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Wirtschafts-News IV 2019 Wiesbaden

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Vorwort

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Ein Hauch Berliner Luft wehte über Mainz in diesem Sommer. Die Mainzer

Oberbürgermeisterwahl, das war klar, warf lange Schatten voraus.

Dass es spannend würde, ließ sich früh erahnen. Schon zu Anfang des

Jahres war klar, dass Nino Haase, Sprecher der Bürgerinitiative gegen

den Bau des Bibelturms gegen Amtsinhaber Michael Ebling antreten

würde. Und kurz nach Fastnacht waren erste Stimmen zu vernehmen,

die Tabea Rößner, Bundestagsabgeordnete der Grünen, ebenfalls im

Rennen um das Amt sahen. Mit dem Mainzer Rechtsanwalt Martin

Malcherek von der Linken und dem angehenden Lehrer Martin Ehrhard

der Partei „Die Partei“ traten zudem zwei weitere Kandidaten an. Erste

Hinweise auf die Ausgangssituation gab die Mainzer Kommunalwahl.

Zwar wurde die Mainzer Ampel bestätigt, nicht jedoch ohne Verluste

für die SPD und Zugewinne für die Grünen. Und auch die CDU verlor.

Die Grünen waren fortan stärkste Fraktion im Stadtrat.

Die Brisanz indes, das wusste jeder, hatte andere Gründe. Zwar unabhängig,

gleichwohl kaum unbekannt war etwa Nino Haase. Gerade

unlängst hatte er sich als Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Bibelturm

im Beschaffen von Mehrheiten und Stimmen profiliert – der

Ausgang ist bekannt. Auch Tabea Rößner war in Mainz bereits vielfältig

in Erscheinung getreten. Sich dem Bau des Kohlekraftwerks „Ingelheimer

Aue“ entgegenzustellen, verschaffte Ihr nicht nur Bekanntheit,

sondern obendrein Glaubwürdigkeit als Umweltpolitikerin. Und gewiss,

zwar gibt es mit Fritz Kuhn bereits einen grünen Landeshauptstadt-

Chef, doch der ist eben keine – Sie ahnen es – Frau. Weithin bekannt

ist zudem noch der grüne Tübinger Boris Palmer. Freilich ist auch dessen

Geschlecht unbestritten. Streitbar hingegen sind seine politische

Orientierung und Parteizugehörigkeit. Keine Frage also, der Kampf

zwischen Ebling, Rößner und Haase versprach vor allen Dingen einen

breiten Erfahrungshorizont der Kandidaten. Natürlich ging es um Persönlichkeiten,

nicht im Besonderen um Themen.

Das Medieninteresse war gewaltig. Nicht nur aus Mainz kamen sie,

sondern auch von außerhalb. Und weil es kaum Themenfelder gab, die

nicht doppelt und dreifach besetzt waren, bildete sich ein enormes

Brennglas über den Persönlichkeiten. Da war keine Kiste zu alt, kein

Wort leichthin gesagt, schon gar nicht geschrieben. Kaum ein Text wurde

gedruckt, Bewegtbild gesendet oder was auch immer sonst, ohne,

dass Spekulationen über merkantile, gewohnheitsmäßige oder freundschaftliche

Bande die Folge gewesen wären. Natürlich erzeugte das

ein eigentümliches Bild der Branchenteilnehmer – Politiker und Journalisten

– die enger wesensverwandt und aufeinander angewiesen

kaum sein könnten. Beide Gruppen eint die Notwendigkeit zu Bekanntheit

und Reichweite. Da mag Ehrgeiz keine schlechte Tugend sein, doch,

wenn Ziel und Mittel einander nicht entsprechen, verliert er seinen

Anspruch. Schlimmer ist nur der Trigger. Ohne Eitelkeit geht es nicht.

Jene Betriebstemperatur aus Überheblichkeit und Hysterie, aus Machtbewusstsein

und Versagensängsten. Die einen unter dem Deckmantel

der Gestaltung und die anderen – so schmerzhaft es sein mag – unter

dem der Aufklärung.

Irgendwann im Sommer fragte ich Michael Ebling, was er machen wolle,

wenn es nicht klappte mit der Wahl. Die Fastnacht wolle er tags

drauf ausrufen, sagte er mir. Nun, es klappte mit der Wahl und auch

sonst kehrte wieder Ruhe ein am Rhein. Besinnlich wird es zudem in

den Straßen von Mainz und Wiesbaden. Gastautor Jörg Jaegers denkt

in seinem Text über Wesenshaltung, Sinnhaftigkeit und gesellschaftliche

Bedeutung von Weihnachten nach.

Haben Sie eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins

neue Jahr.

Herzlichst Ihr,

Bernd Wildemann

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