Wirtschafts-News IV 2019 Wiesbaden
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(Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen
in Genf) sind im letzten Jahr mehr als 2200
Flüchtlinge im Mittelmeer – samt ihrer großen
Hoffnung auf ein glücklicheres Leben ohne
Krieg und ohne Not – ertrunken. Das Flugzeug
bringt Daniela nonstop in 9 Stunden und 5
Minuten von Frankfurt nach Mombasa. „Schnell
mal nachhause geht da nicht“, aber immerhin:
Es geht bzw. fliegt sich relativ sicher.
Ich wusste nicht, wo ich hingehöre.
Danielas Geschichte lässt sich auch leicht aus
dem Netz fischen. Das, was sich nicht fischen
lässt, sind das Gefühl für einen und mit einem
Menschen und damit ggf. die tieferen Beweggründe.
Offen erzählt Daniela, wie sie mit
zuerst streitenden,
dann getrennten Eltern
aufwuchs und schon
früh eine ernsthafte
Essstörung entwickelte. „Ich wusste nicht,
wo ich hingehöre, fühlte mich nicht wahrgenommen,
nicht gesehen.“ Sie lernt Zahnarzthelferin,
arbeitet dann im Außendienst und
später in einem Callcenter für eine Versicherung.
Kontinuierlich begleiten sie Fragen nach
dem Sinn und ihre bedrohliche Erkrankung.
Dann kam der Moment, in dem sie das Gefühl
hatte, „entweder es passiert etwas oder ich
sterbe“.
„Entweder es passiert
etwas oder ich sterbe.“
Irgendwo im Ausland – egal wo
„Meine Welt drehte sich nur noch um Essen.“
Nach einer erfolgreichen Therapie in einer
Reha-Klinik nimmt Daniela sich 2005 eine
Auszeit. Das Gefühl der Hilflosigkeit wandelt
sich in Zuversicht: „Ich kann mein Leben in
die Hand nehmen.“ Daniela setzt sich zum
Ziel, Englisch zu lernen, „irgendwo im Ausland
– egal wo“. Zufällig landet sie zwei Monate
in Afrika statt in Asien oder Amerika. Eine
ehrenamtliche Stelle
im Tierheim macht es
möglich. So lernt sie
Afrika von einer Seite
kennen, die dem Pauschaltourist verborgen
bleibt. Nach ihrer Rückkehr arbeitet sie weiter
bei der Versicherung, merkt aber, dass ihr
bei dieser Tätigkeit der Sinn fehlt. In der Folgezeit
kündigt sie und reist wieder nach Afrika.
Dort findet sie für eine Zeit einen Partner
mit dem sie das Land bereist,
gleichzeitig baut sie ihr Netzwerk aus.
Danielas Afrika
„Meine Welt drehte sich
nur noch um Essen“
In 2009 beginnt Daniela, eine Schule in Bombululu
zu unterstützen. Die ehrenamtliche
Arbeit ist das eine, das andere ist Geld, das
dringend benötigt wird. „Ich guck’ mal, was
ich machen kann“, verspricht sie der Schulleiterin.
Bald verbringt
sie eine „Ich komme auch immer
Hälfte des Jahres
wieder an meine Grenzen“
in Afrika, die andere
in Deutschland, wo sie anfängt, Spendengelder
zu sammeln und für ihren Unterhalt
als Kellnerin jobbt. Zuerst erklären sich
Verwandte und Freunde zu Patenschaften
für einzelne Kinder bereit. Zwei gehörlose
Jungen, die fortan die Gehörlosenschule besuchen
können, zählen hierzu. Das Geld ist
in dieser Zeit noch sehr knapp und stetig
stellen sich herausfordernde Situationen, auch