Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 006
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen. Schwerpunkt Ausgabe 006: Datengetriebene Geschäftsmodelle und Mikrotechnik
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.
Schwerpunkt Ausgabe 006: Datengetriebene Geschäftsmodelle und Mikrotechnik
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6 2020<br />
<strong>TECHNIK</strong>-UND-<strong>WISSEN</strong>.CH<br />
DIE CROSSMEDIALE PLATTFORM FÜR<br />
AUTOMATION UND FERTIGUNG<br />
CHF 15<br />
DATEN-<br />
GETRIEBENE<br />
GESCHÄFTS-<br />
MODELLE<br />
ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />
NEUE INDUSTRIEMESSE INNOTEQ<br />
KOLLABORATIVES ARBEITEN
Lebenselixier für<br />
Ihre Maschinen.<br />
Wussten Sie, dass der richtige Einsatz des richtigen<br />
Kühlschmierstoffs eine enorme Hebelwirkung auf<br />
die Stabilität, Qualität, Leistung <strong>und</strong> somit die Kosten<br />
Ihrer Produktion haben kann? Unsere Zerspanungsexperten<br />
helfen Ihnen, auch Ihren Kühlschmierstoff<br />
in einen zentralen Erfolgsfaktor zu verwandeln.<br />
Besuchen Sie uns. Es lohnt sich.<br />
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Halle 1.2, B12
EDITORIAL<br />
STILLE<br />
HÖCHSTLEISTUNGEN<br />
Jedes Unternehmen bietet nach Ansicht von<br />
Michael Ziesemer Potenziale für datengetriebene<br />
Geschäftsmodelle! Im Interview beschreibt<br />
der Präsident des «Zentralverband<br />
Elektrotechnik- <strong>und</strong> Elektronikindustrie» selbst<br />
Szenarien für Zementwerke <strong>und</strong> Spenglereien. Weil<br />
viele Möglichkeiten aber nicht immer auf Anhieb zu<br />
erkennen sind, empfiehlt er einen Perspektivenwechsel.<br />
Wie dieser aussieht <strong>und</strong> was es sonst noch<br />
dazu braucht, erzählt er bereitwillig ab Seite 22.<br />
Wer sich trotz der Ausführungen von Michael Ziesemer<br />
bei diesem Thema weiterhin schwer tut,<br />
kann es mit professioneller Unterstützung versuchen.<br />
Die Targetsim AG hat sich auf Business Simulations<br />
spezialisiert <strong>und</strong> weist Unternehmen in<br />
Planspielen den Weg durch die digitale Transformation<br />
(ab Seite 26). Ein Unternehmen, das diesen Weg<br />
bereits erfolgreich zurückgelegt hat, ist Swiss<br />
Shrimp aus Rheinfelden. Die Produzentin ökologischer<br />
Garnelen hat alle ihre Prozesse digitalisiert<br />
<strong>und</strong> profitiert dadurch von totaler Transparenz <strong>und</strong><br />
Flexibilität (ab Seite 28).<br />
Und welche speziellen Lösungen gibt es für den<br />
Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau? Eine Lösung, die uns<br />
auf der SPS ins Auge stach, ist die Automated-Machine-Learning-Software<br />
von Weidmüller. Uns hat<br />
an dieser gefallen, dass sie es Domänenexperten<br />
auf Basis ihres Applikationswissens gestattet, eigenständig<br />
Machine-Learning-Modelle zu erzeugen.<br />
Welche vier Schritte es dazu braucht, erfahren<br />
Sie ab Seite 30.<br />
Markus Back, Chefredaktor Print<br />
Die Schweiz nimmt zweifellos eine bedeutende<br />
Rolle ein in der Mikrotechnik. Eine<br />
Messe wie die Siams in Moutier wird dies<br />
wieder einmal eindrücklich bestätigen.<br />
Aber es sind nicht nur die Ausstellerfirmen, die ein<br />
Loblied verdienen. Die Besucher, <strong>und</strong> darunter werden<br />
viele Hersteller <strong>und</strong> Zulieferer von Mikro-Bauteilen<br />
sein, haben den hervorragenden Ruf mitaufgebaut,<br />
den die Schweiz weltweit geniesst.<br />
Auch sie müssen in einer Laudatio auf die Mikrotechnik<br />
erwähnt werden, besonders auch, weil viele<br />
von ihnen zur Kategorie der «stillen Schaffer» gehören<br />
<strong>und</strong> ausserhalb der Branche oder ihres Umfelds<br />
kaum wahrgenommen werden. Jean-Yves Kohler,<br />
Verantwortlicher der Siams, nennt es im Interview<br />
(Seite 52) das Ingenieursyndrom. Er meint damit,<br />
dass diese Firmen technische <strong>und</strong> technologische<br />
Höchstleistungen erreichten, aber nicht darüber<br />
sprächen.<br />
Es mag sinnbildlich sein, dass die Herstellung<br />
von winzigsten Teilen nicht gross verkündet wird.<br />
Und es ist in der immer lauter werdenden Marketingwelt<br />
sicherlich sympathisch. Aber es ist auch<br />
eine verpasste Chance. Denn in den kleinen Teilen<br />
steckt ein Teil der Grösse der Schweizer Industrie,<br />
die bewahrt bleiben will. Und nur dadurch, dass<br />
man die Schönheit dieser Mikrowelt immer wieder<br />
erwähnt, können jüngere Menschen die Faszination<br />
verstehen <strong>und</strong> den Berufsweg in diese Richtung<br />
einschlagen.<br />
Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />
#<strong>006</strong> 3
IMPRESSUM<br />
Das crossmediale Fachmagazin für<br />
Automation <strong>und</strong> Fertigungstechnik<br />
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Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />
von Technik <strong>und</strong><br />
Wissen erscheint<br />
am 30. April 2020<br />
Chefredaktion<br />
Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />
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Markus Back, Chefredaktor Print<br />
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Redaktion<br />
Luca Meister<br />
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Redaktion Technik <strong>und</strong> Wissen<br />
Innovationsdorf Bern, Wylerringstrasse 36<br />
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Martin Kurzbein (Art Director)<br />
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Eugen Albisser (Vorsitz, Chefredaktion Online)<br />
Markus Back (Chefredaktion Print)<br />
Valentin Kälin (Kaufmännische Leitung)<br />
Jürg Rykart (Strategische Partnerschaften)<br />
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5 × jährlich, 2. Jahrgang<br />
Auflage<br />
9000 Exemplare<br />
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Alle Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrechte an dieser<br />
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sorgfältig geprüft. Dennoch übernimmt der<br />
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INHALT<br />
06<br />
Auf einen Kaffee<br />
bei Frédéric Riva<br />
22<br />
Datengetriebene<br />
Geschäftsmodelle<br />
48<br />
Arbeiten im<br />
Mikrometerbereich<br />
62<br />
HP <strong>und</strong> der<br />
3D-Druck<br />
Jeder kann Beitrag zur Nachhaltigkeit<br />
leisten, ist der Wago-<br />
Geschäftsführer überzeugt.<br />
Wie man sie findet <strong>und</strong> worauf<br />
zu achten ist, erklärt ZVEI-<br />
Präsident Michael Ziesemer.<br />
Meisterliche <strong>und</strong> komplexe<br />
Wendeschneidplatten für das<br />
Langdrehen aus dem Berner Jura.<br />
Wo steht HP heute mit<br />
den 3D-Druckern <strong>und</strong> was läuft<br />
in der Schweiz?<br />
03 Editorial<br />
04 Impressum<br />
06 Auf einen Kaffee<br />
bei Frédéric Riva, Wago<br />
12 Blickpunkt Forschung<br />
14 Mit Marktnähe zur neuen<br />
Leitmesse Innoteq<br />
16 Wissenswertes<br />
Schwerpunkt<br />
«Datengetriebene<br />
Geschäftsmodelle»<br />
18 «Es braucht einen gewissen<br />
Atem»<br />
22 Jedes Unternehmen hat<br />
Potenziale<br />
26 Spielend zum digitalen<br />
Geschäftsmodell<br />
28 Nachhaltige Shrimps aus<br />
ökologischer Aufzucht<br />
30 «Wir bringen jede Anwendung<br />
in die Cloud»<br />
Schwerpunkt «Arbeiten<br />
im Mikrometerbereich»<br />
46 Der Trend geht eindeutig<br />
Richtung …<br />
48 Der richtige Schliff<br />
52 435 Gründe, die Siams<br />
zu besuchen<br />
54 Das Kleine gross zelebrieren<br />
56 Präzisionstechnik für die<br />
Romandie<br />
59 Produkte<br />
#<strong>006</strong> 2020 Datengetriebene Geschäftsmodelle | Mikrotechnik | Siams<br />
6 2020<br />
<strong>TECHNIK</strong>-UND-<strong>WISSEN</strong>.CH<br />
DIE CROSSMEDIALE PLATTFORM FÜR<br />
AUTOMATION UND FERTIGUNG<br />
DATEN-<br />
GETRIEBENE<br />
GESCHÄFTS-<br />
MODELLE<br />
32 Domänenwissen einfach<br />
digitalisiert<br />
34 Produkte<br />
38 Die Zukunft der<br />
Industrie 4.0 steht bereit<br />
62 HP <strong>und</strong> der 3D-Druck<br />
64 Vorschau Hannover Messe<br />
66 AM Expo: Additive Fertigung<br />
im Fokus<br />
67 Metav mit internationaler<br />
Strahlkraft<br />
ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />
NEUE INDUSTRIEMESSE INNOTEQ<br />
KOLLABORATIVES ARBEITEN<br />
40 Technisches Englisch:<br />
Brush it up mit Maxon<br />
Titelbild<br />
Datengetriebene Geschäftsmodelle<br />
Cover-Gestaltung: Verena Snurer<br />
41 News in Zahlen<br />
42 Wissenswertes<br />
#<strong>006</strong> 5
AUF EINEN KAFFEE BEI FRÉDÉRIC RIVA<br />
«ICH BIN EIN FAN<br />
VON APPS»<br />
Jeder kann einen Beitrag für eine saubere <strong>und</strong> nachhaltigere Welt leisten,<br />
ist Frédéric Riva überzeugt. Wie dieser bei der Wago Contact SA<br />
aussieht <strong>und</strong> was Big Data für sein Unternehmen bedeutet, erzählt der<br />
Geschäftsführer während einer Tasse Kaffee.<br />
Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Fotos)<br />
Ergänzen Sie bitte den folgenden Satz.<br />
Morgens brauche ich eine Tasse Kaffee, …<br />
… um gut in den Tag zu starten, da mir das<br />
Aufstehen nicht so leicht fällt.<br />
Und wie viele Tassen «Starthilfe» benötigen Sie?<br />
Nicht so viele. Über den gesamten Tag verteilt sind es<br />
in aller Regel drei bis vier Tassen Kaffee.<br />
Sie trinken seit kurzem auch im Büro Ihren Kaffee nur<br />
noch aus abspülbaren Tassen. Aus welchem Gr<strong>und</strong>?<br />
Wir haben im vergangenen Herbst die Kunststoff- <strong>und</strong><br />
Pappbecher weitgehend aus unserem Werk verbannt. Zwar<br />
können wir bei der Herstellung unserer Produkte nicht<br />
auf Kunststoff verzichten, weil dieser als Isolationsmaterial<br />
zwingend notwendig ist, aber mit dieser Entscheidung<br />
können wir zumindest einen kleinen Beitrag für eine<br />
saubere <strong>und</strong> nachhaltigere Welt leisten. In unserem Fall<br />
sind das immerhin knapp 100 000 Pappbecher im Jahr,<br />
die es weniger braucht. Und wenn man bedenkt, dass es<br />
für dessen Herstellung mehr Wasser braucht, als er<br />
Fassungs vermögen hat, ist das doch ein schöner Erfolg.<br />
Sind Sie damit Vorreiter innerhalb der Wago-Gruppe<br />
oder war das eine Entscheidung, die aus dem Mutterhaus<br />
im deutschen Minden kam?<br />
Diese Entscheidung haben wir autark getroffen. Ich weiss<br />
aber, dass unser Werk im thüringischen Sonderhausen<br />
mittlerweile ebenfalls auf Papp- <strong>und</strong> Kunststoffbecher<br />
weitgehend verzichtet.<br />
Lassen Sie mich kurz nachhaken, da Sie mir bereits<br />
zum zweiten Mal sagen, dass auf die Einwegbecher<br />
«weit gehend» verzichtet wird. Wieso nicht komplett?<br />
Das hat vor allem mit sicherheitstechnischen Aspekten<br />
zu tun. Manche Bereiche der Produktion dürfen nicht mit<br />
Glasflaschen oder Keramiktassen betreten werden. Daher<br />
braucht es, zumindest im Moment, noch die Pappbecher.<br />
Aber wir lassen uns auch hier bestimmt noch eine bessere<br />
Lösung einfallen.<br />
Welchen Beitrag leistet Wago sonst noch für den Umweltschutz?<br />
Hier in der Schweiz bieten wir mittlerweile die Möglichkeit<br />
für Home Office an, um den Pendelverkehr zu reduzieren.<br />
Für die Mitarbeitenden, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Tätigkeit oder<br />
Funktion nicht von zu Hause arbeiten können, haben wir<br />
vor einiger Zeit Ladesäulen installieren lassen, damit diese<br />
gegebenenfalls auch mit einem Elektroauto zur Arbeit<br />
fahren können. Ein weiterer Punkt, mit dem wir uns derzeit<br />
sehr intensiv befassen, ist die Frage, inwieweit wir unsere<br />
Produktion mit grünen Strom betreiben können.<br />
Ein Schwerpunktthema dieser <strong>Ausgabe</strong> sind datengetriebene<br />
Geschäftsmodelle, die je nach Anwendung ebenfalls<br />
dabei helfen, die Umwelt zu schützen. Welches Potenzial<br />
bieten diese einem «Klemmenhersteller» wie Wago?<br />
In unserer Produktion erfassen wir schon seit längerer Zeit<br />
die Maschinendaten, weil wir diese dazu benutzen, um die<br />
Qualität unserer Produkte zu erhöhen <strong>und</strong> zugleich den<br />
Ausschuss zu reduzieren. Wenn wir Letzteren reduzieren,<br />
6 #<strong>006</strong>
DÜSSELDORF,10.–13.MÄRZ<br />
POWER YOUR BUSINESS<br />
JETZT 4 TAGE LAUFZEIT!<br />
VON DIENSTAG BIS FREITAG<br />
DREH DOCH AB<br />
UND KOMM ZUR METAV<br />
helfen wir damit auch der Umwelt, da wir<br />
weniger Kunststoff <strong>und</strong> Energie benötigen.<br />
Ein weiterer Punkt ist die vorausschauende<br />
Wartung. Wenn wir lediglich<br />
Bauteile austauschen, die wirklich<br />
erneuert werden müssen, schont das<br />
ebenfalls Ressourcen.<br />
… <strong>und</strong> reduziert Ihre Lagerkosten!<br />
Auf jeden Fall! Das Ersatzteillager stellt<br />
einen Vermögenswert dar, der Kapital<br />
bindet. Und dann ist da noch das Thema<br />
der Service-Intervalle. Wenn der Auftragsbestand<br />
so hoch ist, dass die Maschinen<br />
eigentlich r<strong>und</strong> um die Uhr fertigen<br />
müssten, stellt man diese nicht so gerne<br />
ab, nur weil eine bestimmte Anzahl an<br />
Betriebsst<strong>und</strong>en erreicht ist <strong>und</strong> nun<br />
Komponenten ausgetauscht werden<br />
sollen. Daher bieten letztendlich auch uns<br />
datengetriebene Geschäftsmodelle, zu<br />
denen ich die vorausschauende Wartung<br />
zähle, einen grossen Mehrwert. Durch<br />
Korrelation verschiedener Messwerte<br />
müssen wir unsere Maschinen wirklich<br />
nur dann stoppen, wenn ein Austausch<br />
von Bauteilen zwingend erforderlich ist.<br />
Übrigens macht man das heute ja in<br />
ähnlicher Form bei den Autos. Früher<br />
wurde das Motorenöl nach einer bestimmten<br />
Fahrtstrecke gewechselt, jetzt<br />
bestimmt die persönliche Fahrweise den<br />
nächsten Werkstatttermin. Möglich ist<br />
das nur durch Korrelation verschiedener<br />
Messwerte.<br />
21. Internationale Messe für<br />
Technologien der Metallbearbeitung<br />
Aufdrehen – aber richtig: Die METAV präsentiert alles<br />
zu Technologien, Trends <strong>und</strong> Entwicklungen r<strong>und</strong> um<br />
die Metallbearbeitung in der Produktionstechnik.<br />
Das Live-Erlebnis, um das sich in der Branche alles<br />
dreht – egal ob links- oder rechtsrum.<br />
Gestatten Sie den Herstellern, deren<br />
Produktionsmaschinen sie einsetzen,<br />
den Zugriff auf die Maschinendaten?<br />
Gerade bei pro-aktiven Wartungskonzepten<br />
würde das ja durchaus Sinn machen!<br />
In bestimmten Fällen ist es das Praktikabelste,<br />
wenn der Hersteller aus der Ferne<br />
auf die Maschine zugreifen kann. Daher<br />
gestatten auch wir den Herstellern diesen<br />
Zugriff, überwachen aber diesen <strong>und</strong><br />
dokumentieren, wann er sich beispielsweise<br />
in eine Maschine eingeloggt <strong>und</strong><br />
wann er sich wieder ausgeloggt hat.<br />
Dadurch profitieren wir von schnelleren<br />
Software-Updates, kürzeren Stillstandzeiten<br />
<strong>und</strong> geringeren Kosten, da nicht extra<br />
ein Servicetechniker zu uns fahren muss.<br />
Und damit helfen wir auch der Umwelt,<br />
weil durch die entfallenden Servicefahrten<br />
weniger CO 2 ausgestossen wird.
AUF EINEN KAFFEE BEI FRÉDÉRIC RIVA<br />
«Jeder kann einen Beitrag zu<br />
einer ökologischeren Welt leisten.»<br />
Ein anderes Thema bei datengetriebenen Geschäftsmodellen<br />
ist die Disruption. Wie gross ist Ihre Furcht,<br />
dass Sie von Start-ups aus dem Wettbewerb gedrängt<br />
werden könnten?<br />
Angst ist immer ein schlechter Berater. Davon abgesehen<br />
unterliegen wir zum Glück nicht diesen Schwankungen,<br />
wie es beispielsweise der Finanz- oder Softwaresektor tut.<br />
In unserer Branche erwarten die Anwender eine gewisse<br />
Planbarkeit. Diese ist allerdings nicht gegeben, wenn wir<br />
ihnen jeden Monat eine neue Software-Version anbieten,<br />
die im schlimmsten Fall nicht einmal mehr rückwärtskompatibel<br />
ist! Aber um Ihre Frage zu beantworten, sehe ich<br />
eher Chancen für uns. Allerdings müssen wir wachsam<br />
<strong>und</strong> bereit sein, die Dinge, welche Start-ups besser machen<br />
als wir, zu übernehmen. Dazu gehören zum Beispiel agile<br />
Managementmethoden, die es uns gestatten, schneller auf<br />
Trends <strong>und</strong> Entwicklungen als bislang zu reagieren.<br />
Wago hat während der SPS 2019 erstmals eine Strom -<br />
ver sorgung für Industrie-4.0-Konzepte vorgestellt.<br />
Wie könnte ein datengetriebenes Geschäftsmodell<br />
aussehen, für das Ihre Stromversorgung Daten liefert?<br />
Ein konkretes Beispiel aus dem Bauch heraus ist<br />
etwas schwierig! Da Netzteile aber zentrale Bestandteile<br />
von Maschinen sind, ist es für deren Betriebsfähigkeit<br />
ein Vorteil, wenn man deren Zustand kennt. Neben der<br />
Zustandsüberwachung lässt sich eine solche Schnittstelle<br />
auch dazu benutzen, um den Energieverbrauch zu<br />
dokumentieren oder die Maschine aus der Ferne wieder<br />
einzuschalten.<br />
Lassen Sie uns noch ein wenig über den Menschen<br />
Frédéric Riva sprechen. Benutzen Sie in Ihrer Freizeit Apps,<br />
die auf datengetriebenen Geschäftsmodellen basieren?<br />
Ich bin ein grosser Fan von Apps <strong>und</strong> benutze diese übrigens<br />
schon sehr lange ohne irgendwelche Ängste. Sie sind mir<br />
eine grosse Hilfe im Alltag <strong>und</strong> ich empfinde sie als eine<br />
Bereicherung. Wenn ich beispielsweise mit der Bahn zu<br />
einem Geschäftstermin fahre, löse ich einfach mit der App<br />
ein Ticket <strong>und</strong> steige in den Zug. Die ärgerlichen Wartezeiten<br />
#<strong>006</strong> 9
AUF EINEN KAFFEE BEI FRÉDÉRIC RIVA<br />
«Wir reduzieren<br />
mit Hilfe von<br />
Daten unsere<br />
Ausschussquote.»<br />
Frédéric Riva<br />
Der gebürtige Lausanner (Jg. 1967)<br />
studierte nach einer Ausbildung zum<br />
Feinmechaniker in Yverdon les Bains<br />
Mikrotechnik. Auf sein Studium, das<br />
er 1990 mit einem Diplom beendete,<br />
setzte er 2010 den MBA auf.<br />
Während seiner berufl ichen Laufbahn<br />
verantwortete er bei Siemens<br />
Switzerland SA verschiedene<br />
Positionen, zuletzt die des Direktors<br />
der Westschweizer Vertretung.<br />
In dieser Funktion war er zugleich<br />
operativer Leiter «Sicherheit» im<br />
Geschäftsbereich Gebäudetechnik.<br />
Seit Januar 2015 ist er Geschäftsführer<br />
<strong>und</strong> Vertriebsleiter der Wago<br />
Contact SA, der Schweizer Einheit<br />
der international tätigen Wago-<br />
Gruppe. In seiner Freizeit ist der<br />
Familienvater ein begeisterter<br />
Laufsportler <strong>und</strong> Motorradfahrer.<br />
10 #<strong>006</strong>
am Schalter oder die unverständliche<br />
Menüführung an einem Automaten<br />
machen mir zumindest keinen Kopf mehr.<br />
Kürzlich sind Sie den New York Marathon<br />
gelaufen. Inwieweit haben Sie Fitnessoder<br />
Lauf-Apps genutzt, um sich auf<br />
diesen Wettbewerb vorzubereiten?<br />
Um das Training <strong>und</strong> meine Tätigkeit<br />
als Geschäftsführer unter einen Hut zu<br />
bringen, habe ich mir tatsächlich eine<br />
App zur Vorbereitung gekauft. Die hat<br />
mich vor allem dazu genötigt, auch dann<br />
trainieren zu gehen, wenn ich überhaupt<br />
keine Lust dazu hatte! Was aus meiner<br />
Sicht aber fast viel wichtiger ist, ist eine<br />
sinnvolle Kombination aus herkömmlichen<br />
<strong>und</strong> digitalen Methoden. Ich habe<br />
mich daher von einem Mediziner zunächst<br />
untersuchen lassen <strong>und</strong> auf Basis<br />
seiner Untersuchungsergebnisse mir<br />
mit Hilfe der App einen individuellen<br />
Trainingsplan erstellt.<br />
Und um wie viel Prozent konnten Sie<br />
mit der App Ihre Leistung im Vergleich<br />
zu vorherigen Marathonläufen steigern?<br />
Eigentlich um 100 Prozent, da es der erste<br />
Marathon war, den ich gelaufen bin! Aber<br />
Spass bei Seite. Ich hatte eine Laufzeit<br />
von unter fünf St<strong>und</strong>en anvisiert <strong>und</strong> die<br />
habe ich auch erreicht.<br />
Sie sind zudem ein begeisterter Harley-<br />
Fahrer. Fahren Sie aufs Geradewohl<br />
ins Grüne oder nutzen Sie Apps für die<br />
Planung Ihrer Touren <strong>und</strong> die Einkehr<br />
unterwegs?<br />
Sowohl als auch. Ich benutze dann Apps<br />
für die Tourenplanung, wenn ich nicht<br />
so viel Zeit habe. Spielt diese aber keine<br />
Rolle, fahre ich einfach mal los <strong>und</strong> lasse<br />
mich überraschen. Auf diese Art <strong>und</strong><br />
Weise habe ich schon sehr schöne Pässe<br />
<strong>und</strong> sehr gute Restaurants kennengelernt,<br />
die in keiner App verzeichnet sind. Wenn<br />
mich eine solche Tour allerdings in eine<br />
mir unbekannte Stadt führt <strong>und</strong> ich in<br />
dieser ein Hotel suche, bin ich froh, wenn<br />
das die App für mich übernimmt. Es ist<br />
vor allem dann sehr hilfreich, wenn ich<br />
in Ländern unterwegs bin, deren Sprache<br />
ich nicht spreche.<br />
Kirsten Weiskat<br />
Lösungsorientiert. Systemisch. Effizient.<br />
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KURZ & KNAPP<br />
BLICKPUNKT<br />
FORSCHUNG<br />
Stanford University<br />
Teilchenbeschleuniger in Chipgrösse<br />
Teilchenbeschleuniger müssen nicht immer so gross wie<br />
jener am CERN sein. Physiker an der Stanford University<br />
schrumpften einen Laser-Beschleuniger, so dass er nun auf<br />
einen Silizium-Mikrochip passt. Darin ist ein Vakuum-Kanal<br />
eingelassen, der nur 250 Nanometer dick <strong>und</strong> 30 Mikrometer<br />
lang ist. Im Kanal sind Elektronen eingespeist, die von<br />
einem gepulsten Infrarot-Laserstrahl beschleunigt werden.<br />
Cornell University<br />
Schwitzender Roboter<br />
kühlt sich selber<br />
Der menschliche Körper kühlt<br />
sich ab, indem er schwitzt.<br />
Diesen Mechanismus haben<br />
Forscher nun auch auf Roboter<br />
übertragen, um die Wärmeentwicklung<br />
zu managen. Sie<br />
konstruierten hierfür fingerähnliche<br />
Aktuatoren, die mittels<br />
3D-Druck hergestellt werden<br />
<strong>und</strong> aus zwei Hydrogelmaterialien<br />
bestehen. Die integrierten<br />
«Poren» dehnen <strong>und</strong> verengen<br />
sich je nach Temperatur, wobei<br />
es das im Material enthaltene<br />
Wasser ablassen <strong>und</strong> so sich<br />
selbst kühlen kann.<br />
ETH Zürich<br />
Roboter hält alles in der Schwebe<br />
Das akustische Schweben ist ein physikalisch<br />
leicht erklärbarer Effekt. Mithilfe von Ultraschallwellen<br />
kann man zum Beispiel zwischen<br />
zwei Halbkugeln ein kleines Objekt schweben<br />
lassen. Genau das hat nun Marcel Schuck, ein<br />
ETH-Pioneer-Fellow, gemacht, <strong>und</strong> zwar verb<strong>und</strong>en<br />
mit einem Roboter, der empfindliche<br />
Teile greifen kann, ohne sie zu berühren. Teure<br />
Greifer würden also überflüssig. Nun sucht<br />
das Team nach Anwendungen in der Industrie.<br />
Mehr Infos<br />
zu allen<br />
Forschungsthemen<br />
online unter<br />
TuWprint+<br />
12 #<strong>006</strong>
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)<br />
Motoren in Nanomaschinen<br />
Noch ist die Nanotechnologie ein weites,<br />
unerforschtes Gebiet. Lichtgetriebene<br />
molekulare Antriebe zum Beispiel wären<br />
eine wichtige Voraussetzung, für den<br />
Einsatz von Motoren in Nanomaschinen<br />
– wenn sie ihre Bewegung auf eine andere<br />
molekulare Einheit übertragen könnten.<br />
Wissenschaftler der LMU berichten nun,<br />
dass sie einen Motor mit einer Empfängereinheit<br />
koppeln <strong>und</strong> deren Drehung<br />
dadurch deutlich beschleunigen konnten.<br />
TU Wien<br />
Terahertz-Strahl bricht Rekorde<br />
Strahlung im Terahertz-Bereich sind extrem schwer zu erzeugen. An der TU Wien<br />
sei es nun aber gelungen, eine Terahertz-Strahlungsquelle zu entwickeln, die gleich<br />
mehrere Rekorde breche, heisst es in einer Mitteilung der Universität. Diese sei extrem<br />
effizient, ihr Spektrum sehr breit, denn sie erzeuge unterschiedliche Wellenlängen<br />
aus dem gesamten Terahertz-Bereich. «2,3 Prozent der zugeführten Energie wird in<br />
Terahertz-Strahlung umgewandelt – das ist um Grössenordnungen mehr als man<br />
mit anderen Methoden erreicht», sagt die Forscherin Claudia Gollner.<br />
Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT)<br />
Ultradünne Touchscreens zum Drucken<br />
Bisher waren Verfahren zur Herstellung biegsamer Touchscreens<br />
eher aufwendig <strong>und</strong> die hergestellten Schichten<br />
eher spröde. Ein biegsames Display im kostengünstigen<br />
Rollendruckverfahren herzustellen wäre also eine grossartige<br />
Alternative. Nun kam es tatsächlich zu einem<br />
Forschungsdurchbruch auf diesem Gebiet <strong>und</strong> das neue<br />
Verfahren – eine Indium-Zinn-Legierung erhitzen <strong>und</strong><br />
dann pressen – ist nicht nur verblüffend einfach, sondern<br />
auch kostengünstig.<br />
#<strong>006</strong> 13
MESSE INNOTEQ<br />
MIT MARKTNÄHE<br />
ZUR NEUEN LEITMESSE<br />
INNOTEQ<br />
Bei Produktentwicklungen wird der Endk<strong>und</strong>e immer öfter sehr früh einbezogen.<br />
Die Bernexpo passte dieses Modell auf ihre Dienstleistungen an. Wie dies bei der<br />
neuen Fachmesse Innoteq umgesetzt wird <strong>und</strong> wie Industriefirmen sich noch einbringen<br />
können, erklärt Pascal Blanc, Bereichsleiter Industrie <strong>und</strong> Technik bei Bernexpo.<br />
14 #<strong>006</strong>
Von Eugen Albisser (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Bild)<br />
Sie haben vor ein paar Wochen eine neue Messe ins<br />
Leben gerufen, die damals noch keinen Namen trug.<br />
Nun hat ihn Bernexpo bekanntgegeben: Innoteq.<br />
Ich muss ehrlich sagen, ich war überrascht.<br />
Positiv oder negativ?<br />
Neutral. Innoteq klingt wie ein Firmenname. Mit einer Messe<br />
– obwohl es eine ähnlich lautende gibt – bringe ich den<br />
Namen nicht in Verbindung. Steckt dahinter eine Absicht?<br />
In gewisser Weise ja. Der Name selbst ist lediglich ein<br />
Akronym aus den Wörtern «Innovation», «Technologie» <strong>und</strong><br />
der Abschlussbuchstabe Q steht für den Begriff «Qualität»<br />
<strong>und</strong> zwar der ausgestellten Produkte, Dienstleistungen <strong>und</strong><br />
des Industriestandorts Schweiz.<br />
Und warum die neutrale Form des Namens?<br />
Wir wollen wegkommen vom Denken in Veranstaltungsrhythmen.<br />
Wir müssen präsenter sein <strong>und</strong> wählten deshalb<br />
eine neutralere Form, in welcher die Messe selbst zwar<br />
wie ein Leuchtturm ist, aber die Plattform soll auch Raum<br />
bieten für andere spannende Formate der Vernetzung <strong>und</strong><br />
des Austausches. Mit dem Namen Innoteq schränken wir<br />
uns nicht ein. Es lassen sich sogar hervorragend diverse<br />
Zusätze erstellen: Innoteq exhibition, Innoteq congress <strong>und</strong><br />
so weiter. Den Namen hat im Übrigen das Strategische<br />
Board der Messe entworfen, <strong>und</strong> zwar in einem mehrstufigen<br />
Prozess, in dem auch ein Workshop inbegriffen war.<br />
Sieht man die Innoteq eigentlich als Nachfolgerin<br />
der Prodex?<br />
Offiziell gibt es die Prodex <strong>und</strong> Swisstech noch immer.<br />
Insofern kann sie es nicht sein, aber das ist auch nicht<br />
wichtig. Wir arbeiten mit den erwähnten Verbänden<br />
zusammen. Diese Partner sind überzeugt davon, dass sie<br />
mit Bernexpo eine neue Messe auf den Markt bringen<br />
können, die zukunftsgerichtet ist.<br />
Wird sich die Messe in ihrem Auftreten <strong>und</strong> dem Konzept<br />
von einer Prodex unterscheiden?<br />
Das ist schwierig zu sagen, ohne die Erwartungshaltung<br />
ins Endlose zu steigern (lacht). Aber durch den Aufbau des<br />
Projekts in enger Zusammenarbeit mit dem Strategischen<br />
Bord erreichen wir eine Marktnähe, die es so bisher noch<br />
nicht gab. Die Leute des Strategischen Bords waren sehr<br />
aktiv <strong>und</strong> es war für sie eigentlich überraschend, dass sie<br />
so nahe daran sein dürfen, bei der Entwicklung einer neuen<br />
Messe. Wir wollen sicherlich mit dieser Marktnähe neue<br />
Wege gehen.<br />
Warum denken Sie, machen die Mitglieder beim Strategischen<br />
Board mit? Immerhin ist Bernexpo ein Messeveranstalter<br />
<strong>und</strong> man könnte Ihnen die Arbeit überlassen.<br />
Ich glaube, da ist ein Wandel in der Denkweise entstanden.<br />
Wenn Firmen heute Dienstleistungen <strong>und</strong> Produkte<br />
entwickeln, dann bezieht man die K<strong>und</strong>en bereits viel<br />
früher mit ein. Dieses Vorgehen hat so viele Vorteile,<br />
dass auch wir im Servicebereich dieses Modell übernehmen<br />
<strong>und</strong> eine Win-Win-Situation schaffen wollen.<br />
Zur erwähnten Marktnähe gehört ein Kick-off Meeting,<br />
das am 26. März stattfinden wird. Wie funktioniert dies?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich wollen wir allen Firmen so viele Informationen<br />
wie möglich zugänglich machen – <strong>und</strong> am<br />
liebsten persönlich überbringen. Deshalb laden wir<br />
interessierte Firmen nach Bern ein. Am Kickoff-Meeting<br />
erzählen wir, was wir vorhaben <strong>und</strong> die Firmen erhalten<br />
die Möglichkeit, die Räumlichkeiten anzusehen <strong>und</strong><br />
sie können direkt vor Ort einen Platz vorreservieren.<br />
Wer an dieses Kickoff-Meeting kommt, hat also einen<br />
Vorsprung bei der Platzreservation?<br />
So ist es. Aber es ist immer wieder beeindruckend,<br />
wie wichtig es sein kann für Firmen, die Örtlichkeiten<br />
zu sehen, damit sie sich ein genaues Bild machen<br />
können. Für einige ist es zum Beispiel wichtig zu wissen,<br />
wie der Eingangsbereich aussehen könnte, andere<br />
sind interessiert an der Logistik oder wo die Mitbewerber<br />
stehen.<br />
Können Firmenvertreter am Kickoff-Meeting noch<br />
Inputs geben?<br />
Unbedingt! Dafür ist dieses Meeting da. Wir brauchen<br />
diesen Austausch <strong>und</strong> wollen wissen, was die Firmen<br />
wünschen <strong>und</strong> wie sie sich eine neue Messe vorstellen.<br />
Nur so wird es eine Plattform, auf der sich die ganze<br />
Industrie zu Hause fühlt.<br />
Fakten zur Innoteq<br />
Die Innoteq ist die neue Schweizer<br />
Leitmesse der Fertigungsindustrie, der<br />
Maschinen- <strong>und</strong> Werkzeughändler sowie<br />
der Zulieferer der MEM-Industrie <strong>und</strong><br />
fi ndet vom 2. bis 5. März 2021 in Bern<br />
statt. Vorgesehen ist eine Ausstellungsfl<br />
äche von r<strong>und</strong> 28000 m 2 <strong>und</strong> ein<br />
attraktives Rahmen programm. Die Messe<br />
wird unterstützt von den drei grossen<br />
Industrieverbänden Swissmechanic,<br />
Swissmem <strong>und</strong> Tecnoswiss.<br />
Am 26. März 2020 fi ndet in Bern zur<br />
offi ziellen Lancierung ein Kickoff-Event<br />
für die Branche statt.<br />
www.innoteq.ch<br />
#<strong>006</strong> 15
Wissenswertes<br />
Margrit Harting<br />
feiert 75.<br />
Geburtstag<br />
sfb Bildungszentrum<br />
verabschiedet Absolventen<br />
Die Unternehmerin<br />
Margit Harting feierte<br />
am 3. Februar<br />
2020 ihr 75. Geburtstag.<br />
Die diplomierte Handelslehrerin,<br />
die 1971 Dietmar<br />
Harting heiratete, trat 1987<br />
dem Unternehmen bei <strong>und</strong><br />
formt es seither als Managerin, Vorstand sowie kreative <strong>und</strong><br />
inspirierende Seniorchefin. Neben zahlreichen Auszeichnungen<br />
als Ehrenvorsitzende wurde sie 2008 mit dem B<strong>und</strong>esverdienstkreuz<br />
1. Klasse <strong>und</strong> 2018 mit der Ehrenbürgerwürde<br />
der Leibniz Universität Hannover gewürdigt.<br />
Perfektion <strong>und</strong> Professionalität, Ideen, grosse Motivation,<br />
Begeisterungsfähigkeit <strong>und</strong> Überzeugungskraft zeichnen<br />
die nunmehr 75-Jährige aus. Von Aufhören ist keine Rede,<br />
vieles hat sie noch vor. Das gilt besonders für dieses Jahr, in<br />
dem das Unternehmen, das Sohn Philip <strong>und</strong> Tochter Maresa<br />
gemeinsam mit den Eltern leiten, so alt wird wie sie als<br />
Aussenministerin der internationalen Technologiegruppe.<br />
www.harting.com<br />
Im Namen der Industrie heisse ich Sie<br />
herzlich willkommen, wir warten ungeduldig<br />
auf Sie!» Mit diesen Worten richtete<br />
sich Ernesto Maurer, Stiftungsratspräsident<br />
des sfb Bildungszentrums für<br />
Technologie <strong>und</strong> Management, an die 196<br />
Absolventen. Dorothea Tiefenauer, Direktorin<br />
des sfb Bildungszentrums, eröffnete<br />
die Diplomfeier in der Stadthalle Dietikon<br />
<strong>und</strong> führte durch die Veranstaltung. Besonderer<br />
Dank galt den Familien <strong>und</strong> Angehörigen,<br />
sowie den Arbeitgebern <strong>und</strong><br />
Lehrpersonen, die zum Erfolg der Studierenden<br />
beigetragen hatten.<br />
Die besten Noten haben Patrick Geisseler<br />
(5,7, Techniker HF Automation), Sven Cédric<br />
Spillmann (5,4, Techniker HF Unternehmensprozesse),<br />
Patrick Häfliger & Thomas<br />
Diethelm (5,3, Techniker HF Energie<br />
<strong>und</strong> Umwelt), Patrick Stoop (5,5, NDS HF<br />
Betriebswirtschaft), Steven Buntschu (5,4,<br />
Automatikfachleute), Severin Hof (4,7, Prozessfachleute)<br />
<strong>und</strong> Rudolf Gabriel (5,1, Logistikfachleute)<br />
erzielt.<br />
www.sfb.ch<br />
Die Lehrgangsbesten mit sfb-Präsident Ernesto Maurer (links). Bild: sfb<br />
16 #<strong>006</strong>
Rüegg neuer PSI-Direktor<br />
Christian Rüegg<br />
übernimmt ab<br />
1. April 2020<br />
die Direktion<br />
des Paul Scherrer Instituts<br />
in Villigen. Er tritt<br />
die Nachfolge von Thierry<br />
Strässle an, der das<br />
Christian Rüegg. Bild: Scanderbeg PSI nach dem Fortgang<br />
Sauer Photography<br />
von Joël Mesot seit Anfang<br />
2019 ad interim geführt<br />
hatte. Der 43-Jährige<br />
ist zurzeit Leiter des<br />
Forschungsbereiches<br />
Neutronen <strong>und</strong> Myonen<br />
am PSI.<br />
Christian Rüegg stammt aus dem Kanton Aargau, studierte<br />
Physik an der ETH Zürich <strong>und</strong> promovierte 2005 im Labor<br />
für Neutronenstreuung der ETH Zürich <strong>und</strong> des PSI. Anschliessend<br />
war er von 2005 bis 2011 im London Centre for<br />
Nanotechnology des University College London. Von 2011<br />
bis 2016 leitete er am PSI das Labor für Neutronenstreuung<br />
<strong>und</strong> Imaging im Forschungsbereich Neutronen <strong>und</strong> Myonen.<br />
Seit 2017 ist er Leiter des Forschungsbereiches <strong>und</strong> seit<br />
Mai 2018 Mitglied der PSI-Direktion. Zudem ist er seit 2012<br />
Professor an der Universität Genf.<br />
Universal Robots mit neuem<br />
DACH-Sales-Manager<br />
Andrea Alboni verantwortet ab sofort den<br />
Sales-Bereich von Universal Robots für die<br />
Länder Deutschland, Österreich <strong>und</strong><br />
Schweiz. Für die neue Aufgabe bringt er<br />
über zehn Jahre an Erfahrung mit: Vor seinem<br />
Wechsel 2019 zur Universal Robots (Germany)<br />
GmbH war er unter anderem als Key Account Manager<br />
bei Webasto Thermo & Comfort <strong>und</strong> als Vertriebsleiter<br />
bei SFC Energy angestellt. Sein Ziel ist es, die<br />
Zusammenarbeit mit den Vertriebspartnern <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>en sowie die Entwicklung <strong>und</strong> den Einsatz der<br />
kollaborierenden Robotik weiter voranzutreiben.<br />
www.universal-robots.com<br />
www.psi.ch<br />
Efficient Engineering ist, wenn ein PLAN zu EPLAN wird.<br />
EPLAN bietet Software <strong>und</strong> Service r<strong>und</strong> um das Engineering in den Bereichen Elektrotechnik <strong>und</strong> Automatisierung.<br />
Unternehmen, die den digitalen Wandel im Engineering erfolgreich gestalten wollen, brauchen mehr als einen Plan.<br />
Wie Sie mit uns als starken globalen Partner alle Potenziale voll ausschöpfen: eplan.ch
DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />
«ES BRAUCHT EINEN<br />
GE<strong>WISSEN</strong> ATEM»<br />
Mit der fortschreitenden Digitalisierung rücken datengetriebene Geschäftsmodelle<br />
in den Fokus vieler Unternehmen. Doch auf was ist bei deren<br />
Entwicklung zu achten <strong>und</strong> welche typischen Stolpersteine gilt es dabei<br />
zu umgehen. TuW sprach hierzu mit vier Branchenexperten.<br />
18 #<strong>006</strong>
Nikolaus Krüger<br />
Chief Sales Officer/<br />
Mitglied des Executive Board<br />
Endress+Hauser AG<br />
Von Markus Back<br />
Predictive Maintenance ist oftmals<br />
als Beispiel zu hören,<br />
wenn über datengetriebene<br />
Geschäftsmodelle gesprochen<br />
wird. Doch was für weitere Beispiele<br />
fallen unseren Experten darüber hinaus<br />
zu dieser Frage ein? «Da kommen<br />
mir einige in den Sinn», sagt Petra<br />
Monn von Siemens: «Fleet Management<br />
zur flexiblen Planung von Serviceeinsätzen,<br />
Apps fürs bessere Training<br />
der Maschinenbetreiber oder aber<br />
auch Modelle r<strong>und</strong> um die verbesserte<br />
Qualitätsinspektion durch gezieltes<br />
Sammeln von Prozessparametern.»<br />
Neben Modellen zur Unterstützung<br />
<strong>und</strong> Entlastung des Anwenders, wie<br />
zum Beispiel Remote Services, Interactive<br />
HMI, Webhosted Trainings oder<br />
auch HMI als Service, nennt Sebastian<br />
Seitz von Eplan Modelle, die beim Upscaling<br />
unterstützen: «Zudem fallen<br />
mir der Digital Twin als Service, neue<br />
Marktplätze für Maschinenkapazitäten<br />
oder der Ersatzteilservice per 3D-<br />
Druck ein.»<br />
Ebenso kreativ zeigt sich Nikolaus<br />
Krüger von Endress+Hauser. Als Anwendungen<br />
nennt er die zeitnahe <strong>und</strong><br />
ortsunabhängige Erfassung <strong>und</strong> Darstellung<br />
von Prozessen auf mobilen<br />
Endgeräten sowie ein cloudbasiertes<br />
Asset Management über den gesamten<br />
Lebenszyklus verbauter Geräte hinweg.<br />
Als ein weiteres Beispiel führt er<br />
eine effizientere Produktion <strong>und</strong> eine<br />
höhere Anlagenverfügbarkeit durch<br />
eine Optimierung der Kalibrierintervalle<br />
an.<br />
Einwicklungsvoraussetzungen<br />
Damit sich die genannten Ideen umsetzen<br />
lassen, muss hierfür zunächst<br />
eine Basis geschaffen werden. «Predictive<br />
Maintenance wird sehr oft als<br />
Applikationsbeispiel genannt», sagt<br />
Andreas Rau von Phoenix Contact:<br />
«Gleichzeitig stellen wir aber fest, dass<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen für datengetriebene<br />
Geschäftsmodelle noch gar nicht gelegt<br />
sind.» Daher empfiehlt er zunächst<br />
das Datenmanagement der eigenen<br />
Produktdaten zu überarbeiten <strong>und</strong> diese<br />
dann den K<strong>und</strong>en für ihre Planungs-<br />
<strong>und</strong> Betriebsprozesse zur Verfügung<br />
zu stellen. Hierauf aufbauend<br />
können sehr viele Geschäftsmodelle<br />
entstehen, wie eine Remote-Anzeige<br />
des Maschinenzustands, ein Device &<br />
Patch Management bis hin zu Software-basierten<br />
Funktionen, mit der zu<br />
einem späteren Zeitpunkt die Fähigkeiten<br />
von Maschinenfähigkeiten erweitert<br />
werden können.<br />
Für die Entwicklung eines Geschäftsmodells<br />
braucht es nach Meinung von<br />
Nikolaus Krüger eine saubere Datenbasis<br />
mit klarer Struktur <strong>und</strong> Semantik.<br />
Ein weiterer Aspekt sei die Daten-<br />
Sebastian Seitz<br />
CEO Eplan Software Service<br />
Andreas Rau<br />
Vice President Corporate<br />
Development & New Business<br />
Phoenix Contact GmbH & Co.KG<br />
Petra Monn<br />
Consultant Digital Enterprise<br />
Siemens Schweiz AG<br />
sicherheit, die es für das Vertrauen der<br />
K<strong>und</strong>en brauche. Dieser Meinung ist<br />
auch Petra Monn: «Die Daten müssen<br />
durch gezielte Cyber Security gegen<br />
Fremdmanipulation geschützt sein.<br />
Nur dann lassen sie sich als Service<br />
im Rahmen eines Geschäftsmodells<br />
verkaufen.»<br />
Neben Vertraulichkeit <strong>und</strong> Knowhow-Schutz<br />
empfiehlt Sebastian Seitz<br />
für den Erfolg die Unterscheidung<br />
nach Prozess- <strong>und</strong> nach personenbezogenen<br />
Daten. Zudem rät er zu einem<br />
agilen Entwicklungsansatz, da die etablierten<br />
Top-Down-Ansätze nicht zielführend<br />
seien.<br />
Gr<strong>und</strong>überlegungen<br />
Damit die Entwicklung nicht in einer<br />
Sackgasse endet, gilt es zunächst, einige<br />
Fragen zu klären. «Am Anfang sollte<br />
man sich ehrlich fragen, was <strong>und</strong> mit<br />
welchem Aufwand man wirklich erreichen<br />
will», so Nikolaus Krüger <strong>und</strong> er-<br />
Bilder: Siemens Schweiz AG<br />
#<strong>006</strong> 19
DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />
gänzt: «Dabei hilft eine Kritikalitätsbetrachtung<br />
jeder einzelnen Messstelle,<br />
denn nicht jeder Sensor in einem Prozess<br />
ist gleichermassen bedeutend für<br />
die Sicherheit der Anlage oder die Qualität<br />
des Produkts.»<br />
Für Andreas Rau ist es elementar,<br />
vom konkreten K<strong>und</strong>ennutzen auszugehen<br />
<strong>und</strong> den Reifegrad des Themas<br />
in der Industrie realistisch einzuschätzen.<br />
«Der Maschinenbau ist<br />
durch den Mittelstand geprägt, daher<br />
sind skalierbare Lösungen wichtig,<br />
welche die verschiedenen Reifegrade<br />
des Maschinenbauers berücksichtigen»,<br />
sagt er. Dies könne von der einfachen<br />
Visualisierung der Daten in<br />
einer Insellösung ohne Cloud bis hin<br />
zur Analytik von Daten in der Cloud<br />
mit Handlungsempfehlungen reichen.<br />
Als Ansatzpunkte für einen erhöhten<br />
K<strong>und</strong>ennutzen nennt er reduzierte<br />
Stillstandzeiten, eine erhöhte Fertigungsqualität<br />
<strong>und</strong> -menge durch datenbasierte<br />
Prozessoptimierung sowie<br />
transparentere Kosten.<br />
Aus Sicht von Sebastian Seitz muss<br />
zunächst einmal die eigene Position in<br />
der Wertschöpfungskette klar bestimmt<br />
sein. Denn diese diene als Basis<br />
für eine Neuaufstellung. Dazu gelte<br />
es, einige Fragen vorab zu beantworten:<br />
Welchen Reifegrad habe man aktuell<br />
im Umgang mit Daten? Welche<br />
Daten führen zu welchem Nutzen, <strong>und</strong><br />
habe man den entsprechenden Zu-<br />
Erfahren Sie auf unserem<br />
Online-Portal, welche Lösungen<br />
die Experten für die Entwicklung<br />
datengetriebener Geschäftsmodelle<br />
empfehlen <strong>und</strong> wieso es gar nicht<br />
so einfach ist, den ROI bei diesen<br />
Neuerungen zu bestimmen.<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
20 #<strong>006</strong>
griff? Was generiert dem K<strong>und</strong>en wirklich<br />
einen Mehrwert? Für welchen<br />
Nutzen wäre er gegebenenfalls bereit,<br />
zu bezahlen?<br />
Vorgehensweise<br />
Worauf ist aber bei der Entwicklung<br />
eines datengetriebenen Geschäftsmodells<br />
zu achten? «Das auf Effizienz<br />
getrimmte Kerngeschäft <strong>und</strong> die neuen<br />
Ansätze bei digitalen Geschäftsmodellen<br />
müssen sich parallel <strong>und</strong><br />
komplementär entwickeln», so Sebastian<br />
Seitz. Aus eigener Erfahrung bei<br />
Eplan weiss er, dass es dabei wichtig<br />
ist, die richtige Balance zwischen Eigenständigkeit<br />
<strong>und</strong> Added Value fürs<br />
Kerngeschäft zu finden.<br />
Zu einer besonnenen Vorgehensweise<br />
rät ebenfalls Nikolaus Krüger:<br />
«Zuerst einmal müssen sich die Verantwortlichen<br />
auf die Chancen der<br />
Digitalisierung einlassen! Das ist der<br />
erste <strong>und</strong> wichtigste Schritt.» Dann<br />
müssten die Zuständigkeiten klar geregelt<br />
<strong>und</strong> das Unternehmen auf die<br />
digitale Transformation vorbereitet<br />
werden, weil «die Auswirkungen nämlich<br />
meist grösser sind, als es zunächst<br />
den Anschein hat.»<br />
Zu Neugier <strong>und</strong> Offenheit rät Andreas<br />
Rau: «Probieren Sie die neuen Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Technologien aus <strong>und</strong><br />
schaffen hierfür ein Spielfeld mit entsprechenden<br />
Kompetenzen.» Dabei<br />
dürften jedoch niemals der konkrete<br />
K<strong>und</strong>ennutzen <strong>und</strong> das Geschäftsmodell<br />
aus dem Auge verloren werden.<br />
Einen ganz wichtigen Tipp hierzu hat<br />
Petra Monn: «Bei komplexeren Projekten<br />
empfiehlt sich die Zusammenarbeit<br />
mit einem Partner, der Erfahrung,<br />
Methoden- <strong>und</strong> Technologiewissen<br />
mitbringt.»<br />
Kooperationen<br />
Inwieweit machen aber Kooperationen<br />
bei der Entwicklung eines datengetriebenen<br />
Geschäftsmodells Sinn? «Meist<br />
geht es gar nicht im Alleingang, da die<br />
Unternehmen für datengetriebene Geschäftsmodelle<br />
Kompetenzen benötigen,<br />
über die sie selbst nicht verfügen»,<br />
sagt Nikolaus Krüger. Dies begründet er<br />
«Das Kerngeschäft <strong>und</strong><br />
das digitale Geschäftsmodell<br />
müssen sich parallel <strong>und</strong><br />
komplementär entwickeln.»<br />
Sebastian Seitz, Eplan<br />
vor allem damit, dass in den allermeisten<br />
Unternehmen bislang die Entwicklung<br />
von Hard- <strong>und</strong> nicht etwa von<br />
Software im Fokus stand.<br />
Auch aus Sicht von Andreas Rau<br />
macht es fast immer Sinn, Kooperationspartner<br />
zu suchen. Die relevante<br />
Frage hierbei sei die Form der Partnerschaft<br />
<strong>und</strong> Kooperation. Dies könne<br />
von einem losen Informationsaustausch<br />
über konkrete Technologie<strong>und</strong><br />
Anwendungsprojekte bis hin zur<br />
Beteiligung an Start-ups gehen.<br />
Wann allerspätestens der Zeitpunkt<br />
gekommen ist, einen Experten zu konsultieren,<br />
weiss Petra Monn. «Wenn<br />
man spürt, dass der Markt Anpassungen<br />
verlangt, man aber aus eigenen<br />
Stücken nicht mehr nachkommt», sagt<br />
sie. Der Austausch mit externen Beratern<br />
helfe aus ihrer Erfahrung auch<br />
dabei, im Projekt die richtigen Prioritäten<br />
zu setzen.<br />
«Es gibt<br />
keine Fehler,<br />
nur die Angst<br />
davor!»<br />
Petra Monn, Siemens<br />
Typische Anfängerfehler<br />
«Manche Unternehmen vertagen die<br />
oben angesprochenen Entscheidungen<br />
<strong>und</strong> setzen in einem ersten Schritt<br />
auf einen Data-Lake», sagt Sebastian<br />
Seitz. Man habe die Hoffnung, dass<br />
sich dieser erst einmal in Ruhe auffülle<br />
<strong>und</strong> versuche darauf dann ein Geschäftsmodell<br />
aufzubauen. «Die Praxis<br />
zeigt jedoch, dass sich diese Data-Lakes<br />
meist nicht schnell genug füllen<br />
<strong>und</strong> damit dem Tempo der fortschreitenden<br />
Digitalisierung nicht standhalten»,<br />
schliesst Sebastian Seitz.<br />
Da das Thema datenzentrierte Geschäftsmodelle<br />
in der Industrie in vielen<br />
Fällen noch Pionierarbeit bedeutet,<br />
rät Andreas Rau dazu, eher wenige, dafür<br />
aber konkrete, mehrwertorientierte<br />
‹Use Cases› anzugehen <strong>und</strong> daraus<br />
schnell zu lernen. Ähnlich sieht es Petra<br />
Monn: «Es gibt keine Fehler, nur die<br />
Angst davor. Jeder iterative Entwicklungsprozess<br />
lebt von seinen Fehlern,<br />
denn dabei entstehen die wertvollsten<br />
Einsichten, um eine App stetig zu verbessern.»<br />
«Häufig werden die Ziele nicht präzise<br />
genug formuliert, die Verantwortlichkeiten<br />
sind nicht klar geregelt,<br />
oder wichtige Kompetenzen im digitalen<br />
Bereich fehlen. Daneben benötigen<br />
viele Unternehmen am Anfang zu viele<br />
Versuche, um ein brauchbares Ergebnis<br />
zu erzielen», lautet die Erfahrung<br />
von Nikolaus Krüger. «Viele<br />
erwarten aber auch schlichtweg zu<br />
viel von den neuen Geschäftsmodellen<br />
oder rechnen zu schnell mit Resultaten.<br />
Doch es braucht auch auf diesem<br />
Gebiet einen gewissen Atem!»<br />
Endress+Hauser AG<br />
www.endress.com<br />
Eplan Software & Service AG<br />
www.eplan.ch<br />
Phoenix Contact AG<br />
www.phoenixcontact.com<br />
Siemens Schweiz AG<br />
www.siemens.ch<br />
#<strong>006</strong> 21
DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />
Angenommen, Sie wären 30 Jahre jünger <strong>und</strong><br />
hätten einen Investor, der Ihnen beim Aufgleisen<br />
eines datengetriebenen Geschäftsmodells zur Seite<br />
stünde, wo würden Sie denn Ihr Glück versuchen?<br />
Die erfolgreichsten Start-ups sind diejenigen, die über<br />
enge Verbindungen zu den Hochschulen verfügen <strong>und</strong> in<br />
Wissenscluster eingeb<strong>und</strong>en sind. Daher würde ich es<br />
zunächst davon abhängig machen, was ich gelernt <strong>und</strong><br />
studiert habe. Nehmen wir an, ich hätte die richtige<br />
Ausbildung gewählt, dann könnte ich mir gut vorstellen,<br />
im Bereich KI zu arbeiten. Ganz konkret finde ich dort<br />
die Themen «Spracheingabe» <strong>und</strong> «Automatische Spracherkennung»<br />
sehr spannend. Wenn Sie überlegen, wie<br />
umständlich heute oftmals die Befehlseingabe über Tastaturen<br />
<strong>und</strong> Mäuseklaviere erfolgt, dann könnte man hier<br />
sicherlich vieles erreichen! Stellen Sie sich einmal vor:<br />
Maschinen mit Sprache zu steuern oder Sensoren über die<br />
Stimme zu konfigurieren – wäre das nicht toll?<br />
Und wie würden Sie damit genau Ihren Lebensunterhalt<br />
verdienen? Mit dem Verkauf der entsprechenden Software?<br />
Die Software mit den entsprechenden Algorithmen<br />
wäre nur ein Teil. Ein anderer entfiele auf datengetriebene<br />
Dienstleistungen <strong>und</strong> regelmässige Updates. Nehmen<br />
Sie beispielsweise unser Gespräch, das wir hier führen.<br />
Wir haben nicht die gleiche Diktion oder Sprachfärbung,<br />
wodurch ein Spracherkennungssystem sehr viel können<br />
muss. Bis das alles einwandfrei funktioniert, braucht<br />
es einige Updates.<br />
Welche Überlegungen braucht es darüber hinaus?<br />
Es sind zwei Aspekte, die generell für alle digitalen<br />
Geschäftsmodelle gelten. Es ist zum einen die Kompetenz,<br />
zum anderen die K<strong>und</strong>enorientierung. Und Letzteres<br />
gelingt nur, wenn man gemeinsam entwickelt. Das<br />
bekommt man allein im stillen Kämmerlein nicht hin!<br />
Im Idealfall erziehe ich den K<strong>und</strong>en dabei zur Bequemlichkeit,<br />
ansonsten begnügt er sich ja mit einem Mäuseklavier …<br />
Daher muss ich mir Entwicklungspartner suchen, die<br />
selbst innovativ sind. Denn der Anwender begnügt sich nur<br />
solange mit dem Mäuseklavier, bis ein Wettbewerber die<br />
Spracheingabe auf den Markt bringt. Von daher muss man<br />
sich selbstkritisch fragen, ob man bei dieser Entwicklung<br />
ganz vorne oder lieber weiter hinten im Spiel sein will? Ich<br />
persönlich wäre lieber vorne bei den Pionieren. Dazu muss<br />
ich mich aber mit anderen Pionieren zusammenschliessen.<br />
Woher weiss ich aber, wer die richtigen Pioniere für<br />
mich sind?<br />
Zunächst einmal muss ich statt in Technik im Geschäftsmodell<br />
denken. Heute ist es oftmals so, dass Unternehmen<br />
eine Web-Schnittstelle in ihre Lösung integrieren <strong>und</strong> damit<br />
das Thema «Digitalisierung» für erledigt betrachten. ››<br />
22 #<strong>006</strong>
«JEDES UNTERNEHMEN<br />
HAT POTENZIALE»<br />
Günstiger Massenspeicher <strong>und</strong> die Cloud ebnen den Weg für datengetriebene<br />
Geschäftsmodelle. Wie diese zu finden sind <strong>und</strong> auf was bei diesen zu achten ist,<br />
sagt ZVEI-Präsident Michael Ziesemer im Interview.<br />
Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Fotos)<br />
#<strong>006</strong> 23
DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />
«Die Web-Schnittstelle ist nicht<br />
einmal die Hälfte der Übung.»<br />
Michael Ziesemer über datengetriebene Geschäftsmodelle<br />
Aber das ist nicht einmal die Hälfte der Übung! Zunächst<br />
einmal wird ihr Produkt dadurch nur teurer <strong>und</strong> bietet,<br />
was viel schlimmer ist, anderen die Möglichkeit, auf diese<br />
Schnittstelle ihr eigenes Geschäftsmodell aufzusetzen.<br />
Daher muss ich mir zuerst im Klaren sein, wie ich mein<br />
Geld verdienen will. Erst wenn ich das weiss, suche ich<br />
die passenden Partner.<br />
Gut, nun habe ich den passenden Partner gef<strong>und</strong>en.<br />
Wie bekomme ich aber das mit der K<strong>und</strong>enorientierung hin,<br />
wo doch jeder K<strong>und</strong>e seine individuellen Wünsche hat?<br />
Damit man schnell in den Markt kann, fängt man zunächst<br />
klein an <strong>und</strong> weiss genau, wo der Anwender einen Nutzen<br />
erkennt. Ein gutes Beispiel dafür ist WhatsApp, was heute<br />
sehr viele Funktionalitäten bietet. Am Anfang konnten Sie<br />
mit diesem Dienst aber nur Nachrichten übertragen. Das<br />
war die Kernfunktionalität. Von dort aus wurde ausgebaut<br />
<strong>und</strong> immer weiter differenziert.<br />
Wie stelle ich aber fest, ob es in meinem Unter nehmen<br />
überhaupt Potenzial für datengetriebene Geschäftsmodelle<br />
gibt?<br />
Jedes Unternehmen bietet Potenziale. Davon bin ich<br />
fest überzeugt.<br />
Und wenn ich ein Zementwerk besitze?<br />
Dann gibt es in diesem eine Produktion <strong>und</strong> eine Lieferkette.<br />
Da gibt es womöglich K<strong>und</strong>en, die Ihr Zement zur<br />
richtigen Zeit auf die richtige Baustelle geliefert haben<br />
wollen. Ich will Ihnen dazu ein wirkliches Beispiel erzählen.<br />
Ich habe mich mit einem Hersteller von Dachrinnen<br />
unterhalten, der mir sagte, er wisse beim besten Willen<br />
nicht, wie er die Digitalisierung angehen solle. Wir haben<br />
zunächst die komplette Wertschöpfungskette diskutiert<br />
<strong>und</strong> dabei wirklich nichts Sinnvolles ausmachen können.<br />
Dann haben wir das Produkt aus Sicht des K<strong>und</strong>en betrachtet<br />
<strong>und</strong> kamen drauf, dass dieser ein Problem mit Laub<br />
in den Dachrinnen hat. Weil dieses von unten nicht zu<br />
erkennen ist, wäre doch ein Sensor eine tolle Sache, der das<br />
Laub erkennt <strong>und</strong> eine Meldung aufs Smartphone schickt.<br />
Für den Dachrinnenhersteller <strong>und</strong> andere Unternehmen,<br />
die in diesem Bereich Fuss fassen wollen, bedeutet das<br />
aber ein Paradigmenwechsel, da sie plötzlich auf eine<br />
datenzentrierte Sichtweise umstellen müssen. Wie ist<br />
dieser Transformationsprozess zu schaffen?<br />
Die wesentliche Änderung ist mentaler Natur. Man muss<br />
nicht einmal unbedingt in Daten denken, weil das von<br />
alleine kommt. Ich muss vom Anwender <strong>und</strong> seinen<br />
Bedürfnissen her denken. Wie ist die Anwendung, welche<br />
Probleme gibt es da, wie sehen die Leute das? Mir fällt<br />
dazu das Beispiel eines Bohrmaschinenherstellers ein, der<br />
seine K<strong>und</strong>en zu den Problemen bei ihrer täglichen Arbeit<br />
befragt hat. Es zeigte sich, dass das eigentliche Problem<br />
nicht das Bohren der Löcher, sondern deren zeitaufwendiges<br />
Anzeichnen ist. Daraufhin hat er eine völlig neue<br />
Produktsparte entwickelt, bei der mit Hilfe von Lasertechnik<br />
das Ausmessen <strong>und</strong> Festlegen der Bohrlöcher erfolgt.<br />
«Die wesentliche<br />
Änderung ist<br />
mentaler Natur.»<br />
Michael Ziesemer über die Entwicklung eines<br />
datengetriebenen Geschäftsmodells<br />
24 #<strong>006</strong>
RUBRIKTITEL<br />
Erfahren Sie unter<br />
technik-<strong>und</strong>-wissen.ch,<br />
inwieweit sich die Blockchain-<br />
Technologie für datengetriebene<br />
Geschäftsmodelle eignet <strong>und</strong><br />
was sich der ZVEI-Präsident von<br />
der EZB <strong>und</strong> der Nationalbank<br />
wünscht.<br />
Möglicherweise muss ich für ein neues Geschäftsmodell<br />
unternehmenseigene Daten mit denen Dritter vermischen.<br />
Auf was ist dabei zu achten?<br />
Wir sind da mitten in einem rechtlichen Problem. Ich muss<br />
nicht nur prüfen, woher diese Daten stammen <strong>und</strong> was ich<br />
mit diesen genau machen darf, sondern auch sicherheitstechnische<br />
Aspekte, wie Datensicherheit <strong>und</strong> Datenschutz,<br />
beachten. Von einer Verwendung fremder Daten ohne<br />
entsprechende Abklärungen würde ich daher zumindest<br />
abraten.<br />
Wenn ich meine Daten mit denen anderer mische,<br />
entsteht eine Abhängigkeit. Wie gewährleiste ich dennoch<br />
einen kontinuierlichen Datenfluss?<br />
Als Gr<strong>und</strong>lage muss zunächst einmal ein Vertrag her.<br />
Das Beste ist allerdings, wenn ich ein Modell finde, bei<br />
dem derjenige, von dem ich die Daten beziehe, ein<br />
Teil des Geschäftsmodells wird. So ist es automatisch<br />
auch in seinem Interesse, dass dieser Datenfluss<br />
nicht ins Stocken gerät.<br />
Michael Ziesemer<br />
Michael Ziesemer (Jahrgang 1951), Ingenieur<br />
der Elektro technik, startete seine Karriere in der<br />
Telekommunikation, wechselte aber bald zur<br />
Messtechnik. 1981 trat er bei Endress+Hauser<br />
ein, bekleidete verschiedene Funktionen auf<br />
Produktionsseite, ehe er ab 1996 den Vertrieb der<br />
Firmengruppe prägte. 2002 wurde er ins Executive<br />
Board berufen; ab 2008 war er Chief Operating<br />
Offi cer <strong>und</strong> Stell vertreter des CEO. 2016 wechselte<br />
Michael Ziesemer als stellvertretender Präsident<br />
in den Verwaltungsrat von Endress + Hauser.<br />
Daneben ist er seit 2014 Präsident des einfl ussreichen<br />
deutschen Zentralverbands Elektrotechnik<strong>und</strong><br />
Elektronikindustrie (ZVEI).<br />
ZVEI | www.zvei.org<br />
#<strong>006</strong> 25
Die digitale Transformation<br />
muss erlebt <strong>und</strong> gespürt<br />
werden. Das geht spielend am<br />
besten <strong>und</strong> ist dabei absolut<br />
risikofrei. Bild: Targetsim<br />
SPIELEND ZUM DIGITALEN<br />
GESCHÄFTSMODELL<br />
Von den Schweizer Unternehmen finden 73 Prozent digitale Technologien für ihr<br />
Geschäftsmodell wichtig bis sehr wichtig. Die Firmen sind gefordert, ihre<br />
Mitarbeitenden intensiv auf den Wandel vorzubereiten. Spielerische Lernmethoden<br />
machen neue Geschäftsmodelle erlebbar <strong>und</strong> bauen Ängste ab.<br />
Von Dr. Gudrun G. Vogt, Managing Partner Targetsim AG<br />
Wenn ein konventionelles<br />
Geschäftsmodell digital<br />
werden soll, bleibt kein<br />
Stein auf dem anderen.<br />
Alles muss sich radikal ändern: Strukturen,<br />
Abläufe, Produkte, K<strong>und</strong>en, Lie-<br />
feranten, besonders aber Mitarbeitende<br />
<strong>und</strong> Führungskräfte. Sie müssen<br />
ihre Einstellung, ihr Verhalten ändern<br />
<strong>und</strong> sich mit umfassenden Neuerungen<br />
anfre<strong>und</strong>en. Experten behaupten<br />
darum, dass Selbstkompetenz <strong>und</strong> soziale<br />
Kompetenzen in der digitalen<br />
Welt nicht weniger wichtig, sondern<br />
noch viel wichtiger werden.<br />
Das Gute daran ist, dass Menschen<br />
lernfähig sind. Sie können sich an<br />
neue Gegebenheiten anpassen. Das<br />
26 #<strong>006</strong>
DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />
funktioniert aber nicht automatisch. Mitarbeitende brauchen<br />
Orientierung, Transparenz <strong>und</strong> Antworten auf drängende Fragen:<br />
Wohin soll die Reise gehen? Was bedeutet das für mich? Was wird<br />
in der digitalen Zukunft von mir erwartet? Das Strategiepapier<br />
der Geschäftsleitung ist dafür zu wenig konkret <strong>und</strong> nur bedingt<br />
geeignet, um Zweifel <strong>und</strong> Befürchtungen abzubauen. Wirksamer<br />
ist es, die digitale Transformation <strong>und</strong> ihre Folgen hautnah erlebbar<br />
zu machen, mit allen Tiefen, Höhen, Risiken <strong>und</strong> Chancen.<br />
Transformation aktiv mitgestalten<br />
Hier bietet sich die Methode Planspiel an: Ein Unternehmen<br />
wird mit seinen Abteilungen <strong>und</strong> Prozessen simuliert, nicht als<br />
Zahleneingaben am Computer, sondern als Wertschöpfungskette<br />
zum Anfassen <strong>und</strong> Begreifen. Die Teilnehmenden übernehmen<br />
Verantwortung für je einen Schritt in der Supply Chain. In<br />
mehreren R<strong>und</strong>en durchlaufen sie den Change-Prozess <strong>und</strong><br />
gestalten ihn aktiv mit. Sie können Betriebsabläufe verändern,<br />
Lieferzeiten verkürzen, Sparpotenziale in der Produktion ausschöpfen<br />
oder Ideen für neue Produkte entwickeln.<br />
Im Rahmen der Digitalisierung bieten sich zum Beispiel individualisierte<br />
Kleinserien oder Sonderanfertigungen mittels additiver<br />
Verfahren an. Das eröffnet neue K<strong>und</strong>ensegmente <strong>und</strong><br />
Wege, um ein Unternehmen mit digitaler Technologie agil <strong>und</strong><br />
zukunftsfähig zu machen. Neue Rollen <strong>und</strong> Aufgaben können<br />
im Planspiel ausprobiert werden. Auch neue Möglichkeiten<br />
der Zusammenarbeit mit vor- <strong>und</strong> nachgelagerten Abteilungen<br />
erschliessen sich. Alles kann risikofrei getestet werden.<br />
Unternehmenskultur muss Wandel unterstützen<br />
Im Ergebnis geht es darum, das Potenzial der Digitalisierung zu<br />
entdecken. Der spielerische Zugang zum Thema verknüpft ein<br />
neues Geschäftsmodell mit einem positiven Team-Erlebnis.<br />
Durch das aktive Handeln im Planspiel schwinden Befürchtungen,<br />
im Gegenteil: Teilnehmende gewinnen an Vertrauen in die<br />
eigenen Fähigkeiten <strong>und</strong> schöpfen Mut, den Wandel mitzutragen.<br />
Ein führender Hersteller von Präzisionsmaschinen nutzt beispielsweise<br />
Gamification, um sein Top-Management auf die erwartete<br />
Transformationsphase vorzubereiten. 70 Führungskräfte<br />
erleben hier im dreistündigen Planspiel einen drastischen<br />
Auftragseinbruch: Ein Drittel weniger Umsatz, dazu neue Mitbewerber<br />
<strong>und</strong> Kostendruck. In acht konkurrierenden Teams testen<br />
die Manager Wege aus der Krise. Das können Kosteneinsparungen<br />
im Lager, die Konzentration auf margenstarke Produkte oder<br />
neue Produktionsverfahren sein. Die Teams setzen ihre Lösungen<br />
im Planspiel um <strong>und</strong> sehen sofort den Effekt. Umsatz, Gewinn,<br />
K<strong>und</strong>enzufriedenheit <strong>und</strong> Team-Zufriedenheit werden gemessen.<br />
In Workshops mit der Geschäftsleitung erarbeiten die<br />
Teilnehmenden dann konkrete Ideen für reale Massnahmen.<br />
Das Engagement der Firmenleitung bleibt entscheidend, ob<br />
Wandel gelingt. Starke Veränderungen des Geschäftsmodells<br />
bringen Unsicherheit <strong>und</strong> Risiken mit sich. Eine offenere Unternehmenskultur<br />
ist gefordert. Um Neuland zu betreten, müssen<br />
unkonventionelle Ideen, Experimente <strong>und</strong> Fehler erlaubt sein.<br />
Digitalisierung ist keinesfalls ein Kinderspiel. Spielerische Vorbereitung<br />
hilft aber, Mitarbeitenden den Weg ins digitale Unternehmen<br />
zu ebnen.<br />
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DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />
NACHHALTIGE<br />
SHRIMPS<br />
AUS ÖKOLOGISCHER<br />
AUFZUCHT<br />
Konsequente Digitalisierung schafft Flexibilität <strong>und</strong><br />
Wettbewerbsfähigkeit. Das wissen auch die Verantwortlichen<br />
bei Swiss Shrimp, weshalb sie sämtliche Prozesse in ihrem<br />
Unternehmen digitalisiert haben.<br />
28 #<strong>006</strong> Bilder: Susanne Seiler
RUBRIKTITEL<br />
Von Markus Back<br />
Jedes Unternehmen bietet Potenziale<br />
für datengetriebene<br />
Geschäftsmodelle! Diese Meinung<br />
vertritt ZVEI-Präsident<br />
Michael Ziesemer im Interview ab Seite<br />
22 in dieser <strong>Ausgabe</strong>. Ein hervorragendes<br />
Beispiel, dass diese Aussage<br />
unterstreicht, ist Swiss Shrimp in<br />
Rheinfelden. Das Start-up-Unternehmen<br />
produziert <strong>und</strong> vertreibt seit einem<br />
Jahr Garnelen aus nachhaltiger<br />
<strong>und</strong> ökologischer Aufzucht <strong>und</strong> vertraut<br />
dabei auf digitalisierte Prozesse.<br />
Diese umfassen dabei alle Bereiche,<br />
von der Produktion <strong>und</strong> Beschaffung<br />
über Verkauf <strong>und</strong> Logistik bis hin zum<br />
Webshop <strong>und</strong> Finanzen <strong>und</strong> garantieren<br />
der Betreiberin komplette Transparenz<br />
<strong>und</strong> Flexibilität. So werden zum<br />
Beispiel Kreditkartenzahlungen automatisch<br />
verbucht, die Kommissionie-<br />
rung über QR-Codes gesteuert oder<br />
Chargennummern nach der Ernte<br />
selbstständig generiert.<br />
Mit Hilfe von Bits <strong>und</strong> Bytes hat<br />
Swiss Shrimp nicht nur seine Prozesse,<br />
sondern auch die Aufzucht optimiert.<br />
Insgesamt 210 DALI-Leuchten<br />
simulieren in den fensterlosen Aufzuchthallen<br />
die Lichtverhältnisse am<br />
Golf von Mexiko <strong>und</strong> lassen so die Tiere<br />
viel besser gedeihen. Abrupte Lichtwechsel,<br />
die es gibt, wenn morgens<br />
<strong>und</strong> abends ein Lichtschalter umgelegt<br />
wird, würden die flinken Schwimmer<br />
in enormen Stress versetzen <strong>und</strong><br />
zu einer Sterberate im zweistelligen<br />
Bereich führen.<br />
Swiss Shrimp AG<br />
www.swissshrimp.ch<br />
Im Interview<br />
auf unserer Website<br />
erfahren Sie, was die<br />
Herausforderungen bei<br />
diesem Projekt waren <strong>und</strong><br />
welche Vorteile sich für<br />
das Start-up-Unternehmen<br />
durch die komplett<br />
digitalisierten Prozesse<br />
ergeben. www.technik<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
#<strong>006</strong> 29
DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />
«WIR BRINGEN<br />
JEDE ANWENDUNG<br />
IN DIE CLOUD»<br />
Constantin Gonzalez ist Principal Solutions Architect bei Amazon Web Services.<br />
Im Gespräch sagt er, wie eine Anwendung in die Cloud zu bringen ist <strong>und</strong> mit welchen<br />
Massnahmen sich die Daten vor unerlaubten Zugriff oder Verlust schützen lassen.<br />
Von Markus Back<br />
Nehmen wir an, ich habe ein datengetriebenes<br />
Geschäftsmodell entwickelt <strong>und</strong> wende mich<br />
nun an Sie, weil dieses cloudbasiert sein soll.<br />
Welche Fragen werden Sie mir stellen, damit<br />
Sie mir eine massgeschneiderte Lösung anbieten können?<br />
In jedem Fall empfehlen wir, mit einem Minimum Viable<br />
Product anzufangen, also einer Software mit minimaler<br />
Funktionalität, die nötig ist, um das Geschäftsmodell zu<br />
validieren. Die erste Frage wäre also: Was ist der minimale<br />
Funktionsumfang, der ausreicht, um eine erste Version<br />
Ihrer Lösung zu bauen? Ausgehend davon stellt sich die<br />
Frage, welche Daten benötigt werden <strong>und</strong> woher diese<br />
kommen. Anschliessend muss beantwortet werden, wie<br />
die Daten strukturiert sind <strong>und</strong> was mit ihnen geschehen<br />
soll, um einen Mehrwert daraus zu ziehen. Nicht zuletzt<br />
stellt sich die Frage, wie die Ergebnisse an die User<br />
zurückgegeben werden sollen. Diese Fragen sind allerdings<br />
nur der Anfang. Eine umfassende Lösung ist oft ein<br />
Ergebnis mehrerer Iterationen r<strong>und</strong> um agile Prozesse,<br />
wie Scrum oder Kanban.<br />
«K<strong>und</strong>en<br />
entscheiden selber,<br />
in welcher<br />
Region ihre Daten<br />
gespeichert<br />
werden.»<br />
Constantin Gonzalez<br />
Möglicherweise decken Ihre Fragen auf, dass mein<br />
angedachtes Geschäftsmodell gar nicht cloudtauglich ist.<br />
Welche Antworten würden Sie dazu veranlassen, mir von<br />
einer cloudbasierten Lösung abzuraten?<br />
Wir betreuen inzwischen Millionen von K<strong>und</strong>en verschiedener<br />
Unternehmensgrössen aus allen denkbaren Branchen<br />
<strong>und</strong> mit allen möglichen Anwendungsfällen <strong>und</strong><br />
hatten bisher keine einzige Anwendung, die nicht in der<br />
Cloud umsetzbar gewesen wäre. Mit über 175 verschiedenen<br />
Services, 15 Datenbanken für unterschiedliche Daten-<br />
Anwendungen <strong>und</strong> über 7000 Lösungen unserer Software-<br />
Partner im AWS Marketplace haben wir das Potenzial,<br />
wirklich jede Anwendung in die Cloud zu bringen.<br />
Man liest <strong>und</strong> hört viel über Datensicherheit.<br />
Welche Alternativen bieten Sie K<strong>und</strong>en an, die ihre<br />
Daten zum Beispiel nicht auf Servern in den USA<br />
oder China gespeichert haben wollen?<br />
30 #<strong>006</strong>
Sicherheit ist die Top-Priorität unseres Angebots. Daher<br />
können unsere K<strong>und</strong>en gr<strong>und</strong>sätzlich selbst entscheiden,<br />
in welcher Region auf dieser Welt ihre Daten gespeichert<br />
werden sollen.<br />
Bei welchen Anwendungen oder Geschäftsmodellen raten<br />
Sie dazu, Daten in einer «geschlossenen» Cloud separiert<br />
von den Daten Ihrer anderen K<strong>und</strong>en zu speichern?<br />
Die Daten aller AWS-K<strong>und</strong>en sind standardmässig maximal<br />
vor unberechtigtem Zugriff durch Dritte geschützt, weshalb<br />
es diese Separation nicht braucht. Die Isolation der Daten<br />
wird dabei durch verschiedene, zertifizierte technische<br />
<strong>und</strong> organisatorische Massnahmen sichergestellt. Darüber<br />
hinaus können K<strong>und</strong>en dafür sorgen, dass ihre Daten<br />
verschlüsselt werden. Wir bieten dafür verschiedene<br />
Services an, die die Verschlüsselung <strong>und</strong> das damit<br />
verb<strong>und</strong>ene Key-Management erleichtern. Für besondere<br />
regulatorische Anforderungen, die eine exklusive Nutzung<br />
von Hardware erfordern, bieten wir ausserdem passende<br />
Instanz-Typen, die Dedicated Instances, an.<br />
Welche Backup-Mechanismen bieten Sie als AWS,<br />
damit mein datengetriebenes Geschäftsmodell auch<br />
wirklich r<strong>und</strong> um die Uhr verfügbar ist?<br />
Wir betreiben mehrere Verfügbarkeitszonen mit jeweils<br />
einem oder mehreren Rechenzentren an verschiedenen<br />
Standorten innerhalb einer Region, sodass bei einem<br />
Ausfall Ressourcen aus einer anderen Zone übernehmen<br />
können. Viele AWS Services speichern die Daten automatisch<br />
in einer Form ab, die gegen ungewollten Datenverlust<br />
geschützt ist. Andere Services beinhalten automatisierte<br />
Backup-Mechanismen, darüber hinaus gibt es verschiedene<br />
Services <strong>und</strong> Partnerangebote, die es K<strong>und</strong>en erleichtern,<br />
dedizierte Backup-Lösungen in der Cloud aufzubauen.<br />
Es kommt vor, dass Daten versehentlich gelöscht werden.<br />
Wie schnell muss ich reagieren, damit Sie mir diese Daten<br />
retten <strong>und</strong> wieder herstellen können?<br />
Bei uns haben die K<strong>und</strong>en die volle Kontrolle über ihre<br />
AWS-Umgebung. Das bedeutet aber auch, dass gelöschte<br />
Daten unwiederbringlich verloren sind, sofern im Vorhinein<br />
keine Schutzmassnahmen getroffen wurden. Das ist für<br />
die Einhaltung unserer hohen Security- <strong>und</strong> Compliance-<br />
Standards sehr wichtig. So müssen K<strong>und</strong>en beispielsweise<br />
sicher sein können, dass Daten, die aufgr<strong>und</strong> gesetzlicher<br />
Vorgaben gelöscht wurden, nicht wieder hergestellt werden<br />
können. Um ungewollten Datenverlust zu vermeiden,<br />
unterstützen wir aber mithilfe verschiedener Services.<br />
Können Sie anhand eines konkreten Beispiels aufzeigen,<br />
welche monatlichen Kosten bei einer cloudbasierten<br />
Lösung entstehen?<br />
Diese Frage kann leider nicht pauschal beantwortet<br />
werden. Mit Blick auf die unterschiedlichen Dienste<br />
können sehr geringe Kosten für kleine, experimentelle<br />
Cloud-Projekte oder grössere Beträge für sehr komplexe<br />
Anwendungen mit Millionen von Endanwendern <strong>und</strong><br />
hohem Datenvolumen anfallen. Der AWS Simple Monthly<br />
Calculator unter https://calculator.s3.amazonaws.com/<br />
index.html ist der einfachste Weg, eine Beispiel-Rechnung<br />
für eine Cloud-Lösung aufzustellen. Er enthält Beispiele<br />
für ein paar einfache Szenarien. Mithilfe des AWS Free<br />
Tiers können K<strong>und</strong>en ihre ersten Gehversuche in der Cloud<br />
für viele Services kostenlos ausprobieren.<br />
AWS Amazon Web Services | www.amazon.com<br />
Das hinterlegte Whitepaper gibt<br />
Informationen dazu, wie Architekturen<br />
aufzubauen sind, damit diese maximal<br />
gegen einen Ausfall gesichert sind.<br />
#<strong>006</strong> 31
DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />
DOMÄNEN<strong>WISSEN</strong><br />
EINFACH DIGITALISIERT<br />
Firmenbeitrag – Mit seinem Automated-Machine-Learning-Werkzeug ebnet Weidmüller<br />
den Weg für datengetriebene Geschäftsmodelle. Dieses besteht aus vier Modulen <strong>und</strong> befähigt<br />
Anwender zur Entwicklung eigener Machine-Learning-Modelle.<br />
Von Markus Back<br />
Die Idee von Weidmüller ist ein<br />
vollkommen neuer Ansatz<br />
bei der Realisierung einer<br />
Automated-Machine-Learning-Software<br />
für den Maschinen- <strong>und</strong><br />
Anlagenbau. Das Werkzeug gestattet<br />
es, den Domänenexperten auf Basis<br />
ihres Applikationswissens eigenständig<br />
Machine-Learning-Modelle zu erzeugen.<br />
Das Werkzeug besteht aus vier<br />
Modulen zur Modellbildung, -ausführung,<br />
-optimierung sowie zum Management<br />
der Modelle über ihren Lebenszyklus<br />
hinweg.<br />
1. Modul: Modellbildung<br />
Mit dem Modul zur Modellbildung<br />
können Machine-Learning-Modelle<br />
zur Anomalieerkennung, Klassifikation<br />
<strong>und</strong> Fehlervorhersage erzeugt<br />
werden. Dabei wird der Nutzer durch<br />
den Modelbildungsprozess geführt, so<br />
dass er gezielt sein Applikationswissen<br />
einbringen kann. Auf Basis dieses<br />
Wissens werden automatisch alternative<br />
Modelle erzeugt, optimiert, validiert<br />
<strong>und</strong> gegeneinander vergleichen.<br />
Am Ende des Modellbildungsprozesses<br />
kann der Nutzer das für seine<br />
Applikation am besten passende<br />
Modell nach bestimmten Kriterien,<br />
wie zum Beispiel Modellgüte oder<br />
Ausführungszeit, auswählen, exportieren<br />
<strong>und</strong> speichern oder in die automatisch<br />
generierbare Ausführungsumgebung<br />
überführen.<br />
Daniel Gottardo <strong>und</strong> Boris Savic (rechts) von Weidmüller Schweiz setzen auf<br />
Industrial Analytics. Bild: Susanne Seiler<br />
2. Modul: Modellausführung<br />
Die Ausführungsumgebung dient zum<br />
Betrieb der Machine-Learning-Modelle<br />
in der Cloud oder in einer on Premise-<br />
Anwendung. Sie ist plattformunabhän-<br />
32 #<strong>006</strong>
gig <strong>und</strong> skaliert automatisch gemäss der Anzahl<br />
der auszuführenden Modelle. Darüber hinaus stellt<br />
die Ausführungsumgebung die Modellergebnisse<br />
verständlich dar, so dass der Nutzer konkrete Handlungen,<br />
zum Beispiel zur Fehlervermeidung, umsetzten<br />
kann.<br />
3. Modul: Modelloptimierung<br />
Das Modul zur Optimierung der Machine-Learning-<br />
Modelle im Betrieb ermöglicht es dem Anwender<br />
die Modelle kontinuierlich zu verbessern. Neue Betriebssituationen<br />
einer Maschine oder neue Ereignisse<br />
können den Modellen mit wenigen Klicks<br />
hinzugefügt werden, wodurch sich die Leistungsfähigkeit<br />
der Modelle über ihren Lebenszyklus steigern<br />
lässt.<br />
4. Modul: Management der Modelle<br />
Mit dem vierten Modul werden die Machine-Learning-Modelle<br />
über ihren kompletten Lebenszyklus<br />
hinweg verwaltet. Enthalten sind unter anderem<br />
Funktionen zur Versionierung, Wiederherstellung<br />
<strong>und</strong> Modellüberwachung.<br />
Die einfache Anwendung des Werkzeugs überzeugte<br />
übrigens auch die Juroren des Industrie 4.0<br />
Innovation Award. Dieser wurde während der SPS<br />
2019 zum vierten Mal vergeben <strong>und</strong> ging an Weidmüller.<br />
Roland Heinze, Verlagsleiter Zeitschriften<br />
beim VDE Verlag, zeigte sich in seiner Laudatio<br />
davon überzeugt, dass diese Lösung Ingenieuren<br />
<strong>und</strong> Technikern dabei helfen wird, KI- <strong>und</strong> Machine-Learning-basierte<br />
Modelle zu entwickeln <strong>und</strong><br />
zu nutzen.<br />
Weidmüller Schweiz AG | www.weidmueller.ch<br />
Das Automated-Machine-Learning-Werkzeug ist<br />
der erste Software-Service, der Domänenexperten in<br />
die Lage versetzt, eigenständig Machine-Learning-<br />
Modelle zu erzeugen, ohne selbst Data Scientist zu<br />
sein <strong>und</strong> ohne spezielles Wissen im Bereich KI <strong>und</strong><br />
ML zu haben. Dabei kann ein erstes Modell bereits<br />
in 20 Minuten generiert werden, wobei die erzeugten<br />
Modelle denen einer vollständig automatisierten<br />
Lösung sowie klassischen Condition-Monitoring-<br />
Lösungen überlegen sind. In ersten Pilotprojekten<br />
ist nachgewiesen, dass das Einbringen des<br />
Applikationswissens die Modellgüte signifi kant erhöht.<br />
Das Werkzeug generiert sogar Machine-Learning-<br />
Modelle, die dem von einem Data Scientist kreierten<br />
Modell überlegen sind. Möglich ist dies durch<br />
die Kombination des Automated-Machine-Learning-<br />
Ansatzes mit dem Domänenwissen.<br />
Echt besser!<br />
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zurückgestrahlte Lichtintensität aus, sondern erfassen auch die<br />
Distanz des Objekts zum Sensor. So können Objekte, die sich innerhalb<br />
des einstellbaren Tastbereiches befinden, unabhängig von deren<br />
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auch von externem Fremdlicht, wie etwa LED-, Kamera-Beleuchtungen,<br />
Maschinenreflektionen oder vom Licht anderer Sensoren nicht<br />
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sowie plötzliche Lastwechsel. Sie arbeitet mit hoher Effizienz, lässt sich mit<br />
unterschiedlichen Motoren kombinieren <strong>und</strong> erlaubt verschiedene Wellenkonfigurationen.<br />
Die Getriebe stehen mit Durchmessern von 22, 32 <strong>und</strong> 42 mm zur<br />
Ver fügung <strong>und</strong> lassen sich mit einer Eingangsdrehzahl von 10 000 min -1 , bei<br />
intermittierendem Betrieb sogar mit bis zu 20 000 min -1 betreiben. Die Serie 42GPT<br />
bietet ein intermittierendes Drehmoment von bis zu 25 Nm bei einer Länge von<br />
71 mm. Alle Getriebe können mit bis zu vier Reduktionsstufen ausgestattet werden,<br />
wobei jede Stufe auf Höchstleistung im Hinblick auf Drehmoment <strong>und</strong> Geschwindigkeit<br />
individuell optimiert wurde.<br />
Faulhaber Minimotor SA | www.minimotor.ch<br />
34 #<strong>006</strong>
Leistungsstarke Steuerung<br />
Die Steuerung X20CP3687X vereint die<br />
Leistung eines IPC mit der kompakten<br />
Bauform der X20-Steuerungsserie. Durch die<br />
hohe Rechenleistung, mehr RAM-Speicher<br />
<strong>und</strong> integriertem Flash-Speicher eignet sie<br />
sich unter anderem für die Abarbeitung<br />
komplexer Regelungsalgorithmen oder für<br />
Roboteranwendungen, die bislang nur mit<br />
einem IPC zu bewältigen waren. Die Steuerung<br />
verfügt über eine Ethernet-Schnittstelle<br />
mit TSN-Unterstützung <strong>und</strong> lässt sich<br />
uneingeschränkt für die Kommunikation<br />
mit dem herstellerübergreifenden Kommunikationsstandard<br />
OPC UA TSN verwenden.<br />
Standardmässig ist sie mit Anschlüssen<br />
für USB <strong>und</strong> Powerlink ausgestattet, weitere<br />
Schnittstellen lassen sich über Interfacemodule<br />
ergänzen. Trotz der Leistungsfähigkeit<br />
entspricht ihre Bauform exakt derjenigen<br />
der übrigen Steuerungen der X20-Serie.<br />
B&R Industrie-Automation AG<br />
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mit 42 Prozent Wirkungsgrad<br />
einfach sicher<br />
s-dias safety: flexibel & frei Konfigurierbar<br />
flexibel<br />
mit „Safety Hot Swap“ modulare Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenteile<br />
mit Safety im laufenden Betrieb einbinden, entfernen<br />
<strong>und</strong> umgruppieren<br />
Der Kompaktlüfter Axiforce 80 wurde für Anwendungen<br />
mit hohem Gegendruck bis 1400 Pa<br />
entwickelt. Damit eignet er sich unter anderem<br />
für die Kühlung von LED-Displays, Frequenzumrichtern,<br />
Robotersteuerungen <strong>und</strong> Leistungsmodulen.<br />
Mit einer Grösse von 80 mm verfügt<br />
er über dieselben Abmasse wie sein Vorgänger<br />
S-Force, hat jedoch aerodynamisch optimierte<br />
Lüfterräder. So erreicht er eine Steigerung des<br />
Wirkungsgrads auf 42 Prozent <strong>und</strong> eine um 7 dB<br />
(A) geringere Geräuschemission – bezogen<br />
auf den Arbeitspunkt von 108 m³/h bei 285 Pa<br />
Gegendruck.<br />
ebm-papst AG | www.ebmpapst.ch<br />
Kosteneffizient<br />
durch modularen Aufbau für jede Applikation immer<br />
das schlankste System – ob als Stand-alone-Lösung<br />
oder voll integriert ins Steuerungssystem<br />
Kinderleicht<br />
konfigurieren mit Safety-Funktionsbausteinen<br />
KommuniKativ<br />
Datenaustausch über Ethernet – kabelgeb<strong>und</strong>en<br />
oder wireless (Black-Channel)<br />
Halle 2.1 Stand A3<br />
Eplan Plattform<br />
Version 2.9 jetzt verfügbar<br />
In der Eplan Plattform, Version 2.9, lassen sich<br />
QR-Codes direkt erzeugen. Anwender können<br />
Hyperlinks in ihrer Dokumentation hinterlegen,<br />
die sich dann von mobilen Geräten wie Smartphone<br />
oder Tablet per App scannen <strong>und</strong> öffnen<br />
lassen. Das gilt sowohl für interne als auch für<br />
externe Links. Übrigens: Der QR-Code funktioniert<br />
auch bei ausgedruckten Dokumentationen. Das ist<br />
schneller <strong>und</strong> eben einfacher. Letzteres gilt auch<br />
für den Austausch von Symbolen in Platzhalterobjekten:<br />
Diese können jetzt ganz simpel ersetzt<br />
werden, in dementsprechende Wertesätze ausgewählt<br />
werden. User profitieren von mehr<br />
Übersichtlichkeit durch weniger Makrovarianten.<br />
Eplan Software Services AG | www.eplan.ch<br />
www.sigmatek-automation.ch
PRODUKTE<br />
3D-Robot-Picking<br />
Die 3D-Belt-Pick-Sensor-App ist speziell für das Lokalisieren von Produkten<br />
auf einem Transportband entwickelt worden. Die Belt-Pick-App läuft in der<br />
programmierbaren Kamera TrispectorP <strong>und</strong> liefert kalibrierte Messresultate<br />
<strong>und</strong> Höheninformationen der lokalisierten Produkte, welche es dem Roboter<br />
erlauben, diese schonender zu greifen. Kontrastprobleme, wie weisse Produkte<br />
auf weissem Transportband, sowie das Parametrieren der Kamera bei neuen<br />
Produkten, gehören mit dieser Lösung der Vergangenheit an. Das CSV-Protokoll<br />
erlaubt dabei eine einfache Anbindung der Lösung an alle gängigen Roboter <strong>und</strong><br />
Steuerungen. Über die applikationsspezifische Software Belt Pick erfolgt die<br />
Parametrierung der Kamera <strong>und</strong> die Abgleichung mit den Roboterkoordinaten.<br />
Sick AG | www.sick.ch<br />
Wireless Panel<br />
Das Wireless Panel HGW 1033-32 ist mit Safety-Elementen,<br />
einem hochauflösenden 10,1-Zoll-Multitouchdisplay<br />
sowie drei Drehgebern ausgestattet. So kann der Bediener<br />
ohne Kabel ganz nahe an die Maschine beziehungsweise<br />
den Roboter ran <strong>und</strong> hat so den Prozess genau im Blick.<br />
Für die Sicherheit sorgen der Zustimmtaster, ein Schlüsselschalter<br />
sowie ein aktiv-leuchtender Not-Halt. Zudem<br />
erleichtern die drei Dreh geber an der Front den Einrichtebetrieb.<br />
Der Bediener kann die Maschine oder Roboter<br />
im Auge behalten <strong>und</strong> beispiels weise die Achsen über die<br />
Drehgeber nahezu blind verfahren. Das Panel lässt sich<br />
zwei St<strong>und</strong>en lang ohne<br />
Nachladen betreiben,<br />
unterstützt die OPC-UA-<br />
Kommunikation <strong>und</strong> verfügt<br />
über USB-Schnittstellen.<br />
Sigmatek Schweiz AG<br />
www.sigmatek-automation.ch<br />
3D-Mehrlagenscanner<br />
Feuerresistentes Cat.6-Kabel<br />
Das Etherline-Fire-Kabel hält Notstromkreise<br />
auch bei Feuer aufrecht. Dieses<br />
gibt es nun auch in einer Cat.6-Version für<br />
Datenübertragungsraten bis 10 Gbit/s bei<br />
hoher Signalgüte bis Leitungslängen von<br />
100 m. Eine Aderisolation auf Basis von<br />
Polyolefin sowie eine Umwicklung der<br />
Adern mit einem Anti-Feuer-Spezialband<br />
blocken Flammen für mindestens 120<br />
Minuten. Eine Ges<strong>und</strong>heitsgefahr für die<br />
Einsatzkräfte besteht dabei nicht, denn<br />
der Aussenmantel ist halogenfrei, wodurch<br />
er keine korrosiven Gase freisetzt.<br />
U.I. Lapp GmbH | www.lappgroup.com<br />
Der Mehrlagenscanner R2300 für die 3D-Objektdetektion integriert<br />
hochpräzise Laser messtechnik, die vier Scanebenen auswertet <strong>und</strong> so<br />
Objekte in ihrer Länge, Breite <strong>und</strong> Höhe detektieren <strong>und</strong> messen kann.<br />
Der Scanner verfügt über einen Messbereichsöffnungswinkel von 100°,<br />
wobei er mit einer Winkelauflösung von 0,1° arbeitet. Er bietet darüber<br />
hinaus grosse Messbereiche bis 10 m auf helle Objekte <strong>und</strong> bis zu 4 m auf<br />
dunkle Oberflächen, eine Messrate von 50 kHz sowie wählbare Scanraten<br />
von 12,5 oder 25 Hz mit bis zu 4000 Pixeln pro Scan. In Verbindung mit<br />
dem lasertypischen, kleinen Infrarot-Lichtfleck ist er zudem in der Lage,<br />
auch filigrane Objektstrukturen <strong>und</strong> Konturen zu verlässig zu erkennen.<br />
Pepperl+Fuchs AG | www.pepperl-fuchs.com<br />
#<strong>006</strong> 37
KOLLABORATIVES<br />
ARBEITEN<br />
#001<br />
DIE ZUKUNFT<br />
DER INDUSTRIE 4.0<br />
STEHT BEREIT<br />
Mit der Digitalisierung kam verstärkt der Gedanke auf, dass kollaboratives<br />
Arbeiten ein Teil davon sein könnte. Doch es braucht Visionäre, damit dieser<br />
Gedanke auch Formen bekommt – <strong>und</strong> Gebäude, in denen die Zukunft des<br />
Arbeitens umgesetzt werden kann. In Arlesheim wird gerade ein solches Areal<br />
entwickelt. Und dort sitzt auch der Visionär dieses Projekts.<br />
Hans-Jörg Fankhauser, CEO der Fankhauser Arealentwicklungen<br />
AG, ist der Kopf hinter uptown-<br />
Basel, eines der faszinierendsten Schweizer<br />
Projekte, welches sich den grossen Fragen der zukünftigen<br />
Arbeitswelt widmet. Wie werden wir in ein paar<br />
Jahren (zusammen)arbeiten? Welche Technologien helfen<br />
uns, diese Ziele zu erreichen? Und welche Möglichkeiten<br />
bestehen schon heute? UptownBasel wird die neusten Erkenntnisse<br />
auf solche Fragen in einem Kompetenzzentrum<br />
für die Industrie 4.0 umsetzen.<br />
Dieses Zentrum ist keine Fiktion, sondern<br />
entsteht in diesem Moment auf einem<br />
70 000 Quadratmeter grossen Areal in<br />
Arlesheim/BL. Im Dezember 2020 ziehen<br />
die ersten drei Firmen mit insgesamt r<strong>und</strong><br />
600 Arbeitnehmern ins Gebäude 1 ein<br />
<strong>und</strong> in acht Jahren wird auch das letzte<br />
der Gebäude auf dem Areal fertig sein.<br />
38 #<strong>006</strong>
Topmoderne Bauten, darunter das sicherste Industrie-<br />
Gebäude der Nordwestschweiz, in welchem mehrere Datencenter<br />
geplant sind, neuartige Bürolandschaften <strong>und</strong><br />
komplett flexible Hightech-Produktionshallen, die das<br />
Kernelement des Areals bilden: Das Zentrum für die digitale<br />
Transformation bietet zukünftig Platz für 50 Firmen <strong>und</strong><br />
insgesamt bis zu 2000 Arbeitsplätzen.<br />
Wie aber wird dort gearbeitet? Hans-Jörg Fankhauser sieht<br />
die Zukunft des industriellen Arbeitens auf campusartigkonzipierten<br />
Geländen, die mit verlockenden Gastroangeboten<br />
oder Sportmöglichkeiten die Work-Life-Balance steigern.<br />
Aber natürlich auch das fördern, was für die Zukunft<br />
immer wichtiger wird: Projekte in kollaborativer Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> vernetzt zu entwickeln.<br />
Zur Rubrik<br />
Diese fortlaufende Rubrik<br />
«Kollaboratives Arbeiten»<br />
entsteht in Zusammenarbeit<br />
mit uptownBasel <strong>und</strong> wird<br />
von ihr fi nanziell unterstützt.<br />
Die Rubrik beschreibt die<br />
Möglich keiten, welche sich<br />
Industriefi rmen bieten im<br />
Zeitalter der Digitalisierung:<br />
Vom kollaborativen Arbeiten<br />
bis zur vollkommen vernetzten<br />
Produktion wie sie in Arlesheim<br />
im «Kompetenzzentrum<br />
Industrie 4.0» derzeit aufgebaut<br />
wird.<br />
Folge 2 in der <strong>Ausgabe</strong> #007:<br />
Die Mieter von uptownBasel<br />
www.uptownbasel.ch<br />
Das dürften also schlechte Nachrichten<br />
sein für Firmen, welche heute allein<br />
in einem Gewerbegebiet abgeschottet<br />
arbeiten. Anderseits stehen Lösungen<br />
bereit. Denn uptownBasel ist für<br />
alle offen.<br />
Jede Firma – ob KMU oder Konzern – hat die Chance, ein<br />
eigenes Team nach Arlesheim zu senden. Dort können sie<br />
als Mieter von modernsten Infrastrukturen profitieren, vom<br />
Arbeitsplatz aus auf futuristisch anmutende Produktionshallen<br />
zugreifen <strong>und</strong> das kollaborative Arbeiten pflegen.<br />
Seit dem Baustart am 26. März 2019 hat sich auf dem<br />
Gelände des Schorenareals bereits viel ver ändert. Das erste<br />
Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von 25 000 Quadratmetern<br />
wurde bereits im Rohbau fertiggestellt <strong>und</strong> beinhaltet<br />
drei von sieben Produktionshallen. Diese drei Produktionshallen<br />
im ersten Gebäude bieten dank der stützenfreien<br />
Konstruktion höchste Flexibilität auf einer Gr<strong>und</strong>fläche von<br />
1500 Quadratmetern mit einer Höhe von 9,5 m pro Halle.<br />
Diese Hallen wurden bewusst so konstruiert, um Mietern<br />
mit grossen Anlagen die maximale Flexibilität bieten<br />
zu können. Über diesen Hightech-Hallen wird eine der<br />
modernsten Bürolandschaften integriert, welche auf 9000<br />
Quadratmetern Platz für insgesamt 600 Technologiespezialisten<br />
bieten.<br />
In diesen Hallen <strong>und</strong> Bürolandschaften sollen dank neuartiger<br />
Vernetzung erfolgreiche Ideen, Produkte <strong>und</strong> Geschäftsfelder<br />
entstehen – <strong>und</strong> das alles «Made in Switzerland».<br />
#<strong>006</strong> 39
TECHNISCHES RUBRIKTITEL ENGLISCH<br />
BRUSH IT UP!<br />
Maxon fliegt zur Sonne<br />
Maxon is flying to the Sun<br />
Solar Orbiter wird im Februar starten <strong>und</strong> den<br />
Wissenschaftlern neue Erkenntnisse über die<br />
Sonne liefern.<br />
In February, Solar Orbiter will start its mission to<br />
provide scientists with new data about the Sun.<br />
Solar Orbiter wird näher an die Sonne fliegen als<br />
ihr nächster Planet Merkur – auf r<strong>und</strong> 45 Millionen<br />
Kilometer.<br />
Entsprechend heiss wird es auf der sonnenzugewandten<br />
Seite: über 500 Grad Celsius.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> schützt ein Hitzeschild die<br />
wertvollen Instrumente an Bord <strong>und</strong> gibt den Blick<br />
auf die Sonne mittels Klappen nur während den<br />
Messungen frei.<br />
Das gilt auch für das Röntgenteleskop (STIX).<br />
Entwickelt wurde es an der Hochschule für<br />
Technik der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
(FHNW) – in Zusammenarbeit mit mehreren<br />
Schweizer Industriepartnern wie etwa Almatech.<br />
Auch Schweizer Antriebe von Maxon kommen<br />
im Röntgenteleskop zum Einsatz.<br />
Zwei speziell modifizierte DC-Motoren mit Durchmessern<br />
von 13 Millimetern bewegen ein Dämpfungsnetz<br />
aus Aluminium, welches je nach Bedarf<br />
vor die 30 Detektoren von STIX geschoben wird.<br />
Die Mikroantriebe sind parallel platziert, können<br />
gemeinsam oder einzeln betrieben werden,<br />
was einen reibungslosen Betrieb über die ganze<br />
geplante Mission von fünf Jahren sicherstellt.<br />
Solar Orbiter will fly within 45 million kilometers<br />
of the Sun – closer than Mercury, its nearest planet.<br />
At this distance, the side of the probe facing<br />
the Sun will be exposed to intense heat: more<br />
than 500 degrees Celsius.<br />
A heat shield will protect the valuable instruments<br />
on board the probe, equipped with shutters to<br />
provide a view of the Sun only when measurements<br />
are being taken.<br />
The same applies to the spectrometer-telescope<br />
for imaging X-rays (STIX). It was developed at the<br />
University of Applied Sciences and Arts Northwestern<br />
Switzerland (FHNW) in collaboration with<br />
several industrial partners from Switzerland,<br />
including Almatech.<br />
Swiss drives made by maxon are among the<br />
components used in the X-ray telescope.<br />
Two specially modified DC motors with diameters<br />
of 13 mm move an aluminium attenuator, which<br />
slides in front of STIX’s 30 detectors as required.<br />
The micro drives are wired in parallel and can<br />
be used together or individually. This ensures<br />
that they’ll run smoothly for the entire five years<br />
planned for the mission.<br />
Wie würden Sie den Text übersetzen? Versuchen Sie es einfach,<br />
Satz für Satz. Der deutsche Text in dieser «Brush it up»-Rubrik<br />
wie auch die englische Übersetzung stammen von einer Pressemitteilung<br />
der Firma Maxon Motor. Bild/Picture: Maxon Motor<br />
40 #<strong>006</strong>
RUBRIKTITEL<br />
NEWS IN<br />
ZAHLEN<br />
Ostasien investiert viel Geld in Forschung. Die EPFL hat auch einiges zusammengebracht.<br />
Und in technologiegetriebene Schweizer Start-ups wurde im Jahr 2019 rekordhoch investiert.<br />
All diese News sagen wenig aus ohne Zahlen. Deshalb hier ein paar gewichtige Zahlen<br />
aus Industrie <strong>und</strong> Forschung.<br />
613 000 000 000<br />
US-DOLLAR<br />
China, Japan <strong>und</strong> Südkorea werden immer mehr zum<br />
Innovationsmotor. 613 Mrd. US-Dollar investieren sie bereits<br />
in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung.<br />
1<br />
SWISS PLASTICS<br />
EXPO AWARD<br />
Die Firma Tide Ocean <strong>und</strong> die HSR gewannen<br />
den ersten Swiss Plastics Expo Award in<br />
der Kategorie «Nachhaltigkeit». Sie haben eine<br />
Methode entwickelt, mit der sie Plastikmüll<br />
aus dem Meer in hochwertigen Kunststoff<br />
umwandeln können.<br />
285 800 000<br />
FRANKEN<br />
2019 war das zweitbeste Jahr, was die<br />
Mittelbeschaffung der EPFL-Startups<br />
betrifft, die 285,8 Millionen CHF an neuen<br />
Investitionen anzogen.<br />
55<br />
PROZENT<br />
Neues Jahr, neue Sorgen.<br />
Bei den CIOs ist es in diesem<br />
Jahr die Cybersecurity.<br />
55 % aller befragten<br />
Schweizer CIO bewerteten<br />
das Thema als «äusserst<br />
wichtig» für das Jahr 2020.<br />
300 000 000 000<br />
VOXEL<br />
KIT-Forscher haben mit bisher unerreichter<br />
Geschwindigkeit eine nur 60 mm 3 komplexe<br />
Gitterstruktur aufgebaut mit submikrometergrossen<br />
Details. Der Rekord: Das Objekt<br />
enthält unglaubliche 300 Milliarden Voxel.<br />
266<br />
FINANZIERUNGSRUNDEN<br />
Im Jahr 2019 wurden in der Schweiz 2,293 Milliarden<br />
Franken in technologiegetriebene Jungfirmen<br />
investiert. Ein Allzeithoch! Die Zahl der Finanzierungsr<strong>und</strong>en<br />
belief sich auf 266.<br />
#<strong>006</strong> 41
Wissenswertes<br />
Ab dem Herbstsemester 2020 startet an der ZHAW School of Engineering der neu gestaltete<br />
Master of Science in Engineering. Anmeldeschluss zum Studium ist der 30. April.<br />
Master auf Science in Engineering<br />
Der Master of Science in Engineering (MSE) erfährt<br />
zum Herbstsemester 2020 ein Redesign, indem<br />
die teilnehmenden Fachhochschulen ihr Angebot<br />
auf 14 Profile erweitern. «Das erlaubt den Studierenden<br />
eine klare Profilierung in ihrer Studienrichtung»,<br />
sagt Reto Knaack, MSE-Studiengangleiter an der ZHAW<br />
School of Engineering.<br />
Um die Nachfrage nach hochqualifiziertem Fachpersonal<br />
zu bedienen, werden die Profile Medical Engineering, Photonics<br />
<strong>und</strong> Aviation neu geschaffen. Bei Letzt genanntem<br />
werden die Studierenden in verschiedensten Bereichen<br />
ausgebildet, um die künftigen Herausforderungen in der<br />
Luftfahrt bewältigen zu können. Auch in anderen zukunftsweisenden<br />
Themenbereichen bietet die ZHAW eine vertiefte<br />
Ausbildung an. Im Profil Medical Engineering werden die<br />
Studierenden in den Bereichen Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften<br />
<strong>und</strong> Medizintechnik ausgebildet. Dabei stehen die Entwicklung,<br />
Optimierung <strong>und</strong> Anwendung innovativer Lösungen<br />
für Kliniken <strong>und</strong> Medizinindustrie im Vordergr<strong>und</strong> der Ausbildung.<br />
Und auch in der Entwicklung von Licht- <strong>und</strong> Laserapplikationen<br />
für hochentwickelte (Sensor-) Technologien<br />
sind gut ausgebildete Ingenieure gesucht.<br />
Damit die Absolventen ihre Karriere auch im internationalen<br />
Berufsumfeld forcieren können, werden die Theoriemodule<br />
vollständig in englischer Sprache unterrichtet. In<br />
der angewandten Forschung <strong>und</strong> Entwicklung setzen die<br />
Masterstudierenden das Erlernte in die Praxis um. Dazu<br />
bieten die 13 beteiligten Institute <strong>und</strong> Zentren die Profile als<br />
Teil der fachlichen Vertiefung im MSE an <strong>und</strong> legen dabei<br />
den Fokus auf die individuelle Betreuung <strong>und</strong> Ausbildung<br />
der Studierenden.<br />
www.zhaw.ch/de/engineering/studium/masterstudium<br />
42 #<strong>006</strong>
KI sorgt für saubere<br />
Städte<br />
Saubere Städte dank Künstlicher<br />
Intelligenz <strong>und</strong> dabei<br />
erst noch Kosten gespart!<br />
Wie das geht, wissen das<br />
Westschweizer Start-up-Unternehmen<br />
Cortexia <strong>und</strong> die Embedded-Spezialistin<br />
Syslogic AG aus Baden-Dättwil.<br />
Eine entscheidende Rolle in dieser Anwendung<br />
spielen auf Kommunalfahrzeugen<br />
verbaute KI-Computer <strong>und</strong><br />
Bildverarbeitungssysteme. Letztere erfassen<br />
während den Einsatzfahrten<br />
die Umgebung <strong>und</strong> ermitteln in Echtzeit<br />
in der Edge den Verschmutzungsgrad-<br />
<strong>und</strong> -art <strong>und</strong> schlagen daraufhin<br />
entsprechende Reinigungsmassnahmen<br />
vor.<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Vollständiger Bericht<br />
20.–24. APRIL 2020<br />
DIE TRANSFORMATION<br />
IST ÜBERALL. IHR HERZ<br />
SCHLÄGT IN HANNOVER.<br />
Wir begleiten die industrielle Transformation seit über 70 Jahren –<br />
als Motor, Impulsgeber <strong>und</strong> Wegweiser.<br />
Werfen Sie einen Blick in die Zukunft: auf der HANNOVER MESSE.<br />
Be part of it: hannovermesse.de #HM20<br />
HOME OF INDUSTRIAL PIONEERS
<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />
Siemens <strong>und</strong> ETH Zürich tun es weiterhin<br />
Die Siemens Schweiz AG <strong>und</strong> die ETH Zürich haben<br />
im Rahmen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in<br />
Davos die Fortsetzung ihrer strategischen Partnerschaft<br />
bekannt gegeben. Das Engagement soll in<br />
den kommenden fünf Jahren zu einer noch engeren Zusammenarbeit<br />
führen.<br />
Bevölkerungswachstum, Verstädterung <strong>und</strong> Energieversorgung<br />
sind Herausforderungen unserer Zeit. Deshalb fördert<br />
Siemens mit einer Schenkung an die ETH Fo<strong>und</strong>ation<br />
den Bereich «Nachhaltiges Bauen/Digitale Fabrikation» <strong>und</strong><br />
ermöglicht innovative ETH-Forschungsprojekte. «Die Forschungsprojekte<br />
werden gemeinsam definiert <strong>und</strong> liefern<br />
unseren Fachleuten wertvollen Input für die eigene Produktentwicklung<br />
im Bereich Gebäude- <strong>und</strong> Energietechnik»,<br />
erklärte Cedrik Neike, CEO von Siemens Smart Infrastructure.<br />
ETH-Präsident Joël Mesot ergänzt: «Dank der<br />
Zusammenarbeit mit Industriepartnern wie Siemens können<br />
wir Innovationen zum Nutzen der Gesellschaft noch<br />
schneller vorantreiben.»<br />
Ein erstes Projekt im Rahmen dieser erneuerten Kooperation<br />
wurde bereits Anfang Januar 2020 lanciert. Dabei geht<br />
es um die Anwendung von maschinellen Lernprozessen bei<br />
der Planung von Gebäuden.<br />
ETH-Präsident Joël Mesot (rechts) <strong>und</strong> Cedrik Neike,<br />
CEO Siemens Smart Infrastructure, nach der Vertragsunterzeichnung.<br />
Bild: ETH Zürich<br />
www.siemens.ch<br />
Durchbruch bei Brennstoffzellentechnologie<br />
Eines der grössten Hindernisse für den Durchbruch<br />
der Brennstoffzellentechnologie sind die hohen<br />
Kosten im Vergleich zu etablierten Benzin- oder<br />
Dieselantrieben. Das liegt vor allem am Einsatz<br />
nicht standardisierter Komponenten <strong>und</strong> der meist wenig<br />
automatisierten Produktion von Polymer-Elektrolyt-<br />
Membran-Brennstoffzellenstacks (PEMFC-Stacks), dem<br />
Herzstück des Brennstoffzellensystems.<br />
Im EU-Projekt Fit-4-AMandA konzentrieren sich Forscher<br />
des Fraunhofer IWU daher gemeinsam mit Partnern auf die<br />
automatisierte Serienfertigung von PEMFC-Stacks <strong>und</strong><br />
deren Komponenten. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen<br />
dazu beitragen, Brennstoffzellensysteme kostengünstig<br />
in grösseren Mengen herzustellen. In einem ersten Schritt<br />
erstellte das Projektteam daher zunächst ein Lasten- <strong>und</strong><br />
Pflichtenheft für die zu entwickelnde automatisierte Stack-<br />
Montagelinie. Die darin verankerten Anforderungen an das<br />
geplante Produktionssystem ergaben sich unter anderem<br />
aus dem angestrebten Automatisierungsgrad, der Handhabung<br />
fragiler Komponenten, dem Maschinendesign, dem<br />
Qualitätssicherungssystem <strong>und</strong> den speziellen Infrastrukturanforderungen.<br />
Die nach diesen Parametern entwickelte<br />
Anlage wurde im Juni 2019 beim Projektpartner Proton<br />
Motor in Puchheim aufgebaut <strong>und</strong> befindet sich derzeit im<br />
Testbetrieb.<br />
Und dieser Testbetrieb verläuft äusserst vielversprechend.<br />
So konnte im Vergleich zu herkömmlichen Fertigungsmethoden<br />
die Kapazität um Faktor 15 bis 30 erhöht sowie<br />
die Montagezeit um circa 95 Prozent <strong>und</strong> die Kosten für den<br />
reinen Montageprozess um 90 Prozent reduziert werden.<br />
www.iwu.fraunhofer.de<br />
PEMFC Stack der Proton Motor Fuel Cell GmbH.<br />
Bild: Fraunhofer IWU<br />
44 #<strong>006</strong>
Besuchen Sie uns!<br />
Halle 2.0 / Stand E.01<br />
INTEGRIERTES VISIONSYSTEM<br />
Mehr als embedded<br />
Komplettes Portfolio: www.br-automation.com/vision<br />
Einfach. Mehr. Sehen.<br />
UV<br />
IR
ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />
5 Firmen – 5 Trends in der Mikrotechnik<br />
DER TREND GEHT<br />
EINDEUTIG<br />
IN RICHTUNG …<br />
Was geschieht, wenn man einen Werkzeughersteller, einen Maschinenbauer,<br />
einen Maschinenhändler, einen Roboterhersteller <strong>und</strong> einen Digitalisierungsspezialisten<br />
nach den Trends in der Mikrotechnik befragt <strong>und</strong> nach eigenen Produkten, welche<br />
unter diesem Einfluss des erwähnten Trends entwickelt wurden? Lesen Sie es selbst!<br />
Von Eugen Albisser<br />
Welche Trends erkennen Sie in der<br />
Mikrotechnik?<br />
DC Swiss: Die Entwicklung von kleineren,<br />
leistungsfähigeren <strong>und</strong> kombinierten<br />
Einheiten wird weiter fortschreiten, was die Bedürfnisse<br />
<strong>und</strong> Bearbeitungsstrategien beeinflusst. Das Zusammenspiel<br />
von Mechanik, Elektronik <strong>und</strong> Informatik auf engstem<br />
Raum fordert kleinere physische Verbindungen <strong>und</strong> stellt<br />
somit Anforderungen an kleinste <strong>und</strong> präziseste Werkzeuge<br />
für die prozesssichere Gewindebearbeitung. Aufgr<strong>und</strong><br />
der hohen Produktanforderungen <strong>und</strong> der effizienteren<br />
Wirtschaftlichkeit im Herstellungsprozess entsteht<br />
das Bedürfnis, bestehende Folgeprozesse, wie beispielsweise<br />
das Entgraten des Gewindes, zu beseitigen.<br />
Fanuc: Der Trend geht eindeutig in Richtung Ultrapräzision<br />
für die Massenproduktion, welche sich für die Bearbeitung<br />
von komplexen Formkernen <strong>und</strong> Werkstücken eignen<br />
soll <strong>und</strong> darüber hinaus für eine ganze Reihe von Anwendungen,<br />
die Präzision im Nanobereich erfordern.<br />
Fehlmann: Die 5-Achs-Bearbeitung auch bei ganz feinen<br />
<strong>und</strong> sehr präzisen mechanischen Bauteilen <strong>und</strong> das<br />
möglichst automatisiert für eine Produktion r<strong>und</strong> um<br />
die Uhr ist definitiv ein Trend.<br />
Siemens: Der digitale Zwilling der Werkzeugmaschine –<br />
als Ausgangsbasis für hochpräzise Maschinen <strong>und</strong><br />
Teile – nimmt einen immer höheren Stellenwert sowohl<br />
bei Maschinenbauern als auch bei Endk<strong>und</strong>en ein.<br />
Ein digitaler Zwilling ermöglicht eine weitere Optimierung<br />
der Qualität <strong>und</strong> höchste Auslastung der Maschinen.<br />
Suvema: Die Miniaturisierung in den diversen Medtech-<br />
Bereichen – <strong>und</strong> auch in der Uhrenindustrie oder in der<br />
e-Mobilität – verlangt immer kleinere Werkstücke in<br />
höchster Präzision mit Glanz-Oberflächengüte. Gefragt<br />
sind kleinste Hochpräzisionsdrehmaschinen <strong>und</strong> 3-<br />
<strong>und</strong> 5-Achsen-Bearbeitungszenter mit grosser Dynamik<br />
<strong>und</strong> extremer Stabilität auf kleinster Aufstellfläche.<br />
Haben Sie ein Produkt im Portfolio, welches unter<br />
dem Einfluss Ihres erwähnten Trends entwickelt wurde?<br />
DC Swiss: Die Familie der Gewindewirbler wurde mit<br />
der GWi5000-Serie ergänzt, die die Herstellung des<br />
perfekten Gewindes ermöglicht: gratfrei <strong>und</strong> mit feiner<br />
Ober fläche.<br />
Fanuc: Die Robonano α-NMiA von Fanuc ist eine Fräsmaschine<br />
mit einer Befehlsauflösung im Sub-Nano-Bereich<br />
<strong>und</strong> setzt damit neue Massstäbe in Sachen Genauigkeit<br />
beim Fräsen. Es werden damit gefräste Oberflächen mit<br />
einer Rauheit von wenigen Nanometern möglich, womit<br />
dieses Bearbeitungszentrum schlagartig in den Fokus<br />
der Uhren- <strong>und</strong> Medizintechnikbranche rückte.<br />
Fehlmann: Die 5-Achs Versa-Baureihe <strong>und</strong> im Speziellen<br />
die Versa 645 linear ist für die erwähnten Anwendungsfälle<br />
der 5-Achs-Bearbeitung ideal. Die Maschine kann<br />
optimal automatisiert werden <strong>und</strong> verliert aber nicht das<br />
Handling beim Einfahren der Serienteile beziehungsweise<br />
beim Herstellen von Einzelteilen.<br />
Siemens: Die neue Siemens-Steuerung Sinumerik One<br />
wurde als «Digital Native CNC» entwickelt. Wir haben<br />
46 #<strong>006</strong>
Trend präzise 5-Achs-Bearbeitung: Neueste Technologie-<br />
Features sorgen auf Maschinen wie von Fehlmann, dass<br />
höchste Genauigkeit <strong>und</strong> Produktivität der ganzen Anlage<br />
r<strong>und</strong> um die Uhr gewährleistet sind.<br />
Trend Ultrapräzision: Die Robonano α-NMiA von Fanuc<br />
ist eine Fräsmaschine mit einer Befehlsauflösung<br />
im Sub-Nano-Bereich.<br />
hierbei konsequent unseren eigenen Ansatz des digitalen<br />
Zwillings verfolgt: Die Steuerung wurde zuerst virtuell<br />
entwickelt <strong>und</strong> getestet, bevor die Software mit der<br />
Hardware verb<strong>und</strong>en wurde.<br />
Suvema: Sowohl die Kleinst-Langdrehmaschine Citizen<br />
Cincom R504 wie auch die ultrakompakten 3- <strong>und</strong> 5-Achsen-<br />
Bearbeitungszentren Hasegawa PM150 <strong>und</strong> PM250-5X<br />
wurden genau unter diesen Vorgaben entwickelt.<br />
Wo lagen die Herausforderungen bei der Umsetzung<br />
dieses Produkts?<br />
DC Swiss: Das präzise Schleifen des Werkzeuges, die<br />
Geometrieabstimmung der unterschiedlichen Schneiden,<br />
da mindestens eine Schneide den Kerndurchmesser<br />
<strong>und</strong> mehrere Schneiden das Gewindeprofil realisieren,<br />
sowie die richtige Beschichtung <strong>und</strong> Kühlmittelzufuhr<br />
für den Einsatz in unterschiedlichen Werkstoffen – das<br />
alles waren grosse Herausforderungen.<br />
Fanuc: Die grössten Herausforderungen lagen nicht bei<br />
der Steuerung selbst oder den Antrieben, sondern liegen<br />
in den Installationsanforderungen: Voraussetzung ist<br />
eine konstante Raumtemperatur von 23 °C, wobei eine<br />
maximale Abweichung im Bereich von ± 1 °C je nach<br />
angestrebter Bearbeitungsgenauigkeit zulässig ist; dies bei<br />
50 % Feuchtigkeit, 0,7 ± 0,01 MPa <strong>und</strong> 1 m3/min Druckluft.<br />
Fehlmann: Die Herausforderung liegt bei der höchsten<br />
Genauigkeit <strong>und</strong> Produktivität der ganzen Anlage <strong>und</strong> das<br />
r<strong>und</strong> um die Uhr. Die Maschine verfügt über die nötigen<br />
Technologie-Features, so dass auch unbemannt höchste<br />
Genauigkeit am Werkstück erzielt wird. Bei der Versa<br />
645 linear war zusätzlich noch die Integration von<br />
Fräs- <strong>und</strong> Schleifprozessen in die Anlage zum Herstellen<br />
von hochpräzisen Teilen eine Herausforderung.<br />
Siemens: Die grösste Herausforderung ist das konsequente<br />
Denken <strong>und</strong> Realisieren des digitalen Zwillings <strong>und</strong> das<br />
aktive Erkennen von neuen Geschäftsmodellen, welche<br />
sich damit ergeben. Um das volle Potenzial der Sinumerik<br />
One nutzen zu können, muss ein Wandel sowohl in den<br />
Entwicklungsprozessen wie auch im Sales, Marketing <strong>und</strong><br />
auf Geschäftsleitungsebene stattfinden.<br />
Suvema: Die rationelle, automatisierte Fertigung kleinster<br />
Werkstücke in höchster Genauigkeit <strong>und</strong> mit perfekter<br />
Oberflächengüte.<br />
www.dcswiss.com<br />
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Den vollständigen<br />
Trendbericht lesen Sie auf<br />
www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch<br />
#<strong>006</strong> 47
DER RICHTIGE<br />
SCHLIFF<br />
Wenn Firmen hochpräzise <strong>und</strong> komplexe Wendeschneidplatten für das<br />
Langdrehen benötigen, dann ist die Firma Bimu eine sichere Anlaufstelle.<br />
Aber nicht nur bei Sonderwerkzeugen können die Bernjurassier auftrumpfen.<br />
Auch die Standardwerkzeuge zeugen von höchster Innovationskraft.<br />
Von Eugen Albisser (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Fotos)<br />
48 #<strong>006</strong><br />
Vollautomatisierter Betrieb: Die Wendeschneidplatten<br />
werden auf den Maschinen von Rollomatic im<br />
24 St<strong>und</strong>en-Betrieb gefertigt <strong>und</strong> dies derart präzise,<br />
dass die Abweichung von der ersten bis zur letzten<br />
Wendeplatte maximal 2 µm beträgt.
ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />
Es gibt in der Schweiz für ein paar Tage im Jahr ein<br />
Epizentrum der Mikrotechnik: die Messe Siams in<br />
Moutier. Doch abgesehen von diesen vier Tagen im<br />
April arbeiten unzählige Firmen über den ganzen<br />
Jurabogen verteilt unermüdlich daran, die Schweizer Mikrotechnikbranche<br />
voranzubringen <strong>und</strong> deren Ruhm zu festigen.<br />
Keine Ausnahme bildet hier das unauffällige Städtchen<br />
Tavannes, gerade einmal 15 Kilometer von Moutier entfernt.<br />
Dort brachte die Uhrenindustrie um 1850 die Industrialisierung,<br />
worauf eine Blütezeit folgte. Heute ist davon nur wenig<br />
zu sehen, aber noch immer ist die Uhrenindustrie präsent,<br />
die Maschinenindustrie <strong>und</strong> die Feinmechanik.<br />
DIE FIRMA BIMU<br />
An der Rue du Quai 10, gleich hinter dem Bahnhof von Tavannes,<br />
ist eine dieser Firmen lokalisiert, die still <strong>und</strong> leise zum<br />
weltweiten Ruhm der hiesigen Branche beiträgt: die Bimu<br />
SA – Cutting Tools and Accessories. Der Firmenkatalog<br />
der Bernjurassier zeigt auf 208 Seiten eine beeindruckende<br />
Palette an Standard-Wendeplatten für die Präzisionsbearbeitung<br />
<strong>und</strong> Zubehör wie modulare Werkzeugsysteme <strong>und</strong><br />
Werkzeughalter. «Unter den Standard-Wendeplatten sind<br />
viele ehemalige Sonderanfertigungen, die aber ein breiteres<br />
Bedürfnis abdeckten <strong>und</strong> so in den Katalog aufgenommen<br />
wurden», sagt Michael Zuber, Inhaber <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />
von Bimu. Kein W<strong>und</strong>er also, dass der neue Katalog, der zur<br />
Siams 2020 erscheint, weiter an Umfang zulegen <strong>und</strong> nun<br />
bereits r<strong>und</strong> 300 Seiten aufweisen wird.<br />
natürlich eine höhere Stabilität. Daher kann man zum<br />
Beispiel tiefer abstechen <strong>und</strong> das ist beliebt in der zweiten<br />
grossen Branche, die wir beliefern, der Automobilbranche<br />
<strong>und</strong> auch in der Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt.<br />
WENDESCHNEIDPLATTEN<br />
FÜR DIE DÉCOLLETAGE<br />
Bimus Wendeschneidplatten <strong>und</strong> Zubehör für Langdrehautomaten<br />
sind in der Schweiz beliebt. Ein Drittel des Umsatzes<br />
macht das Unternehmen im Heimmarkt. Als wichtigster<br />
Handelspartner im Ausland gilt Deutschland, dann folgt die<br />
USA <strong>und</strong> dann Singapur. Bimu ist aber auch in preissensiblen<br />
Märkten wie China bereits auf gutem Weg mit den Sonderwerkzeugen.<br />
Denn auch dort setzt sich die Erkenntnis<br />
durch, dass es gewinnbringender sein könnte, fertige Sonderwerkzeuge<br />
einzusetzen, als solche Werkzeuge selbst zu<br />
schleifen.<br />
Dennnoch gibt es das Handwerk des Décolleteurs, der auch<br />
Stähle geschickt zu schleifen weiss. Doch eine gleichbleibende<br />
Präzision hinzubekommen, ist selbst für den<br />
besten Décolleteur nicht möglich. Jedes Werkzeug wird verschieden<br />
<strong>und</strong> so müssen die Maschinen jeweils neu justiert<br />
werden, das gefertigte Testteil wird gemessen <strong>und</strong> die<br />
Herr Zuber, sind alle Produkte von Bimu ausschliesslich<br />
für Anwendungen in der Décolletage entwickelt worden?<br />
Ja, wir sind im Langdrehen zu Hause – <strong>und</strong> wir werden<br />
auch auf diesem Gebiet bleiben. Das ist unsere Spezialität<br />
<strong>und</strong> da haben wir auch dieses grosse Standardprogramm<br />
aufgebaut, das laufend weiterentwickelt wird.<br />
Wie würden Sie Bimu mit ein paar Stichworten beschreiben?<br />
Ich würde uns beschreiben als «unkompliziert, schnell,<br />
sowie sehr präzise – <strong>und</strong> zwar von der ersten bis zur<br />
letzten Wendeplatte.»<br />
Welche Produkte im Katalog verkauft Ihre Firma am<br />
meisten?<br />
Eigentlich ist es eine ganze Linie <strong>und</strong> zwar die 040er-Linie.<br />
Das sind Präzisionswendeplatten für sehr kleine Durchmesser<br />
von beinahe null bis zehn Millimeter Durchmesser.<br />
Gleich danach kommt die 1000er-Linie für die Durchmesser<br />
von 15 bis 25 Millimeter.<br />
Es gibt dazwischen noch andere Linien. Woher kommt<br />
der Sprung?<br />
Die kleinere Linie ist vor allem in der Uhrenindustrie<br />
<strong>und</strong> der Medizinaltechnik beliebt. Und die grössere, also<br />
die 1000er-Linie, hat einen hochpräzisen Plattensitz <strong>und</strong><br />
Neuheit auf der Siams: Die 069R-Geometrie für das<br />
feine Drehen hinten mit doppeltem Freiwinkel auf<br />
drei Seiten. Links die Zeichnung, rechts die Original-<br />
Wendeschneidplatte.<br />
#<strong>006</strong> 49
ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />
Achsen korrigiert, bis der Fehler kompensiert ist. Mit fertigen<br />
Sonderwerkzeugen entfällt diese aufwändige Prozedur.<br />
Denn die Wendeplatten von Bimu weisen eine maximale<br />
Abweichung von 2 µm auf der kompletten Geometrie auf –<br />
von der ersten bis zur letzten Wendeplatte.<br />
Michael Zuber<br />
<strong>und</strong> die Firma Bimu<br />
Herr Zuber, Sie haben die Firma Bimu im 2017<br />
übernommen. Was hat sie an dieser Aufgabe gereizt?<br />
Zerspanung war schon immer mein roter Faden. Das begann<br />
in der Lehre <strong>und</strong> dann in den verschiedenen berufl ichen<br />
Tätigkeiten. In der Konstruktion, in der Entwicklung, im Verkauf:<br />
immer hatte ich mit Zerspanungswerkzeugen zu tun. All dieses<br />
Wissen wollte ich einmal vereinen <strong>und</strong> eine aktive Rolle<br />
übernehmen. Als mir die Firma Bimu angeboten wurde, wusste<br />
ich: Diese Chance gibt es vielleicht nur einmal im Leben.<br />
Die Firma hat 22 Mitarbeiter, eine Grösse also, von der ich<br />
überzeugt war, dass der Job mit der Familie vereinbar ist –<br />
was er auch ist. Ich hätte aber zum Beispiel keinen Apparatebau<br />
übernehmen wollen. Zwar hätte ich Gr<strong>und</strong>kenntnisse<br />
aus dem Maschinenbaustudium, aber mein Herz ist dort,<br />
wo Späne gemacht werden.<br />
Bimu SA<br />
www.bimu.ch<br />
Siams: Halle 1.2, Stand B11<br />
Sie produzieren die Wendplatten <strong>und</strong> Zubehöre hier<br />
in Tavannes?<br />
Ja. Die gekauften Rohlinge werden hier geschliffen, danach<br />
geht es aber extern zum Beschichteten. Und die Werkzeughalter<br />
zerspanen wir hier <strong>und</strong> geben sie ebenfalls extern<br />
zum Härten <strong>und</strong> Brünieren. Das Erfreuliche am Standort<br />
im Jurabogen ist, dass wir diese externen Zulieferer in der<br />
Nähe haben.<br />
Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein neues Sonderwerkzeug<br />
für einen K<strong>und</strong>en entwickeln müssen?<br />
Wir schauen beim K<strong>und</strong>en die Gesamtanwendung an<br />
<strong>und</strong> nicht nur das Bauteil selber. Dazu gehören auch diese<br />
Fragen: Welches Material will er damit bearbeiten?<br />
Wie wird er kühlen? Wie kann man die Späne abführen?<br />
Sind es kurze oder lange Späne <strong>und</strong> muss man sie brechen?<br />
Anhand solcher Fakten kann man die Geometrie, die<br />
Kanten, Verr<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> Beschichtungen bestimmen.<br />
Komplexe Wendeschneidplatten aus Hartmetall sind eine<br />
der Spezialitäten von Bimu. Auf welche Herausforderungen<br />
stossen die Mitarbeiter bei der Herstellung?<br />
Überraschenderweise liegt die grösste Herausforderung<br />
darin, an alle Informationen zu kommen. Da braucht es<br />
den Austausch mit dem K<strong>und</strong>en, um zum Beispiel zu<br />
erfahren, ob es ein Linkswerkzeug ist, er also nach rechts<br />
arbeitet – <strong>und</strong> weitere solche kleinen Details, die oft<br />
vergessen gehen.<br />
Und rein technisch gesehen? Nehmen wir ein komplexes<br />
Bauteil, für das Bimu eine Drehplatte entwickeln musste.<br />
Bei diesem Bauteil für die Medizintechnik existierte<br />
ein derart ungünstiges Durchmesser-Längenverhältnis,<br />
sodass geringste radiale Kräfte beim Längsdrehen einen<br />
Energieführen leicht gemacht ...<br />
... für Bewegung in jede Richtung<br />
Einfach konstruieren mit e-ketten ® , Leitungen<br />
<strong>und</strong> Komponenten von igus ® . Online aus wählen,<br />
berechnen <strong>und</strong> bestellen. igus.ch/meine-kette<br />
Besuchen Sie uns:<br />
LogiMAT, Stuttgart – Halle 3 Stand D21<br />
Die Begriffe "igus, e-ketten" sind in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> gegebenenfalls international markenrechtlich geschützt.<br />
Tel. 062 388 97 97 info@igus.ch<br />
CH(D)-1259-ECS 185x63M.indd 1 27.01.20 10:53
Aus Sonderwerkzeugen<br />
werden Standardwerkzeuge,<br />
wenn ein Absatzmarkt<br />
besteht. Diese werden<br />
dann in den Katalog<br />
aufgenommen. Zur Siams<br />
erscheint der neue Katalog<br />
mit fast 100 neuen Seiten.<br />
Co-Axialitätsfehler aller Durchmesser bewirken könnte.<br />
Auf welche Lösung sind Sie da gekommen?<br />
Wir müssen da noch erwähnen, dass das Bauteil zusätzlich<br />
noch sehr genau <strong>und</strong> rostfrei sein muss. Das Bauteil hat<br />
überwiegend einen Durchmesser von 0,2 mm bis 0,5 mm,<br />
ist aber verhältnismässig lang mit 50 mm. Die Lösung<br />
bestand in einer sehr scharfen Vollradiusgeometrie, die die<br />
Schnittkräfte verringert. Die Drehplatte besitzt vorne einen<br />
29˚ Winkel <strong>und</strong> der 0,04 mm Radius garantiert die geforderte<br />
hervorragende Oberflächengüte von Ra min 0,25 µm/<br />
Ra max 0,4 µm.<br />
DER 3D-DRUCK<br />
IN DER FERTIGUNG<br />
Kommen bei solchen Entwicklungen auch Simulationssoftware<br />
zum Einsatz?<br />
Wir verfügen zwar über CAD <strong>und</strong> CAM, aber wir können<br />
diese Anwendungen nicht simulieren. Da steckt daher sehr<br />
viel Wissen darin bei der Entwicklung. Bis das optimale<br />
Werkzeug gef<strong>und</strong>en ist, braucht es ein manchmal ein paar<br />
Durchgänge. Der K<strong>und</strong>e testet das Werkzeug, gibt uns<br />
Feedbacks <strong>und</strong> wir passen das Werkzeug entsprechend an.<br />
Sie verfügen über einen 3D-Drucker. Wozu wird er<br />
verwendet?<br />
Ja, wir haben seit fünf Jahren einen 3D-Drucker.<br />
Wir verwenden ihn für das Rapid Prototyping von Wendeplattenhalter,<br />
aber auch bei den modularen Spannsystemen.<br />
Das Grossartige daran ist, dass wir bei den Haltern<br />
zum Beispiel gleich die hydraulischen Anschlüsse mitdrucken<br />
können, so kann der K<strong>und</strong>e bereits die notwendigen<br />
Fahrwege der Maschine testen.<br />
Was denken Sie, wird Bimu in ein paar Jahren<br />
auch Wendeschneidplatten ausdrucken?<br />
Wir verfolgen das Thema additive Fertigung <strong>und</strong> haben<br />
auch ein paar Ideen. Diese beziehen sich aber momentan<br />
ausschliesslich auf die Halter. Denn dort ist ein hervorstechendes<br />
Merkmal die Kühlung <strong>und</strong> gerade die Innenkühlung<br />
ist nicht immer einfach zu realisieren mit den<br />
klassischen Fertigungsverfahren. Mit einem 3D-Drucker<br />
aber sind selbst komplexeste Kühlkanäle kein Problem.<br />
Bei den Haltern kommt uns entgegen, dass sie nicht<br />
hochpräzise aus dem Drucker kommen müssen. Denn die<br />
Präzision auf den Auflageseiten <strong>und</strong> beim Plattensitz<br />
bringen wir nachträglich ein. Noch aber ist die Herstellung<br />
mittels 3D-Druck eine Kosten-Nutzen-Frage. Bei den<br />
Materialien befinden wir uns in Sphären, die keine wirtschaftliche<br />
Herstellung zulässt. Aber das wird sich<br />
hoffentlich bald ändern.<br />
Sie werden also auf der kommenden Siams noch keine<br />
additiv gefertigten Wendeplatten ausstellen können.<br />
Was wird Bimu den Besuchern aber zeigen?<br />
Wir haben einige Neuheiten. Zum Beispiel eine Standard-<br />
Wendeplatte, die einen doppelten Freiwinkel auf drei Seiten<br />
besitzt. Damit ergibt sich eine sehr steife Schneidkante,<br />
wir erhöhen damit die Werkzeugstandzeit <strong>und</strong> bekommen<br />
eine perfekte Oberflächengüte. Mit einer solchen Geometrie<br />
ist man auch sehr nahe an der Führungsbüchse <strong>und</strong> –<br />
Irrtum vorbehalten – wir sind wahrscheinlich die erste<br />
Firma, die eine solche Standard-Platte im Portfolio hat.<br />
Wir zeigen ausserdem eine Erweiterung unseres Schnellwechselsystems<br />
<strong>und</strong> stellen auch eine neue ISO-Platte<br />
vor, die wir selbst kreiert haben, <strong>und</strong> die eine neuartige<br />
Spanbrecherstruktur aufweist.<br />
#<strong>006</strong> 51
ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />
«435 GRÜNDE,<br />
DIE SIAMS ZU BESUCHEN»<br />
Wer technologische Höchstleistungen im Bereich Mikrotechnik sehen will, der reist<br />
zwischen dem 21. bis 24. April 2020 nach Moutier zur Siams. Was die Besucher<br />
erwartet, sagt Pierre-Yves Kohler, Geschäftsführer Faji <strong>und</strong> Verantwortlicher der Siams.<br />
Von Eugen Albisser<br />
Die Siams ist wieder ausgebucht. In einer Mitteilung<br />
habe ich gelesen, dass trotz einer Warteliste<br />
keine Zelte hinzugefügt würden, «weil die Messe<br />
riskiert, Ihre Seele zu verlieren». Wie würden Sie<br />
diese Seele beschreiben?<br />
Es gibt mehrere Faktoren. Grösse ist zwar wichtig, aber wir<br />
wollen eine Grösse bewahren, die die Geselligkeit stärkt.<br />
Wir pflegen diese fast familiäre Atmosphäre. Ein weiteres<br />
Element ist, dass die Messe sehr bodenständig ist. Wir tun<br />
unser Bestes, um die Aussteller optimal zu präsentieren,<br />
aber ohne Marketing-Overkill. Es ist möglich, die Tour an<br />
einem Tag zu machen <strong>und</strong> es besteht kein Risiko, sich in<br />
einer Show zu verlaufen. Es ist eine Konzentration von<br />
Know-how in einer schönen <strong>und</strong> einfachen Verpackung.<br />
Zur Siams<br />
Die Siams wird mit r<strong>und</strong> 435 Ausstellern auf einer Gesamtmietfl<br />
äche von knapp 8000 m 2 zum 17. Mal durchgeführt.<br />
Sie fi ndet im Forum de l’Arc in Moutier statt, <strong>und</strong> zwar vom<br />
21. bis 24. April 2020.<br />
Download von Gratis-Eintrittskarten sind von der offi ziellen<br />
Messe-Website möglich.<br />
www.siams.ch<br />
52 #<strong>006</strong>
Sie haben im Flyer zur neuen Messe ein neues Bild:<br />
Roboterhände, die ein Herz formen. Hat das auch etwas<br />
mit dieser Seele zu tun?<br />
Ja, absolut. Es ist vielleicht etwas übertrieben, aber wir<br />
wollten mit diesem Bild zeigen, dass wir uns im Herzen<br />
einer aussergewöhnlichen Region befinden: dem Jurabogen<br />
der Mikrotechnik. Dieses Bild bedeutet aber auch,<br />
dass wir eine echte Liebe für diese Region haben, ein<br />
aussergewöhnliches Kompetenzzentrum, in dem Unternehmen<br />
oft das «Ingenieursyndrom» haben. Das heisst,<br />
sie erreichen technische <strong>und</strong> technologische Höchstleistungen,<br />
aber sie sprechen nicht darüber. Sie könnten<br />
viel stolzer auf die W<strong>und</strong>er sein, die sie vollbringen.<br />
Die Messe soll deshalb auch ein Werkzeug sein, um sich<br />
besser zu präsentieren <strong>und</strong> zu kommunizieren.<br />
Eine ausgebuchte Messe, eine Warteliste – <strong>und</strong> trotzdem<br />
bemühen Sie sich, als Veranstalter auch in der messelosen<br />
Zeit mit Infoveranstaltungen den Kontakt zu halten mit<br />
den Ausstellern.<br />
Ja, denn wir möchten das ganze Jahr über an der Seite<br />
unserer Aussteller sein. Dazu haben wir verschiedene<br />
Werkzeuge eingerichtet: Das mikrotechnische Informationsportal,<br />
das es ihnen ermöglicht, das ganze Jahr über<br />
einfach zu kommunizieren; die Siams-Clubreisen, die es<br />
ihnen ermöglichen, Unternehmen zu besuchen <strong>und</strong><br />
bestimmte Themen zu entdecken. Wir organisieren auch<br />
Treffen mit unseren Ausstellern nach der Siams, um zu<br />
versuchen, uns zu verbessern <strong>und</strong> vor der Siams, um zu<br />
informieren <strong>und</strong> Ideen auszutauschen. Auch aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> haben wir ein Aussteller-Komitee eingerichtet,<br />
das sich zwischen den Messen einige Male trifft.<br />
Ich weiss, es ist immer schwierig ein paar Firmen hervorzuheben,<br />
weil dann andere in den Hintergr<strong>und</strong> rücken.<br />
Aber weil Sie erwähnt haben, dass viele Firmen sehr<br />
bescheiden auftreten, will ich Sie dennoch fragen: Welche<br />
Firmen kommen Ihnen da in den Sinn <strong>und</strong> sollte man<br />
unbedingt besuchen?<br />
Da haben Sie recht: Es ist ein bisschen knifflig. Auch, weil<br />
auf der Siams die gesamte Produktionskette der Mikrotechnik<br />
präsentiert wird <strong>und</strong> die Besucher oft erst hier komplette<br />
Lösungen dank sich ergänzenden Ausstellern<br />
entdecken. Es hat darunter etablierte Hersteller, aber auch<br />
Technologie-Neulinge wie JH. Consulting, ein sehr kleines<br />
Unternehmen im Bereich der Roboterintegration oder Organisationen<br />
wie die Hubfactory, eine neue B2B-Plattform für<br />
den Austausch von Mitarbeitern. Aber insgesamt kann ich<br />
sagen: Es gibt 435 Aussteller <strong>und</strong> daher eigentlich 435 gute<br />
Gründe, die Siams zu besuchen.<br />
Sie <strong>und</strong> das Aussteller-Komitee streben «die bestmögliche<br />
Siams» an. Werden wir diese vom 21. bis 24. April 2020<br />
zu sehen bekommen?<br />
Hoffentlich ist es immer die bestmögliche Siams, aber<br />
jedes Element kann stets verbessert werden. Was wir<br />
wollen, ist der Wow-Effekt, damit Aussteller <strong>und</strong> Besucher<br />
das Gefühl haben, die Siams sei ein Muss. So hören wir<br />
nie auf, uns selbst in Frage zu stellen <strong>und</strong> verbessern uns<br />
ständig.<br />
Auch online versuchen Sie ganzjährig zu mobilisieren.<br />
Wie sieht der Erfolg dort aus?<br />
Es gibt zwei Aspekte. Was die Veröffentlichungen betrifft,<br />
sind wir sehr zufrieden. Mehr als 200 Unternehmen<br />
haben über 2800 Nachrichten veröffentlicht. Interessant<br />
ist, dass wir wirklich versuchen, daraus ein integriertes<br />
Kommunikationsinstrument zu machen. Zum Beispiel<br />
können Aussteller das System mit einer «Schlüsselbotschaft»<br />
auf der Website bereichern, die auch für die<br />
Erstellung von personalisierten Plakaten verwendet wird.<br />
Was die Besucherzahlen betrifft, gibt es grosse Spitzen<br />
in den Wochen r<strong>und</strong> um die Siams. Ausserhalb dieser Zeit<br />
haben wir 3400 Sitzungen pro Monat auf der Website<br />
<strong>und</strong> 26000 Aufrufe auf Twitter.<br />
Im Zentrum bleibt aber die Messe. Gibt es da Highlights,<br />
von denen Sie bereits wissen?<br />
Wir haben noch nicht viele Informationen, aber die<br />
Maschinenhersteller haben uns mitgeteilt, dass sie mit<br />
neuen Maschinen aufwarten, darunter eine ganz neue<br />
Generation von Transfermaschinen. Als weiteres Highlight<br />
ist eine integrierte Mikroanlage angekündigt. Dort sind<br />
mehrere integrierte Maschinen auf einer minimalen Fläche<br />
ausgestellt. Es wird ein funktionales Konzept sein, aber<br />
noch keine marktfähige Lösung. Besucher finden diese<br />
in der Halle 1.2 am Stand C25.<br />
Geschäftsführer Pierre-Yves Kohler <strong>und</strong> Laurence Gygax,<br />
Vertrieb Faji SA, vor dem neuen Plakat. «Wir wollten mit dem<br />
Bild zeigen, dass wir uns im Herzen einer aussergewöhnlichen<br />
Region befinden: dem Jurabogen der Mikrotechnik.»<br />
#<strong>006</strong> 53
ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />
DAS KLEINE GROSS<br />
ZELEBRIEREN<br />
Vom perfekten Gewinde bis zum Dream-Team für die Mikromechanik:<br />
Auf der Messe Siams wird Mikrotechnik zelebriert. Eine mikrokleine Auswahl<br />
der ausgestellten Tools <strong>und</strong> Dienstleistungen.<br />
Axnum<br />
Einstieg in die Laserbeschriftung<br />
Alle Texte in<br />
längerer Form auf<br />
www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch/details/<br />
siams-2020<br />
Das Kernstück des neuen Table-Top-Lasersystems Focus<br />
One ist ein Faserlaser. Dieser ermöglicht Kennzeichnungen<br />
von Metallen, Kunststoffen, Keramiken <strong>und</strong> Laserfolien.<br />
Die Verwendung der langlebigen <strong>und</strong> robusten Faserlasertechnologie<br />
garantiert höchste Verfügbarkeit. Die Bedienung<br />
der Focus One ist nach einer kurzen Einführung so<br />
automatisch <strong>und</strong> logisch wie bei einem Drucker.<br />
Axnum: Halle 1.1, Stand D24 | www.axnum.ch<br />
Fehlmann<br />
Hochgenaue Werkstücke<br />
5-achsig bearbeiten<br />
Blaser Swisslube<br />
Kostenlose «Liquid Tool Analyse»<br />
Kleine Investition, grosse Einsparungen: Blaser möchte<br />
den Firmen zeigen, dass der Kühlschmierstoff kein notwendiges<br />
Übel ist, sondern ein starker Hebel zur Reduktion<br />
der Gesamtkosten. Die Gr<strong>und</strong>lage zu einer solchen Verbesserung<br />
ist ein Beratungsprozess in vier Schritten.<br />
Darin enthalten sind eine umfassende Analyse vor Ort,<br />
ein Statusbericht, der Verbesserungspotenziale aufzeigt,<br />
ein kostenloser Test in der Produktionsumgebung <strong>und</strong><br />
schliesslich das Erreichen der besprochenen Ziele zusammen<br />
mit dem K<strong>und</strong>en.<br />
Blaser Swisslube: Halle 1.2, Stand B12 | www.blaser.com<br />
Die «Versa 645 linear» ist geeignet für<br />
Fräs-Hartfräsbearbeitungen kombiniert<br />
mit Koordinaten- /Konturenschleifanwendungen.<br />
Hochgenaue Werkstücke,<br />
wie sie im Werkzeug- <strong>und</strong> Formenbau<br />
vor kommen, können auf der Maschine<br />
5-achsig bearbeitet werden. Die Schleifprozesse<br />
inklusive Abrichten der<br />
Schleifkörper sind in der Heidenhain<br />
TNC 640 integriert <strong>und</strong> können einfach<br />
an der Steuerung über Zyklen programmiert<br />
werden. Dazu kommen eine hohe<br />
mechanische Gr<strong>und</strong>genauigkeit, eine<br />
optimale Temperaturstabilität <strong>und</strong> eine<br />
hohe Dynamik.<br />
Fehlmann: Halle 1.1, Stand A20<br />
www.fehlmann.ch<br />
54 #<strong>006</strong>
DC Swiss<br />
Das perfekte Gewinde mit GWi5000<br />
Gewindewirbler haben viele Vorteile. So kann ein einzelner Gewindewirbler für Rechts<strong>und</strong><br />
Linksgewinde eingesetzt werden oder bei gleichbleibender Gewindesteigung mehrere<br />
Durchmesser fräsen. Auch ist die Realisierung von Gewinden bis zum Gr<strong>und</strong> der Vorbohrung<br />
möglich <strong>und</strong> ein unterbrochener Schnitt oder schräger Austritt beeinflusst den Werkzeugverlauf<br />
nicht. Die neuste Generation der 5000er-Serie ermöglicht die Herstellung des perfekten<br />
Gewindes: gratfrei mit feiner Oberflächenrauheit..<br />
DC Swiss: Halle 1.2, Stand D16/E9 | www.dcswiss.com<br />
Igus<br />
Roboter zu tiefen Kosten<br />
Der Einsatz von Low-Cost-Automation ist inzwischen eine vielversprechende<br />
Option, um Kosten zu senken. Auf der Siams zeigen wir daher die neueste<br />
Generation Gelenkarm-, Linear- oder Delta Roboter auf Basis unserer Tribo-Polymer-<br />
Technologie, die genau das ermöglicht. Sparen kann man aber auch bei der<br />
Kabeltechnologie. Dafür zeigt Igus auf der Messe einen Preis-Leitungs-Check.<br />
Igus: Halle 2.2, Stand A4 | www.igus.ch<br />
Newemag<br />
Erweitertes modulares Automatisierungskonzept<br />
Mit «Pallet in motion» präsentiert Newemag ihr modulares Automatisierungskonzept.<br />
Das System wurde seit der letzten Vorstellung mit dem<br />
Roboter «broButler» erweitert. Das Besondere an diesem flexiblen <strong>und</strong><br />
einfach zu bedienenden System ist die Zusammenführung von je einer<br />
Dreh- <strong>und</strong> Fräsbearbeitung zu einem modularen Automationskonzept.<br />
Die Werkstücke werden auf der Miyano-Drehmaschine mit Unterstützung<br />
des Roboterarmes «MiyButler» vorgedreht, danach manuell mit der<br />
mobilen Palette lageorientiert auf die Brother-Fräsmaschine übergeben.<br />
Mit dem «broButler» auf der Brother Fräsmaschine können bis zu sechs<br />
Paletten platziert werden.<br />
Newemag: Halle 1.1, Stand B6 | www.newemag.ch<br />
Suvema<br />
Dream-Team für die Mikromechanik<br />
Passt perfekt: die Langdrehmaschinen von Citizen <strong>und</strong><br />
die ultrakompakten CNC-Hochgenauigkeitsbearbeitungszentren<br />
der Traditionsmarke Hasegawa. Zusammen<br />
bilden sie ein unschlagbares Team, wenn es um rationelle<br />
Fertigung <strong>und</strong> höchste Präzision mit exzellenten Oberflächengüten<br />
im Mikrobereich geht. Ergänzt wird das<br />
«Dream-Team» durch den Support <strong>und</strong> die Technologieberatung<br />
der Spezialisten aus dem Hause Suvema AG.<br />
Suvema: Halle 1.1, Stand A16/B19 | www.suvema.ch<br />
#<strong>006</strong> 55
ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />
PRÄZISIONS<strong>TECHNIK</strong><br />
FÜR DIE ROMANDIE<br />
Wer als Werkzeughersteller K<strong>und</strong>ennähe sucht im Bereich Mikrofertigung, der ist in<br />
der französischsprachigen Schweiz gut aufgehoben. Für Cristian Assandri, Geschäftsführer<br />
der Gühring Schweiz AG, ist deshalb klar: Der Romandie gilt das Augenmerk.<br />
56 #<strong>006</strong>
Von Eugen Albisser<br />
Interview mit:<br />
Cristian Assandri, Geschäftsführer<br />
Gühring (Schweiz) AG<br />
Herr Assandri, das Jahr beginnt bei Gühring<br />
mit einer intensiven «Romandie»-Zeit – unter<br />
anderem sind Sie bereits anfangs Februar<br />
auf der Tecnopolis im Forum Fribourg dabei<br />
gewesen. Warum hat Gühring dort teilgenommen?<br />
Sie sehen das richtig – es ist eine intensive Romandie-Zeit.<br />
Aber auch, weil wir dies explizit so möchten. Denn die<br />
Westschweiz steht in diesem Jahr für uns im Fokus. Denn<br />
wir haben erkannt, dass dort noch ein grosses Potenzial<br />
vorhanden ist, wie wir unsere Westschweizer K<strong>und</strong>en mit<br />
Präzisionswerkzeugen unterstützen können. Unsere<br />
Teilnahme an der Technopolis in Fribourg sollte vor allem<br />
auch ein starkes Zeichen sein an unsere K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
Partner, um ihnen die Richtung unserer Strategie aufzuzeigen.<br />
Wir konnten denn auch die Chance nutzen, die Nähe<br />
zu ihnen auszubauen, sodass wir noch intensiver in<br />
Projekte miteinbezogen werden. Es ist keine leere Worthülse,<br />
wenn ich sage: Der K<strong>und</strong>e steht im Zentrum unseres<br />
Wachstumsplans <strong>und</strong> ist ein wichtiger Teil der Firmenstrategie.<br />
Das bedeutet für uns, dass wir die direkte Kommunikation<br />
suchen <strong>und</strong> den K<strong>und</strong>enkontakt auf Augenhöhe<br />
haben. Nur so können wir am Ende das exakt richtige<br />
Werkzeug zur Verfügung stellen.<br />
In Kürze steht auch die Siams an, eine weit über<br />
das Juragebiet hinaus bekannte <strong>und</strong> beliebte Messe.<br />
Sind Sie selbst gerne dort?<br />
Wir freuen uns sehr in Moutier an der Siams teilzunehmen.<br />
Es ist ein attraktiver Platz für alle Akteure, welche in der<br />
mechanischen Industrie involviert sind. Ich empfinde<br />
es sogar als Privileg, in dieser speziellen Region unseren<br />
K<strong>und</strong>en begegnen zu dürfen, in der so viele historische<br />
<strong>und</strong> traditionelle Schweizer Werkzeughersteller ihre<br />
Wurzeln haben.<br />
Ich habe gehört, Gühring wird dieses Jahr in Moutier<br />
sogar mit einem etwas grösseren Stand vertreten sein<br />
als auch schon.<br />
Das ist wahr. Unser Stand wird nicht nur «etwas grösser»<br />
sein, sondern doppelt so gross wie in den Jahren zuvor.<br />
Somit können wir das Potenzial dieser Messe maximal<br />
nutzen <strong>und</strong> haben einen Begegnungsort für uns <strong>und</strong> unsere<br />
K<strong>und</strong>en geschaffen.<br />
Dank des neuen Programms<br />
mit den Einstech- <strong>und</strong><br />
Drehwerkzeugen kann<br />
Gühring nun die komplette<br />
Werkzeugpalette anbieten.<br />
Bild: Gühring<br />
Ich nehme an, Sie werden einige neuere Produkte<br />
zeigen. Wenn Sie nur eines hier kurz vorstellen könnten,<br />
welches wäre dies?<br />
Oh, das ist keine leichte Aufgabe! Das Programm der<br />
Ausdrehwerkzeuge zum Beispiel wächst rasant <strong>und</strong><br />
der Fortschritt dort ist dank Eigenentwicklungen beim<br />
Hartmetall, eigenen Maschinen <strong>und</strong> Beschichtungen<br />
enorm.<br />
Können Sie ein konkretes Produkt nennen?<br />
Zum Beispiel das System 104 für die Kleinstwerkzeuge.<br />
Es bietet grösstmögliche Stabilität <strong>und</strong> hohe Prozesssicher-<br />
#<strong>006</strong> 57
ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />
heit. Das Startprogramm bietet über 8000 verschiedene<br />
Artikel zum Ausdrehen, Profildrehen, Inneneinstechen<br />
<strong>und</strong> Rückwärtsdrehen. Das System 110 eröffnet ebenfalls<br />
neue <strong>und</strong> interessante Möglichkeiten mit einem Schaftdurchmesser<br />
von 10 mm. Damit bieten diese Werkzeuge<br />
maximale Stabilität.<br />
Die Siams <strong>und</strong> die schon besprochene Tecnopolis sind<br />
Messen für die Präzisionsbearbeitung – ein Kerngebiet<br />
für Gühring also. Wie sehen Sie Gühring aufgestellt im<br />
Bereich Mikrotechnik?<br />
Sehr gut. Gühring hat in den letzten zwei Jahren auch noch<br />
weitere Investitionen in diesen Bereich getätigt – zum<br />
Beispiel in eine neue Werkstatt mit mehr als 5000 Quadratmetern,<br />
welche heute sehr aktiv ist in der Erstellung von<br />
Produkten im Bereich Mikropräzisionswerkzeuge.<br />
Sie haben davor angedeutet, dass die Romandie für Sie in<br />
diesem Jahr im Fokus steht. Sie haben auch ein eigenes<br />
Büro geplant in der Westschweiz. Wie viele Personen<br />
werden dort arbeiten?<br />
Geplant ist ein Team mit fünf Personen. Darunter sollen<br />
drei Aussenvertriebsmitarbeiter, ein Anwendungstechniker<br />
<strong>und</strong> eine administrative Person sein. Wir unterstützen von<br />
unserem Hauptbüro in Rotkreuz aus selbstverständlich<br />
mit unserem Fachwissen <strong>und</strong> dem ganzen Team diese<br />
Fachspezialisten in der französischen Schweiz.<br />
Wie wichtig schätzen Sie dieses Büro <strong>und</strong> die Servicemannschaft<br />
im französischsprachigen Teil der Schweiz ein?<br />
Wir sehen, dass es schwieriger ist, nur zentral vertreten<br />
zu sein, besonders, wenn man den Erfolg auch über<br />
K<strong>und</strong>ennähe generiert. Wie gesagt, unser Credo lautet ja<br />
nicht nur einfach, dass wir innovativ sein wollen, sondern<br />
auch K<strong>und</strong>ennähe leben wollen. In der Schweiz wird<br />
dieser regionale Anspruch noch durch die Mehrsprachigkeit<br />
gefördert <strong>und</strong> so hat sich daraus die – ich möchte<br />
fast sagen «zwingende» Konsequenz ergeben, dass wir<br />
einen Standort in der Romandie umsetzen möchten.<br />
Sie sehen also in der Romandie noch Potenzial. Gibt es<br />
weitere Felder, auf denen Gühring weiterwachsen kann?<br />
Das Traditionsunternehmen Gühring ist bereits jetzt<br />
weltweit die Nummer eins als Lieferant in der Automotiv-<br />
Industrie. Wir reagieren natürlich auf Veränderungen in der<br />
Branche, zum Beispiel mit neuen Werkzeugen aus PKD für<br />
die zukünftige E-Mobilität. Dazu kommen Werkzeuge für<br />
den Formenbau <strong>und</strong> Werkzeuge für die Medizintechnik.<br />
Wir bieten bereits jetzt viele Werkzeuge für diese Branchen<br />
an, aber eine Weiterentwicklung ist schon in naher Zukunft<br />
geplant.<br />
«Wir haben definitiv<br />
ein grosses Potenzial,<br />
wie wir unsere K<strong>und</strong>en<br />
dort mit Präzisionswerk<br />
zeugen unterstützen<br />
können.»<br />
Cristian Assandri, Geschäftsführer Gühring<br />
(Schweiz) AG, will verstärkt den Markt in der<br />
Westschweiz bearbeiten<br />
Welches von den neu eingeführten Produkten von Gühring<br />
lief eigentlich in der Schweiz im vergangenen Jahr am<br />
besten?<br />
Die Antwort ist eindeutig: die neuen Einstechwerkzeuge!<br />
Wir gelten ja als «Bohrpionier» <strong>und</strong> haben inzwischen<br />
wohl eines der umfangreichsten Programme an rotierenden<br />
Zerspanungswerkzeugen. Aber dank des neuen<br />
Programms, also jenes mit den Einstech-, aber auch<br />
Drehwerkzeugen, können wir nun unseren K<strong>und</strong>en<br />
die komplette Werkzeugpalette anbieten.<br />
Sie kennen sich gut aus mit den Schweizer Firmen im<br />
Umfeld der Präzisionsbearbeitung. Wie schätzen Sie<br />
deren wirtschaftliche Lage ein?<br />
Der Schweizer Markt hat sich in den letzten Jahren<br />
stark verändert <strong>und</strong> fokussiert. Aber dank einer starken<br />
Automatisierung <strong>und</strong> auch Digitalisierung konnte sich<br />
speziell die Präzisionsindustrie erstaunlich gut halten,<br />
auch wenn der Schweizer Produktionsstandort natürlich<br />
sehr fokussiert ist auf Nischenprodukte <strong>und</strong> damit auch<br />
auf Sonder- <strong>und</strong> schwer zerspanbare Materialien. Aber<br />
generell würde ich sagen, ist die Branche dank der hohen<br />
Flexibilität perfekt aufgestellt für innovative Entwicklungen.<br />
Und wir hoffen natürlich, dass wir diese Firmen<br />
mit unseren Werkzeugen unterstützen können im Bestreben,<br />
weiterhin innovativ zu sein.<br />
Gühring (Schweiz) AG | www.guhring.ch<br />
Siams: Halle 1.2, Stand A13<br />
58 #<strong>006</strong>
Produkte<br />
Additive Fertigung beginnt im Kopf<br />
Mit Additive Manufacturing eröffnen sich neue technische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />
Möglichkeiten. Ein Beispiel hierfür ist ein Spritzgussteil für einen Stecker in<br />
der Automobilindustrie. Die Spritzgussform wurde konventionell aus mehreren<br />
verschiedenen Einzelteilen in verschiedenen Bearbeitungsschritten hergestellt<br />
<strong>und</strong> zusammengefügt. Mit der Matsuura Lumex kann<br />
diese nun in einem Teil hergestellt werden. Es entfällt<br />
die Montage <strong>und</strong> Einpassung der Einzelteile.<br />
Zudem ermöglicht die hybride Technik der Lumex<br />
die Herstellung dünner <strong>und</strong> tiefer Rippen, so dass<br />
die Form auch ohne Erodierprozess gefertigt werden<br />
kann. Damit reduziert sich der Designaufwand für<br />
die Spritzgussform, da keine Elektroden fürs Erodieren<br />
entwickelt werden müssen. Je nach Bauteil ist es<br />
möglich, die Durchlaufzeit vom Design bis hin zur<br />
fertigen Form für diese Spritzgussform mit Hybrid<br />
Additive Manu facturing um 50 Prozent zu verkürzen.<br />
Newemag | Schneider mc | www.newemag.ch<br />
Vollhartmetallfräser<br />
für Härtegrade 45–66 HRC<br />
Für die Hochvorschubbearbeitung mit<br />
grossem Zeitspanvolumen sind die<br />
Fräser OptiMill-3D-HF-Hard mit vier<br />
beziehungsweise sechs Schneiden<br />
geeignet. Damit sie auch bei schwierigen<br />
Einsatzbedingungen, wie einem<br />
unterbrochenen Schnitt, prozesssicher<br />
arbeiten, verfügen sie über eine<br />
Stirngeometrie mit durchgehendem<br />
Schneidenradius. Bis zu einer Härte<br />
von 66 HRC kann der OptiMill-3D-CR-<br />
Hard zum Schlichten von 3D-Formen<br />
genutzt werden. Der Eckradiusfräser<br />
erzeugt bei maximaler Vorschubgeschwindigkeit<br />
sehr gute, glatte <strong>und</strong><br />
hochglänzende Oberflächen. Der Fräser<br />
ist im Durchmesserbereich von 4 bis<br />
12 mm in verschiedenen Längenausführungen<br />
<strong>und</strong> Eckenradien verfügbar.<br />
Mapal Dr. Kress KG | www.mapal.com<br />
#<strong>006</strong> 59
PRODUKTE<br />
Extrem hart <strong>und</strong> absolut bruchfest<br />
Das eigens für den RT 100 XF entwickelte Hartmetall schafft durch seine<br />
einzigartige Kombination aus Wolframcarbid <strong>und</strong> Kobalt die Gratwanderung<br />
zwischen Härte <strong>und</strong> Zähigkeit. Das Gefüge dieses Verb<strong>und</strong>schneidstoffes<br />
bietet einen Nachschärfeffekt, der grosse Ausbrüche, die den Verschleiss<br />
am Werkzeug beschleunigen, verhindert. Der robuste Kegelmantelanschliff<br />
<strong>und</strong> die konkave Hauptschneide machen den RT 100 XF indes zu einem<br />
sehr stabilen Bohrwerkzeug zur Bearbeitung rostfreier Stähle, Gusseisen,<br />
Sonderlegierungen <strong>und</strong> gehärteten Stählen (45 HRC). Die Führungsfasen<br />
greifen dabei extrem früh, perfektionieren damit die Koaxialität, sichern<br />
eine hohe Bohrungsqualität, verbessern die Geradheit <strong>und</strong> Oberfläche –<br />
<strong>und</strong> sind deshalb bereits ab 5xD Standard. Die dritte <strong>und</strong> vierte Stützfase<br />
sorgen derweil für Laufruhe. Der Span fliesst durch die polierten Spannuten<br />
schneller ab, schont die Bohrungsoberfläche <strong>und</strong> reduziert gleichzeitig<br />
signifikant die Bearbeitungstemperatur.<br />
Gühring (Schweiz) AG | www.guehring.ch<br />
Siams: Halle 1.2, Stand A13<br />
Höchstleistung im Doppelpack<br />
Bei Schmiedeteilen minimiert die Geometrie der doppelseitigen Wendeschneidplatte<br />
MU5 das Entstehen von Kolkverschleiss <strong>und</strong> ermöglicht dadurch<br />
eine prozesssichere vollautomatisierte Serienfertigung. Für Anwender mit<br />
wechselnden Materialien <strong>und</strong> geringeren Stückzahlen ist sie aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
universellen Einsetzbarkeit für Stahl <strong>und</strong> Rostfrei-Werkstoffe interessant.<br />
Gleichermassen vorteilhaft für beide Zielgruppen dürfte die Kombination<br />
aus verbessertem Spanbruch bei höheren Standzeiten sein. Die Bearbeitungsparameter<br />
der Platte liegen bei f 0,15 bis 0,6 mm <strong>und</strong> ap 0,5 bis 4 mm, was<br />
für 60 Prozent aller Anwendungen gilt. Um Anwendern die jeweils optimale<br />
Lösung zu bieten, gibt es die MU5-Platte in allen gängigen Gr<strong>und</strong>formen.<br />
Walter AG | www.walter-tools.com<br />
Siams: Halle 1.2, Stand C22
Maschinenzentrierte Robotik<br />
B&R integriert die ABB-Roboter in sein Portfolio, wodurch<br />
Maschinenbauer zukünftig Automatisierungslösungen<br />
<strong>und</strong> Robotik aus einer Hand erhalten. Da sämtliche Achsen<br />
<strong>und</strong> Sensoren nun in einem Netzwerk kommunizieren,<br />
werden Synchronisationszeiten im Mikrosek<strong>und</strong>enbereich<br />
erreicht. Ein weiterer Vorteil dieses Zusammenschlusses<br />
ist eine deutlich kürzere Entwicklungszeit, da sich mit<br />
den Mapp-Softwarebausteinen Maschinenapplikation<br />
inklusive der Robotik sehr viel schneller als bisher parametrieren<br />
lassen. Da sich die Synchronisierung zwischen<br />
Sensoren <strong>und</strong> Roboterbewegungen generell vereinfacht,<br />
kann fortan zum Beispiel das Ergebnis einer Qualitätsüberprüfung<br />
durch eine Vision-Kamera von B&R in weniger<br />
als einer Millisek<strong>und</strong>e in einen Steuerungsbefehl für einen<br />
ABB-Roboter umgewandelt werden.<br />
B&R Industrie-Automation AG | www.br-automation.com<br />
Miniatur-Spannmodul<br />
mit hoher Einzugskraft<br />
Das Vero-S NSE mikro 49-13 bietet eine Wechselwiederholgenauigkeit < 0,005 mm bei Einzugskräften<br />
von bis zu 1500 N. Die Haltekräfte liegen je nach verwendeter Gewindegrösse des Spannbolzens bei<br />
3000 N (M3) beziehungsweise 5000 N (M4), wobei die selbsthemmende <strong>und</strong> formschlüssige Verriegelung<br />
mechanisch über ein Federpaket erfolgt. Die Position des Spannschiebers lässt sich über eine Staudruckabfrage<br />
detektieren, womit sich das Modul (ø 49 mm, Bauhöhe über Tisch 13 mm) für die Zerspanung<br />
sowie für die Automatisierung eignet. Zum Öffnen genügt ein pneumatischer Systemdruck von 6 bar.<br />
Sämtliche Funktionsteile wie Gr<strong>und</strong>körper, Spannbolzen <strong>und</strong> Spannschieber, sind in Edelstahl ausgeführt.<br />
Schunk Intec AG | www.schunk.com<br />
Siams: Halle 1.2, Stand C19<br />
Kollaborativer Leichtbau-Roboter<br />
Der Leichtbau-Roboter CRX-10iA wurde speziell für<br />
kollaboratives Arbeiten entwickelt <strong>und</strong> ist in zwei<br />
Varianten erhältlich: Als Kurzarm-Version mit einer<br />
Reichweite von 1,2 m <strong>und</strong> als Langarm-Version<br />
mit einer Reichweite von 1,4 m. Die Tragkraft liegt<br />
jeweils bei 10 kg. Beide Versionen können mit einem<br />
Vision-System ausgestattet werden, was etwa das<br />
autonome Laden <strong>und</strong> Entladen von Behältern oder<br />
Regalsystemen erlaubt.<br />
Fanuc Switzerland GmbH | www.fanuc.eu<br />
Siams: Halle 1.1, Stand D13<br />
#<strong>006</strong> 61
Neue Drucker, neue<br />
Materialien, neuer<br />
Standort: Für Martin<br />
Affolter – im Bild vor<br />
der «HP Jet Fusion<br />
5200 3D Processing<br />
Station» – könnte<br />
es nicht besser laufen.<br />
Bild: Technik <strong>und</strong><br />
Wissen<br />
IMMER IN BEWEGUNG<br />
Als HP sich aufmachte, die Welt des 3D-Druckes zu erobern, da ahnten wenige,<br />
welch grossen Einfluss dies auf die Branche haben könnte. Bereits ein Jahr nach Markteintritt<br />
aber waren ihre Maschinen hierzulande die meistgenutzten Industriedrucker<br />
im Kunststoff. Wo steht HP heute mit den 3D-Druckern <strong>und</strong> was läuft in der Schweiz?<br />
Von Eugen Albisser<br />
Die Welt von HP bewegt sich<br />
kontinuierlich. Zwei der Bewegungen<br />
lassen sich sogar<br />
in Kilometerzahlen angeben:<br />
0,4 km <strong>und</strong> 37,4 km. Die kürzere Distanz<br />
wird HP Schweiz zurücklegen,<br />
wenn sie in Kürze den Firmensitz von<br />
Dübendorf in den Glatt Tower nach<br />
Wallisellen verlegt. Und die grössere<br />
Distanz bezieht sich auf den Umzug<br />
der SGSolution AG, dem erfolgreichen<br />
Schweizer Distributor von HPs 3D-<br />
Druckern, der das aargauische Gränichen<br />
verliess <strong>und</strong> sich ebenfalls in<br />
Wallisellen ansiedelte.<br />
Strategische Partnerschaft<br />
mit Josef Binkert AG<br />
Die Firma SGSolution zog aber nicht<br />
etwa wegen HP nach Wallisellen, das<br />
ist eher eine glückliche Fügung. Sie<br />
kam wegen der Firma Josef Binkert<br />
AG. Das Traditionsunternehmen aus<br />
dem Bereich Werkzeugmaschinenhandel<br />
ist nämlich eine strategische<br />
Partnerschaft mit SGSolution eingegangen<br />
<strong>und</strong> sie teilen sich fortan auch<br />
die Räumlichkeiten. «Wir werden beide<br />
von dieser Partnerschaft profitieren»,<br />
erklärt Martin Affolter, CEO der<br />
SGSolution, «denn wir bewegen uns in<br />
den gleichen Branchen <strong>und</strong> haben nun<br />
die Produkte des anderen auch noch<br />
im Portfolio.»<br />
Ein neues Flaggschiff<br />
Auch auf technologischer Ebene ist einiges<br />
gelaufen bei HP seit dem Einstieg<br />
mit den Druckern HP Jet Fusion<br />
4200. Inzwischen ist man bei der<br />
5200er-Serie angekommen, die bisher<br />
fortschrittlichste Kunststofflösung.<br />
Dazu gehört das Flaggschiff «HP Jet<br />
Fusion 5210Pro». Die technischen Daten<br />
jedenfalls versprechen schon einiges:<br />
Das effektive Bauvolumen beträgt<br />
380 × 284 × 380 mm, die Baugeschwindigkeit<br />
wird mit bis zu 5058 cm³/h angegeben,<br />
was eine weitere Steigerung<br />
darstellt zur bereits schnellen Lösungen<br />
von HP, die Druckauflösung beträgt<br />
1200 dpi <strong>und</strong> die Schichtdicke<br />
0,08 mm. Ein wesentliches Merkmal<br />
liegt in der Software. Diese soll für höhere<br />
Genauigkeit sorgen <strong>und</strong> dürfte<br />
sich dank Künstlicher Intelligenz im<br />
Betrieb laufend verbessern.<br />
Bewegung auch bei den Materialien<br />
Auch bei den Materialien sind die<br />
Amerikaner kontinuierlich mit Partnerfirmen<br />
daran, die Palette zu erweitern.<br />
Der Farbdruck ist bereits da, PP<br />
62 #<strong>006</strong>
GENERATIVE FERTIGUNG<br />
kommt im Sommer <strong>und</strong> TPU, mit dem<br />
es möglich ist, Teile herzustellen<br />
mit flexiblen, elastomeren Eigenschaften,<br />
wird auch bald eingeführt. «Aber<br />
das ist noch nicht alles», sagt Martin<br />
Affolter auf einer Pressekonferenz in<br />
den neuen Räumlichkeiten in Wallisellen,<br />
«ab 2021 erfolgt der Einstieg<br />
von HP ins Metallgeschäft.» Bereits<br />
sind Testk<strong>und</strong>en wie VW involviert<br />
<strong>und</strong> haben innerhalb weniger Wochen<br />
über 10 000 hochwertige Komponenten<br />
für ihr neues Elektrofahrzeug damit<br />
herstellen können. «Mithilfe des<br />
HP Metal Jets können wir unser Ziel,<br />
die additive Fertigung zu industrialisieren,<br />
schnell umsetzen – ein wichtiger<br />
Wendepunkt für die Automotive-<br />
Branche», wird Dr. Martin Goede,<br />
Head of Technology Planning and Development<br />
bei Volkswagen, in einer<br />
Pressemitteilung zitiert. Wie schon<br />
beim Start der 3D-Kunststoff-Drucker<br />
von HP muss sich die Konkurrenz<br />
beim bevorstehenden Eintritt von HP<br />
in den Metall-Druckermarkt auf einiges<br />
gefasst machen. «Mit den neuen<br />
3D-Druckern für Metall bekommt auch<br />
die strategische Partnerschaft mit Josef<br />
Binkert eine weitere Dimension»,<br />
sagt Martin Affolter, «denn in diesem<br />
Bereich werden exakt solche Maschinen<br />
<strong>und</strong> Tools gebraucht zur Nachbearbeitung<br />
zum Beispiel, die Binkert<br />
anbietet.»<br />
SGSolution AG | www.sgsolution.ch<br />
Multimediastory «Ab in die 3. Dimension»<br />
«Technik <strong>und</strong> Wissen» verfolgt HPs Aufstieg im 3D-Druck bereits<br />
seit den Anfängen. Wir waren als eines der ersten Medienteams<br />
eingeladen, die noch geheim gehaltenen Drucker in den Testlabors<br />
in Barcelona zu sehen <strong>und</strong> darüber zu schreiben. So entstand die<br />
noch immer viel gelesene <strong>und</strong> faszinierende Multimediastory «Ab<br />
in die 3. Dimension», die den Forschungsweg des amerikanischen<br />
Unternehmens aufzeigt <strong>und</strong> die neuartige Technologie erklärt.<br />
OD5000: DER LEISTUNGSSTARKE MESSEXPERTE<br />
Messen auf hohem Niveau <strong>und</strong> ohne externe Auswertung - dank der im Sensorkopf eingebauten Ethernet Schnittstelle ist eine direkte<br />
<strong>und</strong> schnelle Kommunikation über TCP/IP- <strong>und</strong> UDP/IP-Protokoll möglich. Messen von schnell rotierenden Teilen? Kein Problem für<br />
den OD5000 von SICK, dank einer Messfrequenz von bis zu 80kHz. Dickenmessung mit nur einem Sensor? Möglich dank innovativen<br />
Auswertealgorithmen direkt im Sensor. Sie wollen kleinste Vertiefungen in kleinen Löcher vermessen? Kein Problem für den OD5000<br />
dank dem äusserst kleinen Lichtfleck im Mikrobereich. Zusätzlich bietet der OD5000 eine einfache Bedienung <strong>und</strong> Remote Zugriff dank<br />
integriertem Web Interface. www.sick.ch/OD5000
HANNOVER MESSE<br />
INDUSTRIAL<br />
TRANSFORMATION<br />
Digitalisierung, Individualisierung, Klimaschutz: Diese drei Megatrends<br />
verändern das Nachfrageverhalten <strong>und</strong> damit alle Stufen der industriellen Wertschöpfung.<br />
Daher greift die Hannover Messe mit ihrem Leitthema «Industrial<br />
Transformation» diesen Wandel auf <strong>und</strong> gibt gezielt Antworten zu den Trendthemen<br />
CO 2 -neutrale Produktion, Industrial Security, Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz,<br />
Leichtbau, Logistik 4.0 <strong>und</strong> Plattformökonomie.<br />
64 #<strong>006</strong> Bilder: Deutsche Messe AG
Hannover Messe<br />
Messethema:<br />
Leitthema 2020:<br />
Partnerland 2020: Indonesien<br />
Die Hannover Messe besteht aus verschiedenen<br />
internationalen Leit messen, welche die komplette<br />
industrielle Wertschöpfungskette widerspiegeln.<br />
Einzelne Leitmessen sind nur im Zwei jahres-<br />
Rhythmus vertreten, sodass sich das Bild der<br />
Hannover Messe stets wandelt.<br />
Industrial Transformation<br />
Leitmessen 2020: Additive Manufacturing<br />
Automation<br />
Cloud & Infrastructure<br />
Digital Platforms<br />
Drive Technology<br />
E-Mobility Infrastructure<br />
Electrical Power Technology<br />
Engineering & Offi ce Software<br />
Fluid Power<br />
Future of Work<br />
Handling & Assembly<br />
Hydrogen Fuel Cells<br />
Industrial 5G<br />
Industrial Start-Ups<br />
Innovative Materials<br />
Integrated Energy<br />
IT Consulting / Security<br />
Lightweight Engineering<br />
Linear Technology<br />
Logistics Automation / IT<br />
Material Handling<br />
Metal Parts, Components & Solutions<br />
Predictive Maintenance<br />
Process Automation<br />
Research Development<br />
Robotics<br />
Trade & Investment<br />
VR & AR<br />
Datum: 20. bis 24. April 2020<br />
Öffnungszeiten:<br />
Eintrittspreise:<br />
9 bis 18 Uhr<br />
34.– € (Tagesticket)<br />
77.– € (Dauerticket)<br />
Veranstaltungsort: Messegelände, D-30521 Hannover<br />
Hotels/Unterkünfte: Hannover Marketing & Tourismus GmbH<br />
Tel. +49 511 123 455 55<br />
hotels@hannover-tourismus.de (bac)<br />
#<strong>006</strong> 65
AM Expo 2020<br />
ADDITIVE FERTIGUNG<br />
IM FOKUS<br />
Die AM Expo fokussiert sich als<br />
einzige Fachmesse in der Schweiz ausschliesslich<br />
auf die additive Fertigung.<br />
120 Aussteller entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette zeigen an dieser<br />
anwendungsorientiert auf, welche<br />
Möglichkeiten diese Fertigungstechnologie<br />
bietet <strong>und</strong> wie sie rentabel<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Bilder: Messe Luzern AG<br />
AM Expo 2020<br />
Messethema:<br />
Fokusthemen:<br />
Die AM Expo gibt, abgestimmt auf die<br />
verschiedenen Anwendungsbereiche,<br />
Antworten auf alle zentralen Fragen<br />
zur additiven Fertigung.<br />
• Neue Technologien<br />
• Rapid Prototyping <strong>und</strong> Rapid Tooling<br />
• Design für additive Fertigung<br />
• Leichtbau<br />
• Serienproduktion mit Normen,<br />
Zertifi zierungen <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />
• Neue Materialien<br />
• Nachbearbeitung <strong>und</strong> Oberfl ächen<br />
• Software, Daten <strong>und</strong> Designautomation<br />
Datum: 3. <strong>und</strong> 4. März 2020<br />
Öffnungszeiten:<br />
9 bis 16 Uhr<br />
Eintrittspreise: CHF 25.–<br />
(Eintritt für alle Tage gültig;<br />
Studenten kostenlos)<br />
Veranstaltungsort: Messe Luzern AG<br />
Horwerstrasse 87<br />
CH-6005 Luzern<br />
(bac)<br />
66 #<strong>006</strong>
21. METAV<br />
INTERNATIONALE<br />
STRAHLKRAFT<br />
Obwohl die METAV in Düsseldorf als regionales<br />
Pendant zur EMO gilt, hat sie seit Beginn an internationale<br />
Strahlkraft. Bei der Veranstaltung vor zwei Jahren<br />
kamen knapp elf Prozent der 26 500 Besucher aus<br />
dem Ausland. Der grösste Anteil reiste aus den Niederlanden,<br />
der Schweiz, Belgien <strong>und</strong> Österreich an.<br />
METAV<br />
Messethema:<br />
Als Maschinenbaumesse mit dem Schwerpunkt<br />
«Fertigungstechnik» spiegelt die METAV primär die<br />
Themen Werkzeugmaschinen, Hochpräzisionswerkzeuge,<br />
Anlagen für die Fertigungs- <strong>und</strong> Prozessautomation<br />
sowie Werkzeuge für die Qualitätssicherung.<br />
Datum: 10. bis 13. März 2020<br />
Öffnungszeiten:<br />
Eintrittspreise:<br />
9 bis 17 Uhr<br />
Tageskarte 36 € (Vor Ort) / 19 € (Online)<br />
Dauerkarte 59 € (Vor Ort) / 37 € (Online)<br />
Veranstaltungsort: Messegelände Düsseldorf<br />
Am Staad (Stockumer Höfe), D-40474 Düsseldorf<br />
Hotels/<br />
Düsseldorf Tourismus GmbH<br />
Unterkünfte: Tel. +49 211 172 023 221<br />
business@duesseldorf-tourismus.de<br />
www.metav.de/de/Anreise_<strong>und</strong>_Planung/<br />
Unterkunft_CityInfos<br />
Veranstalter:<br />
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.<br />
Tel. +49 69 756 081 74<br />
metav@vdw.de<br />
www.vdw.de<br />
(bac)<br />
Bilder: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann<br />
#<strong>006</strong> 67
THE ART OF GRINDING.<br />
WEIL PRÄZISION UNTER EINEM GESCHÄRFTEN BLICK ENTSTEHT.<br />
Die Fritz Studer AG, gegründet 1912, ist einer der Markt- <strong>und</strong><br />
Technologieleader im Universal-, Aussen-, Innenr<strong>und</strong>- sowie im<br />
Unr<strong>und</strong>schleifen. Besuchen Sie uns an der GrindTec 2020<br />
in Halle 2, Stand 2055.<br />
studer.com<br />
The Art of Grinding.<br />
A member of the UNITED GRINDING Group