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JUGENDMAGAZIN DES HANDWERKS<br />
JULI<br />
| GUTE AUSSICHTEN: MEISTER GIPPERICH MACHT SCHULE |<br />
| GUTES BETRAGEN: KOPFNOTEN ZÄHLEN |<br />
| GUTE REISE: MOBIL FÜR DIE AUSBILDUNG |<br />
2 | 2005<br />
Das Heft im Heft:<br />
12 Seiten<br />
Berufe mit Holz<br />
Beruf & Karriere<br />
FaszinationHolz<br />
Ob als Werk-, Heiz- o<strong>de</strong>r Kreativstoff.<br />
Seit Urzeiten prägt es unsere<br />
Berufswelt und gestaltet unser<br />
Umfeld. Da wun<strong>de</strong>rt es kaum,<br />
dass die Techniken und Metho<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Bearbeitung entsprechend<br />
ausgefeilt und komplex sind. Kein<br />
an<strong>de</strong>rer Werkstoff vereint <strong>de</strong>rart<br />
viele positive Eigenschaften: Es Und wer Holz in seiner natür-<br />
lässt sich leicht abbauen, mit lichen Form auf sich wirken lässt,<br />
geringer Energie verarbeiten und <strong>de</strong>r spürt seine Wärme, Geborgen-<br />
ist gut mit an<strong>de</strong>ren Werkstoffen heit und Natürlichkeit. Einfach<br />
kombinierbar. Aus ökologischer himmlisch. Holz lebt!<br />
Sicht kommt das natürliche Nach- Mehr davon auf <strong>de</strong>n Folgeseiten<br />
wachsen dieses Rohstoffs sowie und in <strong>de</strong>n Berufen <strong>de</strong>s Holzseine<br />
hervorragen<strong>de</strong>n Recycling- Handwerks, die <strong>de</strong>n Rohstoff in<br />
bzw. Entsorgungseigenschaften meisterlicher Perfektion sägen,<br />
hinzu. Perfekt!<br />
biegen, fräsen, beschichten ...
Je<strong>de</strong> Menge Freiraum, ...<br />
... Anerkennung, <strong>gute</strong> Entlohnung, Sicherheit und ein <strong>gute</strong>s<br />
Arbeitsklima. Prima Berufswünsche, die wohl je<strong>de</strong>r gerne erfüllt sieht.<br />
Doch was braucht man dafür? O<strong>de</strong>r: Was ist man bereit, dafür zu<br />
tun? Reichen ein fester Wille, Engagement und vor allem Flexibilität?<br />
Wenn ja, wie bringt man diese Lei<strong>de</strong>nschaften auf <strong>de</strong>n Punkt und<br />
überzeugt sein Gegenüber?<br />
Die Lehrlinge Marco (Kfz-Mechatroniker) und Lysann (Zahntechnikerin)<br />
haben für sich die Antworten und für ihren Berufswunsch<br />
die Lösung gefun<strong>de</strong>n: fern von zu Haus. Zwischen Familie und<br />
Ausbildungsbetrieb liegt nun halb Deutschland.<br />
Erfahrungen, Hintergrün<strong>de</strong> und zahlreiche Tipps für alle, die selbstständig<br />
genug sind, auch das „Hotel-Mama“ eine Zeit lang aufzugeben,<br />
fin<strong>de</strong>t ihr auf <strong>de</strong>n Seiten 30 bis 33.<br />
Wer noch nicht genau weiß, wohin die Abenteuer<strong>reise</strong>-Berufswelt<br />
gehen soll, erfährt in unserem Spezial zum Thema Holz je<strong>de</strong> Menge<br />
mehr zu Ausbildung, Beruf und zu <strong>de</strong>n Karrierewegen. Lasst euch<br />
faszinieren - Holz lebt! Wie und wo erfahrt ihr auf <strong>de</strong>n Seiten 15 bis 26.<br />
Einen neuen Weg in Sachen Berufsvorbereitung geht Handwerksmeister<br />
Gipperich. In seinem Crash-Kurs lernen Interessenten<br />
nicht nur die Welt <strong>de</strong>r Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik kennen,<br />
son<strong>de</strong>rn erhalten darüber hinaus ein Zertifikat direkt vom Meister.<br />
Eine Anerkennung, die in je<strong>de</strong>r Bewerbung eine <strong>gute</strong> Figur abgibt.<br />
Mehr dazu und was Betroffene er<strong>zählen</strong>: Seiten 12 bis 14.<br />
Das <strong>handfest</strong> Team wünscht eine <strong>gute</strong> Zeit und viel Erfolg auf <strong>de</strong>r<br />
nächsten Reise.<br />
03
04 Inhalt<br />
06 Service<br />
08 - 11 Aktiv<br />
08 Kopfnoten - Betragen ausreichend<br />
10 Leserumfrage mit Gewinnen<br />
12 - 14 Schule<br />
12 Herr Gipperich macht Schule<br />
www.<strong>handfest</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />
INHALT<br />
15 - 26 Beruf & Karriere - Das Heft im Heft<br />
15 Faszination Holz<br />
Nr. 2/2005<br />
Kopfnoten: Betragen ausreichend<br />
Zukünftig sollen Kopfnoten wie<strong>de</strong>r auf’s Zeugnis, <strong>de</strong>nn bei <strong>de</strong>r Bewerberauswahl wer<strong>de</strong>n immer<br />
häufiger die so genannten soft skills … Ausdauer, Einsatz, Höflichkeit, ... gefragt.<br />
Wie, was und wo schnei<strong>de</strong>t man am besten dabei ab?<br />
Seite 8<br />
Gute Aussichten: Meister Gipperich macht Schule<br />
Interessierte Schüler lernen Handwerk in Theorie & Praxis. Im Rahmen eines Projektes kommt<br />
Handwerk ins Klassenzimmer und weckt die Neugier.<br />
Seite 12<br />
Instituto Italo Svevo<br />
Das Schülerteam einer <strong>de</strong>utsch-italienischen Schule erzählt die Geschichte <strong>de</strong>r Migration aus<br />
Sicht italienischer Frauen und gewinnt <strong>de</strong>n ersten Preis im Rahmen <strong>de</strong>s Geschichtswettbewerbes<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten.<br />
Seite 28<br />
JULI – Newcomer <strong>de</strong>s Jahres 2004<br />
Herrliche Popmusik, zuckersüße Melodien, Ohrwürmer mit harmlos-charmanten und unverblümt<br />
direkten Zeilen: Im vergangenen September veröffentlichte die Band Juli ihr<br />
Debütalbum „Es ist Juli“. Sängerin Eva Briegel im Gespräch über Erfolg und Leben.<br />
Seite 36<br />
27 - 33 Karriere<br />
27 Bewerben, aber wie? Medientipps<br />
28 Instituto Italo Svevo<br />
30 Durch halb Deutschland für eine Lehrstelle<br />
34 Service<br />
36 Musik + Rätsel<br />
36 JULI im Interview<br />
38 Vorschau Alles Geschmacksache
Über 50<br />
Bands, Party,<br />
Tanz und<br />
Camping<br />
Das Hurricane-Festival lockt je<strong>de</strong>s Jahr fast 40.000 Fans<br />
nach Scheeßel. Scheeßel ist ein kleiner Ort zwischen<br />
Hamburg, Bremen und Hannover. Auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> am<br />
Ran<strong>de</strong> einer Motorradrennbahn, etwas außerhalb <strong>de</strong>s 1200<br />
Jahre alten staatlich anerkannten Erholungsortes, lassen<br />
es vom 10. bis 12. Juni fast 50 Bands auf zwei Bühnen<br />
beim Hurricane-Festival so richtig krachen. Darunter: Die<br />
Ärzte, Rammstein, Nine inch nails, Millencolin, Kettcar,<br />
Queens of the Stone Age, New Or<strong>de</strong>r, Wir sind Hel<strong>de</strong>n,<br />
Boysetsfire und Oasis. Und die Beatsteaks aus Berlin,<br />
<strong>de</strong>ren größter Fan Arzt Farin Urlaub ist.<br />
„Wie kannst du bei <strong>de</strong>n Beatsteaks ruhig sitzen bleiben“, fragen Die<br />
Ärzte auf ihrem Hit „Unrockbar“. Nun spielen die bei<strong>de</strong>n befreun<strong>de</strong>ten<br />
Bands aus <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>shauptstadt gemeinsam beim Hurricane-Festival.<br />
Bei<strong>de</strong> Bands stehen für eine mitreißen<strong>de</strong> Punkrock-Show, gespickt mit<br />
vielen Hits und originellen Coverversionen. Die Beatsteaks gehören<br />
ohne Zweifel zu <strong>de</strong>n Abräumern <strong>de</strong>s vergangenen Jahres, nicht zuletzt<br />
durch <strong>de</strong>n Gewinn <strong>de</strong>s MTV Europe Music Award 2004 als „Best German<br />
Act“. Ebenso „Wir sind Hel<strong>de</strong>n“. Sie sind mit P<strong>reise</strong>n überhäuft wor<strong>de</strong>n,<br />
stehen für kreative Deutsche Popmusik und genießen Kultstatus über<br />
ihre Heimatstadt Berlin hinaus. Ihre Musik ist tief verwurzelt in <strong>de</strong>n<br />
80ern. Judith Holofernes singt, spielt Gitarre und schreibt fast alle<br />
Songs. Eine Vollblutmusikerin. Ihr Gesang erinnert manchmal stark an<br />
Rio Reiser: kratzig, trotzig, unwi<strong>de</strong>rstehlich.<br />
Das Hurricane-Festival fin<strong>de</strong>t statt von Freitag, <strong>de</strong>n 10. Juni bis<br />
Sonntag, <strong>de</strong>n 12. Juni in Scheeßel. Camping mit Dreitagesticket ist<br />
möglich von Donnerstag, <strong>de</strong>n 9. Juni, 20.00 Uhr bis Montag, <strong>de</strong>n 13.<br />
Juni, 10.00 Uhr. Das Kombiticket für drei Tage Festival kostet 89,00<br />
EURO plus 5,00 EURO Müllpfand für drei Tage Festival inklusive<br />
Camping, Parken, Sanitäranlagen und Gebühren (zzgl. eventueller<br />
Versandkosten).<br />
www.hurricane.<strong>de</strong><br />
<strong>handfest</strong> verlost 2 x 2 Eintrittskarten zum Hurricane-Festival in Scheeßel – im Rätsel auf Seite 37<br />
Kettcar<br />
Beatsteaks<br />
05
06 Service<br />
5<br />
28. April 2005<br />
Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag am 28. April<br />
Einblick in Technik-Berufe: Jetzt anmel<strong>de</strong>n!<br />
Am 28. April 2005 fin<strong>de</strong>t zum fünften Mal <strong>de</strong>r Mädchen-Zukunftstag statt. Ab sofort können sich<br />
Schülerinnen auf <strong>de</strong>r Homepage www.girls-day.<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n teilnehmen<strong>de</strong>n Unternehmen für die<br />
Girls’Day-Veranstaltungen anmel<strong>de</strong>n. Mit Hilfe von „Aktion suchen“ fin<strong>de</strong>n Mädchen Girls’Day-<br />
Angebote in ihrer Nähe. Die Internetseite bietet <strong>de</strong>n Girls’Day-Teilnehmerinnen darüber hinaus<br />
nützliche Tipps zur Vorbereitung <strong>de</strong>s Mädchen-Zukunftstags, Infos zum Thema Berufswahl,<br />
Praxisberichte, Spiele und die Möglichkeit, eCards zu verschicken. Auch ein Antrag auf<br />
Freistellung vom Unterricht, Infos für Lehrkräfte und Eltern sind unter www.girls-day.<strong>de</strong> abrufbar.<br />
Über eine Telefonhotline 0521-1067354 (montags – freitags von 14:00 bis 19.00 Uhr) erhalten<br />
Mädchen Antworten auf alle Fragen zum Girls’Day und Auskunft über noch freie Plätze.<br />
www.girls-day.<strong>de</strong><br />
InfoCenter zu Ausbildung und Beruf:<br />
www.berufsinfo.org<br />
Beratung<br />
gefällig?<br />
Zu <strong>de</strong>n Ausbildungsberufen <strong>de</strong>s Handwerks bietet www.berufsinfo.org<br />
– aktuell und schnell - Infos und Hilfestellungen rund um die Ausbildung von A bis Z:<br />
News zu Ausbildung und Beruf<br />
Berufsprofile<br />
Mediathek – verschafft schnell einen<br />
lebendigen Eindruck vom Ausbildungsalltag<br />
Börsen - Praktikumsbörse, Lehrstellenbörse und Ausbildungsatlas<br />
Kontaktadressen<br />
… und vieles mehr<br />
Wer sich für eine Lehre in einem <strong>de</strong>r über 100 handwerklichen<br />
Ausbildungsberufe interessiert, erfährt mehr bei <strong>de</strong>n<br />
Ausbildungsberatungen <strong>de</strong>r Handwerkskammern. Alle Adressen, Links<br />
und Services unter: www.<strong>handfest</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>
10. Essener YOU 26. bis 29. Mai 2005 Messe Essen<br />
Coole Events und heiße Infos auf<br />
Europas größter Jugendmesse in Essen<br />
Coole Events und heiße Infos auf Europas größter Jugendmesse in Essen.<br />
Die Jugendmesse YOU feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen und wird wie<strong>de</strong>r das<br />
Großereignis für Teens und Twens: Vom 26. bis 29. Mai 2005 wer<strong>de</strong>n ca. 270.000 Jugendliche<br />
aus Nah und Fern in Essen zu Europas größter Jugendmesse erwartet. Die YOU wird vier Tage<br />
lang täglich von 10 bis 19 Uhr das Messegelän<strong>de</strong> in Essen „rocken“.<br />
Im Messebereich „Zukunft, Karriere und Gesellschaft“ können sich Jugendliche über<br />
Ausbildungschancen und berufliche Perspektiven informieren und austauschen.<br />
INFOS unter www.you.<strong>de</strong><br />
Liebe – Leben - Lei<strong>de</strong>nschaft<br />
www.netzcheckers.<strong>de</strong><br />
Online-Plattform <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sinitiative „Jugend ans Netz“. Ein Portal von und für<br />
Jugendliche. Mitmachen und Sich-Einbringen ist nicht nur möglich, son<strong>de</strong>rn ausdrücklich<br />
erwünscht. Denn hier bestimmt die User-Gemein<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Content. Und wer Unterstützung<br />
braucht, fin<strong>de</strong>t im elfköpfigen Netzchecker-Team sicher <strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die gewünschte/n<br />
Ansprechpartner/in.<br />
Das Themen- und Aktionsspektrum ist breit und bietet in seinem gut sortierten Angebot<br />
schlagfertige Antworten und News zu allem, was man in jungen Jahren braucht. Von Liebe<br />
– Leben – Lei<strong>de</strong>nschaft, über Sport und Musik, bis hin zu Politik, Schule und Kultur.<br />
Ein Link, <strong>de</strong>r sich lohnt.<br />
Arbeitssuchen<strong>de</strong>n ohne Berufsabschluss, die sich im handwerklichen Bereich qualifizieren wollen,<br />
soll mit <strong>de</strong>m neuen Service <strong>de</strong>r Handwerkskammer Potsdam ebenso geholfen wer<strong>de</strong>n wie<br />
Gesellen, die Spezialkurse in ihrem Gewerk suchen, um ihre Position auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt zu<br />
verbessern o<strong>de</strong>r einen anerkannten Fortbildungsabschluss anstreben. Das Beratungsspektrum<br />
reicht von EDV-Spezialkursen über Module <strong>de</strong>r Kosmetikausbildung bis zur Meisterqualifikation.<br />
Das Zentrum für Gewerbeför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Handwerkskammer in Götz bei Bran<strong>de</strong>nburg bietet zahlreiche<br />
kurz-, mittel- und langfristige Weiterbildungsmöglichkeiten in verschie<strong>de</strong>nen handwerklichen<br />
Berufen. Es geht dabei nicht um Umschulungen alten Stils, son<strong>de</strong>rn um <strong>de</strong>n Erwerb von<br />
Bildungsbausteinen, Einstiegsqualifizierungen o<strong>de</strong>r Fortbildungsabschlüssen.<br />
Die Beratung erfolgt durch erfahrene Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abteilung Berufsbildung bzw.<br />
Fortbildung <strong>de</strong>r Handwerkskammer Potsdam – dienstags – 14.00 bis 18.00 Uhr – im „Haus<br />
<strong>de</strong>s Handwerks“, Charlottenstraße 34-36, 14467 Potsdam, Telefon: 0331-3703389<br />
5 x 2 Tickets<br />
zur You for You!<br />
Anrufen & Gewinnen:<br />
Redaktion <strong>handfest</strong><br />
0211-23941638<br />
Bildungsberatung für je<strong>de</strong>rmann<br />
Angebot <strong>de</strong>r Handwerkskammer Potsdam<br />
07
08 Aktiv<br />
Kopfnoten<br />
Betragen ausreichend<br />
Kopfnoten - Kopfgeld?<br />
Falsche Fährte. Mit<br />
Kopfnoten sind Zensuren<br />
fürs Verhalten gemeint.<br />
Einige Handwerksverbän<strong>de</strong><br />
fän<strong>de</strong>n es gut, wenn solche<br />
Noten wie<strong>de</strong>r im<br />
Schulzeugnis stün<strong>de</strong>n.<br />
Damit <strong>de</strong>r Meister bei<br />
Bewerbern gleich sieht, wen<br />
er vor sich hat. Wir fragten<br />
Betroffene, Lehrer und<br />
Ausbil<strong>de</strong>r: Was haltet ihr<br />
von Kopfnoten? Und:<br />
Verlangt die Wirtschaft zu<br />
viel von <strong>de</strong>n Jugendlichen?
Die Diskussion ist alt, die For<strong>de</strong>rung brandneu: Vertreter <strong>de</strong>s Handwerks machen sich<br />
aktuell im Ausbildungspakt dafür stark, dass die Schüler wie<strong>de</strong>r Kopfnoten bekommen. Ihr<br />
Argument: Wenn wir verstärkt Lehrstellen für junge Menschen schaffen, muss die<br />
Regierung was dafür tun, dass die Bewerber fit für die Lehre sind. Fit heißt mehr als <strong>gute</strong><br />
Noten. Min<strong>de</strong>stens so wichtig sind die so genannten "soft skills" (weiche Eigenschaften):<br />
also Ausdauer, Einsatz, Höflichkeit, Sorgfalt, Selbstständigkeit, <strong>gute</strong> Umgangsformen und<br />
Zuverlässigkeit. Wer was wer<strong>de</strong>n will, <strong>de</strong>r muss auch hier Farbe bekennen. Weil die<br />
Bemerkungen zu Persönlichkeit und Verhalten traditionell oben am Zeugnis stehen, hat<br />
man sie kurzerhand "Kopfnoten" genannt. Kopfnoten gab's früher schon mal. Mitte <strong>de</strong>r<br />
Siebziger Jahre wur<strong>de</strong>n sie vielerorts abgeschafft. Wer<strong>de</strong>n sie jetzt wie<strong>de</strong>r belebt?<br />
Selda (14), Hauptschülerin aus Augsburg<br />
In Bayern haben wir so was schon im Zeugnis.<br />
Keine Noten, aber eine längere Bemerkung.<br />
An meiner gibt es nix zu meckern. Wenn ich<br />
selbst einen Betrieb hätte, wür<strong>de</strong> ich mir die<br />
Bemerkungen im Zeugnis auch genau<br />
anschauen. Denn was nützt mir ein Schüler<br />
mit <strong>gute</strong>n Noten, <strong>de</strong>r keinen Respekt hat?<br />
Viele Jungs sagen einem direkt ins Gesicht,<br />
wenn ihnen etwas nicht passt – egal, wer vor<br />
ihnen steht! Mädchen sind meistens diplomatischer.<br />
Dominik (15), Klassenbester aus Augsburg<br />
Gegenüber uns Hauptschülern gibt es eine<br />
Menge Vorurteile. Zum Beispiel, wir hätten<br />
keine Manieren und hängen <strong>de</strong>n ganzen Tag<br />
nur ab. So’n Quatsch. Ich weiß, was sich<br />
gehört. Außer<strong>de</strong>m muss ich weniger tun als<br />
ein Realschüler o<strong>de</strong>r Gymnasiast. Ich kann es<br />
mir erlauben, erst mal zum Billardspielen zu<br />
gehen. Meine Hausis mach' ich meist erst<br />
abends und trotz<strong>de</strong>m bin ich <strong>de</strong>r Beste in meiner<br />
Klasse.<br />
Stefan (15), Neuntklässler aus Augsburg<br />
Ich werd' Mechatroniker. Die Lehrstelle hatte<br />
ich als erster in <strong>de</strong>r Klasse. Es hat gleich beim<br />
Praktikum geklappt. Man muss zupacken, darf<br />
nicht rumzicken. Der Meister hat gesagt, dich<br />
nehmen wir. Trotz<strong>de</strong>m musste ich <strong>de</strong>r Firma<br />
noch acht Wochen hinterhertelefonieren, bis<br />
sie endlich mit <strong>de</strong>m Vertrag rüberkamen. Eine<br />
Zitterpartie.<br />
Nico Frodl (20), Anlagenmechaniker<br />
Kraftwerk aus Berlin.<br />
Kopfnoten sind nicht verkehrt. Wenn die<br />
Zensuren nur mittelmäßig sind – mit einer<br />
Ich will was tun!<br />
<strong>gute</strong>n Bemerkung kann man was rausreißen.<br />
Wer im Beruf anfängt, muss sich erst mal<br />
beweisen. Man muss sich verkaufen können,<br />
von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren abheben: Vernünftiges<br />
Auftreten, sich engagieren, keine Fehltage<br />
haben. Ich habe mich zu allen Wettbewerben<br />
gemel<strong>de</strong>t, meinen Schweißerpass gemacht.<br />
Heute trage ich viel Verantwortung und muss<br />
mir um meinen Job keine Gedanken mehr<br />
machen! Ich bin gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Lehre fertig<br />
gewor<strong>de</strong>n, frisch von <strong>de</strong>r Bewag, einem<br />
Energieversorger, übernommen.<br />
Reinhold Wimmer (61), Rektor einer<br />
Hauptschule in Augsburg<br />
Wir haben traditionell fünf Zeilen im Zeugnis,<br />
um ein genaueres Bild von <strong>de</strong>n Schülern zu<br />
geben, von ihrer sozialen Kompetenz, ihrer<br />
Teilnahme am Unterricht und ihrem Einsatz im<br />
Schulleben. Das Schwierige daran: Diese<br />
Bemerkung soll so realistisch wie möglich,<br />
aber wie<strong>de</strong>rum nicht negativ sein, um <strong>de</strong>m<br />
Schüler nicht <strong>de</strong>n Eintritt ins Berufsleben zu<br />
erschweren.<br />
Jörg Aumann (29), Leiter <strong>de</strong>r Orthopädieund<br />
Schuhtechnik an <strong>de</strong>r Hessing Klinik<br />
Augsburg<br />
Das Zeugnis allein genügt uns nicht. Wir wollen<br />
uns selbst ein Bild von <strong>de</strong>n Bewerbern<br />
machen. Wer bei uns lan<strong>de</strong>n will, muss vorher<br />
eine Schnupperlehre machen. Wichtig ist, dass<br />
die Bewerber <strong>gute</strong> Umgangsformen haben, mit<br />
unseren Kun<strong>de</strong>n umgehen können und<br />
Eigeninitiative zeigen. Uns ist lieber, jemand<br />
probiert selbstständig etwas aus, als dass wir<br />
ihm alles zeigen müssen. Zurzeit bil<strong>de</strong>n wir<br />
sechs Lehrlinge aus. Es sind immer mehr junge<br />
Frauen dabei.<br />
Du willst die Fähigkeiten trainieren, die so viel <strong>zählen</strong>? Da gibt es viele Möglichkeiten:<br />
1. Du hängst dich ins Internet. Wenn du bei <strong>de</strong>r Suchmaschine Google <strong>de</strong>n Begriff<br />
"soft skills" eingibst, spuckt es dir über 4 Millionen Einträge aus. Du fin<strong>de</strong>st beispielsweise<br />
was unter www.focus.msn.<strong>de</strong>, unter www.jobpilot.at/content/journal/softskills/in<strong>de</strong>x.html<br />
o<strong>de</strong>r<br />
www.abimagazin.<strong>de</strong>/rubrik/schwerpunkt200303jsp<br />
2. Du holst dir ein Buch, etwa "Mit Soft Skills mehr erreichen" von Penny Schiffer und<br />
Boris von <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong> (Verlag mo<strong>de</strong>rne industrie, 15,90 Euro)<br />
3. Du wirst Mitglied in einem Sportverein. Das trainiert Body and Soul!<br />
„Die zusätzliche Benotung<br />
bereitet auf das vor, worauf<br />
es in <strong>de</strong>r Berufswelt – neben<br />
<strong>de</strong>r Fachkompetenz – gleichfalls<br />
ankommt: die Persönlichkeit.<br />
In größeren Betrieben<br />
wird genau diese getestet.<br />
Handwerksbetriebe<br />
haben dafür we<strong>de</strong>r Zeit,<br />
noch die geeigneten Instrumente.<br />
Daher wäre es ratsam,<br />
wenn pädagogisch<br />
geschulte Profis die Aufgabe<br />
in <strong>de</strong>n allgemein bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Schulen übernähmen.<br />
Gerechter wür<strong>de</strong> es dadurch<br />
allemal.“<br />
Reiner Nolten,<br />
Geschäftsführer<br />
West<strong>de</strong>utscher<br />
Handwerkskammertag,<br />
Düsseldorf<br />
09
10 Aktiv<br />
Leserumfrage<br />
Deine<br />
Meinung<br />
ist<br />
gefragt!<br />
iPod shuffle<br />
Freue dich auf das Ungewisse.<br />
www.apple.<strong>de</strong><br />
www.goapple.<strong>de</strong><br />
- Ausfüllen und Gewinnen -<br />
Den Fragebogen fin<strong>de</strong>st<br />
du auch auf unserer Homepage<br />
www.<strong>handfest</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />
Unter allen Einsen<strong>de</strong>rn verlosen wir…<br />
je einen<br />
Apple iPod shuffle 1GB<br />
Apple iPod shuffle 512MB<br />
Höchste Zeit, gewohnte Pfa<strong>de</strong> zu verlassen.<br />
Der i<strong>de</strong>ale Partner dafür ist das neueste<br />
Mitglied <strong>de</strong>r iPod Familie, <strong>de</strong>r iPod shuffle,<br />
bei <strong>de</strong>m man nie weiß, wie's weitergeht.<br />
Einsen<strong>de</strong>schluss ist <strong>de</strong>r 30. April 2005.
Persönliches Gesamturteil: Als Orientierungshilfe<br />
bei <strong>de</strong>r Berufswahl ist <strong>handfest</strong><br />
sehr gut<br />
gut<br />
geht so<br />
weiß nicht<br />
Welches Titelfoto gefällt dir am besten?<br />
<strong>handfest</strong> lese ich, weil<br />
mir <strong>de</strong>r Titel gefällt<br />
die Berufsinfos gut sind<br />
es etwas zu gewinnen gibt<br />
Wie häufig liest du <strong>handfest</strong>?<br />
es ist mein erstes Mal<br />
oft<br />
immer<br />
Das Magazin<br />
erhalte ich im Unterricht<br />
liegt in <strong>de</strong>r Schule aus<br />
sonstiges<br />
Hast du bereits konkrete Vorstellungen, was du<br />
beruflich machen möchtest?<br />
ich habe noch keinerlei Vorstellungen<br />
die grobe Richtung steht fest<br />
ich weiß genau, was ich machen möchte<br />
und zwar<br />
o<strong>de</strong>r<br />
Zurzeit bin ich<br />
Schüler/-in<br />
Lehrling<br />
Besuchte Schule<br />
Hauptschule<br />
Realschule<br />
Gymnasium<br />
Gesamtschule<br />
sonstige<br />
Schulklasse<br />
Vorname<br />
Name<br />
Straße<br />
PLZ/Wohnort<br />
E-Mail<br />
Alter<br />
11
12 Schule<br />
Meister Gipperich<br />
macht Schule<br />
Ortstermin Köln-Buchheim. Der<br />
Schulhof ist blitzblank verwaist,<br />
Unterricht allenthalben - nur die<br />
steinerne Tischtennisplatte hat<br />
Pause und gönnt sich ein kleines<br />
Sonnenbad unter frostigen<br />
Temperaturen. Auf <strong>de</strong>r Suche<br />
nach <strong>de</strong>m Sekretariat dringen vereinzelt<br />
Laute aus <strong>de</strong>n Klassenräumen,<br />
mal fröhlich, mal<br />
genervt, wie das so ist, in einer<br />
Schule. Die erste Schwelle kaum<br />
übertreten, geht eine Tür auf,<br />
und ein Mann – gefolgt von<br />
einem Tross von Lehrern – hüpft<br />
fi<strong>de</strong>l und wohl gelaunt <strong>de</strong>n<br />
Journalisten entgegen, die<br />
eigentlich noch mü<strong>de</strong> sind. Doch<br />
<strong>de</strong>m Mann macht das gar nichts,<br />
<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Mann ist Rudolf<br />
Gipperich und also <strong>de</strong>r Grund,<br />
warum <strong>handfest</strong> sich in <strong>de</strong>r<br />
Hauptschule im Kölner Nor<strong>de</strong>n<br />
mal umschauen will.
Gute Berufsaussichten für Hauptschüler<br />
Rudolf Gipperich (39) ist hauptberuflich Lehrer im Ausbildungszentrum<br />
in <strong>de</strong>r Innung Sanitär, Heizung, Klima in Köln. Dort wer<strong>de</strong>n alle<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Innungen Köln, <strong>de</strong>s Oberbergischen K<strong>reise</strong>s und <strong>de</strong>s<br />
Rhein-Erft-K<strong>reise</strong>s, die eine überbetriebliche Ausbildung absolvieren,<br />
während ihrer dreieinhalbjährigen Lehrzeit geschult. Insgesamt 13<br />
Wochen verbringen die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>r Innung und<br />
wer<strong>de</strong>n von Gipperich und seinen Kollegen in Theorie und Praxis unterwiesen.<br />
Doch einmal die Woche macht sich Gipperich auf <strong>de</strong>n Weg, um<br />
in Mülheim ausgewählten Schülern <strong>de</strong>r achten Klasse sein Handwerk<br />
näher zu bringen. Angefangen hat alles vor an<strong>de</strong>rthalb Jahren, als das<br />
Schulamt für die Stadt Köln das Projekt „Handwerkslernen in Hauptschulen“<br />
ins Leben rief. Schulleiterin Heike Zerfowski (40) war sofort<br />
mit dabei und ihr Wunschkandidat hieß: Innung Sanitär, Heizung,<br />
Klima. Zerfowski glaubt, dass hier die Chancen auch für Hauptschüler<br />
nicht die schlechtesten sind. Am so genannten Mülheim-Projekt sind<br />
vier Schulen beteiligt, die sich untereinan<strong>de</strong>r absprechen und vier verschie<strong>de</strong>ne<br />
Kurse anbieten: 1. Holzbearbeitung, 2. Metallbearbeitung, 3.<br />
Frästechnik und 4. Energie- und Solartechnik. Gipperich ist für <strong>de</strong>n Kurs<br />
Energie- und Solartechnik zuständig. In neun Doppelstun<strong>de</strong>n wird <strong>de</strong>n<br />
interessierten Schülern Handwerk und Theorie beigebracht. Der erste<br />
Termin fin<strong>de</strong>t grundsätzlich in <strong>de</strong>r Innung statt, wo die Schüler die<br />
Werkstätten und Solaranlagen besichtigen und über die Innung und<br />
über verschie<strong>de</strong>ne Berufsmöglichkeiten informiert wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n restlichen<br />
acht Doppelstun<strong>de</strong>n geht es in <strong>de</strong>n Werkraum <strong>de</strong>r Schule – und<br />
dann wird selbst gewerkelt.<br />
Solartechnik und CD-Stän<strong>de</strong>r<br />
Der Werkraum befin<strong>de</strong>t sich im Keller, durch kleine Fenster schummelt<br />
sich das Tageslicht, sechs Schüler sind heute mit dabei, die an<strong>de</strong>ren<br />
bei<strong>de</strong>n sind krank, die Grippewelle kennt auch in Köln kein Erbarmen.<br />
Die, die anwesend sind, sind freiwillig hier. Denn <strong>de</strong>r Unterricht ist<br />
außerhalb <strong>de</strong>r offiziellen Schulzeit. Mittwochs, zwischen 14 und 16 Uhr,<br />
also zur besten Playstation-Zeit. Je<strong>de</strong>r Schüler verpflichtet sich per<br />
Vertrag, <strong>de</strong>m Kurs bis zum En<strong>de</strong> beizuwohnen. Doch das ist eigentlich<br />
gar nicht nötig, <strong>de</strong>nn die Schüler sind mit Begeisterung bei <strong>de</strong>r Sache.<br />
Das war vorher nicht immer so. „Wenn wir <strong>de</strong>n Schülern einen Handwerks-Beruf<br />
theoretisch vorgestellt haben, war die Haltung meistens<br />
ablehnend“, wie Schulleiterin Zerfowski zu berichten weiß. Erst durch<br />
die praktische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung, durch das Arbeiten mit Materialien<br />
und <strong>de</strong>n sichtbaren Erfolg, selbstständig etwas zu gestalten und zu<br />
erschaffen, wur<strong>de</strong> das Interesse <strong>de</strong>r Schüler geweckt. Gipperich entwickelt<br />
mit <strong>de</strong>n Schülern eine Solaranlage, die durch Rabatte <strong>de</strong>r freien<br />
Wirtschaft geför<strong>de</strong>rt wird. Auf großes Interesse seitens <strong>de</strong>r Schüler<br />
stößt <strong>de</strong>rweil auch das zweite Projekt: „Da es für die Schüler wichtig<br />
ist, auch ein Werkstück mit nach Hause zu nehmen, habe ich mir überlegt,<br />
dass wir einen CD-Stän<strong>de</strong>r aus Kupferrohr bauen, <strong>de</strong>n je<strong>de</strong>r Schüler<br />
auch in seiner Schulklasse und im Familien- und Freun<strong>de</strong>skreis vorzeigen<br />
kann. Bei diesem Werkstück lernen die Schüler Maße einzuhalten<br />
und gleichzeitig die Grundlagen <strong>de</strong>r Metallverarbeitung.“<br />
„Ich brauche das Zertifikat!“<br />
Für David Fischer (14) ist <strong>de</strong>r Kurs eine willkommene Abwechslung zum<br />
Schulalltag, wenngleich er etwas <strong>de</strong>utlicher formuliert: „Normaler<br />
Unterricht ist langweilig.“ David möchte Elektroinstallateur wer<strong>de</strong>n und<br />
fin<strong>de</strong>t es spannend, „mit verschie<strong>de</strong>nen Materialien und Metallen zu<br />
arbeiten.“ Auch Stefan Weimann (14) ist begeistert bei <strong>de</strong>r Sache und<br />
sieht durch <strong>de</strong>n Kurs bessere Chancen, seinem Traumberuf Kfz-<br />
Mechatroniker näher zu kommen und, wenn alles gut läuft, sich gleich<br />
noch sein Traumauto zu verdienen: einen Audi TT. Selbst jene Schüler,<br />
die später keinen Handwerksberuf erlernen möchten, wie Jessica<br />
Mil<strong>de</strong>nberger (15) und Manuela Lück (15), waren von Anfang an „neugierig<br />
und fin<strong>de</strong>n es spannend, was man alles mit <strong>de</strong>n eigenen Hän<strong>de</strong>n<br />
Jessica Mil<strong>de</strong>nberger (15)<br />
Mehr zu <strong>de</strong>n Ausbildungs- und Karrierewegen im Sanitär-, Heizung- und Klima-Handwerk:<br />
www.wasserwaermeluft.<strong>de</strong> (SHK-Info auswählen und das Ausbildungsforum<br />
besuchen).<br />
Die SHK-Innung Köln ist über die Adresse www.shk-innung-koeln.<strong>de</strong> zu erreichen.<br />
Beratung und Service zum Thema Berufseinstieg Handwerk liefern gleichfalls die<br />
Handwerkskammern und sämtliche Kreishandwerkerschaften.<br />
Das Link-Verzeichnis www.<strong>handfest</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong> hilft bei <strong>de</strong>r Suche.<br />
13
14 Schule<br />
herstellen kann.“ Sorge, dass sich jemand bei <strong>de</strong>r Handarbeit verletzen<br />
könnte, haben we<strong>de</strong>r Schüler noch Schulleitung. „Wenn sich jemand<br />
verletzt, dann bin ich das“, mischt sich Technik-Lehrer Frank Schramke<br />
(62) flugs ein. War die Resonanz beim ersten Kurs noch zurückhaltend,<br />
gibt es mittlerweile Wartelisten und ein Überangebot an Interessenten.<br />
Denn nach erfolgreichem Abschluss erhält je<strong>de</strong>r Schüler ein Zertifikat,<br />
das bei Bewerbungen einen <strong>gute</strong>n Eindruck hinterlässt, zeigt es doch<br />
Engagement außerhalb <strong>de</strong>r Pflichtstun<strong>de</strong>n. Auch Giovanni Turco (15),<br />
<strong>de</strong>r mal Zahntechniker wer<strong>de</strong>n möchte, weiß um die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />
Eigeninitiative und gibt freimütig zu: „Ich brauche das Zertifikat!“<br />
Dabei blickt er leicht schelmisch in Richtung Meister Gipperich, <strong>de</strong>n die<br />
Schüler alle ’Herr Gipperich’ nennen, und das ist auch gut so, <strong>de</strong>nn Herr<br />
Gipperich kann auch durchaus mal streng blicken, mit seinen ansonsten<br />
freundlichen blauen Augen.<br />
Dialog Schule – Wirtschaft<br />
Andreas Oehme (36), Experte für berufliche Aus- und Weiterbildung beim<br />
West<strong>de</strong>utschen Handwerkskammertag<br />
Herr Oehme, als Vertreter <strong>de</strong>s Handwerks in<br />
NRW wirken Sie an entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Stelle<br />
daran mit, dass Schule und Wirtschaft in<br />
Sachen Berufswahlvorbereitung enger<br />
zusammenarbeiten. Warum?<br />
Andreas Oehme: Es geht uns vor allem darum,<br />
die Startbedingungen für <strong>de</strong>n Berufseinstieg<br />
zu verbessern. Schülerinnen und Schüler, die<br />
frühzeitig Praxisluft geschnuppert haben, sind<br />
erfahrungsgemäß auch bei <strong>de</strong>r Suche nach<br />
einem betrieblichen Ausbildungsplatz erfolgreicher.<br />
Außer<strong>de</strong>m brechen sie seltener ihre<br />
Ausbildung ab und sind zufrie<strong>de</strong>ner mit <strong>de</strong>m<br />
gewählten Beruf. Sie wissen einfach, worauf<br />
sie sich einlassen und was sie beim Einstieg<br />
erwartet.<br />
Persönliche Beratung, Medien, Tests und<br />
Online-Services sind hervorragend geeignet,<br />
wenn es um eine erste berufliche Orientierung<br />
geht. Wir möchten dieses jedoch als<br />
Querschnittsaufgabe in <strong>de</strong>r Schule ab Klasse 5.<br />
Bevor man sich allerdings für einen Beruf entschei<strong>de</strong>t,<br />
sollte <strong>de</strong>r nächste Schritt in die<br />
Krisensicherer Job<br />
Also woran liegt es, dass viele Schüler nach wie vor kein Interesse<br />
hegen, eine Ausbildung als z. B. Anlagenmechaniker für Sanitär-,<br />
Heizungs- und Klimatechnik zu beginnen? „Bei vielen Schülern ist es<br />
so, dass sie ihre Hän<strong>de</strong> nicht dreckig machen möchten“, so Gipperich,<br />
„und mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Geld verdienen wollen.<br />
Das ist aber ein Problem, dass wir ganz allgemein in Deutschland<br />
haben.“ An<strong>de</strong>rerseits klagt er auch das negative Image an, dass in manchen<br />
Schulen auch von Lehrern vermittelt wird, die sagen: „Na gut,<br />
wenn du jetzt keine Chance hast, dann kannst du immer noch<br />
Heizungsbauer wer<strong>de</strong>n.“ Doch <strong>de</strong>m ist keineswegs so. „Es sind so viele<br />
technische Anfor<strong>de</strong>rungen, die die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n später erfüllen müssen,<br />
dass eigentlich genau das Gegenteil <strong>de</strong>r Fall ist und es sich eben<br />
nicht um eine Notlösung han<strong>de</strong>lt“, wie <strong>de</strong>r gelernte Gas- und<br />
Wasserinstallateur erklärt. Laut Gipperich gibt es nach wie vor Betriebe,<br />
die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> suchen, an<strong>de</strong>rerseits oft auch keine geeigneten<br />
Bewerber fin<strong>de</strong>n, die entsprechen<strong>de</strong> Noten mitbringen, um das technische<br />
Know-how zu meistern. Dass <strong>de</strong>r sprichwörtliche ’Gol<strong>de</strong>ne Bo<strong>de</strong>n’<br />
<strong>de</strong>s Handwerks jedoch nicht nur eine hübsche Metapher ist, zeigt das<br />
Beispiel England. Dort schulen mittlerweile hochqualifizierte<br />
Aka<strong>de</strong>miker zum Installateur um, und sind hochzufrie<strong>de</strong>n, da sie nun als<br />
begehrte Arbeitskräfte einen krisensicheren Job haben und gleichzeitig<br />
noch hofiert wer<strong>de</strong>n. Hierzulan<strong>de</strong> muss sich das wohl noch rumsprechen<br />
– und die kleine Hauptschule in Köln-Buchheim flüstert schon mal<br />
vorreitend von all <strong>de</strong>n ungenutzten Möglichkeiten.<br />
Praxis gehen. Und damit meine ich nicht<br />
immer zwingend das Praktikum. Es gibt auch<br />
an<strong>de</strong>re praxisnahe Möglichkeiten, um festzustellen,<br />
ob einem <strong>de</strong>r gewünschte Beruf liegt<br />
und was er einem bietet. Viele Betriebsinhaber<br />
la<strong>de</strong>n beispielsweise zur Betriebserkundung<br />
ein o<strong>de</strong>r halten eine Unterrichtsstun<strong>de</strong><br />
mit beruflichem Bezug ab. Einige Schulen<br />
bringen auch Lehrlinge und Schüler direkt in<br />
Projekten zusammen, so dass sie gemeinsam<br />
eine berufsbezogene Aufgabenstellung lösen.<br />
Mit unserem lan<strong>de</strong>sweiten Dialog ‚Schule –<br />
Wirtschaft’ möchten wir Schulen & Betriebe<br />
Gelegenheiten die jeweils gesuchten Partner<br />
für gemeinsame Vorhaben, zum Thema ‚Berufswahlorientierung’,<br />
schnell und komfortabel<br />
zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Eine spezielle Internet-Plattform hat die<br />
Stiftung Partner für Schule hierfür bereits eingerichtet:<br />
www.partner-fuer-schule.nrw.<strong>de</strong>.<br />
Weitere Services und Angebote wer<strong>de</strong>n folgen,<br />
um Schule & Wirtschaft enger zusammenzubringen<br />
und damit die schwierige Übergangsphase<br />
zu meistern.
Ob als Werk-, Heiz- o<strong>de</strong>r Kreativstoff.<br />
Seit Urzeiten prägt es unsere<br />
Berufswelt und gestaltet unser<br />
Umfeld. Da wun<strong>de</strong>rt es kaum,<br />
dass die Techniken und Metho<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Bearbeitung entsprechend<br />
ausgefeilt und komplex sind. Kein<br />
an<strong>de</strong>rer Werkstoff vereint <strong>de</strong>rart<br />
viele positive Eigenschaften: Es<br />
lässt sich leicht abbauen, mit<br />
geringer Energie verarbeiten und<br />
ist gut mit an<strong>de</strong>ren Werkstoffen<br />
kombinierbar. Aus ökologischer<br />
Sicht kommt das natürliche Nachwachsen<br />
dieses Rohstoffs sowie<br />
seine hervorragen<strong>de</strong>n Recyclingbzw.<br />
Entsorgungseigenschaften<br />
hinzu. Perfekt!<br />
Beruf & Karriere<br />
FaszinationHolz<br />
Und wer Holz in seiner natürlichen<br />
Form auf sich wirken lässt,<br />
<strong>de</strong>r spürt seine Wärme, Geborgenheit<br />
und Natürlichkeit. Einfach<br />
himmlisch. Holz lebt!<br />
Mehr davon auf <strong>de</strong>n Folgeseiten<br />
und in <strong>de</strong>n Berufen <strong>de</strong>s Holz-<br />
Handwerks, die <strong>de</strong>n Rohstoff in<br />
meisterlicher Perfektion sägen,<br />
biegen, fräsen, beschichten ...
16 Beruf & Karriere<br />
Bootsbauer/-in Immer schön kreativ<br />
Bootsbauer/innen sind die Alleskönner unter <strong>de</strong>n Handwerkern. Sie<br />
sägen, fräsen, schleifen, lackieren, bauen Motoren- und Propellerwellen<br />
ein und konstruieren manchmal sogar <strong>de</strong>n Kühlschrank selbst. Sie<br />
fertigen alles, was sich auf <strong>de</strong>m Wasser bewegt – vom kleinen Ru<strong>de</strong>rboot<br />
bis zur Motoryacht für einige Millionen Euro. Am Anfang steht<br />
<strong>de</strong>r Schiffsrumpf, es folgen Ausbau und Kajütenaufbau. Auch Masten,<br />
Pad<strong>de</strong>l und Ru<strong>de</strong>r entstehen in ihrer Werkstatt.<br />
Profil<br />
Ein Beruf auch für Landratten<br />
Was du brauchst? technisches<br />
Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen,<br />
<strong>gute</strong> Kenntnisse in Mathematik<br />
und Physik, Technischem Zeichnen<br />
und Technischem Werken<br />
Wer bil<strong>de</strong>t aus? Betriebe für Boots- und<br />
Yachtbau, Bootswerften<br />
Nach <strong>de</strong>r Ausbildung?<br />
Boots- und Schiffbauermeister/in,<br />
Techniker/in Holztechnik, Techniker/in<br />
Schiffbautechnik, Konstrukteur/in<br />
Studiengänge: Kunststofftechnik,<br />
Holztechnik, Ingenieurwesen (Schiffbau)<br />
+++WWW: www.dbsv.<strong>de</strong><br />
O<strong>de</strong>r sie restaurieren alte Boote. Und freuen sich dann, wenn <strong>de</strong>r alte<br />
Kahn wie<strong>de</strong>r wie neu durch das Wasser gleitet.<br />
Dabei arbeiten Bootsbauer mit verschie<strong>de</strong>nen Materialien wie Holz,<br />
Kunststoff o<strong>de</strong>r Metall. Wichtig zu<strong>de</strong>m: Kenntnisse in Elektrik, Elektronik<br />
und Motorentechnik.<br />
„Routine gibt es hier eigentlich überhaupt<br />
nicht. Du musst ständig überlegen, wie passt<br />
das, wie kriege ich das hin. Kreativität ist<br />
gefragt. Ich fin<strong>de</strong> das toll.“ Erik, Bootsbauer
Böttcher/-in Guter Draht zu Bauern und Winzern<br />
Böttcher/innen machen eigentlich je<strong>de</strong>n Tag<br />
ein Fass auf. Ganz gleich, welche Behälter für<br />
<strong>de</strong>n Transport und die Lagerung benötigt wer<strong>de</strong>n<br />
– ihre Anfertigung ist Aufgabe <strong>de</strong>r<br />
Böttcher/innen. Sie fertigen sie in allen<br />
Abmessungen für Industrie, Han<strong>de</strong>l o<strong>de</strong>r<br />
Gewerbe. Dabei arbeiten sie zum Beispiel eng<br />
mit Brauern und Winzern zusammen.<br />
Böttcher/innen wählen die Werkstoffe aus,<br />
wissen, wie unterschiedliche Materialien verarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n und kennen Zubehörteile,<br />
Apparate, Geräte und Einrichtungen. Sie<br />
behan<strong>de</strong>ln Oberflächen, stellen <strong>de</strong>n<br />
Korrosionsschutz her und führen Löt- und<br />
Schweißarbeiten durch.<br />
Profil<br />
Nichts ist unfassbar<br />
Was du brauchst? technisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, körperliche Belastbarkeit, <strong>gute</strong><br />
Gesundheit<br />
Wer bil<strong>de</strong>t aus? Fachbetriebe <strong>de</strong>s Böttcherhandwerks, Tank- und Behälterbauer<br />
Nach <strong>de</strong>r Ausbildung: Meisterprüfung zum/zur Böttchermeister/in, Techniker/in Holztechnik, Weinbau- und<br />
Kellertechnik<br />
Studiengänge: Holztechnik, Design, Holzgestaltung<br />
+++WWW: www.kuefer.org<br />
17
18 Beruf & Karriere<br />
Profil<br />
Tradition und Technik<br />
Was du brauchst? Einfallsreichtum,<br />
<strong>gute</strong> Hand- und Fingerschicklichkeit,<br />
räumliches Vorstellungsvermögen,<br />
technisches Verständnis<br />
Wer bil<strong>de</strong>t aus? Fachbetriebe <strong>de</strong>s<br />
Drechslerhandwerks, Holzwarenhersteller,<br />
Möbelhersteller, Spielwarenhersteller<br />
(insbeson<strong>de</strong>re Holzspielzeug)<br />
Nach <strong>de</strong>r Ausbildung?<br />
Drechsler- und Holzspielzeugmachermeister/in,<br />
Techniker/in<br />
Holztechnik, Gestalter/in im<br />
Handwerk, Restaurator/in im<br />
Handwerk<br />
Studiengänge: Design,<br />
Holztechnik, Innenarchitektur<br />
+++WWW: www.drechsler.org<br />
Drechsler/-in Mammut-Elfenbein und Holz<br />
Ein altes Handwerk, das auf mo<strong>de</strong>rne Technik<br />
setzt: Computergesteuerte Maschinen sind im<br />
Drechslerhandwerk keine Seltenheit. Doch<br />
neben aller Technik spielen auch Kreativität<br />
und Fingerfertigkeit eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Rolle.<br />
Zwei Fachrichtungen gibt es: Drechseln und<br />
Elfenbeinschnitzen. Drechsler/innen arbeiten<br />
überwiegend mit Holz und fertigen zum<br />
Beispiel Klein- und Sitzmöbel, Möbelfüße,<br />
Schubla<strong>de</strong>nknöpfe, Tabakpfeifen o<strong>de</strong>r Treppengelän<strong>de</strong>r.<br />
Eher ungewöhnliche Werkstoffe wie Horn,<br />
Speckstein, Perlmutt, Bernstein, Wasserbüf-<br />
felknochen o<strong>de</strong>r Mammut-Elfenbein setzen<br />
Elfenbeinschnitzer/innen ein. Was daraus<br />
entsteht? Schöne und nützliche Dinge wie<br />
Schmuckstücke, Krawattenklammern, Schachfiguren,<br />
Tierminiaturen, Tabakpfeifen o<strong>de</strong>r<br />
Bestandteile für Möbel und Wohnaccessoires.
Holzbildhauer/-in Wenn aus Klötzen Kunst wird<br />
Einmal im Jahr bietet St. Blasien im Schwarzwald seinen Gästen eine<br />
beson<strong>de</strong>re Attraktion: Dann lädt <strong>de</strong>r Ort Holzbildhauer aus verschie<strong>de</strong>nen<br />
Nationen ein, die die Besucher in das Reich <strong>de</strong>r Fantasie führen.<br />
„Märchen und Mythen“ lautete das Motto im vergangenen Jahr. Aus<br />
einem großen Fichtenstamm zauberten die Teilnehmer märchenhafte<br />
und mystische Objekte.<br />
Wenn aus einem Holzklotz ein Kunstobjekt wird, dann haben<br />
Holzbildhauer/innen ihre Hän<strong>de</strong> im Spiel. Sie stehen je<strong>de</strong>s Mal vor<br />
neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen – egal, ob sie nach eigenen Skizzen arbeiten<br />
o<strong>de</strong>r nach Vorgaben <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n. Dafür brauchen sie Fantasie und handwerkliches<br />
Geschick.<br />
Holzbildhauer/innen entwerfen, gestalten und fertigen Bildhauerarbeiten<br />
in und an Gebäu<strong>de</strong>n. O<strong>de</strong>r sie rekonstruieren historische Plastiken,<br />
Möbel, Inneneinrichtungen und Raumbekleidungen.<br />
Profil<br />
Fantasie und Geschick<br />
Was du brauchst? <strong>gute</strong> Hand- und<br />
Fingergeschicklichkeit, räumliches<br />
Vorstellungsvermögen, Sinn für die ästhetische Wirkung<br />
von Formen und Proportionen, visuelles Gedächtnis,<br />
zeichnerisches Geschick und plastisches<br />
Darstellungsvermögen, Fantasie<br />
Wer bil<strong>de</strong>t aus? Fachbetriebe <strong>de</strong>s<br />
Holzbildhauerhandwerks, Holzbildhauerwerkstätten,<br />
Ateliers<br />
Nach <strong>de</strong>r Ausbildung? Holzbildhauermeister/in,<br />
Techniker/in Holztechnik, Gestalter/in im Handwerk<br />
Studiengänge: Design, Holzgestaltung, Restaurierung<br />
+++WWW: www.biv-steimetz.<strong>de</strong><br />
19
20 Beruf & Karriere<br />
Holzspielzeugmacher/-in Fingergeschick<br />
Leute mit kreativer A<strong>de</strong>r und Fantasie sind<br />
gefragt. Wenn <strong>de</strong>r/die Holzspielzeugmacher/in<br />
in Aktion tritt, dann kommt am<br />
En<strong>de</strong> meist etwas pädagogisch Wertvolles<br />
heraus: Baukästen, Puppenstuben o<strong>de</strong>r<br />
Schaukelpfer<strong>de</strong> zum Beispiel. Dazu ist er/sie<br />
Spezialist für das Kunsthandwerk, das vor<br />
Weihnachten Hochkonjunktur hat. Weihnachtspyrami<strong>de</strong>n<br />
und -figuren sind eben nur<br />
zu einer Jahreszeit beson<strong>de</strong>rs gefragt.<br />
Holzspielzeugmacher/innen sägen die Hölzer<br />
und bearbeiten sie dann mit Techniken wie<br />
Fräsen, Drechseln o<strong>de</strong>r Drehen. Den letzten<br />
individuellen Schliff erhalten die Objekte<br />
durch <strong>de</strong>korative Motive und Verzierungen.<br />
Profil<br />
Formen und Proportionen<br />
Was du brauchst? Fantasie, <strong>gute</strong> Hand- und Fingerschicklichkeit, zeichnerisches Geschick, Sinn für die ästhetische<br />
Wirkung von Formen und Proportionen<br />
Wer bil<strong>de</strong>t aus? Fachbetriebe <strong>de</strong>s Holzspielzeugmacherhandwerks, Betriebe <strong>de</strong>s Kunsthandwerks<br />
Nach <strong>de</strong>r Ausbildung?<br />
Meisterprüfung zum/zur Drechsler- und Holzspielzeugmachermeister/in, Techniker/in, Gestalter/in im Handwerk<br />
Studiengänge: Design, Holztechnik, Holzwirtschaft<br />
+++WWW: www.drechsler.org
Parkettleger/-in Räume mit beson<strong>de</strong>rer Note<br />
Aufwendig renovierter Altbau, edle Möbel,<br />
chices Ambiente – dazu passt kein billiger<br />
Teppichbo<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Baumarkt. Am besten<br />
harmoniert damit ein edler Holzfußbo<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>nn Holz gibt <strong>de</strong>m Raum die beson<strong>de</strong>re Note.<br />
Dafür sind die Parkettleger/innen die Experten.<br />
Sie kennen die einzelnen Holzarten und<br />
wissen, wie sie im Raum wirken.<br />
Doch Parkettleger/innen sind nicht nur Fachleute<br />
für die Optik. Denn Fußbö<strong>de</strong>n müssen<br />
nicht nur schön, son<strong>de</strong>rn auch fest- und trittsicher,<br />
wärme- und schalldämmend, fe<strong>de</strong>rnd<br />
o<strong>de</strong>r antistatisch sein.<br />
Neben <strong>de</strong>m Verlegen, renovieren und restaurieren<br />
Parkettleger/innen Parkett- und Holzbö<strong>de</strong>n.<br />
Dazu verarbeiten sie auch Linoleum,<br />
Kork- und Kunststoffbeläge und verlegen textile<br />
Bö<strong>de</strong>n.<br />
Alternativ gibt es das Berufsbild <strong>de</strong>s<br />
Bo<strong>de</strong>nlegers. Bo<strong>de</strong>nleger/innen gestalten und<br />
verlegen textile und elastische Bo<strong>de</strong>nbeläge<br />
sowie Schichtwerkstoffe wie Laminat und Fertigparkett.<br />
„Ich habe schon vor<br />
meiner Lehre viel mit<br />
Holz gemacht. Das<br />
Schöne an meinem<br />
Beruf ist, dass ich mit<br />
einem leben<strong>de</strong>n<br />
Material arbeite. Am<br />
besten gefällt mir die<br />
Arbeit mit geöltem<br />
Holz.“ Steffen,<br />
Parkettleger aus<br />
Dömitz<br />
Profil<br />
Handwerker und Stilist<br />
Was du brauchst? <strong>gute</strong>s räumliches Vorstellungsvermögen, Sinn für räumliches Gestalten,<br />
technisches Verständnis<br />
Wer bil<strong>de</strong>t aus? Fachbetriebe <strong>de</strong>s Parkettlegerhandwerks, Holzpflastereien,<br />
Parketthersteller, Fußbo<strong>de</strong>nlegereien und –klebereien, Raumausstatter/innen, Tapeten- und<br />
Bo<strong>de</strong>nfachmärkte<br />
Nach <strong>de</strong>r Ausbildung?<br />
Parkettleger/in für Restaurierungsarbeiten, Meisterprüfung zum/zur Parkettlegermeister/in,<br />
Gestalter/in im Handwerk, Restaurator/in im Handwerk, Techniker/in Holztechnik,<br />
Techniker/in Bautechnik, Techniker/in Bau<strong>de</strong>nkmalpflege/Altbauerneuerung<br />
Studiengänge: Innenarchitektur, Design, Fertigungsingenieurwesen-Holzbau<br />
+++WWW: www.zv-parkett.<strong>de</strong><br />
21
22 Beruf & Karriere<br />
2006 grätschen, dribbeln und jubeln Ronaldo,<br />
David Beckham o<strong>de</strong>r Thierry Henry in<br />
Deutschland. Die Fußball-WM 2006 führt die<br />
Kicker und viel Prominenz in die umgebauten<br />
Arenen wie das Dortmun<strong>de</strong>r Westfalenstadion,<br />
die Arena „AufSchalke“ o<strong>de</strong>r das Kölner<br />
RheinEnergieStadion. Dass sich die Besucher<br />
dort wohl fühlen, ist auch ein Verdienst <strong>de</strong>r<br />
Rollla<strong>de</strong>n- und Sonnenschutzmechatroniker/innen.<br />
Denn sie installieren <strong>de</strong>n Sonnenund<br />
Blendschutz in <strong>de</strong>n neuen Stadien, sorgen<br />
so, beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n VIP-Bereichen, für<br />
die richtige Atmosphäre.<br />
Ein Beruf mit viel Abwechslung: Rollla<strong>de</strong>nund<br />
Sonnenschutzmechatroniker/innen planen<br />
am Computer, bauen in <strong>de</strong>r Werkstatt und<br />
montieren vor Ort beim Kun<strong>de</strong>n. Sie kennen<br />
sich aus in Mechanik und Elektronik und wissen<br />
Bescheid über Wärme- und<br />
Einbruchschutz.<br />
„Ich habe es bis heute nicht<br />
bereut: Das ist ein rundum<br />
zufrie<strong>de</strong>n stellen<strong>de</strong>r Beruf.<br />
Als angenehm empfin<strong>de</strong> ich,<br />
dass ich ständig mit interessanten<br />
Menschen zu tun<br />
habe und mit vielen unterschiedlichen<br />
Materialien<br />
arbeite.“<br />
Oliver Deuss, Rollla<strong>de</strong>n- und<br />
Sonnenschutzmechatroniker<br />
Rollla<strong>de</strong>n- und Sonnenschutzmechatroniker/in Beruf mit viel Abwechslung<br />
Profil<br />
Mechanik und Elektronik<br />
Was du brauchst? <strong>gute</strong>s räumliches<br />
Vorstellungsvermögen, technisches Verständnis, <strong>gute</strong><br />
Kenntnisse in Mathematik und Geometrie, <strong>gute</strong>s Augenmaß<br />
Wer bil<strong>de</strong>t aus? Fachbetriebe <strong>de</strong>s Rollla<strong>de</strong>n- und<br />
Jalousiebauer-Handwerks<br />
Nach <strong>de</strong>r Ausbildung?<br />
Rollla<strong>de</strong>n- und Jalousiebauermeister/in, Techniker/in<br />
Holztechnik<br />
Studiengänge: Kunststofftechnik, Holztechnik<br />
+++WWW: www.bv-rolla<strong>de</strong>n.<strong>de</strong>
Tischler/-in Experte für Maßanfertigungen<br />
Einer ist heute Geschichte im Tischlerhandwerk: Der Meister E<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />
in seiner Werkstatt still vor sich hin werkelt und von einem rothaarigen<br />
Kobold geplagt wird. Mit <strong>de</strong>r Werkstatt <strong>de</strong>s Meisters E<strong>de</strong>rs hat <strong>de</strong>r<br />
Beruf heute nichts mehr am Hut. Tischler arbeiten mit mo<strong>de</strong>rnsten, in<br />
vielen Fällen computergesteuerten Maschinen und fertigen Entwürfe<br />
mit CAD-Programmen am Computer.<br />
Kreativität ist immer noch ein Markenzeichen <strong>de</strong>s Berufs.<br />
Tischler/innen fertigen zum Beispiel komplette Inneneinrichtungen<br />
für private und gewerbliche Kun<strong>de</strong>n, bauen Möbel und Küchen. Sie<br />
stellen Fenster, Türen, Treppen o<strong>de</strong>r Wintergärten her und montieren<br />
Stichwort 1: Studiengang Innenausbau<br />
Neben <strong>de</strong>n bisherigen Studiengängen wie Holztechnik, Design o<strong>de</strong>r<br />
Innenarchitektur gibt es für Tischler mit Fachabitur seit <strong>de</strong>m<br />
Wintersemester 2004 eine weitere berufliche Alternative: Zu diesem<br />
Zeitpunkt startete an <strong>de</strong>r Fachhochschule Rosenheim erstmals <strong>de</strong>r<br />
Studiengang Innenausbau, <strong>de</strong>r einmalig in Deutschland ist. Ziel: Nach<br />
<strong>de</strong>m Studium sollen die Absolventen Führungsaufgaben in <strong>de</strong>n kleinen<br />
und mittleren Betrieben <strong>de</strong>s Tischlerhandwerks, die sich auf <strong>de</strong>n<br />
Innenausbau spezialisieren, übernehmen.<br />
www.fh-rosenheim.<strong>de</strong><br />
„Meine Küche habe ich mir nach Maß vom<br />
Tischler anfertigen lassen. In Massivholz,<br />
mit cremefarbiger Lasur beschichtet – das<br />
passt wun<strong>de</strong>rbar zu meinen<br />
Terrakottafliesen…Das war´s mir wert. Ich<br />
wohne im Dachgeschoss, und muss viele<br />
tiefe Ecken nutzen können. Zum Beispiel ist<br />
ein unterer Schub in meiner Küche etwa<br />
1,20 Meter tief – wo kriegt man <strong>de</strong>nn so<br />
etwas? Ich brauchte also einen Tischler, <strong>de</strong>r<br />
mir alles nach Maß fertigt.“<br />
Tanja Wenzel, Schauspielerin<br />
diese dann vor Ort. Tischler sind die Spezialisten für individuelle<br />
Maßanfertigungen aller Art. Und sie arbeiten schon lange nicht mehr<br />
ausschließlich mit Holz, son<strong>de</strong>rn setzen auch Kunststoffe, Glas o<strong>de</strong>r<br />
Metalle ein.<br />
Schreiner/innen sind übrigens auch Tischler/innen. Das Ganze hat<br />
eher regionalen Charakter: Während in Süd<strong>de</strong>utschland die<br />
Tischler/innen Schreiner/innen heißen, sind in Nord<strong>de</strong>utschland die<br />
Tischler/innen eben die Tischler/innen.<br />
Profil<br />
Kreative Hochtechnologie<br />
Was du brauchst? <strong>gute</strong>s räumliches Vorstellungsvermögen, technisches<br />
Verständnis, <strong>gute</strong> Mathematik-Kenntnisse, zeichnerische Begabung, Interesse<br />
am Umgang mit Technik und Maschinen<br />
Wer bil<strong>de</strong>t aus? Fachbetriebe <strong>de</strong>s Tischlerhandwerks, Bau- und Möbeltischlereien,<br />
Fensterbaubetriebe, Innenausbaubetriebe<br />
Nach <strong>de</strong>r Ausbildung: Tischlermeister/in, Holztechniker/in, Restaurator/in im<br />
Tischlerhandwerk, Gestalter/in im Handwerk,<br />
Studiengänge: Innenarchitektur, Holztechnik, Design<br />
+++WWW: www.tischler.<strong>de</strong><br />
Stichwort 2: Weiterbildung für Gesellen<br />
Erstmals gibt es für Gesellen nach bestan<strong>de</strong>ner Prüfung drei bun<strong>de</strong>sweit<br />
einheitliche Weiterbildungsangebote. Kun<strong>de</strong>nberater/innen im<br />
Tischlerhandwerk besitzen zusätzliche Kenntnisse in Gesprächsführung,<br />
Kun<strong>de</strong>nberatung und Marketing, Gestaltung und Konstruktion<br />
sowie Projektplanung und Auftragsvorbereitung. Fertigungsplaner/innen<br />
sind spezialisiert auf die Bereiche Planung und<br />
Arbeitsvorbereitung sowie Steuerung und Fertigungskontrolle.<br />
Fachbauleiter/innen überwachen und führen Montagen aus. Zu<strong>de</strong>m<br />
verfügen sie über beson<strong>de</strong>re Kompetenzen in <strong>de</strong>n Bereichen<br />
Koordination und Qualitätssicherung.<br />
23
24 Beruf & Karriere<br />
Zimmerer/in Mit Kopf und Geschick<br />
Zimmerer/innen brauchen längst nicht mehr<br />
nur Muskelkraft. Das traditionsreiche Handwerk<br />
mit <strong>de</strong>r markanten schwarzen Kluft setzt<br />
auf Köpfchen und mo<strong>de</strong>rnste Technik:<br />
Konstruiert wird heute überwiegend am<br />
Computer. High-Tech-Werkzeuge wie EDVgesteuerte<br />
Abbundanlagen o<strong>de</strong>r CAD-<br />
Programme gehören zum täglichen Brot <strong>de</strong>r<br />
Zimmerer/innen.<br />
Sie sind Spezialisten für Holzkonstruktionen<br />
wie Dachstühle o<strong>de</strong>r ganze Häuser in<br />
Holzbauweise. Zweiter Schwerpunkt ist <strong>de</strong>r<br />
Ausbau: Wand- und Deckenbekleidungen,<br />
Treppen, Trennwän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Fußbö<strong>de</strong>n sind ihr<br />
Fachgebiet. Auch wenn Zimmerer/innen nicht<br />
nur auf Dächern in luftigen Höhen rumklettern:<br />
Schwin<strong>de</strong>lfrei sollten zukünftige<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> schon sein.<br />
Profil<br />
Spezialisten für Holz- und Ausbau<br />
Zwei Schritte zum Erfolg<br />
Die Ausbildung erfolgt in zwei Stufen: Stufe 1 (erstes und zweites Ausbildungsjahr) en<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>m Facharbeiterabschluss<br />
Ausbaufacharbeiter/in, in <strong>de</strong>r zweiten Stufe (drittes Ausbildungsjahr) folgt <strong>de</strong>r Berufsabschluss Zimmerer/in.<br />
Was du brauchst? räumliches Vorstellungsvermögen, schnelle Auffassungsgabe, <strong>gute</strong> körperliche Konstitution, Schwin<strong>de</strong>lfreiheit<br />
Wer bil<strong>de</strong>t aus? Fachbetriebe <strong>de</strong>s Zimmererhandwerks<br />
Nach <strong>de</strong>r Ausbildung: Zimmerermeister/in, Leitungsfunktionen als Werkpolier/in, geprüfte/r Polier/in, Holztechniker/in o<strong>de</strong>r<br />
Bautechniker/in, Gestalter/in im Handwerk, Restaurator/in im Denkmalschutz<br />
Studiengänge: Holztechnik, Architektur, Bauingenieurwesen<br />
+++WWW: www.zdb.<strong>de</strong>, www.bauberufe.net
Holz: Neun Fakten<br />
1. Holz ist ein nachwachsen<strong>de</strong>r Rohstoff und<br />
besteht zum größten 1Teil aus Zellulose (je nach<br />
Holzart 40 - 50 Prozent), Lignin (20 - 30 Prozent)<br />
und Hemicellulose (20 - 30 Prozent). Den<br />
größten Teil <strong>de</strong>s verwertbaren Holzes liefert <strong>de</strong>r<br />
Stamm <strong>de</strong>s Baumes. Bäume bieten Lebensraum<br />
für zahlreiche an<strong>de</strong>re Pflanzen und Tiere und leisten<br />
einen wichtigen Beitrag zur Klimaregulierung.<br />
2. Holz wird verwen<strong>de</strong>t als Brennstoff und<br />
Baustoff, dient 2als Rohstoff für Papier und chemische<br />
Prozesse und ist die Grundlage für<br />
Holzwerkstoffe. Es wird als Material für Möbel<br />
sowie als Rahmenkonstruktion im Fensterbau<br />
eingesetzt.<br />
3. Na<strong>de</strong>l- o<strong>de</strong>r Weichhölzer sind an ihrer spitz<br />
zulaufen<strong>de</strong>n Form 3zu erkennen. Die bekanntesten<br />
Arten in Deutschland sind Fichte, Kiefer, Tanne,<br />
Lärche und Douglasie. Laub- o<strong>de</strong>r Harthölzer<br />
bestehen meist aus einem Stamm mit sich immer<br />
weiter verzweigen<strong>de</strong>n Ästen. Zu ihnen <strong>zählen</strong><br />
unter an<strong>de</strong>rem Buche, Eiche, Ahorn, Kirschbaum<br />
o<strong>de</strong>r Nussbaum.<br />
4. Tropenholz ist keine Holzart, son<strong>de</strong>rn die<br />
Bezeichnung für 4Holzarten, die in <strong>de</strong>n tropischen<br />
und subtropischen Regionen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> wachsen.<br />
Viele Sorten sind äußerst robust und beständig<br />
gegen Witterungseinflüsse. Daher wer<strong>de</strong>n sie<br />
häufig im Außenbereich (zum Beispiel für<br />
Gartenmöbel o<strong>de</strong>r als Rahmenmaterial im<br />
Fensterbau) eingesetzt. Die Verwendung von<br />
Tropenhölzern wie Teak o<strong>de</strong>r Mahagoni ist allerdings<br />
umstritten, da <strong>de</strong>r Bestand <strong>de</strong>r tropischen<br />
Regenwäl<strong>de</strong>r durch Raubbau gefähr<strong>de</strong>t wird.<br />
5. Holzsiegel sollen garantieren, dass das Holz ökologisch<br />
und sozialverträglich 5produziert wur<strong>de</strong>.<br />
Die strengsten Anfor<strong>de</strong>rungen speziell an Tropenholz<br />
stellt das FSC-Siegel <strong>de</strong>s Forest Stewardship<br />
Councils. In Europa dominiert hingegen das<br />
PEFC-Siegel.<br />
6. Holzwerkstoffe entstehen durch das Verpressen<br />
unterschiedlicher 6Holzteile wie Bretter, Stäbe<br />
o<strong>de</strong>r Späne mit Klebstoffen und mineralischen<br />
Bin<strong>de</strong>mitteln. Einsatzbereiche sind hauptsächlich<br />
<strong>de</strong>r Bau und die Möbelherstellung. Beispiele für<br />
Holzwerkstoffe: Sperrholz, Span-, Tischler- o<strong>de</strong>r<br />
Mitteldichte Faserplatten (MDF).<br />
7. Holz bietet eine Menge Vorteile: Es ist ein nachwachsen<strong>de</strong>r<br />
Rohstoff, 7<strong>de</strong>r problemlos entsorgt<br />
wer<strong>de</strong>n kann. In Deutschland arbeitet die<br />
Forstwirtschaft nach <strong>de</strong>m System <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit:<br />
Es wird nicht mehr Holz genutzt als nachwächst.<br />
Holz kann leicht bearbeitet wer<strong>de</strong>n und<br />
besitzt durch sein geringes Wärmeleitvermögen<br />
ein hervorragen<strong>de</strong>s Dämmmaterial. Zu<strong>de</strong>m ist es<br />
relativ resistent gegen Chemikalien.<br />
8. Natürlich hat <strong>de</strong>r Werkstoff auch einige Nachteile:<br />
So ist 8er anfällig gegenüber Insekten,<br />
Pilzen und Bakterien, die die Substanz zerstören<br />
können. Auch UV-Strahlung schädigt das Holz.<br />
Konstruktiver Holzschutz hilft allerdings gegen<br />
diese Nachteile. Holz ist außer<strong>de</strong>m ein Naturprodukt<br />
mit entsprechen<strong>de</strong>n Fehlern und Unebenheiten,<br />
das gepflegt wer<strong>de</strong>n muss.<br />
9. Falsch ist jedoch, dass Holz leicht brennt. Denn<br />
ein Holzbalken 9hält Feuer länger stand als etwa<br />
ein Betonpfeiler o<strong>de</strong>r ein Kunststofffenster. Im<br />
Holz sind bis zu 15 Prozent Wasser, zu<strong>de</strong>m wirkt<br />
die Kohleschicht wie eine Art Schutzmantel.<br />
25
26 Karriere<br />
Alles Holz:<br />
www.dbsv.<strong>de</strong><br />
Bootsbauer/in<br />
www.kuefer.org<br />
Böttcher/in<br />
www.drechsler.org<br />
Drechsler/in, Holzspielzeugmacher/in<br />
www.biv-steimetz.<strong>de</strong><br />
Holzbildhauer/in<br />
www.zv-parkett.<strong>de</strong><br />
Parkettleger/in<br />
www.bv-rolla<strong>de</strong>n.<strong>de</strong><br />
Rollla<strong>de</strong>n- und Sonnenschutzmechatroniker/in<br />
www.tischler.<strong>de</strong><br />
Tischler/in<br />
www.zdb.<strong>de</strong>, www.bauberufe.net<br />
Zimmerer/in<br />
www.bfafh.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>sforschungsanstalt für Forst- und<br />
Holzwirtschaft<br />
www.holz-voegel.<strong>de</strong><br />
Liste aller Holzarten inklusive <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
botanischen Namens, <strong>de</strong>r typischen<br />
Charakteristiken sowie Verwendungshinweise<br />
www.holzwurm-page.<strong>de</strong>/holzarten/abisz.htm<br />
Sammlung fast aller Holzarten mit Bil<strong>de</strong>rn<br />
sowie ausführlichen Erklärungen über<br />
Herkunft, Eigenschaften und vielem mehr: von<br />
Abachi bis Zypresse<br />
www.stihl.<strong>de</strong><br />
Baum-Datenbank mit umfangreichen<br />
Suchfunktionen: Menüpunkt ‚Know-how’ auswählen<br />
und dann Baumlexikon anklicken<br />
www.holz.<strong>de</strong><br />
Holzartenlexikon mit Bil<strong>de</strong>rn, Holz-Gedichte,<br />
Baumkun<strong>de</strong> u.v.m.<br />
Alle Informationen zu diesen und vielen<br />
an<strong>de</strong>ren Berufen <strong>de</strong>s Handwerks fin<strong>de</strong>st du<br />
auch unter:<br />
www.<strong>handfest</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>
Bewerben, aber wie?<br />
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hinaus wird man auf die Hür<strong>de</strong> ‚Vorstellungsgespräch’ gut vorbereitet.<br />
Kostenlos<br />
Ein echter Ratgeber, nicht nur für Ausbildungsplatzsuchen<strong>de</strong>.<br />
Bewerbungsseminare bietet die Agentur für Arbeit kostenlos an. Infos<br />
dazu hält das zuständige BIZ bereit.<br />
Mehr Infos: www.arbeitsagentur.<strong>de</strong>, unter “Ausbildung/Berufs- und Studienwahl“<br />
Bewerbungsmappenchecks wer<strong>de</strong>n im Internet haufenweise angeboten, doch selten kostenlos.<br />
Das Berufszentrum bietet, gegen einen mit 1,44 EURO frankierten und adressierten<br />
Rückumschlag, je<strong>de</strong>m Schüler einen kostenlosen Check an. Lediglich eine Kopie <strong>de</strong>s aktuellen<br />
Schülerausweises, bei „neuen“ Schulabgängern <strong>de</strong>s letzten, muss beigefügt wer<strong>de</strong>n. Eine <strong>gute</strong><br />
Möglichkeit, das Feedback eines Unparteiischen zu bekommen.<br />
Infos unter: www.berufszentrum.<strong>de</strong>/infoberatung_7.html<br />
Wissenscheck Bewerbung<br />
Wer alles über die Bewerbung und das drum herum weiß, kann sein Wissen testen unter:<br />
www.teamarbeit.<strong>de</strong> (Suchbegriff „Bewerbungsspiel“ eingeben.)<br />
27
28 Karriere<br />
Instituto Italo Svevo<br />
Es war die Zeit <strong>de</strong>s Wirtschaftswun<strong>de</strong>rs.<br />
Es gab viel Arbeit, aber zu wenige<br />
Menschen, die sie verrichten konnten. Die<br />
Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland befand sich<br />
im Aufbruch und brauchte Arbeitskräfte.<br />
Deshalb beschloss die damalige<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung unter Kanzler Konrad<br />
A<strong>de</strong>nauer, Anwerbeabkommen mit acht<br />
Nationen. Zuerst mit Italien, das war<br />
1955, also vor genau 50 Jahren. Danach<br />
mit Spanien (1960), Griechenland<br />
(1960), <strong>de</strong>r Türkei (1961), Portugal<br />
(1964), Tunesien (1965), Marokko (1963<br />
und 1965) und zuletzt mit Jugoslawien<br />
(1968). Auch in <strong>de</strong>r ehemaligen DDR gab<br />
es, so <strong>de</strong>r übliche Fachausdruck,<br />
„Vertragsarbeiter“. Zum Beispiel aus<br />
Vietnam, Kuba, Angola und Mocambique.<br />
Heute leben rund 82,5 Millionen Menschen in<br />
Deutschland. Davon etwa 7,3 Millionen<br />
Menschen mit Migrationshintergrund.<br />
Menschen also, die aus einem an<strong>de</strong>ren Land<br />
zugewan<strong>de</strong>rt sind und hier leben. Die meisten<br />
stammen aus <strong>de</strong>r Türkei (1,9 Millionen),<br />
Jugoslawien (627.000) und Italien<br />
(616.000). Auch Nella Scionti, Rosalia Saieva<br />
(18), Giancarlo Arrica (17), Carlo Picciallo<br />
(17), Michele Lauricella-Ninotta (17) und<br />
Carmeloa Sazio (19) haben italienische<br />
Wurzeln. Sie sprechen bei<strong>de</strong> Sprachen perfekt<br />
und kennen sich in bei<strong>de</strong>n Kulturk<strong>reise</strong>n aus.<br />
Demnächst wer<strong>de</strong>n sie ihr Abitur machen. Sie<br />
gehören zu <strong>de</strong>m Schülerteam <strong>de</strong>s „Instituto<br />
Italo Svevo“, das die Geschichte <strong>de</strong>r<br />
Migration aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r italienischen<br />
Frauen erzählt hat, dafür rund 260 Interviews<br />
führte, mit <strong>de</strong>m 1. Preis <strong>de</strong>r Körber-Stiftung<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s Geschichtswettbewerbes <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten ausgezeichnet wur<strong>de</strong> und<br />
viel über ihre eigene Geschichte erfuhr.<br />
Das „Instituto Italo Svevo“ ist eine <strong>de</strong>utschitalienische<br />
Schule in Köln, an <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>utscher<br />
und italienischer Sprache unterrichtet<br />
wird. Vor drei Jahren ist hier ein Projekt entstan<strong>de</strong>n,<br />
das die Geschichte <strong>de</strong>r Migration<br />
beleuchten soll. Daraus sind in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>m WDR viele Präsentationen und<br />
eine DVD gewor<strong>de</strong>n. Nun wollen die Schüler<br />
im nächsten Schritt untersuchen und festhalten,<br />
wie Migration die <strong>de</strong>utsche Gesellschaft<br />
verän<strong>de</strong>rt hat.
Carmeloa Sazio (19)<br />
ist gebürtiger Sizilianer,<br />
hat schon in Amerika<br />
gelebt und ist in <strong>de</strong>r 8.<br />
Klasse nach Köln gekommen.<br />
Sein Traum ist es, in<br />
Mailand BWL zu studieren.<br />
Michele Lauricella-<br />
Ninotta (17) lebte die<br />
ersten 14 Monate seines<br />
Lebens in Italien, kam als<br />
14-Jähriger nach<br />
Deutschland. Nach <strong>de</strong>m<br />
Abitur will er BWL studieren.<br />
Rosalia Saieva (18) ist<br />
in Deutschland geboren.<br />
Sie möchte nach ihrem<br />
Abitur Sprachen studieren<br />
und als Fremdsprachenkorrespon<strong>de</strong>ntin<br />
arbeiten.<br />
Nella Scionti ist in<br />
Sizilien geboren, hat dort<br />
14 Jahre lang gelebt, ist<br />
vor sieben Jahren zusammen<br />
mit ihren Eltern nach<br />
Köln gekommen und wird<br />
in diesem Jahr ihr Abitur<br />
machen. Sie möchte gerne<br />
in <strong>de</strong>r Tourismusbranche<br />
arbeiten.<br />
Giancarlo Arrica (17) ist<br />
in Köln geboren. Sein<br />
Vater arbeitet bei Ford,<br />
seine Mutter ist Lehrerin<br />
– bei<strong>de</strong> in Köln. Giancarlo<br />
will nach seinem Abi in<br />
Italien BWL studieren.<br />
Carlo Picciallo (17) ist<br />
in Deutschland geboren.<br />
Seine Eltern besitzen ein<br />
Restaurant in Köln. Er will<br />
nach seinem Abi BWL und<br />
Englisch studieren und am<br />
liebsten in <strong>de</strong>r Schweiz<br />
o<strong>de</strong>r Amerika arbeiten.<br />
Die Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) för<strong>de</strong>rt die Ausbildungsbeteiligung junger Migrantinnen und Migranten im<br />
Handwerk, verbessert <strong>de</strong>ren Ausbildungschancen und leistet gleichzeitig einen Beitrag zur Nachwuchssicherung im Handwerk.<br />
Die ZWH ist eine bun<strong>de</strong>sweite Einrichtung <strong>de</strong>r Handwerkskammern, regionalen Handwerkskammertage und <strong>de</strong>s Zentralverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Deutschen Handwerks<br />
Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) | Sternwartstraße 27-29 | 40223 Düsseldorf | www.zwh.<strong>de</strong><br />
Dr. Ute Pascher | Telefon: 0211/302009-18 | upascher@zwh.<strong>de</strong> | Seda Rass-Turgut | Telefon: 0211/302009-18 | srass-turgut@zwh.<strong>de</strong><br />
Das Partnerprojekt: Networking Berlin<br />
Im BTZ <strong>de</strong>r Handwerkskammer Berlin | Mehringdamm 14 | 10961 Berlin | Telefon: 030/25903456 | networking@prointecra.<strong>de</strong><br />
29
30 Karriere<br />
Mit 15 Jahren über 500 Kilometer<br />
weit weg von <strong>de</strong>n Eltern –<br />
zwei Lehrlinge aus Bayern über<br />
ihr neues Leben<br />
Von Petra Plaum<br />
Wer die Leitenmaier Transport- und<br />
Baumaschinen Vermietungs GmbH in<br />
Ziemetshausen betritt, fühlt sich erst mal<br />
ganz klein. Hier wer<strong>de</strong>n große Fahrzeuge<br />
gewartet: Laster mit fast mannshohen<br />
Reifen, Bagger, Vans. Der Lärm vom<br />
Hämmern, Schweißen, Schrauben,<br />
Herumwuchten erfüllt <strong>de</strong>n Raum, Öldunst<br />
hängt in <strong>de</strong>r Luft. Marco Golombek<br />
schnüffelt, und ein Grinsen überzieht<br />
sein Gesicht. „Ich liebe diesen Geruch!“<br />
ruft er. Dann ent<strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>r 17-Jährige<br />
sein Lieblingsfahrzeug, einen Bagger.<br />
„Das ist einfach was Geiles“, befin<strong>de</strong>t er,<br />
geht einmal drum herum und vertieft sich<br />
dann ins Expertengespräch mit <strong>de</strong>m<br />
Kollegen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bagger repariert. Marco<br />
zeigt vollen Einsatz, obwohl er gar nicht<br />
im Dienst ist. Diese Woche ist<br />
Berufsschule an <strong>de</strong>r Reihe, Jeans und<br />
Sweatshirt statt Blaumann, und das ist<br />
gut so, „mein Blaumann ist nämlich hinüber<br />
und <strong>de</strong>r neue noch nicht da“, meint<br />
<strong>de</strong>r Kfz-Mechatronik-Lehrling. Und doch<br />
zieht es Marco immer wie<strong>de</strong>r zu seinen<br />
Baumaschinen, in seinen Betrieb. In <strong>de</strong>n<br />
Betrieb, für <strong>de</strong>n er vor eineinhalb Jahren<br />
515 Kilometer weg von seinen Eltern in<br />
Leipzig zog.<br />
Durch halb<br />
Deutschland für<br />
eine Lehrstelle
Lysann Geisler trägt Mo<strong>de</strong>lierwachs auf<br />
609 Kilometer waren es für Lysann Geisler.<br />
Die 18-Jährige stammt aus <strong>de</strong>r hübschen<br />
Kleinstadt Weißwasser. An Ausbildungsplätzen<br />
mangelt es allerdings, und so bewarb sich<br />
Lysann in ganz Sachsen und in Berlin. „Ich<br />
war immer gut in Kunst und bin auch handwerklich<br />
begabt“, sagt sie. „Beruflich konnte<br />
ich mir einiges vorstellen: Kosmetikerin,<br />
Schauwerbegestalterin, Zahntechnikerin ...<br />
und habe mich überall beworben; ab Anfang<br />
zehnter Klasse mehr als hun<strong>de</strong>rtmal.“ Trotz<br />
Realschulabschluss mit 1,8 fand Lysann erst<br />
mal keine Lehrstelle. Auf Weishaupt Zahntechnik<br />
in Günzburg kam sie schließlich, weil<br />
Bekannte ihrer Familie nahe Günzburg wohnen<br />
und sie auf eine Zeitungsannonce hinwiesen.<br />
„Ich habe nur diese eine Bewerbung<br />
nach Bayern geschickt, wur<strong>de</strong> eingela<strong>de</strong>n,<br />
Infos zum Ausbildungsberuf Zahntechniker/-in<br />
• Immer weniger Lehrstellen sind zu fin<strong>de</strong>n<br />
• Geschick, künstlerisches Talent und Genauigkeit sind wichtiger als Top-Noten<br />
Weitere Infos unter www.dzv-info.<strong>de</strong> und beim<br />
Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen, Tel. 069/ 665586-0, www.vdzi.<strong>de</strong><br />
durfte probearbeiten, und es hat geklappt.“ –<br />
„Sie war einfach die Beste“, meint ihr Chef<br />
Günther Weishaupt und nickt ihr anerkennend<br />
zu. Lysann lächelt, mit Zähnen so perfekt<br />
wie in <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen, die überall im<br />
Labor zu sehen sind. Sie schnappt sich ein<br />
Zahnmo<strong>de</strong>ll, einen feinen Pinsel und trägt<br />
Mo<strong>de</strong>llierwachs auf – mit Hän<strong>de</strong>n, die null<br />
zittern. „Ruhe“, sagt sie, „Ruhe ist mit das<br />
Wichtigste für einen Zahntechniker. Geschick<br />
und ein ruhiges Händchen“. Wen<strong>de</strong>t sich<br />
ihren Keramikzähnen zu und ist für <strong>de</strong>n Rest<br />
<strong>de</strong>r Welt erst mal nicht mehr zu sprechen.<br />
Günzburg, die Legoland-Stadt in Bayerisch<br />
Schwaben, ist auch für Marco wichtig, <strong>de</strong>nn<br />
dort macht er Berufsschule. Weitaus ländlicher<br />
und eine halbe Autostun<strong>de</strong> entfernt<br />
liegt die Firma Leitenmaier. Busse fahren dort<br />
selten. Um einzukaufen o<strong>de</strong>r Leute zu besuchen,<br />
muss Marco immer eine Mitfahrgelegenheit<br />
fin<strong>de</strong>n. Autofahren an und für sich<br />
fin<strong>de</strong>t er zum Glück prima, <strong>de</strong>n Autos gehört<br />
seine Lei<strong>de</strong>nschaft: „Ich hab’ schon als Kind<br />
an Autos rumgeschraubt, wollte unbedingt so<br />
einen Beruf. Lei<strong>de</strong>r war ich in <strong>de</strong>r Schule faul,<br />
wollte nicht auf meine Eltern hören, und so<br />
hat es nur zum qualifizierten Hauptschulabschluss<br />
gereicht“. Den schaffte <strong>de</strong>r damals<br />
15-Jährige zwar mit 2,3, trotz<strong>de</strong>m musste er<br />
über 100 Bewerbungen schreiben. Er suchte<br />
Adressen übers Arbeitsamt und im Internet<br />
und bekam schließlich die Einladung zum<br />
Vorstellungsgespräch bei Leitenmaier. „Das<br />
Arbeitsamt zahlte mir ein Ticket für ICE und<br />
Bus, und dann ging’s von Leipzig nach<br />
Ziemetshausen. Das dauerte sechs Stun<strong>de</strong>n“.<br />
Marco fand sich in Muttershofen wie<strong>de</strong>r,<br />
einem von acht Teilorten, aus <strong>de</strong>nen<br />
Ziemetshausen besteht. Die Aussicht von<br />
Leitenmaier aus gleicht einer Postkarte: blauer<br />
Himmel, grüne Wiesen, sanfte Hügel,<br />
Waldgebiete, Kirchturm. Marcos erster<br />
Eindruck: „Hilfe, Dorf! Da ist ja gar nichts!“.<br />
Er zuckt mit <strong>de</strong>n Achseln. „Der Meister sagte<br />
dann zu mir: du hast zwei Wochen, dir zu<br />
überlegen, ob du das hier machen willst.“<br />
Marco fuhr heim, re<strong>de</strong>te mit <strong>de</strong>n Eltern. Die<br />
machten keinen Luftsprung, aber sie gaben<br />
ihr Einverständnis – und so zog Marco um.<br />
Praktischerweise hatte Meister Gerhard<br />
Spengler im Nachbardorf Balzhausen eine<br />
Souterrainwohnung frei – fertig möbliert mit<br />
Familienanschluss. „Der Meister ist wie ein<br />
Vater für mich“, meint Marco heute.<br />
Lysann zog im September 2003 erst mal zu<br />
<strong>de</strong>n Bekannten. „Am Anfang bin ich oft nach<br />
Hause gefahren, acht Stun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Zug,<br />
kam Freitag erst nachts an und musste<br />
Sonntag mittags schon wie<strong>de</strong>r los“, erinnert<br />
sie sich. Ihr jetziges Zimmer fand sie per<br />
Zeitungsannonce. „Unsere WG besteht aus<br />
vier Mädchen und einem Jungen, alle in<br />
Ausbildung“, berichtet sie. „Je<strong>de</strong>r hat sein<br />
Zimmer, meins war fertig möbliert. Es gibt<br />
eine gemeinsame Küche und eine Münzwaschmaschine<br />
und das klappt prima.“ Von<br />
<strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n ihrer Bu<strong>de</strong> strahlen alte und<br />
neue Freun<strong>de</strong> und natürlich ihr Freund. „Ihn<br />
habe ich in Augsburg auf <strong>de</strong>r Berufsschule<br />
kennen gelernt“, verrät Lysann. „Lustig ist,<br />
dass er aus Cottbus stammt, also gar nicht so<br />
weit weg von Weißwasser.“ In Augsburg, eine<br />
Lernen von <strong>de</strong>n alten Hasen: Kollegen wie<br />
Josef Müller verraten <strong>de</strong>m Lehrling einiges<br />
über das Innenleben von Autos, LKWs und<br />
Baumaschinen<br />
Infos zum Ausbildungsberuf<br />
Kfz-Mechatroniker/-in<br />
• Lehrstellen v.a. in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />
Bayern und Nordrhein-Westfalen<br />
• <strong>gute</strong> Noten in Mathematik und Physik sind<br />
wichtig<br />
Weitere Infos unter<br />
www.autoberufe.<strong>de</strong> und beim<br />
Zentralverband Deutsches<br />
Kraftfahrzeuggewerbe e.V.,<br />
Abteilung Berufsbildung,<br />
Tel. 0228/9127-0<br />
31
32 Karriere<br />
Auch wenn das Heimweh nur noch selten<br />
plagt, die alten Freun<strong>de</strong> sind nicht vergessen.<br />
Echte Freun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Berufsschule.<br />
Für Marco zum Beispiel Fabio Nalin (li.), ein<br />
Schwabe mit italienischen Wurzeln<br />
halbe Stun<strong>de</strong> von Günzburg entfernt, lebt<br />
inzwischen auch Lysanns Bru<strong>de</strong>r, ebenfalls<br />
<strong>de</strong>r Arbeit wegen. „Es ist wohl schon so, dass<br />
wir Zugezogenen uns zusammentun“, meint<br />
Lysann, „aber die Leute hier fin<strong>de</strong> ich schon<br />
auch nett. Sie sind nicht so aufdringlich, so<br />
was mag ich nämlich nicht!“<br />
„Die Schwaben, die sind ein Fall für sich“,<br />
brummt Marcos Kollege Roberto Ernst und<br />
trinkt hastig einen Schluck Cola. Roberto ist<br />
schon vor drei Jahren aus <strong>de</strong>r Gegend<br />
Meißens nach Ziemetshausen gezogen, als<br />
einer <strong>de</strong>r ersten Ost-Lehrlinge von Meister<br />
Spengler. Jetzt lässt er im Pausenraum von<br />
Leitenmaier seinen Frust raus. – „Die<br />
Mädchen hier, an die kommt man nicht ran“,<br />
meckert Roberto, „und Freundschaften?<br />
Zuhause habe ich richtige Freun<strong>de</strong>, aber<br />
hier?“ Allerdings, eins muss er zugeben: die<br />
Freun<strong>de</strong>, die in <strong>de</strong>r Heimat blieben, da hängen<br />
einige nur so herum, ohne Job, „nee, das<br />
will ich ja auch nicht“, gibt Roberto zu. „Ich<br />
fin<strong>de</strong> es gut, dass mehrere aus <strong>de</strong>m Osten<br />
hier sind“, sagt Marco. „Man kann<br />
Fahrgemeinschaften bil<strong>de</strong>n, um nach Hause<br />
zu fahren. Wir helfen einan<strong>de</strong>r. Außer<strong>de</strong>m<br />
müssen wir <strong>de</strong>n Wessis ja zeigen, wie Ostler<br />
arbeiten können!“<br />
Lysann gießt einen Abdruck, <strong>de</strong>r vom<br />
Zahnarzt ins Labor kam, aus Gips nach. In<br />
Gebissen, Prothesen, Füllungen, Kronen und<br />
Spangen sieht sie ihre Zukunft – „nach <strong>de</strong>n<br />
dreieinhalb Jahren Lehre will ich auf je<strong>de</strong>n<br />
Fall weitermachen“. Bis dahin muss sie noch<br />
je<strong>de</strong> Menge Chemie, Physik und Anatomie in<br />
<strong>de</strong>r Berufsschule büffeln, „die ganzen lateinischen<br />
Namen, brrr!“. Rechnen kann Lysann<br />
jetzt schon – muss sie können, um mit <strong>de</strong>m<br />
Ausbildungsgehalt klarzukommen. Ihre Miete<br />
zahlt die Agentur für Arbeit, Berufsausbildungsbeihilfe<br />
(BAB) heißt dieser Zuschuss.<br />
„Mein Gehalt, das ist für mich“, meint<br />
Lysann, „400 Euro minus Steuern und<br />
Krankenversicherung. Das sind dann noch so<br />
320 Euro, und die reichen. Den Führerschein<br />
mach’ ich jetzt von <strong>de</strong>m Geld, das ich schon<br />
ab <strong>de</strong>r Jugendweihe gespart habe. Ein Auto<br />
ist erst mal nicht drin. Ansonsten: ich koche<br />
selber, schreibe lieber Briefe, als zu telefonieren,<br />
und schicke auch mal eine SMS ... ich<br />
komme schon hin.“
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre, diesen<br />
Spruch höre ich ständig.“ Marco grinst und<br />
zieht sich die Kappe ins Gesicht. „Aber ich<br />
muss auch sagen: mein Gehalt ist gut. Netto<br />
bleiben etwa 400 Euro übrig. Zuhause die<br />
kriegen oft nur die Hälfte“. Stolz führt er<br />
durch seine Souterrainwohnung, die Miete<br />
zahlt auch ihm die Agentur für Arbeit. Zum<br />
Schlafen, Lernen, Musikhören ist es komfortabel<br />
genug. Kino, Fitnesscenter und Kneipen<br />
braucht Marco hier nicht: „Diese Landschaft<br />
ist schön“, sagt er und zeigt aus <strong>de</strong>m Fenster,<br />
„da geh’ ich viel wan<strong>de</strong>rn. O<strong>de</strong>r skaten.“ Und<br />
Leipzig? „Ich fahr’ ja je<strong>de</strong>s Wochenen<strong>de</strong><br />
heim“, gibt er zu. „Meine Freundin lebt auch<br />
dort.“<br />
Zur Lehre durch halb Deutschland – für<br />
Lysann und Marco war es eine Selbstverständlichkeit.<br />
„Das ist vielleicht nicht für<br />
je<strong>de</strong>n was“, räumt Marco ein. „Ich war schon<br />
immer eher aufgeschlossen. Und am Anfang<br />
Qualifikation ist wichtig,<br />
Herkunftsregion nicht<br />
Zur Lehre umziehen – immer mehr junge Leute tun es.<br />
Dr. Christian Sperle, Referent beim Deutschen<br />
Handwerkskammertag in Berlin, und Christian<br />
Gohlisch, Fachmann für Ausbildungsfragen <strong>de</strong>r<br />
Handwerkskammer für München und Oberbayern,<br />
machen Bewerbern Mut.<br />
<strong>handfest</strong>: In Hotel- und Gastronomieberufen<br />
sowie in Medien- und Kunstberufen ist<br />
es ganz normal, für einen Ausbildungsplatz<br />
umzuziehen. Was meinen Sie: Wird<br />
das in Zukunft auch in Handwerksberufen<br />
so sein? Warum, warum nicht?<br />
Sperle: Die angespannte Lage auf <strong>de</strong>m Ausbildungsmarkt<br />
verlangt <strong>de</strong>n Jugendlichen heute<br />
eine größere räumliche Flexibilität ab, unabhängig<br />
von <strong>de</strong>m Bereich, in <strong>de</strong>m man eine<br />
Ausbildung antreten möchte. Ob dieser Trend<br />
anhält, hängt letztlich von <strong>de</strong>r weiteren konjunkturellen<br />
Entwicklung ab. In bestimmten<br />
handwerklichen Berufen ist es allerdings<br />
schon immer üblich gewesen, für die Ausbildung<br />
umzuziehen (z.B. Konditor, Holzbildhauer<br />
o<strong>de</strong>r Musikinstrumentenmacher).<br />
Gohlisch: In Bayern stehen die Chancen sehr<br />
gut, eine Lehrstelle zu fin<strong>de</strong>n. Eine Umfrage<br />
ergab, dass letztes Jahr allein in Oberbayern<br />
2000 Lehrstellen unbesetzt blieben. Gera<strong>de</strong><br />
München ist extrem aufnahmewillig ...<br />
<strong>handfest</strong>: ... und extrem teuer.<br />
Gohlisch: Die Lage war schon mal angespannter.<br />
München hat ein sehr ausgefeiltes System,<br />
um Jugendliche zu unterstützen, die<br />
neu in die Stadt kommen. Da gibt es zum<br />
habe ich mich zwar über die neue Freiheit<br />
gefreut, aber schon am dritten Tag wur<strong>de</strong> das<br />
Heimweh ganz schön schlimm“. Seine<br />
Rezepte fürs Glücklichsein heißen: gut mit<br />
<strong>de</strong>m Geld haushalten, auf an<strong>de</strong>re zugehen,<br />
das zu schätzen wissen, was die neue<br />
Umgebung hergibt. Dass die Lehrstelle ein<br />
Volltreffer war, macht auch vieles leichter.<br />
Ähnlich sieht es Lysann, <strong>de</strong>ren alte<br />
Freundinnen inzwischen zum Großteil ebenso<br />
die Heimat verlassen haben. „Wenn ich übernommen<br />
wer<strong>de</strong>, bleibe ich“, meint Lysann<br />
fest. „Ich habe jetzt kaum Heimweh mehr.<br />
Am Wochenen<strong>de</strong> unternehmen wir oft was in<br />
Günzburg o<strong>de</strong>r in Augsburg, da gibt es ja<br />
alles. Nach Hause fahre ich nur noch etwa<br />
einmal im Monat.“ Obwohl es Marco häufiger<br />
nach Leipzig zieht, will auch er<br />
Ziemetshausen noch eine Weile erhalten bleiben.<br />
Seine Zukunft sieht er optimistisch:<br />
„Wenn man eine <strong>gute</strong> Lehre gemacht hat,<br />
wird das später sicher positiv bewertet.“<br />
Beispiel die Agentur Wohnwerk, im Internet<br />
unter www.bbinet.<strong>de</strong>/wohnwerk zu fin<strong>de</strong>n,<br />
die jungen Leuten günstige Zimmer und Anschluss<br />
vermittelt. Oft gibt es auch bei <strong>de</strong>n<br />
Meistern o<strong>de</strong>r Kollegen Wohngelegenheiten.<br />
<strong>handfest</strong>: Welche Handwerksberufe liegen<br />
zurzeit so "im Trend", dass es beson<strong>de</strong>rs<br />
viel Sinn machen könnte, sich auch in<br />
an<strong>de</strong>ren Ecken Deutschlands, zum Beispiel<br />
in Bayern, nach einer Lehrstelle umzusehen?<br />
Sperle: Nach wie vor begehrt sind die kraftfahrzeugtechnischen<br />
Berufe, insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r Kfz-Mechatroniker, aber auch elektrotechnische<br />
Berufe sowie Maler, Metallbauer und<br />
Tischler. Bei <strong>de</strong>n jungen Mädchen stehen<br />
weiterhin die Friseurin, aber auch <strong>de</strong>r neue<br />
duale Ausbildungsberuf zur Kosmetikerin,<br />
hoch im Kurs.<br />
Gohlisch: Bei uns gibt es ten<strong>de</strong>nziell überall<br />
Stellen.<br />
<strong>handfest</strong>: Auf <strong>de</strong>r Suche nach Lehrlingen<br />
aus an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn erfuhr <strong>handfest</strong>,<br />
dass einige bayerische Betriebe nur<br />
Leute aus <strong>de</strong>m Umland ausbil<strong>de</strong>n. Die<br />
Grün<strong>de</strong>: "So eine Ausbildung ist teuer, wir<br />
wollen unsere Lehrlinge später überneh-<br />
Chef Günther<br />
Weishaupt bereut<br />
seine Wahl nicht:<br />
„Frau Geisler war einfach<br />
die Beste.“<br />
men und nicht an einen Betrieb an<strong>de</strong>rswo<br />
verlieren" - "Für Lehrlinge, die zuziehen,<br />
muss man zuviel Verantwortung tragen.<br />
Ein Zimmer fin<strong>de</strong>n, alles organisieren<br />
...nein, da lieber einer aus <strong>de</strong>r Gegend" -<br />
"Zugezogene brechen oft wie<strong>de</strong>r ab. Das<br />
Risiko gehen wir nicht ein". Deckt sich das<br />
mit Ihren Erfahrungen? Warum, warum<br />
nicht?<br />
Sperle: Diese Haltung mag bei <strong>de</strong>m einen<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Betrieb vorherrschen, doch achten<br />
Handwerksunternehmer in erster Linie<br />
darauf, einen qualifizierten Lehrling einzustellen,<br />
was sich aufgrund <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />
Ausbildungsreife vieler Lehrstellenbewerber<br />
in zunehmen<strong>de</strong>m Maße schwierig gestaltet.<br />
Da spielt die Herkunftsregion eigentlich keine<br />
o<strong>de</strong>r nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Gohlisch: Eine Umfrage bei Betrieben hat<br />
ergeben, dass ihnen Sozial- und Handlungskompetenz<br />
bei <strong>de</strong>n Lehrlingen am Wichtigsten<br />
sind. Bewerber müssen natürlich ausbildungsbereit<br />
sein: vernünftige Sprachkenntnisse<br />
mitbringen, rechnen können, „bitte“<br />
und „danke“ sagen ... Noten sind oft gar<br />
nicht so wichtig. Unsere Erfahrung mit<br />
Betrieben ist, dass viele sagen: Wenn wir<br />
einen vernünftigen Bewerber bekommen,<br />
stellen wir <strong>de</strong>n ein. Egal, woher er kommt.<br />
Und was das Abbrechen angeht: Es hat sich<br />
gezeigt, dass Zugezogene, die die Lehre<br />
durchhalten, sich gut integriert, schnell<br />
Freun<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n haben. An<strong>de</strong>rsherum brechen<br />
die, die keine Kontakte schließen, eher<br />
wie<strong>de</strong>r ab. Und von <strong>de</strong>nen, die die Lehre<br />
durchziehen, bleiben viele auch hinterher da,<br />
weil in ihren Heimatregionen ja auch Arbeit<br />
für Ausgelernte fehlt.<br />
33
IMPRESSUM<br />
34 Service<br />
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kostenlose<br />
CD „Job Now“<br />
Herausgeber:<br />
Deutscher Handwerkskammertag<br />
Mohrenstr. 20/21<br />
10117 Berlin<br />
Redaktion:<br />
West<strong>de</strong>utscher Handwerkskammertag<br />
Sternwartstr. 27-29<br />
40223 Düsseldorf<br />
Reiner Nolten (V.i.S.d.P.)<br />
Chefredakteur:<br />
Rolf Göbels<br />
Redakteure:<br />
Stefan Rensch, Petra Plaum, Andrea Schmidt-Forth,<br />
Ulrich König, Dieter Müller<br />
Mitarbeiter(-innen) dieser Ausgabe:<br />
Clemens Urbanek, Dr. Axel Fuhrmann, Carsten Haack,<br />
Gerd Kistenfeger, Jörg Hamann, Ulrike Wittenbrink,<br />
Andreas Fischer, Stefan Wieland, Katja Früh<br />
Anzeigen & Vertrieb:<br />
for mat medienagentur + verlag gmbh<br />
0211/55 80 255<br />
info@for-mat.<strong>de</strong><br />
Gestaltung und Lithografie:<br />
for mat medienagentur + verlag gmbh<br />
Markus Kossack<br />
Druck:<br />
VVA Düsseldorf<br />
Mitglied <strong>de</strong>r Informationsgemeinschaft zur Feststellung <strong>de</strong>r Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW)<br />
Die Schulzeit geht zu En<strong>de</strong> und es<br />
ist höchste Zeit, sich um einen<br />
Ausbildungsplatz zu kümmern. Aber:<br />
Wie fin<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n richtigen<br />
Beruf?<br />
Wo bekomme ich die passen<strong>de</strong><br />
Ausbildung?<br />
Wie bewerbe ich mich richtig?<br />
Wie kann ich mich auf einen<br />
Einstellungstest vorbereiten?<br />
Fragen, die für die Zukunft entschei<strong>de</strong>nd<br />
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Auflage:<br />
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Abonnement:<br />
Bezugsabo 10,75 Euro p. a.<br />
Erscheinung: sechsmal jährlich<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung <strong>de</strong>s Herausgebers wie<strong>de</strong>r.<br />
Für eingesandte Materialien kann keine Gewähr<br />
übernommen wer<strong>de</strong>n. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />
nur mit vorheriger Genehmigung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />
Papier: Recyclingpapier<br />
<strong>handfest</strong> wur<strong>de</strong> in Nordrhein-Westfalen ermöglicht durch<br />
die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW
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Reinhard Selka (Hrsg.)<br />
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36 Musik + Rätsel<br />
Juli be<strong>de</strong>utet Sommer, Sonne, Baggersee,<br />
Grillparty, Zitroneneis. Aber neuerdings steht<br />
Juli für viel mehr. Für herrliche Popmusik,<br />
zuckersüße Melodien, für Ohrwürmer mit<br />
harmlos-charmanten und unverblümt direkten<br />
Zeilen. Seit <strong>de</strong>m 20. September 2004 ist<br />
das so. An diesem Tag veröffentlichte die<br />
Band Juli ihr Debütalbum und nannte es<br />
gleich ganz frech und ungeniert „Es ist Juli“.<br />
Es kletterte gleich von Null auf Platz 3 in <strong>de</strong>n<br />
Charts und eroberte Platin. Dabei sind<br />
Bassist Andreas Dedi Her<strong>de</strong> (23), Gitarrist<br />
Jonas Pfetzing (24), Gitarrist Simon Triebel<br />
(22), Schlagzeuger Marcel Römer (23) und<br />
Sängerin Eva Briegel (26) schon seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
90er Jahre Musik. Damals nannten sich die<br />
fünf Gießener Sunnygla<strong>de</strong>, sangen englische<br />
Texte und waren auch damals schon ziemlich<br />
erfolgreich. Seit 2001 heißen sie „Juli“. Mit<br />
<strong>de</strong>m Namen än<strong>de</strong>rte sich auch die Sprache:<br />
nicht mehr englische, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>utsche Texte<br />
waren nun angesagt. Juli, Newcomer- und<br />
Juli - Newcomer <strong>de</strong>s<br />
Jahres 2004 aus Gießen<br />
„Wie ein Lottogewinn“<br />
Erfolgsband, hat Stefan Raabs Bun<strong>de</strong>svision<br />
Song Contest, die Alternative zum „Grand<br />
Prix“, mit ihrem Song Geile Zeit gewonnen,<br />
ist <strong>de</strong>rzeit auf Tour mit Konzerten in <strong>de</strong>r<br />
Schweiz, Österreich, Luxemburg und Belgien.<br />
Außer<strong>de</strong>m wird Juli oft draußen spielen –<br />
unter an<strong>de</strong>rem zusammen mit <strong>de</strong>n Toten<br />
Hosen, Mia und Wir sind Hel<strong>de</strong>n beim Open-<br />
Flair in Eschwege am 13. August. <strong>handfest</strong>-<br />
Redakteur Dieter Müller hat Juli-Sängerin Eva<br />
Briegel während <strong>de</strong>r Clubtour durch<br />
Deutschland zum Interview getroffen.<br />
Früher, als ihr euch noch Sunnygla<strong>de</strong><br />
genannt habt, wart ihr mit englischen<br />
Texten erfolgreich. Warum habt ihr eure<br />
Sprache geän<strong>de</strong>rt?<br />
Eva: Mit <strong>de</strong>r Zeit sind uns die Texte und <strong>de</strong>ren<br />
Aussagekraft immer wichtiger gewor<strong>de</strong>n. Und<br />
Deutsch ist nun einmal die Sprache, in <strong>de</strong>r<br />
wir uns am besten ausdrücken können, mit<br />
<strong>de</strong>r wir die Leute am besten erreichen können.<br />
Das ist eigentlich <strong>de</strong>r Hauptgrund,<br />
warum wir uns von englischen Texten zu<br />
<strong>de</strong>utschen Texten gewan<strong>de</strong>lt haben. Damit<br />
sind wir auch sehr zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Könnt ihr von eurer Musik leben?<br />
Mittlerweile können wir ganz gut davon<br />
leben. Das ist auch gut so, <strong>de</strong>nn Musik ist<br />
unser Beruf. Wir haben nie Musik nur für uns<br />
gemacht. Wir haben das nie nur als unser<br />
Hobby angesehen – so nach <strong>de</strong>m Motto: Wir<br />
treffen uns einmal in <strong>de</strong>r Woche im<br />
Probenraum, um dann einmal im Monat in<br />
Gießen irgendwo aufzutreten. Nein, dafür ist<br />
je<strong>de</strong>r von uns, glaube ich, zu besessen von<br />
<strong>de</strong>m Gedanken, sich irgendwann nur auf Musik<br />
konzentrieren zu können und eben nicht mehr<br />
nebenbei jobben gehen zu müssen.<br />
Seid ihr jetzt steinreich, weil so viele<br />
Leute eure Platten kaufen und auf eure<br />
Konzerte kommen?<br />
Nein.
Was ist <strong>de</strong>r Unterschied zu euren früheren<br />
Konzerten?<br />
Das ist kaum noch miteinan<strong>de</strong>r zu vergleichen.<br />
Der größte Unterschied ist natürlich,<br />
dass jetzt ungefähr 100 Mal so viele Fans wie<br />
früher zu unseren Konzerten kommen. Wir<br />
haben mehr Equipment dabei, spielen auf<br />
größeren Bühnen und bei größeren Festivals,<br />
müssen viel Öffentlichkeitsarbeit machen und<br />
bekommen einfach mehr Anfragen, irgendwo<br />
aufzutreten.<br />
Hattet Ihr irgendwann mal Zweifel an<br />
eurem Weg?<br />
Natürlich. Wenn man ambitioniert Musik<br />
macht und sich ganz auf das Showbusiness<br />
verlässt, muss man auch die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Enttäuschung hinnehmen! Das gehört vielleicht<br />
dazu. Wir hatten sogar kurz bevor wir<br />
unseren Plattenvertrag unterschrieben haben<br />
noch Zweifel, ob das ganze überhaupt Sinn<br />
macht. Aber das Durchhalten hat sich<br />
gelohnt. Das Schöne daran ist, dass wir es in<br />
dieser Formation durch alle Stationen unserer<br />
„Karriere“ geschafft haben. Vom ersten<br />
Auftritt, über die ersten Studioaufnahmen<br />
und die ersten Veröffentlichungen bis heute<br />
sind wir immer zusammen. Das ist wie ein<br />
Lottogewinn.<br />
Kannst du dich noch an euren ersten richtig<br />
großen Auftritt erinnern?<br />
Oh ja, an die Zeit vor unserem ersten größeren<br />
Auftritt kann ich mich noch sehr gut erinnern.<br />
Ich war nervös, keine Frage. Ich weiß<br />
noch, dass ich eine Woche lang mit Panik im<br />
Bett lag und es für unfassbar hielt, dass ich<br />
mich auf eine Bühne stellen soll, um ganz<br />
vielen Menschen etwas vorzusingen. Aber von<br />
Auftritt zu Auftritt habe ich diese Nervosität<br />
besser in <strong>de</strong>n Griff gekriegt. Mittlerweile<br />
genieße ich die Zeit auf <strong>de</strong>r Bühne, vor <strong>de</strong>n<br />
Fans. Dann ist es ein super Gefühl.<br />
Juli live:<br />
14.08.2005 - ROTHENBURG –<br />
Taubertalfestival<br />
13.08.2005 - ESCHWEGE - Open Flair<br />
05.08.2005 - ANRÖCHTE - Big Day Out<br />
30.07.2005 - B- EMMELS - Alive Festival<br />
23.07.2005 - KARLSRUHE - Das Fest<br />
16.07.2005 - FREIBURG - ZMF<br />
09.07.2005 - A- St. PÖLTEN - Nuke Festival<br />
08.07.2005 - A- IMST - Forestgla<strong>de</strong> West<br />
07.07.2005 - MÜNCHEN - Tollwood Sommer F.<br />
05.07.2005 - MAINZ - 9. Mainzer Zeltfestival<br />
02.07.2005 - L- LUXEMBURG - Luxgsm<br />
01.07.2005 - HEILBRONN - Gaffenberg F.<br />
26.06.2005 - HAMBURG - Stadtpark<br />
23.06.2005 - PADERBORN - Uni Open Air<br />
22.06.2005 - DRESDEN - Campus Party<br />
21.06.2005 - KIEL - Kieler Woche<br />
16.06.2005 - BERLIN - RBB Musiknacht<br />
10.06.2005 - STRALSUND - Open Air<br />
03.06.2005 - HANNOVER - NDR 2 Plaza F.<br />
02.06.2005 - MÜNSTER - JuWi - Fest<br />
22.05.2005 - DÜSSELDORF - Spirit of Sound<br />
21.05.2005 - BOCHUM - Spirit of Sound<br />
20.05.2005 - AURICH - 6. Auricher Open Air<br />
www.juli.tv<br />
2x2 Tickets für das<br />
Hurricane-Festival in<br />
Scheeßel zu gewinnen!<br />
3 CD Special Edition von<br />
JULI<br />
1 CD PRO ASYL, mit <strong>de</strong>n<br />
Astra Kid, Beginner, Klee, Mia,<br />
Sportfreun<strong>de</strong> Stiller, u.v.a.<br />
1 CD Fire in the Attic<br />
2 DVD Jansen<br />
Wenn ihr die Lösung wisst, addiert bitte die davor stehen<strong>de</strong>n Zahlen<br />
und schickt die Lösung an uns: Als Postkarte an Redaktion <strong>handfest</strong>,<br />
Nie<strong>de</strong>rkasseler Straße 61, 40547 Düsseldorf, per E-Mail an<br />
mail@<strong>handfest</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>. Einsen<strong>de</strong>schluss ist <strong>de</strong>r 30. April 2005.<br />
Vergesst bitte nicht, euren Wunschgewinn und eure Adresse anzugeben.<br />
Die legendären Beatles revolutionierten in <strong>de</strong>n 60ern nicht nur<br />
die Musik, son<strong>de</strong>rn auch die Frisuren. Was brachten Ringo Starr,<br />
George Harrison, Paul Mc Cartney und John Lennon in die<br />
Friseursalons und auf die Köpfe vor allem <strong>de</strong>r jungen Generation?<br />
(72) Dauerwelle | (52) Irokesenschnitt | (13) Pilzkopf |<br />
(67) Geheimratsecken<br />
Was sind „soft skills“?<br />
(26) Turnschuhe | (41) eine neue Sportart | (53) erfolgreiche Band<br />
aus USA | (92) Persönlichkeitsmerkmale<br />
Holz ist ein beliebter Werkstoff. Man sagt ihm nach, dass er ...?<br />
(21) ...lebt | (33) ...tanzt | (43) ...klebt | (14) ...fließt<br />
Gewinner aus 1/2005<br />
Buch: Ein Brot im Kornfeld<br />
Theresa Osterholt, Düsseldorf | Steffi Grimm, Apolda | Heinrich Lütje, Reken |<br />
Elke Kuhlmann, Hamm | Herbert Peters, Viersen |<br />
CD: Bewerbungsprofi<br />
Sabine Vorholt, Köln | Lena Illenberger, Tönisforst |<br />
2 Tickets Tote Hosen<br />
Achim Grünwald, Mag<strong>de</strong>burg<br />
37
38 Vorschau<br />
Alles<br />
Geschmacksache<br />
Wenn <strong>de</strong>r Himmel voller<br />
Brötchen hängt!<br />
Ob Milchbrötchen, Fettsemmel o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r so genannte Knüppel (länglich<br />
geformtes Brötchen aus Sachsen), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Brötchenhimmel<br />
ist abwechslungsreich. Es gilt das Motto, zeig mir <strong>de</strong>in Brötchen und<br />
ich sage dir, woher du kommst. Da ist es kaum verwun<strong>de</strong>rlich, dass<br />
die <strong>de</strong>utsche Bäckerkunst in <strong>de</strong>r Weltliga mit über 300 Brotsorten klar<br />
dominiert.<br />
Vom Alemannenlaib bis zum Zwiebelbrot, längst ist aus <strong>de</strong>m<br />
Grundnahrungsmittel echte Mehlkunst gewor<strong>de</strong>n. Es wird gestaltet,<br />
programmiert, analysiert, <strong>de</strong>r erfolgreiche Bäcker ist Food-Designer,<br />
Ernährungsberater und Kaufmann, alles in einer Person und alles früh<br />
am Morgen. Denn eins steht trotz aller digitalen Entwicklung fest, um<br />
9:00 Uhr morgens bleibt <strong>de</strong>r Feierabend <strong>de</strong>s Bäckers nah.<br />
Mehr zum Beruf, seinen Perspektiven und einen Blick hinter die<br />
Kulissen <strong>de</strong>s Brötchenhimmels:<br />
in <strong>de</strong>r nächsten <strong>handfest</strong>-Ausgabe o<strong>de</strong>r www.baeckerhandwerk.<strong>de</strong>.<br />
Wer sich um die Geschichte und Wissenschaft von Brot & Brötchen<br />
kümmern möchte, <strong>de</strong>m sei ein Besuch im ersten Brotmuseum empfohlen:<br />
www.brotmuseum-ulm.<strong>de</strong>. Und falls das viele Brotlesen so richtig<br />
Hunger verursacht hat, die ultimativen Tipps und Links zur Stulle,<br />
sind unter www.butterbrot.<strong>de</strong> zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Richtig „was drauf“ gibt’s aber auch im nächsten Heft. Dafür sorgen<br />
<strong>de</strong>r Fleischer-, Konditor-, Müller- sowie <strong>de</strong>r Brauer und Mälzerberuf.<br />
<strong>handfest</strong> wünscht allen eine prima Brotzeit!
Bei Berufsunfähigkeit<br />
kann man sich auf unseren<br />
Job garantiert verlassen.<br />
Gut zu wissen: Es ist unser Job, Sie vor <strong>de</strong>n finanziellen Folgen einer<br />
Berufsunfähigkeit zu schützen. Denn die Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
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