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Basler Wirtschaft 2 2020

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nicht etablieren konnten und es in der Regel ganz oft an Führung<br />

und Kultur mangelt.<br />

Ein Beispiel gefällig? Kein Omni-Channel-Händler wird Erfolg<br />

haben, wenn es ihm nicht gelingt, die Silos intern einzureissen.<br />

Silos in Form von Zuständigkeiten, Silos in Form von Messgrössen<br />

und Führungsinstrumenten, Silos in Form von Organisationseinheiten.<br />

Ein Kunde wird immer innert Sekunden spüren,<br />

ob der Händler auch intern digital transformiert ist und seine<br />

Kultur anpasst oder es bloss ein Lippenbekenntnis ist.<br />

Will er als Händler den Kunden optimal bedienen («wir haben<br />

den Artikel in Blau nicht hier, dürfen wir ihn für Sie online bestellen<br />

und Sie haben ihn morgen zu Hause?») oder muss er weiterhin<br />

seine kanalspezifischen Umsatzziele erreichen («wir haben<br />

den Artikel in Blau nicht hier. Doch Rot steht Ihnen doch auch<br />

gut und den hätte ich gleich da.»)?<br />

Oft handelt ein Filialleiter seinen auferlegten Zielen zuwider,<br />

wenn er Umsatz in einen anderen Kanal abgibt. Und dem wird<br />

auch so bleiben, wenn sich ein Unternehmen nicht auch intern<br />

fundamental wandelt, Umsätze nicht mehr nach Vertriebskanälen,<br />

sondern beispielsweise nach Kundengruppen misst, Filialleiter<br />

am Online-Umsatz beteiligt und vice-versa und gesamthaft<br />

die Ziele am Unternehmens-EBIT festmacht.<br />

Digitalisierung nach aussen und innen<br />

Entscheidend für einen erfolgreichen Transformations-Prozess<br />

nach aussen und für manche Branche gleichbedeutend mit dem<br />

schlichten Überleben ist der Wandel nach innen im Rahmen<br />

des Change-Managements und des Digital Leaderships. Unabdingbar<br />

für eine nachhaltige Umsetzung der Strategie sind die<br />

kulturellen Veränderungen, welche die Organisation inklusive<br />

Systeme fit für das digitale Zeitalter machen.<br />

Digitalisierung<br />

erfolgreiche Transformationsprozesse. Konnten der Kulturwandel<br />

wie auch neue Führungs- und Organisationsmodelle<br />

nachhaltig etabliert werden, gelingt auch die Entwicklung neuer<br />

Services und Erschliessung neuer Erlösströme.<br />

Denn viele Branchen werden gezwungen sein, sich vom Gedanken<br />

zu verabschieden, dass sie vom reinen Verkauf ihrer<br />

Produkte genügend Deckungsbeiträge erzielen können. Gleichzeitig<br />

stellen reine Verkaufsorganisationen keinen Differenzierungsfaktor<br />

mehr dar.<br />

Kundenbindung und neue Erlösströme<br />

Kunden werden noch illoyaler, als sie es ohnehin schon sind. Ein<br />

möglicher und erfolgsversprechender Weg ist die Generierung<br />

von Lock-In-Effekten und gleichzeitiger Fokus auf Prozesskosten-Optimierung.<br />

Im Maturity-Modell auf Seite 14 lassen sich die Stufen der Evolution<br />

am Beispiel B2B exemplarisch zeigen.<br />

Während sich viele B2B-Unternehmen mit einem Onlineshop<br />

begnügen und sich damit schon am Ende der digitalen Transformation<br />

wähnen, lassen sie ungeahnte Potenziale unerschlossen.<br />

Insbesondere trägt der B2B-Onlineshop allein noch sehr wenig<br />

zu möglichen Lock-In Effekten oder Loyalitätsvorteilen bei,<br />

noch unterstützt er die Prozesskosten-Optimierung seitens des<br />

Kunden und vergibt damit nicht nur eine wichtige Vorteilskommunikation.<br />

Denn eine ganzheitliche Transformation des Unternehmens findet<br />

strategisch aus zwei Perspektiven statt: Neben der Inside-<br />

Out-Implementation und der Digital Market Transformation ist<br />

eine nachhaltige Veränderung und konsequente Hinterfragung<br />

bestehender Organisationen, Prozesse und Systeme unerlässlich.<br />

Der Markterfolg wird sich kaum manifestieren, wenn nicht<br />

gleichzeitig eine Outside-In-Implementation angegangen wird,<br />

was beispielsweise mit dem Digital-Culture-Model erreicht werden<br />

kann, das sämtliche für eine erfolgreiche Transformation<br />

unabdingbaren Fragestellungen und Lösungskomponenten beinhaltet.<br />

Wie ist das Unternehmen intern organisiert und strukturiert,<br />

wie geht man mit Innovation und Collaboration um, welche<br />

Technologien werden eingesetzt, was ist mit den immensen Datenbeständen<br />

und wie werden diese genutzt? Welches Knowhow<br />

ist verfügbar, steht es allen zur Verfügung, wie wird es geteilt,<br />

vertieft, welche Skills bringen die Mitarbeitenden mit und<br />

wie bringen sie das Unternehmen weiter?<br />

Mitarbeitende und ihre Stärken, Motivationen aber auch Vertrauen<br />

und Freiheiten sind so elementar und zentral wie kaum<br />

je zuvor. Wie gegen aussen – wo der Kunde im absoluten Fokus<br />

steht – steht auch innen der Mensch – die Mitarbeitenden – im<br />

Zentrum.<br />

Nur wer es schafft, diese beiden Perspektiven der Transformation<br />

zu synchronisieren, der nähert sich der perfekten Customer-<br />

Experience an.<br />

Der interne Wandel ist Nährboden und Grundlage für weitere<br />

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