Firmenlauf-Magazin 2016: Henning Krautmacher im Interview
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12. Mai <strong>2016</strong> | Fühlinger See<br />
www.fila-koeln.de<br />
/// KRAUTMACHER IM INTERVIEW Über das »Wir-Gefühl« und Engagement » S.10 /// HARTE SAU VS. INNERER SCHWEINEHUND<br />
Grenzen der Leistungsfähigkeit » S.6 /// WAT ET NIT ALL JIT! Kurioses aus der Welt des Spitzensports » S.8 /// WELCHER TEAMTYP<br />
BIST DU? <strong>Interview</strong> mit Fußballtrainer T<strong>im</strong> Kukzynski » S.24<br />
THEMENSCHWERPUNKT:<br />
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#filakoeln<br />
IM INTERVIEW<br />
<strong>Henning</strong><br />
<strong>Krautmacher</strong>:<br />
»Ich bin gar<br />
nicht der Boss«<br />
» S.10<br />
MADE BY RR BONN BEUEL<br />
Schutzgebühr 4,80 € (Düsseldorf: 9,60 €)
»ICH BIN GAR<br />
NICHT DER BOSS!«<br />
Fotos: <strong>Krautmacher</strong><br />
Höhner »Frontschnäuzer« <strong>Henning</strong> <strong>Krautmacher</strong><br />
berichtet <strong>im</strong> Gespräch mit rheinland<br />
relations über das Teamwork in seiner Band,<br />
die Beweggründe für sein Engagement be<strong>im</strong><br />
Kölner Leselauf und das »Wir-Gefühl«, das<br />
Höhner-Hymnen wie »Mer stonn zo dir«,<br />
»Wenn nicht jetzt, wann dann?« und »Viva<br />
Colonia« so erfolgreich gemacht hat.<br />
10 HENNING KRAUTMACHER IM INTERVIEW<br />
Lieber <strong>Henning</strong>, man kennt Dich aus<br />
dem Karneval, und nebenbei findest<br />
Du auch noch Zeit, Bücher zu schreiben<br />
und zu laufen. Wie lässt sich das<br />
verbinden? Welche Laufstreckentipps<br />
hast Du für uns, bzw. wo kann<br />
man Dich be<strong>im</strong> Joggen treffen?<br />
Auch wenn die Arbeit, das Musikgeschäft<br />
mit den Höhnern, mir nicht<br />
wirklich viel Zeit lässt, mich um das<br />
ein oder andere Hobby zu kümmern<br />
– so ein paar wichtige »Nebenjobs«<br />
werde ich mir <strong>im</strong>mer gönnen, und<br />
dazu gehört meine Leidenschaft zu<br />
kochen. Daraus ist auch – in der Tat –<br />
schon das ein oder andere Kochbuch<br />
entstanden. Darüber hinaus brauche<br />
ich die Bewegung. Be<strong>im</strong> Joggen kann<br />
ich bestens entspannen, und – mehr<br />
noch – bedingt durch den Laufrhythmus<br />
gelingt es mir sehr oft während<br />
der Joggingrunde, neue Songtexte zu<br />
erschaffen. Die schönsten Strecken<br />
für mich sind die Waldstrecken hinter<br />
dem Rheinenergiestadion.<br />
Du selbst bist das Gesicht eines<br />
großen Laufevents, des Kölner<br />
Leselaufs. Warum unterstützt Du<br />
das Projekt?<br />
Es gibt in Deutschland mehr als 7,5<br />
Millionen sogenannte funktionale<br />
Analphabeten – Menschen, die nicht<br />
oder nur bedingt lesen und schreiben<br />
können. Das sind mehr als 15 % der<br />
arbeitenden Bevölkerung. In unseren<br />
Schulen gibt es mitunter nicht einmal<br />
ein Bücherregal mit Literatur, die<br />
Kindern und Jugendlichen eine Lesemotivation<br />
bietet. Deshalb richten wir<br />
von dem Reinerlös aus den Startgeldern<br />
des Kölner Leselaufs sogenannte<br />
Leseclubs an Schulen ein. Hier können<br />
die Kids nicht nur interessante Bücher<br />
lesen, sondern auch Gesellschaftsspiele<br />
spielen (bei denen das Lesen<br />
auch eine Rolle spielt) und Computer<br />
nutzen. Die Schulen <strong>im</strong> Großraum<br />
Köln, bei denen wir bereits einen Leseclub<br />
eingerichtet haben (und das sind
ereits mehr als fünfzig), sind allesamt<br />
begeistert.<br />
Der <strong>Firmenlauf</strong> steht unter anderem<br />
für Spaß <strong>im</strong> Team, aber auch<br />
für Überwindung. Gab es bei Dir<br />
mal einen Auftritt, zu dem Du Dich<br />
wirklich überwinden musstest?<br />
Nein! Ich mache meine Arbeit – und<br />
zwar insbesondere die, die AUF der<br />
Bühne stattfindet – für mein Leben<br />
gern. Natürlich gibt es bevorzugte und<br />
weniger bevorzugte Spielorte, aber das<br />
hat dann mit technischen oder räumlichen<br />
Gegebenheiten zu tun. Bislang<br />
ist es auch höchst selten geschehen,<br />
dass ich zum Beispiel wegen einer<br />
fiebrigen Erkältung oder wegen einer<br />
Grippeinfektion ein gewisses Maß an<br />
Überwindung gebraucht habe, in die<br />
Bühnengarderobe zu schlüpfen. Die<br />
Bühnenarbeit selbst war dann meist<br />
die beste Medizin für mich. Einfach<br />
Adrenalin pur!<br />
Als Frontmann der Band »Höhner«<br />
kennst Du die Bedeutung von Teamwork.<br />
Welche Rolle n<strong>im</strong>mst Du in<br />
Deiner Band ein? Und was ist für<br />
Dich das Wichtigste für ein erfolgreiches<br />
Team?<br />
Man nennt meine Position <strong>im</strong> Volksmund<br />
»Frontmann« (ich selbst nenne<br />
es »Frontschnäuzer«). Ich bin größtenteils<br />
der Moderator zwischen den<br />
Songs und singe bei den meisten<br />
Songs auch die sogenannten »Lead-<br />
Vocals«. Das mag in der Außenwirkung<br />
dazu führen, dass die Zuschauer<br />
glauben, ich sei der Boss. Bin ich aber<br />
gar nicht. Und der Grund dafür ist<br />
eben genau der Teamgedanke! Ein<br />
Team ist umso stärker, je mehr die<br />
Teammitglieder verinnerlicht haben,<br />
dass alle innerhalb der Mannschaft<br />
gleichberechtigt dasselbe Ziel verfolgen.<br />
Jeder eben mit seinem speziellen<br />
Talent und seinen persönlichen<br />
Stärken und Vorlieben.<br />
In Deinem Job bist Du ein richtiger<br />
St<strong>im</strong>mungsmacher. Wie sieht es<br />
privat aus?<br />
Sagen wir mal so: Privat bin ich zwar<br />
auch nicht gerade ein »Muuzepuckel«<br />
(Anmerk. d. Redaktion: ein missmutiger<br />
Mensch) – aber ich glaube,<br />
dass ich mich privat deutlich mehr<br />
zurückhalten kann, als es mir in der<br />
Öffentlichkeit je gelingen wird. Es<br />
gibt Leute, die behaupten, ich sei eine<br />
Rampensau! Da es <strong>im</strong> Privaten meist<br />
keine Bühne – oder Rampe – gibt,<br />
falle ich da auch nicht so extrem auf.<br />
Um auf der Bühne zu stehen, muss<br />
man ganz klar Ausdauer besitzen.<br />
Was machst Du nach Deinen Auftritten,<br />
um wieder »runterzukommen«?<br />
Es kommt drauf an, welche Art von<br />
Auftritten gerade angesagt ist. In der<br />
Karnevalszeit komme ich nach täglich<br />
fünf bis sechs Auftritten nicht vor<br />
zwei Uhr nachts nach Hause. Da trinke<br />
ich noch zwei, drei Tassen lauwarmen<br />
Tee und nach einer guten halben<br />
Stunde stellt sich die Müdigkeit ganz<br />
von selbst ein. Wenn ich mit der Band<br />
auf Tournee bin, dann treffen wir uns<br />
nach den Konzerten in Hamburg, Berlin,<br />
München oder Leipzig gerne noch<br />
gegen Mitternacht an der Hotelbar.<br />
Ich gebe zu, dass ich dann lieber ein<br />
Gläschen Wein trinke – statt Tee.<br />
Eines aber ist <strong>im</strong>mer gleich: Man kann<br />
nach einem Bühnenauftritt nicht<br />
so ohne Weiteres »abschalten«. Ein<br />
gutes Buch oder eine unaufgeregte<br />
Unterhaltung mit meiner Frau führen<br />
auch zur nötigen Entspannung.<br />
In einem <strong>Interview</strong> hast Du mal<br />
gesagt, dass Du gerne LSD zu Dir<br />
n<strong>im</strong>mst. Erklär uns das doch mal<br />
genauer!<br />
Jaja! Das sind sie, die Mechanismen<br />
der »Sensationspresse«. Natürlich<br />
war mit LSD in meinem Fall nicht<br />
das Rauschgift gemeint – aber das<br />
konnte man nur dann erfahren, wenn<br />
man das ganze <strong>Interview</strong> gelesen hat<br />
und nicht nur die reißerische Überschrift.<br />
Ich habe nämlich nur von einer<br />
Rezeptkreation gesprochen, die ich in<br />
meinem Kochbuch »Kölsche Tapas«<br />
veröffentlicht habe. Es geht um Leberkäs-Senf-Dömchen.<br />
Das sind mit<br />
einer Dom-Plätzchenform ausgestochene<br />
Leberkäsehäppchen, die mit<br />
Senf serviert werden. Die Anfangsbuchstaben<br />
der Zutatenliste –<br />
L, S und D – erinnern rein zufällig an<br />
die verbotene Droge.<br />
Der Handball-WM-Song 2007<br />
»Wenn nicht jetzt, wann dann«, die<br />
FC-Hymne »Mer stonn zo dir« sowie<br />
die Köln-Hymne »Viva Colonia«<br />
stammen allesamt von den Höhnern.<br />
Warum glaubst Du, sind diese hymnischen<br />
Songs zu so großem Erfolg<br />
gekommen?<br />
Warum gerade diese drei Lieder zu<br />
den erfolgreichsten der Band zählen,<br />
ist nur schwer zu beantworten. Für<br />
den Erfolg – so glaube ich – benötigt<br />
man <strong>im</strong>mer drei Voraussetzungen:<br />
Ein bisschen »Sein« (<strong>im</strong> Sinne von<br />
etwas Können), ein bisschen Schein<br />
(<strong>im</strong> Sinne von technischen Tricks und<br />
Know-how) und ganz viel Schwein (<strong>im</strong><br />
Sinne von Glück).<br />
Alle der erwähnten Songs haben allerdings<br />
eines gemeinsam: Es geht <strong>im</strong>mer<br />
sehr stark und engagiert um das<br />
»Wir-Gefühl«. Vielleicht ist es gerade<br />
dieses Gefühl, das wir in den aktuellen<br />
Zeiten benötigen, wenn Menschen<br />
aufgrund von Kriegen aus ihrer He<strong>im</strong>at<br />
flüchten müssen und anderswo<br />
– auch in Deutschland – genau darauf<br />
hoffen: Auf das »WIR – schaffen das<br />
gemeinsam«.<br />
HENNING KRAUTMACHER IM INTERVIEW<br />
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