen und durchaus ordentlichen<br />
Raum unter dem Dach. Im Hintergrund ein Fenster<br />
mit gepunkteter Gardine, davor das Schlagzeug, an den Wänden<br />
und den Balken Fotos: Die Zeitzeugen auf der Zugspitze, die Zeitzeugen<br />
auf dem Sofa. Damals waren sie noch jünger - aber das<br />
Sofa gibt es noch. Frank, der Sänger, Carola, die Schlagzeugerin<br />
und Gitarrist Stephan sind gekommen, um Fragen zu beantworten<br />
– aber vielleicht auch, um über sich selbst nachzudenken.<br />
„Warum nennt Ihr Euch Die Zeitzeugen“, will ich als erstes wissen.<br />
Ich weiß, dass das keine besonders gute Einstiegsfrage ist,<br />
aber laut Auskunft meiner Tochter ist „Die Zeitzeugen“ kein Bandname.<br />
Und Frank Vogler, der im Gespräch die meisten Antworten<br />
übernimmt, ist auch gar nicht überrascht. „Ich wollte, dass wir<br />
26
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ugen<br />
Fotos: Heribert Riesenhuber<br />
„Die Chronik“ heißen, aber das fanden die anderen nicht so gut.<br />
Der frühere Bassist, Jens, hat dann vorgeschlagen, dass wir uns<br />
Zeitzeugen nennen - was ja irgendwie ähnlich ist.“<br />
Zumindest eine Bandchronik ist im Laufe der Jahre entstanden.<br />
Frank blättert in einem hübschen, kleinen Fotoalbum und zeigt<br />
die verschiedenen Höhepunkte: Die Zeitzeugen in der Westtorhalle,<br />
auf dem Kulturknall, in der Fabrik in Ohlstadt. Auch im<br />
Café Krönner haben sie gespielt und hatten dabei das Gefühl,<br />
endlich in der Mitte Murnaus angekommen zu sein.<br />
Offen und ehrlich zu sein war immer wichtig für die Zeitzeugen.<br />
Sie haben sich keinem musikalischen Stil verschlossen und Ehrlichkeit<br />
bedeutet für sie, dass sie zu ihren Fehlern stehen - und<br />
auch zu dem, was sie nicht können. Deshalb geben die Bandmitglieder<br />
auch offen zu, dass es viele gibt, die sie nicht für die be-<br />
deutendste Band Murnaus halten, ja, die auf ihre Konzerte sogar<br />
ganz verzichten könnten.<br />
Die Zeitzeugen sind ungeschliffen, ambitioniert und haben Sinn<br />
für Selbstironie. Und das schätzen die Fans. Bei ihrem noch nicht<br />
ganz legendären Auftritt am Kulturknall 2015, im Schloßhof, war<br />
das zu spüren, auch wenn man nicht die feinsinnigen Antennen<br />
eines Mediums besitzt. „Wenn ich kleine Punks und daneben<br />
Grauhaarige gemeinsam rumhüpfen sehe, dann ist das schon<br />
was Tolles. Das muss man erstmal hinkriegen“, sagt Gitarrist<br />
Stephan.<br />
„Wir haben wenig produziert, wenig gespielt und viel Zeit damit<br />
verbracht, uns gegenseitig kennenzulernen“, erzählt Frank.<br />
„Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind unsere eigene Coverband.“<br />
27
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:22 Seite 28<br />
M U S I K<br />
„Wir wollten auch alle schon mal aufhören“, wirft Carola, die<br />
Schlagzeugerin, ein. Aber jetzt wollen sie erst einmal weitermachen.<br />
„Wir sind jetzt alle in einem Alter, da könnte es anfangen<br />
Spaß zu machen“, meint Frank. „Wir könnten unsere Songs aufnehmen,<br />
sollten mal vor 50.000 Leuten spielen und mehr Straßenmusik<br />
machen.“<br />
Facts für Fans:<br />
FRANK VOGLER schreibt die Texte für alle Songs und schlägt<br />
Foto: Heribert Riesenhuber<br />
meistens das musikalische Grundgerüst vor. Er ist die Stimme<br />
der Zeitzeugen und könnte sich vorstellen, alle paar Wochen den<br />
Bandnamen zu wechseln. „500 Gramm Hackharfe am Stück“<br />
hält er für einen guten Bandnamen.<br />
CAROLA TEICH spielt Drums bei den Zeitzeugen. Sie ist Linkshänderin<br />
und hat nach eigenen Angaben einen eher minimalistischen<br />
Ansatz. Ihr Vorschlag für einen zeitgemäßen Bandnamen<br />
wäre: „Zirka fünf Personen“. Sie spielt seit 2007 („oder so“) bei den<br />
Zeitzeugen und findet: „Ein weiblicher Anteil hat der Band sicher<br />
nicht geschadet.“ Seit sie dabei ist hat sie angefangen, die Füße<br />
auf den Tisch zu legen und die Jungs achten mehr auf Etikette.<br />
JULIAN MERKER, Saxophon und Querflöte, sorgt musikalisch<br />
für Farbe. Er war während des Gesprächs in Indien, hat sich aber<br />
schriftlich geäußert: „Ich bin froh über den großen musikalischen<br />
Freiraum, den mir die Band ermöglicht.“<br />
CHRISTIAN FISCHER, Bass, ist seit 2014 bei den Zeitzeugen,<br />
weil er von Franks Texten und Stimme so fasziniert war. Christian<br />
spielt seit 30 Jahren Bass, hatte das aber 8 Jahre lang unterbrochen,<br />
um Percussion zu spielen. Dank der Zeitzeugen hat er<br />
wieder angefangen Bass zu spielen (weil sie gefragt hatten, ob er<br />
statt der Cajon wieder mal den Bass auspacken würde).<br />
STEPHAN POPP, Gitarre, ist 2005 bei den Zeitzeugen eingestiegen<br />
und hat in der ersten Zeit die Rolle des Bassisten übernommen,<br />
weil der damals fehlte und für wichtiger erachtet wurde. Er ist<br />
das Nesthäkchen der Band. „Ich habe die Urbesetzung mal live<br />
gesehen. Es war nicht meine Traumband, aber sie waren total<br />
offen.“ Die Texte der Band hat er erst kürzlich kennengelernt, als<br />
sie ein paar Aufnahmen gemacht haben.<br />
Die Zeitzeugen gibt es ungefähr seit 2003. So genau kann Frank<br />
das nicht sagen und beruft sich auf einen nicht selbstverschuldeten<br />
Erinnerungsverlust. Jedenfalls sei er 2002 aus dem Osten, wo er<br />
in einer anderen Band gesungen hat, nach Bayern gekommen.<br />
Er fand die Leute nett.<br />
Jens Weingart, Bass, Fabian Wünsch, Gitarre, Oliver Stanislowski<br />
(„oder so“), Gitarre, und Claudius Schmid, Drums, Hannes Buchwieser,<br />
Bass, sind frühere Bandmitglieder. Jeder von ihnen, das<br />
betonen die Zeitzeugen, hat die Band auf seine Weise weiter gebracht,<br />
musikalisch und menschlich. Lenka Petrowicowa („oder<br />
so“) war ein Jahre lang die weibliche Stimme der Zeitzeugen.<br />
Die Zeitzeugen haben einmal eine Promo-CD aufgenommen und<br />
bei Konzerten an die Fans verteilt. Ihre beliebtesten Songs sind:<br />
„Solidarität“ und „Graswang“. Das Lied „Der Mensch“, meint<br />
Frank, sollen die Fans und auch die Bandmitglieder zukünftig<br />
immer wieder hören wollen.<br />
Aktuell wurde der Vorschlag von Frank Vogler, die Band in „Captain<br />
Everest und die Glücksbärchis" umzubenennen, von den anderen<br />
Bandmitgliedern entschlossen abgelehnt.<br />
Heribert Riesenhuber<br />
Im nächsten Magazin:<br />
redaktionstipp: root bootleg<br />
28
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REGIONAL<br />
<br />
SAISONAL<br />
<br />
SONNIGER BIERGARTEN<br />
<br />
VERANSTALTUNGSLOCATION<br />
<br />
FRISCHEKÜCHE<br />
HEIRATEN<br />
EVENTS<br />
Weilheimer Straße 21 82418 Murnau<br />
Telefon +49 (0)8841 - 48 54 101<br />
www.zum-murnauer.de
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:22 Seite 30<br />
„i<br />
hob<br />
an<br />
Florian Werner<br />
traum“Fotografien:<br />
Text: Franz Windirsch
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:22 Seite 31<br />
I hob an Traum...<br />
Was braucht der Mensch im Blauen Land?<br />
A Radl, an See<br />
und ab hoib sieme<br />
an kühlen Biergarten.<br />
A Ansprache<br />
mit zwei bis vier<br />
fesche Madln,<br />
An Gartenzaun<br />
oder an Bam wo ma<br />
des Radl oloana ko.<br />
Hinterm Haus an<br />
Kinderspuiplatz,<br />
damit es ned zu laut is,<br />
so dass ma, wenn die<br />
Musi spuit,<br />
sie no a bisserl hört.<br />
31
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:22 Seite 32<br />
...an See und ab hoib sieme<br />
an kühlen Biergarten.<br />
So is des oid werden schee.
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:22 Seite 33<br />
33
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:22 Seite 34<br />
A fesche, schneidige<br />
Bedienung, die wo dir a Bier bringt<br />
mit 6-7 Zentimeter Schaum,<br />
wo des Glas’l leicht oglaffn is.<br />
Und wenn sie über den Kies geht,<br />
dass er leicht knirscht,<br />
wenn sie Dir no a Brotzeit bringt.<br />
An Wurstsalat und<br />
an Obaztn, mit einem frischen Bauernbrot.<br />
Prost<br />
und an Guadn,<br />
und da noch<br />
a Busserl<br />
auf de Backen<br />
von den feschen<br />
Madln,<br />
...aber ned mehr.<br />
So is doch des oid werden schee,<br />
bei uns im Blauen Land.<br />
So mag er des, unser Franze.<br />
34<br />
Danke an das Ausflugsteam:<br />
Fotograf Florian Werner,<br />
Beleuchter Franz-Xaver Windirsch jun.,<br />
Cordula, Monika, Pauline,<br />
Lisa und Diana.
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:22 Seite 35<br />
Auf Biergartenkurs bei den Staffelseewirten<br />
im September: Michaelimarkt mit den Staffelseewirten<br />
ab November: Kesselhütt‘n im Weihnachtsdorf<br />
fff und immer: Lebensfreude inklusive ... fff<br />
www.staffelseewirte.de<br />
Ähndl
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 36<br />
Foto: www.5erls-naturfotos.de<br />
Leser-Tipp<br />
Der Stieglitz liebt es bunt und<br />
vielfältig: Wegen der intensiven<br />
landwirtschaftlichen Nutzung<br />
und der damit verbundenen<br />
Strukturarmut leben die Vögel<br />
heute mehr und mehr im Siedlungsraum.<br />
So findet man Stieglitze an<br />
Ortsrändern, z.B. beim Ähndl,<br />
im Seidlpark oder an der Murnauer<br />
Kirche.<br />
Der Stieglitz<br />
Stieglitz - Steckbrief<br />
Stieglitze haben eine schlanke Gestalt mit einem<br />
vergleichsweise kurzen Hals und dünnen Beinen.<br />
Sie sind etwas kleiner als Spatzen und wiegen<br />
ungefähr so viel wie zwei Ein-Euro-Stücke.<br />
Die rote Gesichtsmaske auf dem ansonsten weiß<br />
und schwarz gefärbten Kopf ist unverwechselbar.<br />
Rücken und Brust sind hellbraun, der Bauch weiß<br />
gefärbt. Die überwiegend schwarzen Flügel<br />
haben eine breite, leuchtend gelbe Binde.
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 37<br />
B L A U E S L A N D - G R Ü N E O A S E<br />
Für das Jahr 2016 haben LBV und der NABU den Stieglitz zum<br />
Vogel des Jahres gekürt. Er gehört zu den buntesten Singvögeln<br />
in Europa und ist dank seiner auffälligen Erscheinung den meisten<br />
Menschen ein Begriff. Der Stieglitz ist Botschafter für die Artenvielfalt<br />
und Farbenpracht unserer Landschaften.<br />
Rückgang einer häufigen Vogelart<br />
Mit Rodung großer Waldareale, der landwirtschaftlichen Urbarmachung<br />
und dem verstärkten Siedlungsbau erfuhr der Stieglitz<br />
einst eine starke Arealvergrößerung. Heute ist er (noch) überall<br />
häufig. In einigen Ländern ist allerdings ein starker Rückgang<br />
festzustellen - in Deutschland hat sich der Bestand zwischen 1990<br />
und 2013 beinahe halbiert (Quelle: DDA). Ursprünglich war der<br />
Stieglitz in lichten Wäldern und Waldrändern zuhause. Heute<br />
besiedelt er sowohl ländliche als auch städtische Gebiete. Den<br />
idealen Lebensraum stellen dabei stark gegliederte, blütenreiche<br />
Landschaften, in denen sich Wälder oder Heckenzüge mit offenen<br />
Flächen abwechseln, dar. Sie bieten ihm neben einem reichlichen<br />
und vielfältigen Nahrungsangebot auch genügend Brutplätze.<br />
Was fressen Stieglitze wann?<br />
Das Nahrungsspektrum des Stieglitzes umfasst halbreife oder<br />
reife Samen. Bislang wurden bereits über 150 verschiedene Pflanzenarten<br />
nachgewiesen.<br />
Bäuerliche Siedlungen mit Obstbaumkulturen auf blumen- und<br />
artenreichen Wiesen, ungenutzte Ecken und extensiv gepflegte<br />
Wegränder bieten ihm das ganze Jahr hindurch einen reichlich<br />
gedeckten Tisch. Um den Bestand des Stieglitzes langfristig zu sichern,<br />
ist der Erhalt seines Lebensraumes und der dazugehörigen<br />
Nahrungsflächen von vorrangiger Bedeutung. Bei uns in der Region<br />
ist es erforderlich, extensive Bewirtschaftungsformen zu fördern<br />
und zeitweise Flächenstilllegungen zu erreichen.<br />
Wie kann man helfen?<br />
Ein erster Schritt zu mehr Farbe in den Städten und Gemeinden<br />
sind die sogenannten „Bunten Meter für Deutschland“. Ziel ist es,<br />
Weg- und Straßenränder zu bepflanzen, Brachflächen zu erhalten<br />
und Landwirte und Kommunen davon zu überzeugen, auf Düngung,<br />
Mahd und den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel<br />
an Feld- und Wegrändern sowie auf öffentlichen Grünflächen zu<br />
verzichten. So soll sowohl im Siedlungsraum als auch in der<br />
Agrarlandschaft der Natur wieder mehr Raum verschafft werden.<br />
Dabei ist sehr wichtig das richtige Saatgut zu verwenden, um<br />
nicht ungewünschte Pflanzen in die Natur zu setzen. Jeder neu<br />
angelegte oder brach gelassene Meter kann gemeldet werden.<br />
Infos zur Aktion findet man unter: www.lbv.de/unsere-arbeit/<br />
themen-kampagnen/bunte-meter-melden.html.<br />
Helfen wir dem Stieglitz! Lassen Sie uns gemeinsam mehr Farbe<br />
Vogel des Jahres 20l6<br />
Im Winter werden vor allem die Samen stehengebliebener Stauden<br />
und verschiedener Bäume verzehrt. Man trifft sie auch am<br />
Futterhaus an. Während viele andere körnerfressende Vögel für<br />
die Jungenaufzucht auf Insekten umsteigen, füttern Stieglitze ihren<br />
Nachwuchs vor allem mit Pflanzensamen. Nur äußerst selten<br />
fressen sie tierische Nahrung wie Blattläuse, die sie geschickt von<br />
den Pflanzen absammeln. Im Spätsommer und Herbst ernähren<br />
sich Stieglitze am liebsten von verschiedenen Distelarten. Da sie<br />
dann oft an Distel, Karde und Co. zu beobachten sind, werden<br />
Stieglitze umgangssprachlich auch Distelfinken genannt.<br />
in unsere Landschaften bringen – für den Vogel des Jahres 2016,<br />
für uns und für nachfolgende Generationen!<br />
Michael Schödl<br />
Landesbund für Vogelschutz<br />
Regionalgruppe Garmisch-Partenkirchen/<br />
Weilheim-Schongau<br />
Gsteig 43 · 82467 Garmisch-Partenkirchen<br />
Telefon 08821.73464<br />
gap@lbv.de · www.lbv-garmisch-partenkirchen.de<br />
37
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 38<br />
P O R T R A I T<br />
Fotos: Claudia Becker<br />
WIE DER OCHS<br />
ES ÜBERN BERG<br />
SCHAFFTE...<br />
In all den Jahrhunderten wurde immer Milchwirtschaft betrieben<br />
bei den Mayrs, auf insgesamt 40 Hektar Land. Dazu kommen<br />
noch 15 Hektar Wald und einige Streuwiesen. Weil die Familie<br />
immer schon die Streuwiesen pflegte, hat Georg Mayr daraus<br />
ein zweites Standbein gemacht: Arbeitsintensive Landschaftspflegemaßnahmen<br />
im Murnauer Moos, am Starnberger See und<br />
in den Loisach- und Kochelseemooren werden jährlich durchgeführt.<br />
Dafür hat er sich eigens einen Spezial-Mäher angeschafft,<br />
der eigentlich für Steilhänge gebaut wurde. Gut 300 Kilo<br />
wiegt die Maschine – im Vergleich dazu ist ein herkömmlicher<br />
Bulldog mit etwa 4000 Kilo geradezu ein Monster. Die Landschaftspflege<br />
ist nicht nur notwendig, sondern hat noch einen<br />
anderen Vorteil: „Das Mähgut ergibt gute Einstreu, das wiederum<br />
gibt guten Mist, und daraus entwickelt sich guter Humus“, meint<br />
der Öko-Bauer. Das ist es, was ihm wichtig ist: Nachhaltigkeit.<br />
Wer Georg Mayr beim Erzählen zuhört, der bekommt schnell<br />
den Eindruck vom idyllischen Landleben am Ufer eines der<br />
schönsten Seen in Bayern, dem Riegsee. Doch bei aller Liebe zu<br />
Hof und Tieren – so idyllisch ist das Leben nicht. Vor allem nicht<br />
in den letzten Jahrzehnten.<br />
Zerrieben zwischen politischen Interessen<br />
Seit die Milchquote abgeschafft wurde, sind die Preise immer<br />
weiter in den Keller gegangen, kleine Höfe im Oberland können<br />
nicht mehr konkurrieren mit großen, fast industriellen Betrieben.<br />
Kleinbetriebe arbeiten zwar häufig tiernaher und ökologischer,<br />
aber teurer, denn Weidegang ist umständlich. Vor dem großen<br />
Milchgipfel im Mai verkündete der bayerische Landwirtschafts-<br />
38
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 39<br />
„Es ist unser<br />
Wunsch,<br />
Natur und<br />
Heimat<br />
zu erhalten“,<br />
sagt Georg Mayr in mitten<br />
seiner Ochsen, die wie er selbst<br />
keine Scheu kennen.<br />
Ein Mensch, verwurzelt und<br />
bodenständig.<br />
Die Geschichte des Hofes ist<br />
untrennbar mit der Geschichte<br />
von Mayrs Familie verbunden.<br />
1527 wurde er das erste Mal<br />
urkundlich erwähnt:<br />
Der Gratzhof.<br />
Der Ururgroßvater hat ihn<br />
gekauft.<br />
minister Helmut Brunner, dass man in Bayern gute Erfahrung mit<br />
nachhaltig handelnden Familienbetrieben habe. Die sinkenden Preise<br />
mit steigender Produktion zu kompensieren sei keine Lösung. Denn<br />
Deutschland produziert mehr als für den Eigenbedarf; etwa ein Viertel<br />
der Milch geht in den Export. Und die Forderung der Politik nach<br />
mehr Effizienz in der Landwirtschaft hat nichts gebracht: In den letzten<br />
15 Jahren hat sich deutschlandweit die Zahl der Milchkuhhalter halbiert,<br />
die Menge an erzeugter Milch aber ist gestiegen. Kleine Familienbetriebe<br />
im Oberland sind trotz der Einschätzung des bayerischen<br />
Landwirtschaftsministers immer mehr zu Nebenerwerbsbetrieben geworden.<br />
Georg Mayr hat aus der bäuerlichen Misere schon vor Jahren Konsequenzen<br />
gezogen. Mit der Landschaftspflege ist er seiner Zeit voraus -<br />
auch der Landwirtschaftsminister versucht nun, Bauern kulturlandschaftspflegerische<br />
Aufgaben zu übertragen. Für die Mayrs schon seit<br />
Jahren eine Selbstverständlichkeit. Aber die Familie überlegte sich<br />
mehr und krempelte den Hof um, den sie schon 2002 von den Eltern<br />
übernommen hatte.<br />
39
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 40<br />
„Krisen sind Chancen“<br />
Schon 1980 hatte der Vater, ein leidenschaftlicher Milchbauer, die Tierhaltung<br />
umgestellt und einen Laufstall gebaut. Als der Sohn den Hof weiter veränderte,<br />
unterstützte ihn der Vater. Das Konzept von Georg Mayr stellte alles auf den<br />
Kopf. Zwei Jahre Überlegungen, Hin- und Herwälzen von Ideen und deren<br />
Umsetzbarkeit gingen voran, bis die Entscheidung gefallen war: Keine Milchwirtschaft<br />
mehr, stattdessen wird der Riegseer Weideochs ins Leben gerufen.<br />
Eine neue Herde wird aufgebaut, auch das braucht noch einmal Zeit. 30<br />
Prozent Murnau-Werdenfelser werden angeschafft und 70 Prozent Fleckvieh.<br />
Alles Stiere, keine Kühe. Im zarten Alter von ein paar Wochen kommen sie<br />
auf den Gratzhof. Das Problem: Bis zu einem Alter von 12 Wochen müssen<br />
Kälber mit Milch versorgt werden. Georg Mayr hat eine findige Idee: Er<br />
nimmt fünf Kühe von seiner früheren Milchviehherde und gibt ihnen eine<br />
neue Aufgabe als Ammenkühe, die die kleinen Kälber aufziehen, bis sie auf<br />
die Weiden können, oder auf die Almwiesen. Auf vier solchen stehen im<br />
Sommer die Riegseer Weideochsen: Almen am Wamberger, am Wank, Tegern-<br />
und am Schliersee. Beste Almkräuter also für die Tiere. Zweieinhalb<br />
bis drei Jahre dauert es, bis sie geschlachtet werden.<br />
Ein großer Schritt<br />
Das neue Konzept ist für die Familie ein großer Schritt. Ein neuer Stall wird<br />
gebaut, 1200 Quadratmeter ist er groß, hell, gut belüftet, mit reichlich Auslauf<br />
für die Weideochsen. Ihre Hörner dürfen die Tiere behalten. Beim Bau des<br />
Stalles stehen Nachhaltigkeit und Ökologie an erster Stelle, genauso wie bei<br />
der Aufzucht und Schlachtung der Tiere. Mayrs Credo: Regionalität. Das<br />
Bauholz kommt aus dem eigenen Wald, auch die Handwerker, die den Stall<br />
bauen, sind von hier. Die Kälber, die Georg Mayr kauft, stammen aus umliegenden<br />
Biobetrieben. Und wenn die Ochsen ausgewachsen sind und zum<br />
Metzger kommen, garantiert der stressfreie Transport nach Obersöchering<br />
oder Antdorf beste Fleischqualität. Wertschöpfung soll auch hier in der<br />
Region bleiben.<br />
Seit 2013 ist der Gratzhof zertifizierter Naturlandbetrieb.<br />
„Wer hier mitmachen will, der muss nachweisen,<br />
dass das Tierwohl im Vordergrund steht“, so Georg Mayr.<br />
Wichtig ist ihm aber auch, dass die Abnehmer seine Philosophie vertreten:<br />
„Wir liefern nur an ortsnahe Abnehmer mit einer fairen Preisfindung.“<br />
40
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 41<br />
Kooperieren mit den Staffelseewirten<br />
Doch damit der Riegseer Weideochs auch beim Kunden auf<br />
dem Teller landet, musste eine Kooperation her: Georg Mayr<br />
versuchte die Staffelseewirte davon zu überzeugen, sein regionales<br />
Biofleisch zu kaufen und dies entsprechend zu vermarkten.<br />
„Wir haben einfach Glück gehabt, dass die Staffelseewirte auch<br />
so regional denken und das nachhaltige, ökologische Modell<br />
wertschätzen.“ Wichtig auch hier: ein partnerschaftliches Geschäftsverhältnis,<br />
das am Ende für beide Seiten zum Erfolg geführt<br />
hat.<br />
Mittlerweile kommen viele zu Besuch, um sich den Betrieb anzuschauen,<br />
als ein exzellentes Beispiel eines Biohofes, auf dem<br />
Nachhaltigkeit gelebt wird. „Es geht nur mit einer positiven<br />
Grundeinstellung und einem guten Zusammenhalt in der Familie“,<br />
reflektiert Georg Mayr seine Ideen. „Nur so sind Veränderungen<br />
möglich.“ Ohne das eigene Tun und Handeln immer<br />
wieder in Frage zu stellen ginge es nicht.<br />
nil<br />
BRAUGASTHOF<br />
tägl. gehobene bayerische Küche, à la carte (Staffelseewirte)<br />
BRAUHAUS & BRAUEREI<br />
Ein herzliches Grüß Gott „Wo’s Bier Spaß macht!“<br />
GEWÖLBESAAL<br />
Hochzeiten, Tagungen, Veranstaltungen bis 150 Personen<br />
in wunderschönem historischen Ambiente<br />
ausgestattet mit modernster Multimedia-Technologie<br />
HOTEL IM GRIESBRÄU<br />
Kommen Sie bei uns an und fühlen Sie sich wohl.<br />
Hier, wo unsere Vorfahren vor über 100 Jahren noch den frischen Hopfen<br />
trockneten, haben wir mit viel Liebe 2014 komplett neu renovierte<br />
Gästezimmer eingerichtet<br />
www.griesbraeu.de<br />
GRIESBRÄU zu Murnau · Obermarkt 37 · 82418 Murnau<br />
Tel. +49(0)8841-14 22 · Fax +49(0)8841-39 13 · info@griesbraeu.de
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 42<br />
M U R N A U E R<br />
Kaffeehaus<br />
G E S C H I C H T E N<br />
von Barbara Krönner<br />
und den Spürnasen<br />
Goldi & Poldi<br />
42<br />
Poldi<br />
Fotos: Claudia Becker
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 43<br />
M U R N A U E R K A F F E E H A U S G E S C H I C H T E N<br />
Heimatlos?<br />
"Grüß dich, Goldi!", ruft Poldi freundlich zu der goldgelben Hundedame. „Tack,<br />
tack, tack.., Tack, tack, tack.., hört man sie über den Holzboden quackeln.<br />
"Was ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragt der besorgte Poldi seine mit den<br />
Augen rollende Wurstfreundin. "Hast du gesehen? Mein schöner Kastaniengarten<br />
ist hin!", ruft Goldi aufgebracht in gebrochenem Deutsch. Sie kommt nämlich<br />
ursprünglich aus Rumänien. Ein typischer Wirtschaftsflüchtling. Allerdings hat sie<br />
die deutsche Sprache nur brüchig erlernt, obwohl sich ihr Herrchen, Willi Manske,<br />
redlich Mühe mit ihr gibt. "Kastanie weg! Pflaster weg! Stammtisch stehen gerade<br />
im Dreck! Und ich müssen mit meine drei Pfoten durch Kies laufen. Das tut weh!".<br />
"Es schaut wirklich entsetzlich aus", antwortet Poldi. "Aber du wirst sehen, wenn<br />
alles fertig ist, wird es auch wieder schön sein dort im Hof."<br />
"Weiß nicht. Wir hätten doch Achims Vorschlag annehmen sollen und Willy Michl<br />
an den Baum ketten lassen. Willy Michl hat gegeben viel Konzert unter ihm und<br />
Baum war Freund! Wie Adler!"<br />
"Geh Goldi! Sei doch nicht so gefrustet. Manchmal muss man sich auch von etwas<br />
lieb Gewonnenem trennen. Schau, die Leitungen im Boden sind kaputt und müssen<br />
gerichtet werden, und auf der Welt ändert sich doch immer was." Poldi schnüffelt<br />
Goldi lieb an und schleckt ihr die Nase.<br />
"Hast du recht. Welt geht weiter. Und geliebter Baum is nix gegen Leid vieler Menschen!<br />
Aber hoffentlich Baustelle bald fertig. Sonst mag Herrchen nimmer kommen.<br />
Weißt, für uns ist das wie Heimat geworden."<br />
"Das ist Zeitgeist", meint Poldi. "Unser Gemeinderat hat auch seine Heimat verloren.<br />
Der sitzt jetzt im alten Krankenhaus, dort, wo einige von ihnen geboren wurden.<br />
Na ja, vielleicht tut ihnen das auch ganz gut. Zurück zum Ursprung...".<br />
Foto: Christian Kolb<br />
Goldi schüttelt den Kopf: "Stell dir vor, Murnauer Theater geht's nicht besser.<br />
Hat auch Gefühl, Heimat verloren zu haben. Die machen dieses Jahr Wandertheater<br />
und Kutsche schaut aus wie Hundehütte!" "Meinst, der Marktbaumeister musste<br />
dafür eine Genehmigung ausstellen?", fragt Poldi. "Eh klar", meint Goldi.<br />
"Ohne Genehmigung geht in Deutschland nix...<br />
Denkst, dass wir dürfen beim Theater mitspielen? Ich könnte tragende Rolle<br />
als Zigeunerin spielen."<br />
"Das wäre gut möglich, in Kohlgrub hat auch ein Iraker beim Bauerntheater<br />
Regie geführt und war richtig erfolgreich. Jetzt sagen die Kohlgruber immer:<br />
inser Samir! Des is a Hund!", antwortet Poldi.<br />
"Dann müsste es ja bei den Murnauern heißen: inser Goldi?"<br />
"Wenns di mitnemma, scho..."<br />
Goldi<br />
43
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 44<br />
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG WICKLUNGEN V. MAX OTTENWÄLDER<br />
Max<br />
Ottenwälder<br />
geboren 1954,<br />
studierte Industriedesign<br />
und arbeitet seit 1980<br />
als freischaffender Designer.<br />
Für seine Arbeiten erhielt er<br />
zahlreiche hochkarätige<br />
Auszeichnungen. Er ist Mitglied<br />
int. Designjurys und bekannt<br />
durch Publikationen über<br />
Design und Produktsemantik.<br />
Seit 1995 ist Max Ottenwälder<br />
künstlerisch tätig.
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 45<br />
L I V E<br />
Fotografie + Text: Claudia Becker<br />
WICKLUNGEN<br />
EINE KINDHEITSERINNERUNG<br />
VON MAX OTTENWÄLDER - DER DUFT VON EISEN<br />
NEUGIERDE, ANSPANNUNG, KREATIVITÄT, MEDITATION<br />
DER (ENT)WICKLUNGSDRANG EINES INDUSTRIEDESIGNERS<br />
Sie sind herzlich eingeladen in die Räume der ZIETZ IMMOBILIEN<br />
Mo - Fr von 14.00 - 16.00 und Sa von 10.00 - 12.00 (Eintritt frei)<br />
Führungen mit Max Ottenwälder bitte telefonisch vereinbaren: 0179.6952919<br />
ZIETZ Immobilien · Obermarkt 40 · 82418 Murnau · Telefon 08841.62805-0
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 46<br />
L I V E<br />
Vom Papiertheater zur Zusammenkunst<br />
Foto: Kirsten Sonnemann<br />
WAS STECKT<br />
DAHINTER?<br />
Die Neugierde ist immer ein kreativer Moment, weil man „gierig“ ist auf das Neue.<br />
Mit dieser Neugierde, die zum Prinzip einer eigenen Theaterform erhoben wurde, ist<br />
das Papiertheater vor 20 Jahren entstanden.<br />
46
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 47<br />
Eine Schere bohrt sich von hinten durch eine große aufgespannte Papierwand<br />
und vorne ist das Publikum neugierig auf das, was nun entsteht. Ein Pinsel taucht<br />
im ausgeschnittenen Fenster auf und beginnt die Papierwand zu bemalen. Und<br />
die Fantasie ist „gierig“ auf das, was da gerade geschaffen wird.<br />
Die Inszenierungen des Papiertheaters sind gestalterisches Spiel mit dem Papier,<br />
ein Gespräch mit der Neugierde des Publikums, ein Theater, das seine eigenen<br />
Regeln der Dramaturgie verfolgt. Es ist ein Theater ohne eigene Spielstätte, also<br />
immer auf Reisen, und es spielt auf Einladung überall dort, wo neugierige Menschen<br />
ein andersartiges Theatererlebnis suchen. Diese Reisen führten das Papiertheater<br />
in Schulen, auf Kleinkunstbühnen, auf Festivals bis weit in die Welt<br />
hinaus, in europäische Länder und nach China, Indien, USA, Ecuador, Indonesien...<br />
Im Gepäck: eine Papierrolle, eine Schere und Farben.<br />
So war das auch bei den Papiertheater Tagen in Riegsee, die drei Jahre lang im<br />
„oidn Denna“ bei der Familie Schmid stattfanden. Dieses Jahr ist das Papiertheater<br />
am 7. Oktober in der Westtorhalle in Murnau und 8. Oktober mit HANS IM<br />
GLÜCK im Klostergut Schlehdorf zu erleben.<br />
Seit einigen Jahren entstehen außerdem sogenannte Gesellschaftsinszenierungen.<br />
Diese Projekte greifen Themen der Zeit auf und entwickeln sich im Zusammenspiel<br />
mit der Bevölkerung. So zum Beispiel beim Projekt DIE INNERE STADT, das im<br />
Mai 2016 in Murnau stattfand.<br />
Gibt es doch zwei Möglichkeiten, der aktuellen Flüchtlingsthematik zu begegnen:<br />
entweder mit „Angst“ vor dem Fremden oder mit „Neugierde“.<br />
Wahrscheinlich ahnen Sie es schon: Das Papiertheater reagierte mit Neugierde<br />
und führte daraufhin die „Künstlerische Erfassung“ von Geflüchteten durch.<br />
Jeder einzelne Mensch mit seinen Fähigkeiten, Wünschen und Ängsten konnte<br />
in einem „Profilbild“ von sich berichten. In den Flüchtlingsunterkünften entstanden<br />
jene Bilder, die dann im ehemaligen Einwohneramt des Murnauer Rathauses<br />
ausgestellt wurden... doch die Bilder waren in Papier verpackt!<br />
Neugierige konnten gegen 10.- € eines der Bilder auspacken und lernten so den<br />
Menschen kennen, der hinter dem Begriff „ein Flüchtling“ steckt.<br />
Die Idee der INNEREN STADT ging weiter. Das eingenommene Geld bekamen<br />
die geflohenen Menschen, um Lebensmittel zu kaufen und daraus Gerichte ihrer<br />
Heimat zu kochen. Diese servierten sie öffentlich vor dem Rathaus auf einem<br />
ebenfalls in Papier verpackten, langen Tisch. Sie wurden zu Gastgebern eines gemeinsamen<br />
Essens. Eine Vielfalt an wunderbaren Speisen wurde zum Ereignis<br />
der Begegnung, als sich fast 200 Menschen versammelten. Nach dem Essen<br />
wurde auf der Straße spontan gesungen und getanzt.<br />
Johannes Volkmann<br />
www.zusammenkunst.com · www.dasPapiertheater.de<br />
Neugierde hält wach.
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:23 Seite 48
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 49<br />
S P OOO R T alle Disziplinen<br />
OO<br />
stand up paddling<br />
fotografiert von Florian Werner<br />
49
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 50<br />
S P OOO R T alle Disziplinen<br />
OO<br />
Moosgrün schimmert er, beinahe golden. Manchmal schwarz,<br />
zuweilen meerblau. Und wenn die Sonne ihn wärmt, spielen<br />
auf ihm tausend Lichter. Wer das Glück hat, in der Nähe des<br />
Staffelsees aufgewachsen zu sein, der weiß: Dieser See ist mehr<br />
als nur ein gewöhnlicher Moorsee. Der Staffelsee ist ein Lebensgefühl.<br />
Im Frühsommer, wenn es schon warm ist und die<br />
Uferböschung in saftigem Grün explodiert, liegt auf den Bergen<br />
ringsum oft noch ein wenig Schnee. Bunte Ruderboote, kleine<br />
fühlt man sich eins mit der Natur – und der Alltagsstress bleibt<br />
am Ufer zurück.<br />
OB ALLEINE, ZU ZWEIT, ODER - WIE AM TAG<br />
UNSERES FOTOSHOOTINGS - ZU NEUNT: STAND<br />
UP PADDLING MACHT GLÜCKLICH<br />
Wir wollen uns das mal aus der Nähe ansehen und treffen<br />
Matthias Baier an seinem SUP-Verleih auf der Halbinsel Burg.<br />
An diesem lauschigen Plätzchen erwarten uns bereits sieben<br />
Mit dem stand up paddleboard durch’s Paradies<br />
Segelschiffe, Tretboote mit Rutsche leben auf vor einem Alpenpanorama,<br />
das wie gemalt aussieht. Von Insel zu Insel will<br />
man fahren und alles erkunden. Oder einfach nur mit einem<br />
Steckerleis am Ufer sitzen und träumen.<br />
Heute aber nehmen wir Euch, liebe <strong>Melange</strong>-Leser, mit auf’s<br />
Wasser. Ohne Ruder-, ohne Tretboot, dafür auf einem breiten<br />
Surfbrett stehend, mit einem Paddel in der Hand.<br />
PADDLE SURFING - FREIHEIT ATMEN<br />
Auf Hawaii - so erzählt man sich - wurde es einst „der Sport<br />
des Königs“ genannt. In den vergangenen Jahren hat SUP<br />
(Stand Up Paddling, Paddle Surfing oder auch „Stehpaddeln“)<br />
die Welt im Sturm erobert.<br />
Weder Wind noch Wellen braucht man, um vorwärts zu kommen.<br />
Die Kraft fließt durch den Oberkörper in die Schultern<br />
und Arme, wenn das Paddel tief in den See eintaucht. Dann<br />
Jungs und ein Mädel, die Matthias heute zusammengetrommelt<br />
hat. Mit ihnen wird er heute für uns über den Staffelsee<br />
paddeln. Und während die Boards aufgepumpt werden, nutze<br />
ich die Gelegenheit, um Matthias auszufragen: Lieber Matthias,<br />
für wen ist das Stehpaddeln geeignet und ist es leicht zu erlernen?<br />
Matthias Baier: „Das Stand Up Paddling ist im Grunde für<br />
jeden geeignet, der sich ein bißchen sportlich betätigen und<br />
dabei die Natur genießen will. Mit dem richtigen Board ist es<br />
auch gar nicht schwer. Gesund ist es übrigens auch - das<br />
Paddeln schult nämlich die Koordination und den Gleichgewichtssinn,<br />
stärkt die gesamte Muskulatur und ist ein gutes<br />
Herz-Kreislauftraining.“ Kurz erklärt mir Matthias noch die<br />
Besonderheiten der verschiedenen Boards, und dann geht es<br />
auch schon los: Paddel und Surfbretter stehen bereit und die<br />
Gruppe startet auf den See.
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 51<br />
Matthias<br />
Baier<br />
an seinem<br />
SUP-Verleih<br />
am<br />
Staffelsee
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 52<br />
Unser Fotograf Florian Werner steht derweilen bis zum Hals<br />
im Wasser – er möchte heute nämlich die schönsten Momente<br />
für die <strong>Melange</strong> einfangen. Und wir werden nicht enttäuscht:<br />
Mit der Abendsonne im Gesicht gibt die Gruppe richtig Gas,<br />
umfährt spielerisch die Staffelseeinseln und der eine oder andere<br />
von ihnen macht sogar Kopfstand auf dem Board. Lebensfreude<br />
pur!<br />
Wer es lieber ruhig und meditativ mag, kommt beim Stand<br />
Up Paddling aber ebenfalls auf seine Kosten, weiß Matthias<br />
Baier: „Wer möchte, kann uns z. B. auf einer unserer SUP-<br />
Touren bei Vollmond begleiten, da kann man richtig die Seele<br />
baumeln lassen.“ Ebenfalls besteht die Möglichkeit, sich die<br />
Ausrüstung direkt bei den Freeride Guides auszuleihen und<br />
den Staffelsee alleine zu erkunden.<br />
WELCHE KLEIDUNG TRÄGT MAN EIGENT-<br />
LICH BEIM STAND UP PADDLING?<br />
Wir haben für Euch eine kleine Übersicht erstellt. Fakt ist:<br />
Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – mit der richtigen<br />
Ausrüstung ist tatsächlich alles möglich.<br />
Im Sommer geht’s im Bikini oder in der Badehose - je nach<br />
Gusto ergänzt durch leichte Shorts und T-Shirt – zum Paddeln.<br />
Ausreichend hoher Sonnenschutz (50+) sowie eine Kopfbedeckung<br />
sorgen für ungetrübten SUP-Genuss.<br />
Im Frühling und Herbst empfiehlt sich ein Outfit bestehend<br />
aus atmungsaktiver Laufhose, Softshelljacke und Neoprenschuhen.<br />
Ein sogenannter Trockensack mit Wechselkleidung ist ratsam.<br />
Selbst im Winter steht dem SUPen bei geeigneter Witterung nichts<br />
im Wege. Dann darf es für geübte Paddler ein Trockenanzug in<br />
Kombi mit Thermowäsche, Neoprenschuhen (7mm), Mütze und<br />
Handschuhen sein. Wer zwar geübt, aber noch etwas unsicher ist,<br />
sollte sich anstelle des Trockenanzugs für einen langen Neoprenanzug<br />
entscheiden. Eine individuelle Beratung durch den Profi wird<br />
unbedingt empfohlen.<br />
SPORT IM EINKLANG MIT DER NATUR<br />
Hier noch ein Punkt, der uns und auch den Freeride Guides sehr<br />
wichtig ist: Was uns die Natur schenkt, sollten wir ihr unbedingt in<br />
Form von Respekt und Umsicht zurückgeben. Deshalb sind die ausgewiesenen<br />
Naturschutzgebiete unbedingt zu umfahren. Auch Abstecher<br />
in Schilfgebiete sind streng verboten, denn hier befinden<br />
sich die Brutstätten vieler heimischer Vogelarten.<br />
Wir könnten viel über das Stand Up Paddling schreiben, doch wie<br />
es sich tatsächlich anfühlt, erfährt man wohl nur, wenn man es<br />
selbst ausprobiert. Wer sich den SUP-Verleih auf der Halbinsel Burg<br />
ansehen will, findet weitere Informationen unter:<br />
www.freeride-guide.com<br />
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Matthias Baier, Nadine Unger<br />
und der gesamten SUP-Crew für das tolle Fotoshooting.<br />
Eure Lebensfreude hat uns angesteckt! Bis bald beim Paddeln…<br />
Anna Marguerita Schön
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 53<br />
Auf Hawaii - so erzählt man sich - war es einst der Sport der Könige.<br />
Eine Ewigkeit später, heute, hat das SUP (Stand Up Paddling) die Welt im Sturm erobert.<br />
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Z E I T Z E U G E N<br />
IN GUTEN WIE<br />
IN SCHLECHTEN<br />
ZEITEN<br />
LUDWIG HALLER<br />
fotografiert von Florian Werner<br />
54
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 55<br />
Der Murnauer Metzgermeister Ludwig Haller<br />
hat in seinem Leben viel erlebt und noch mehr<br />
zu erzählen.<br />
Als der Architekt Emanuel von Seidl im Jahre 1906 angeregt<br />
hatte, das Ortszentrum von Murnau mit bunten Fassaden zu gestalten,<br />
sollte jedes Haus eine individuelle Note bekommen. Für<br />
eines überlegte man sich eine ganz besondere Gestaltung. Das<br />
war die Metzgerei Haller, die in warmem Blau erstrahlte und mit<br />
vielerlei Ornamenten, Darstellungen und Schriftzügen verziert<br />
wurde. Dass diese Fassade heute wieder so schön ist wie zur Zeit<br />
ihrer Entstehung, das ist der Familie Haller zu verdanken. Besonders<br />
Ludwig Haller, einer der beiden Brüder, in deren Hand<br />
das Familienunternehmen heute liegt, hat sich dafür eingesetzt,<br />
dass das verblichene und unter anderen Farbschichten versteckte<br />
Kunstwerk nach rund hundert Jahren wiederhergestellt wurde.<br />
Vieles ist in dieser Zeit in Murnau geschehen, und an vieles erinnert<br />
sich der Senior des Hauses, der wie sein Sohn, sein Vater,<br />
Großvater und sein Enkel Ludwig heißt. Im Gespräch mit ihm<br />
stellte sich schnell heraus, dass seine Geschichte immer auch ein<br />
Stück Familiengeschichte ist. 1932 kam er in Murnau zur Welt,<br />
und er lebt bis heute hier. Aus dem Geschäft hat er sich allerdings<br />
seit mehr als zehn Jahren zurückgezogen. Nicht aber von seinen<br />
Freunden. „Mein Vater war immer sehr gesellig und aufgeschlos-<br />
55
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 56<br />
sen“, erzählte auch Christian, der andere<br />
der beiden Söhne, der sich freut, dass der<br />
Vater noch immer viel in Murnau unterwegs<br />
ist. „Das Wirtshausleben kann er bis<br />
heut‘ nicht sein lassen.“<br />
Kindheit in unruhigen Zeiten<br />
„Ich soll Ihnen sicher ein bisschen was aus<br />
der Geschichte von unserem Unternehmen<br />
erzählen?“, beginnt Ludwig Haller das Gespräch,<br />
und das wäre sicherlich ein ergiebiges<br />
Thema. Immerhin hat sich die Metzgerei<br />
mit den Jahren stark entwickelt und<br />
hat heute 75 Mitarbeiter. Aber ehrlich gesagt<br />
würde es mich mehr interessieren, wie<br />
es war, in Murnau aufzuwachsen, in einer<br />
Zeit voll Unruhe und Not. Auch das kann<br />
Ludwig Haller erzählen: „An eines kann ich<br />
mich noch ganz genau erinnern“, sagt er<br />
nach kurzem Überlegen. „Nämlich an den<br />
Tag, an dem die Stammgäste der Wirtschaft,<br />
die damals noch zur Metzgerei dazugehörte,<br />
um den dort aufgestellten Volksempfänger<br />
gesessen haben und die<br />
Sondermeldung hörten, in der es hieß: „Seit<br />
5.45 Uhr wird zurückgeschossen.“ Damit<br />
begann der zweite Weltkrieg, und Ludwig<br />
Haller war sieben Jahre alt. „Für uns war<br />
das ganz normal, im Krieg aufzuwachsen“,<br />
erzählt er, „wir kannten es ja gar nicht anders.“<br />
Zur Schule ging Haller damals in die<br />
Knabenschule, die sich im Murnauer<br />
Schloss befand. Immer wieder, so erinnert<br />
er sich, kam es vor, dass während der Schulzeit<br />
Fliegeralarm ausgelöst wurde. Dann<br />
mussten alle Kinder in den Keller. Diejenigen,<br />
die in der Nähe der Schule wohnten,<br />
und zu denen gehörte auch Ludwig Haller,<br />
durften nach Hause gehen. „Wir waren so<br />
frech, mein jüngerer Bruder und ich, dass<br />
wir manchmal gar nicht in den Keller gingen,<br />
sondern auf den Dachboden“, erzählt<br />
er. „Da haben wir dann aus dem Fenster<br />
geschaut und beobachtet, wie die feindlichen<br />
Flieger - ohne jede Gegenwehr - über<br />
den Heimgarten und nach München geflogen<br />
sind, um dort Bomben abzuwerfen. Am<br />
Abend sah man manchmal bis nach Murnau<br />
den Widerschein von Feuer und Bomben.“<br />
Für die Schüler hatten die Fliegerangriffe<br />
durchaus auch eine „positive“ Seite:<br />
Der Schulunterricht war in dieser Zeit viel<br />
„lockerer“, und manchmal dauerte der Fliegeralarm<br />
so lange, dass es sich hernach<br />
nicht mehr lohnte, zurück in die Schul‘ zu<br />
gehen. Aber für die Familie war es eine<br />
schwere Zeit, erzählte Christian Haller.<br />
„1942 wurde mein Großvater verhaftet, weil<br />
er schwarz, also ohne Erlaubnis, eine Kuh<br />
geschlachtet hatte, und mein Vater musste<br />
in sehr jungen Jahren viel Verantwortung<br />
in der Familie tragen.“<br />
„Die amerikanischen Soldaten<br />
waren eigentlich immer sehr<br />
nett zu uns.“ Ludwig Haller<br />
Als der Krieg endlich vorbei war, so erinnert<br />
sich Ludwig Haller, kamen die Amerikaner<br />
mit Panzern von Kohlgrub herab. Murnau<br />
war damals weiß beflaggt, erzählte er, und<br />
irgendwann waren die Panzer im Ort. „Einer<br />
stand vor dem Griesbräu, einer vor der<br />
Post und der nächste direkt vor unserer<br />
Metzgerei. Da waren wir natürlich neugierig<br />
und spähten aus der Tür raus“, so Ludwig<br />
Haller. „Mit einem Mal ging bei dem<br />
Panzer die Luke auf und ich sah zum ersten<br />
Mal in meinem Leben drei schwarze Soldaten.<br />
Wir hatten ziemliche Angst, mein<br />
Bruder und ich, aber wir trauten uns auch<br />
nicht, wegzulaufen. Einer von den Soldaten<br />
ist dann runtergekommen, ging auf mich<br />
zu und hat dann meine Kappe genommen<br />
und das daran befestigte Hakenkreuz als<br />
Andenken mitgenommen.“ Ein anderer Soldat,<br />
so erzählte Haller, habe die beiden Murnauer<br />
Burschen dann herbei gewinkt und<br />
ihnen ein Paket gegeben. Darin waren Kaugummi,<br />
Schokolade und andere Lebensmittel.<br />
„Ich erinnere mich noch genau daran,<br />
wie ich in den Keller lief und der<br />
Mutter meinen Schatz zeigte. Die sagte nur,<br />
das sei alles vergiftet, und warf die Sachen<br />
weg. So war das damals.“<br />
Ein Haller wird Weltmeister<br />
Nach dem Krieg machte Ludwig Haller, wie<br />
zuvor sein Vater und sein Großvater, eine<br />
Ausbildung zum Metzgermeister. Und zwar<br />
in Starnberg bei der damals renommierten<br />
Metzgerei Bader. Allerdings herrschten raue<br />
Sitten in seinem Lehrbetrieb. Insgesamt<br />
habe er während seiner Lehrzeit 354 Ohrfeigen<br />
bekommen. Und die meisten unbegründet.<br />
Ludwig Haller stieg dann ins elterliche<br />
Geschäft ein. Ebenso sein Bruder<br />
Robert, der eigentlich Konditormeister war<br />
und erst später in Ohlstadt seine eigene<br />
Konditorei betreiben konnte. Bruder Walter,<br />
der ebenfalls Metzgermeister wurde,<br />
zog es in die Welt hinaus. Er ging als Handelsvertreter<br />
für eine Gewürzhandelsgesellschaft<br />
zunächst nach Thailand und dann<br />
nach Südafrika. Später hat er dort die Haller<br />
Spice Blending Ltd. gegründet, die noch<br />
heute in ganz Südafrika Gewürze vertreibt.<br />
Zuvor aber errang er einen großen sportlichen<br />
Triumph: 1958 wurde er - im Team<br />
von Hans Rösch - Weltmeister im Viererbob.<br />
Der aus München stammende Rösch<br />
hatte ihn damals von seinem Verein in Ohlstadt<br />
abgeworben, weil er einen guten Anschieber<br />
für seinen Schlitten gebraucht hat.<br />
Aber nicht nur Walter Haller, sondern auch<br />
schon dessen Großvater war ein erfolgreicher<br />
Sportler. Im Jahre 1927 hat er als Boxer<br />
in Berlin mit Max Schmeling trainiert<br />
und vor 20.000 Zuschauern geboxt. Er war<br />
so stark, dass es in Murnau einmal zu einer<br />
kuriosen Wette kam, von der sein Sohn<br />
gerne erzählt.<br />
Die Bierwette des Großvaters<br />
mit dem Dichter<br />
Ludwig Haller, der Vater, war nämlich mit<br />
dem Schriftsteller Ödön von Horváth gut<br />
bekannt. Eines Abends hatten sie zusam-<br />
56
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 57<br />
men im Gasthaus Seerose, direkt am Staffelsee,<br />
gezecht, und der Heimweg führte sie<br />
dann am bekannten Denkmal für König<br />
Ludwig II. vorbei, das der Postmeister Bayerlacher<br />
hatte errichten lassen. „Wett‘ ma<br />
was?“, habe der bärenstarke Boxer Haller<br />
den Freund damals gefragt. Und, von Horváth<br />
angespornt, hob er einen der beiden<br />
schweren Löwen, die links und rechts von<br />
der Büste des Königs stehen, von seinem<br />
Sockel und trug ihn 150 Meter weit über<br />
die Bahngleise. Die Murnauer haben sicher<br />
nicht schlecht gestaunt, als sie das am<br />
nächsten Tag sahen. Es heißt, sechs Gemeindearbeiter<br />
seien nötig gewesen, um<br />
den Löwen, der angeblich 160 Kilo wiegt,<br />
wieder zurück auf seinen Platz zu stellen.<br />
Danach wurden die Löwen auf ihrem Podest<br />
angeschraubt. Das kann man nachprüfen.<br />
Und noch bei einem anderen „historischen“<br />
Ereignis spielte der Vater eine Rolle, nämlich<br />
bei der legendären Saalschlacht zwischen<br />
den Linken und den Nazis, die im<br />
Gasthof zur Traube stattfand. Der Wirt<br />
Kirchmeier habe damals gerufen: „Holts<br />
mir den Wiggerl, die schlagen mir ja alles<br />
z’samm!“ Und da war der Boxer Haller, eine<br />
imposante Erscheinung, gekommen, hat<br />
im Eingangsbereich dreimal mit dem Fuß<br />
aufgestampft und gerufen: „Jetzt is a Ruh‘!“.<br />
Da sei es still geworden und die Leute sind<br />
nach Hause gegangen. Ödön von Horváth<br />
hat dieses Ereignis in einem seiner Stücke<br />
verarbeitet.<br />
Aber natürlich ist die Familie Haller nicht<br />
nur für diese Anekdoten und sportlichen<br />
Leistungen, sondern vor allem für ihre<br />
Fleisch- und Wurstwaren bekannt. Seit<br />
1896 gibt es den florierenden Familienbetrieb<br />
in Murnau. Er habe seinen Beruf immer<br />
sehr gerne ausgeübt, sagt Ludwig Haller.<br />
Er habe den Kontakt mit den Menschen<br />
geschätzt. Und: „Ich mag es, ein handwerkliches<br />
Produkt herzustellen, das auch ein<br />
wenig in der Kritik ist“, so Haller. „Es genügt<br />
heute nicht mehr, gutes Fleisch anzubieten.<br />
Das können die anderen auch. Man<br />
muss wirklich etwas Gutes daraus machen.“<br />
Und dieser Philosophie bleibt auch<br />
sein Sohn Christian treu.<br />
Heribert Riesenhuber<br />
Christian Haller:<br />
Die Zeit und die Umstände,<br />
unter denen mein Vater aufgewachsen<br />
ist, waren sehr prägend für ihn.<br />
Bis heute ist er ein sehr sparsamer<br />
Mensch.“<br />
„Mein Vater hat immer schon Schafkopf<br />
gespielt. Und wenn er einmal<br />
am Abend verloren hat, dann war er<br />
am nächsten Tag grantig.“
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 58<br />
N E W C O M E R<br />
Stefanie<br />
FISCHER<br />
Die sympathische 40-Jährige<br />
und Mutter zweier Jungs<br />
führt das Unternehmen<br />
Betten Federl<br />
seit Januar 2014<br />
in fünfter Generation.<br />
Foto: Alfons Schön<br />
58
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59
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 60<br />
N E W C O M E R<br />
„Den zu Ihrem Bettengeschäft so passenden<br />
Namen Federl - hat es ihn in ihrer Familie<br />
wirklich gegeben?“<br />
Frau Fischer lacht. „Ja, Federl war tatsächlich<br />
der Mädchenname meiner Oma.<br />
Bei ihrer Hochzeit hat sie den Namen<br />
zwar abgelegt, aber als Geschäftsname<br />
ist er uns erhalten geblieben.“<br />
Das Betten-Fachgeschäft „Betten Federl“ im Murnauer Obermarkt<br />
empfängt mich mit seiner leuchtend blauen Fassade - einer Farbe,<br />
die - so sagt man - für Ruhe und Entspannung, für Harmonie<br />
und Unendlichkeit steht.<br />
Einen Moment noch verweile ich vor den Schaufenstern, in denen<br />
bauschige Decken, bunte Kissen und wohnliche Deko-Elemente<br />
ein einladendes Arrangement bilden. Dann gehe ich hinein und<br />
treffe Stefanie Fischer zu unserem <strong>Melange</strong>-Interview.<br />
Die sympathische 40-Jährige und Mutter zweier Jungs führt das<br />
Unternehmen seit Januar 2014 in fünfter Generation.<br />
Oben im ersten Stock in der Bettenabteilung angekommen, nehmen<br />
wir an einem Tischchen Platz und ich stelle ihr sofort jene<br />
Frage, dich mich schon die ganze Zeit beschäftigt – und mit der<br />
ich sicher nicht alleine bin: „Liebe Frau Fischer, den zum Bettengeschäft<br />
so passenden Namen Federl – hat es ihn in ihrer Familie<br />
wirklich gegeben?“ Frau Fischer lacht. „Ja, Federl war tatsächlich<br />
der Mädchenname meiner Oma. Bei der Hochzeit mit meinem<br />
Opa hat sie den Namen zwar abgelegt, aber als Geschäftsname<br />
ist er uns erhalten geblieben.“<br />
Nachdem mir diese Frage nun nicht mehr unter den Nägeln<br />
brennt, lehne ich mich entspannt zurück und freue mich darauf,<br />
Stefanie Fischers Geschichte zu hören.<br />
„Das Geschäft“, so erzählt sie, „hat mein Ururgroßvater vor 138<br />
Jahren gegründet, als Sattler- und Tapezierermeister. Sein Sohn,<br />
also mein Urgroßvater, war später auf die Walz gegangen und<br />
hat von dort die erste Bettfedernreinigung mitgebracht, was damals<br />
eine echte Revolution war.“ Es handelte sich dabei um eine<br />
ganz spezielle Technik, bei der die Federn nicht chemisch gereinigt,<br />
sondern aus ihrer Hülle entnommen, sorgsam und schonend<br />
gewaschen, per Dampfdruck gesäubert und dann getrocknet wurden.<br />
Eine Besonderheit, die bei Betten Federl übrigens noch heute<br />
praktiziert wird. Mit dieser Innovation war damals der Startschuss<br />
zur Spezialisierung auf Bettwaren gefallen.<br />
Schon als kleines Kind war Stefanie Fischer mit im Geschäft herumgeturnt.<br />
Einige der heutigen Mitarbeiter, so erzählt sie, haben<br />
sie schon als Baby gekannt. „Wir sind ein sehr treues Unternehmen.<br />
Unsere Mitarbeiter bleiben sehr lange bei uns.“<br />
Und obwohl sie immer gerne im Geschäft dabei war, hat sie sich<br />
später, als Jugendliche, nicht recht vorstellen können, eines Tages<br />
das Unternehmen zu führen.<br />
„Hier in Murnau aufzuwachsen war ein Traum“, erzählt sie.<br />
Und doch: Nach dem Beenden der Schule wurde sie unruhig. Die<br />
weite Welt lockte. Sie wollte andere Luft schnuppern, neue Orte<br />
und Plätze kennenlernen.<br />
München erhielt den Zuschlag, und Frau Fischer begann ihre<br />
Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel bei Ludwig Beck. Dort<br />
durfte sie nach Ausbildungsende im Rahmen eines Förderprogrammes<br />
in die Disposition im Einkauf wechseln. „Ich hatte einen<br />
tollen Chef, der mich sehr gefördert und mir viel Verantwortung<br />
übertragen hat“, erinnert sich Frau Fischer. Bald hatte sich in ihr<br />
der Wunsch gefestigt, noch fundierter zu lernen, und so kam sie<br />
zur LDT Nagold (Akademie für Mode-Management), wo sie ihr<br />
Studium zur Textilbetriebswirtin absolvierte.<br />
Danach reiste sie als Angestellte eines kleinen, feinen Designbetriebs<br />
zu dessen Produktionsstätten nach Italien und sammelte<br />
zudem Erfahrung in den Bereichen Zukauf und Internationale<br />
Kommunikation in der Modebranche.<br />
„Das Modebusiness war sehr hart, ich hatte oft extrem lange Arbeitstage<br />
zu bewältigen“, erzählt sie.<br />
Damals kam im Jahr 2007 zum ersten Mal die Überlegung auf,<br />
all die Arbeit und Begeisterung vielleicht doch lieber in das elterliche<br />
Unternehmen zu investieren. Zuhause wurde sie mit offenen<br />
Armen begrüßt. Im Jahr 2014 war es schließlich soweit: Frau Fischer<br />
trat offiziell die Nachfolge ihrer Eltern an.<br />
„Es war ein eigenartiges, schönes Gefühl“, erzählt sie. „Ich wurde<br />
daheim zunächst offiziell angestellt, bezog mein Gehalt. Von Anfang<br />
an durfte ich meine eigenen Ideen mit einbringen.“<br />
Bald hatte sie den Einkauf übernommen und konnte sich in alles<br />
gut einarbeiten – mit dem Papa als „Sicherheitspuffer“.<br />
Doch natürlich steckt auch viel Arbeit hinter einer Geschäftsübergabe.<br />
„Es braucht Herzblut.“<br />
Frau Fischer hat allerdings das große Glück, zu lieben, was sie<br />
tut, und so freut sie sich jeden Tag darauf, ins Geschäft zu gehen.<br />
Neben dem Hauptgeschäft in Murnau eröffnete Betten Federl<br />
vor 10 Jahren auch eine zweite Filiale in Penzberg.<br />
60
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„Wie hat es sich für Sie angefühlt, als Sie plötzlich langjährigen<br />
Mitarbeitern vorgesetzt waren, die schon im Geschäft gearbeitet<br />
haben, als Sie noch ein Baby waren?“, frage ich.<br />
Da schmunzelt sie. „Das war für die Mitarbeiter natürlich auch<br />
erst mal neu, aber gar nicht seltsam. Alle waren sehr herzlich zu<br />
mir. Der gute Kontakt war ja immer schon da. Zudem gibt es bei<br />
uns flache Hierarchien. Wir sind ein Team. Wenn’s ist, bügle ich<br />
auch die Ware für das Schaufenster.“ Nicht von oben herab, sondern<br />
mitten drin - diese Philosophie ist ihr selbstverständlich und<br />
hält das Team zusammen. „Meine Mädels halten mir so sehr den<br />
Rücken frei, sie organisieren sich unter einander, springen ein<br />
und sind alle mit Herz und Seele bei der Arbeit.“<br />
STARKE FAMILIENBANDE<br />
„Wir sind drei Geschwister. Meine Eltern wollten jedem Kind<br />
alle Chancen und Möglichkeiten einräumen. Sie haben diese Herausforderung<br />
wirklich sensationell gemeistert, haben nie Druck<br />
ausgeübt und immer Wert auf Gerechtigkeit gelegt. Denn ein<br />
Unternehmen hat natürlich auch einen gewissen finanziellen<br />
Wert. Zu fünft haben wir über die Art der Übergabe entschieden.“<br />
Irgendwie, so erzählt sie, war immer klar gewesen, dass einer<br />
von ihnen den elterlichen Betrieb weiterführen würde.<br />
Ihre Schwester, Bärbel Mikosch, hat nach dem Abitur Tourismus<br />
in Freiburg studiert, während ihr Bruder, Anton Baier, sich für<br />
ein Studium in Industriedesign entschied. Heute kümmert er sich<br />
um ihre Corporate Identity, also um alles, was mit Werbung zu<br />
tun hat. „Wir verstehen uns alle gut, mein Bruder übernimmt<br />
den kompletten optischen Auftritt von Betten Federl. Meine<br />
Schwester, die ebenfalls zwei kleine Kinder hat, hilft in der Buchhaltung.<br />
Die ganze Familie hält zusammen.“<br />
Ihre Eltern sind mittlerweile zwar beide im Ruhestand und haben<br />
sich aus dem Geschäft zurückgezogen, aber wenn es brennt, sind<br />
sie da. „Mein Vater hilft mir auch mal beim Betten aufbauen.<br />
Vor allem aber nehmen mir meine Eltern auch öfter mal die<br />
Kinder ab.“<br />
BLUMEN MÜSSIG<br />
FLOWERS STYLE LIVING<br />
am Murnauer Rathaus<br />
<br />
<br />
<br />
Blumen Müssig am Rathaus | Untermarkt 11 | Murnau<br />
Ihr starkes Team und der liebevolle Rückhalt, den sie jederzeit<br />
durch ihre Familie erfährt – diese beiden „Anker“ sind es, die ihr<br />
überhaupt erst ermöglichen, das Geschäft ganz alleine zu führen,<br />
sagt Frau Fischer. Ehemann Julian, ebenfalls ein gebürtiger Murnauer,<br />
der als Entwicklungsingenieur bei BMW tätig ist, hat die<br />
Entscheidung seiner Frau stets mitgetragen. Sie waren sich beide<br />
darüber bewusst gewesen, dass die Übernahme des elterlichen<br />
Betriebs auch bedeutete, sich örtlich auf Murnau festzulegen.<br />
Ihre Entscheidung haben sie nie bereut.<br />
61
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 62<br />
N E W C O M E R<br />
Zwei Söhne haben sie – Alois (5) und Johann (8). Sie werden vom<br />
Papa in Basketball trainiert und sind – wie einst schon die Mama<br />
–oft und gerne im Bettengeschäft dabei. Hier gibt es für die Beiden<br />
allerdings eine feste Regel, die da lautet:<br />
HÜPF- UND SPRINGVERBOT IN DER<br />
MATRATZENABTEILUNG.<br />
„Was ist es, was Ihnen an Ihrer Arbeit die größte Freude bereitet?“,<br />
möchte ich gerne wissen, und Frau Fischer muss nicht lange<br />
überlegen: „Mit mir wurde das Betten Federl auch gleichzeitig<br />
ein bißchen jünger und moderner, es war mir wichtig, eine eigene<br />
Handschrift hinein zu bringen. Was mich unglaublich freut ist<br />
das Feedback, das ich von den Kunden bekomme. Viele sagen<br />
mir, dass man merkt, dass sich das Ambiente zwar ein wenig<br />
verändert hat, aber dass es immer noch ihr Betten Federl ist, in<br />
dem sie sich wohlfühlen. Das ist ein schönes Gefühl.“<br />
Manche Leute, so erzählt sie, kommen auch einfach in das Geschäft,<br />
um sie kennenzulernen, weil sie bereits die Großeltern gekannt<br />
haben. Alle geben ihr eine Chance.<br />
DER SCHLAFBEREICH - RÜCKZUGSORT<br />
UND ENERGIEQUELLE<br />
„Frau Fischer, langjährige Tradition, Familie und Halt durch die<br />
eigenen Wurzeln – ich habe den Eindruck, dass sie all das auch<br />
an ihre Kunden weitergeben möchten.“<br />
„Ja, absolut. Der Wohn- und Schlafbereich sind ja Rückzugsort<br />
und Energiequelle in einem. Hier fühlt man sich geborgen, hier<br />
ist man Zuhause. Deshalb legen wir so großen Wert auf eine verantwortungsvolle<br />
und individuelle Beratung. Unser Motto: Kein<br />
Kunde wird alleingelassen. Das beginnt bei der Beratung zum<br />
Babyschlafplatz – denn der gute Schlaf fängt bei den ganz Kleinen<br />
an – und geht bis zur Auswahl des richtigen Seniorenbetts. Durch<br />
einen strahlenfreien Wirbelscanner können wir die Körperkontur<br />
vermessen und auf dieser Grundlage noch individueller beraten.<br />
Wir wollen viel über unseren Kunden wissen: Schläft er in Bauchoder<br />
Rückenlage? Schwitzt er nachts? Hat er ein hohes oder<br />
eher ein geringes Wärmebedürfnis? Manche Kunden kommen<br />
drei- oder viermal und legen sich auch schon einmal für eine<br />
Stunde mit einer Bettdecke auf die Matratze, um hinzuspüren,<br />
ob sie ihnen gut tut.“
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 63<br />
Zu guter Letzt möchte ich gerne noch wissen: „Gibt es auch<br />
lustige Begegnungen, etwas, was Sie im Geschäft so sehr zum<br />
Schmunzeln gebracht hat, dass es in Erinnerung bleibt?“<br />
„Oh ja“, lacht Frau Fischer, „es gibt zum Beispiel eine Geschichte,<br />
die mein Vater gerne erzählt. Er musste doch ein<br />
wenig schmunzeln, als eine Dame Mitte neunzig sich sehr vehement<br />
nach der Zehnjahresgarantie der Matratzen erkundigt<br />
hat.“<br />
Ebenfalls ihrem Vater sind einige witzige Werbeanekdoten zu<br />
verdanken. Beim Kulturknall etwa hatten sie ein Plakat mit dem<br />
Slogan: Lassen Sie im Bett nichts anbrennen.<br />
„Mein Papa hätte auch Werbetexter werden können“, meint<br />
Stefanie Fischer. „Es gab noch einen weiteren, etwas zweideutigen,<br />
Slogan: Im Bettenfederl-Bett klappt’s immer! Gemeint<br />
war natürlich der Schlaf!“<br />
Parkettböden zum Träumen...<br />
und die passenden Tische,<br />
Altholzweinständer etc. gleich dazu!<br />
Liebe Frau Fischer, ich danke Ihnen ganz herzlich für dieses<br />
Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und persönlich<br />
alles Gute.<br />
Anna Marguerita Schön<br />
Alpenstraße 15<br />
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P O R T R A I T<br />
VON FRAU<br />
ZU FRAU<br />
Foto: Zonta Club Murnau<br />
Ein Sonntagsclub? Das kommt nicht in<br />
Frage für Murnaus Zontien.<br />
„Wir machen Politik für Frauen“,<br />
beschreibt die Journalistin Ingrid Wolf-<br />
Schustereder die Arbeit des Zonta Clubs<br />
Murnau.<br />
64
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:24 Seite 65<br />
Zonta? Das ist ein Begriff, der aus<br />
fünf Symbolen der Sioux zusammengesetzt<br />
ist: Licht, das steht für<br />
Inspiration. Zusammenhalten, „gemeinsam<br />
tragen“, als Ausdruck für<br />
weltweite Freundschaft und Bemühen<br />
um Frieden. Das vierte Zeichen<br />
bedeutet Schutz und Obhut: Menschen helfen, fördern und unterstützen.<br />
Und schließlich der Anspruch an das eigene Handeln:<br />
Integrität. Zonta, das ist aber auch Frauensolidarität. Denn es<br />
ist ein Netzwerk im besten Sinne. Ein Frauennetzwerk nur für<br />
Berufstätige.<br />
Den 15. Geburtstag konnten die Murnauer Mitglieder im Juli<br />
schon feiern – und damit unzählige Projekte, die der Verein unterstützt<br />
hat. Doch der Club ist mehr als ein lokaler Zusammenschluss<br />
von engagierten Frauen. Weltweit gibt es in 63 Ländern<br />
über 1.200 Clubs mit mehr als 30.000 Mitgliedern. Zonta<br />
legt Wert auf Vielfalt – eine bunte Mischung aus Berufen, Talenten,<br />
Generationen und unterschiedlichen Sozialisationen.<br />
EINSATZ FÜR DIE GLEICHSTELLUNG<br />
VON MANN UND FRAU<br />
Viel älter als der Murnauer Club ist Zonta International. 1919<br />
schon gründete sich die erste Sektion im US-amerikanischen<br />
Buffalo. Es war ein Zusammenschluss von berufstätigen Frauen,<br />
die mehr wollten, als nur ein Anhängsel ihrer Männer zu sein.<br />
Zu einer Zeit also, als es für Frauen bei weitem nicht selbstverständlich<br />
war, arbeiten gehen zu dürfen, wählen zu gehen oder<br />
ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Erst ein Jahr später,<br />
1920, wurde in den USA das Wahlrecht für Frauen eingeführt –<br />
lange vor anderen Ländern.<br />
In Deutschland wiederum wurde 1919 schon das Frauenwahlrecht<br />
eingeführt, etwa 10 Prozent der Abgeordneten der verfassungsgebenden<br />
Versammlung in Weimar waren Frauen. Sie<br />
setzten schon damals viele Gesetze durch, die die Frauenrechte<br />
stärkten: die Zulassung von Frauen als Rechtsanwältinnen und<br />
Richterinnen, Mindestlöhne und Sozialversicherung für Heimarbeiterinnen<br />
oder die Erweiterung des Mutterschutzes. Prostitution<br />
wurde straffrei, wenn sie nicht gewerbsmäßig betrieben<br />
wurde.<br />
ENGAGEMENT FÜR JUNGE FRAUEN<br />
Doch bis heute kämpfen Frauen dagegen an, dass sie geringer<br />
entlohnt werden. Die Zerrissenheit zwischen Familie und Beruf<br />
kostet oft die Karriere. Deswegen sind immer noch weniger<br />
Frauen in Chefetagen zu finden – oft sind sie nicht mutig genug,<br />
um sich selbstbewusst zu vermarkten. Ein Projekt der Murnauer<br />
Zontien greift dieses Ungleichgewicht auf: das Mentoring Projekt<br />
an der Mittelschule. Mädchen mit den verschiedensten kulturellen<br />
und sozialen Hintergründen können sich an Workshops<br />
beteiligen: Was sind meine Stärken und Ziele? Wie lauten die<br />
Grundregeln der Kommunikation und Konfliktfähigkeit? Wie<br />
finde ich den richtigen Umgangston, wie trete ich gut auf? Seit<br />
zwei Jahren vergibt Zonta auch Stipendien, um jungen Frauen<br />
bessere Möglichkeiten zu bieten, sich auf ihre Ausbildung zu<br />
konzentrieren. Und: es gibt den Young Women in Public Affairs<br />
Award. Hier werden Oberstufen-Schülerinnen des Gymnasiums<br />
ausgezeichnet, die sich in ganz besonderem Maße für die Schulgemeinschaft<br />
und die Gemeinde engagieren, sich um ein offenes<br />
und internationales Verständnis bemühen und sich Gedanken<br />
über die Frau in der Gesellschaft machen. Die Beispiele des<br />
Engagements sind vielschichtig. Das kann die langjährige Redaktion<br />
einer Schülerzeitung ebenso sein, wie die Organisation<br />
des integrativen Murnauer Marktlaufes. Die Preisträgerinnen<br />
sollen durch die gesellschaftliche Anerkennung, die mit dem<br />
Preis einhergeht, ermutigt werden, sich auch in Zukunft im Öffentlichen<br />
Leben, in der Politik oder in gemeinnützigen Organisationen<br />
zu engagieren.<br />
ZONTA SAMMELT GELD<br />
Daneben sammeln die Zontien natürlich Geld für Projekte –<br />
wie die meisten Nichtregierungsorganisationen, die sogenannten<br />
NGOs. Für Murnauerinnen klar: ein Stand auf dem Murnauer<br />
Weihnachtsmarkt gehört dazu. Genauso aber findet man sie<br />
am 8. März, dem Weltfrauentag, in der Fußgängerzone mit Aktionen.<br />
Die Zontien organisieren Museumsabende, Filmabende<br />
oder Vorträge. Dieses Geld geht zum Teil auch an Zonta International<br />
oder deren Projekte: das ist zum Beispiel der Kampf<br />
gegen die Geburtsfistel in Liberia, gegen Kinderehen oder HIV<br />
in Ruanda. Denn Zonta ist seit der Gründung der Vereinten<br />
Nationen im Jahr 1945 als beratendes Mitglied bei der UN vertreten.<br />
Alle 2 Jahre treffen sich die einzelnen Bezirke zu einem<br />
65
melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:25 Seite 66<br />
NEUER WOHLFÜHL-BEREICH.<br />
AUCH FÜR IHREN GELDBEUTEL.<br />
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großen Treffen, wie etwa 2008 in New York. Barbara Naumann<br />
war damals für die Murnauer dabei und schwärmt noch heute<br />
von dem Zusammentreffen der Frauen aus unterschiedlichen Kulturkreisen<br />
und politischen Systemen. „Wie eine große Familie<br />
war das Treffen“, sagt sie, „ein großartiger Austausch.“<br />
Mit Repräsentantinnen in Paris, Genf, Straßburg und Genf unterstützt<br />
Zonta International den Europarat. Aber Zonta Murnau<br />
hat auch ein eigenes internationales Projekt: Hilfe zur Selbsthilfe<br />
in Afghanistan. Was mit einem kleinen Nähmaschinen-Projekt<br />
begann, hat sich mittlerweile zu mehreren Filialen entwickelt, in<br />
denen Frauen des durch Krieg und Krisen gebeutelten Landes<br />
Schmuck herstellen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, oder<br />
aber auch Schutzanzüge für Minenräumer nähen. Mittlerweile<br />
ist das Hilfsprojekt auch von der afghanischen Regierung anerkannt.<br />
„Wir diskutieren oft sehr kontrovers,<br />
aber es ist ein absolutes Miteinander.“<br />
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15 JAHRE ENGAGEMENT<br />
Fast 40 Mitglieder feierten im Juli den 15. Geburtstag. Kaum zu<br />
glauben, dass es damals gar nicht einfach war, nur 20 Frauen zusammenzubringen,<br />
die für eine Gründung eines Murnauer Zonta<br />
Clubs noch die Statuten brauchte.<br />
Die Idee dazu hatte Dr. Astrid Bühren. Als sie mit ihrem Mann<br />
nach Murnau zog, fand sie es schade, dass sie so selten berufstätigen<br />
Frauen begegnete. Gemeinsam mit der Leiterin des Schlossmuseums,<br />
Brigitte Salmen, schmiedetet sie die Idee, einen Zonta<br />
Club zu gründen. Weitere Murnauerinnen kamen dazu – doch<br />
lange traf sich die Gruppe aus Pastorinnen, Journalistinnen, Geschäftsfrauen<br />
oder Kunstschaffenden privat. Begeistert von den<br />
Gesprächen mit den vielen unterschiedlichen, engagierten und<br />
kreativen Frauen gaben sie sich dann vor 15 Jahre eine Form: der<br />
Zonta Club Murnau entstand. „Wir diskutieren oft sehr kontrovers“,<br />
freut sich Onni Rebholz – denn davon lebt die gemeinsame<br />
Inspiration. „Aber“, so unterstreicht Bettina Zech, “es ist ein absolutes<br />
Miteinander!“ Und sie alle hoffen, dass es weiter in Murnau<br />
Frauen geben wird, die trotz Beruf und Familie Lust haben auf<br />
ein politisches, aber überparteiliches Engagement für Frauen.<br />
nil<br />
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SCHWITZEN MIT WOHLFÜHLFAKTOR<br />
Foto: Franz Windirsch<br />
Wir schreiben das Jahr 2016; Melli und Franz sitzen eines schönen<br />
Tages bei Kaffee und Kuchen:<br />
Franz: „Oh Melli, dieser Apfelstrudel schmeckt schon wieder so gut.“<br />
Melli: „Und die Sachertorte erst, Franz! Aber du, ich glaube es ist mal<br />
wieder an der Zeit, dass wir den Kalorien den Kampf ansagen!“<br />
Franz: „Du hast Recht, Melli. Ich hab da auch schon eine Idee..“<br />
Ein bis drei Kuchen später standen wir dann auch schon mit Sportklamotten<br />
bepackt vor dem Proline Murnau und wurden herzlich vom<br />
Studiobesitzer ‘Willi’ empfangen.<br />
Nach einer kurzen Führung durch das Studio wurde uns schnell klar:<br />
Dies ist keine gewöhnliche ‘Geräte-Wüste’! Durch die familiäre Atmosphäre<br />
wird es besser beschrieben als sportlicher Treffpunkt für Jung &<br />
Alt. Nach einer kurzen Aufwärmphase auf dem Laufband (und einer<br />
Folge „Dahoam is dahoam“ - jedes der neuwertigen Geräte ist nämlich<br />
mit einem Fernseher ausgestattet) starteten wir ins Training. Zuerst<br />
zog es uns beide zum sogenannten ‘Milon-Zirkel’, einem in schönem<br />
Holzambiente gestalteten Trainingskreislauf, der alle Muskelpartien in<br />
20 Minuten zum Brennen bringt.<br />
Gut aufgewärmt mit noch genug Energie im Körper lag uns dann eine<br />
Etage tiefer ein professioneller Trainingsraum für Profisportler und Bodybuilder<br />
mit Freihanteln zu Füßen.<br />
Hier zeigt sich einer der wichtigsten Vorteile des Proline Murnau: Während<br />
Frau im Erdgeschoss auf ihre Kosten kommt - egal ob im Zumba-<br />
Kurs mit einem Auge auf die Kids, die sich zum Beispiel im Bällebad<br />
vergnügen können - stemmen harte Kerle im Keller schweres Eisen.<br />
Ein paar straffe Trainingssätze später ließen wir bei einem inspirierenden<br />
Gespräch mit dem Studio-Physiotherapeuten und einem leckeren<br />
Eiweiß-Shake an der Getränkebar unsere heutige sportliche Einheit<br />
ausklingen.<br />
„Puh, geschafft, Melli! Jetzt noch Lust auf ein bisschen Entspannung<br />
im Wellness-Bereich?“ „Na klar, Franz, das kann ich gut gebrauchen!<br />
Wobei, heute haben wir eigentlich schon genug geschwitzt!“<br />
Wir halten also fest:<br />
Wer sich und seinem Körper was Gutes tun will, in heimatlicher Umgebung<br />
und auf hochwertigen Geräten Spaß beim Sport haben<br />
möchte, kommt ins Proline Murnau!<br />
Melli & Franzi<br />
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SCHAUER<br />
Foto: Archiv, Dr. Schauer<br />
Umweg erlaubt!<br />
Manchmal braucht weniger einfach mehr. Das gilt auch für<br />
gefahrene Kilometer zum Arbeitsplatz. Das hat auch der Bundesfinanzhof<br />
(BFH) als oberste Gerichtsinstanz für Steuerfragen<br />
nun akzeptiert. Arbeitnehmer, die einen Umweg machen,<br />
um insgesamt kürzer unterwegs zu sein, können dafür<br />
künftig auch höhere Werbungskosten geltend machen. In<br />
zwei Fällen klagten Arbeitnehmer, denen das Finanzamt einen<br />
Teil ihrer Entfernungspauschale gestrichen hatte. Die Kläger<br />
fuhren jeweils nicht den kürzesten Weg zu ihrer Dienststelle,<br />
weil sie diese über eine nach Kilometern längere Strecke etwa<br />
eine viertel Stunde schneller erreichen konnten. Dieses Argument<br />
zog bei den Finanzbeamten nicht. Sie stellten sich auf<br />
den Standpunkt, es sei eine Fahrtzeitersparnis von mindestens<br />
20 Minuten erforderlich, um die längere Strecke zu akzeptieren.<br />
Diese pauschale Grenze hat der BFH schließlich relativiert<br />
(VI R 19/11, VI R 46/10). Eine Mindestzeitersparnis von 20<br />
Minuten ist danach nicht immer erforderlich. Vielmehr seien<br />
alle Umstände des Einzelfalls, wie zum Beispiel die Streckenführung<br />
oder die Schaltung von Ampeln in die Beurteilung<br />
einzubeziehen. Eine Straßenverbindung könne zudem auch<br />
dann "offensichtlich verkehrsgünstiger" sein, wenn bei ihrer<br />
Benutzung nur eine geringe Zeitersparnis zu erwarten ist.<br />
Das sei etwa dann der Fall, wenn sich jeder "unvoreingenommene,<br />
verständige Verkehrsteilnehmer unter den gegebenen<br />
Verkehrsverhältnissen für die Benutzung der Strecke entschieden<br />
hätte", so die Richter.<br />
Waldi darf nicht erben!<br />
Die ganze Liebe einer geschiedenen kinderlosen Frau galt<br />
ihrem Hund Berry. Als die Dame starb, hinterließ sie ein Testament,<br />
in dem sie folgendes verfügte: „Mein letzter Wunsch.<br />
(…) Meine Erben sind mein Hund Berry, meine Brüder, meine<br />
Neffen und meine Nichte. Bitte nicht streiten, Eure Tante."<br />
Anders als von der Verstorbenen erbeten kam es doch zum<br />
Streit. Denn neben den genannten Erben verlangte auch eine<br />
enge Bekannte einen Teil des Nachlasses.<br />
Grund: Sie hatte inzwischen das Tier zu sich geholt und kümmerte<br />
sich um Berry.<br />
Das LG München I entschied per Beschluss vom 22. November<br />
2015: Weder die neue Hundebesitzerin noch der Hund<br />
selbst sind erbberechtigt. Berry sei keine rechtsfähige Person.<br />
Erben können aber nur rechtsfähige Personen sein. Da sich<br />
aus dem Testament nicht ergebe, wer das Tier bekommen<br />
solle, dürfe die Bekannte der Erblasserin den Hund zwar behalten.<br />
Ansprüche gegen die Erben ließen sich daraus aber<br />
nicht ableiten. Dies gelte umso mehr, als das Testament mit<br />
"Eure Tante" unterzeichnet war, was den Schluss zulasse,<br />
dass die Frau keiner familienfremden Person etwas hatte zuwenden<br />
wollen (Az. 16 T 22604/03).<br />
Von Dr. Ralf Erich Schauer, Kanzlei Dr. Schauer in Murnau<br />
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melange-<strong>No2</strong>_lay_Layout 1 12.07.16 12:25 Seite 71<br />
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Tel. 08845.9120<br />
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TAXI SCHMIDT<br />
Murnau Tel. 08841.4874584<br />
Oberammergau Tel. 08822.216940<br />
www.taxischmidt.net<br />
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