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Digital Layout

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will. „Nichts Besonderes“, sagt er bescheiden,

„ich drucke nur eine Idee aus.“ Es handelt sich

um den Prototypen einer Halterung für Sensoren

eines technischen Geräts. Ein Detail, das

bisher in seiner Abteilung ungelöst erschien. In

der Plattform muss er keinen Druckantrag stellen,

nicht lange warten. „Nur schnell“, schiebt er

hinterher und huscht wieder davon. „Rapid prototyping“

heißt das Zauberwort für dieses „nur

schnell“. Natürlich stammt es ebenfalls aus den

USA. Hirnforscher sagen, dass wir Dinge dann

am besten begreifen, wenn wir sie tatsächlich

anfassen können. Ein schnell hergestellter Entwurf,

im Zweifel aus Papier, Pappe oder Knete,

zeigt die Stärken einer Idee – und auch ihre

Schwächen. „Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten,

wenn man wirklich etwas begreifen will“,

sagt Doktorandin Kutscha. Sie sitzt jetzt neben

Matthias Kuntz, seit zehn Jahren Forschungsingenieur

bei Bosch, auf den Stufen eines rollbaren

kleinen Amphitheaters. Kuntz hat schon

öfter beobachtet, wie Manager kreativ werden,

sobald die Umgebung stimmt. Einmal sei ein

hohes Tier zu einem Workshop in ein Künstleratelier

gekommen. Die Staffeleien, die Unordnung,

das kreative Chaos: Sofort habe er das

Jackett abgelegt und die Ärmel hochgekrempelt.

„Er hat die Rolle gewechselt: nicht mehr

Chef, sondern verspielt-kreativer Tüftler. Sobald

der Ingenieur statt per PowerPoint mit der Hand

schaffen darf, bewirkt das Wunder.“ Wie leben

wir in Zukunft? Die Schrift am Fenster ist an einigen

Stellen verwischt und durchgestrichen. Hier

ziert ein Smiley die Scheibe, an einer anderen

Stelle steht „Bitte verstecken und mir in zwei Wochen

wiedergeben“. Ein Mann im Anzug und

SOBALD ER

STATT PER

POWERPOINT

MIT DER HAND

SCHAFFEN

DARF, BEWIRKT

DAS WUNDER

sein Kollege in Kapuzenshirt und Turnschuhen

fotografieren ihre Notizen von einer Tafel ab. In

einer Ecke sitzt eine Arbeitsgruppe. Der Leiter

hat seinen Laptop auf eine der Werkbänke gestellt,

auf dem Bildschirm eine Tabelle mit Kriterien.

Die Kollegen versuchen, ihre Erwartungen

in Zahlen auszudrücken. Sind die Kunden der

Zukunft bereit, für mehr Nachhaltigkeit auch

mehr zu bezahlen? Die Diskussion geht hin und

her. „Unsere ganzen Ideen passen doch nicht in

die Tabelle“, klagt eine Frau. „Was jetzt“, ruft ihr

Kollege ungeduldig, „soll ich jetzt eine eins oder

eine drei eintragen für Nachhaltigkeit?

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