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Online-Ausgabe 4, ET 18.04.2020

Krise, Krieg, Katastrophe: Die Begriffe, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gerne verwendet werden, offenbaren schon die Unsicherheit. Da ist eine Unschärfe, die davon abhalten soll, das wahre Ausmaß der Katastrophe ins Auge zu fassen. Von Michael Zäh

Krise, Krieg, Katastrophe: Die Begriffe, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gerne verwendet werden, offenbaren schon die Unsicherheit. Da ist eine Unschärfe, die davon abhalten soll, das wahre Ausmaß der Katastrophe ins Auge zu fassen. Von Michael Zäh

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Samstag, 18. April 2020

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GESELLSCHAFT

DEUTSCHLAND

Corona-Tagebuc

Samstag, 18.

Ausgabe 287 am 4.

Samstag, 18. April 2020

Was alles bald

kommen könnte

Coronavirus. Nach dem schrittweise Aufheben der derzeitigen Kontaktverbote wird es eine

neue Strategie geben müssen, da das Coronavirus noch immer da sein wird. Vielleicht hilft da

eine neue App, die sogar aus acht EU-Ländern kommt. Von Michael Zäh

Warum soll nicht jetzt schon

über Exit-Strategien nachgedacht,

geredet und vielleicht

auch gestritten werden? Früh

hat Armin Laschet (Ministerpräsident

von Nordrhein-Westfalen, CDU) eine

Diskussion darüber bereits angeregt.

Markus Söder (Ministerpräsident von

Bayern, CSU) hat sich eine solche

verbeten, da sie „zur Unzeit“ käme. Es

gehört zu einer Demokratie dazu, sich

rechtzeitig und gemeinsam über Dinge

den Kopf zu zerbrechen, die da kommen

sollen. Und in diesen Tagen umso

mehr, weil ja so gut wie jeder Bürger

von den immensen Einschränkungen

betroffen ist, die gegen die ungehinderte

Ausbreitung des Corona-Virus

verfügt wurden. Es geht dabei ja nicht

darum, dass jetzt sofort schon die Kontaktbeschränkungen

aufgehoben werden

sollen. Denn bis nach Ostern wird

das öffentliche, wirtschaftliche wie

gesellschaftliche Leben still stehen,

haben Bund und Länder beschlossen

und verkündet. Doch könnte man in

der Zwischenzeit nicht darüber reden,

was danach sein könnte?

Nun ja, man könnte nicht nur, man

müsste es tun. Es ist doch wohl jedem

klar, dass der momentane Stillstand nur

zeitlich sehr begrenzt durchzuhalten

ist. Deshalb muss man ja genau die Zeit

dieses – derzeit wohl noch nötigen –

Stillstandes nutzen, um Strategien

für danach zu entwerfen. Wann soll

man es denn sonst tun? Wann wäre

es nicht zur „Unzeit“? (Was eh ein

„Unwort“ ist).

Das Ärgerliche an dem Wegwischen

einer Debatte über Exit-Szenarien

ist ja, dass dies wieder einmal

den Eindruck erweckt, als seien die

deutschen Bürger nicht mündig genug,

obwohl diese ja im Moment mit ihrer

überwältigenden Solidarität beweisen,

dass sie es sind. Sollen die Bürger

nicht so viel an das Danach denken,

damit sie das Heute besser durchhalten?

Denn es ist ja klar, dass in den

Krisenstäben des Bundes und der

Länder längst mit Hochdruck darüber

gegrübelt wird, was alles bald kommen

könnte. Warum also diese Diskussionen

über mögliche Szenarien hinter

verschlossenen Türen führen? Die

Leute hätten heuer eine Menge Zeit,

sich daran zu beteiligen.

Man wird weiterhin alle brauchen,

ganz egal, welchen Weg man wählt.

Zum Beispiel, wenn eine neue App gegen

das Corona-Virus eingesetzt werden

würde. Dann käme es am Ende vor

allem darauf an, dass möglichst alle

Leute diese App auch auf ihr Handy laden.

Und um dies zu erreichen, wäre es

doch schön, schon jetzt mehr darüber

zu diskutieren. Denn möglicherweise

gibt es ja nicht nur bei den Viren eine

Inkubationszeit, sondern auch beim

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