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pma_1_2020

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MICE 30 Jahre Mauerfall Berlin<br />

INTERVIEW MIT JAN WASSERFUHR<br />

<strong>pma</strong>: Was waren Ihre Aufgaben beim<br />

großen Abschlussevent?<br />

Jan Wasserfuhr: Zum einen haben wir<br />

für den Veranstalter Kulturprojekte Berlin in<br />

Abstimmung mit den Behörden, das Sicherheitskonzept<br />

für die Abschlussveranstaltung<br />

erstellt und verfasst. Zum anderen hatten<br />

wir die Technische Gesamtproduktionsleitung,<br />

für die gesamte Veranstaltungswoche<br />

vom 4. bis 10. Oktober 2019, an insgesamt<br />

sieben Originalschauplätzen in Berlin, mit<br />

über 200 Programmpunkten, Ausstellungen<br />

und Kunstinstallationen inne. Dazu<br />

gehörte auch die Entwicklung des technischen<br />

Konzeptes und der Bühnen- und<br />

Gerüstkonstruktionen, entsprechend der<br />

Regievorgaben von phase7 für die große<br />

Abschlussveranstaltung am 09. November<br />

am Brandenburger Tor.<br />

<strong>pma</strong>: Welche Bühne(n) waren am<br />

Brandenburger Tor für das Abschlusskonzert<br />

aufgebaut?<br />

Jan Wasserfuhr: Die Bühnenkonstruktion<br />

wurde von Megaforce errichtet und bestand<br />

aus zwei Rundbogenbühnen 15m x 16m / b<br />

x t (RBB SB62), einem Mittelpodest 21m x<br />

23m / b x t (Layher) und seitlichen überdachten<br />

Anbauten (für Storage und Regieplätze),<br />

zwei Ladedocks und diversen Treppenzugängen.<br />

Vor den Rundbogenbühnen wurde<br />

ein vier Meter breiter, nicht überdachter<br />

Steg, auf der vollen Bühnenbreite errichtet.<br />

Die Höhe der Szenenflächen und Stege betrug<br />

durchgängig jeweils zwei Meter.<br />

Auf das Mittelpodest wurde eine<br />

geodätische Kugelkonstruktion - Dome (geliefert<br />

von Fa. Free Domes), mit einem Durchmesser<br />

von 19 Meter so positioniert und<br />

montiert, dass auf der Publikumsseite eine<br />

Szenenfläche von fünf Meter lichter Breite<br />

frei blieb. Der Dome wurde zur Hälfte mit<br />

einer transluzenten Gaze bespannt, so dass<br />

einerseits das Brandenburger Tor sichtbar<br />

blieb und andererseits Videocontent auf die<br />

Kugel projiziert werden konnte. Unter dem<br />

Dome wurde eine Plattform (10m x 4m x 2m<br />

/ b x t x h) in des Mittelpodest integriert, das<br />

als Szenenfläche für Tänzer und den Auf-<br />

tritt von DJ Westbam genutzt wurde. Das<br />

Mittelpodest musste mit zirka 50 Tonnen<br />

Beton ballastiert werden, um die auftretenden<br />

Windlasten zu kompensieren. Die Stege<br />

wurden mit Siebruckplatten bündig und<br />

fugenfrei ausgelegt, so dass sie vom ZDF<br />

als Kamerabahn genutzt werden konnten.<br />

Gegenüber der Bühne wurden zwei Lichttower<br />

und zwei Projektionstower (Layher) von<br />

StageCo errichtet. Hier wurde das Frontlicht,<br />

die Followspots und die Videoprojektoren<br />

für den Dome installiert.<br />

<strong>pma</strong>: Wie viel an Bühnenequipment<br />

wurde an das Brandenburger Tor<br />

geliefert?<br />

Jan Wasserfuhr: Es wurde sprichwörtlich<br />

tonnenweise Material auf dem Platz des 18.<br />

März und im Verlauf der Straße des 17.Juni<br />

verbaut. Anlieferung, Aufbau und Abbau,<br />

Abholung der Bühnen, Gerüstbauten und<br />

der Veranstaltungstechnik erfolgten über<br />

mehrere Tage mit mehreren 40t Lkw. Es gab<br />

rund 100 Anfahrten auf das Veranstaltungsgelände<br />

mit 40t Lkw für Anlieferungen und<br />

Abholungen, zusätzlich waren noch kleinere<br />

Lieferfahrzeuge und Pkw unterwegs.<br />

<strong>pma</strong>: Was warten die besonderen<br />

technischen Herausforderungen bei<br />

dem Event?<br />

Jan Wasserfuhr: Der Produktionszeitraum<br />

war mit drei Wochen, inklusive Aufbau,<br />

Wochenveranstaltung, Abschlussveranstaltung<br />

und Abbau sehr lang, dauerte<br />

vom 25. Oktober bis zum 16. November.<br />

Die Veranstaltungswoche startete<br />

bereits am 4. November, so dass die<br />

Aufbauten und die Veranstaltungstechnik<br />

am Platz des 18. März (auf der Westseite<br />

des Brandenburger Tores) bereits zum 3.<br />

November größtenteils fertiggestellt sein<br />

mussten. Weitere Einbauten und der Aufbau<br />

der ZDF-Technik mussten während der<br />

Wochenveranstaltung realisiert werden, so<br />

dass die Proben am 7. und 8. November<br />

stattfinden konnten. Die Aufbauzeiten und<br />

die Stehzeiten des Materials mussten so geplant<br />

werden, dass zum einen der Zeitplan<br />

Jan Wasserfuhr, führender Gesellschafter der<br />

IVV Veranstaltungsmanagement Klaus-Mindach-<br />

Wasserfuhr GbR<br />

eingehalten werden konnte und zum anderen<br />

der Veranstaltungsbetrieb während der<br />

Woche möglichst nicht gestört wurde. Bei<br />

der Planung der Bauzeiten waren zusätzlich<br />

Lärmschutzauflagen (Nacht und Sonntage)<br />

einzuhalten. Nicht zuletzt galt es, dabei stets<br />

die Kostenentwicklung im Auge zu behalten.<br />

<strong>pma</strong>: Gab es besondere technische<br />

Probleme oder Hindernisse?<br />

Jan Wasserfuhr: Um den Dome auf dem<br />

Mittelpodest umzusetzen, mussten diverse<br />

statische Probleme gelöst werden. Regulär<br />

war der Dome nur als Halbkugel mit einem<br />

Baubuch verfügbar. Es sollte aber eine ungefähre<br />

3/4 Kugel errichtet werden, so dass die<br />

Konstruktion unten um zirka 1/4 erweitert<br />

werden musste. Hinzu kam, dass der Dome<br />

zur Hälfte mit einer Projektionsgaze bespannt<br />

und zusätzlich Scheinwerfer gehängt<br />

werden sollten. Bei einem Durchmesser von<br />

19 Metern entsteht eine recht große Segelfläche.<br />

Die Bespannung nur einer Hälfte der<br />

Kugel wirkt sich ungünstig auf die Windlasten<br />

aus. Es stellten sich also diverse Fragen<br />

zu den anzunehmenden Hängelasten und<br />

den anzusetzenden Windlasten.<br />

Ein weiteres zu lösendes Problem<br />

war die Verbindung des Dome mit dem Mittelpodest,<br />

dass gleichzeitig als Träger und<br />

Ballast für den Dome diente. Der Dome wurde<br />

unten mit einem Stahlring versehen, an<br />

dem die Kugelkonstruktion befestigt wurde<br />

und die dann flach auf dem Bühnenboden<br />

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