FLECKVIEH AUSTRIA _Februar 2020
Die Fachzeitschrift Fleckvieh Austria ist das offizielle Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft österreichischer Fleckviehzüchter und wird nur im Abo vertrieben und erscheint 6 x jährlich.
Die Fachzeitschrift Fleckvieh Austria ist das offizielle Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft österreichischer Fleckviehzüchter und wird nur im Abo vertrieben und erscheint 6 x jährlich.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1/2020 FACHTHEMA
Rinder mit akuten, schmerzhaften
M2-Läsionen möglichst rasch identifizieren
und einer Einzeltierbehandlung
unterziehen.
Nach lokaler Behandlung kommt es zum
Absterben der anaeroben Bakterien, meist
leider nur in den oberflächlichen Hautschichten,
sowie zur Verminderung bzw.
dem völligen Verschwinden der Hautentzündung:
Es kommt zu einer „klinischen Heilung“,
jedoch nicht zum wirklichen „Freiwerden“
von den auslösenden Treponema spp.-
Bakterien.
Lokale Behandlung
Rinder mit akuten, schmerzhaften M2-
Läsionen sollten rasch identifiziert und einer
Einzeltierbehandlung zugeführt werden.
Lokale Behandlung mit Tetrazyklinspray /
mit nicht-antibiotischen Gels
Ein antibiotischer Tetrazyklin-Spray wird auf
die gereinigte und getrocknete Läsion
(2-mal im Abstand von 30 Sekunden) aufgesprüht
bzw. das nicht-antibiotische Gel (z.
B. Intra Hoof-fit Gel® u.a.) aufgetragen. Die
behandelten Rinder sollen anschließend 30
Minuten auf trockenem Boden stehen bleiben,
damit das Medikament länger einwirken
kann. Eine neue Studie hat gezeigt, dass
die Heilungsrate bei akuter Mortellaro
innerhalb von vier Wochen mittels lokaler
Behandlung mit Tetrazyklinspray und auch
mit dem nicht-antibiotischen Intra Hoof-fit
Gel doppelt so hoch war, wenn zusätzlich
darüber ein Verband angelegt wurde.
Lokale Behandlung mit Salizylsäurepaste
Auf die gereinigte und getrocknete Läsion
trägt man eine ca. 5 mm dicke Schicht der
Salizylsäurepaste auf und legt immer einen
Verband an, der nach fünf bis sieben Tagen
gewechselt werden muss. Die Salizylsäurepaste
bringt die besten Erfolge bei der
Behandlung einer Limax mit aufsitzender
Mortellaro, hierfür muss die lokale Behandlung
eventuell nach sieben Tagen wiederholt
werden.
Lokale Anwendung von Desinfektionsmittellösungen
ohne Schwermetalle
Diese als Biozide zugelassenen Produkte (z.
B. „4Hooves®“, DeLaval; Hoof-Fit® Bath-
Liquid, Intracare) können laut Biozid-Richtlinien
nur zur Vorbeugung eingesetzt wer-
den, d. h. bei Vorliegen von nicht schmerzhaften
M1-, M3-, M4- und M4.1-Läsionen,
um die Entwicklung neuer akuter (M2) Läsionen
zu verhindern. Sie können mit Hilfe
einer Sprühflasche (Obstbaumspritze) auch
lokal appliziert werden z. B. im Melkstand,
wo die genannten Hautlokalisationen gut
einsehbar und auch gut zugänglich sind.
Behandlung von mortellaroinfizierten
Klauenhorndefekten
Die jeweils zielführende Methode der
Behandlung hängt im Wesentlichen von der
Größe dieser Defekte ab, das heißt indirekt
von der Dauer ihres Bestehens. Die grundsätzliche
Vorgangsweise ist jedoch immer
gleich: Alles lose Horn um diesen Defekt
muss restlos entfernt werden mit dünn auslaufenden
Hornrändern zum Lederhautdefekt
hin, die erkrankte Klaue muss während
der gesamten Heilungsdauer unbedingt mit
einem Klotz entlastet werden, und die Mortellaro-Keime
(Treponema spp.) und alles
infizierte Gewebe müssen an diesem Lederhautdefekt
entweder wirkungsvoll medikamentös
mittels Salizylsäurepaste abgetötet
(bei Frühformen) bzw. bei bereits seit vielen
Kontrollieren Sie einmal wöchentlich
die Klauen im Melkstand, um Kühe
mit nicht-schmerzhaften Läsionen
zu identifizieren
Monaten bestehenden Läsionen chirurgisch
durch den Tierarzt/die Tierärztin nach
Anlegen einer örtlichen Betäubung zur
Gänze inklusive der infizierten Lederhaut
entfernt werden, anschließend wird ein
Tetrazyklinspray aufgesprüht. Nur mit dieser
Vorgehensweise ist es möglich, dass sich
die Lederhaut wieder regeneriert und
neues Horn bilden kann. In allen Fällen
muss ein Verband angelegt werden, welcher
die Wunde vor neuerlicher Infektion
schützen muss. Die Verbände werden im
Abstand von sieben Tagen erneuert und
müssen solange angelegt werden, bis der
Defekt völlig mit neuem Horn bedeckt ist.
Je nach Größe der ursprünglichen Läsion
ist bei besten Aufstallungsbedingungen
mit einer Heilungsdauer von zwei bis ca.
acht Wochen zu rechnen.
Herdenbehandlung
Kühe mit nicht-schmerzhaften M1-, M3-,
M4-, M4.1-Läsionen gilt es, durch regelmäßige,
einmal wöchentliche Kontrollen der mit
Wasser gereinigten Klauen im Melkstand zu
identifizieren, so dass man vorbeugende Maßnahmen
ergreifen kann, um die Neuentwicklung
der schmerzhaften akuten M2-Stadien
zu verhindern.
Dazu bieten sich zugelassene Biozidprodukte
(siehe 1. Spalte) an, da hierfür keine Wartezeiten
bestehen und sie bei Kalbinnen, trockenstehenden
und laktierenden Kühen zur
Vorbeugung angewendet werden können.
Durchführung der Klauenbäder: Das Klauenbad
weist eine optimale Breite von 0,6 m am
Boden mit schräg gestellten Seitenwänden
auf und muss 3–3,5 m lang sein, damit jeder
Fuß der Kuh beim Durchmarschieren mindestens
zwei Mal, besser drei Mal in die Lösung
eintaucht, die ca. 12 cm hoch die Wanne
füllt.
Maßnahmen zur Vorbeugung
Neben der Einzeltier- und der Herdenbehandlung
müssen unbedingt Vorbeugemaßnahmen
mit umgesetzt werden, um nachhaltige
Erfolge für die Klauengesundheit der
Herde zu erzielen. Hierzu wurde unlängst ein
„5-Punk te-Plan zur Kontrolle der Mortellaro-Krankheit“
vorgestellt (https://www.
delaval.com/globalassets/brochures/de/delaval-5-punkte-plan.pdf
):
1. Externe Biosicherheit zur Vermeidung
der Einschleppung von Mortellaro in die
Herde
2. Interne Biosicherheit zur Verringerung
des Infektionsdruckes für die Rinder
3. Früherkennung, Dokumentation und
Behandlung klinischer Fälle und professionelle
Klauenpflege
4. Regelmäßige Klauendesinfektion mit
registrierten Bioziden, um der Entstehung
neuer akuter M2-Stadien vorzubeugen
5. Betriebsziele für die Klauengesundheit
festlegen und regelmäßig überprüfen
Durch die angeführten Behandlungsmaßnahmen
bei Einzeltieren und die Umsetzung
des Vorbeugeprogrammes im Betrieb kann die
Mortellaro-Erkrankungsrate in betroffenen
Herden innerhalb weniger Monate deutlich
abgesenkt werden.
Richten Sie sich zur Kontrolle von
Mortellaro nach dem 5-Punkte-Plan
■
11