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Kabarettist &
Philosoph
STEFAN WAGHUBINGER über
Inspirationen, Glaube und Glück
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Als Kabarettist ist Stefan
Waghubinger viel
in Deutschland und der
Schweiz unterwegs, Österreich-Gastspiele
sind eher
rar. Seine Programme zeichnen
sich durch eine sehr feine Sprache
und einen kritischen Blick
auf das Leben und die Welt aus.
CITY!-Redakteurin Hilde Weber
traf den gebürtigen Steyrer zum
exklusiven CITY!-Talk.
CITY!: Mit Ihrem Programm
„Jetzt hätten die guten Tage
kommen können“ treten Sie
demnächst gleich zweimal in
OÖ. auf. Worauf darf sich das
Publikum freuen?
Waghubinger: Auf eine Art
philosophisches Kabarett. Es
ist eine Betrachtung des Lebens
– kleine Geschichten über
einen Menschen, der am Dachboden
seines Elternhauses zum
Nachdenken kommt über die
Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft, über Altes und Neues,
über Religion, Politik und mehr.
Was ist für Sie ein guter Tag?
Ich habe spaßhaft einmal zu
meiner Lebensgefährtin gesagt:
„Mir reicht´s, wenn es perfekt
ist“. Ein Tag ist für mich schon
dann gut, wenn alles in Ruhe
abläuft und nichts Schlimmes
passiert. Ich fühle mich ganz
wohl in meinem Leben, so wie
es ist und brauche für einen guten
Tag weder besondere Erlebnisse
noch außergewöhnliche
Begegnungen oder Ereignisse.
Sie sind in Steyr geboren, leben
jetzt aber schon seit 30 Jahren
in Deutschland. Wie sehr sind
Sie Ihrer Geburtsstadt noch
verbunden?
Doch recht stark. Ich habe
schon vor rund 20 Jahren in
Leonstein ein Ferienhaus gebaut,
in dem ich sehr oft verweile.
Meine Eltern leben noch
und auch meine beiden Brüder
wohnen in der Gegend. Immer,
wenn ich in Oberösterreich
spiele, bleibe ich dort ein paar
Tage länger, insbesondere im
Sommer. Gedanklich kehre ich
aber auch beim Schreiben meiner
Programme oft an die Orte
meiner Kindheit zurück.
Woher nehmen Sie die Inspirationen
für Ihre Programme?
Aus allem, was mir begegnet
– im eigenen Leben, in Gesprächen,
aus dem Radio oder der
Zeitung, aus Erlebnissen der
Kindheit, aus Lebenserinnerungen.
Für den Beruf des Kabarettisten
braucht man vor allem
die Fähigkeit, sich vieles zu merken,
um dann auf diesen Fundus
zurückzugreifen und eine neue
Geschichte zu erzählen.
Sie haben ja ursprünglich
Theologie studiert. Wie war
Ihr Weg, quasi von der Kanzel
auf die Kabarettbühne?
Zeitlich war er relativ lang.
Grundsätzlich meine ich aber,
dass der Unterschied gar nicht
so groß ist. Es ist wohl so, dass
sowohl Pfarrer als auch Kabarettisten
so was wie ein „Rampensau-Syndrom“
haben. Wenn
jemand Theologie studiert mit
dem Ziel, Pfarrer zu werden,
dann will er auch vorne stehen
und von der Kanzel predigen.
Wenn jemand Witze machen
möchte, dann will er auch nicht
nur einfach ins Kabarett gehen,
sondern selber auf der Bühne
stehen. Und so wie der Kabarettist
sein Publikum unterhalten
will, muss auch der Pfarrer zu
den Kirchenbesuchern so sprechen,
dass sie seine Botschaft
verstehen und sich auch merken,
denn sonst wäre es wirkungslos.
Die Werkzeuge mögen andere
sein, aber letzten Endes wollen
sowohl Kabarettist wie Pfarrer
den Zuhörern etwas vermitteln.
Lassen sich Kirche und Kabarett
verbinden?
Durchaus. Heuer feiert zum
Beispiel die katholische Kirche
in Leonstein ihr 750-Jahr-Jubiläum
und zur Feier gibt´s auch
ein Kabarettprogramm mit mir.
Ich komme also einmal mehr
zurück zu meinen Wurzeln.
Noch dazu, wo das Programm
in meiner ehemaligen Volksschule
stattfindet. 1978 hatte ich
dort meine erste Sprechrolle als
Fotos: Enrico Meyer, Josua-Waghubinger, Redaktion