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Frau Brandes, würden Sie sagen,
dass Stehleuchten grundsätzlich
ein Phallussymbol sind?
Nein. Grundsätzlich nicht. Ein Phallus ist ja auch
etwas anders geformt. Aber über die Formensprache
von Produkten lässt sich in bestimmten
Bereichen schon sagen, dass alles, was aufrecht
steht und in den Himmel ragt, eher männlich,
und alles was gefäßförmig, intrauterin ist und
nach innen geht, eher weiblich assoziiert ist.
Doch auf jede Leuchte und jedes Sofa würde
ich das nicht anwenden wollen.
Was stört Sie als Gender-Expertin
besonders? Dass immer noch
Männer unser Design bestimmen?
Das auch. Eine gute geschlechtliche Durchmischung
würde für eine größere Vielfalt sorgen.
Selbst Bereiche, die als typisch weiblich gelten,
werden bis heute von Männern gestaltet. Küchengeräte
zum Beispiel. Und mein Gefühl
dabei ist oft, provokativ gesagt, eigentlich hätte
sich der Designer lieber an einem Porsche und
nicht an einer Saftpresse versucht. Darum versieht
er eben die Saftpresse mit einem Turbo,
der aus 17 Teilen besteht, die man nur schlecht
wieder zusammensetzen kann. Ich habe so eine
Saftpresse, die in der Ecke verstaubt, weil ich die
vielen Teile nicht immer säubern will. Für mich
ein typischer Fall, dem Mann fehlt die entsprechende
Erfahrung.
Man kann einem Design also ansehen,
ob es von einer Frau oder
von einem Mann stammt?
Nicht so direkt. Einer schlicht weißen Kaffeetasse
kann man es natürlich nicht ansehen. Bestimmte
Merkmale und Funktionsweisen geben
aber schon Hinweise. Hinzu kommt, dass Designerinnen
oft von vornherein festgelegt werden.
Nur ein Beispiel: Wenn Designerinnen überhaupt
in der Automobilbranche tätig werden
dürfen, dann ausschließlich an der Innengestaltung
des Wagens. Für den Bereich „Colour and
Trim“, Farbe und Verkleidung. Den Rest machen
Männer. Das gilt übrigens für alle Automarken.
Auch die Frauenmode wird von
Männern beherrscht.
Richtig. Das gilt auch für Profiköche. Dazu gibt
es eine interessante These: In dem Moment, in
dem ein Bereich, der lange als typisch weiblich
galt, wie Nähen, Stricken, Kochen, professionalisiert
wird, und der dann auch noch Erfolg
hat, wird er gerne von Männern übernommen.
Das Nähen und Kochen zu Hause, was weniger
Anerkennung bringt, bleibt in Frauenhand.
Zugleich muss man festhalten, dass es in den
Geschlechtern noch sexuelle Präferenzen gibt.
Mode zieht auffällig viele Schwule an.
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