Grüne Partei der DDR - Rahmenprogramm
Der Rahmenprogramm wurde am 10. Februar 1990 in Halle (Saale) auf dem 1. Parteitag der Grünen Partei der DDR beschlosssen.
Der Rahmenprogramm wurde am 10. Februar 1990 in Halle (Saale) auf dem 1. Parteitag der Grünen Partei der DDR beschlosssen.
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Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche sind eigenständige
Persönlichkeiten mit spezifischen
Bedürfnissen, Vorstellungen
und Fähigkeiten. Die GRÜNE PAR-
TEI tritt dafür ein, diese Individualität
zu achten und möglichst günstige
Voraussetzungen zum Ausprobieren
und zur Entfaltung persönlicher Fähigkeiten
zu schaffen.
Die grundlegende Erfahrung von
Annahme und Geborgenheit ist lebensnotwendig.
Diese Erfahrung können
Kinder und Jugendliche zum Teil in
ihren Familien nicht machen. Zunehmende
Gewalt gegenüber und zwischen
Kindern und Jugendlichen ist
ein Symptom für die wachsende Bindungsunfähigkeit.
Da sich Kinder selbst nicht schützen
- Voraussetzungen rechtlicher, makönnen,
müssen sie von uns vor Gewalt
geschützt werden. Dafür muß es
gesetzliche Regelungen geben.
Für notwendig halten wir deshalb:
- eine gesellschaftliche Institution zum
Schutz der Kinder;
Formen des sozialen Lernens, die
Kindern und Jugendlichen das Erlernen
sozialer Fähigkeiten und das
Erleben von Gemeinschaft ermöglichen;
- veränderte Lebensbedingungen für
Kinder und Jugendliche in Heimen
und Jugendwerkhöfen (z.B. Kinderdörfer),
schnellstmögliche Abschaffung
der Jugendwerkhöfe;
demokratische Vertretung der Interessen
von Kindern und Jugendlichen
in den Parlamenten;
- eine kinderfreundliche Umgestaltung
unserer Lebensräume;
die Schaffung vielseitiger und kreativer
Freizeitangebote;
die Förderung alternativer Kindergärten,
Kinderkrippen und anderer
Formen der Kinderbetreuung;
Die GRÜNE PARTEI wendet sich
gegen die Ausgrenzung körperlich und
geistig behinderter Kinder und setzt
sich für ihre vollständige Integration
in die Gesellschaft ein.
Sozial benachteiligte Gruppen
Unsere Industriegesellschaft hat in
den vergangenen Jahrzehnten die
soziale und kulturelle Ausgrenzung
all jener Bevölkerungsgruppen gefördert,
die ihrem Menschenbild nicht
entsprachen. Das betrifft Menschen
anderer Nationalitäten, Homosexuelle
und Süchtige ebenso wie Alte,
Kranke und Behinderte. Viele dieser
Menschen leiden daher unter einer
zunehmenden Armut an sozialen
Beziehungen oder sind vom gesellschaftlichen
Leben und der Arbeitswelt
ausgeschlossen.
Zu den Grundsätzen grüner Politik
gehört die Anerkennung der Würde
und Gleichberechtigung jedes Menschen
sowie die Einbeziehung sozial
Benachteiligter in alle Bereiche des
gesellschaftlichen Lebens. Im besonderen
heißt das, gesellschaftliche
Voraussetzungen zu schaffen, damit
diese Gruppen nicht mehr als "Randgruppen"
diskriminiert werden. Das
gilt auch für Menschen, die durch
zerstörte familiäre und soziale Beziehungen
an den Rand der Gesellschaft
gedrängt sind.
Die GRÜNE PARTEI setzt sich ein
für:
terieller und finanzieller Art, um die
Betreuung alter sowie aus anderen
Gründen pflegebedürftiger Menschen
in ihren Familien bzw. in ihrem
gewohnten sozialen Umfeld zu
ermöglichen;
den Ausbau einer medizinisch-sozialen
Basisbetreuung, die Hilfe zur
Selbsthilfe in unterschiedlichen individuellen
Krisensituationen ermöglicht
(Sozialarbeiterinnen, Beratungs-
und Kontaktstellen);
- einen Rechtsanspruch auf Bildung
für geistig Behinderte sowie den
Aufbau eines integrativen Schulund
Rehabilitationssystems (neben
dem bestehenden Sonderschulsystem),
das ein Hineinwachsen in
die Gesellschaft ermöglicht;
Maßnahmen zur Erweiterung des
Wissens über Behinderte und zur
Verbesserung deren Akzeptanz in
der Bevölkerung;
Schaffung eines Rechtsanspruchs
auf Rehabilitationsarbeitsverträge,
besondere Förderung der Fähigkeiten
Behinderter und Maßnahmen,
die ihren Mißbrauch für monotone
und körperlich einseitig belastende
Arbeiten ausschließen;
- die Entwicklung alternative Lösungen
für Bedürfnisse älterer Menschen,
um ihnen einen aktiven und
inhaltsreichen Lebensabend inmitten
der Gesellschaft zu ermöglichen;
- spürbare Steigerungen der Mindestrenten
und Pflegegelder;
Anerkennung der Homosexualität
als gleichberechtigte sexuelle Variante,
so daß Isolierung und Diskriminierung
von Lesben und Schwulen
ausgeschlossen werden, rechtliche
Gleichstellung homosexueller
Partnerschaften mit der heterosexuellen
Ehe;
- die Ausarbeitung eines Asylrechts,
das bestehende Rechts- unsicherheiten
beseitigt und AusländerInnen
gleichberechtigte Lebens- und
Arbeitsbedingungen gewährleistet;
- erweiterte Möglichkeiten zur Wahrnehmung
ihrer politischen Interessen
einschließlich des Zugangs zu
den Medien;
Bewahrung ihrer kulturellen und
religiösen Identität, die Entwicklung
und Förderung des multikulturellen
Zusammenlebens.
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