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Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 006

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen. Schwerpunkt Ausgabe 006: Datengetriebene Geschäftsmodelle und Mikrotechnik

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.

Schwerpunkt Ausgabe 006: Datengetriebene Geschäftsmodelle und Mikrotechnik

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6 2020<br />

<strong>TECHNIK</strong>-UND-<strong>WISSEN</strong>.CH<br />

DIE CROSSMEDIALE PLATTFORM FÜR<br />

AUTOMATION UND FERTIGUNG<br />

CHF 15<br />

DATEN-<br />

GETRIEBENE<br />

GESCHÄFTS-<br />

MODELLE<br />

ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />

NEUE INDUSTRIEMESSE INNOTEQ<br />

KOLLABORATIVES ARBEITEN


Lebenselixier für<br />

Ihre Maschinen.<br />

Wussten Sie, dass der richtige Einsatz des richtigen<br />

Kühlschmierstoffs eine enorme Hebelwirkung auf<br />

die Stabilität, Qualität, Leistung <strong>und</strong> somit die Kosten<br />

Ihrer Produktion haben kann? Unsere Zerspanungsexperten<br />

helfen Ihnen, auch Ihren Kühlschmierstoff<br />

in einen zentralen Erfolgsfaktor zu verwandeln.<br />

Besuchen Sie uns. Es lohnt sich.<br />

blaser.com<br />

Halle 1.2, B12


EDITORIAL<br />

STILLE<br />

HÖCHSTLEISTUNGEN<br />

Jedes Unternehmen bietet nach Ansicht von<br />

Michael Ziesemer Potenziale für datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle! Im Interview beschreibt<br />

der Präsident des «Zentralverband<br />

Elektrotechnik- <strong>und</strong> Elektronikindustrie» selbst<br />

Szenarien für Zementwerke <strong>und</strong> Spenglereien. Weil<br />

viele Möglichkeiten aber nicht immer auf Anhieb zu<br />

erkennen sind, empfiehlt er einen Perspektivenwechsel.<br />

Wie dieser aussieht <strong>und</strong> was es sonst noch<br />

dazu braucht, erzählt er bereitwillig ab Seite 22.<br />

Wer sich trotz der Ausführungen von Michael Ziesemer<br />

bei diesem Thema weiterhin schwer tut,<br />

kann es mit professioneller Unterstützung versuchen.<br />

Die Targetsim AG hat sich auf Business Simulations<br />

spezialisiert <strong>und</strong> weist Unternehmen in<br />

Planspielen den Weg durch die digitale Transformation<br />

(ab Seite 26). Ein Unternehmen, das diesen Weg<br />

bereits erfolgreich zurückgelegt hat, ist Swiss<br />

Shrimp aus Rheinfelden. Die Produzentin ökologischer<br />

Garnelen hat alle ihre Prozesse digitalisiert<br />

<strong>und</strong> profitiert dadurch von totaler Transparenz <strong>und</strong><br />

Flexibilität (ab Seite 28).<br />

Und welche speziellen Lösungen gibt es für den<br />

Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau? Eine Lösung, die uns<br />

auf der SPS ins Auge stach, ist die Automated-Machine-Learning-Software<br />

von Weidmüller. Uns hat<br />

an dieser gefallen, dass sie es Domänenexperten<br />

auf Basis ihres Applikationswissens gestattet, eigenständig<br />

Machine-Learning-Modelle zu erzeugen.<br />

Welche vier Schritte es dazu braucht, erfahren<br />

Sie ab Seite 30.<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

Die Schweiz nimmt zweifellos eine bedeutende<br />

Rolle ein in der Mikrotechnik. Eine<br />

Messe wie die Siams in Moutier wird dies<br />

wieder einmal eindrücklich bestätigen.<br />

Aber es sind nicht nur die Ausstellerfirmen, die ein<br />

Loblied verdienen. Die Besucher, <strong>und</strong> darunter werden<br />

viele Hersteller <strong>und</strong> Zulieferer von Mikro-Bauteilen<br />

sein, haben den hervorragenden Ruf mitaufgebaut,<br />

den die Schweiz weltweit geniesst.<br />

Auch sie müssen in einer Laudatio auf die Mikrotechnik<br />

erwähnt werden, besonders auch, weil viele<br />

von ihnen zur Kategorie der «stillen Schaffer» gehören<br />

<strong>und</strong> ausserhalb der Branche oder ihres Umfelds<br />

kaum wahrgenommen werden. Jean-Yves Kohler,<br />

Verantwortlicher der Siams, nennt es im Interview<br />

(Seite 52) das Ingenieursyndrom. Er meint damit,<br />

dass diese Firmen technische <strong>und</strong> technologische<br />

Höchstleistungen erreichten, aber nicht darüber<br />

sprächen.<br />

Es mag sinnbildlich sein, dass die Herstellung<br />

von winzigsten Teilen nicht gross verkündet wird.<br />

Und es ist in der immer lauter werdenden Marketingwelt<br />

sicherlich sympathisch. Aber es ist auch<br />

eine verpasste Chance. Denn in den kleinen Teilen<br />

steckt ein Teil der Grösse der Schweizer Industrie,<br />

die bewahrt bleiben will. Und nur dadurch, dass<br />

man die Schönheit dieser Mikrowelt immer wieder<br />

erwähnt, können jüngere Menschen die Faszination<br />

verstehen <strong>und</strong> den Berufsweg in diese Richtung<br />

einschlagen.<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

#<strong>006</strong> 3


IMPRESSUM<br />

Das crossmediale Fachmagazin für<br />

Automation <strong>und</strong> Fertigungstechnik<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Leser-Service / Abonnement<br />

1 Jahr, CHF 75.– inkl. MwSt.<br />

T. +41 41 464 60 48<br />

abo@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/abo<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />

von Technik <strong>und</strong><br />

Wissen erscheint<br />

am 30. April 2020<br />

Chefredaktion<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

eugen.albisser@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

markus.back@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Redaktion<br />

Luca Meister<br />

redaktion@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Redaktionsadresse<br />

Redaktion Technik <strong>und</strong> Wissen<br />

Innovationsdorf Bern, Wylerringstrasse 36<br />

3014 Bern<br />

Leitung Werbemarkt<br />

Roman Angermann<br />

Tel. +41 79 249 08 92<br />

roman.angermann@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Konzept & Layout<br />

Medienart AG, Aurorastrasse 27, 5000 Aarau<br />

Martin Kurzbein (Art Director)<br />

Stefanie Schildknecht-Lipp (Layout)<br />

info@medienart.ch<br />

Druck<br />

AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach<br />

www.avd.ch<br />

Herausgeber<br />

Technik <strong>und</strong> Wissen GmbH<br />

Weidweg 49, 3032 Hinterkappelen<br />

Tel. +41 41 464 60 46<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Geschäftsführung<br />

Eugen Albisser (Vorsitz, Chefredaktion Online)<br />

Markus Back (Chefredaktion Print)<br />

Valentin Kälin (Kaufmännische Leitung)<br />

Jürg Rykart (Strategische Partnerschaften)<br />

Erscheinungsweise<br />

5 × jährlich, 2. Jahrgang<br />

Auflage<br />

9000 Exemplare<br />

Eine Publikation in Zusammenarbeit mit<br />

Alle Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrechte an dieser<br />

Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten.<br />

Jede Verwendung oder Verwertung<br />

bedarf der schriftlichen Zustimmung der<br />

Herausgeber. Der Inhalt dieses Heftes wurde<br />

sorgfältig geprüft. Dennoch übernimmt der<br />

Herausgeber keine Haftung für seine Richtigkeit.<br />

Die rechtlichen Bestimmungen für<br />

die Schaltung von Werbung entnehmen Sie<br />

den «Allgemeinen Geschäftsbedingungen»<br />

unter www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch


CHF 15<br />

INHALT<br />

06<br />

Auf einen Kaffee<br />

bei Frédéric Riva<br />

22<br />

Datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle<br />

48<br />

Arbeiten im<br />

Mikrometerbereich<br />

62<br />

HP <strong>und</strong> der<br />

3D-Druck<br />

Jeder kann Beitrag zur Nachhaltigkeit<br />

leisten, ist der Wago-<br />

Geschäftsführer überzeugt.<br />

Wie man sie findet <strong>und</strong> worauf<br />

zu achten ist, erklärt ZVEI-<br />

Präsident Michael Ziesemer.<br />

Meisterliche <strong>und</strong> komplexe<br />

Wendeschneidplatten für das<br />

Langdrehen aus dem Berner Jura.<br />

Wo steht HP heute mit<br />

den 3D-Druckern <strong>und</strong> was läuft<br />

in der Schweiz?<br />

03 Editorial<br />

04 Impressum<br />

06 Auf einen Kaffee<br />

bei Frédéric Riva, Wago<br />

12 Blickpunkt Forschung<br />

14 Mit Marktnähe zur neuen<br />

Leitmesse Innoteq<br />

16 Wissenswertes<br />

Schwerpunkt<br />

«Datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle»<br />

18 «Es braucht einen gewissen<br />

Atem»<br />

22 Jedes Unternehmen hat<br />

Potenziale<br />

26 Spielend zum digitalen<br />

Geschäftsmodell<br />

28 Nachhaltige Shrimps aus<br />

ökologischer Aufzucht<br />

30 «Wir bringen jede Anwendung<br />

in die Cloud»<br />

Schwerpunkt «Arbeiten<br />

im Mikrometerbereich»<br />

46 Der Trend geht eindeutig<br />

Richtung …<br />

48 Der richtige Schliff<br />

52 435 Gründe, die Siams<br />

zu besuchen<br />

54 Das Kleine gross zelebrieren<br />

56 Präzisionstechnik für die<br />

Romandie<br />

59 Produkte<br />

#<strong>006</strong> 2020 Datengetriebene Geschäftsmodelle | Mikrotechnik | Siams<br />

6 2020<br />

<strong>TECHNIK</strong>-UND-<strong>WISSEN</strong>.CH<br />

DIE CROSSMEDIALE PLATTFORM FÜR<br />

AUTOMATION UND FERTIGUNG<br />

DATEN-<br />

GETRIEBENE<br />

GESCHÄFTS-<br />

MODELLE<br />

32 Domänenwissen einfach<br />

digitalisiert<br />

34 Produkte<br />

38 Die Zukunft der<br />

Industrie 4.0 steht bereit<br />

62 HP <strong>und</strong> der 3D-Druck<br />

64 Vorschau Hannover Messe<br />

66 AM Expo: Additive Fertigung<br />

im Fokus<br />

67 Metav mit internationaler<br />

Strahlkraft<br />

ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />

NEUE INDUSTRIEMESSE INNOTEQ<br />

KOLLABORATIVES ARBEITEN<br />

40 Technisches Englisch:<br />

Brush it up mit Maxon<br />

Titelbild<br />

Datengetriebene Geschäftsmodelle<br />

Cover-Gestaltung: Verena Snurer<br />

41 News in Zahlen<br />

42 Wissenswertes<br />

#<strong>006</strong> 5


AUF EINEN KAFFEE BEI FRÉDÉRIC RIVA<br />

«ICH BIN EIN FAN<br />

VON APPS»<br />

Jeder kann einen Beitrag für eine saubere <strong>und</strong> nachhaltigere Welt leisten,<br />

ist Frédéric Riva überzeugt. Wie dieser bei der Wago Contact SA<br />

aussieht <strong>und</strong> was Big Data für sein Unternehmen bedeutet, erzählt der<br />

Geschäftsführer während einer Tasse Kaffee.<br />

Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Fotos)<br />

Ergänzen Sie bitte den folgenden Satz.<br />

Morgens brauche ich eine Tasse Kaffee, …<br />

… um gut in den Tag zu starten, da mir das<br />

Aufstehen nicht so leicht fällt.<br />

Und wie viele Tassen «Starthilfe» benötigen Sie?<br />

Nicht so viele. Über den gesamten Tag verteilt sind es<br />

in aller Regel drei bis vier Tassen Kaffee.<br />

Sie trinken seit kurzem auch im Büro Ihren Kaffee nur<br />

noch aus abspülbaren Tassen. Aus welchem Gr<strong>und</strong>?<br />

Wir haben im vergangenen Herbst die Kunststoff- <strong>und</strong><br />

Pappbecher weitgehend aus unserem Werk verbannt. Zwar<br />

können wir bei der Herstellung unserer Produkte nicht<br />

auf Kunststoff verzichten, weil dieser als Isolationsmaterial<br />

zwingend notwendig ist, aber mit dieser Entscheidung<br />

können wir zumindest einen kleinen Beitrag für eine<br />

saubere <strong>und</strong> nachhaltigere Welt leisten. In unserem Fall<br />

sind das immerhin knapp 100 000 Pappbecher im Jahr,<br />

die es weniger braucht. Und wenn man bedenkt, dass es<br />

für dessen Herstellung mehr Wasser braucht, als er<br />

Fassungs vermögen hat, ist das doch ein schöner Erfolg.<br />

Sind Sie damit Vorreiter innerhalb der Wago-Gruppe<br />

oder war das eine Entscheidung, die aus dem Mutterhaus<br />

im deutschen Minden kam?<br />

Diese Entscheidung haben wir autark getroffen. Ich weiss<br />

aber, dass unser Werk im thüringischen Sonderhausen<br />

mittlerweile ebenfalls auf Papp- <strong>und</strong> Kunststoffbecher<br />

weitgehend verzichtet.<br />

Lassen Sie mich kurz nachhaken, da Sie mir bereits<br />

zum zweiten Mal sagen, dass auf die Einwegbecher<br />

«weit gehend» verzichtet wird. Wieso nicht komplett?<br />

Das hat vor allem mit sicherheitstechnischen Aspekten<br />

zu tun. Manche Bereiche der Produktion dürfen nicht mit<br />

Glasflaschen oder Keramiktassen betreten werden. Daher<br />

braucht es, zumindest im Moment, noch die Pappbecher.<br />

Aber wir lassen uns auch hier bestimmt noch eine bessere<br />

Lösung einfallen.<br />

Welchen Beitrag leistet Wago sonst noch für den Umweltschutz?<br />

Hier in der Schweiz bieten wir mittlerweile die Möglichkeit<br />

für Home Office an, um den Pendelverkehr zu reduzieren.<br />

Für die Mitarbeitenden, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Tätigkeit oder<br />

Funktion nicht von zu Hause arbeiten können, haben wir<br />

vor einiger Zeit Ladesäulen installieren lassen, damit diese<br />

gegebenenfalls auch mit einem Elektroauto zur Arbeit<br />

fahren können. Ein weiterer Punkt, mit dem wir uns derzeit<br />

sehr intensiv befassen, ist die Frage, inwieweit wir unsere<br />

Produktion mit grünen Strom betreiben können.<br />

Ein Schwerpunktthema dieser <strong>Ausgabe</strong> sind datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle, die je nach Anwendung ebenfalls<br />

dabei helfen, die Umwelt zu schützen. Welches Potenzial<br />

bieten diese einem «Klemmenhersteller» wie Wago?<br />

In unserer Produktion erfassen wir schon seit längerer Zeit<br />

die Maschinendaten, weil wir diese dazu benutzen, um die<br />

Qualität unserer Produkte zu erhöhen <strong>und</strong> zugleich den<br />

Ausschuss zu reduzieren. Wenn wir Letzteren reduzieren,<br />

6 #<strong>006</strong>


DÜSSELDORF,10.–13.MÄRZ<br />

POWER YOUR BUSINESS<br />

JETZT 4 TAGE LAUFZEIT!<br />

VON DIENSTAG BIS FREITAG<br />

DREH DOCH AB<br />

UND KOMM ZUR METAV<br />

helfen wir damit auch der Umwelt, da wir<br />

weniger Kunststoff <strong>und</strong> Energie benötigen.<br />

Ein weiterer Punkt ist die vorausschauende<br />

Wartung. Wenn wir lediglich<br />

Bauteile austauschen, die wirklich<br />

erneuert werden müssen, schont das<br />

ebenfalls Ressourcen.<br />

… <strong>und</strong> reduziert Ihre Lagerkosten!<br />

Auf jeden Fall! Das Ersatzteillager stellt<br />

einen Vermögenswert dar, der Kapital<br />

bindet. Und dann ist da noch das Thema<br />

der Service-Intervalle. Wenn der Auftragsbestand<br />

so hoch ist, dass die Maschinen<br />

eigentlich r<strong>und</strong> um die Uhr fertigen<br />

müssten, stellt man diese nicht so gerne<br />

ab, nur weil eine bestimmte Anzahl an<br />

Betriebsst<strong>und</strong>en erreicht ist <strong>und</strong> nun<br />

Komponenten ausgetauscht werden<br />

sollen. Daher bieten letztendlich auch uns<br />

datengetriebene Geschäftsmodelle, zu<br />

denen ich die vorausschauende Wartung<br />

zähle, einen grossen Mehrwert. Durch<br />

Korrelation verschiedener Messwerte<br />

müssen wir unsere Maschinen wirklich<br />

nur dann stoppen, wenn ein Austausch<br />

von Bauteilen zwingend erforderlich ist.<br />

Übrigens macht man das heute ja in<br />

ähnlicher Form bei den Autos. Früher<br />

wurde das Motorenöl nach einer bestimmten<br />

Fahrtstrecke gewechselt, jetzt<br />

bestimmt die persönliche Fahrweise den<br />

nächsten Werkstatttermin. Möglich ist<br />

das nur durch Korrelation verschiedener<br />

Messwerte.<br />

21. Internationale Messe für<br />

Technologien der Metallbearbeitung<br />

Aufdrehen – aber richtig: Die METAV präsentiert alles<br />

zu Technologien, Trends <strong>und</strong> Entwicklungen r<strong>und</strong> um<br />

die Metallbearbeitung in der Produktionstechnik.<br />

Das Live-Erlebnis, um das sich in der Branche alles<br />

dreht – egal ob links- oder rechtsrum.<br />

Gestatten Sie den Herstellern, deren<br />

Produktionsmaschinen sie einsetzen,<br />

den Zugriff auf die Maschinendaten?<br />

Gerade bei pro-aktiven Wartungskonzepten<br />

würde das ja durchaus Sinn machen!<br />

In bestimmten Fällen ist es das Praktikabelste,<br />

wenn der Hersteller aus der Ferne<br />

auf die Maschine zugreifen kann. Daher<br />

gestatten auch wir den Herstellern diesen<br />

Zugriff, überwachen aber diesen <strong>und</strong><br />

dokumentieren, wann er sich beispielsweise<br />

in eine Maschine eingeloggt <strong>und</strong><br />

wann er sich wieder ausgeloggt hat.<br />

Dadurch profitieren wir von schnelleren<br />

Software-Updates, kürzeren Stillstandzeiten<br />

<strong>und</strong> geringeren Kosten, da nicht extra<br />

ein Servicetechniker zu uns fahren muss.<br />

Und damit helfen wir auch der Umwelt,<br />

weil durch die entfallenden Servicefahrten<br />

weniger CO 2 ausgestossen wird.


AUF EINEN KAFFEE BEI FRÉDÉRIC RIVA<br />

«Jeder kann einen Beitrag zu<br />

einer ökologischeren Welt leisten.»<br />

Ein anderes Thema bei datengetriebenen Geschäftsmodellen<br />

ist die Disruption. Wie gross ist Ihre Furcht,<br />

dass Sie von Start-ups aus dem Wettbewerb gedrängt<br />

werden könnten?<br />

Angst ist immer ein schlechter Berater. Davon abgesehen<br />

unterliegen wir zum Glück nicht diesen Schwankungen,<br />

wie es beispielsweise der Finanz- oder Softwaresektor tut.<br />

In unserer Branche erwarten die Anwender eine gewisse<br />

Planbarkeit. Diese ist allerdings nicht gegeben, wenn wir<br />

ihnen jeden Monat eine neue Software-Version anbieten,<br />

die im schlimmsten Fall nicht einmal mehr rückwärtskompatibel<br />

ist! Aber um Ihre Frage zu beantworten, sehe ich<br />

eher Chancen für uns. Allerdings müssen wir wachsam<br />

<strong>und</strong> bereit sein, die Dinge, welche Start-ups besser machen<br />

als wir, zu übernehmen. Dazu gehören zum Beispiel agile<br />

Managementmethoden, die es uns gestatten, schneller auf<br />

Trends <strong>und</strong> Entwicklungen als bislang zu reagieren.<br />

Wago hat während der SPS 2019 erstmals eine Strom -<br />

ver sorgung für Industrie-4.0-Konzepte vorgestellt.<br />

Wie könnte ein datengetriebenes Geschäftsmodell<br />

aussehen, für das Ihre Stromversorgung Daten liefert?<br />

Ein konkretes Beispiel aus dem Bauch heraus ist<br />

etwas schwierig! Da Netzteile aber zentrale Bestandteile<br />

von Maschinen sind, ist es für deren Betriebsfähigkeit<br />

ein Vorteil, wenn man deren Zustand kennt. Neben der<br />

Zustandsüberwachung lässt sich eine solche Schnittstelle<br />

auch dazu benutzen, um den Energieverbrauch zu<br />

dokumentieren oder die Maschine aus der Ferne wieder<br />

einzuschalten.<br />

Lassen Sie uns noch ein wenig über den Menschen<br />

Frédéric Riva sprechen. Benutzen Sie in Ihrer Freizeit Apps,<br />

die auf datengetriebenen Geschäftsmodellen basieren?<br />

Ich bin ein grosser Fan von Apps <strong>und</strong> benutze diese übrigens<br />

schon sehr lange ohne irgendwelche Ängste. Sie sind mir<br />

eine grosse Hilfe im Alltag <strong>und</strong> ich empfinde sie als eine<br />

Bereicherung. Wenn ich beispielsweise mit der Bahn zu<br />

einem Geschäftstermin fahre, löse ich einfach mit der App<br />

ein Ticket <strong>und</strong> steige in den Zug. Die ärgerlichen Wartezeiten<br />

#<strong>006</strong> 9


AUF EINEN KAFFEE BEI FRÉDÉRIC RIVA<br />

«Wir reduzieren<br />

mit Hilfe von<br />

Daten unsere<br />

Ausschussquote.»<br />

Frédéric Riva<br />

Der gebürtige Lausanner (Jg. 1967)<br />

studierte nach einer Ausbildung zum<br />

Feinmechaniker in Yverdon les Bains<br />

Mikrotechnik. Auf sein Studium, das<br />

er 1990 mit einem Diplom beendete,<br />

setzte er 2010 den MBA auf.<br />

Während seiner berufl ichen Laufbahn<br />

verantwortete er bei Siemens<br />

Switzerland SA verschiedene<br />

Positionen, zuletzt die des Direktors<br />

der Westschweizer Vertretung.<br />

In dieser Funktion war er zugleich<br />

operativer Leiter «Sicherheit» im<br />

Geschäftsbereich Gebäudetechnik.<br />

Seit Januar 2015 ist er Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> Vertriebsleiter der Wago<br />

Contact SA, der Schweizer Einheit<br />

der international tätigen Wago-<br />

Gruppe. In seiner Freizeit ist der<br />

Familienvater ein begeisterter<br />

Laufsportler <strong>und</strong> Motorradfahrer.<br />

10 #<strong>006</strong>


am Schalter oder die unverständliche<br />

Menüführung an einem Automaten<br />

machen mir zumindest keinen Kopf mehr.<br />

Kürzlich sind Sie den New York Marathon<br />

gelaufen. Inwieweit haben Sie Fitnessoder<br />

Lauf-Apps genutzt, um sich auf<br />

diesen Wettbewerb vorzubereiten?<br />

Um das Training <strong>und</strong> meine Tätigkeit<br />

als Geschäftsführer unter einen Hut zu<br />

bringen, habe ich mir tatsächlich eine<br />

App zur Vorbereitung gekauft. Die hat<br />

mich vor allem dazu genötigt, auch dann<br />

trainieren zu gehen, wenn ich überhaupt<br />

keine Lust dazu hatte! Was aus meiner<br />

Sicht aber fast viel wichtiger ist, ist eine<br />

sinnvolle Kombination aus herkömmlichen<br />

<strong>und</strong> digitalen Methoden. Ich habe<br />

mich daher von einem Mediziner zunächst<br />

untersuchen lassen <strong>und</strong> auf Basis<br />

seiner Untersuchungsergebnisse mir<br />

mit Hilfe der App einen individuellen<br />

Trainingsplan erstellt.<br />

Und um wie viel Prozent konnten Sie<br />

mit der App Ihre Leistung im Vergleich<br />

zu vorherigen Marathonläufen steigern?<br />

Eigentlich um 100 Prozent, da es der erste<br />

Marathon war, den ich gelaufen bin! Aber<br />

Spass bei Seite. Ich hatte eine Laufzeit<br />

von unter fünf St<strong>und</strong>en anvisiert <strong>und</strong> die<br />

habe ich auch erreicht.<br />

Sie sind zudem ein begeisterter Harley-<br />

Fahrer. Fahren Sie aufs Geradewohl<br />

ins Grüne oder nutzen Sie Apps für die<br />

Planung Ihrer Touren <strong>und</strong> die Einkehr<br />

unterwegs?<br />

Sowohl als auch. Ich benutze dann Apps<br />

für die Tourenplanung, wenn ich nicht<br />

so viel Zeit habe. Spielt diese aber keine<br />

Rolle, fahre ich einfach mal los <strong>und</strong> lasse<br />

mich überraschen. Auf diese Art <strong>und</strong><br />

Weise habe ich schon sehr schöne Pässe<br />

<strong>und</strong> sehr gute Restaurants kennengelernt,<br />

die in keiner App verzeichnet sind. Wenn<br />

mich eine solche Tour allerdings in eine<br />

mir unbekannte Stadt führt <strong>und</strong> ich in<br />

dieser ein Hotel suche, bin ich froh, wenn<br />

das die App für mich übernimmt. Es ist<br />

vor allem dann sehr hilfreich, wenn ich<br />

in Ländern unterwegs bin, deren Sprache<br />

ich nicht spreche.<br />

Kirsten Weiskat<br />

Lösungsorientiert. Systemisch. Effizient.<br />

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Wago Contact SA | www.wago.ch<br />

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KURZ & KNAPP<br />

BLICKPUNKT<br />

FORSCHUNG<br />

Stanford University<br />

Teilchenbeschleuniger in Chipgrösse<br />

Teilchenbeschleuniger müssen nicht immer so gross wie<br />

jener am CERN sein. Physiker an der Stanford University<br />

schrumpften einen Laser-Beschleuniger, so dass er nun auf<br />

einen Silizium-Mikrochip passt. Darin ist ein Vakuum-Kanal<br />

eingelassen, der nur 250 Nanometer dick <strong>und</strong> 30 Mikrometer<br />

lang ist. Im Kanal sind Elektronen eingespeist, die von<br />

einem gepulsten Infrarot-Laserstrahl beschleunigt werden.<br />

Cornell University<br />

Schwitzender Roboter<br />

kühlt sich selber<br />

Der menschliche Körper kühlt<br />

sich ab, indem er schwitzt.<br />

Diesen Mechanismus haben<br />

Forscher nun auch auf Roboter<br />

übertragen, um die Wärmeentwicklung<br />

zu managen. Sie<br />

konstruierten hierfür fingerähnliche<br />

Aktuatoren, die mittels<br />

3D-Druck hergestellt werden<br />

<strong>und</strong> aus zwei Hydrogelmaterialien<br />

bestehen. Die integrierten<br />

«Poren» dehnen <strong>und</strong> verengen<br />

sich je nach Temperatur, wobei<br />

es das im Material enthaltene<br />

Wasser ablassen <strong>und</strong> so sich<br />

selbst kühlen kann.<br />

ETH Zürich<br />

Roboter hält alles in der Schwebe<br />

Das akustische Schweben ist ein physikalisch<br />

leicht erklärbarer Effekt. Mithilfe von Ultraschallwellen<br />

kann man zum Beispiel zwischen<br />

zwei Halbkugeln ein kleines Objekt schweben<br />

lassen. Genau das hat nun Marcel Schuck, ein<br />

ETH-Pioneer-Fellow, gemacht, <strong>und</strong> zwar verb<strong>und</strong>en<br />

mit einem Roboter, der empfindliche<br />

Teile greifen kann, ohne sie zu berühren. Teure<br />

Greifer würden also überflüssig. Nun sucht<br />

das Team nach Anwendungen in der Industrie.<br />

Mehr Infos<br />

zu allen<br />

Forschungsthemen<br />

online unter<br />

TuWprint+<br />

12 #<strong>006</strong>


Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)<br />

Motoren in Nanomaschinen<br />

Noch ist die Nanotechnologie ein weites,<br />

unerforschtes Gebiet. Lichtgetriebene<br />

molekulare Antriebe zum Beispiel wären<br />

eine wichtige Voraussetzung, für den<br />

Einsatz von Motoren in Nanomaschinen<br />

– wenn sie ihre Bewegung auf eine andere<br />

molekulare Einheit übertragen könnten.<br />

Wissenschaftler der LMU berichten nun,<br />

dass sie einen Motor mit einer Empfängereinheit<br />

koppeln <strong>und</strong> deren Drehung<br />

dadurch deutlich beschleunigen konnten.<br />

TU Wien<br />

Terahertz-Strahl bricht Rekorde<br />

Strahlung im Terahertz-Bereich sind extrem schwer zu erzeugen. An der TU Wien<br />

sei es nun aber gelungen, eine Terahertz-Strahlungsquelle zu entwickeln, die gleich<br />

mehrere Rekorde breche, heisst es in einer Mitteilung der Universität. Diese sei extrem<br />

effizient, ihr Spektrum sehr breit, denn sie erzeuge unterschiedliche Wellenlängen<br />

aus dem gesamten Terahertz-Bereich. «2,3 Prozent der zugeführten Energie wird in<br />

Terahertz-Strahlung umgewandelt – das ist um Grössenordnungen mehr als man<br />

mit anderen Methoden erreicht», sagt die Forscherin Claudia Gollner.<br />

Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT)<br />

Ultradünne Touchscreens zum Drucken<br />

Bisher waren Verfahren zur Herstellung biegsamer Touchscreens<br />

eher aufwendig <strong>und</strong> die hergestellten Schichten<br />

eher spröde. Ein biegsames Display im kostengünstigen<br />

Rollendruckverfahren herzustellen wäre also eine grossartige<br />

Alternative. Nun kam es tatsächlich zu einem<br />

Forschungsdurchbruch auf diesem Gebiet <strong>und</strong> das neue<br />

Verfahren – eine Indium-Zinn-Legierung erhitzen <strong>und</strong><br />

dann pressen – ist nicht nur verblüffend einfach, sondern<br />

auch kostengünstig.<br />

#<strong>006</strong> 13


MESSE INNOTEQ<br />

MIT MARKTNÄHE<br />

ZUR NEUEN LEITMESSE<br />

INNOTEQ<br />

Bei Produktentwicklungen wird der Endk<strong>und</strong>e immer öfter sehr früh einbezogen.<br />

Die Bernexpo passte dieses Modell auf ihre Dienstleistungen an. Wie dies bei der<br />

neuen Fachmesse Innoteq umgesetzt wird <strong>und</strong> wie Industriefirmen sich noch einbringen<br />

können, erklärt Pascal Blanc, Bereichsleiter Industrie <strong>und</strong> Technik bei Bernexpo.<br />

14 #<strong>006</strong>


Von Eugen Albisser (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Bild)<br />

Sie haben vor ein paar Wochen eine neue Messe ins<br />

Leben gerufen, die damals noch keinen Namen trug.<br />

Nun hat ihn Bernexpo bekanntgegeben: Innoteq.<br />

Ich muss ehrlich sagen, ich war überrascht.<br />

Positiv oder negativ?<br />

Neutral. Innoteq klingt wie ein Firmenname. Mit einer Messe<br />

– obwohl es eine ähnlich lautende gibt – bringe ich den<br />

Namen nicht in Verbindung. Steckt dahinter eine Absicht?<br />

In gewisser Weise ja. Der Name selbst ist lediglich ein<br />

Akronym aus den Wörtern «Innovation», «Technologie» <strong>und</strong><br />

der Abschlussbuchstabe Q steht für den Begriff «Qualität»<br />

<strong>und</strong> zwar der ausgestellten Produkte, Dienstleistungen <strong>und</strong><br />

des Industriestandorts Schweiz.<br />

Und warum die neutrale Form des Namens?<br />

Wir wollen wegkommen vom Denken in Veranstaltungsrhythmen.<br />

Wir müssen präsenter sein <strong>und</strong> wählten deshalb<br />

eine neutralere Form, in welcher die Messe selbst zwar<br />

wie ein Leuchtturm ist, aber die Plattform soll auch Raum<br />

bieten für andere spannende Formate der Vernetzung <strong>und</strong><br />

des Austausches. Mit dem Namen Innoteq schränken wir<br />

uns nicht ein. Es lassen sich sogar hervorragend diverse<br />

Zusätze erstellen: Innoteq exhibition, Innoteq congress <strong>und</strong><br />

so weiter. Den Namen hat im Übrigen das Strategische<br />

Board der Messe entworfen, <strong>und</strong> zwar in einem mehrstufigen<br />

Prozess, in dem auch ein Workshop inbegriffen war.<br />

Sieht man die Innoteq eigentlich als Nachfolgerin<br />

der Prodex?<br />

Offiziell gibt es die Prodex <strong>und</strong> Swisstech noch immer.<br />

Insofern kann sie es nicht sein, aber das ist auch nicht<br />

wichtig. Wir arbeiten mit den erwähnten Verbänden<br />

zusammen. Diese Partner sind überzeugt davon, dass sie<br />

mit Bernexpo eine neue Messe auf den Markt bringen<br />

können, die zukunftsgerichtet ist.<br />

Wird sich die Messe in ihrem Auftreten <strong>und</strong> dem Konzept<br />

von einer Prodex unterscheiden?<br />

Das ist schwierig zu sagen, ohne die Erwartungshaltung<br />

ins Endlose zu steigern (lacht). Aber durch den Aufbau des<br />

Projekts in enger Zusammenarbeit mit dem Strategischen<br />

Bord erreichen wir eine Marktnähe, die es so bisher noch<br />

nicht gab. Die Leute des Strategischen Bords waren sehr<br />

aktiv <strong>und</strong> es war für sie eigentlich überraschend, dass sie<br />

so nahe daran sein dürfen, bei der Entwicklung einer neuen<br />

Messe. Wir wollen sicherlich mit dieser Marktnähe neue<br />

Wege gehen.<br />

Warum denken Sie, machen die Mitglieder beim Strategischen<br />

Board mit? Immerhin ist Bernexpo ein Messeveranstalter<br />

<strong>und</strong> man könnte Ihnen die Arbeit überlassen.<br />

Ich glaube, da ist ein Wandel in der Denkweise entstanden.<br />

Wenn Firmen heute Dienstleistungen <strong>und</strong> Produkte<br />

entwickeln, dann bezieht man die K<strong>und</strong>en bereits viel<br />

früher mit ein. Dieses Vorgehen hat so viele Vorteile,<br />

dass auch wir im Servicebereich dieses Modell übernehmen<br />

<strong>und</strong> eine Win-Win-Situation schaffen wollen.<br />

Zur erwähnten Marktnähe gehört ein Kick-off Meeting,<br />

das am 26. März stattfinden wird. Wie funktioniert dies?<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich wollen wir allen Firmen so viele Informationen<br />

wie möglich zugänglich machen – <strong>und</strong> am<br />

liebsten persönlich überbringen. Deshalb laden wir<br />

interessierte Firmen nach Bern ein. Am Kickoff-Meeting<br />

erzählen wir, was wir vorhaben <strong>und</strong> die Firmen erhalten<br />

die Möglichkeit, die Räumlichkeiten anzusehen <strong>und</strong><br />

sie können direkt vor Ort einen Platz vorreservieren.<br />

Wer an dieses Kickoff-Meeting kommt, hat also einen<br />

Vorsprung bei der Platzreservation?<br />

So ist es. Aber es ist immer wieder beeindruckend,<br />

wie wichtig es sein kann für Firmen, die Örtlichkeiten<br />

zu sehen, damit sie sich ein genaues Bild machen<br />

können. Für einige ist es zum Beispiel wichtig zu wissen,<br />

wie der Eingangsbereich aussehen könnte, andere<br />

sind interessiert an der Logistik oder wo die Mitbewerber<br />

stehen.<br />

Können Firmenvertreter am Kickoff-Meeting noch<br />

Inputs geben?<br />

Unbedingt! Dafür ist dieses Meeting da. Wir brauchen<br />

diesen Austausch <strong>und</strong> wollen wissen, was die Firmen<br />

wünschen <strong>und</strong> wie sie sich eine neue Messe vorstellen.<br />

Nur so wird es eine Plattform, auf der sich die ganze<br />

Industrie zu Hause fühlt.<br />

Fakten zur Innoteq<br />

Die Innoteq ist die neue Schweizer<br />

Leitmesse der Fertigungsindustrie, der<br />

Maschinen- <strong>und</strong> Werkzeughändler sowie<br />

der Zulieferer der MEM-Industrie <strong>und</strong><br />

fi ndet vom 2. bis 5. März 2021 in Bern<br />

statt. Vorgesehen ist eine Ausstellungsfl<br />

äche von r<strong>und</strong> 28000 m 2 <strong>und</strong> ein<br />

attraktives Rahmen programm. Die Messe<br />

wird unterstützt von den drei grossen<br />

Industrieverbänden Swissmechanic,<br />

Swissmem <strong>und</strong> Tecnoswiss.<br />

Am 26. März 2020 fi ndet in Bern zur<br />

offi ziellen Lancierung ein Kickoff-Event<br />

für die Branche statt.<br />

www.innoteq.ch<br />

#<strong>006</strong> 15


Wissenswertes<br />

Margrit Harting<br />

feiert 75.<br />

Geburtstag<br />

sfb Bildungszentrum<br />

verabschiedet Absolventen<br />

Die Unternehmerin<br />

Margit Harting feierte<br />

am 3. Februar<br />

2020 ihr 75. Geburtstag.<br />

Die diplomierte Handelslehrerin,<br />

die 1971 Dietmar<br />

Harting heiratete, trat 1987<br />

dem Unternehmen bei <strong>und</strong><br />

formt es seither als Managerin, Vorstand sowie kreative <strong>und</strong><br />

inspirierende Seniorchefin. Neben zahlreichen Auszeichnungen<br />

als Ehrenvorsitzende wurde sie 2008 mit dem B<strong>und</strong>esverdienstkreuz<br />

1. Klasse <strong>und</strong> 2018 mit der Ehrenbürgerwürde<br />

der Leibniz Universität Hannover gewürdigt.<br />

Perfektion <strong>und</strong> Professionalität, Ideen, grosse Motivation,<br />

Begeisterungsfähigkeit <strong>und</strong> Überzeugungskraft zeichnen<br />

die nunmehr 75-Jährige aus. Von Aufhören ist keine Rede,<br />

vieles hat sie noch vor. Das gilt besonders für dieses Jahr, in<br />

dem das Unternehmen, das Sohn Philip <strong>und</strong> Tochter Maresa<br />

gemeinsam mit den Eltern leiten, so alt wird wie sie als<br />

Aussenministerin der internationalen Technologiegruppe.<br />

www.harting.com<br />

Im Namen der Industrie heisse ich Sie<br />

herzlich willkommen, wir warten ungeduldig<br />

auf Sie!» Mit diesen Worten richtete<br />

sich Ernesto Maurer, Stiftungsratspräsident<br />

des sfb Bildungszentrums für<br />

Technologie <strong>und</strong> Management, an die 196<br />

Absolventen. Dorothea Tiefenauer, Direktorin<br />

des sfb Bildungszentrums, eröffnete<br />

die Diplomfeier in der Stadthalle Dietikon<br />

<strong>und</strong> führte durch die Veranstaltung. Besonderer<br />

Dank galt den Familien <strong>und</strong> Angehörigen,<br />

sowie den Arbeitgebern <strong>und</strong><br />

Lehrpersonen, die zum Erfolg der Studierenden<br />

beigetragen hatten.<br />

Die besten Noten haben Patrick Geisseler<br />

(5,7, Techniker HF Automation), Sven Cédric<br />

Spillmann (5,4, Techniker HF Unternehmensprozesse),<br />

Patrick Häfliger & Thomas<br />

Diethelm (5,3, Techniker HF Energie<br />

<strong>und</strong> Umwelt), Patrick Stoop (5,5, NDS HF<br />

Betriebswirtschaft), Steven Buntschu (5,4,<br />

Automatikfachleute), Severin Hof (4,7, Prozessfachleute)<br />

<strong>und</strong> Rudolf Gabriel (5,1, Logistikfachleute)<br />

erzielt.<br />

www.sfb.ch<br />

Die Lehrgangsbesten mit sfb-Präsident Ernesto Maurer (links). Bild: sfb<br />

16 #<strong>006</strong>


Rüegg neuer PSI-Direktor<br />

Christian Rüegg<br />

übernimmt ab<br />

1. April 2020<br />

die Direktion<br />

des Paul Scherrer Instituts<br />

in Villigen. Er tritt<br />

die Nachfolge von Thierry<br />

Strässle an, der das<br />

Christian Rüegg. Bild: Scanderbeg PSI nach dem Fortgang<br />

Sauer Photography<br />

von Joël Mesot seit Anfang<br />

2019 ad interim geführt<br />

hatte. Der 43-Jährige<br />

ist zurzeit Leiter des<br />

Forschungsbereiches<br />

Neutronen <strong>und</strong> Myonen<br />

am PSI.<br />

Christian Rüegg stammt aus dem Kanton Aargau, studierte<br />

Physik an der ETH Zürich <strong>und</strong> promovierte 2005 im Labor<br />

für Neutronenstreuung der ETH Zürich <strong>und</strong> des PSI. Anschliessend<br />

war er von 2005 bis 2011 im London Centre for<br />

Nanotechnology des University College London. Von 2011<br />

bis 2016 leitete er am PSI das Labor für Neutronenstreuung<br />

<strong>und</strong> Imaging im Forschungsbereich Neutronen <strong>und</strong> Myonen.<br />

Seit 2017 ist er Leiter des Forschungsbereiches <strong>und</strong> seit<br />

Mai 2018 Mitglied der PSI-Direktion. Zudem ist er seit 2012<br />

Professor an der Universität Genf.<br />

Universal Robots mit neuem<br />

DACH-Sales-Manager<br />

Andrea Alboni verantwortet ab sofort den<br />

Sales-Bereich von Universal Robots für die<br />

Länder Deutschland, Österreich <strong>und</strong><br />

Schweiz. Für die neue Aufgabe bringt er<br />

über zehn Jahre an Erfahrung mit: Vor seinem<br />

Wechsel 2019 zur Universal Robots (Germany)<br />

GmbH war er unter anderem als Key Account Manager<br />

bei Webasto Thermo & Comfort <strong>und</strong> als Vertriebsleiter<br />

bei SFC Energy angestellt. Sein Ziel ist es, die<br />

Zusammenarbeit mit den Vertriebspartnern <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>en sowie die Entwicklung <strong>und</strong> den Einsatz der<br />

kollaborierenden Robotik weiter voranzutreiben.<br />

www.universal-robots.com<br />

www.psi.ch<br />

Efficient Engineering ist, wenn ein PLAN zu EPLAN wird.<br />

EPLAN bietet Software <strong>und</strong> Service r<strong>und</strong> um das Engineering in den Bereichen Elektrotechnik <strong>und</strong> Automatisierung.<br />

Unternehmen, die den digitalen Wandel im Engineering erfolgreich gestalten wollen, brauchen mehr als einen Plan.<br />

Wie Sie mit uns als starken globalen Partner alle Potenziale voll ausschöpfen: eplan.ch


DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />

«ES BRAUCHT EINEN<br />

GE<strong>WISSEN</strong> ATEM»<br />

Mit der fortschreitenden Digitalisierung rücken datengetriebene Geschäftsmodelle<br />

in den Fokus vieler Unternehmen. Doch auf was ist bei deren<br />

Entwicklung zu achten <strong>und</strong> welche typischen Stolpersteine gilt es dabei<br />

zu umgehen. TuW sprach hierzu mit vier Branchenexperten.<br />

18 #<strong>006</strong>


Nikolaus Krüger<br />

Chief Sales Officer/<br />

Mitglied des Executive Board<br />

Endress+Hauser AG<br />

Von Markus Back<br />

Predictive Maintenance ist oftmals<br />

als Beispiel zu hören,<br />

wenn über datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle gesprochen<br />

wird. Doch was für weitere Beispiele<br />

fallen unseren Experten darüber hinaus<br />

zu dieser Frage ein? «Da kommen<br />

mir einige in den Sinn», sagt Petra<br />

Monn von Siemens: «Fleet Management<br />

zur flexiblen Planung von Serviceeinsätzen,<br />

Apps fürs bessere Training<br />

der Maschinenbetreiber oder aber<br />

auch Modelle r<strong>und</strong> um die verbesserte<br />

Qualitätsinspektion durch gezieltes<br />

Sammeln von Prozessparametern.»<br />

Neben Modellen zur Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Entlastung des Anwenders, wie<br />

zum Beispiel Remote Services, Interactive<br />

HMI, Webhosted Trainings oder<br />

auch HMI als Service, nennt Sebastian<br />

Seitz von Eplan Modelle, die beim Upscaling<br />

unterstützen: «Zudem fallen<br />

mir der Digital Twin als Service, neue<br />

Marktplätze für Maschinenkapazitäten<br />

oder der Ersatzteilservice per 3D-<br />

Druck ein.»<br />

Ebenso kreativ zeigt sich Nikolaus<br />

Krüger von Endress+Hauser. Als Anwendungen<br />

nennt er die zeitnahe <strong>und</strong><br />

ortsunabhängige Erfassung <strong>und</strong> Darstellung<br />

von Prozessen auf mobilen<br />

Endgeräten sowie ein cloudbasiertes<br />

Asset Management über den gesamten<br />

Lebenszyklus verbauter Geräte hinweg.<br />

Als ein weiteres Beispiel führt er<br />

eine effizientere Produktion <strong>und</strong> eine<br />

höhere Anlagenverfügbarkeit durch<br />

eine Optimierung der Kalibrierintervalle<br />

an.<br />

Einwicklungsvoraussetzungen<br />

Damit sich die genannten Ideen umsetzen<br />

lassen, muss hierfür zunächst<br />

eine Basis geschaffen werden. «Predictive<br />

Maintenance wird sehr oft als<br />

Applikationsbeispiel genannt», sagt<br />

Andreas Rau von Phoenix Contact:<br />

«Gleichzeitig stellen wir aber fest, dass<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen für datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle noch gar nicht gelegt<br />

sind.» Daher empfiehlt er zunächst<br />

das Datenmanagement der eigenen<br />

Produktdaten zu überarbeiten <strong>und</strong> diese<br />

dann den K<strong>und</strong>en für ihre Planungs-<br />

<strong>und</strong> Betriebsprozesse zur Verfügung<br />

zu stellen. Hierauf aufbauend<br />

können sehr viele Geschäftsmodelle<br />

entstehen, wie eine Remote-Anzeige<br />

des Maschinenzustands, ein Device &<br />

Patch Management bis hin zu Software-basierten<br />

Funktionen, mit der zu<br />

einem späteren Zeitpunkt die Fähigkeiten<br />

von Maschinenfähigkeiten erweitert<br />

werden können.<br />

Für die Entwicklung eines Geschäftsmodells<br />

braucht es nach Meinung von<br />

Nikolaus Krüger eine saubere Datenbasis<br />

mit klarer Struktur <strong>und</strong> Semantik.<br />

Ein weiterer Aspekt sei die Daten-<br />

Sebastian Seitz<br />

CEO Eplan Software Service<br />

Andreas Rau<br />

Vice President Corporate<br />

Development & New Business<br />

Phoenix Contact GmbH & Co.KG<br />

Petra Monn<br />

Consultant Digital Enterprise<br />

Siemens Schweiz AG<br />

sicherheit, die es für das Vertrauen der<br />

K<strong>und</strong>en brauche. Dieser Meinung ist<br />

auch Petra Monn: «Die Daten müssen<br />

durch gezielte Cyber Security gegen<br />

Fremdmanipulation geschützt sein.<br />

Nur dann lassen sie sich als Service<br />

im Rahmen eines Geschäftsmodells<br />

verkaufen.»<br />

Neben Vertraulichkeit <strong>und</strong> Knowhow-Schutz<br />

empfiehlt Sebastian Seitz<br />

für den Erfolg die Unterscheidung<br />

nach Prozess- <strong>und</strong> nach personenbezogenen<br />

Daten. Zudem rät er zu einem<br />

agilen Entwicklungsansatz, da die etablierten<br />

Top-Down-Ansätze nicht zielführend<br />

seien.<br />

Gr<strong>und</strong>überlegungen<br />

Damit die Entwicklung nicht in einer<br />

Sackgasse endet, gilt es zunächst, einige<br />

Fragen zu klären. «Am Anfang sollte<br />

man sich ehrlich fragen, was <strong>und</strong> mit<br />

welchem Aufwand man wirklich erreichen<br />

will», so Nikolaus Krüger <strong>und</strong> er-<br />

Bilder: Siemens Schweiz AG<br />

#<strong>006</strong> 19


DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />

gänzt: «Dabei hilft eine Kritikalitätsbetrachtung<br />

jeder einzelnen Messstelle,<br />

denn nicht jeder Sensor in einem Prozess<br />

ist gleichermassen bedeutend für<br />

die Sicherheit der Anlage oder die Qualität<br />

des Produkts.»<br />

Für Andreas Rau ist es elementar,<br />

vom konkreten K<strong>und</strong>ennutzen auszugehen<br />

<strong>und</strong> den Reifegrad des Themas<br />

in der Industrie realistisch einzuschätzen.<br />

«Der Maschinenbau ist<br />

durch den Mittelstand geprägt, daher<br />

sind skalierbare Lösungen wichtig,<br />

welche die verschiedenen Reifegrade<br />

des Maschinenbauers berücksichtigen»,<br />

sagt er. Dies könne von der einfachen<br />

Visualisierung der Daten in<br />

einer Insellösung ohne Cloud bis hin<br />

zur Analytik von Daten in der Cloud<br />

mit Handlungsempfehlungen reichen.<br />

Als Ansatzpunkte für einen erhöhten<br />

K<strong>und</strong>ennutzen nennt er reduzierte<br />

Stillstandzeiten, eine erhöhte Fertigungsqualität<br />

<strong>und</strong> -menge durch datenbasierte<br />

Prozessoptimierung sowie<br />

transparentere Kosten.<br />

Aus Sicht von Sebastian Seitz muss<br />

zunächst einmal die eigene Position in<br />

der Wertschöpfungskette klar bestimmt<br />

sein. Denn diese diene als Basis<br />

für eine Neuaufstellung. Dazu gelte<br />

es, einige Fragen vorab zu beantworten:<br />

Welchen Reifegrad habe man aktuell<br />

im Umgang mit Daten? Welche<br />

Daten führen zu welchem Nutzen, <strong>und</strong><br />

habe man den entsprechenden Zu-<br />

Erfahren Sie auf unserem<br />

Online-Portal, welche Lösungen<br />

die Experten für die Entwicklung<br />

datengetriebener Geschäftsmodelle<br />

empfehlen <strong>und</strong> wieso es gar nicht<br />

so einfach ist, den ROI bei diesen<br />

Neuerungen zu bestimmen.<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

20 #<strong>006</strong>


griff? Was generiert dem K<strong>und</strong>en wirklich<br />

einen Mehrwert? Für welchen<br />

Nutzen wäre er gegebenenfalls bereit,<br />

zu bezahlen?<br />

Vorgehensweise<br />

Worauf ist aber bei der Entwicklung<br />

eines datengetriebenen Geschäftsmodells<br />

zu achten? «Das auf Effizienz<br />

getrimmte Kerngeschäft <strong>und</strong> die neuen<br />

Ansätze bei digitalen Geschäftsmodellen<br />

müssen sich parallel <strong>und</strong><br />

komplementär entwickeln», so Sebastian<br />

Seitz. Aus eigener Erfahrung bei<br />

Eplan weiss er, dass es dabei wichtig<br />

ist, die richtige Balance zwischen Eigenständigkeit<br />

<strong>und</strong> Added Value fürs<br />

Kerngeschäft zu finden.<br />

Zu einer besonnenen Vorgehensweise<br />

rät ebenfalls Nikolaus Krüger:<br />

«Zuerst einmal müssen sich die Verantwortlichen<br />

auf die Chancen der<br />

Digitalisierung einlassen! Das ist der<br />

erste <strong>und</strong> wichtigste Schritt.» Dann<br />

müssten die Zuständigkeiten klar geregelt<br />

<strong>und</strong> das Unternehmen auf die<br />

digitale Transformation vorbereitet<br />

werden, weil «die Auswirkungen nämlich<br />

meist grösser sind, als es zunächst<br />

den Anschein hat.»<br />

Zu Neugier <strong>und</strong> Offenheit rät Andreas<br />

Rau: «Probieren Sie die neuen Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Technologien aus <strong>und</strong><br />

schaffen hierfür ein Spielfeld mit entsprechenden<br />

Kompetenzen.» Dabei<br />

dürften jedoch niemals der konkrete<br />

K<strong>und</strong>ennutzen <strong>und</strong> das Geschäftsmodell<br />

aus dem Auge verloren werden.<br />

Einen ganz wichtigen Tipp hierzu hat<br />

Petra Monn: «Bei komplexeren Projekten<br />

empfiehlt sich die Zusammenarbeit<br />

mit einem Partner, der Erfahrung,<br />

Methoden- <strong>und</strong> Technologiewissen<br />

mitbringt.»<br />

Kooperationen<br />

Inwieweit machen aber Kooperationen<br />

bei der Entwicklung eines datengetriebenen<br />

Geschäftsmodells Sinn? «Meist<br />

geht es gar nicht im Alleingang, da die<br />

Unternehmen für datengetriebene Geschäftsmodelle<br />

Kompetenzen benötigen,<br />

über die sie selbst nicht verfügen»,<br />

sagt Nikolaus Krüger. Dies begründet er<br />

«Das Kerngeschäft <strong>und</strong><br />

das digitale Geschäftsmodell<br />

müssen sich parallel <strong>und</strong><br />

komplementär entwickeln.»<br />

Sebastian Seitz, Eplan<br />

vor allem damit, dass in den allermeisten<br />

Unternehmen bislang die Entwicklung<br />

von Hard- <strong>und</strong> nicht etwa von<br />

Software im Fokus stand.<br />

Auch aus Sicht von Andreas Rau<br />

macht es fast immer Sinn, Kooperationspartner<br />

zu suchen. Die relevante<br />

Frage hierbei sei die Form der Partnerschaft<br />

<strong>und</strong> Kooperation. Dies könne<br />

von einem losen Informationsaustausch<br />

über konkrete Technologie<strong>und</strong><br />

Anwendungsprojekte bis hin zur<br />

Beteiligung an Start-ups gehen.<br />

Wann allerspätestens der Zeitpunkt<br />

gekommen ist, einen Experten zu konsultieren,<br />

weiss Petra Monn. «Wenn<br />

man spürt, dass der Markt Anpassungen<br />

verlangt, man aber aus eigenen<br />

Stücken nicht mehr nachkommt», sagt<br />

sie. Der Austausch mit externen Beratern<br />

helfe aus ihrer Erfahrung auch<br />

dabei, im Projekt die richtigen Prioritäten<br />

zu setzen.<br />

«Es gibt<br />

keine Fehler,<br />

nur die Angst<br />

davor!»<br />

Petra Monn, Siemens<br />

Typische Anfängerfehler<br />

«Manche Unternehmen vertagen die<br />

oben angesprochenen Entscheidungen<br />

<strong>und</strong> setzen in einem ersten Schritt<br />

auf einen Data-Lake», sagt Sebastian<br />

Seitz. Man habe die Hoffnung, dass<br />

sich dieser erst einmal in Ruhe auffülle<br />

<strong>und</strong> versuche darauf dann ein Geschäftsmodell<br />

aufzubauen. «Die Praxis<br />

zeigt jedoch, dass sich diese Data-Lakes<br />

meist nicht schnell genug füllen<br />

<strong>und</strong> damit dem Tempo der fortschreitenden<br />

Digitalisierung nicht standhalten»,<br />

schliesst Sebastian Seitz.<br />

Da das Thema datenzentrierte Geschäftsmodelle<br />

in der Industrie in vielen<br />

Fällen noch Pionierarbeit bedeutet,<br />

rät Andreas Rau dazu, eher wenige, dafür<br />

aber konkrete, mehrwertorientierte<br />

‹Use Cases› anzugehen <strong>und</strong> daraus<br />

schnell zu lernen. Ähnlich sieht es Petra<br />

Monn: «Es gibt keine Fehler, nur die<br />

Angst davor. Jeder iterative Entwicklungsprozess<br />

lebt von seinen Fehlern,<br />

denn dabei entstehen die wertvollsten<br />

Einsichten, um eine App stetig zu verbessern.»<br />

«Häufig werden die Ziele nicht präzise<br />

genug formuliert, die Verantwortlichkeiten<br />

sind nicht klar geregelt,<br />

oder wichtige Kompetenzen im digitalen<br />

Bereich fehlen. Daneben benötigen<br />

viele Unternehmen am Anfang zu viele<br />

Versuche, um ein brauchbares Ergebnis<br />

zu erzielen», lautet die Erfahrung<br />

von Nikolaus Krüger. «Viele<br />

erwarten aber auch schlichtweg zu<br />

viel von den neuen Geschäftsmodellen<br />

oder rechnen zu schnell mit Resultaten.<br />

Doch es braucht auch auf diesem<br />

Gebiet einen gewissen Atem!»<br />

Endress+Hauser AG<br />

www.endress.com<br />

Eplan Software & Service AG<br />

www.eplan.ch<br />

Phoenix Contact AG<br />

www.phoenixcontact.com<br />

Siemens Schweiz AG<br />

www.siemens.ch<br />

#<strong>006</strong> 21


DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />

Angenommen, Sie wären 30 Jahre jünger <strong>und</strong><br />

hätten einen Investor, der Ihnen beim Aufgleisen<br />

eines datengetriebenen Geschäftsmodells zur Seite<br />

stünde, wo würden Sie denn Ihr Glück versuchen?<br />

Die erfolgreichsten Start-ups sind diejenigen, die über<br />

enge Verbindungen zu den Hochschulen verfügen <strong>und</strong> in<br />

Wissenscluster eingeb<strong>und</strong>en sind. Daher würde ich es<br />

zunächst davon abhängig machen, was ich gelernt <strong>und</strong><br />

studiert habe. Nehmen wir an, ich hätte die richtige<br />

Ausbildung gewählt, dann könnte ich mir gut vorstellen,<br />

im Bereich KI zu arbeiten. Ganz konkret finde ich dort<br />

die Themen «Spracheingabe» <strong>und</strong> «Automatische Spracherkennung»<br />

sehr spannend. Wenn Sie überlegen, wie<br />

umständlich heute oftmals die Befehlseingabe über Tastaturen<br />

<strong>und</strong> Mäuseklaviere erfolgt, dann könnte man hier<br />

sicherlich vieles erreichen! Stellen Sie sich einmal vor:<br />

Maschinen mit Sprache zu steuern oder Sensoren über die<br />

Stimme zu konfigurieren – wäre das nicht toll?<br />

Und wie würden Sie damit genau Ihren Lebensunterhalt<br />

verdienen? Mit dem Verkauf der entsprechenden Software?<br />

Die Software mit den entsprechenden Algorithmen<br />

wäre nur ein Teil. Ein anderer entfiele auf datengetriebene<br />

Dienstleistungen <strong>und</strong> regelmässige Updates. Nehmen<br />

Sie beispielsweise unser Gespräch, das wir hier führen.<br />

Wir haben nicht die gleiche Diktion oder Sprachfärbung,<br />

wodurch ein Spracherkennungssystem sehr viel können<br />

muss. Bis das alles einwandfrei funktioniert, braucht<br />

es einige Updates.<br />

Welche Überlegungen braucht es darüber hinaus?<br />

Es sind zwei Aspekte, die generell für alle digitalen<br />

Geschäftsmodelle gelten. Es ist zum einen die Kompetenz,<br />

zum anderen die K<strong>und</strong>enorientierung. Und Letzteres<br />

gelingt nur, wenn man gemeinsam entwickelt. Das<br />

bekommt man allein im stillen Kämmerlein nicht hin!<br />

Im Idealfall erziehe ich den K<strong>und</strong>en dabei zur Bequemlichkeit,<br />

ansonsten begnügt er sich ja mit einem Mäuseklavier …<br />

Daher muss ich mir Entwicklungspartner suchen, die<br />

selbst innovativ sind. Denn der Anwender begnügt sich nur<br />

solange mit dem Mäuseklavier, bis ein Wettbewerber die<br />

Spracheingabe auf den Markt bringt. Von daher muss man<br />

sich selbstkritisch fragen, ob man bei dieser Entwicklung<br />

ganz vorne oder lieber weiter hinten im Spiel sein will? Ich<br />

persönlich wäre lieber vorne bei den Pionieren. Dazu muss<br />

ich mich aber mit anderen Pionieren zusammenschliessen.<br />

Woher weiss ich aber, wer die richtigen Pioniere für<br />

mich sind?<br />

Zunächst einmal muss ich statt in Technik im Geschäftsmodell<br />

denken. Heute ist es oftmals so, dass Unternehmen<br />

eine Web-Schnittstelle in ihre Lösung integrieren <strong>und</strong> damit<br />

das Thema «Digitalisierung» für erledigt betrachten. ››<br />

22 #<strong>006</strong>


«JEDES UNTERNEHMEN<br />

HAT POTENZIALE»<br />

Günstiger Massenspeicher <strong>und</strong> die Cloud ebnen den Weg für datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle. Wie diese zu finden sind <strong>und</strong> auf was bei diesen zu achten ist,<br />

sagt ZVEI-Präsident Michael Ziesemer im Interview.<br />

Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Fotos)<br />

#<strong>006</strong> 23


DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />

«Die Web-Schnittstelle ist nicht<br />

einmal die Hälfte der Übung.»<br />

Michael Ziesemer über datengetriebene Geschäftsmodelle<br />

Aber das ist nicht einmal die Hälfte der Übung! Zunächst<br />

einmal wird ihr Produkt dadurch nur teurer <strong>und</strong> bietet,<br />

was viel schlimmer ist, anderen die Möglichkeit, auf diese<br />

Schnittstelle ihr eigenes Geschäftsmodell aufzusetzen.<br />

Daher muss ich mir zuerst im Klaren sein, wie ich mein<br />

Geld verdienen will. Erst wenn ich das weiss, suche ich<br />

die passenden Partner.<br />

Gut, nun habe ich den passenden Partner gef<strong>und</strong>en.<br />

Wie bekomme ich aber das mit der K<strong>und</strong>enorientierung hin,<br />

wo doch jeder K<strong>und</strong>e seine individuellen Wünsche hat?<br />

Damit man schnell in den Markt kann, fängt man zunächst<br />

klein an <strong>und</strong> weiss genau, wo der Anwender einen Nutzen<br />

erkennt. Ein gutes Beispiel dafür ist WhatsApp, was heute<br />

sehr viele Funktionalitäten bietet. Am Anfang konnten Sie<br />

mit diesem Dienst aber nur Nachrichten übertragen. Das<br />

war die Kernfunktionalität. Von dort aus wurde ausgebaut<br />

<strong>und</strong> immer weiter differenziert.<br />

Wie stelle ich aber fest, ob es in meinem Unter nehmen<br />

überhaupt Potenzial für datengetriebene Geschäftsmodelle<br />

gibt?<br />

Jedes Unternehmen bietet Potenziale. Davon bin ich<br />

fest überzeugt.<br />

Und wenn ich ein Zementwerk besitze?<br />

Dann gibt es in diesem eine Produktion <strong>und</strong> eine Lieferkette.<br />

Da gibt es womöglich K<strong>und</strong>en, die Ihr Zement zur<br />

richtigen Zeit auf die richtige Baustelle geliefert haben<br />

wollen. Ich will Ihnen dazu ein wirkliches Beispiel erzählen.<br />

Ich habe mich mit einem Hersteller von Dachrinnen<br />

unterhalten, der mir sagte, er wisse beim besten Willen<br />

nicht, wie er die Digitalisierung angehen solle. Wir haben<br />

zunächst die komplette Wertschöpfungskette diskutiert<br />

<strong>und</strong> dabei wirklich nichts Sinnvolles ausmachen können.<br />

Dann haben wir das Produkt aus Sicht des K<strong>und</strong>en betrachtet<br />

<strong>und</strong> kamen drauf, dass dieser ein Problem mit Laub<br />

in den Dachrinnen hat. Weil dieses von unten nicht zu<br />

erkennen ist, wäre doch ein Sensor eine tolle Sache, der das<br />

Laub erkennt <strong>und</strong> eine Meldung aufs Smartphone schickt.<br />

Für den Dachrinnenhersteller <strong>und</strong> andere Unternehmen,<br />

die in diesem Bereich Fuss fassen wollen, bedeutet das<br />

aber ein Paradigmenwechsel, da sie plötzlich auf eine<br />

datenzentrierte Sichtweise umstellen müssen. Wie ist<br />

dieser Transformationsprozess zu schaffen?<br />

Die wesentliche Änderung ist mentaler Natur. Man muss<br />

nicht einmal unbedingt in Daten denken, weil das von<br />

alleine kommt. Ich muss vom Anwender <strong>und</strong> seinen<br />

Bedürfnissen her denken. Wie ist die Anwendung, welche<br />

Probleme gibt es da, wie sehen die Leute das? Mir fällt<br />

dazu das Beispiel eines Bohrmaschinenherstellers ein, der<br />

seine K<strong>und</strong>en zu den Problemen bei ihrer täglichen Arbeit<br />

befragt hat. Es zeigte sich, dass das eigentliche Problem<br />

nicht das Bohren der Löcher, sondern deren zeitaufwendiges<br />

Anzeichnen ist. Daraufhin hat er eine völlig neue<br />

Produktsparte entwickelt, bei der mit Hilfe von Lasertechnik<br />

das Ausmessen <strong>und</strong> Festlegen der Bohrlöcher erfolgt.<br />

«Die wesentliche<br />

Änderung ist<br />

mentaler Natur.»<br />

Michael Ziesemer über die Entwicklung eines<br />

datengetriebenen Geschäftsmodells<br />

24 #<strong>006</strong>


RUBRIKTITEL<br />

Erfahren Sie unter<br />

technik-<strong>und</strong>-wissen.ch,<br />

inwieweit sich die Blockchain-<br />

Technologie für datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle eignet <strong>und</strong><br />

was sich der ZVEI-Präsident von<br />

der EZB <strong>und</strong> der Nationalbank<br />

wünscht.<br />

Möglicherweise muss ich für ein neues Geschäftsmodell<br />

unternehmenseigene Daten mit denen Dritter vermischen.<br />

Auf was ist dabei zu achten?<br />

Wir sind da mitten in einem rechtlichen Problem. Ich muss<br />

nicht nur prüfen, woher diese Daten stammen <strong>und</strong> was ich<br />

mit diesen genau machen darf, sondern auch sicherheitstechnische<br />

Aspekte, wie Datensicherheit <strong>und</strong> Datenschutz,<br />

beachten. Von einer Verwendung fremder Daten ohne<br />

entsprechende Abklärungen würde ich daher zumindest<br />

abraten.<br />

Wenn ich meine Daten mit denen anderer mische,<br />

entsteht eine Abhängigkeit. Wie gewährleiste ich dennoch<br />

einen kontinuierlichen Datenfluss?<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage muss zunächst einmal ein Vertrag her.<br />

Das Beste ist allerdings, wenn ich ein Modell finde, bei<br />

dem derjenige, von dem ich die Daten beziehe, ein<br />

Teil des Geschäftsmodells wird. So ist es automatisch<br />

auch in seinem Interesse, dass dieser Datenfluss<br />

nicht ins Stocken gerät.<br />

Michael Ziesemer<br />

Michael Ziesemer (Jahrgang 1951), Ingenieur<br />

der Elektro technik, startete seine Karriere in der<br />

Telekommunikation, wechselte aber bald zur<br />

Messtechnik. 1981 trat er bei Endress+Hauser<br />

ein, bekleidete verschiedene Funktionen auf<br />

Produktionsseite, ehe er ab 1996 den Vertrieb der<br />

Firmengruppe prägte. 2002 wurde er ins Executive<br />

Board berufen; ab 2008 war er Chief Operating<br />

Offi cer <strong>und</strong> Stell vertreter des CEO. 2016 wechselte<br />

Michael Ziesemer als stellvertretender Präsident<br />

in den Verwaltungsrat von Endress + Hauser.<br />

Daneben ist er seit 2014 Präsident des einfl ussreichen<br />

deutschen Zentralverbands Elektrotechnik<strong>und</strong><br />

Elektronikindustrie (ZVEI).<br />

ZVEI | www.zvei.org<br />

#<strong>006</strong> 25


Die digitale Transformation<br />

muss erlebt <strong>und</strong> gespürt<br />

werden. Das geht spielend am<br />

besten <strong>und</strong> ist dabei absolut<br />

risikofrei. Bild: Targetsim<br />

SPIELEND ZUM DIGITALEN<br />

GESCHÄFTSMODELL<br />

Von den Schweizer Unternehmen finden 73 Prozent digitale Technologien für ihr<br />

Geschäftsmodell wichtig bis sehr wichtig. Die Firmen sind gefordert, ihre<br />

Mitarbeitenden intensiv auf den Wandel vorzubereiten. Spielerische Lernmethoden<br />

machen neue Geschäftsmodelle erlebbar <strong>und</strong> bauen Ängste ab.<br />

Von Dr. Gudrun G. Vogt, Managing Partner Targetsim AG<br />

Wenn ein konventionelles<br />

Geschäftsmodell digital<br />

werden soll, bleibt kein<br />

Stein auf dem anderen.<br />

Alles muss sich radikal ändern: Strukturen,<br />

Abläufe, Produkte, K<strong>und</strong>en, Lie-<br />

feranten, besonders aber Mitarbeitende<br />

<strong>und</strong> Führungskräfte. Sie müssen<br />

ihre Einstellung, ihr Verhalten ändern<br />

<strong>und</strong> sich mit umfassenden Neuerungen<br />

anfre<strong>und</strong>en. Experten behaupten<br />

darum, dass Selbstkompetenz <strong>und</strong> soziale<br />

Kompetenzen in der digitalen<br />

Welt nicht weniger wichtig, sondern<br />

noch viel wichtiger werden.<br />

Das Gute daran ist, dass Menschen<br />

lernfähig sind. Sie können sich an<br />

neue Gegebenheiten anpassen. Das<br />

26 #<strong>006</strong>


DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />

funktioniert aber nicht automatisch. Mitarbeitende brauchen<br />

Orientierung, Transparenz <strong>und</strong> Antworten auf drängende Fragen:<br />

Wohin soll die Reise gehen? Was bedeutet das für mich? Was wird<br />

in der digitalen Zukunft von mir erwartet? Das Strategiepapier<br />

der Geschäftsleitung ist dafür zu wenig konkret <strong>und</strong> nur bedingt<br />

geeignet, um Zweifel <strong>und</strong> Befürchtungen abzubauen. Wirksamer<br />

ist es, die digitale Transformation <strong>und</strong> ihre Folgen hautnah erlebbar<br />

zu machen, mit allen Tiefen, Höhen, Risiken <strong>und</strong> Chancen.<br />

Transformation aktiv mitgestalten<br />

Hier bietet sich die Methode Planspiel an: Ein Unternehmen<br />

wird mit seinen Abteilungen <strong>und</strong> Prozessen simuliert, nicht als<br />

Zahleneingaben am Computer, sondern als Wertschöpfungskette<br />

zum Anfassen <strong>und</strong> Begreifen. Die Teilnehmenden übernehmen<br />

Verantwortung für je einen Schritt in der Supply Chain. In<br />

mehreren R<strong>und</strong>en durchlaufen sie den Change-Prozess <strong>und</strong><br />

gestalten ihn aktiv mit. Sie können Betriebsabläufe verändern,<br />

Lieferzeiten verkürzen, Sparpotenziale in der Produktion ausschöpfen<br />

oder Ideen für neue Produkte entwickeln.<br />

Im Rahmen der Digitalisierung bieten sich zum Beispiel individualisierte<br />

Kleinserien oder Sonderanfertigungen mittels additiver<br />

Verfahren an. Das eröffnet neue K<strong>und</strong>ensegmente <strong>und</strong><br />

Wege, um ein Unternehmen mit digitaler Technologie agil <strong>und</strong><br />

zukunftsfähig zu machen. Neue Rollen <strong>und</strong> Aufgaben können<br />

im Planspiel ausprobiert werden. Auch neue Möglichkeiten<br />

der Zusammenarbeit mit vor- <strong>und</strong> nachgelagerten Abteilungen<br />

erschliessen sich. Alles kann risikofrei getestet werden.<br />

Unternehmenskultur muss Wandel unterstützen<br />

Im Ergebnis geht es darum, das Potenzial der Digitalisierung zu<br />

entdecken. Der spielerische Zugang zum Thema verknüpft ein<br />

neues Geschäftsmodell mit einem positiven Team-Erlebnis.<br />

Durch das aktive Handeln im Planspiel schwinden Befürchtungen,<br />

im Gegenteil: Teilnehmende gewinnen an Vertrauen in die<br />

eigenen Fähigkeiten <strong>und</strong> schöpfen Mut, den Wandel mitzutragen.<br />

Ein führender Hersteller von Präzisionsmaschinen nutzt beispielsweise<br />

Gamification, um sein Top-Management auf die erwartete<br />

Transformationsphase vorzubereiten. 70 Führungskräfte<br />

erleben hier im dreistündigen Planspiel einen drastischen<br />

Auftragseinbruch: Ein Drittel weniger Umsatz, dazu neue Mitbewerber<br />

<strong>und</strong> Kostendruck. In acht konkurrierenden Teams testen<br />

die Manager Wege aus der Krise. Das können Kosteneinsparungen<br />

im Lager, die Konzentration auf margenstarke Produkte oder<br />

neue Produktionsverfahren sein. Die Teams setzen ihre Lösungen<br />

im Planspiel um <strong>und</strong> sehen sofort den Effekt. Umsatz, Gewinn,<br />

K<strong>und</strong>enzufriedenheit <strong>und</strong> Team-Zufriedenheit werden gemessen.<br />

In Workshops mit der Geschäftsleitung erarbeiten die<br />

Teilnehmenden dann konkrete Ideen für reale Massnahmen.<br />

Das Engagement der Firmenleitung bleibt entscheidend, ob<br />

Wandel gelingt. Starke Veränderungen des Geschäftsmodells<br />

bringen Unsicherheit <strong>und</strong> Risiken mit sich. Eine offenere Unternehmenskultur<br />

ist gefordert. Um Neuland zu betreten, müssen<br />

unkonventionelle Ideen, Experimente <strong>und</strong> Fehler erlaubt sein.<br />

Digitalisierung ist keinesfalls ein Kinderspiel. Spielerische Vorbereitung<br />

hilft aber, Mitarbeitenden den Weg ins digitale Unternehmen<br />

zu ebnen.<br />

FAULHABER Präzisionsgetriebe<br />

Erweitern<br />

Sie Ihre<br />

Möglichkeiten<br />

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Planetengetrieben FAULHABER<br />

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Targetsim AG | www.targetsim.com<br />

WE CREATE MOTION


DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />

NACHHALTIGE<br />

SHRIMPS<br />

AUS ÖKOLOGISCHER<br />

AUFZUCHT<br />

Konsequente Digitalisierung schafft Flexibilität <strong>und</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit. Das wissen auch die Verantwortlichen<br />

bei Swiss Shrimp, weshalb sie sämtliche Prozesse in ihrem<br />

Unternehmen digitalisiert haben.<br />

28 #<strong>006</strong> Bilder: Susanne Seiler


RUBRIKTITEL<br />

Von Markus Back<br />

Jedes Unternehmen bietet Potenziale<br />

für datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle! Diese Meinung<br />

vertritt ZVEI-Präsident<br />

Michael Ziesemer im Interview ab Seite<br />

22 in dieser <strong>Ausgabe</strong>. Ein hervorragendes<br />

Beispiel, dass diese Aussage<br />

unterstreicht, ist Swiss Shrimp in<br />

Rheinfelden. Das Start-up-Unternehmen<br />

produziert <strong>und</strong> vertreibt seit einem<br />

Jahr Garnelen aus nachhaltiger<br />

<strong>und</strong> ökologischer Aufzucht <strong>und</strong> vertraut<br />

dabei auf digitalisierte Prozesse.<br />

Diese umfassen dabei alle Bereiche,<br />

von der Produktion <strong>und</strong> Beschaffung<br />

über Verkauf <strong>und</strong> Logistik bis hin zum<br />

Webshop <strong>und</strong> Finanzen <strong>und</strong> garantieren<br />

der Betreiberin komplette Transparenz<br />

<strong>und</strong> Flexibilität. So werden zum<br />

Beispiel Kreditkartenzahlungen automatisch<br />

verbucht, die Kommissionie-<br />

rung über QR-Codes gesteuert oder<br />

Chargennummern nach der Ernte<br />

selbstständig generiert.<br />

Mit Hilfe von Bits <strong>und</strong> Bytes hat<br />

Swiss Shrimp nicht nur seine Prozesse,<br />

sondern auch die Aufzucht optimiert.<br />

Insgesamt 210 DALI-Leuchten<br />

simulieren in den fensterlosen Aufzuchthallen<br />

die Lichtverhältnisse am<br />

Golf von Mexiko <strong>und</strong> lassen so die Tiere<br />

viel besser gedeihen. Abrupte Lichtwechsel,<br />

die es gibt, wenn morgens<br />

<strong>und</strong> abends ein Lichtschalter umgelegt<br />

wird, würden die flinken Schwimmer<br />

in enormen Stress versetzen <strong>und</strong><br />

zu einer Sterberate im zweistelligen<br />

Bereich führen.<br />

Swiss Shrimp AG<br />

www.swissshrimp.ch<br />

Im Interview<br />

auf unserer Website<br />

erfahren Sie, was die<br />

Herausforderungen bei<br />

diesem Projekt waren <strong>und</strong><br />

welche Vorteile sich für<br />

das Start-up-Unternehmen<br />

durch die komplett<br />

digitalisierten Prozesse<br />

ergeben. www.technik<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

#<strong>006</strong> 29


DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />

«WIR BRINGEN<br />

JEDE ANWENDUNG<br />

IN DIE CLOUD»<br />

Constantin Gonzalez ist Principal Solutions Architect bei Amazon Web Services.<br />

Im Gespräch sagt er, wie eine Anwendung in die Cloud zu bringen ist <strong>und</strong> mit welchen<br />

Massnahmen sich die Daten vor unerlaubten Zugriff oder Verlust schützen lassen.<br />

Von Markus Back<br />

Nehmen wir an, ich habe ein datengetriebenes<br />

Geschäftsmodell entwickelt <strong>und</strong> wende mich<br />

nun an Sie, weil dieses cloudbasiert sein soll.<br />

Welche Fragen werden Sie mir stellen, damit<br />

Sie mir eine massgeschneiderte Lösung anbieten können?<br />

In jedem Fall empfehlen wir, mit einem Minimum Viable<br />

Product anzufangen, also einer Software mit minimaler<br />

Funktionalität, die nötig ist, um das Geschäftsmodell zu<br />

validieren. Die erste Frage wäre also: Was ist der minimale<br />

Funktionsumfang, der ausreicht, um eine erste Version<br />

Ihrer Lösung zu bauen? Ausgehend davon stellt sich die<br />

Frage, welche Daten benötigt werden <strong>und</strong> woher diese<br />

kommen. Anschliessend muss beantwortet werden, wie<br />

die Daten strukturiert sind <strong>und</strong> was mit ihnen geschehen<br />

soll, um einen Mehrwert daraus zu ziehen. Nicht zuletzt<br />

stellt sich die Frage, wie die Ergebnisse an die User<br />

zurückgegeben werden sollen. Diese Fragen sind allerdings<br />

nur der Anfang. Eine umfassende Lösung ist oft ein<br />

Ergebnis mehrerer Iterationen r<strong>und</strong> um agile Prozesse,<br />

wie Scrum oder Kanban.<br />

«K<strong>und</strong>en<br />

entscheiden selber,<br />

in welcher<br />

Region ihre Daten<br />

gespeichert<br />

werden.»<br />

Constantin Gonzalez<br />

Möglicherweise decken Ihre Fragen auf, dass mein<br />

angedachtes Geschäftsmodell gar nicht cloudtauglich ist.<br />

Welche Antworten würden Sie dazu veranlassen, mir von<br />

einer cloudbasierten Lösung abzuraten?<br />

Wir betreuen inzwischen Millionen von K<strong>und</strong>en verschiedener<br />

Unternehmensgrössen aus allen denkbaren Branchen<br />

<strong>und</strong> mit allen möglichen Anwendungsfällen <strong>und</strong><br />

hatten bisher keine einzige Anwendung, die nicht in der<br />

Cloud umsetzbar gewesen wäre. Mit über 175 verschiedenen<br />

Services, 15 Datenbanken für unterschiedliche Daten-<br />

Anwendungen <strong>und</strong> über 7000 Lösungen unserer Software-<br />

Partner im AWS Marketplace haben wir das Potenzial,<br />

wirklich jede Anwendung in die Cloud zu bringen.<br />

Man liest <strong>und</strong> hört viel über Datensicherheit.<br />

Welche Alternativen bieten Sie K<strong>und</strong>en an, die ihre<br />

Daten zum Beispiel nicht auf Servern in den USA<br />

oder China gespeichert haben wollen?<br />

30 #<strong>006</strong>


Sicherheit ist die Top-Priorität unseres Angebots. Daher<br />

können unsere K<strong>und</strong>en gr<strong>und</strong>sätzlich selbst entscheiden,<br />

in welcher Region auf dieser Welt ihre Daten gespeichert<br />

werden sollen.<br />

Bei welchen Anwendungen oder Geschäftsmodellen raten<br />

Sie dazu, Daten in einer «geschlossenen» Cloud separiert<br />

von den Daten Ihrer anderen K<strong>und</strong>en zu speichern?<br />

Die Daten aller AWS-K<strong>und</strong>en sind standardmässig maximal<br />

vor unberechtigtem Zugriff durch Dritte geschützt, weshalb<br />

es diese Separation nicht braucht. Die Isolation der Daten<br />

wird dabei durch verschiedene, zertifizierte technische<br />

<strong>und</strong> organisatorische Massnahmen sichergestellt. Darüber<br />

hinaus können K<strong>und</strong>en dafür sorgen, dass ihre Daten<br />

verschlüsselt werden. Wir bieten dafür verschiedene<br />

Services an, die die Verschlüsselung <strong>und</strong> das damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Key-Management erleichtern. Für besondere<br />

regulatorische Anforderungen, die eine exklusive Nutzung<br />

von Hardware erfordern, bieten wir ausserdem passende<br />

Instanz-Typen, die Dedicated Instances, an.<br />

Welche Backup-Mechanismen bieten Sie als AWS,<br />

damit mein datengetriebenes Geschäftsmodell auch<br />

wirklich r<strong>und</strong> um die Uhr verfügbar ist?<br />

Wir betreiben mehrere Verfügbarkeitszonen mit jeweils<br />

einem oder mehreren Rechenzentren an verschiedenen<br />

Standorten innerhalb einer Region, sodass bei einem<br />

Ausfall Ressourcen aus einer anderen Zone übernehmen<br />

können. Viele AWS Services speichern die Daten automatisch<br />

in einer Form ab, die gegen ungewollten Datenverlust<br />

geschützt ist. Andere Services beinhalten automatisierte<br />

Backup-Mechanismen, darüber hinaus gibt es verschiedene<br />

Services <strong>und</strong> Partnerangebote, die es K<strong>und</strong>en erleichtern,<br />

dedizierte Backup-Lösungen in der Cloud aufzubauen.<br />

Es kommt vor, dass Daten versehentlich gelöscht werden.<br />

Wie schnell muss ich reagieren, damit Sie mir diese Daten<br />

retten <strong>und</strong> wieder herstellen können?<br />

Bei uns haben die K<strong>und</strong>en die volle Kontrolle über ihre<br />

AWS-Umgebung. Das bedeutet aber auch, dass gelöschte<br />

Daten unwiederbringlich verloren sind, sofern im Vorhinein<br />

keine Schutzmassnahmen getroffen wurden. Das ist für<br />

die Einhaltung unserer hohen Security- <strong>und</strong> Compliance-<br />

Standards sehr wichtig. So müssen K<strong>und</strong>en beispielsweise<br />

sicher sein können, dass Daten, die aufgr<strong>und</strong> gesetzlicher<br />

Vorgaben gelöscht wurden, nicht wieder hergestellt werden<br />

können. Um ungewollten Datenverlust zu vermeiden,<br />

unterstützen wir aber mithilfe verschiedener Services.<br />

Können Sie anhand eines konkreten Beispiels aufzeigen,<br />

welche monatlichen Kosten bei einer cloudbasierten<br />

Lösung entstehen?<br />

Diese Frage kann leider nicht pauschal beantwortet<br />

werden. Mit Blick auf die unterschiedlichen Dienste<br />

können sehr geringe Kosten für kleine, experimentelle<br />

Cloud-Projekte oder grössere Beträge für sehr komplexe<br />

Anwendungen mit Millionen von Endanwendern <strong>und</strong><br />

hohem Datenvolumen anfallen. Der AWS Simple Monthly<br />

Calculator unter https://calculator.s3.amazonaws.com/<br />

index.html ist der einfachste Weg, eine Beispiel-Rechnung<br />

für eine Cloud-Lösung aufzustellen. Er enthält Beispiele<br />

für ein paar einfache Szenarien. Mithilfe des AWS Free<br />

Tiers können K<strong>und</strong>en ihre ersten Gehversuche in der Cloud<br />

für viele Services kostenlos ausprobieren.<br />

AWS Amazon Web Services | www.amazon.com<br />

Das hinterlegte Whitepaper gibt<br />

Informationen dazu, wie Architekturen<br />

aufzubauen sind, damit diese maximal<br />

gegen einen Ausfall gesichert sind.<br />

#<strong>006</strong> 31


DATENGETRIEBENE GESCHÄFTSMODELLE<br />

DOMÄNEN<strong>WISSEN</strong><br />

EINFACH DIGITALISIERT<br />

Firmenbeitrag – Mit seinem Automated-Machine-Learning-Werkzeug ebnet Weidmüller<br />

den Weg für datengetriebene Geschäftsmodelle. Dieses besteht aus vier Modulen <strong>und</strong> befähigt<br />

Anwender zur Entwicklung eigener Machine-Learning-Modelle.<br />

Von Markus Back<br />

Die Idee von Weidmüller ist ein<br />

vollkommen neuer Ansatz<br />

bei der Realisierung einer<br />

Automated-Machine-Learning-Software<br />

für den Maschinen- <strong>und</strong><br />

Anlagenbau. Das Werkzeug gestattet<br />

es, den Domänenexperten auf Basis<br />

ihres Applikationswissens eigenständig<br />

Machine-Learning-Modelle zu erzeugen.<br />

Das Werkzeug besteht aus vier<br />

Modulen zur Modellbildung, -ausführung,<br />

-optimierung sowie zum Management<br />

der Modelle über ihren Lebenszyklus<br />

hinweg.<br />

1. Modul: Modellbildung<br />

Mit dem Modul zur Modellbildung<br />

können Machine-Learning-Modelle<br />

zur Anomalieerkennung, Klassifikation<br />

<strong>und</strong> Fehlervorhersage erzeugt<br />

werden. Dabei wird der Nutzer durch<br />

den Modelbildungsprozess geführt, so<br />

dass er gezielt sein Applikationswissen<br />

einbringen kann. Auf Basis dieses<br />

Wissens werden automatisch alternative<br />

Modelle erzeugt, optimiert, validiert<br />

<strong>und</strong> gegeneinander vergleichen.<br />

Am Ende des Modellbildungsprozesses<br />

kann der Nutzer das für seine<br />

Applikation am besten passende<br />

Modell nach bestimmten Kriterien,<br />

wie zum Beispiel Modellgüte oder<br />

Ausführungszeit, auswählen, exportieren<br />

<strong>und</strong> speichern oder in die automatisch<br />

generierbare Ausführungsumgebung<br />

überführen.<br />

Daniel Gottardo <strong>und</strong> Boris Savic (rechts) von Weidmüller Schweiz setzen auf<br />

Industrial Analytics. Bild: Susanne Seiler<br />

2. Modul: Modellausführung<br />

Die Ausführungsumgebung dient zum<br />

Betrieb der Machine-Learning-Modelle<br />

in der Cloud oder in einer on Premise-<br />

Anwendung. Sie ist plattformunabhän-<br />

32 #<strong>006</strong>


gig <strong>und</strong> skaliert automatisch gemäss der Anzahl<br />

der auszuführenden Modelle. Darüber hinaus stellt<br />

die Ausführungsumgebung die Modellergebnisse<br />

verständlich dar, so dass der Nutzer konkrete Handlungen,<br />

zum Beispiel zur Fehlervermeidung, umsetzten<br />

kann.<br />

3. Modul: Modelloptimierung<br />

Das Modul zur Optimierung der Machine-Learning-<br />

Modelle im Betrieb ermöglicht es dem Anwender<br />

die Modelle kontinuierlich zu verbessern. Neue Betriebssituationen<br />

einer Maschine oder neue Ereignisse<br />

können den Modellen mit wenigen Klicks<br />

hinzugefügt werden, wodurch sich die Leistungsfähigkeit<br />

der Modelle über ihren Lebenszyklus steigern<br />

lässt.<br />

4. Modul: Management der Modelle<br />

Mit dem vierten Modul werden die Machine-Learning-Modelle<br />

über ihren kompletten Lebenszyklus<br />

hinweg verwaltet. Enthalten sind unter anderem<br />

Funktionen zur Versionierung, Wiederherstellung<br />

<strong>und</strong> Modellüberwachung.<br />

Die einfache Anwendung des Werkzeugs überzeugte<br />

übrigens auch die Juroren des Industrie 4.0<br />

Innovation Award. Dieser wurde während der SPS<br />

2019 zum vierten Mal vergeben <strong>und</strong> ging an Weidmüller.<br />

Roland Heinze, Verlagsleiter Zeitschriften<br />

beim VDE Verlag, zeigte sich in seiner Laudatio<br />

davon überzeugt, dass diese Lösung Ingenieuren<br />

<strong>und</strong> Technikern dabei helfen wird, KI- <strong>und</strong> Machine-Learning-basierte<br />

Modelle zu entwickeln <strong>und</strong><br />

zu nutzen.<br />

Weidmüller Schweiz AG | www.weidmueller.ch<br />

Das Automated-Machine-Learning-Werkzeug ist<br />

der erste Software-Service, der Domänenexperten in<br />

die Lage versetzt, eigenständig Machine-Learning-<br />

Modelle zu erzeugen, ohne selbst Data Scientist zu<br />

sein <strong>und</strong> ohne spezielles Wissen im Bereich KI <strong>und</strong><br />

ML zu haben. Dabei kann ein erstes Modell bereits<br />

in 20 Minuten generiert werden, wobei die erzeugten<br />

Modelle denen einer vollständig automatisierten<br />

Lösung sowie klassischen Condition-Monitoring-<br />

Lösungen überlegen sind. In ersten Pilotprojekten<br />

ist nachgewiesen, dass das Einbringen des<br />

Applikationswissens die Modellgüte signifi kant erhöht.<br />

Das Werkzeug generiert sogar Machine-Learning-<br />

Modelle, die dem von einem Data Scientist kreierten<br />

Modell überlegen sind. Möglich ist dies durch<br />

die Kombination des Automated-Machine-Learning-<br />

Ansatzes mit dem Domänenwissen.<br />

Echt besser!<br />

„ Alles aus einer Hand “<br />

System-Lösungen für Kabel <strong>und</strong><br />

Schaltschrank von Murrplastik.<br />

Murrplastik gehört seit 1963 zu den Pionieren wenn es um<br />

professionelles Kabelmanagement <strong>und</strong> Hightech-Produkte<br />

aus Kunststoff geht. Wir bieten Lösungen zu individuellen<br />

Herausforderungen in den Bereichen Energiekette, Kabelschutz,<br />

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Entwicklungsingenieure stellen für verschiedenste Anwendungsbereiche<br />

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Mit weit über 200 Patenten <strong>und</strong> einem internationalen<br />

Vertriebsnetz sind wir einer der weltweit führenden<br />

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Tel.: +41 52 646 06 46 • Fax: +41 52 646 06 40<br />

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Die O200-Reflexions-Lichttaster mit Hintergr<strong>und</strong>ausblendung<br />

bieten eine Reichweite von 120 mm selbst bei extrem dunklen oder<br />

glänzenden Objekten. Sie werten dabei nicht nur die vom Tastobjekt<br />

zurückgestrahlte Lichtintensität aus, sondern erfassen auch die<br />

Distanz des Objekts zum Sensor. So können Objekte, die sich innerhalb<br />

des einstellbaren Tastbereiches befinden, unabhängig von deren<br />

Farbe <strong>und</strong> Oberfläche erkannt werden. Die Sensoren lassen sich dabei<br />

auch von externem Fremdlicht, wie etwa LED-, Kamera-Beleuchtungen,<br />

Maschinenreflektionen oder vom Licht anderer Sensoren nicht<br />

stören. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Ansprechzeit von 0,25 ms erlauben sie zudem<br />

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kleinsten Objekten bis zu 0,25 mm Grösse.<br />

Baumer Electric AG | www.baumer.com/o200<br />

Kontaktlose Energieübertragung bis 240 W<br />

In der Werkshalle von morgen ist eine dezentrale Versorgungs<strong>und</strong><br />

Dateninfrastruktur ausschlaggebend, damit Maschinen<br />

<strong>und</strong> Anlagen frei beweglich sind <strong>und</strong> über IoT kommunizieren<br />

können. Das Fieldpower-Konzept versorgt Geräte, Maschinen oder<br />

Fahrerlose Transportsysteme durch berührungslose Übertragungseinheiten<br />

mit bis zu 240 W über einen 5 mm grossen<br />

Luftspalt. Das Gehäusesystem gibt es in Schutzklassen bis IP65.<br />

Die typgeprüfte Kühlung ohne Lüfter ermöglicht dabei den<br />

Einsatz in Umgebungstemperaturen bis 50 °C ohne Derating.<br />

Weidmüller Schweiz AG | www.weidmueller.ch<br />

Getriebe-Familie mit vielen Untersetzungsverhältnissen<br />

Die Metall-Planetengetriebe-Familie GPT ist extrem robust <strong>und</strong> toleriert häufige<br />

sowie plötzliche Lastwechsel. Sie arbeitet mit hoher Effizienz, lässt sich mit<br />

unterschiedlichen Motoren kombinieren <strong>und</strong> erlaubt verschiedene Wellenkonfigurationen.<br />

Die Getriebe stehen mit Durchmessern von 22, 32 <strong>und</strong> 42 mm zur<br />

Ver fügung <strong>und</strong> lassen sich mit einer Eingangsdrehzahl von 10 000 min -1 , bei<br />

intermittierendem Betrieb sogar mit bis zu 20 000 min -1 betreiben. Die Serie 42GPT<br />

bietet ein intermittierendes Drehmoment von bis zu 25 Nm bei einer Länge von<br />

71 mm. Alle Getriebe können mit bis zu vier Reduktionsstufen ausgestattet werden,<br />

wobei jede Stufe auf Höchstleistung im Hinblick auf Drehmoment <strong>und</strong> Geschwindigkeit<br />

individuell optimiert wurde.<br />

Faulhaber Minimotor SA | www.minimotor.ch<br />

34 #<strong>006</strong>


Leistungsstarke Steuerung<br />

Die Steuerung X20CP3687X vereint die<br />

Leistung eines IPC mit der kompakten<br />

Bauform der X20-Steuerungsserie. Durch die<br />

hohe Rechenleistung, mehr RAM-Speicher<br />

<strong>und</strong> integriertem Flash-Speicher eignet sie<br />

sich unter anderem für die Abarbeitung<br />

komplexer Regelungsalgorithmen oder für<br />

Roboteranwendungen, die bislang nur mit<br />

einem IPC zu bewältigen waren. Die Steuerung<br />

verfügt über eine Ethernet-Schnittstelle<br />

mit TSN-Unterstützung <strong>und</strong> lässt sich<br />

uneingeschränkt für die Kommunikation<br />

mit dem herstellerübergreifenden Kommunikationsstandard<br />

OPC UA TSN verwenden.<br />

Standardmässig ist sie mit Anschlüssen<br />

für USB <strong>und</strong> Powerlink ausgestattet, weitere<br />

Schnittstellen lassen sich über Interfacemodule<br />

ergänzen. Trotz der Leistungsfähigkeit<br />

entspricht ihre Bauform exakt derjenigen<br />

der übrigen Steuerungen der X20-Serie.<br />

B&R Industrie-Automation AG<br />

www.br-automation.com<br />

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SIAMS : die Messe für die gesamte Produktionskette der Mikrotechnik<br />

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Gratis-Eintrittskarten zum Download ab dem 15. Februar 2020: www.siams.ch/tickets


Kompaktlüfter<br />

mit 42 Prozent Wirkungsgrad<br />

einfach sicher<br />

s-dias safety: flexibel & frei Konfigurierbar<br />

flexibel<br />

mit „Safety Hot Swap“ modulare Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenteile<br />

mit Safety im laufenden Betrieb einbinden, entfernen<br />

<strong>und</strong> umgruppieren<br />

Der Kompaktlüfter Axiforce 80 wurde für Anwendungen<br />

mit hohem Gegendruck bis 1400 Pa<br />

entwickelt. Damit eignet er sich unter anderem<br />

für die Kühlung von LED-Displays, Frequenzumrichtern,<br />

Robotersteuerungen <strong>und</strong> Leistungsmodulen.<br />

Mit einer Grösse von 80 mm verfügt<br />

er über dieselben Abmasse wie sein Vorgänger<br />

S-Force, hat jedoch aerodynamisch optimierte<br />

Lüfterräder. So erreicht er eine Steigerung des<br />

Wirkungsgrads auf 42 Prozent <strong>und</strong> eine um 7 dB<br />

(A) geringere Geräuschemission – bezogen<br />

auf den Arbeitspunkt von 108 m³/h bei 285 Pa<br />

Gegendruck.<br />

ebm-papst AG | www.ebmpapst.ch<br />

Kosteneffizient<br />

durch modularen Aufbau für jede Applikation immer<br />

das schlankste System – ob als Stand-alone-Lösung<br />

oder voll integriert ins Steuerungssystem<br />

Kinderleicht<br />

konfigurieren mit Safety-Funktionsbausteinen<br />

KommuniKativ<br />

Datenaustausch über Ethernet – kabelgeb<strong>und</strong>en<br />

oder wireless (Black-Channel)<br />

Halle 2.1 Stand A3<br />

Eplan Plattform<br />

Version 2.9 jetzt verfügbar<br />

In der Eplan Plattform, Version 2.9, lassen sich<br />

QR-Codes direkt erzeugen. Anwender können<br />

Hyperlinks in ihrer Dokumentation hinterlegen,<br />

die sich dann von mobilen Geräten wie Smartphone<br />

oder Tablet per App scannen <strong>und</strong> öffnen<br />

lassen. Das gilt sowohl für interne als auch für<br />

externe Links. Übrigens: Der QR-Code funktioniert<br />

auch bei ausgedruckten Dokumentationen. Das ist<br />

schneller <strong>und</strong> eben einfacher. Letzteres gilt auch<br />

für den Austausch von Symbolen in Platzhalterobjekten:<br />

Diese können jetzt ganz simpel ersetzt<br />

werden, in dementsprechende Wertesätze ausgewählt<br />

werden. User profitieren von mehr<br />

Übersichtlichkeit durch weniger Makrovarianten.<br />

Eplan Software Services AG | www.eplan.ch<br />

www.sigmatek-automation.ch


PRODUKTE<br />

3D-Robot-Picking<br />

Die 3D-Belt-Pick-Sensor-App ist speziell für das Lokalisieren von Produkten<br />

auf einem Transportband entwickelt worden. Die Belt-Pick-App läuft in der<br />

programmierbaren Kamera TrispectorP <strong>und</strong> liefert kalibrierte Messresultate<br />

<strong>und</strong> Höheninformationen der lokalisierten Produkte, welche es dem Roboter<br />

erlauben, diese schonender zu greifen. Kontrastprobleme, wie weisse Produkte<br />

auf weissem Transportband, sowie das Parametrieren der Kamera bei neuen<br />

Produkten, gehören mit dieser Lösung der Vergangenheit an. Das CSV-Protokoll<br />

erlaubt dabei eine einfache Anbindung der Lösung an alle gängigen Roboter <strong>und</strong><br />

Steuerungen. Über die applikationsspezifische Software Belt Pick erfolgt die<br />

Parametrierung der Kamera <strong>und</strong> die Abgleichung mit den Roboterkoordinaten.<br />

Sick AG | www.sick.ch<br />

Wireless Panel<br />

Das Wireless Panel HGW 1033-32 ist mit Safety-Elementen,<br />

einem hochauflösenden 10,1-Zoll-Multitouchdisplay<br />

sowie drei Drehgebern ausgestattet. So kann der Bediener<br />

ohne Kabel ganz nahe an die Maschine beziehungsweise<br />

den Roboter ran <strong>und</strong> hat so den Prozess genau im Blick.<br />

Für die Sicherheit sorgen der Zustimmtaster, ein Schlüsselschalter<br />

sowie ein aktiv-leuchtender Not-Halt. Zudem<br />

erleichtern die drei Dreh geber an der Front den Einrichtebetrieb.<br />

Der Bediener kann die Maschine oder Roboter<br />

im Auge behalten <strong>und</strong> beispiels weise die Achsen über die<br />

Drehgeber nahezu blind verfahren. Das Panel lässt sich<br />

zwei St<strong>und</strong>en lang ohne<br />

Nachladen betreiben,<br />

unterstützt die OPC-UA-<br />

Kommunikation <strong>und</strong> verfügt<br />

über USB-Schnittstellen.<br />

Sigmatek Schweiz AG<br />

www.sigmatek-automation.ch<br />

3D-Mehrlagenscanner<br />

Feuerresistentes Cat.6-Kabel<br />

Das Etherline-Fire-Kabel hält Notstromkreise<br />

auch bei Feuer aufrecht. Dieses<br />

gibt es nun auch in einer Cat.6-Version für<br />

Datenübertragungsraten bis 10 Gbit/s bei<br />

hoher Signalgüte bis Leitungslängen von<br />

100 m. Eine Aderisolation auf Basis von<br />

Polyolefin sowie eine Umwicklung der<br />

Adern mit einem Anti-Feuer-Spezialband<br />

blocken Flammen für mindestens 120<br />

Minuten. Eine Ges<strong>und</strong>heitsgefahr für die<br />

Einsatzkräfte besteht dabei nicht, denn<br />

der Aussenmantel ist halogenfrei, wodurch<br />

er keine korrosiven Gase freisetzt.<br />

U.I. Lapp GmbH | www.lappgroup.com<br />

Der Mehrlagenscanner R2300 für die 3D-Objektdetektion integriert<br />

hochpräzise Laser messtechnik, die vier Scanebenen auswertet <strong>und</strong> so<br />

Objekte in ihrer Länge, Breite <strong>und</strong> Höhe detektieren <strong>und</strong> messen kann.<br />

Der Scanner verfügt über einen Messbereichsöffnungswinkel von 100°,<br />

wobei er mit einer Winkelauflösung von 0,1° arbeitet. Er bietet darüber<br />

hinaus grosse Messbereiche bis 10 m auf helle Objekte <strong>und</strong> bis zu 4 m auf<br />

dunkle Oberflächen, eine Messrate von 50 kHz sowie wählbare Scanraten<br />

von 12,5 oder 25 Hz mit bis zu 4000 Pixeln pro Scan. In Verbindung mit<br />

dem lasertypischen, kleinen Infrarot-Lichtfleck ist er zudem in der Lage,<br />

auch filigrane Objektstrukturen <strong>und</strong> Konturen zu verlässig zu erkennen.<br />

Pepperl+Fuchs AG | www.pepperl-fuchs.com<br />

#<strong>006</strong> 37


KOLLABORATIVES<br />

ARBEITEN<br />

#001<br />

DIE ZUKUNFT<br />

DER INDUSTRIE 4.0<br />

STEHT BEREIT<br />

Mit der Digitalisierung kam verstärkt der Gedanke auf, dass kollaboratives<br />

Arbeiten ein Teil davon sein könnte. Doch es braucht Visionäre, damit dieser<br />

Gedanke auch Formen bekommt – <strong>und</strong> Gebäude, in denen die Zukunft des<br />

Arbeitens umgesetzt werden kann. In Arlesheim wird gerade ein solches Areal<br />

entwickelt. Und dort sitzt auch der Visionär dieses Projekts.<br />

Hans-Jörg Fankhauser, CEO der Fankhauser Arealentwicklungen<br />

AG, ist der Kopf hinter uptown-<br />

Basel, eines der faszinierendsten Schweizer<br />

Projekte, welches sich den grossen Fragen der zukünftigen<br />

Arbeitswelt widmet. Wie werden wir in ein paar<br />

Jahren (zusammen)arbeiten? Welche Technologien helfen<br />

uns, diese Ziele zu erreichen? Und welche Möglichkeiten<br />

bestehen schon heute? UptownBasel wird die neusten Erkenntnisse<br />

auf solche Fragen in einem Kompetenzzentrum<br />

für die Industrie 4.0 umsetzen.<br />

Dieses Zentrum ist keine Fiktion, sondern<br />

entsteht in diesem Moment auf einem<br />

70 000 Quadratmeter grossen Areal in<br />

Arlesheim/BL. Im Dezember 2020 ziehen<br />

die ersten drei Firmen mit insgesamt r<strong>und</strong><br />

600 Arbeitnehmern ins Gebäude 1 ein<br />

<strong>und</strong> in acht Jahren wird auch das letzte<br />

der Gebäude auf dem Areal fertig sein.<br />

38 #<strong>006</strong>


Topmoderne Bauten, darunter das sicherste Industrie-<br />

Gebäude der Nordwestschweiz, in welchem mehrere Datencenter<br />

geplant sind, neuartige Bürolandschaften <strong>und</strong><br />

komplett flexible Hightech-Produktionshallen, die das<br />

Kernelement des Areals bilden: Das Zentrum für die digitale<br />

Transformation bietet zukünftig Platz für 50 Firmen <strong>und</strong><br />

insgesamt bis zu 2000 Arbeitsplätzen.<br />

Wie aber wird dort gearbeitet? Hans-Jörg Fankhauser sieht<br />

die Zukunft des industriellen Arbeitens auf campusartigkonzipierten<br />

Geländen, die mit verlockenden Gastroangeboten<br />

oder Sportmöglichkeiten die Work-Life-Balance steigern.<br />

Aber natürlich auch das fördern, was für die Zukunft<br />

immer wichtiger wird: Projekte in kollaborativer Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> vernetzt zu entwickeln.<br />

Zur Rubrik<br />

Diese fortlaufende Rubrik<br />

«Kollaboratives Arbeiten»<br />

entsteht in Zusammenarbeit<br />

mit uptownBasel <strong>und</strong> wird<br />

von ihr fi nanziell unterstützt.<br />

Die Rubrik beschreibt die<br />

Möglich keiten, welche sich<br />

Industriefi rmen bieten im<br />

Zeitalter der Digitalisierung:<br />

Vom kollaborativen Arbeiten<br />

bis zur vollkommen vernetzten<br />

Produktion wie sie in Arlesheim<br />

im «Kompetenzzentrum<br />

Industrie 4.0» derzeit aufgebaut<br />

wird.<br />

Folge 2 in der <strong>Ausgabe</strong> #007:<br />

Die Mieter von uptownBasel<br />

www.uptownbasel.ch<br />

Das dürften also schlechte Nachrichten<br />

sein für Firmen, welche heute allein<br />

in einem Gewerbegebiet abgeschottet<br />

arbeiten. Anderseits stehen Lösungen<br />

bereit. Denn uptownBasel ist für<br />

alle offen.<br />

Jede Firma – ob KMU oder Konzern – hat die Chance, ein<br />

eigenes Team nach Arlesheim zu senden. Dort können sie<br />

als Mieter von modernsten Infrastrukturen profitieren, vom<br />

Arbeitsplatz aus auf futuristisch anmutende Produktionshallen<br />

zugreifen <strong>und</strong> das kollaborative Arbeiten pflegen.<br />

Seit dem Baustart am 26. März 2019 hat sich auf dem<br />

Gelände des Schorenareals bereits viel ver ändert. Das erste<br />

Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von 25 000 Quadratmetern<br />

wurde bereits im Rohbau fertiggestellt <strong>und</strong> beinhaltet<br />

drei von sieben Produktionshallen. Diese drei Produktionshallen<br />

im ersten Gebäude bieten dank der stützenfreien<br />

Konstruktion höchste Flexibilität auf einer Gr<strong>und</strong>fläche von<br />

1500 Quadratmetern mit einer Höhe von 9,5 m pro Halle.<br />

Diese Hallen wurden bewusst so konstruiert, um Mietern<br />

mit grossen Anlagen die maximale Flexibilität bieten<br />

zu können. Über diesen Hightech-Hallen wird eine der<br />

modernsten Bürolandschaften integriert, welche auf 9000<br />

Quadratmetern Platz für insgesamt 600 Technologiespezialisten<br />

bieten.<br />

In diesen Hallen <strong>und</strong> Bürolandschaften sollen dank neuartiger<br />

Vernetzung erfolgreiche Ideen, Produkte <strong>und</strong> Geschäftsfelder<br />

entstehen – <strong>und</strong> das alles «Made in Switzerland».<br />

#<strong>006</strong> 39


TECHNISCHES RUBRIKTITEL ENGLISCH<br />

BRUSH IT UP!<br />

Maxon fliegt zur Sonne<br />

Maxon is flying to the Sun<br />

Solar Orbiter wird im Februar starten <strong>und</strong> den<br />

Wissenschaftlern neue Erkenntnisse über die<br />

Sonne liefern.<br />

In February, Solar Orbiter will start its mission to<br />

provide scientists with new data about the Sun.<br />

Solar Orbiter wird näher an die Sonne fliegen als<br />

ihr nächster Planet Merkur – auf r<strong>und</strong> 45 Millionen<br />

Kilometer.<br />

Entsprechend heiss wird es auf der sonnenzugewandten<br />

Seite: über 500 Grad Celsius.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> schützt ein Hitzeschild die<br />

wertvollen Instrumente an Bord <strong>und</strong> gibt den Blick<br />

auf die Sonne mittels Klappen nur während den<br />

Messungen frei.<br />

Das gilt auch für das Röntgenteleskop (STIX).<br />

Entwickelt wurde es an der Hochschule für<br />

Technik der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

(FHNW) – in Zusammenarbeit mit mehreren<br />

Schweizer Industriepartnern wie etwa Almatech.<br />

Auch Schweizer Antriebe von Maxon kommen<br />

im Röntgenteleskop zum Einsatz.<br />

Zwei speziell modifizierte DC-Motoren mit Durchmessern<br />

von 13 Millimetern bewegen ein Dämpfungsnetz<br />

aus Aluminium, welches je nach Bedarf<br />

vor die 30 Detektoren von STIX geschoben wird.<br />

Die Mikroantriebe sind parallel platziert, können<br />

gemeinsam oder einzeln betrieben werden,<br />

was einen reibungslosen Betrieb über die ganze<br />

geplante Mission von fünf Jahren sicherstellt.<br />

Solar Orbiter will fly within 45 million kilometers<br />

of the Sun – closer than Mercury, its nearest planet.<br />

At this distance, the side of the probe facing<br />

the Sun will be exposed to intense heat: more<br />

than 500 degrees Celsius.<br />

A heat shield will protect the valuable instruments<br />

on board the probe, equipped with shutters to<br />

provide a view of the Sun only when measurements<br />

are being taken.<br />

The same applies to the spectrometer-telescope<br />

for imaging X-rays (STIX). It was developed at the<br />

University of Applied Sciences and Arts Northwestern<br />

Switzerland (FHNW) in collaboration with<br />

several industrial partners from Switzerland,<br />

including Almatech.<br />

Swiss drives made by maxon are among the<br />

components used in the X-ray telescope.<br />

Two specially modified DC motors with diameters<br />

of 13 mm move an aluminium attenuator, which<br />

slides in front of STIX’s 30 detectors as required.<br />

The micro drives are wired in parallel and can<br />

be used together or individually. This ensures<br />

that they’ll run smoothly for the entire five years<br />

planned for the mission.<br />

Wie würden Sie den Text übersetzen? Versuchen Sie es einfach,<br />

Satz für Satz. Der deutsche Text in dieser «Brush it up»-Rubrik<br />

wie auch die englische Übersetzung stammen von einer Pressemitteilung<br />

der Firma Maxon Motor. Bild/Picture: Maxon Motor<br />

40 #<strong>006</strong>


RUBRIKTITEL<br />

NEWS IN<br />

ZAHLEN<br />

Ostasien investiert viel Geld in Forschung. Die EPFL hat auch einiges zusammengebracht.<br />

Und in technologiegetriebene Schweizer Start-ups wurde im Jahr 2019 rekordhoch investiert.<br />

All diese News sagen wenig aus ohne Zahlen. Deshalb hier ein paar gewichtige Zahlen<br />

aus Industrie <strong>und</strong> Forschung.<br />

613 000 000 000<br />

US-DOLLAR<br />

China, Japan <strong>und</strong> Südkorea werden immer mehr zum<br />

Innovationsmotor. 613 Mrd. US-Dollar investieren sie bereits<br />

in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung.<br />

1<br />

SWISS PLASTICS<br />

EXPO AWARD<br />

Die Firma Tide Ocean <strong>und</strong> die HSR gewannen<br />

den ersten Swiss Plastics Expo Award in<br />

der Kategorie «Nachhaltigkeit». Sie haben eine<br />

Methode entwickelt, mit der sie Plastikmüll<br />

aus dem Meer in hochwertigen Kunststoff<br />

umwandeln können.<br />

285 800 000<br />

FRANKEN<br />

2019 war das zweitbeste Jahr, was die<br />

Mittelbeschaffung der EPFL-Startups<br />

betrifft, die 285,8 Millionen CHF an neuen<br />

Investitionen anzogen.<br />

55<br />

PROZENT<br />

Neues Jahr, neue Sorgen.<br />

Bei den CIOs ist es in diesem<br />

Jahr die Cybersecurity.<br />

55 % aller befragten<br />

Schweizer CIO bewerteten<br />

das Thema als «äusserst<br />

wichtig» für das Jahr 2020.<br />

300 000 000 000<br />

VOXEL<br />

KIT-Forscher haben mit bisher unerreichter<br />

Geschwindigkeit eine nur 60 mm 3 komplexe<br />

Gitterstruktur aufgebaut mit submikrometergrossen<br />

Details. Der Rekord: Das Objekt<br />

enthält unglaubliche 300 Milliarden Voxel.<br />

266<br />

FINANZIERUNGSRUNDEN<br />

Im Jahr 2019 wurden in der Schweiz 2,293 Milliarden<br />

Franken in technologiegetriebene Jungfirmen<br />

investiert. Ein Allzeithoch! Die Zahl der Finanzierungsr<strong>und</strong>en<br />

belief sich auf 266.<br />

#<strong>006</strong> 41


Wissenswertes<br />

Ab dem Herbstsemester 2020 startet an der ZHAW School of Engineering der neu gestaltete<br />

Master of Science in Engineering. Anmeldeschluss zum Studium ist der 30. April.<br />

Master auf Science in Engineering<br />

Der Master of Science in Engineering (MSE) erfährt<br />

zum Herbstsemester 2020 ein Redesign, indem<br />

die teilnehmenden Fachhochschulen ihr Angebot<br />

auf 14 Profile erweitern. «Das erlaubt den Studierenden<br />

eine klare Profilierung in ihrer Studienrichtung»,<br />

sagt Reto Knaack, MSE-Studiengangleiter an der ZHAW<br />

School of Engineering.<br />

Um die Nachfrage nach hochqualifiziertem Fachpersonal<br />

zu bedienen, werden die Profile Medical Engineering, Photonics<br />

<strong>und</strong> Aviation neu geschaffen. Bei Letzt genanntem<br />

werden die Studierenden in verschiedensten Bereichen<br />

ausgebildet, um die künftigen Herausforderungen in der<br />

Luftfahrt bewältigen zu können. Auch in anderen zukunftsweisenden<br />

Themenbereichen bietet die ZHAW eine vertiefte<br />

Ausbildung an. Im Profil Medical Engineering werden die<br />

Studierenden in den Bereichen Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften<br />

<strong>und</strong> Medizintechnik ausgebildet. Dabei stehen die Entwicklung,<br />

Optimierung <strong>und</strong> Anwendung innovativer Lösungen<br />

für Kliniken <strong>und</strong> Medizinindustrie im Vordergr<strong>und</strong> der Ausbildung.<br />

Und auch in der Entwicklung von Licht- <strong>und</strong> Laserapplikationen<br />

für hochentwickelte (Sensor-) Technologien<br />

sind gut ausgebildete Ingenieure gesucht.<br />

Damit die Absolventen ihre Karriere auch im internationalen<br />

Berufsumfeld forcieren können, werden die Theoriemodule<br />

vollständig in englischer Sprache unterrichtet. In<br />

der angewandten Forschung <strong>und</strong> Entwicklung setzen die<br />

Masterstudierenden das Erlernte in die Praxis um. Dazu<br />

bieten die 13 beteiligten Institute <strong>und</strong> Zentren die Profile als<br />

Teil der fachlichen Vertiefung im MSE an <strong>und</strong> legen dabei<br />

den Fokus auf die individuelle Betreuung <strong>und</strong> Ausbildung<br />

der Studierenden.<br />

www.zhaw.ch/de/engineering/studium/masterstudium<br />

42 #<strong>006</strong>


KI sorgt für saubere<br />

Städte<br />

Saubere Städte dank Künstlicher<br />

Intelligenz <strong>und</strong> dabei<br />

erst noch Kosten gespart!<br />

Wie das geht, wissen das<br />

Westschweizer Start-up-Unternehmen<br />

Cortexia <strong>und</strong> die Embedded-Spezialistin<br />

Syslogic AG aus Baden-Dättwil.<br />

Eine entscheidende Rolle in dieser Anwendung<br />

spielen auf Kommunalfahrzeugen<br />

verbaute KI-Computer <strong>und</strong><br />

Bildverarbeitungssysteme. Letztere erfassen<br />

während den Einsatzfahrten<br />

die Umgebung <strong>und</strong> ermitteln in Echtzeit<br />

in der Edge den Verschmutzungsgrad-<br />

<strong>und</strong> -art <strong>und</strong> schlagen daraufhin<br />

entsprechende Reinigungsmassnahmen<br />

vor.<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Vollständiger Bericht<br />

20.–24. APRIL 2020<br />

DIE TRANSFORMATION<br />

IST ÜBERALL. IHR HERZ<br />

SCHLÄGT IN HANNOVER.<br />

Wir begleiten die industrielle Transformation seit über 70 Jahren –<br />

als Motor, Impulsgeber <strong>und</strong> Wegweiser.<br />

Werfen Sie einen Blick in die Zukunft: auf der HANNOVER MESSE.<br />

Be part of it: hannovermesse.de #HM20<br />

HOME OF INDUSTRIAL PIONEERS


<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

Siemens <strong>und</strong> ETH Zürich tun es weiterhin<br />

Die Siemens Schweiz AG <strong>und</strong> die ETH Zürich haben<br />

im Rahmen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in<br />

Davos die Fortsetzung ihrer strategischen Partnerschaft<br />

bekannt gegeben. Das Engagement soll in<br />

den kommenden fünf Jahren zu einer noch engeren Zusammenarbeit<br />

führen.<br />

Bevölkerungswachstum, Verstädterung <strong>und</strong> Energieversorgung<br />

sind Herausforderungen unserer Zeit. Deshalb fördert<br />

Siemens mit einer Schenkung an die ETH Fo<strong>und</strong>ation<br />

den Bereich «Nachhaltiges Bauen/Digitale Fabrikation» <strong>und</strong><br />

ermöglicht innovative ETH-Forschungsprojekte. «Die Forschungsprojekte<br />

werden gemeinsam definiert <strong>und</strong> liefern<br />

unseren Fachleuten wertvollen Input für die eigene Produktentwicklung<br />

im Bereich Gebäude- <strong>und</strong> Energietechnik»,<br />

erklärte Cedrik Neike, CEO von Siemens Smart Infrastructure.<br />

ETH-Präsident Joël Mesot ergänzt: «Dank der<br />

Zusammenarbeit mit Industriepartnern wie Siemens können<br />

wir Innovationen zum Nutzen der Gesellschaft noch<br />

schneller vorantreiben.»<br />

Ein erstes Projekt im Rahmen dieser erneuerten Kooperation<br />

wurde bereits Anfang Januar 2020 lanciert. Dabei geht<br />

es um die Anwendung von maschinellen Lernprozessen bei<br />

der Planung von Gebäuden.<br />

ETH-Präsident Joël Mesot (rechts) <strong>und</strong> Cedrik Neike,<br />

CEO Siemens Smart Infrastructure, nach der Vertragsunterzeichnung.<br />

Bild: ETH Zürich<br />

www.siemens.ch<br />

Durchbruch bei Brennstoffzellentechnologie<br />

Eines der grössten Hindernisse für den Durchbruch<br />

der Brennstoffzellentechnologie sind die hohen<br />

Kosten im Vergleich zu etablierten Benzin- oder<br />

Dieselantrieben. Das liegt vor allem am Einsatz<br />

nicht standardisierter Komponenten <strong>und</strong> der meist wenig<br />

automatisierten Produktion von Polymer-Elektrolyt-<br />

Membran-Brennstoffzellenstacks (PEMFC-Stacks), dem<br />

Herzstück des Brennstoffzellensystems.<br />

Im EU-Projekt Fit-4-AMandA konzentrieren sich Forscher<br />

des Fraunhofer IWU daher gemeinsam mit Partnern auf die<br />

automatisierte Serienfertigung von PEMFC-Stacks <strong>und</strong><br />

deren Komponenten. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen<br />

dazu beitragen, Brennstoffzellensysteme kostengünstig<br />

in grösseren Mengen herzustellen. In einem ersten Schritt<br />

erstellte das Projektteam daher zunächst ein Lasten- <strong>und</strong><br />

Pflichtenheft für die zu entwickelnde automatisierte Stack-<br />

Montagelinie. Die darin verankerten Anforderungen an das<br />

geplante Produktionssystem ergaben sich unter anderem<br />

aus dem angestrebten Automatisierungsgrad, der Handhabung<br />

fragiler Komponenten, dem Maschinendesign, dem<br />

Qualitätssicherungssystem <strong>und</strong> den speziellen Infrastrukturanforderungen.<br />

Die nach diesen Parametern entwickelte<br />

Anlage wurde im Juni 2019 beim Projektpartner Proton<br />

Motor in Puchheim aufgebaut <strong>und</strong> befindet sich derzeit im<br />

Testbetrieb.<br />

Und dieser Testbetrieb verläuft äusserst vielversprechend.<br />

So konnte im Vergleich zu herkömmlichen Fertigungsmethoden<br />

die Kapazität um Faktor 15 bis 30 erhöht sowie<br />

die Montagezeit um circa 95 Prozent <strong>und</strong> die Kosten für den<br />

reinen Montageprozess um 90 Prozent reduziert werden.<br />

www.iwu.fraunhofer.de<br />

PEMFC Stack der Proton Motor Fuel Cell GmbH.<br />

Bild: Fraunhofer IWU<br />

44 #<strong>006</strong>


Besuchen Sie uns!<br />

Halle 2.0 / Stand E.01<br />

INTEGRIERTES VISIONSYSTEM<br />

Mehr als embedded<br />

Komplettes Portfolio: www.br-automation.com/vision<br />

Einfach. Mehr. Sehen.<br />

UV<br />

IR


ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />

5 Firmen – 5 Trends in der Mikrotechnik<br />

DER TREND GEHT<br />

EINDEUTIG<br />

IN RICHTUNG …<br />

Was geschieht, wenn man einen Werkzeughersteller, einen Maschinenbauer,<br />

einen Maschinenhändler, einen Roboterhersteller <strong>und</strong> einen Digitalisierungsspezialisten<br />

nach den Trends in der Mikrotechnik befragt <strong>und</strong> nach eigenen Produkten, welche<br />

unter diesem Einfluss des erwähnten Trends entwickelt wurden? Lesen Sie es selbst!<br />

Von Eugen Albisser<br />

Welche Trends erkennen Sie in der<br />

Mikrotechnik?<br />

DC Swiss: Die Entwicklung von kleineren,<br />

leistungsfähigeren <strong>und</strong> kombinierten<br />

Einheiten wird weiter fortschreiten, was die Bedürfnisse<br />

<strong>und</strong> Bearbeitungsstrategien beeinflusst. Das Zusammenspiel<br />

von Mechanik, Elektronik <strong>und</strong> Informatik auf engstem<br />

Raum fordert kleinere physische Verbindungen <strong>und</strong> stellt<br />

somit Anforderungen an kleinste <strong>und</strong> präziseste Werkzeuge<br />

für die prozesssichere Gewindebearbeitung. Aufgr<strong>und</strong><br />

der hohen Produktanforderungen <strong>und</strong> der effizienteren<br />

Wirtschaftlichkeit im Herstellungsprozess entsteht<br />

das Bedürfnis, bestehende Folgeprozesse, wie beispielsweise<br />

das Entgraten des Gewindes, zu beseitigen.<br />

Fanuc: Der Trend geht eindeutig in Richtung Ultrapräzision<br />

für die Massenproduktion, welche sich für die Bearbeitung<br />

von komplexen Formkernen <strong>und</strong> Werkstücken eignen<br />

soll <strong>und</strong> darüber hinaus für eine ganze Reihe von Anwendungen,<br />

die Präzision im Nanobereich erfordern.<br />

Fehlmann: Die 5-Achs-Bearbeitung auch bei ganz feinen<br />

<strong>und</strong> sehr präzisen mechanischen Bauteilen <strong>und</strong> das<br />

möglichst automatisiert für eine Produktion r<strong>und</strong> um<br />

die Uhr ist definitiv ein Trend.<br />

Siemens: Der digitale Zwilling der Werkzeugmaschine –<br />

als Ausgangsbasis für hochpräzise Maschinen <strong>und</strong><br />

Teile – nimmt einen immer höheren Stellenwert sowohl<br />

bei Maschinenbauern als auch bei Endk<strong>und</strong>en ein.<br />

Ein digitaler Zwilling ermöglicht eine weitere Optimierung<br />

der Qualität <strong>und</strong> höchste Auslastung der Maschinen.<br />

Suvema: Die Miniaturisierung in den diversen Medtech-<br />

Bereichen – <strong>und</strong> auch in der Uhrenindustrie oder in der<br />

e-Mobilität – verlangt immer kleinere Werkstücke in<br />

höchster Präzision mit Glanz-Oberflächengüte. Gefragt<br />

sind kleinste Hochpräzisionsdrehmaschinen <strong>und</strong> 3-<br />

<strong>und</strong> 5-Achsen-Bearbeitungszenter mit grosser Dynamik<br />

<strong>und</strong> extremer Stabilität auf kleinster Aufstellfläche.<br />

Haben Sie ein Produkt im Portfolio, welches unter<br />

dem Einfluss Ihres erwähnten Trends entwickelt wurde?<br />

DC Swiss: Die Familie der Gewindewirbler wurde mit<br />

der GWi5000-Serie ergänzt, die die Herstellung des<br />

perfekten Gewindes ermöglicht: gratfrei <strong>und</strong> mit feiner<br />

Ober fläche.<br />

Fanuc: Die Robonano α-NMiA von Fanuc ist eine Fräsmaschine<br />

mit einer Befehlsauflösung im Sub-Nano-Bereich<br />

<strong>und</strong> setzt damit neue Massstäbe in Sachen Genauigkeit<br />

beim Fräsen. Es werden damit gefräste Oberflächen mit<br />

einer Rauheit von wenigen Nanometern möglich, womit<br />

dieses Bearbeitungszentrum schlagartig in den Fokus<br />

der Uhren- <strong>und</strong> Medizintechnikbranche rückte.<br />

Fehlmann: Die 5-Achs Versa-Baureihe <strong>und</strong> im Speziellen<br />

die Versa 645 linear ist für die erwähnten Anwendungsfälle<br />

der 5-Achs-Bearbeitung ideal. Die Maschine kann<br />

optimal automatisiert werden <strong>und</strong> verliert aber nicht das<br />

Handling beim Einfahren der Serienteile beziehungsweise<br />

beim Herstellen von Einzelteilen.<br />

Siemens: Die neue Siemens-Steuerung Sinumerik One<br />

wurde als «Digital Native CNC» entwickelt. Wir haben<br />

46 #<strong>006</strong>


Trend präzise 5-Achs-Bearbeitung: Neueste Technologie-<br />

Features sorgen auf Maschinen wie von Fehlmann, dass<br />

höchste Genauigkeit <strong>und</strong> Produktivität der ganzen Anlage<br />

r<strong>und</strong> um die Uhr gewährleistet sind.<br />

Trend Ultrapräzision: Die Robonano α-NMiA von Fanuc<br />

ist eine Fräsmaschine mit einer Befehlsauflösung<br />

im Sub-Nano-Bereich.<br />

hierbei konsequent unseren eigenen Ansatz des digitalen<br />

Zwillings verfolgt: Die Steuerung wurde zuerst virtuell<br />

entwickelt <strong>und</strong> getestet, bevor die Software mit der<br />

Hardware verb<strong>und</strong>en wurde.<br />

Suvema: Sowohl die Kleinst-Langdrehmaschine Citizen<br />

Cincom R504 wie auch die ultrakompakten 3- <strong>und</strong> 5-Achsen-<br />

Bearbeitungszentren Hasegawa PM150 <strong>und</strong> PM250-5X<br />

wurden genau unter diesen Vorgaben entwickelt.<br />

Wo lagen die Herausforderungen bei der Umsetzung<br />

dieses Produkts?<br />

DC Swiss: Das präzise Schleifen des Werkzeuges, die<br />

Geometrieabstimmung der unterschiedlichen Schneiden,<br />

da mindestens eine Schneide den Kerndurchmesser<br />

<strong>und</strong> mehrere Schneiden das Gewindeprofil realisieren,<br />

sowie die richtige Beschichtung <strong>und</strong> Kühlmittelzufuhr<br />

für den Einsatz in unterschiedlichen Werkstoffen – das<br />

alles waren grosse Herausforderungen.<br />

Fanuc: Die grössten Herausforderungen lagen nicht bei<br />

der Steuerung selbst oder den Antrieben, sondern liegen<br />

in den Installationsanforderungen: Voraussetzung ist<br />

eine konstante Raumtemperatur von 23 °C, wobei eine<br />

maximale Abweichung im Bereich von ± 1 °C je nach<br />

angestrebter Bearbeitungsgenauigkeit zulässig ist; dies bei<br />

50 % Feuchtigkeit, 0,7 ± 0,01 MPa <strong>und</strong> 1 m3/min Druckluft.<br />

Fehlmann: Die Herausforderung liegt bei der höchsten<br />

Genauigkeit <strong>und</strong> Produktivität der ganzen Anlage <strong>und</strong> das<br />

r<strong>und</strong> um die Uhr. Die Maschine verfügt über die nötigen<br />

Technologie-Features, so dass auch unbemannt höchste<br />

Genauigkeit am Werkstück erzielt wird. Bei der Versa<br />

645 linear war zusätzlich noch die Integration von<br />

Fräs- <strong>und</strong> Schleifprozessen in die Anlage zum Herstellen<br />

von hochpräzisen Teilen eine Herausforderung.<br />

Siemens: Die grösste Herausforderung ist das konsequente<br />

Denken <strong>und</strong> Realisieren des digitalen Zwillings <strong>und</strong> das<br />

aktive Erkennen von neuen Geschäftsmodellen, welche<br />

sich damit ergeben. Um das volle Potenzial der Sinumerik<br />

One nutzen zu können, muss ein Wandel sowohl in den<br />

Entwicklungsprozessen wie auch im Sales, Marketing <strong>und</strong><br />

auf Geschäftsleitungsebene stattfinden.<br />

Suvema: Die rationelle, automatisierte Fertigung kleinster<br />

Werkstücke in höchster Genauigkeit <strong>und</strong> mit perfekter<br />

Oberflächengüte.<br />

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Den vollständigen<br />

Trendbericht lesen Sie auf<br />

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#<strong>006</strong> 47


DER RICHTIGE<br />

SCHLIFF<br />

Wenn Firmen hochpräzise <strong>und</strong> komplexe Wendeschneidplatten für das<br />

Langdrehen benötigen, dann ist die Firma Bimu eine sichere Anlaufstelle.<br />

Aber nicht nur bei Sonderwerkzeugen können die Bernjurassier auftrumpfen.<br />

Auch die Standardwerkzeuge zeugen von höchster Innovationskraft.<br />

Von Eugen Albisser (Text) <strong>und</strong> Ruben Sprich (Fotos)<br />

48 #<strong>006</strong><br />

Vollautomatisierter Betrieb: Die Wendeschneidplatten<br />

werden auf den Maschinen von Rollomatic im<br />

24 St<strong>und</strong>en-Betrieb gefertigt <strong>und</strong> dies derart präzise,<br />

dass die Abweichung von der ersten bis zur letzten<br />

Wendeplatte maximal 2 µm beträgt.


ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />

Es gibt in der Schweiz für ein paar Tage im Jahr ein<br />

Epizentrum der Mikrotechnik: die Messe Siams in<br />

Moutier. Doch abgesehen von diesen vier Tagen im<br />

April arbeiten unzählige Firmen über den ganzen<br />

Jurabogen verteilt unermüdlich daran, die Schweizer Mikrotechnikbranche<br />

voranzubringen <strong>und</strong> deren Ruhm zu festigen.<br />

Keine Ausnahme bildet hier das unauffällige Städtchen<br />

Tavannes, gerade einmal 15 Kilometer von Moutier entfernt.<br />

Dort brachte die Uhrenindustrie um 1850 die Industrialisierung,<br />

worauf eine Blütezeit folgte. Heute ist davon nur wenig<br />

zu sehen, aber noch immer ist die Uhrenindustrie präsent,<br />

die Maschinenindustrie <strong>und</strong> die Feinmechanik.<br />

DIE FIRMA BIMU<br />

An der Rue du Quai 10, gleich hinter dem Bahnhof von Tavannes,<br />

ist eine dieser Firmen lokalisiert, die still <strong>und</strong> leise zum<br />

weltweiten Ruhm der hiesigen Branche beiträgt: die Bimu<br />

SA – Cutting Tools and Accessories. Der Firmenkatalog<br />

der Bernjurassier zeigt auf 208 Seiten eine beeindruckende<br />

Palette an Standard-Wendeplatten für die Präzisionsbearbeitung<br />

<strong>und</strong> Zubehör wie modulare Werkzeugsysteme <strong>und</strong><br />

Werkzeughalter. «Unter den Standard-Wendeplatten sind<br />

viele ehemalige Sonderanfertigungen, die aber ein breiteres<br />

Bedürfnis abdeckten <strong>und</strong> so in den Katalog aufgenommen<br />

wurden», sagt Michael Zuber, Inhaber <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />

von Bimu. Kein W<strong>und</strong>er also, dass der neue Katalog, der zur<br />

Siams 2020 erscheint, weiter an Umfang zulegen <strong>und</strong> nun<br />

bereits r<strong>und</strong> 300 Seiten aufweisen wird.<br />

natürlich eine höhere Stabilität. Daher kann man zum<br />

Beispiel tiefer abstechen <strong>und</strong> das ist beliebt in der zweiten<br />

grossen Branche, die wir beliefern, der Automobilbranche<br />

<strong>und</strong> auch in der Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt.<br />

WENDESCHNEIDPLATTEN<br />

FÜR DIE DÉCOLLETAGE<br />

Bimus Wendeschneidplatten <strong>und</strong> Zubehör für Langdrehautomaten<br />

sind in der Schweiz beliebt. Ein Drittel des Umsatzes<br />

macht das Unternehmen im Heimmarkt. Als wichtigster<br />

Handelspartner im Ausland gilt Deutschland, dann folgt die<br />

USA <strong>und</strong> dann Singapur. Bimu ist aber auch in preissensiblen<br />

Märkten wie China bereits auf gutem Weg mit den Sonderwerkzeugen.<br />

Denn auch dort setzt sich die Erkenntnis<br />

durch, dass es gewinnbringender sein könnte, fertige Sonderwerkzeuge<br />

einzusetzen, als solche Werkzeuge selbst zu<br />

schleifen.<br />

Dennnoch gibt es das Handwerk des Décolleteurs, der auch<br />

Stähle geschickt zu schleifen weiss. Doch eine gleichbleibende<br />

Präzision hinzubekommen, ist selbst für den<br />

besten Décolleteur nicht möglich. Jedes Werkzeug wird verschieden<br />

<strong>und</strong> so müssen die Maschinen jeweils neu justiert<br />

werden, das gefertigte Testteil wird gemessen <strong>und</strong> die<br />

Herr Zuber, sind alle Produkte von Bimu ausschliesslich<br />

für Anwendungen in der Décolletage entwickelt worden?<br />

Ja, wir sind im Langdrehen zu Hause – <strong>und</strong> wir werden<br />

auch auf diesem Gebiet bleiben. Das ist unsere Spezialität<br />

<strong>und</strong> da haben wir auch dieses grosse Standardprogramm<br />

aufgebaut, das laufend weiterentwickelt wird.<br />

Wie würden Sie Bimu mit ein paar Stichworten beschreiben?<br />

Ich würde uns beschreiben als «unkompliziert, schnell,<br />

sowie sehr präzise – <strong>und</strong> zwar von der ersten bis zur<br />

letzten Wendeplatte.»<br />

Welche Produkte im Katalog verkauft Ihre Firma am<br />

meisten?<br />

Eigentlich ist es eine ganze Linie <strong>und</strong> zwar die 040er-Linie.<br />

Das sind Präzisionswendeplatten für sehr kleine Durchmesser<br />

von beinahe null bis zehn Millimeter Durchmesser.<br />

Gleich danach kommt die 1000er-Linie für die Durchmesser<br />

von 15 bis 25 Millimeter.<br />

Es gibt dazwischen noch andere Linien. Woher kommt<br />

der Sprung?<br />

Die kleinere Linie ist vor allem in der Uhrenindustrie<br />

<strong>und</strong> der Medizinaltechnik beliebt. Und die grössere, also<br />

die 1000er-Linie, hat einen hochpräzisen Plattensitz <strong>und</strong><br />

Neuheit auf der Siams: Die 069R-Geometrie für das<br />

feine Drehen hinten mit doppeltem Freiwinkel auf<br />

drei Seiten. Links die Zeichnung, rechts die Original-<br />

Wendeschneidplatte.<br />

#<strong>006</strong> 49


ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />

Achsen korrigiert, bis der Fehler kompensiert ist. Mit fertigen<br />

Sonderwerkzeugen entfällt diese aufwändige Prozedur.<br />

Denn die Wendeplatten von Bimu weisen eine maximale<br />

Abweichung von 2 µm auf der kompletten Geometrie auf –<br />

von der ersten bis zur letzten Wendeplatte.<br />

Michael Zuber<br />

<strong>und</strong> die Firma Bimu<br />

Herr Zuber, Sie haben die Firma Bimu im 2017<br />

übernommen. Was hat sie an dieser Aufgabe gereizt?<br />

Zerspanung war schon immer mein roter Faden. Das begann<br />

in der Lehre <strong>und</strong> dann in den verschiedenen berufl ichen<br />

Tätigkeiten. In der Konstruktion, in der Entwicklung, im Verkauf:<br />

immer hatte ich mit Zerspanungswerkzeugen zu tun. All dieses<br />

Wissen wollte ich einmal vereinen <strong>und</strong> eine aktive Rolle<br />

übernehmen. Als mir die Firma Bimu angeboten wurde, wusste<br />

ich: Diese Chance gibt es vielleicht nur einmal im Leben.<br />

Die Firma hat 22 Mitarbeiter, eine Grösse also, von der ich<br />

überzeugt war, dass der Job mit der Familie vereinbar ist –<br />

was er auch ist. Ich hätte aber zum Beispiel keinen Apparatebau<br />

übernehmen wollen. Zwar hätte ich Gr<strong>und</strong>kenntnisse<br />

aus dem Maschinenbaustudium, aber mein Herz ist dort,<br />

wo Späne gemacht werden.<br />

Bimu SA<br />

www.bimu.ch<br />

Siams: Halle 1.2, Stand B11<br />

Sie produzieren die Wendplatten <strong>und</strong> Zubehöre hier<br />

in Tavannes?<br />

Ja. Die gekauften Rohlinge werden hier geschliffen, danach<br />

geht es aber extern zum Beschichteten. Und die Werkzeughalter<br />

zerspanen wir hier <strong>und</strong> geben sie ebenfalls extern<br />

zum Härten <strong>und</strong> Brünieren. Das Erfreuliche am Standort<br />

im Jurabogen ist, dass wir diese externen Zulieferer in der<br />

Nähe haben.<br />

Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein neues Sonderwerkzeug<br />

für einen K<strong>und</strong>en entwickeln müssen?<br />

Wir schauen beim K<strong>und</strong>en die Gesamtanwendung an<br />

<strong>und</strong> nicht nur das Bauteil selber. Dazu gehören auch diese<br />

Fragen: Welches Material will er damit bearbeiten?<br />

Wie wird er kühlen? Wie kann man die Späne abführen?<br />

Sind es kurze oder lange Späne <strong>und</strong> muss man sie brechen?<br />

Anhand solcher Fakten kann man die Geometrie, die<br />

Kanten, Verr<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> Beschichtungen bestimmen.<br />

Komplexe Wendeschneidplatten aus Hartmetall sind eine<br />

der Spezialitäten von Bimu. Auf welche Herausforderungen<br />

stossen die Mitarbeiter bei der Herstellung?<br />

Überraschenderweise liegt die grösste Herausforderung<br />

darin, an alle Informationen zu kommen. Da braucht es<br />

den Austausch mit dem K<strong>und</strong>en, um zum Beispiel zu<br />

erfahren, ob es ein Linkswerkzeug ist, er also nach rechts<br />

arbeitet – <strong>und</strong> weitere solche kleinen Details, die oft<br />

vergessen gehen.<br />

Und rein technisch gesehen? Nehmen wir ein komplexes<br />

Bauteil, für das Bimu eine Drehplatte entwickeln musste.<br />

Bei diesem Bauteil für die Medizintechnik existierte<br />

ein derart ungünstiges Durchmesser-Längenverhältnis,<br />

sodass geringste radiale Kräfte beim Längsdrehen einen<br />

Energieführen leicht gemacht ...<br />

... für Bewegung in jede Richtung<br />

Einfach konstruieren mit e-ketten ® , Leitungen<br />

<strong>und</strong> Komponenten von igus ® . Online aus wählen,<br />

berechnen <strong>und</strong> bestellen. igus.ch/meine-kette<br />

Besuchen Sie uns:<br />

LogiMAT, Stuttgart – Halle 3 Stand D21<br />

Die Begriffe "igus, e-ketten" sind in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> gegebenenfalls international markenrechtlich geschützt.<br />

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Aus Sonderwerkzeugen<br />

werden Standardwerkzeuge,<br />

wenn ein Absatzmarkt<br />

besteht. Diese werden<br />

dann in den Katalog<br />

aufgenommen. Zur Siams<br />

erscheint der neue Katalog<br />

mit fast 100 neuen Seiten.<br />

Co-Axialitätsfehler aller Durchmesser bewirken könnte.<br />

Auf welche Lösung sind Sie da gekommen?<br />

Wir müssen da noch erwähnen, dass das Bauteil zusätzlich<br />

noch sehr genau <strong>und</strong> rostfrei sein muss. Das Bauteil hat<br />

überwiegend einen Durchmesser von 0,2 mm bis 0,5 mm,<br />

ist aber verhältnismässig lang mit 50 mm. Die Lösung<br />

bestand in einer sehr scharfen Vollradiusgeometrie, die die<br />

Schnittkräfte verringert. Die Drehplatte besitzt vorne einen<br />

29˚ Winkel <strong>und</strong> der 0,04 mm Radius garantiert die geforderte<br />

hervorragende Oberflächengüte von Ra min 0,25 µm/<br />

Ra max 0,4 µm.<br />

DER 3D-DRUCK<br />

IN DER FERTIGUNG<br />

Kommen bei solchen Entwicklungen auch Simulationssoftware<br />

zum Einsatz?<br />

Wir verfügen zwar über CAD <strong>und</strong> CAM, aber wir können<br />

diese Anwendungen nicht simulieren. Da steckt daher sehr<br />

viel Wissen darin bei der Entwicklung. Bis das optimale<br />

Werkzeug gef<strong>und</strong>en ist, braucht es ein manchmal ein paar<br />

Durchgänge. Der K<strong>und</strong>e testet das Werkzeug, gibt uns<br />

Feedbacks <strong>und</strong> wir passen das Werkzeug entsprechend an.<br />

Sie verfügen über einen 3D-Drucker. Wozu wird er<br />

verwendet?<br />

Ja, wir haben seit fünf Jahren einen 3D-Drucker.<br />

Wir verwenden ihn für das Rapid Prototyping von Wendeplattenhalter,<br />

aber auch bei den modularen Spannsystemen.<br />

Das Grossartige daran ist, dass wir bei den Haltern<br />

zum Beispiel gleich die hydraulischen Anschlüsse mitdrucken<br />

können, so kann der K<strong>und</strong>e bereits die notwendigen<br />

Fahrwege der Maschine testen.<br />

Was denken Sie, wird Bimu in ein paar Jahren<br />

auch Wendeschneidplatten ausdrucken?<br />

Wir verfolgen das Thema additive Fertigung <strong>und</strong> haben<br />

auch ein paar Ideen. Diese beziehen sich aber momentan<br />

ausschliesslich auf die Halter. Denn dort ist ein hervorstechendes<br />

Merkmal die Kühlung <strong>und</strong> gerade die Innenkühlung<br />

ist nicht immer einfach zu realisieren mit den<br />

klassischen Fertigungsverfahren. Mit einem 3D-Drucker<br />

aber sind selbst komplexeste Kühlkanäle kein Problem.<br />

Bei den Haltern kommt uns entgegen, dass sie nicht<br />

hochpräzise aus dem Drucker kommen müssen. Denn die<br />

Präzision auf den Auflageseiten <strong>und</strong> beim Plattensitz<br />

bringen wir nachträglich ein. Noch aber ist die Herstellung<br />

mittels 3D-Druck eine Kosten-Nutzen-Frage. Bei den<br />

Materialien befinden wir uns in Sphären, die keine wirtschaftliche<br />

Herstellung zulässt. Aber das wird sich<br />

hoffentlich bald ändern.<br />

Sie werden also auf der kommenden Siams noch keine<br />

additiv gefertigten Wendeplatten ausstellen können.<br />

Was wird Bimu den Besuchern aber zeigen?<br />

Wir haben einige Neuheiten. Zum Beispiel eine Standard-<br />

Wendeplatte, die einen doppelten Freiwinkel auf drei Seiten<br />

besitzt. Damit ergibt sich eine sehr steife Schneidkante,<br />

wir erhöhen damit die Werkzeugstandzeit <strong>und</strong> bekommen<br />

eine perfekte Oberflächengüte. Mit einer solchen Geometrie<br />

ist man auch sehr nahe an der Führungsbüchse <strong>und</strong> –<br />

Irrtum vorbehalten – wir sind wahrscheinlich die erste<br />

Firma, die eine solche Standard-Platte im Portfolio hat.<br />

Wir zeigen ausserdem eine Erweiterung unseres Schnellwechselsystems<br />

<strong>und</strong> stellen auch eine neue ISO-Platte<br />

vor, die wir selbst kreiert haben, <strong>und</strong> die eine neuartige<br />

Spanbrecherstruktur aufweist.<br />

#<strong>006</strong> 51


ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />

«435 GRÜNDE,<br />

DIE SIAMS ZU BESUCHEN»<br />

Wer technologische Höchstleistungen im Bereich Mikrotechnik sehen will, der reist<br />

zwischen dem 21. bis 24. April 2020 nach Moutier zur Siams. Was die Besucher<br />

erwartet, sagt Pierre-Yves Kohler, Geschäftsführer Faji <strong>und</strong> Verantwortlicher der Siams.<br />

Von Eugen Albisser<br />

Die Siams ist wieder ausgebucht. In einer Mitteilung<br />

habe ich gelesen, dass trotz einer Warteliste<br />

keine Zelte hinzugefügt würden, «weil die Messe<br />

riskiert, Ihre Seele zu verlieren». Wie würden Sie<br />

diese Seele beschreiben?<br />

Es gibt mehrere Faktoren. Grösse ist zwar wichtig, aber wir<br />

wollen eine Grösse bewahren, die die Geselligkeit stärkt.<br />

Wir pflegen diese fast familiäre Atmosphäre. Ein weiteres<br />

Element ist, dass die Messe sehr bodenständig ist. Wir tun<br />

unser Bestes, um die Aussteller optimal zu präsentieren,<br />

aber ohne Marketing-Overkill. Es ist möglich, die Tour an<br />

einem Tag zu machen <strong>und</strong> es besteht kein Risiko, sich in<br />

einer Show zu verlaufen. Es ist eine Konzentration von<br />

Know-how in einer schönen <strong>und</strong> einfachen Verpackung.<br />

Zur Siams<br />

Die Siams wird mit r<strong>und</strong> 435 Ausstellern auf einer Gesamtmietfl<br />

äche von knapp 8000 m 2 zum 17. Mal durchgeführt.<br />

Sie fi ndet im Forum de l’Arc in Moutier statt, <strong>und</strong> zwar vom<br />

21. bis 24. April 2020.<br />

Download von Gratis-Eintrittskarten sind von der offi ziellen<br />

Messe-Website möglich.<br />

www.siams.ch<br />

52 #<strong>006</strong>


Sie haben im Flyer zur neuen Messe ein neues Bild:<br />

Roboterhände, die ein Herz formen. Hat das auch etwas<br />

mit dieser Seele zu tun?<br />

Ja, absolut. Es ist vielleicht etwas übertrieben, aber wir<br />

wollten mit diesem Bild zeigen, dass wir uns im Herzen<br />

einer aussergewöhnlichen Region befinden: dem Jurabogen<br />

der Mikrotechnik. Dieses Bild bedeutet aber auch,<br />

dass wir eine echte Liebe für diese Region haben, ein<br />

aussergewöhnliches Kompetenzzentrum, in dem Unternehmen<br />

oft das «Ingenieursyndrom» haben. Das heisst,<br />

sie erreichen technische <strong>und</strong> technologische Höchstleistungen,<br />

aber sie sprechen nicht darüber. Sie könnten<br />

viel stolzer auf die W<strong>und</strong>er sein, die sie vollbringen.<br />

Die Messe soll deshalb auch ein Werkzeug sein, um sich<br />

besser zu präsentieren <strong>und</strong> zu kommunizieren.<br />

Eine ausgebuchte Messe, eine Warteliste – <strong>und</strong> trotzdem<br />

bemühen Sie sich, als Veranstalter auch in der messelosen<br />

Zeit mit Infoveranstaltungen den Kontakt zu halten mit<br />

den Ausstellern.<br />

Ja, denn wir möchten das ganze Jahr über an der Seite<br />

unserer Aussteller sein. Dazu haben wir verschiedene<br />

Werkzeuge eingerichtet: Das mikrotechnische Informationsportal,<br />

das es ihnen ermöglicht, das ganze Jahr über<br />

einfach zu kommunizieren; die Siams-Clubreisen, die es<br />

ihnen ermöglichen, Unternehmen zu besuchen <strong>und</strong><br />

bestimmte Themen zu entdecken. Wir organisieren auch<br />

Treffen mit unseren Ausstellern nach der Siams, um zu<br />

versuchen, uns zu verbessern <strong>und</strong> vor der Siams, um zu<br />

informieren <strong>und</strong> Ideen auszutauschen. Auch aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> haben wir ein Aussteller-Komitee eingerichtet,<br />

das sich zwischen den Messen einige Male trifft.<br />

Ich weiss, es ist immer schwierig ein paar Firmen hervorzuheben,<br />

weil dann andere in den Hintergr<strong>und</strong> rücken.<br />

Aber weil Sie erwähnt haben, dass viele Firmen sehr<br />

bescheiden auftreten, will ich Sie dennoch fragen: Welche<br />

Firmen kommen Ihnen da in den Sinn <strong>und</strong> sollte man<br />

unbedingt besuchen?<br />

Da haben Sie recht: Es ist ein bisschen knifflig. Auch, weil<br />

auf der Siams die gesamte Produktionskette der Mikrotechnik<br />

präsentiert wird <strong>und</strong> die Besucher oft erst hier komplette<br />

Lösungen dank sich ergänzenden Ausstellern<br />

entdecken. Es hat darunter etablierte Hersteller, aber auch<br />

Technologie-Neulinge wie JH. Consulting, ein sehr kleines<br />

Unternehmen im Bereich der Roboterintegration oder Organisationen<br />

wie die Hubfactory, eine neue B2B-Plattform für<br />

den Austausch von Mitarbeitern. Aber insgesamt kann ich<br />

sagen: Es gibt 435 Aussteller <strong>und</strong> daher eigentlich 435 gute<br />

Gründe, die Siams zu besuchen.<br />

Sie <strong>und</strong> das Aussteller-Komitee streben «die bestmögliche<br />

Siams» an. Werden wir diese vom 21. bis 24. April 2020<br />

zu sehen bekommen?<br />

Hoffentlich ist es immer die bestmögliche Siams, aber<br />

jedes Element kann stets verbessert werden. Was wir<br />

wollen, ist der Wow-Effekt, damit Aussteller <strong>und</strong> Besucher<br />

das Gefühl haben, die Siams sei ein Muss. So hören wir<br />

nie auf, uns selbst in Frage zu stellen <strong>und</strong> verbessern uns<br />

ständig.<br />

Auch online versuchen Sie ganzjährig zu mobilisieren.<br />

Wie sieht der Erfolg dort aus?<br />

Es gibt zwei Aspekte. Was die Veröffentlichungen betrifft,<br />

sind wir sehr zufrieden. Mehr als 200 Unternehmen<br />

haben über 2800 Nachrichten veröffentlicht. Interessant<br />

ist, dass wir wirklich versuchen, daraus ein integriertes<br />

Kommunikationsinstrument zu machen. Zum Beispiel<br />

können Aussteller das System mit einer «Schlüsselbotschaft»<br />

auf der Website bereichern, die auch für die<br />

Erstellung von personalisierten Plakaten verwendet wird.<br />

Was die Besucherzahlen betrifft, gibt es grosse Spitzen<br />

in den Wochen r<strong>und</strong> um die Siams. Ausserhalb dieser Zeit<br />

haben wir 3400 Sitzungen pro Monat auf der Website<br />

<strong>und</strong> 26000 Aufrufe auf Twitter.<br />

Im Zentrum bleibt aber die Messe. Gibt es da Highlights,<br />

von denen Sie bereits wissen?<br />

Wir haben noch nicht viele Informationen, aber die<br />

Maschinenhersteller haben uns mitgeteilt, dass sie mit<br />

neuen Maschinen aufwarten, darunter eine ganz neue<br />

Generation von Transfermaschinen. Als weiteres Highlight<br />

ist eine integrierte Mikroanlage angekündigt. Dort sind<br />

mehrere integrierte Maschinen auf einer minimalen Fläche<br />

ausgestellt. Es wird ein funktionales Konzept sein, aber<br />

noch keine marktfähige Lösung. Besucher finden diese<br />

in der Halle 1.2 am Stand C25.<br />

Geschäftsführer Pierre-Yves Kohler <strong>und</strong> Laurence Gygax,<br />

Vertrieb Faji SA, vor dem neuen Plakat. «Wir wollten mit dem<br />

Bild zeigen, dass wir uns im Herzen einer aussergewöhnlichen<br />

Region befinden: dem Jurabogen der Mikrotechnik.»<br />

#<strong>006</strong> 53


ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />

DAS KLEINE GROSS<br />

ZELEBRIEREN<br />

Vom perfekten Gewinde bis zum Dream-Team für die Mikromechanik:<br />

Auf der Messe Siams wird Mikrotechnik zelebriert. Eine mikrokleine Auswahl<br />

der ausgestellten Tools <strong>und</strong> Dienstleistungen.<br />

Axnum<br />

Einstieg in die Laserbeschriftung<br />

Alle Texte in<br />

längerer Form auf<br />

www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch/details/<br />

siams-2020<br />

Das Kernstück des neuen Table-Top-Lasersystems Focus<br />

One ist ein Faserlaser. Dieser ermöglicht Kennzeichnungen<br />

von Metallen, Kunststoffen, Keramiken <strong>und</strong> Laserfolien.<br />

Die Verwendung der langlebigen <strong>und</strong> robusten Faserlasertechnologie<br />

garantiert höchste Verfügbarkeit. Die Bedienung<br />

der Focus One ist nach einer kurzen Einführung so<br />

automatisch <strong>und</strong> logisch wie bei einem Drucker.<br />

Axnum: Halle 1.1, Stand D24 | www.axnum.ch<br />

Fehlmann<br />

Hochgenaue Werkstücke<br />

5-achsig bearbeiten<br />

Blaser Swisslube<br />

Kostenlose «Liquid Tool Analyse»<br />

Kleine Investition, grosse Einsparungen: Blaser möchte<br />

den Firmen zeigen, dass der Kühlschmierstoff kein notwendiges<br />

Übel ist, sondern ein starker Hebel zur Reduktion<br />

der Gesamtkosten. Die Gr<strong>und</strong>lage zu einer solchen Verbesserung<br />

ist ein Beratungsprozess in vier Schritten.<br />

Darin enthalten sind eine umfassende Analyse vor Ort,<br />

ein Statusbericht, der Verbesserungspotenziale aufzeigt,<br />

ein kostenloser Test in der Produktionsumgebung <strong>und</strong><br />

schliesslich das Erreichen der besprochenen Ziele zusammen<br />

mit dem K<strong>und</strong>en.<br />

Blaser Swisslube: Halle 1.2, Stand B12 | www.blaser.com<br />

Die «Versa 645 linear» ist geeignet für<br />

Fräs-Hartfräsbearbeitungen kombiniert<br />

mit Koordinaten- /Konturenschleifanwendungen.<br />

Hochgenaue Werkstücke,<br />

wie sie im Werkzeug- <strong>und</strong> Formenbau<br />

vor kommen, können auf der Maschine<br />

5-achsig bearbeitet werden. Die Schleifprozesse<br />

inklusive Abrichten der<br />

Schleifkörper sind in der Heidenhain<br />

TNC 640 integriert <strong>und</strong> können einfach<br />

an der Steuerung über Zyklen programmiert<br />

werden. Dazu kommen eine hohe<br />

mechanische Gr<strong>und</strong>genauigkeit, eine<br />

optimale Temperaturstabilität <strong>und</strong> eine<br />

hohe Dynamik.<br />

Fehlmann: Halle 1.1, Stand A20<br />

www.fehlmann.ch<br />

54 #<strong>006</strong>


DC Swiss<br />

Das perfekte Gewinde mit GWi5000<br />

Gewindewirbler haben viele Vorteile. So kann ein einzelner Gewindewirbler für Rechts<strong>und</strong><br />

Linksgewinde eingesetzt werden oder bei gleichbleibender Gewindesteigung mehrere<br />

Durchmesser fräsen. Auch ist die Realisierung von Gewinden bis zum Gr<strong>und</strong> der Vorbohrung<br />

möglich <strong>und</strong> ein unterbrochener Schnitt oder schräger Austritt beeinflusst den Werkzeugverlauf<br />

nicht. Die neuste Generation der 5000er-Serie ermöglicht die Herstellung des perfekten<br />

Gewindes: gratfrei mit feiner Oberflächenrauheit..<br />

DC Swiss: Halle 1.2, Stand D16/E9 | www.dcswiss.com<br />

Igus<br />

Roboter zu tiefen Kosten<br />

Der Einsatz von Low-Cost-Automation ist inzwischen eine vielversprechende<br />

Option, um Kosten zu senken. Auf der Siams zeigen wir daher die neueste<br />

Generation Gelenkarm-, Linear- oder Delta Roboter auf Basis unserer Tribo-Polymer-<br />

Technologie, die genau das ermöglicht. Sparen kann man aber auch bei der<br />

Kabeltechnologie. Dafür zeigt Igus auf der Messe einen Preis-Leitungs-Check.<br />

Igus: Halle 2.2, Stand A4 | www.igus.ch<br />

Newemag<br />

Erweitertes modulares Automatisierungskonzept<br />

Mit «Pallet in motion» präsentiert Newemag ihr modulares Automatisierungskonzept.<br />

Das System wurde seit der letzten Vorstellung mit dem<br />

Roboter «broButler» erweitert. Das Besondere an diesem flexiblen <strong>und</strong><br />

einfach zu bedienenden System ist die Zusammenführung von je einer<br />

Dreh- <strong>und</strong> Fräsbearbeitung zu einem modularen Automationskonzept.<br />

Die Werkstücke werden auf der Miyano-Drehmaschine mit Unterstützung<br />

des Roboterarmes «MiyButler» vorgedreht, danach manuell mit der<br />

mobilen Palette lageorientiert auf die Brother-Fräsmaschine übergeben.<br />

Mit dem «broButler» auf der Brother Fräsmaschine können bis zu sechs<br />

Paletten platziert werden.<br />

Newemag: Halle 1.1, Stand B6 | www.newemag.ch<br />

Suvema<br />

Dream-Team für die Mikromechanik<br />

Passt perfekt: die Langdrehmaschinen von Citizen <strong>und</strong><br />

die ultrakompakten CNC-Hochgenauigkeitsbearbeitungszentren<br />

der Traditionsmarke Hasegawa. Zusammen<br />

bilden sie ein unschlagbares Team, wenn es um rationelle<br />

Fertigung <strong>und</strong> höchste Präzision mit exzellenten Oberflächengüten<br />

im Mikrobereich geht. Ergänzt wird das<br />

«Dream-Team» durch den Support <strong>und</strong> die Technologieberatung<br />

der Spezialisten aus dem Hause Suvema AG.<br />

Suvema: Halle 1.1, Stand A16/B19 | www.suvema.ch<br />

#<strong>006</strong> 55


ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />

PRÄZISIONS<strong>TECHNIK</strong><br />

FÜR DIE ROMANDIE<br />

Wer als Werkzeughersteller K<strong>und</strong>ennähe sucht im Bereich Mikrofertigung, der ist in<br />

der französischsprachigen Schweiz gut aufgehoben. Für Cristian Assandri, Geschäftsführer<br />

der Gühring Schweiz AG, ist deshalb klar: Der Romandie gilt das Augenmerk.<br />

56 #<strong>006</strong>


Von Eugen Albisser<br />

Interview mit:<br />

Cristian Assandri, Geschäftsführer<br />

Gühring (Schweiz) AG<br />

Herr Assandri, das Jahr beginnt bei Gühring<br />

mit einer intensiven «Romandie»-Zeit – unter<br />

anderem sind Sie bereits anfangs Februar<br />

auf der Tecnopolis im Forum Fribourg dabei<br />

gewesen. Warum hat Gühring dort teilgenommen?<br />

Sie sehen das richtig – es ist eine intensive Romandie-Zeit.<br />

Aber auch, weil wir dies explizit so möchten. Denn die<br />

Westschweiz steht in diesem Jahr für uns im Fokus. Denn<br />

wir haben erkannt, dass dort noch ein grosses Potenzial<br />

vorhanden ist, wie wir unsere Westschweizer K<strong>und</strong>en mit<br />

Präzisionswerkzeugen unterstützen können. Unsere<br />

Teilnahme an der Technopolis in Fribourg sollte vor allem<br />

auch ein starkes Zeichen sein an unsere K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Partner, um ihnen die Richtung unserer Strategie aufzuzeigen.<br />

Wir konnten denn auch die Chance nutzen, die Nähe<br />

zu ihnen auszubauen, sodass wir noch intensiver in<br />

Projekte miteinbezogen werden. Es ist keine leere Worthülse,<br />

wenn ich sage: Der K<strong>und</strong>e steht im Zentrum unseres<br />

Wachstumsplans <strong>und</strong> ist ein wichtiger Teil der Firmenstrategie.<br />

Das bedeutet für uns, dass wir die direkte Kommunikation<br />

suchen <strong>und</strong> den K<strong>und</strong>enkontakt auf Augenhöhe<br />

haben. Nur so können wir am Ende das exakt richtige<br />

Werkzeug zur Verfügung stellen.<br />

In Kürze steht auch die Siams an, eine weit über<br />

das Juragebiet hinaus bekannte <strong>und</strong> beliebte Messe.<br />

Sind Sie selbst gerne dort?<br />

Wir freuen uns sehr in Moutier an der Siams teilzunehmen.<br />

Es ist ein attraktiver Platz für alle Akteure, welche in der<br />

mechanischen Industrie involviert sind. Ich empfinde<br />

es sogar als Privileg, in dieser speziellen Region unseren<br />

K<strong>und</strong>en begegnen zu dürfen, in der so viele historische<br />

<strong>und</strong> traditionelle Schweizer Werkzeughersteller ihre<br />

Wurzeln haben.<br />

Ich habe gehört, Gühring wird dieses Jahr in Moutier<br />

sogar mit einem etwas grösseren Stand vertreten sein<br />

als auch schon.<br />

Das ist wahr. Unser Stand wird nicht nur «etwas grösser»<br />

sein, sondern doppelt so gross wie in den Jahren zuvor.<br />

Somit können wir das Potenzial dieser Messe maximal<br />

nutzen <strong>und</strong> haben einen Begegnungsort für uns <strong>und</strong> unsere<br />

K<strong>und</strong>en geschaffen.<br />

Dank des neuen Programms<br />

mit den Einstech- <strong>und</strong><br />

Drehwerkzeugen kann<br />

Gühring nun die komplette<br />

Werkzeugpalette anbieten.<br />

Bild: Gühring<br />

Ich nehme an, Sie werden einige neuere Produkte<br />

zeigen. Wenn Sie nur eines hier kurz vorstellen könnten,<br />

welches wäre dies?<br />

Oh, das ist keine leichte Aufgabe! Das Programm der<br />

Ausdrehwerkzeuge zum Beispiel wächst rasant <strong>und</strong><br />

der Fortschritt dort ist dank Eigenentwicklungen beim<br />

Hartmetall, eigenen Maschinen <strong>und</strong> Beschichtungen<br />

enorm.<br />

Können Sie ein konkretes Produkt nennen?<br />

Zum Beispiel das System 104 für die Kleinstwerkzeuge.<br />

Es bietet grösstmögliche Stabilität <strong>und</strong> hohe Prozesssicher-<br />

#<strong>006</strong> 57


ARBEITEN IM MIKROMETERBEREICH<br />

heit. Das Startprogramm bietet über 8000 verschiedene<br />

Artikel zum Ausdrehen, Profildrehen, Inneneinstechen<br />

<strong>und</strong> Rückwärtsdrehen. Das System 110 eröffnet ebenfalls<br />

neue <strong>und</strong> interessante Möglichkeiten mit einem Schaftdurchmesser<br />

von 10 mm. Damit bieten diese Werkzeuge<br />

maximale Stabilität.<br />

Die Siams <strong>und</strong> die schon besprochene Tecnopolis sind<br />

Messen für die Präzisionsbearbeitung – ein Kerngebiet<br />

für Gühring also. Wie sehen Sie Gühring aufgestellt im<br />

Bereich Mikrotechnik?<br />

Sehr gut. Gühring hat in den letzten zwei Jahren auch noch<br />

weitere Investitionen in diesen Bereich getätigt – zum<br />

Beispiel in eine neue Werkstatt mit mehr als 5000 Quadratmetern,<br />

welche heute sehr aktiv ist in der Erstellung von<br />

Produkten im Bereich Mikropräzisionswerkzeuge.<br />

Sie haben davor angedeutet, dass die Romandie für Sie in<br />

diesem Jahr im Fokus steht. Sie haben auch ein eigenes<br />

Büro geplant in der Westschweiz. Wie viele Personen<br />

werden dort arbeiten?<br />

Geplant ist ein Team mit fünf Personen. Darunter sollen<br />

drei Aussenvertriebsmitarbeiter, ein Anwendungstechniker<br />

<strong>und</strong> eine administrative Person sein. Wir unterstützen von<br />

unserem Hauptbüro in Rotkreuz aus selbstverständlich<br />

mit unserem Fachwissen <strong>und</strong> dem ganzen Team diese<br />

Fachspezialisten in der französischen Schweiz.<br />

Wie wichtig schätzen Sie dieses Büro <strong>und</strong> die Servicemannschaft<br />

im französischsprachigen Teil der Schweiz ein?<br />

Wir sehen, dass es schwieriger ist, nur zentral vertreten<br />

zu sein, besonders, wenn man den Erfolg auch über<br />

K<strong>und</strong>ennähe generiert. Wie gesagt, unser Credo lautet ja<br />

nicht nur einfach, dass wir innovativ sein wollen, sondern<br />

auch K<strong>und</strong>ennähe leben wollen. In der Schweiz wird<br />

dieser regionale Anspruch noch durch die Mehrsprachigkeit<br />

gefördert <strong>und</strong> so hat sich daraus die – ich möchte<br />

fast sagen «zwingende» Konsequenz ergeben, dass wir<br />

einen Standort in der Romandie umsetzen möchten.<br />

Sie sehen also in der Romandie noch Potenzial. Gibt es<br />

weitere Felder, auf denen Gühring weiterwachsen kann?<br />

Das Traditionsunternehmen Gühring ist bereits jetzt<br />

weltweit die Nummer eins als Lieferant in der Automotiv-<br />

Industrie. Wir reagieren natürlich auf Veränderungen in der<br />

Branche, zum Beispiel mit neuen Werkzeugen aus PKD für<br />

die zukünftige E-Mobilität. Dazu kommen Werkzeuge für<br />

den Formenbau <strong>und</strong> Werkzeuge für die Medizintechnik.<br />

Wir bieten bereits jetzt viele Werkzeuge für diese Branchen<br />

an, aber eine Weiterentwicklung ist schon in naher Zukunft<br />

geplant.<br />

«Wir haben definitiv<br />

ein grosses Potenzial,<br />

wie wir unsere K<strong>und</strong>en<br />

dort mit Präzisionswerk<br />

zeugen unterstützen<br />

können.»<br />

Cristian Assandri, Geschäftsführer Gühring<br />

(Schweiz) AG, will verstärkt den Markt in der<br />

Westschweiz bearbeiten<br />

Welches von den neu eingeführten Produkten von Gühring<br />

lief eigentlich in der Schweiz im vergangenen Jahr am<br />

besten?<br />

Die Antwort ist eindeutig: die neuen Einstechwerkzeuge!<br />

Wir gelten ja als «Bohrpionier» <strong>und</strong> haben inzwischen<br />

wohl eines der umfangreichsten Programme an rotierenden<br />

Zerspanungswerkzeugen. Aber dank des neuen<br />

Programms, also jenes mit den Einstech-, aber auch<br />

Drehwerkzeugen, können wir nun unseren K<strong>und</strong>en<br />

die komplette Werkzeugpalette anbieten.<br />

Sie kennen sich gut aus mit den Schweizer Firmen im<br />

Umfeld der Präzisionsbearbeitung. Wie schätzen Sie<br />

deren wirtschaftliche Lage ein?<br />

Der Schweizer Markt hat sich in den letzten Jahren<br />

stark verändert <strong>und</strong> fokussiert. Aber dank einer starken<br />

Automatisierung <strong>und</strong> auch Digitalisierung konnte sich<br />

speziell die Präzisionsindustrie erstaunlich gut halten,<br />

auch wenn der Schweizer Produktionsstandort natürlich<br />

sehr fokussiert ist auf Nischenprodukte <strong>und</strong> damit auch<br />

auf Sonder- <strong>und</strong> schwer zerspanbare Materialien. Aber<br />

generell würde ich sagen, ist die Branche dank der hohen<br />

Flexibilität perfekt aufgestellt für innovative Entwicklungen.<br />

Und wir hoffen natürlich, dass wir diese Firmen<br />

mit unseren Werkzeugen unterstützen können im Bestreben,<br />

weiterhin innovativ zu sein.<br />

Gühring (Schweiz) AG | www.guhring.ch<br />

Siams: Halle 1.2, Stand A13<br />

58 #<strong>006</strong>


Produkte<br />

Additive Fertigung beginnt im Kopf<br />

Mit Additive Manufacturing eröffnen sich neue technische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Möglichkeiten. Ein Beispiel hierfür ist ein Spritzgussteil für einen Stecker in<br />

der Automobilindustrie. Die Spritzgussform wurde konventionell aus mehreren<br />

verschiedenen Einzelteilen in verschiedenen Bearbeitungsschritten hergestellt<br />

<strong>und</strong> zusammengefügt. Mit der Matsuura Lumex kann<br />

diese nun in einem Teil hergestellt werden. Es entfällt<br />

die Montage <strong>und</strong> Einpassung der Einzelteile.<br />

Zudem ermöglicht die hybride Technik der Lumex<br />

die Herstellung dünner <strong>und</strong> tiefer Rippen, so dass<br />

die Form auch ohne Erodierprozess gefertigt werden<br />

kann. Damit reduziert sich der Designaufwand für<br />

die Spritzgussform, da keine Elektroden fürs Erodieren<br />

entwickelt werden müssen. Je nach Bauteil ist es<br />

möglich, die Durchlaufzeit vom Design bis hin zur<br />

fertigen Form für diese Spritzgussform mit Hybrid<br />

Additive Manu facturing um 50 Prozent zu verkürzen.<br />

Newemag | Schneider mc | www.newemag.ch<br />

Vollhartmetallfräser<br />

für Härtegrade 45–66 HRC<br />

Für die Hochvorschubbearbeitung mit<br />

grossem Zeitspanvolumen sind die<br />

Fräser OptiMill-3D-HF-Hard mit vier<br />

beziehungsweise sechs Schneiden<br />

geeignet. Damit sie auch bei schwierigen<br />

Einsatzbedingungen, wie einem<br />

unterbrochenen Schnitt, prozesssicher<br />

arbeiten, verfügen sie über eine<br />

Stirngeometrie mit durchgehendem<br />

Schneidenradius. Bis zu einer Härte<br />

von 66 HRC kann der OptiMill-3D-CR-<br />

Hard zum Schlichten von 3D-Formen<br />

genutzt werden. Der Eckradiusfräser<br />

erzeugt bei maximaler Vorschubgeschwindigkeit<br />

sehr gute, glatte <strong>und</strong><br />

hochglänzende Oberflächen. Der Fräser<br />

ist im Durchmesserbereich von 4 bis<br />

12 mm in verschiedenen Längenausführungen<br />

<strong>und</strong> Eckenradien verfügbar.<br />

Mapal Dr. Kress KG | www.mapal.com<br />

#<strong>006</strong> 59


PRODUKTE<br />

Extrem hart <strong>und</strong> absolut bruchfest<br />

Das eigens für den RT 100 XF entwickelte Hartmetall schafft durch seine<br />

einzigartige Kombination aus Wolframcarbid <strong>und</strong> Kobalt die Gratwanderung<br />

zwischen Härte <strong>und</strong> Zähigkeit. Das Gefüge dieses Verb<strong>und</strong>schneidstoffes<br />

bietet einen Nachschärfeffekt, der grosse Ausbrüche, die den Verschleiss<br />

am Werkzeug beschleunigen, verhindert. Der robuste Kegelmantelanschliff<br />

<strong>und</strong> die konkave Hauptschneide machen den RT 100 XF indes zu einem<br />

sehr stabilen Bohrwerkzeug zur Bearbeitung rostfreier Stähle, Gusseisen,<br />

Sonderlegierungen <strong>und</strong> gehärteten Stählen (45 HRC). Die Führungsfasen<br />

greifen dabei extrem früh, perfektionieren damit die Koaxialität, sichern<br />

eine hohe Bohrungsqualität, verbessern die Geradheit <strong>und</strong> Oberfläche –<br />

<strong>und</strong> sind deshalb bereits ab 5xD Standard. Die dritte <strong>und</strong> vierte Stützfase<br />

sorgen derweil für Laufruhe. Der Span fliesst durch die polierten Spannuten<br />

schneller ab, schont die Bohrungsoberfläche <strong>und</strong> reduziert gleichzeitig<br />

signifikant die Bearbeitungstemperatur.<br />

Gühring (Schweiz) AG | www.guehring.ch<br />

Siams: Halle 1.2, Stand A13<br />

Höchstleistung im Doppelpack<br />

Bei Schmiedeteilen minimiert die Geometrie der doppelseitigen Wendeschneidplatte<br />

MU5 das Entstehen von Kolkverschleiss <strong>und</strong> ermöglicht dadurch<br />

eine prozesssichere vollautomatisierte Serienfertigung. Für Anwender mit<br />

wechselnden Materialien <strong>und</strong> geringeren Stückzahlen ist sie aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

universellen Einsetzbarkeit für Stahl <strong>und</strong> Rostfrei-Werkstoffe interessant.<br />

Gleichermassen vorteilhaft für beide Zielgruppen dürfte die Kombination<br />

aus verbessertem Spanbruch bei höheren Standzeiten sein. Die Bearbeitungsparameter<br />

der Platte liegen bei f 0,15 bis 0,6 mm <strong>und</strong> ap 0,5 bis 4 mm, was<br />

für 60 Prozent aller Anwendungen gilt. Um Anwendern die jeweils optimale<br />

Lösung zu bieten, gibt es die MU5-Platte in allen gängigen Gr<strong>und</strong>formen.<br />

Walter AG | www.walter-tools.com<br />

Siams: Halle 1.2, Stand C22


Maschinenzentrierte Robotik<br />

B&R integriert die ABB-Roboter in sein Portfolio, wodurch<br />

Maschinenbauer zukünftig Automatisierungslösungen<br />

<strong>und</strong> Robotik aus einer Hand erhalten. Da sämtliche Achsen<br />

<strong>und</strong> Sensoren nun in einem Netzwerk kommunizieren,<br />

werden Synchronisationszeiten im Mikrosek<strong>und</strong>enbereich<br />

erreicht. Ein weiterer Vorteil dieses Zusammenschlusses<br />

ist eine deutlich kürzere Entwicklungszeit, da sich mit<br />

den Mapp-Softwarebausteinen Maschinenapplikation<br />

inklusive der Robotik sehr viel schneller als bisher parametrieren<br />

lassen. Da sich die Synchronisierung zwischen<br />

Sensoren <strong>und</strong> Roboterbewegungen generell vereinfacht,<br />

kann fortan zum Beispiel das Ergebnis einer Qualitätsüberprüfung<br />

durch eine Vision-Kamera von B&R in weniger<br />

als einer Millisek<strong>und</strong>e in einen Steuerungsbefehl für einen<br />

ABB-Roboter umgewandelt werden.<br />

B&R Industrie-Automation AG | www.br-automation.com<br />

Miniatur-Spannmodul<br />

mit hoher Einzugskraft<br />

Das Vero-S NSE mikro 49-13 bietet eine Wechselwiederholgenauigkeit < 0,005 mm bei Einzugskräften<br />

von bis zu 1500 N. Die Haltekräfte liegen je nach verwendeter Gewindegrösse des Spannbolzens bei<br />

3000 N (M3) beziehungsweise 5000 N (M4), wobei die selbsthemmende <strong>und</strong> formschlüssige Verriegelung<br />

mechanisch über ein Federpaket erfolgt. Die Position des Spannschiebers lässt sich über eine Staudruckabfrage<br />

detektieren, womit sich das Modul (ø 49 mm, Bauhöhe über Tisch 13 mm) für die Zerspanung<br />

sowie für die Automatisierung eignet. Zum Öffnen genügt ein pneumatischer Systemdruck von 6 bar.<br />

Sämtliche Funktionsteile wie Gr<strong>und</strong>körper, Spannbolzen <strong>und</strong> Spannschieber, sind in Edelstahl ausgeführt.<br />

Schunk Intec AG | www.schunk.com<br />

Siams: Halle 1.2, Stand C19<br />

Kollaborativer Leichtbau-Roboter<br />

Der Leichtbau-Roboter CRX-10iA wurde speziell für<br />

kollaboratives Arbeiten entwickelt <strong>und</strong> ist in zwei<br />

Varianten erhältlich: Als Kurzarm-Version mit einer<br />

Reichweite von 1,2 m <strong>und</strong> als Langarm-Version<br />

mit einer Reichweite von 1,4 m. Die Tragkraft liegt<br />

jeweils bei 10 kg. Beide Versionen können mit einem<br />

Vision-System ausgestattet werden, was etwa das<br />

autonome Laden <strong>und</strong> Entladen von Behältern oder<br />

Regalsystemen erlaubt.<br />

Fanuc Switzerland GmbH | www.fanuc.eu<br />

Siams: Halle 1.1, Stand D13<br />

#<strong>006</strong> 61


Neue Drucker, neue<br />

Materialien, neuer<br />

Standort: Für Martin<br />

Affolter – im Bild vor<br />

der «HP Jet Fusion<br />

5200 3D Processing<br />

Station» – könnte<br />

es nicht besser laufen.<br />

Bild: Technik <strong>und</strong><br />

Wissen<br />

IMMER IN BEWEGUNG<br />

Als HP sich aufmachte, die Welt des 3D-Druckes zu erobern, da ahnten wenige,<br />

welch grossen Einfluss dies auf die Branche haben könnte. Bereits ein Jahr nach Markteintritt<br />

aber waren ihre Maschinen hierzulande die meistgenutzten Industriedrucker<br />

im Kunststoff. Wo steht HP heute mit den 3D-Druckern <strong>und</strong> was läuft in der Schweiz?<br />

Von Eugen Albisser<br />

Die Welt von HP bewegt sich<br />

kontinuierlich. Zwei der Bewegungen<br />

lassen sich sogar<br />

in Kilometerzahlen angeben:<br />

0,4 km <strong>und</strong> 37,4 km. Die kürzere Distanz<br />

wird HP Schweiz zurücklegen,<br />

wenn sie in Kürze den Firmensitz von<br />

Dübendorf in den Glatt Tower nach<br />

Wallisellen verlegt. Und die grössere<br />

Distanz bezieht sich auf den Umzug<br />

der SGSolution AG, dem erfolgreichen<br />

Schweizer Distributor von HPs 3D-<br />

Druckern, der das aargauische Gränichen<br />

verliess <strong>und</strong> sich ebenfalls in<br />

Wallisellen ansiedelte.<br />

Strategische Partnerschaft<br />

mit Josef Binkert AG<br />

Die Firma SGSolution zog aber nicht<br />

etwa wegen HP nach Wallisellen, das<br />

ist eher eine glückliche Fügung. Sie<br />

kam wegen der Firma Josef Binkert<br />

AG. Das Traditionsunternehmen aus<br />

dem Bereich Werkzeugmaschinenhandel<br />

ist nämlich eine strategische<br />

Partnerschaft mit SGSolution eingegangen<br />

<strong>und</strong> sie teilen sich fortan auch<br />

die Räumlichkeiten. «Wir werden beide<br />

von dieser Partnerschaft profitieren»,<br />

erklärt Martin Affolter, CEO der<br />

SGSolution, «denn wir bewegen uns in<br />

den gleichen Branchen <strong>und</strong> haben nun<br />

die Produkte des anderen auch noch<br />

im Portfolio.»<br />

Ein neues Flaggschiff<br />

Auch auf technologischer Ebene ist einiges<br />

gelaufen bei HP seit dem Einstieg<br />

mit den Druckern HP Jet Fusion<br />

4200. Inzwischen ist man bei der<br />

5200er-Serie angekommen, die bisher<br />

fortschrittlichste Kunststofflösung.<br />

Dazu gehört das Flaggschiff «HP Jet<br />

Fusion 5210Pro». Die technischen Daten<br />

jedenfalls versprechen schon einiges:<br />

Das effektive Bauvolumen beträgt<br />

380 × 284 × 380 mm, die Baugeschwindigkeit<br />

wird mit bis zu 5058 cm³/h angegeben,<br />

was eine weitere Steigerung<br />

darstellt zur bereits schnellen Lösungen<br />

von HP, die Druckauflösung beträgt<br />

1200 dpi <strong>und</strong> die Schichtdicke<br />

0,08 mm. Ein wesentliches Merkmal<br />

liegt in der Software. Diese soll für höhere<br />

Genauigkeit sorgen <strong>und</strong> dürfte<br />

sich dank Künstlicher Intelligenz im<br />

Betrieb laufend verbessern.<br />

Bewegung auch bei den Materialien<br />

Auch bei den Materialien sind die<br />

Amerikaner kontinuierlich mit Partnerfirmen<br />

daran, die Palette zu erweitern.<br />

Der Farbdruck ist bereits da, PP<br />

62 #<strong>006</strong>


GENERATIVE FERTIGUNG<br />

kommt im Sommer <strong>und</strong> TPU, mit dem<br />

es möglich ist, Teile herzustellen<br />

mit flexiblen, elastomeren Eigenschaften,<br />

wird auch bald eingeführt. «Aber<br />

das ist noch nicht alles», sagt Martin<br />

Affolter auf einer Pressekonferenz in<br />

den neuen Räumlichkeiten in Wallisellen,<br />

«ab 2021 erfolgt der Einstieg<br />

von HP ins Metallgeschäft.» Bereits<br />

sind Testk<strong>und</strong>en wie VW involviert<br />

<strong>und</strong> haben innerhalb weniger Wochen<br />

über 10 000 hochwertige Komponenten<br />

für ihr neues Elektrofahrzeug damit<br />

herstellen können. «Mithilfe des<br />

HP Metal Jets können wir unser Ziel,<br />

die additive Fertigung zu industrialisieren,<br />

schnell umsetzen – ein wichtiger<br />

Wendepunkt für die Automotive-<br />

Branche», wird Dr. Martin Goede,<br />

Head of Technology Planning and Development<br />

bei Volkswagen, in einer<br />

Pressemitteilung zitiert. Wie schon<br />

beim Start der 3D-Kunststoff-Drucker<br />

von HP muss sich die Konkurrenz<br />

beim bevorstehenden Eintritt von HP<br />

in den Metall-Druckermarkt auf einiges<br />

gefasst machen. «Mit den neuen<br />

3D-Druckern für Metall bekommt auch<br />

die strategische Partnerschaft mit Josef<br />

Binkert eine weitere Dimension»,<br />

sagt Martin Affolter, «denn in diesem<br />

Bereich werden exakt solche Maschinen<br />

<strong>und</strong> Tools gebraucht zur Nachbearbeitung<br />

zum Beispiel, die Binkert<br />

anbietet.»<br />

SGSolution AG | www.sgsolution.ch<br />

Multimediastory «Ab in die 3. Dimension»<br />

«Technik <strong>und</strong> Wissen» verfolgt HPs Aufstieg im 3D-Druck bereits<br />

seit den Anfängen. Wir waren als eines der ersten Medienteams<br />

eingeladen, die noch geheim gehaltenen Drucker in den Testlabors<br />

in Barcelona zu sehen <strong>und</strong> darüber zu schreiben. So entstand die<br />

noch immer viel gelesene <strong>und</strong> faszinierende Multimediastory «Ab<br />

in die 3. Dimension», die den Forschungsweg des amerikanischen<br />

Unternehmens aufzeigt <strong>und</strong> die neuartige Technologie erklärt.<br />

OD5000: DER LEISTUNGSSTARKE MESSEXPERTE<br />

Messen auf hohem Niveau <strong>und</strong> ohne externe Auswertung - dank der im Sensorkopf eingebauten Ethernet Schnittstelle ist eine direkte<br />

<strong>und</strong> schnelle Kommunikation über TCP/IP- <strong>und</strong> UDP/IP-Protokoll möglich. Messen von schnell rotierenden Teilen? Kein Problem für<br />

den OD5000 von SICK, dank einer Messfrequenz von bis zu 80kHz. Dickenmessung mit nur einem Sensor? Möglich dank innovativen<br />

Auswertealgorithmen direkt im Sensor. Sie wollen kleinste Vertiefungen in kleinen Löcher vermessen? Kein Problem für den OD5000<br />

dank dem äusserst kleinen Lichtfleck im Mikrobereich. Zusätzlich bietet der OD5000 eine einfache Bedienung <strong>und</strong> Remote Zugriff dank<br />

integriertem Web Interface. www.sick.ch/OD5000


HANNOVER MESSE<br />

INDUSTRIAL<br />

TRANSFORMATION<br />

Digitalisierung, Individualisierung, Klimaschutz: Diese drei Megatrends<br />

verändern das Nachfrageverhalten <strong>und</strong> damit alle Stufen der industriellen Wertschöpfung.<br />

Daher greift die Hannover Messe mit ihrem Leitthema «Industrial<br />

Transformation» diesen Wandel auf <strong>und</strong> gibt gezielt Antworten zu den Trendthemen<br />

CO 2 -neutrale Produktion, Industrial Security, Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz,<br />

Leichtbau, Logistik 4.0 <strong>und</strong> Plattformökonomie.<br />

64 #<strong>006</strong> Bilder: Deutsche Messe AG


Hannover Messe<br />

Messethema:<br />

Leitthema 2020:<br />

Partnerland 2020: Indonesien<br />

Die Hannover Messe besteht aus verschiedenen<br />

internationalen Leit messen, welche die komplette<br />

industrielle Wertschöpfungskette widerspiegeln.<br />

Einzelne Leitmessen sind nur im Zwei jahres-<br />

Rhythmus vertreten, sodass sich das Bild der<br />

Hannover Messe stets wandelt.<br />

Industrial Transformation<br />

Leitmessen 2020: Additive Manufacturing<br />

Automation<br />

Cloud & Infrastructure<br />

Digital Platforms<br />

Drive Technology<br />

E-Mobility Infrastructure<br />

Electrical Power Technology<br />

Engineering & Offi ce Software<br />

Fluid Power<br />

Future of Work<br />

Handling & Assembly<br />

Hydrogen Fuel Cells<br />

Industrial 5G<br />

Industrial Start-Ups<br />

Innovative Materials<br />

Integrated Energy<br />

IT Consulting / Security<br />

Lightweight Engineering<br />

Linear Technology<br />

Logistics Automation / IT<br />

Material Handling<br />

Metal Parts, Components & Solutions<br />

Predictive Maintenance<br />

Process Automation<br />

Research Development<br />

Robotics<br />

Trade & Investment<br />

VR & AR<br />

Datum: 20. bis 24. April 2020<br />

Öffnungszeiten:<br />

Eintrittspreise:<br />

9 bis 18 Uhr<br />

34.– € (Tagesticket)<br />

77.– € (Dauerticket)<br />

Veranstaltungsort: Messegelände, D-30521 Hannover<br />

Hotels/Unterkünfte: Hannover Marketing & Tourismus GmbH<br />

Tel. +49 511 123 455 55<br />

hotels@hannover-tourismus.de (bac)<br />

#<strong>006</strong> 65


AM Expo 2020<br />

ADDITIVE FERTIGUNG<br />

IM FOKUS<br />

Die AM Expo fokussiert sich als<br />

einzige Fachmesse in der Schweiz ausschliesslich<br />

auf die additive Fertigung.<br />

120 Aussteller entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette zeigen an dieser<br />

anwendungsorientiert auf, welche<br />

Möglichkeiten diese Fertigungstechnologie<br />

bietet <strong>und</strong> wie sie rentabel<br />

eingesetzt werden kann.<br />

Bilder: Messe Luzern AG<br />

AM Expo 2020<br />

Messethema:<br />

Fokusthemen:<br />

Die AM Expo gibt, abgestimmt auf die<br />

verschiedenen Anwendungsbereiche,<br />

Antworten auf alle zentralen Fragen<br />

zur additiven Fertigung.<br />

• Neue Technologien<br />

• Rapid Prototyping <strong>und</strong> Rapid Tooling<br />

• Design für additive Fertigung<br />

• Leichtbau<br />

• Serienproduktion mit Normen,<br />

Zertifi zierungen <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />

• Neue Materialien<br />

• Nachbearbeitung <strong>und</strong> Oberfl ächen<br />

• Software, Daten <strong>und</strong> Designautomation<br />

Datum: 3. <strong>und</strong> 4. März 2020<br />

Öffnungszeiten:<br />

9 bis 16 Uhr<br />

Eintrittspreise: CHF 25.–<br />

(Eintritt für alle Tage gültig;<br />

Studenten kostenlos)<br />

Veranstaltungsort: Messe Luzern AG<br />

Horwerstrasse 87<br />

CH-6005 Luzern<br />

(bac)<br />

66 #<strong>006</strong>


21. METAV<br />

INTERNATIONALE<br />

STRAHLKRAFT<br />

Obwohl die METAV in Düsseldorf als regionales<br />

Pendant zur EMO gilt, hat sie seit Beginn an internationale<br />

Strahlkraft. Bei der Veranstaltung vor zwei Jahren<br />

kamen knapp elf Prozent der 26 500 Besucher aus<br />

dem Ausland. Der grösste Anteil reiste aus den Niederlanden,<br />

der Schweiz, Belgien <strong>und</strong> Österreich an.<br />

METAV<br />

Messethema:<br />

Als Maschinenbaumesse mit dem Schwerpunkt<br />

«Fertigungstechnik» spiegelt die METAV primär die<br />

Themen Werkzeugmaschinen, Hochpräzisionswerkzeuge,<br />

Anlagen für die Fertigungs- <strong>und</strong> Prozessautomation<br />

sowie Werkzeuge für die Qualitätssicherung.<br />

Datum: 10. bis 13. März 2020<br />

Öffnungszeiten:<br />

Eintrittspreise:<br />

9 bis 17 Uhr<br />

Tageskarte 36 € (Vor Ort) / 19 € (Online)<br />

Dauerkarte 59 € (Vor Ort) / 37 € (Online)<br />

Veranstaltungsort: Messegelände Düsseldorf<br />

Am Staad (Stockumer Höfe), D-40474 Düsseldorf<br />

Hotels/<br />

Düsseldorf Tourismus GmbH<br />

Unterkünfte: Tel. +49 211 172 023 221<br />

business@duesseldorf-tourismus.de<br />

www.metav.de/de/Anreise_<strong>und</strong>_Planung/<br />

Unterkunft_CityInfos<br />

Veranstalter:<br />

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.<br />

Tel. +49 69 756 081 74<br />

metav@vdw.de<br />

www.vdw.de<br />

(bac)<br />

Bilder: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann<br />

#<strong>006</strong> 67


THE ART OF GRINDING.<br />

WEIL PRÄZISION UNTER EINEM GESCHÄRFTEN BLICK ENTSTEHT.<br />

Die Fritz Studer AG, gegründet 1912, ist einer der Markt- <strong>und</strong><br />

Technologieleader im Universal-, Aussen-, Innenr<strong>und</strong>- sowie im<br />

Unr<strong>und</strong>schleifen. Besuchen Sie uns an der GrindTec 2020<br />

in Halle 2, Stand 2055.<br />

studer.com<br />

The Art of Grinding.<br />

A member of the UNITED GRINDING Group

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