cav – Prozesstechnik für die Chemieindustrie 06.2020
Die Fachzeitschrift cav - Prozesstechnik für die Chemieindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die chemische und pharmazeutische Industrie. Weitere Themen sind IT-Technologien, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und Prozessanalysentechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Ex-Schutz, Anlagensicherheit, Arbeitsschutz, Instandhaltung, Standortmanagement und Energiemanagement.
Die Fachzeitschrift cav - Prozesstechnik für die Chemieindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die chemische und pharmazeutische Industrie. Weitere Themen sind IT-Technologien, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und Prozessanalysentechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Ex-Schutz, Anlagensicherheit, Arbeitsschutz, Instandhaltung, Standortmanagement und Energiemanagement.
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Kontinuierlich vermischen<br />
Im kontinuierlichen Verfahren werden <strong>die</strong><br />
Produktströme konstant und geregelt eng<br />
zusammengeführt und homogenisiert. Die<br />
Transportwege zur Vermsichung sind sehr<br />
klein, es ergeben sich deutlich kleinere<br />
Mischzeiten. Das resultiert in einer kompakteren<br />
Bauweise des kontinuierlichen Mischers.<br />
Zum Vergleich, ein kontinuierlicher<br />
Mischer beinhaltet etwa ein Zehntel des Volumens<br />
eines Batchmischers bei gleichem<br />
Durchsatz. Dadurch wird nicht nur <strong>die</strong> Gesamtanlage<br />
kompakter, sondern auch der<br />
Energiebedarf wird reduziert. Im Gegensatz<br />
zum Batchprozess steht beim kontinuierlichen<br />
Mischen der Aufsprühstrom nicht als<br />
Parameter zur Verfügung. Denn <strong>die</strong>ser ist<br />
durch das Rezept und <strong>die</strong> Durchsatzleistung<br />
vorbestimmt.<br />
Die Mischzeit ist im kontinuierlichen Fall<br />
<strong>die</strong> mittlere Verweilzeit der Produkte im<br />
Mischer. Dabei bestimmt <strong>die</strong> axiale Position<br />
der Düse das Verhältnis zwischen Vorund<br />
Nachmischzeit. Der kontinuierliche<br />
Mischer GCM bietet einen speziellen Ort<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zugabe der Flüssigkeit im Einlauf -<br />
stutzen, durch den das Schüttgut in den<br />
Mischer fällt. Dieser Ort ermöglicht ein<br />
sehr frühes Hinzugeben der Flüssigkeit<br />
und maximiert so <strong>die</strong> Nachmischzeit. Das<br />
Sprühbild und <strong>die</strong> Anzahl der verwendeten<br />
Düsen bestimmen dann <strong>die</strong> Aufsprühzeit.<br />
Der GCM ist so ausgelegt, dass mit mittleren<br />
Verweilzeiten von 5 bis 40 s eine homogene<br />
Mischung erreicht werden kann.<br />
Werden <strong>die</strong> entstandenen Agglomerate in<br />
<strong>die</strong>ser Zeit nicht aufgelöst, dann muss eine<br />
verlängerte Verweilzeit in Betracht gezogen<br />
werden.<br />
Zugabe von hochviskosen Ölen<br />
In einer praktischen Anwendung sollte ein<br />
feines organisches Pulver mit hochviskosem<br />
Öl besprüht werden. Aufgrund der kleinen<br />
Durchsatzmengen wurde <strong>die</strong>s mit einem<br />
Batchprozess umgesetzt. Die geeignete Düse<br />
wurde im Gericke-Testcenter ermittelt. Zum<br />
Einsatz kommt eine innenmischende Zweistoffdüse<br />
mit hohem Luft- und Öldruck.<br />
Durch <strong>die</strong>sen hohen Energieeintrag konnte<br />
<strong>die</strong> hochviskose Flüssigkeit in feine Tropfen<br />
zerstäubt werden. Die hohe Viskosität der<br />
Flüssigkeit und das feinkörnige Pulver begünstigen<br />
das Bilden von Agglomeraten.<br />
Dank des Dispersers wurden zu keinem<br />
Zeitpunkt Agglomerate im gesamten Batch<br />
gefunden und <strong>die</strong> totale Mischzeit blieb unter<br />
einer Minute.<br />
Besprühen von Feststoffen mit einer innenmischenden Zweistoffdüse. Wie auf dem<br />
Bild zu erkennen ist, interferiert <strong>die</strong> Zerstäubungsluft <strong>die</strong> Partikelwolke.<br />
Mischen mit einem Flüssigpolymer<br />
Ein bestehender Batchmischprozess, dessen<br />
Kapazität nicht ausreichte, sollte durch einen<br />
kontinuierlichen Mischprozess ersetzt werden.<br />
Dabei war es wichtig, dass analog zum<br />
bestehenden Batchprozess <strong>die</strong> Produkte in<br />
derselben Reihenfolge aufgegeben werden.<br />
Nur so wird sichergestellt, dass das Endprodukt<br />
<strong>die</strong> gewünschten Eigenschaften aufweist.<br />
Konkret war der Ablauf im Batchprozess<br />
wie folgt: Zuerst wurde <strong>die</strong> pulverförmige<br />
Hauptkomponente aufgegeben, <strong>die</strong><br />
dann in einem zweiten Schritt mit einem<br />
Flüssigpolymer besprüht wurde. Nach einer<br />
definierten Mischzeit wurde <strong>die</strong> zweite Feststoffkomponente<br />
hinzugegeben und weiter<br />
vermischt. Beim kontinuierlichen Prozess<br />
sind <strong>die</strong> Zeitabstände zwischen der Zugabe<br />
der einzelnen Zutaten viel kürzer. Ein Vorteil<br />
war, dass das Flüssigpolymer schon gleich<br />
beim Feststoffeinlass hinzugegeben werden<br />
konnte. Durch <strong>die</strong>se Anordnung war <strong>die</strong> Verweilzeit<br />
zwischen der Zugabe des Flüssigpolymers<br />
und der zweiten Feststoffkomponente<br />
ausreichend. Aufgrund der hohen Viskosität<br />
des Polymers wurde von Anfang an auf eine<br />
Zweistoffdüse gesetzt. Dabei hat sich herausgestellt,<br />
dass eine innenmischende Zweistoffdüse<br />
der außenmischenden überlegen ist, da<br />
<strong>die</strong>se nicht durch das Polymer verstopfte.<br />
Die Beispiele zeigen, dass eine erfolgreiche<br />
technische Umsetzung auf zwei Prinzipien<br />
beruht: Dem Aufteilen der kontinuierlichen<br />
Flüssigphase in kleine Tropfen durch verschiedene<br />
Düsentypen und dem Einsatz effizienter<br />
Disperser, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Flüssigkeit und<br />
unerwünschte Agglomerate mittels sehr hoher<br />
Scherkräfte fein verteilen. Dieses komplexe<br />
Aufgabenfeld sperrt sich gegen eine<br />
theoretische Herangehensweise. Detailaus -<br />
legungen wie Typ, Anzahl und <strong>die</strong> Position<br />
der Düse(n), können nur mithilfe empirischer<br />
Erfahrung bewältigt werden.<br />
www.prozesstechnik-online.de<br />
Suchwort: Gericke<br />
AUTOR:<br />
DR. FABIAN MÜLLER<br />
Produktmanager Mischer,<br />
Gericke<br />
AUTOR:<br />
DR. RALF<br />
WEINEKÖTTER<br />
Geschäftsführer,<br />
Gericke<br />
<strong>cav</strong> 06-2020 47