DER HUND 08/20
Das DER HUND Magazin in der Ausgabe Juli 2020 mit dem Rasseportrait "Flat Coated Retriever". Außerdem: Im Test > Hund + Fahrrad, Wunderwerk Bewegungsapparat > verstehen, schützen, fördern, So hilft Hanf Ihrem Hund, Deal des Monats: Chillax 50% Rabatt
Das DER HUND Magazin in der Ausgabe Juli 2020 mit dem Rasseportrait "Flat Coated Retriever". Außerdem: Im Test > Hund + Fahrrad, Wunderwerk Bewegungsapparat > verstehen, schützen, fördern, So hilft Hanf Ihrem Hund, Deal des Monats: Chillax 50% Rabatt
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DAS
ORIGINAL
08/2020 3,30 €
ISSN 0323-4924
SO HILFT
HANF
IHREM HUND
Portrait
Flat
Coated
Retriever
Im Test
Hund +
Fahrrad
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MONATS
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Doch es geht um mehr: Unsere Zukunft muss auf das Wohl aller Tiere ausgerichtet sein. Wir müssen ressourcenschonender und umweltfreundlicher
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So muss Hundenahrung.
Foto: Oliver Finker
Liebe Hundefreunde,
Susanne C. Steiger mit
Podengo Portugues-Mix Paula.
vor Ihnen liegt ein ganzes Heft voller Freude. Schon im Rasseportrait begeistert
unsere Autorin Julia Elling uns alle für die temperamentvollen und lernfreudigen
Flat Coated Retriever (S. 14), die voller Enthusiasmus und Liebe ihren Haltern echte
Glücksmomente verschaffen können. Zwar sind Retriever oft die Apportierhunde
schlechthin – es kann aber auch vorkommen, dass sie ihre Freude daran verlieren.
Wie es glückt, den Spaß am Dummytraining zurückzugewinnen, schildert unsere
Trainingsreportage ab Seite 28. Schön zu sehen, das Halterin und Hund den Weg
dahin gemeinsam gemeistert haben!
Ist ein schwieriger Hund erst einmal im Tierheim gelandet, schwindet oft die
Hoffnung auf ein glückliches Leben. Dass es auch anders geht und die Vermittlung
schwerer Jungs und Mädels mit viel Engagement und Liebe möglich ist, zeigt das
Projekt Start ins – neue – Leben (S. 50). Wenn das von Lena Schwarz geführte Interview
neben Aufmerksamkeit auch für Spenden sorgt, ist Freude auf allen Seiten sicher.
Apropos sicher: Wer mit Hund und Fahrrad (S.38) unterwegs sein will, hat verschiedene
Möglichkeiten, dies zu tun. Wir haben drei Varianten auf ihre Hundetauglichkeit
getestet und natürlich auf den Spaßfaktor geachtet.
Glück ist im Spiel, wenn die Suche nach einer Betreuung für die eigenen Hunde mehr
als neue Erfahrungen bringt. Die Frage „Wer geht mit meinen Hunden Gassi, wenn ich
nicht da bin?!“ (S. 44), hat unsere Autorin Manuela Lieflaender jedenfalls unerwartet
naheliegend lösen können.
„Ist der Hund gesund, freut sich der Mensch“. Mit viel Wissen und guten Tipps zur
Gesunderhaltung des Wunderwerks Bewegungsapparat (S. 62) können wir viel dafür
tun, dass der Spruch stimmt. Einen weiteren Baustein kann auch die Natur liefern,
wenn Hanf für Hunde (S. 58) eine therapeutische Wirkung hat.
Das Leben ist so viel bunter, wenn wir uns freuen. Darum:
Freuen Sie sich öfter!
Ihre
Susanne C. Steiger
www.derhund.de
Inhalt
der Hund
08/20
3 Editorial
6 Unsere Experten
8 Foto des Monats
10 Aktuell
12 Empfehlungen
der Redaktion
14
38
62
derHund ONLINE
58
Der Flat Coated Retriever – Wie kaum ein anderer
verbindet er Enthusiasmus, Noblesse und
hemmungs lose Clownerie. Lassen Sie sich im
Rasseportrait begeistern!
RASSEPORTRAIT
14
ERZIEHUNG &
TRAINING
24
Das große Handbuch
des Hundetrainings,
Teil 5: F wie
Frustrationstoleranz
3 www.derhund.de
3 www.facebook.com/derhund.de
3 www.instagram.com/derhund_official
3 www.derhund.de/newsletter
3 www.club.derhund.de
3 www.diehundeschulen.de
3 www.tier-akademie.de
3 www.facebook.com/stadthunde.com
SERIE
Begriffe und Konzepte aus der Welt des Hundetrainings
und Hundeverhaltens erklärt
Neues aus dem derHund Club –
Webinar Körpersprache
Alles Pawsitive:
3 Tipps für ein
gesundes Immunsystem
28
33
34
37
38
Der Retriever, der nicht retrieven wollte:
So macht Dummytraining Spaß
Leser fragen, Verhaltensexperten antworten
Mein Hund leckt mein Gesicht:
Warum und was tue ich dagegen?
Wie halte ich meinen Hund davon ab,
Gefundenes zu fressen?
Meine Hündin geht im Dunkeln nicht raus.
Wie helfe ich ihr?
Hund am Fahrrad:
Wagen, Laufvorrichtung
und Lastenrad im Test
4 Der Hund 08/2020
Inhalt
MENSCH & HUND
42
Abgefahrene Mensch-
Hund-Geschichte(n)
Hilfe! Wer geht mit meinem Hund Gassi?
Betreuungsangebote näher betrachtet
44
48
Petfluencer persönlich –
drei Fragen an Swenja von @herzenshuendinnen
TIERSCHUTZ
Projekt Start ins – neue – Leben:
Hilfe für schwer vermittelbare Hunde
50
GESUNDHEIT &
ERNÄHRUNG
Demenz: Symptome erkennen, rechtzeitig helfen
Leser fragen, Tierärzte antworten
Was macht „cerebellar hypoplasia“ mit
einem Hund?
Können Unverträglichkeiten
einfach verschwinden?
54
58
62
68
So hilft Hanf
Wunderwerk Bewegungsapparat:
Den Körper verstehen und gesund erhalten
SERVICE
71 Vermittlung: Tierheim
Viernheim
72 derHund Club
Deal des Monats
74 Schaufenster
76 Kleinanzeigen
79 Vorschau und
Impressum
80 Zunge raus!
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Unsere Kompetenz
José Arce, Therapeut und Hundebuchautor,
gibt weltweit Seminare und
Workshops zur Mensch-Hund-Beziehung.
In seinem Rehabilitationszentrum auf
Mallorca erhalten Problemhunde eine
letzte Chance.
3 www.jose-arce.com
Dr. med. vet Sarah Balmer hat 2013 an
der LMU München approbiert. Nach
einem einjährigen Internship an der
chirurgischen Kleintierklinik München
arbeitet sie seit 2014 an der Tierklinik
Oberhaching, wo sie die Ausbildung
zum Fachtierarzt für Kleintierchirurgie
absolvierte. Seit 2019 ist sie dort als
Oberärztin der chirurgischen und
orthopädischen Abteilung tätig.
3 www.tierklinik-oberhaching.de
Dr. Gregor Berg ist Tierarzt mit einer Praxis
für Ernährungsberatung. Um Hunde
und Katzen mit bedarfsgerechtem Futter
versorgen zu können, hat er die Dr. Berg
Tiernahrung GmbH gegründet.
3 www.gregorberg.com
3 www.dr-berg-tiernahrung.com
Foto: Lena Schwarz
Professor Dr. Dr. h. c. Martin S. Fischer ist
Lehrstuhlinhaber für Spezielle Zoologie
und Evolutionsbiologie der Friedrich-
Schiller-Universität Jena. Er leitet das
Institut für Zoologie und Evolutionsforschung
und das Phyletische Museum.
Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist
das Bewegungssystem der Säugetiere,
insbesondere des Hundes. 2018 wurde
ihm die Ehrendoktorwürde des Fachbereiches
Veterinärwissenschaft der Justus
Liebig-Universität in Gießen verliehen.
Seit 2020 ist er zudem Vorsitzender
der Gesellschaft zur Förderung Kynologischer
Forschung.
3 www.speziellezoologie.uni-jena.de
Foto: Thore Brockhoff/202.de
Simone Hahn ist Hundeerzieherin und
Verhaltensberaterin (IHK/BHV) und leitet
nach §11 Abs. I Nr.8 (f) TSchG ihre Hundeschule
in Ulm. Sie führt ihre Hunde
erfolgreich auf Dummy- und Jagdprüfungen.
Seit 20 Jahren züchten Sie und ihr
Mann Labradors im Deutschen Retriever
Club e. V. – sie unterstützt den Verein
ehrenamtlich als Zuchtwartin. Simone
organisiert Jagdprüfungen, Workingtests
sowie Mock-Trials und ist Leistungsrichterin
für Dummy. Wichtig ist ihr im
Training besonders die Berücksichtigung
der Mensch-Hund-Teams und ein
individuelles Konzept.
3 www.train-your-dog.jimdofree.com
Als „Kiki & Lisa“ veröffentlichen Kirsten
Mahne und Lisa Gunzenheimer Deutschlands
bekanntesten Hunde-Podcast und
bieten in ihrer Online-Hundeschule
Pawsitive Life Coaching® Webinare,
eBooks und Online-Kurse an.
3 www.pawsitive-life.de
6 Der Hund 08/2020
Unsere Kompetenz
Foto: www.photogenika.de
Dr. med. vet. Julia Llewellyn studierte an
der LMU in München. Seit 2010 gehört sie
zum internistischen Team der Tierklinik
Ismaning. Nach der Ausbildung zur
Fachtierärztin für Innere Medizin der
Kleintiere arbeitet sie an der Klinik als
Oberärztin im Bereich Innere Medizin,
Endokrinologie.
3 www.tierklinik-ismaning.de
Foto: Tina Feldhoff
Holger Schüler ist ausgebildeter
Hundetrainer, -erziehungsberater
und Rettungshundeführer. Er bildet
Hundetrainer aus und verfasst Bücher zu
Erziehung und Haltung. Großen Wert legt
er auf Alltagstraining.
3 www.aufsechspfoten.de
Kristina Ziemer-Falke ist Hundetrainerin
und Mitglied im Prüfungsausschuss der
Tierärztekammer Niedersachsen für die
Hundetrainerzertifizierung. Mit ihrem
Mann Jörg Ziemer etablierte sie das
Schulungszentrum für Hundetrainer in
Deutschland und Österreich.
3 www.ziemer-falke.de
EXPERTEN IN DIESER
AUSGABE
Unsere Artikel bündeln das Wissen und die
Erfahrung von Tierärzten, Trainern und
weiteren Experten sowie Hundefreunden.
Außerdem bereichern das Heft:
Svenja Alstede, Michaela Dengler, Jochen H. Eberhardt,
Julia Elling, Katrin Jäger, Manuela Lieflaender, Frauke Loup,
Dr. Jennifer Nehls, Perdita Lübbe-Scheuermann, Helge Sobik,
Barbara Wardeck-Mohr
Mitglieder von derHund Club können ihre Fragen direkt in die
Runde unserer rund 100 Experten werfen und eine persönliche
Antwort erhalten! Profitieren Sie von einer Club Mitgliedschaft
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Vorteile Sie davon haben – es lohnt sich!
www.derhund.de 7
31. JULI 2020
DER TAG DER
MISCHLINGSHUNDE
Pino aus der italienischen Region Kalabrien
wohnt jetzt in Augsburg. Sein illustrer
Ahnenmix ist so bunt, dass er einen ersten
Gentest zur Bestimmung der Vorfahren in die
Knie zwang – Ergebnis: Mischling. Der zweite Versuch lieferte aussagekräftigere Infos.
Zu Pinos Ahnen zählen: Chihuahua, Schweizer Laufhund, Jack Russell Terrier,
Podengo Portugues Pequeno, Epagneul bleu de Picardie und Zwergpudel.
Aktuell
NEWS RUND
UM DEN HUND
HUNDE SOLLEN LERNEN,
COVID-19 ANZUZEIGEN
In England, Finnland und in den USA laufen Projekte,
die zeigen sollen, ob Hunde COVID-19-Erkrankungen
erschnüffeln und anzeigen können. Wäre dies möglich,
könnten die Vierbeiner zum Beispiel infizierte Reisende
an Flughäfen entdecken und so dazu beitragen, die
Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Für das
Projekt arbeiten in England die wohltätige Organisation
Medical Detection Dogs, die London School of Hygiene &
Tropical Medicine (LSHTM) und die Durham University
zusammen. „Diese Studie baut auf der wissenschaftlich
nachgewiesenen Fähigkeit von Hunden auf, als großartige
Biosensoren zu fungieren, die Gerüche im
Zusammenhang mit der menschlichen Gesundheit
sowie Drogen, Sprengstoffe und Nahrungsmittel aufspüren
können“, ist auf der LSHTM-Website zu lesen. Die
ausgewählten Hunde Norman, Jasper und Asher sind
Working Cocker Spaniels, Star ist eine Labrador-Hündin,
Storm ein Labrador-Golden-Retriever-Mix und Digby
ein Labradoodle. In den USA, am Working Dog Center
der veterinärmedizinischen Fakultät der University of
Pennsylvania, sollen acht Labrador Retriever lernen,
COVID-19 zu entdecken. „Wir nehmen die Proben positiv
getesteter Patienten, lassen die Hunde daran schnüffeln
und belohnen sie dafür“, erklärt Ausbilderin Cynthia
M. Otto. „So lassen wir sie wissen, dass da etwas Gutes
drin ist.“ Dann riechen die Hunde an den Proben negativ
getesteter Menschen, erhalten aber keine Belohnung. Sie
sollen so lernen, zwischen den Proben zu unterscheiden.
Ob es tatsächlich Unterschiede zu erschnüffeln gibt,
stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Die ersten
Beobachtungen aus Finnland zeigen, dass Hunde
Urinproben gesunder und erkrankter Patienten unterscheiden
können. Nun müssen die Forscher mehr
Proben sammeln und weitere Tests mit den Hunden
durchführen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Quellen: LSHTM, AKC
+ + + + + +
TIERISCHE TAGE IM JULI
Der Kalender ist proppevoll mit kuriosen Feier-,
Gedenk- und Aktionstagen. So wurde etwa der 27. Mai
zum Welttag des Purzelbaums auserkoren und den
7. Oktober feiern manche als „Glücklich-trotz-Glatze-
Tag“. Es gibt aber auch einige Aktionstage, mit denen
wir als Tierfreunde etwas mehr anfangen können. Im
Juli sind es gleich drei: Der 1. Juli gilt als internationaler
Tag gegen Tiertransporte. Der 11. Juli ist der Tag des
Haustierfotos und der 31. Juli schließt den Monat als Tag
des Mischlingshundes ab.
Interzoo ändert
Veranstaltungsrhythmus
Die Interzoo in Nürnberg öffnet künftig in ungeraden Jahren
ihre Tore. Eigentlich hätte die weltgrößte Fachmesse der
Heimtierbranche diesen Mai mit 2.000 Ausstellern stattfinden
sollen. Coronabedingt war das jedoch unmöglich. Der Veranstalter,
die Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe (WZF),
hat die Messe daher auf 2021 verschoben. Hersteller, Großhändler
und Dienstleister präsentieren dann von Dienstag, 1. Juni, bis
Freitag, 4. Juni, ihre Produkte und Innovationen und kommen
danach im Jahr 2023 wieder zusammen.
3 www.interzoo.com
Schlangenbisse für Hunde
gefährlicher als für Katzen
Hunde haben eine halb so hohe Wahrscheinlichkeit wie Katzen,
den Biss einer giftigen Schlange zu überleben. Um den Grund
herauszufinden, haben Forscher an der australischen University
of Queensland die Effekte des Gifts der östlichen Braunschlange
sowie 10 weiterer Gifte auf die Blutgerinnungsfaktoren bei
Hunden und Katzen verglichen. „Alle Gifte wirkten auf Hundeplasma
schneller als auf das von Katzen oder Menschen“, sagt
die Doktorandin Christina Zdenek. Das deute darauf hin, dass
bei Hunden die Phase, in der die Blutgerinnung versagt und
das Tier verblutet, wahrscheinlich früher einsetze und sie
an fälliger für diese Art von Schlangengiften mache. Hündische
Verhaltensweisen erhöhen wohl zudem die Wahrscheinlichkeit,
dass Hunde an einem Giftschlangenbiss sterben: Während
Katzen oft ihre Pfoten nutzen, stöbern Hunde eher mit Maul und
Nase – stark durchbluteten Körperteilen. Zudem seien Hunde
üblicherweise aktiver als Katzen, das gebissene Tier sollte aber
möglichst ruhig bleiben, um die Ausbreitung des Gifts im Körper
zu verlangsamen.
Nach 2018 hätte die Interzoo wieder dieses Jahr stattfinden sollen.
Coronabedingt wurde sie auf den 1. bis 4. Juni 2021 verschoben.
Quelle: The University of Queensland Australia
Foto: Lena Schwarz
Foto: Ken/stock.adobe
10 Der Hund 08/2020
Aktuell
Gamer spendet
Preisgeld an Tierschutz
Foto: Tierheim Berlin (2)
Der Influencer und YouTuber Max Knabe (HandOfBlood) hat 62.500 US-Dollar – mehr
als 39.000 Euro nach Abzug von Steuern – an das Tierheim Berlin gespendet. Knabes
Team hatte 2019 bei der Weltmeisterschaft des Videospiels Fortnite in den USA 250.000
US-Dollar gewonnen. Mit der Spende stellte Knabe, der seinen Hund Falco aus dem
Tierheim Berlin adoptiert hat, den Tierschützern seinen Anteil des Preisgeldes zur
Verfügung. Als Dankeschön wurde für ihn eine „Ehrenpfote“ verlegt. „Eine Ehrenpfote ist
sozusagen die Tierheim-Version des Hollywood Walk of Fame. Damit bedanken wir uns
bei Großspendern“, erklärt Annette Rost, die Pressesprecherin des Tierschutzvereins für
Berlin und Umgebung.
3 www.tierschutz-berlin.de
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Serviervorschlag
FEINE PASTETEN MIT AUSGEWÄHLTEN ZUTATEN
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Empfehlungen der Redaktion
FÜR DEN
HERZENSHUND
Damit sieht jeder, wie lieb wir unseren Vierbeiner haben. Stabiles,
funktionales Biothane kombiniert das Halsband von True Dogz
mit dem goldigen Aufdruck HERZENSHUND. Es entsteht in
Handarbeit in einer kleinen Manufaktur im Ruhrgebiet. Dank
des unempfindlichen Biothane-Materials ist auch das größte
Matschloch egal – das Halsband wird immer wieder sauber. Farben
für Biothane und Karabiner sind frei wählbar. Die Aufschrift ist in
Gold oder Silber möglich. Die Größe wird individuell an jeden Hund
angepasst. Bei Redaktionshund Hamlet blitzte die goldene Schrift
beim Laufen immer mal durchs lange Fell – ein echter Eye-Catcher.
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DOGGY? YO!
Knallige Farben und wilde Muster, das ist der YoDoggy-Style. Dank
Schnellverschlusskarabiner sind Geschirr und Leine fix verbunden.
Die Leinenschlaufe ist toll gepolstert und liegt richtig gut in der
Hand. 100 Style-Punkte gibt’s von uns für das Set im Pacman
Design. Das Geschirr hat zudem einen Sicherheits-Klickverschluss,
der sich auf keinen Fall selber öffnen kann. Beim Modell Lightning
mit schwarzen Blitzen überzeugt der im Geschirr eingebaute
Stoßdämpfer. Auch gut: Das Geschirr lässt sich so wohl vorne als
auch hinten verstellen – so passt es garantiert. Testhündin Peach
ist happy – und wir auch!
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Geheimabwehr gegen Zecken
Was Fledermäusen hilft, sich zu orientieren, kann für andere Tierchen abschreckend wirken:
Ultraschall. Zumindest haben Zecken anscheinend keine Lust, sich auf Hunde körper fallen
zu lassen, die geheime Schallwellen aussenden. Chemikalienfrei und ausschließlich mit
diesen arbeiten die in verschiedenen Größen erhältlichen Tickless-Ultraschallkapseln,
sobald sie per USB-Kabel aufgeladen, am Halsband befestigt und aktiviert sind. Goldig und
klein stört der Sender Redaktionshündin Paula nicht beim Streifen durchs Gebüsch. Und
in der mehr als dreiwöchigen Testphase hat sie keine ungebetenen Gäste mitgebracht
aus einem zeckenbelasteten Gelände. Die Kontrollleuchte kann als blinkendes Nachtlicht
angeschaltet werden, die Sichtbarkeit ist allerdings fell- und laufstilabhängig.
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12 Der Hund 08/2020
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Rasseportrait
VOM
GUNDOG
ZUM
FUNDOG
Warum nur mit Leistung glänzen, wenn man
dabei auch blendend aussehen kann?
Wie kaum ein anderer verbindet dieser Hund
überbordenden Enthusiasmus mit
natürlicher Noblesse und hemmungslose Clownerie
mit kultiviertem Chic. Er überschüttet
alle Menschen mit seiner Liebe, brennt fürs Apportieren
und lässt garantiert keinen Tümpel aus –
der Hund stellt vor: Der Flat Coated Retriever!
Text: Julia Elling
14
Foto: Katharina Willerscheidt/Trio Bildarchiv
Rasseportrait
Foto: Johanna Thurner
oben:
Eleganz schön und gut, aber albern geht
auch mal, wie Rüde Laban aus Schweden
formvollendet demonstriert. Seinen Namen
bekam er von der Geschichte „Lilla spöket
Laban“, einer Kindergeschichte über
das freundliche kleine Gespenst Laban.
rechts:
Federvieh, Dummy und für den Nachwuchs
auch mal das Spielzeug: Die meisten
Flat Coated Retriever lieben das Apportieren.
unten:
Geldspürhund Larry findet Scheine, deren Verstecke
ihre demenzkranken Besitzer vergessen haben.
Foto: Katharina Willerscheidt/Trio Bildarchiv Foto: Julia Svensson, @ lillaflattenlaban
16 Der Hund 08/2020
Rasseportrait
Der Duft des Geldes – Larry
ist ihm verfallen. Doch Larry
ist kein gieriger Ganove,
sondern ein Flat Coated
Retriever. Und er liebt den
Geruch von Geldscheinen, weil er beim
Auffinden derselben von Ausbilderin und
Frauchen Johanna Thurner frenetisch
gefeiert wird. Der charmante dreijährige
Rüde aus Salzburg ist ehrenamtlicher
Geldspürhund und vor allem bei Demenzkranken
im Einsatz: Sie bewahren Bargeld
oft erfindungsreich auf – und erinnern
sich nicht mehr an das Versteck.
Auf das Kommando „Money-Money-
Go!“ schnüffelt Larry Wohnungen und
Zimmer in Pflegeeinrichtungen strukturiert
ab und entdeckt Scheine zwischen
Büchern oder in Kommoden. Sogar
in einem Salzfässchen wurde er schon
fündig. Bei seinem Job kommen ihm viele
rassetypische Eigenschaften zugute – wie
die feine Nase und der unbedingte Wille,
das Objekt der Begierde zu finden.
Jagdhund mit Stil
Gentleman's Gundog wurde der Flat Coated
Retriever in seiner Heimat Großbritannien
genannt. Ein Gundog ist ein Apportierhund,
der bei der Flintenjagd nach
dem Schuss arbeitet. Seine Aufgabe erfüllt
ein „Flattie“ nicht nur freude strahlend –
sondern auch gutaussehend. Das ist kein
Zufall: Er war von Beginn an ein Dual-
Purpose-Hund und wurde auf jagdliche
Fähigkeiten sowie Aussehen selektiert.
Das sollte dem Auge des britischen
Adels schmeicheln. Die Entenjagd war im
19. Jahrhundert ein beliebtes Hobby der
vornehmen Gesellschaft. Unglücklicherweise
hatte das im Flug erlegte Federgetier
die Angewohnheit, in muffige Sumpfgewässer
zu plumpsen. Jemand musste
das spätere Abendessen bergen – und das
möglichst stilvoll und so sanft, dass es noch
einen halbwegs appetitlichen Anblick bot.
Optisches Upgrade
Als Stammvater der Retriever-Rassen gilt
der heute ausgestorbene St. John's Dog.
Dieser schwarze Wasserhund mit weißen
Abzeichen wurde in Neufundland bei der
Fischerei eingesetzt. Seeleute brachten
einige Exemplare mit auf die britischen
Inseln. In den stämmigen, kurzhaarigen
Arbeitshund kreuzte man Setter, Collieähnliche
Hunde und Wasserspaniels ein,
sodass er den eleganten Look des Flat
Coated Retrievers erhielt.
Um 1850 begann die gezielte Zucht
der schicken Apportierhunde, zu deren
Haltern auch Queen Victoria und King
George V zählten. Anfang des 20. Jahr
Rasseportrait
Foto: Kerstin Benz/Trio Bildarchiv
Ohne Wasser kein Flattie-Leben!
18 Der Hund 08/2020
Rasseportrait
hunderts erlebte die Rasse zwar eine
Blütezeit – als die FCI sie 1954 anerkannte,
hatten der Labrador und Golden Retriever
sie aber schon weitgehend verdrängt. Seit
vierzig Jahren wird der schöne Brite auch
in Deutschland gezüchtet. Er bleibt aber
ein vergleichsweise seltener Anblick: Auf
jeden Flattie-Welpen, der 2018 beim VDH
das Licht der Welt erblickte, kamen mehr
als vier Golden Retriever.
Schussfest und sensibel
Obwohl Rassekenner vom fröhlichbeschwingten
Stil eines arbeitenden Flat
Coated Retriever schwärmen, spielt er
im Jagdwesen kaum noch eine Rolle. Als
Spezialist für den behutsamen Apport
von Wildvögeln kommt er zwar gelegentlich
auch zum Stöbern oder bei der
Nachsuche auf erlegtes Schwarzwild zum
Einsatz. Um sich mit lebenden Keilern,
Füchsen oder Dachsen anzulegen, ist er
aber nicht der Richtige.
Heute ist der Flattie in erster Linie ein
idealer Partner für Menschen, die einen
aktiven und leichtführigen Vierbeiner
suchen. Um die typischen Rasseeigenschaften
zu erhalten, spielt die jagdliche
Veranlagung aber weiterhin eine Rolle.
Für die Zuchtzulassung beim Deutschen
Retrieverclub (DRC) werden Apportierfähigkeiten,
Gehorsam und die Arbeit im
Wasser geprüft. Besonders auf die Schussfestigkeit
wird Wert gelegt: Der Flattie
zeichnet sich neben Sanftmut und Feingefühl
eben auch durch starke Nerven aus.
Diese Merkmale können ihn zu einem
exzellenten Familienhund machen und
sind für den Job von Larry, dem Geldspürhund,
ebenfalls wichtig. Er bewegt
sich schließlich durch Räume mit persönlichen,
oft antiken Gegenständen, die seinen
Einsatz ohne größere Blessuren überstehen
sollen. Auch die Senioren sollte er
nicht vor lauter Enthusiasmus von den
Füßen kegeln. Gleichzeitig ist – neben einer
sorgfältigen Ausbildung – auch ein gesundes
Selbstbewusstsein hilfreich, um mit
den Besonderheiten im Umfeld demenzkranker
Menschen souverän umzugehen.
Ganz schön agil
Der Flat Coated Retriever ist ein ausgesprochen
schöner Hund: Sein edler Kopf mit
wenig Stop und das glänzende, möglichst
glatte Langhaar sind charakteristisch. Er
ist sportlich gebaut; Rüden haben eine
Schulterhöhe von 59 bis 61,5 Zentimetern,
Hündinnen von 56,5 bis 59 Zentimetern.
Das Gewicht sollte bei Rüden 27 bis 36, bei
Hündinnen 25 bis 32 Kilogramm betragen.
Obwohl es vereinzelt blonde Vertreter
gibt, erkennt der Rassestandard nur
eine schwarze und eine leberbraune Farbvariante
an.
Bemerkenswert: Beim Flattie kommen
Hüftdysplasie und Beschwerden des
Bewegungsapparates nur höchst selten
vor. Hunde dieser Rasse behalten ihre welpenhafte
Art und ihr spritziges Temperament
bis ins hohe Alter. Doch es gibt einen
Wermutstropfen: Zwar werden manche
Tiere durchaus 13 Jahre oder älter, die
durchschnittliche Lebenserwartung liegt
Glatt und lockig
Flat Coated Retriever bedeutet übersetzt
so viel wie glatthaariger Retriever.
Im Unterschied dazu hat der Curly Coated
Retriever gekräuseltes Haar – ähnlich
wie der Pudel, der zu seinen Vorfahren
gehört. Der „Curly“ ist jedoch keine
lockige Variante des Flat Coated Retrievers.
Tatsächlich ist er die älteste und
mit bis zu 69 Zentimetern Schulterhöhe
auch die größte aller Retriever-
Rassen. Im Wesen unterscheidet er sich
von seinem glatthaarigen Verwandten
ebenfalls: Er ist Fremden gegenüber
zurückhaltend und hat einen ausgeprägten
Wach- und Schutztrieb.
Rasseportrait
Foto: M. Wegner/Tierfotoagentur
Arbeitseifer, Talent und Eleganz vereinen die „Dual-Purpose-Hunde“ mühelos.
aber bei nur 10 Jahren. Obwohl er insgesamt
eine robuste Gesundheit hat, treten
häufig Krebserkrankungen auf.
Britischer Querkopf
Spricht ein englischer Hundefreund über
den Flattie, umspielt oft ein subtiles Lächeln
seine Lippen – denn Vertreter dieser Rasse
besitzen einen speziellen Sinn für Humor.
Das wohlgeformte Köpfchen steckt voller
Einfallsreichtum und noch mehr Unfug.
Sein besonderes Unterhaltungstalent hat
das Magazin GunDogs zur Spekulation verleitet,
die Vorfahren des Flat Coated Retrievers
müssten hündische Cousins von Stan
Laurel und Oliver Hardy sein.
Fachlich lässt sich diese Annahme
natürlich nicht halten: Schließlich wäre
für den Briten das US-amerikanische Slapstick-Duo
kaum eine adäquate Referenz
– passender wäre Charlie Chaplin. Wäh
DIE RASSE IN KÜRZE
Ursprung:
Der Flat Coated Retriever geht auf St. John's Wasserhunde aus Neufundland zurück, die vermutlich mit Settern,
Wasserspaniels und britischen Hütehunden gekreuzt wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts waren sie als
elegante Jagdhunde begehrt.
Ursprungsland:
Großbritannien
Wesen:
sehr temperamentvoll, menschenbezogen, freundlich, sanft, sensibel, intelligent, arbeitsfreudig, mit viel „will to
please“, aufgeschlossen, verschmust, verspielt bis ins hohe Alter, bindet sich extrem eng an seine Bezugsperson
Verwendung:
Der Flattie ist ein Apportierhund, der für die Jagd auf Wasservögel und Niederwild gezüchtet wurde. Heute ist
er in erster Linie ein Familienhund, wird aber auch als Therapie-, Rettungs- und Suchhund verwendet.
Besonderheiten:
Der Flat Coated Retriever hat eine ausgeprägte Wasseraffinität und verfügt häufig über Jagdtrieb.
Eine rassegerechte Auslastung mit Nasen- und Apportierarbeit ist für sein Wohlbefinden wichtig.
20 Der Hund 08/2020
VEREINSINFO
Deutscher Retriever Club e. V. (DRC)
Tel: 05665/27 74
3 www.drc.de
Endlich wieder Meer –
aber nicht ohne seine
Treaties ® Bits
rend der jedoch hinter der Kamera zur Schwermut neigte, ist
der Flattie ein überzeugter Optimist und ein Quell überschäumender
Lebensfreude. Seine Kreativität kann interessante
Blüten treiben – etwa, wenn er beim Agility die Slalomstangen
zur Abwechslung apportiert oder über den Tunnel läuft
anstatt hindurch.
Auch Larrys Frauchen Johanna Thurner kennt diese Neigung
zu originellen Ideen. Sie ist Trainerin beim Österreichischen
Retrieverclub (ÖRC) und weiß: Um die Begeisterung des Vierbeiners
zu erhalten, ist es wichtig, dass er seine Vorschläge einbringen
kann. Hat Larry eine eigene Vermutung, wo sich Bares
befinden könnte, darf er dieser durchaus nachgehen – nachdem
er das ihm zugewiesene Suchfeld gründlich abgearbeitet
hat. Und gar nicht so selten trifft der Rüde ins Schwarze.
Vom Flintenhund zum Herzensbrecher
Dass Larry die Herzen der Senioren mühelos erobert, liegt auch
an seiner ebenso ehrlichen wie exzessiven Leidenschaft für
Menschen. Flatties binden sich nicht nur außergewöhnlich
eng an ihre Bezugsperson, sie überschütten auch alle anderen
Zweibeiner mit ihrer schwanzwedelnden Zuneigung und
genießen jede Streicheleinheit. Ihre Aufgeschlossenheit und
euphorische Kontaktfreude machen sie zu auffallend liebenswürdigen
Begleitern.
Doch der Flattie gibt nicht nur viel – er fordert auch eine
Menge. Seine unerschöpfliche Energie unterschätzen viele. Der
Britische Kennel Club empfiehlt pro Tag mehr als zwei Stunden
Auslastung. Neben langen Spaziergängen gehören auch
regelmäßiges Schwimmen und spielerisches Apportieren oder
Nasenarbeit zu einem glücklichen Flattie-Leben. Ebenso wichtig
sind aber Auszeiten. Larry zum Beispiel legt bei seiner Suche
alle 15 Minuten eine Pause ein.
Im Unterschied zu anderen Retrievern nutzt der Flattie
seine Stimme eifrig – die Collie-Vorfahren lassen grüßen. Frustrationstoleranz
zu lernen, sollte schon früh auf dem Ausbildungsplan
stehen. Mit Kreativität, Einfühlungsvermögen und
Verständnis für seine rassespezifischen Eigenheiten wird aus
dem Gundog ein waschechter Fundog. So wie Larry: Der Profi-
Schnüffler hat in den letzten Jahren nicht nur einige Tausend
Euro wieder beschafft, jeder Besuch ist auch ein ausgesprochen
vergnügtes Ereignis. =
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Was für ein verrücktes Jahr:
Wir machen doch noch Urlaub
an der See. Ihm zuliebe am
Hundestrand.
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Ofen gegart und dadurch nicht nur
besonders lecker, sondern auch
schön saftig.
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Rasseportrait
… mehr zum
Flat Coated
Retriever
Züchter, Halter,
Hundetrainer,
Zuchtrichter
RASSEKENNER
BERICHTEN
Jule
Hündin, 4 Jahre
w
Halterin: Michaela Dengler,
88662 Überlingen
Mumpitz (Amazing
Flat Beauties I am
Mr. Mumpitz)
Rüde, 2 Jahre
Halter: Helge Sobik,
23689 Pansdorf
v
Breezy Cracker
von Morito
Hündin, 4 Jahre
Halterin: Katrin Jäger,
40699 Erkrath
w
Warum haben Sie sich für
Sie sind liebenswerte Clowns.
Mumpitz ist mein inzwischen
Ich entschied mich vor 18 Jah-
diese Rasse entschieden?
Haben immer gute Laune, und
dritter Flat. Ich liebe die Zuge-
ren für diese Rasse, weil mich
Sind Sie Züchter?
sind offen für alles Neue.
wandtheit dieser Rasse, ihre
ihre Eleganz und Schönheit
neugierige Intelligenz. Flats
beim Arbeiten fasziniert hat.
haben fast immer gute Laune
Sie sind arbeitswillige Partner,
– und sogar einen richtig
die ab einem Alter von ca. 2
guten „Hundshumor“.
Jahren wunderbar mit dem
Menschen harmonieren.
Welche Wesensmerkmale
Sie sind sehr temperament-
Die superschnelle Auf-
Sie lassen sich oft witzige
sind aus Ihrer Sicht typisch
voll. Ein Flat gleicht in seiner
fassungsgabe kombiniert
Sachen einfallen. Sie haben
für diese Rasse?
Jugend eher einem Wildpferd.
mit dem Talent, sich selber
absolut ihren eigenen Kopf,
Er ist immer freundlich zu
Problemlösungen einfallen zu
man muss geduldig sein kön-
allen anderen Lebewesen,
lassen und umzusetzen. Sie
nen. Sie sind eben die Clowns
sei es Mensch oder Tier.
sind sehr clever, dabei sensi-
unter den Retrievern. Sie soll-
bel, friedlich und tolerant.
ten liebevoll aber konsequent
ausgebildet werden.
Welche kleinen Schwächen
Der Flat ist sehr agil. Er
Mumpitz macht gurgelige
Sie verfolgen oft ihren eigenen
oder Eigenheiten stellen
braucht viel Bewegung bzw.
Knurr- und Brummgeräu-
Plan, was dazu führt, dass man
Sie fest?
Beschäftigung. Bekommt er
sche, wenn er sich freut. Das
einen längeren Atem als der
das nicht, beschäftigt er sich
klingt wie die Sprache von
Flat haben sollte. Sie können
selbständig. Geduld ist auch
Chewbacca aus Star Wars
sich Dinge über mehrere
nicht unbedingt seine Stärke.
– und irritiert Hunde ande-
Monate merken, damit rech-
rer Rassen manchmal, weil
net man nicht unbedingt.
sie das selbst in Kombi mit
Schwanzwedeln nicht klar
einordnen können.
Welche besonderen Ansprüche
Der Flat möchte gerne art-
Flats brauchen Aufmerksam-
Der Flat ist ein treuer, liebevol-
stellen diese Hunde an Haltung
gerecht beschäftigt werden.
keit und Ansprache, gemein-
ler Hund. Er sollte kopfmäßig
und Pflege?
Er liebt z. B. Dummytraining,
same Spiele, dazu Kopfarbeit,
ausgelastet werden, z. B.
oder auch die Sucharbeit, z. B.
sei es bei der Dummy-Suche
mit Dummyarbeit. Regel-
in einer Rettungshundestaffel.
oder an Schlechtwettertagen
mäßiges Trimmen ist nötig.
Bei der Pflege macht er nicht
drinnen mit Hunde-Intelli-
Ich würde keine andere Rasse
viel Arbeit.
genzspielzeugen aus Holz.
haben wollen.
22 Der Hund 08/2020
Foto: privat
Foto: Debra Bardowicks
Perdita Lübbe-Scheuermann beschreibt die Rasse aus Sicht einer Hundetrainerin.
Ein Flat Coated Retriever ist in der Regel ein Hund mit viel Temperament und viel Power. Er
ist daher vor allem für aktive Menschen geeignet. Diese Rasse ist meist eifrig dabei, wenn
es darum geht, Neues zu lernen. Es handelt sich um einen Hundetyp, der recht führig ist
und gefallen möchte. Das bedeutet allerdings nicht, dass er „selbsterziehend“ ist. Da der
Flat Coated Retriever relativ leicht zu begeistern ist, gibt es beim Training einerseits meist
schnell Fortschritte. Andererseits braucht es Geduld, denn diese Rasse gehört zu den
Spätentwicklern und ist erst mit circa drei Jahren erwachsen.
Viele Flat Coated Retriever sind recht sensibel und benötigen einen ruhigen, souveränen
Umgang. Starker Druck ist fehl am Platz, zumal das Nervenkostüm nicht immer besonders
stabil ist. Es handelt sich um einen ausgesprochen menschenbezogenen Hund, der Aktivitäten
mit seinen Menschen liebt. Seien es Wanderungen, Jogging-Runden oder Rad-Touren,
der Flat Coated Retriever ist ein wunderbarer Begleiter. Vor allem ist jedoch Kopfarbeit
das, was er braucht, um zufrieden und ausgeglichen zu sein. Aufgrund seiner Veranlagung
liegt Dummy-Training nahe, aber auch Mantrailing oder Gegenstandssuche eignen sich
zur Auslastung. Ein besonderes Highlight ist für einen Flat meist Wasser. Er liebt es, zu
schwimmen und aus dem Wasser zu apportieren.
Manch ein Rasse-Exemplar ist jagdlich recht interessiert. Daher nehmen Flat Coated
Retriever Besitzer vielfach das Training in unserer Hundeschule in Anspruch.
3 www.hundeakademie.de
Jochen H. Eberhardt kommentiert aus Sicht eines Zuchtrichters.
Wenn man sich anschaut, wie sich die Zucht der Flat Coated Retriever laut Welpenstatistik
des VDH von 2004 bis 2018 entwickelt hat, kommt man ins Staunen: Wurden 2004 insgesamt
184 Flats eingetragen, waren es 2018 schon 510, also mehr als das Zweieinhalbfache.
Natürlich macht der Retriever-typische „will to please“, also mit Lessing ausgedrückt „die
Neigung‚ sich angenehm zu machen“, diese Rassegruppe beliebt. Zudem erleichtert der
Arbeitswille, den auch die Flat Coated Retriever mitbringen, ihre Erziehung und Haltung.
Die Steigerung der Eintragungszahlen bedeutet auch höhere Meldezahlen im Ausstellungsring.
So werden bei vielen Hunden derselben Rasse gemeinsame Schwächen und Stärken für
die Zuchtrichter deutlicher erkennbar. Da ist zum einen die erhebliche Schwankungsbreite
in der Schulterhöhe zu nennen, andererseits fällt seit Jahren auf, dass sich bei vielen Flat
Coated Retrievern die Vorderhand (meist nur auf einer Seite) nicht immer stabil bewegt.
Diese Gliedmaße ist beim Hund „bauartbedingt“ anfällig für die geringsten Abweichungen
von den idealen Maßverhältnissen und züchterisch nur langfristig zu verbessern. Aber
für eine jagdliche Arbeitsrasse ist eben eine optimale Bewegung mit möglichst geringem
Energieaufwand die Voraussetzung für lange, ermüdungsfreie Arbeitstage im Feld.
Die Rasse ist jedoch insgesamt ausgewogen und mit ihrem anliegenden Haarkleid
attraktiv. Also sind „Flats“ in ihrer FCI-Gruppe auch gleichwertige Mitbewerber um die
Plätze auf dem Siegertreppchen.
www.derhund.de
Erziehung & Training
Von Veronika Rothe sind
zahlreiche Trainingsvideos
und aktuell zwei Webinare im
derHund Club zu finden. Sie ist
Redakteurin bei der Hund und
zertifizierte Hundetrainerin.
Seit 2014 arbeitet sie mit
Hunden und ihren Haltern.
3 www.vronishundeschule.de
3 www.club.derhund.de
Training mit Vroni
DAS GROSSE
HANDBUCH DES
HUNDETRAININGS
Foto: Thore Brockhoff/202.de
Teil 5:
F wie Frustrationstoleranz
24 Der Hund 08/2020
Erziehung & Training
Fakultatives Lernen
In der Verhaltensbiologie wird zwischen obligatorischem
und fakultativem Lernen unterschieden. Obligatorisches
Lernen (= verpflichtendes Lernen) betrifft alle Verhaltensweisen,
die für die Überlebenssicherung unbedingt notwendig
sind. Dazu gehören zum Beispiel Jagd-, Fortpflanzungs- und
Kommunikationsverhalten. Die angeborenen Verhaltensmuster
werden durch Lernprozesse verfeinert und auf die
aktuellen Umstände und den eigenen Lebensraum angepasst.
Obligatorisches Lernen findet beim Hund vom Welpenalter
an vor allem im Spiel mit Artgenossen statt.
Fakultatives Lernen (= freiwilliges Lernen) ist nicht unbedingt
überlebensnotwendig. Es basiert auf individuellem
So starten Sie ins Fährtentraining
Schritt 1 – Anzeigen lernen: Nehmen Sie eine Tupperbox
(oder Ähnliches), bohren Sie einige Löcher in den Deckel
und füllen Sie die Box mit schmackhaften Leckerlis. Der
Hund soll den Geruch wahrnehmen und lernen, dass
Sie ihm die Tupperbox öffnen, sobald er das erwünschte
Anzeigeverhalten zeigt (zum Beispiel „Sitz“).
Schritt 2 – Fährte legen: Zeigt Ihr Hund die Tupperdose
zuverlässig an, können Sie auf eine Wiese mit etwas
höherem Bewuchs (im hohen Gras ist die Fährte
besser sichtbar) gehen. Ihr Hund soll dabei zusehen,
wie Sie die Fährte legen. Gehen Sie dazu eine gerade
Strecke von etwa drei bis fünf Metern durch die Wiese.
Setzen Sie einen Fuß genau vor den anderen, damit
eine durchgehende Linie entsteht und legen Sie in
jeden Ihrer Schritte ein Leckerli. Ans Ende der Fährte
stellen Sie die gefüllte Tupperdose. Um den Hund nicht
zu verwirren, springen Sie für den Rückweg aus der
Fährtenlinie. Den Anfang der Fährte können Sie mit
einem getrampelten Viereck markieren.
Schritt 3 – Hund ansetzen: Gehen Sie mit Ihrem Hund an
den Startpunkt der Fährte, bauen Sie mit ihm ein Ritual
auf – etwa indem Sie ihm ein spezielles Fährtengeschirr
anziehen und eine Schleppleine nutzen – und geben Sie
ihm Ihr Signal zum Suchen. Der Hund sollte die Leckerlis
aufsammeln und die Box am Ende der Fährte anzeigen.
Zur Belohnung darf er den Inhalt der Tupperbox
fressen. Weitere Strecken, das Einbauen von Winkeln
und Verleitungen sowie längeres Warten zwischen dem
Legen der Fährte und Start des Ausarbeitens machen
die Fährtenarbeit immer spannender. Die Leckerlis in
den Schritten werden nach und nach abgebaut.
Neugierdeverhalten und verbessert die Anpassung an die
Umwelt. Ein Großteil der Verhaltensweisen, die wir unseren
Hunden antrainieren (Sitz, Platz, Fuß), beruhen auf fakultativem
Lernen.
Fährtentraining
Haben wir einen echten Nasenhund, kann Fährtentraining
eine tolle Auslastung sein. In einer kontrollierten Situation
lernt der Hund, bestimmten Bodenspuren zu folgen und
Gegenstände auf dieser Spur anzuzeigen, zum Beispiel durch
Vorsitzen, Bellen oder Apportieren.
Fehlassoziation
Man spricht hier auch von Fehlverknüpfung oder Aberglaube
des Hundes. Dabei ist im Training oder Alltag etwas schiefgelaufen:
Der Hund hat Reiz und Reaktion falsch verknüpft –
oder zumindest anders als von uns erhofft. Im Alltag entsteht
Fehlassoziation: Beispiel
Wir gehen mit unserem Hund spazieren. Genau in
dem Moment, als ein Mann mit Rollkoffer um die Ecke
kommt, gibt es einen lauten Knall eines Jets, der die
Schallmauer durchbrochen hat. Der Hund erschrickt,
verknüpft den Knall mit dem Auftauchen des Mannes
mit Rollkoffer und zeigt von diesem Moment an
Unsicherheit und Angst vor Rollkoffern.
eine Fehlverknüpfung oft durch unglückliche Zufälle:
Zu Fehlassoziationen gehören auch Reizkombinationen und
Überschattungen.
Flatterband
Das rot-weiße Plastikband wird gerne im Welpentraining zur
Sozialisierung eingesetzt. Indem der Welpe durch die im Wind
flatternden Bänder hindurchläuft, lernt er, vor ihnen keine
Angst zu haben, baut Selbstbewusstsein auf und trainiert die
Umweltsicherheit. Das Flatterband kann im Training aber
noch zu sehr viel mehr verwendet werden.
Raumbegrenzung mit Flatterband
Möchte ich nicht, dass der Hund in einen bestimmten Raum
geht oder einen Bereich im Garten betritt (z. B. ein Beet)
grenze ich den Bereich zunächst deutlich mithilfe eines
Flatter bandes ab. Der Hund soll lernen, dass er dieses nicht
überwinden darf. Akzeptiert der Hund die räumliche Grenze,
kann das Flatterband wieder entfernt werden. 3
www.derhund.de 25
Erziehung & Training
Orientierungstraining mit Flatterband
Ich laufe mit meinem Hund an der Leine. Uns trennt ein etwa
fünf Meter langes, gespanntes Flatterband. Entlang des Bandes
laufe ich mit meinem Hund immer wieder auf und ab. Ich auf
der einen, mein Hund auf der anderen Seite. Ich gehe entschlossen
meinen Weg, nehme den Hund wortlos mit, achte
aber darauf, dass er das Flatterband nicht übertritt. Der Effekt:
Die Sichtgrenze macht den Halter für den Hund plötzlich sehr
spannend, der Halter demonstriert seine Führungsqualitäten.
Flooding
Flooding bedeutet Reizüberflutung und ist eine extreme
Form der Angsttherapie. Der Hund wird dabei dem stressbringenden
Reiz so lange ausgesetzt, bis der Körper lernt, die
Angst zu „überleben“. Hat der Hund also zum Beispiel Angst
vor einer bestimmten Situation, muss er sie so lange „ertragen“,
bis die Stresszeichen des Körpers nachlassen und er
sich beruhigt. Die Methode ist sehr umstritten, da der Hund
in einen extremen Stresszustand kommen und sogar Todesangst
haben kann. Wird ein Flooding zu Früh abgebrochen,
kann es die Angst zudem verstärken.
Foto: Thore Brockhoff/202.de
Freies Formen
Ziel des Freien Formens ist es, dass der Hund ohne Hilfe des
Halters herausfindet, was dieser von ihm möchte. Der Halter gibt
dabei keinerlei akustische, verbale oder körpersprachliche Hilfen.
Alles, was er macht, ist den Hund genau im richtigen Moment zu
loben – nämlich genau dann, wenn das Verhalten des Hundes
in die richtige Richtung geht. Jeder Teilschritt auf dem Weg zum
Ziel wird gelobt und somit verstärkt. Freies Formen wird meist in
Verbindung mit einem Clicker verwendet. Ein „Click“-Geräusch
markiert dabei genau den Moment, in dem der Hund eine gute
Idee hatte. Das richtige Timing ist hier unabdingbar. Auf jeden
Klick folgt dann ein Keks. Hat der Hund das Konzept des Freien
Formens verstanden, lernt er schnell, uns Verschiedenes anzubieten,
sobald wir den Clicker in die Hand nehmen.
Freies Formen: Beispiel
Ziel: Ich möchte, dass mein Hund mir die Pfote gibt.
Hebt er zufällig kurz eine Pfote, wird das sofort gelobt.
Klappt das auch beim zweiten Mal, wird er merken,
dass ihm das Verhalten einen Keks beschert und wird
die Pfote erneut heben – diesmal vielleicht sogar etwas
länger. Dann bauen wir unsere Hand mit ein und
arbeiten uns nach und nach zum Ziel „Pfote geben“ vor.
Beherrscht der Hund das Verhalten sicher, führen wir
ein Wortsignal dazu ein.
Frustrationstoleranz
Im Alltag mit dem Menschen muss der Hund lernen, Reize
auszuhalten und sich zurückzunehmen. Je nach Charakter
und Rasse ist das eine echte Herausforderung. Am besten vermittelt
man dafür dem Hund das Konzept: Nimm dich zurück
und du hast einen Vorteil. Eine schöne Übung dazu ist das
Nimm-Nein Spiel.
Das Nimm-Nein Spiel
Ich nehme einen Keks in die Hand und mache sie zur
Faust. Die Faust präsentiere ich meinem Hund. Der wird
mit Schnauze und Pfote versuchen, an den Keks zu kommen.
Ihre Faust öffnet sich aber erst, wenn der Hund
zurückweicht und abwartet. So lernt er, dass er mit Ruhe
und Geduld zum Erfolg kommt. Das Webinar zu dieser
und anderen Übungen ist für der Hund Club Mitgieder
kostenlos unter 3 www.club.derhund.de zu sehen.
Frühförderung
In der sozial sensiblen Phase (ca. 4. bis 20. Lebenswoche)
lernen unsere Hunde sehr intensiv. Folgende soziale Fähigkeiten
werden in dieser Zeit entscheidend beeinflusst: Bindungsfähigkeit,
Geselligkeitsbedürfnis, Gruppeneingliederung und
Aggressionsverhalten. Deshalb ist es sehr wichtig, dem Hund
in dieser Zeit Sozialspiele mit Wurfgeschwistern, älteren
26 Der Hund 08/2020
Erziehung & Training
Hunden und Menschen zu ermöglichen. Er sollte außerdem
möglichst viele Umweltreize erkunden dürfen und die Beziehung
zum Menschen sollte eine angenehme und positive
Erfahrung für ihn sein.
Die 4 F’s
Grundsätzlich gibt es vier mögliche Reaktionen, die der Hund
in stressigen Situationen zeigen kann. In der Hunde erziehung
nennt man sie die 4 F’s. Welche Stressstrategie gezeigt wird,
hängt von genetischen Grundlagen und gemachten Lernerfahrungen
der Hundes ab.
Flight (Flucht): Gibt es die Möglichkeit zu fliehen, ist das eine
gesunde Stressreaktion. Flucht schützt vor unnötigen Verletzungen
und verhindert eine Konfrontation.
Fight (Angriff): Oft ein Abwehrangriff (defensiv) aus Unsicherheit,
wenn keine Flucht möglich ist oder ein durch Lernerfahrungen
ritualisiertes Verhalten. Auch ein offensiver Angriff
aus vollster Eigenüberzeugung ist möglich.
Flirt (Übersprungshandlungen): Ein gedanklicher Konflikt
führt meist zu Übersprungsverhalten. Wird der Hund zum
Beispiel aus einer spannenden Tätigkeit abgerufen, weiß
nicht, wie er reagieren soll (weitermachen oder zurückkommen),
und setzt sich dann erst einmal hin und kratzt sich, ist
das eine typische Übersprungshandlung. Flirt kann auch eine
Spielaufforderung zur Deeskalation sein.
Freeze (Erstarren): Das Erstarren kann man oft in Hundebegegnungen
beobachten. Der Hund wird steif wie eine Statue.
Vor Angst erstarrte Hunde machen sich klein und sind
in sich zusammengezogen. Achtung: Steif werden kann auch
einen Angriff ankündigen.
Funktionsketten
Eine genetisch fixierte, instinktive, automatisch erfolgende
Abfolge von Handlungen, ausgelöst durch einen Schlüsselreiz.
Im Gegensatz zu Handlungsketten oder Verhaltensketten
sind Funktionsketten erblich bedingt. Außerdem sind
Funktionsketten selbstbelohnend. Typische Beispiele sind
Jagd- und Sexualverhalten.
Funktionskette Jagdverhalten
Wahrnehmen der Beute > Hetzen der Beute > Packen
der Beute > Töten der Beute > Fressen der Beute
Funktionskreise
Die Bezeichnung kommt aus der Ethologie (Verhaltensforschung).
In Funktionskreisen sammelt man Verhaltensweisen,
die derselben Funktion dienen. Die unterschiedlichen
Funktionen sind zum Beispiel Fortpflanzung, Nahrungserwerb
oder Körperpflege. Die Kategorien sind nicht fest und
werden vom Forscher selbst vorgenommen.
Funktionskreis Komfortverhalten nach
Dr. Dorit Feddersen-Petersen
Bequemlichkeit: Ruhe, Schlafen, Wälzen, Strecken,
Gähnen, auf den Rücken rollen, schmatzen
Autogrooming: Schütteln, Reiben, Fell/Körper lecken
Allgrooming: Fell oder Körper des anderen lecken
Futterbetteln
Eine Verhaltensweise der aktiven Unterwerfung. In etwa ab
der dritten Lebenswoche beginnen Welpen, an der Mutter
hochzuspringen und ihre Mundwinkel zu lecken. Die Mutter
würgt daraufhin Nahrung hervor. Sind die Welpen älter, kann
es auch sein, dass die Mutterhündin sie wegbeißt. Erwachsene
Hunde nutzen das Futterbetteln oft zur Begrüßung ihrer
Halter oder zur Beschwichtigung von Artgenossen. =
Ursprünglich - unverfälscht - urgesund
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Erziehung & Training
DER RETRIEVER,
DER NICHT
RETRIEVEN WOLLTE
28 Der Hund 08/2020
Die Aufgabe, für die
Retriever ursprünglich
gezüchtet wurden, ist
das Retrieven – das
Bringen oder Apportieren.
Während es bei der
Jagd um geschossene
Kaninchen, Enten oder
Fasane geht, erfreuen
sich die Hunde auch
an der rein sportlichen
Variante dieser Arbeit
mit Wild-Attrappen, den
sogenannten Dummys.
Die meisten zumindest,
denn Labrador Miley
schien nach einem
vielversprechenden
Start die Lust aufs
Dummytraining plötzlich
verloren zu haben. Helfen
konnte die erfahrene
Dummy-Trainerin
Simone Hahn. Lesen Sie
hier, wie es mit Miley
und dem Dummytraining
doch geklappt hat, und
was bei dieser Sportart
wirklich wichtig ist.
Text: Veronika Rothe &
Fotos: Susanne C. Steiger
Trainerin Simone erklärt die nächste Übung. Die Hundehalter müssen gut über den
Ablauf informiert werden, damit sie dem Hund klar vermitteln können, was von
ihm verlangt wird und – falls nötig – im richtigen Moment eine Hilfe mittels Wort-, Handoder
Pfeifsignal zu geben. Das hilft, damit der Hund schnell zum Erfolg kommt.
Andrea ist kein Greenhorn
in Sachen Dummytraining.
Bereits mit ihrem ersten
Hund sammelte sie viele
Erfahrungen darin. Miley,
ihren zweiten Hund, holte sie sich genau
dafür. Von Anfang an trainierten die beiden
fleißig miteinander und Miley machte
ihre Sache gut, bis Andrea beschloss, dass
es Zeit war für das erste Dummytraining
in der Gruppe. Schließlich wird auch in
Prüfungen oft die Zusammenarbeit mit
anderen Mensch-Hund-Teams gefordert.
Miley sollte daher lernen, mit der zusätzlichen
Ablenkung klarzukommen.
Doch damit fingen die Probleme an:
In der Gruppe lief die Hündin zunehmend
ungern zum Dummy, war langsam,
wirkte desinteressiert und machte Fehler.
Miley zeigte im Training mit den anderen
Hunden keine auffälligen Stresszeichen.
Weder gähnte sie, noch waren Unruhe,
Kratzen, Schütteln oder Hecheln zu beobachten.
Im Gegenteil, Miley wirkte entspannt
und legte sich sogar hin. „Sie hat
nicht genug Trieb“; „Sie ist total un motiviert“;
„Sie ist nicht der richtige Hund für
die Dummyarbeit“. Das und mehr musste
sich Andrea anhören. Ihre Enttäuschung
war groß – hatte sie Miley doch extra
aus einer guten Arbeitslinie geholt, um
mit ihr auch auf Prüfungen und Working
Tests zu starten.
Der gemeinsame Jagderfolg
auf Dummys macht glücklich
Doch Andrea gab nicht auf und landete
schließlich bei Simone Hahn. Die Hundetrainerin
und Verhaltensberaterin züchtet
selbst Labrador Retriever, feierte mit
ihren Hunden in der Dummyarbeit schon
viele Erfolge, organisiert Prüfungen und
Tests für den Deutschen Retriever Club
e. V. und ist Richterin für Leistungsprüfungen
mit Dummys. Auch in ihrer Hundeschule
Train-your-Dog hat sich Simone auf
die Arbeit mit dem Dummy spezialisiert.
„Dummytraining ist eine tolle Auslastung
für jagdlich motivierte Hunde. Der
Hund darf seine natürlichen Anlagen kontrolliert
ausleben und das gemeinsame
Beutemachen macht Hund und Halter
gleichermaßen glücklich“, erklärt sie.
Dabei kommt es immer darauf an, welche
individuellen Ziele man mit seinem Vierbeiner
hat. Der Dummy eignet sich sehr gut
www.derhund.de 29
Erziehung & Training
für Apportier- und Suchspiele im Alltag,
wer mag, kann aber auch in unterschiedlichen
Leistungsklassen bei anspruchsvollen
Dummy prüfungen, Working Tests und
Mock Trails im In- und Ausland antreten.
Die Begeisterung greift meist schnell um
sich, wie Simones Erfahrung gezeigt hat:
„Meistens nutzen die Leute den Dummy
anfangs nur als Beschäftigung beim Gassi,
merken dann aber, wie viel Spaß der Hund
und auch sie selbst daran haben und
steigen dann tiefer in die Sportart ein.“
Man muss das große
Ganze erkennen
Andrea und Miley arbeiteten von Anfang
an ernsthaft und hochmotiviert. Was
steckte hinter den plötzlichen Veränderungen
im Gruppentraining? Trainerin
Simone begab sich auf Ursachen forschung.
„Es ist wichtig, beim Training zu beachten,
welchen Typ Hund ich vor mir habe“,
erklärt sie. „Das erfahre ich zum einen
durch eine genaue Beobachtung, aber auch
durch eine Abfrage des Halters. Ich muss
herausfinden, wie sich der Hund im Alltag
verhält, wie er lebt und wie er reagiert,
wenn ihm andere Hunde oder Menschen
nahe kommen. Das ist alles sehr wichtig,
um das große Ganze zu erkennen.“
Es stellte sich heraus, dass Miley eher
unsicher ist und Konfliktsituationen
generell lieber aus dem Weg geht. „Miley
hat die neue Trainingssituation in der
Gruppe auf ihre Weise eigentlich ganz
gut gelöst“, meint Simone. „Sie ist kein
Hund, der hektisch wird und nach vorne
agiert, sondern eher auf ‚inneren‘ Rückzug
eingestellt ist. Ihre Lösungsstrategie
ist: Still und ruhig werden, einfrieren und
zumachen.“ Dabei zeige sie nur sehr subtile
Körpersignale, wie den Kopf leicht
von Andrea abzuwenden, Blickkontakt
zu vermeiden, einen leicht weggedrehten
Rücken und eine hängende Rute.
Auf den ersten Blick sieht es also aus,
als wäre Miley gelangweilt und desinteressiert,
aber eigentlich steckt dahinter
großes Unbehagen. So war ein gemeinsames
Lernen für Andrea und Miley im
Gruppen training nicht möglich.
Selbstkontrolle ist Teil
des Dummytrainings
Dummytraining ist mit viel Spaß verbunden,
fordert vom Hund aber auch ein
gesundes Maß an Kontrolle – die sogenannte
Standruhe (Steadiness). Er muss
lernen, viele Dummies fallen zu sehen,
dabei sitzen zu bleiben und sich teilweise
sogar davon abwenden zu lassen. Das fällt
jedem Hund unterschiedlich schwer. Beim
Gruppentraining wird diese Anforderung
noch erhöht: Der Hund muss zusehen, wie
andere Hunde zum Apportieren geschickt
werden, und dabei selbst ruhig und entspannt
neben dem Halter sitzen bleiben.
Für Labrador Miley kaum auszuhalten:
„Miley hat im Gruppentraining regelrecht
dicht gemacht. Das lange Zuschauen fällt
ihr schwer, sie denkt sich ‚Ich bin ja eh nicht
dran‘ und schaltet ab“, lautet die Analyse
der erfahrenen Dummy Trainerin. „Für die
Hündin ist das Nicht-holen-dürfen sehr
frustrierend.“ Da es von außen betrachtet
Grundlagen des Dummytrainings
so aussieht, als wäre der Hund brav – Miley
sitzt dabei ja immer ruhig neben Andrea
und stört den Ablauf nicht –, blieb das
Problem lange unerkannt.
Schnell belohnen,
Stresszeichen erkennen
„Der Hund muss im Dummytraining in
einer guten Arbeitsstimmung gehalten
werden“, erklärt Simone ihren Trainingsplan
für Miley. „Das lange Warten ist das
Hauptproblem, dabei gehen die Motivation
und der Spaß flöten.“ Damit das nicht
passiert, trainiert sie aktuell maximal in
einer Zweiergruppe. Zudem lernt Halterin
Andrea, die feinen Stresszeichen von Miley
schon im Ansatz zu erkennen und ihre
Hündin aus der Warteposition herauszunehmen,
bevor sie Frust erlebt. Die Lösung
ist, etwas Schönes mit ihr zu machen.
„Eine rechtzeitige Belohnung ist wichtig“,
ergänzt Simone. „Das kann ganz abwechslungsreich
gestaltet werden: Miley freund
Dummytraining basiert auf einigen Bereichen der Jagd. Um die Jagdhunde in der
jagdfreien Zeit auf einem guten Leistungsstand zu halten, und um junge Hunde
ohne Einsatz von Wild ausbilden zu können, wurde mit Attrappen gearbeitet. Die
sogenannten Dummys sind mit Kunststoffgranulat gefüllte Stoffsäckchen, die auch
schwimmen können. Es gibt sie in unterschiedlichen Farben und Größen. Der Hund
spürt sie unter anderem anhand der Bodenverletzung auf, die der Dummy beim Fall
auf die Erde hinterlässt. Mit der Zeit wurde aus dem Mittel zur Jagdausbildung eine
eigenständige Beschäftigungsmöglichkeit und Sportart.
Grundlage des Dummytrainings ist das Apportieren. Die drei großen Teilbereiche
sind: Markierung, Freiverlorensuche und das Einweisen. Bei einer Markierung wird
der Dummy nach einem Geräusch (klassischerweise mit Schuss oder einem anderen
akustischen Reiz) geworfen. Der Hund arbeitet hier in erster Linie auf Sicht. Er soll
sich die Falllinie des Dummys merken, auf die Freigabe des Halters hin zügig zur
Fallstelle laufen, den Dummy finden, aufnehmen und zurückbringen. Bei der
Freiverlorensuche nutzt der Hund seine gute Nase, denn er hat nicht dabei zugesehen,
wie in einem Gebiet mehrere Dummys ausgelegt wurden. Er soll die Fläche absuchen
und einen Dummy nach dem anderen finden und zurückbringen. Dabei einen bereits
aufgenommenen Dummy gegen einen anderen auszutauschen, ist nicht erlaubt. Das
Einweisen ist die hohe Kunst des Dummytrainings. Dabei dirigiert der Halter mithilfe
von Handzeichen und Pfiffen den Hund genau zu der Stelle, an welcher der Dummy
liegt. Der Hund lernt, dass er Erfolg hat, wenn er den Anweisungen des Halters folgt.
Das schweißt zusammen.
30 Der Hund 08/2020
Spaß muss sein! Wenn gute Stimmung herrscht,
geht das Training Hund und Halter leicht von der Hand.
Ein wichtiges Element beim Dummytraining: Die Abgabe sollte immer in die Hand erfolgen.
lich ansprechen, Blickkontakt aufnehmen, oder Frust bekommen, deshalb muss der
aufmunternd mit Miley weggehen, ein Trainingsaufbau so gestaltet sein, dass
besonderes Leckerli, ein Bällchen oder sie er schnell Erfolg hat“, erläutert Simone.
darf ein bisschen am Boden schnüffeln.“ Eine gute Stimmung bei Hund und Halter
Darüber hinaus ist es wichtig, den sei maßgeblich. „Der Hundehalter muss
richtigen Trainingspartner auszuwählen. genau wissen, was gemacht werden soll
Dieser muss locker, ruhig und entspannt und worauf geachtet werden muss – er
sein. Ein Trainingspartner, der zum Beispiel
mit lauter Stimme arbeitet, wäre für ner. Ebenso muss der Hund verstehen,
braucht genaue Anweisungen vom Trai
Miley nicht ideal. „Der Hund darf aktuell was wir von ihm wollen, sonst entsteht
im Dummytraining auf keinen Fall Stress für diesen Typ Hund sehr schnell ein Konflikt“,
weiß die Trainerin. Klappt das nicht,
entsteht eine Abwärtsspirale: „Auch für
uns Hundehalter ist es kein gutes Gefühl,
wenn der Hund in der Gruppe nicht mithalten
kann und er vielleicht das Training
aufhält. So wird Dummytraining, was ja in
erster Linie Spaß machen soll, auch für den
Zweibeiner sehr frustrierend. Einen Typ
Hund wie Miley frustriert das zusätzlich
noch mehr und hat so immer weniger Lust
auf das gemeinsame Training.“
Für wen eignet sich Dummytraining?
Apportierfreudige Hunde sind hier richtig. Es muss nicht immer ein Retriever sein,
auch viele andere Rassen und Mischlinge haben großen Spaß am Dummytraining.
Besonders für Hunde mit Veranlagung und Tendenz zum Jagen kann diese Sportart
eine tolle und artgerechte Auslastung sein und gleichzeitig dabei helfen, sie besser
kontrollieren zu können. Der Hundehalter sollte gerne viel Zeit in der Natur verbringen
und gewillt sein, seinen Hund mit Geduld auszubilden. Auf Wild und Wiesen muss
er dabei natürlich Rücksicht nehmen. Das Tolle: Suchen, Finden und Apportieren
kommen aus dem Funktionskreis des Jagdverhaltens und stellen eine in sich selbst
belohnende Handlung dar. Für die meisten Hunde ist das Apportieren und Tragen
der „Beute“ das Größte – der Keks zum Schluss ist nur noch das Sahnehäubchen.
Interesse? Dann schnuppern Sie mal in unseren Online-Kurs „Dummytraining – von
Anfang an richtig“. Dort erfahren Sie Schritt für Schritt anhand anschaulicher Videos,
wie Sie richtig in die Dummyarbeit einsteigen. Auch für Fortgeschrittene Dummy-
Jäger finden sich viele Übungs- und Trainingsanregungen. Den Kurs finden Sie auf
3 www.tier-akademie.de
Apportieren macht jetzt
viel Freude
Nach ein paar Einzelstunden mit dem
neuen Trainingskonzept macht Miley
beim Dummytraining wieder sehr gut
mit, bleibt aufmerksam und hält Blickkontakt.
Sie ist konzentriert und geht mit
Power los, wenn sie die Dummies holen
darf. Auch der Alltag hat sich verbessert:
Miley ist nun viel aufmerksamer. Andrea
hat wieder Spaß am gemeinsamen Dummytraining,
denn auch Hündin Miley ist
wieder mit viel Freude und Spaß dabei –
das Wichtigste für Andrea.
Einstiegstipps für Neulinge
Allen Dummy-Neulingen rät Simone, von
Anfang an einen erfahrenen Trainer miteinzubeziehen.
Dieser kann den Hund
am besten einschätzen: „Habe ich einen
Typ Hund, der sehr viele Übungen zur
Impulskontrolle braucht, oder muss ich
ihm zu Beginn sehr schnell den Beuteerfolg
in Form eines Dummys garantieren?
Braucht er viel Action, Bewegungsreize,
Gerüche, Spielzeug und Futter, oder reicht
schon die Präsenz des am Boden liegenden
Dummys?“
Wenn es mit dem Dummy nicht gleich
klappt, heißt es auch mal kreativ werden,
um dem Hund begreifbar zu machen,
was wir von ihm wollen und ihn zum
Apportieren zu bringen. „Ich frage dann,
ob der Hund vielleicht zu Hause ein Spielzeug
gerne trägt oder gerne bringt und
beginne erst einmal damit. Oft findet sich
im Alltag der richtige Ansatz, um dem
Hund zu zeigen, wie viel Spaß Dummytraining
macht.“ =
32 Der Hund 08/2020
der Hund Club
Neu im der Hund Club
MENSCH VERSTEH’
HUND!
Auch beim Profi läuft nicht immer alles nach Plan, das verrät uns Hundeerziehungsberater Holger Schüler im zweiten Teil seiner
Webinarreihe mit der Hund und Platinum. Bis er mit seinem Rüden Dakota zusammenwuchs und die beiden sich ohne Worte verstanden,
vergingen mehrere Jahre. „Verstehen und Kommunikation ist ein ständiger Lernprozess“, sagt der erfahrene Hunde erziehungsberater.
„Auch heute gibt es noch Momente, da denke ich mir bei Dakotas Verhalten: Huch, das ist neu!“ Wie Sie Ihren Hund besser ver stehen
und ihm klar vermitteln können, was sie von ihm möchten, erklärt Holger Schüler in seinen beiden Webinaren im der Hund Club.
Die Aufzeichnungen sind für alle Clubmitglieder im der Hund Club frei verfügbar und jederzeit abrufbar.
„Sitz!
Da Hunde in erster Linie körpersprachlich und
nicht verbal kommunizieren, ist auch eine klare
Körpersprache des Menschen unabdingbar.
„Guck mal da!“
Gemeinsames Entdecken macht Freude und gemeinsame
Erfolgserlebnisse schweißen zusammen.
Alle Webinar-Aufzeichnungen in voller
Länge auf 3 www.club.derhund.de.
Die Live-Teilnahme ist für alle, dank
Unterstützung von Sponsoren, gratis.
Informationen über Termine, Themen
und Gratis-Anmeldung finden Sie auf
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Dieses Webinar wurde unterstützt von
„Bleib!“
Durch Holgers eindeutiges Handzeichen signalisiert
er dem Hund, in seiner Position zu verharren.
„Schau!“
Ist mein Hund bereit mit mir zu kommunizieren?
Der Blickkontakt bedeutet Aufmerksamkeit und
Kooperaionsbereitschaft.
www.derhund.de 33
Erziehung & Training
Kristina Ziemer-Falke
José Arce
Holger Schüler
Unsere Expertinnen und Experten beantworten Ihre Fragen,
hier zu Themen rund um Verhalten und Training von Hunden.
Schreiben Sie uns: Redaktion der Hund, Mandichostraße 18, 86504 Merching, redaktion@derhund.de
Mein Hund will ständig mein Gesicht ablecken.
Was kann ich tun?
Mein 7 Jahre alter Hund will mich ständig im Gesicht ablecken. Es ist ja total süß, aber irgendwie auch nervig und auch eklig. Vor allem, wenn
er davor gerade an seinem Po geschleckt hat, stört es mich. Er hat das schon immer gemocht, aber in letzter Zeit nimmt es etwas überhand.
Darf ich es ihm verbieten, obwohl er das ja eigentlich nur gut meint? Ich traue mich nicht, etwas dagegen zu sagen, es stört mich aber schon.
Was kann ich tun?
Häufig möchten Hunde mit dem Ablecken
kreis, ohne ihn dabei anzuschauen, anzu
von Gesicht, Händen oder anderen Körper
sprechen oder gar anzufassen. Nach einer
teilen tatsächlich Zuneigung zeigen und
Weile, wenn Ihr Hund sich etwas ent
diese ausdrücken. Es können aber auch
spannt hat, begeben Sie sich wieder in
andere Ursachen diesem Verhalten
seinen Wirkungskreis und kommunizie
zugrunde liegen. Daher ist es nicht immer
ren mit ihm. Loben Sie gerne das ruhige,
optimal, umgehend mit einem Abbruch/
nicht leckende Verhalten Ihres Hundes.
Verbot an diesem Verhalten zu arbeiten.
Sobald er wieder anfangen sollte, stehen
Vielmehr sollte erst einmal herausgefun
sie umgehend auf und das Spiel beginnt
den werden, warum der eigene Hund die
von vorne. Es erfordert ein bisschen Durch
ses Verhalten zeigt. Einige der möglichen
haltevermögen, aber meistens lässt sich
Gründe können folgende sein.
damit das unangenehme Verhalten gut in
Aufmerksamkeitsforderndes Verhalten:
den Griff bekommen.
Foto: andrewaustinpaul/stock.adobe
Bei dieser Motivation möchte Ihr Hund
Ihre Aufmerksamkeit bekommen und
es ist meist egal, ob Ihre Reaktion positiv
oder negativ ist. Ihr Hund hatte Erfolg mit
seinem Verhalten. Hier hilft im Normalfall
die aktive Pause sehr gut. Sie verlassen,
sobald Ihr Hund das unerwünschte
Verhalten zeigt, sofort seinen Wirkungs
Buhlen um Aufmerksamkeit,
verlockend riechende Gesichtspflege,
Trennungsstress: Es gibt viele mögliche
Gründe dafür, dass ein Hund gern das
Gesicht seiner Menschen abschleckt.
Pflegeprodukte: Manche Hunde finden
den Geruch von Seife, Creme, Parfüm &
Co. unwiderstehlich und lecken daher sehr
gerne das Gesicht oder andere Körperteile
ab. Hier hilft als einfachste Lösung häufig
der Wechsel auf ein anderes Pflegeprodukt,
um den Geruch zu verändern. Zudem kann
das positive Verstärken von alternativem
34 Der Hund 08/2020
Jetzt neu
vom Spezialisten
für Hundebücher
Verhalten vielversprechend sein. Mögliche
Trennungsangst: Bei einigen Hunden kann
solch ein Verhalten auch auf Trennungsangst
hindeuten. Diese zeigt sich in erster
Linie dadurch, dass Ihr Hund sehr schlecht
alleine bleiben kann. Einige Verhaltensweisen
könnte Ihr Hund jedoch noch während
Ihrer Anwesenheit zeigen. Weiß er sicher,
dass Sie gleich gehen werden, indem er
das Signal bekommen hat, so könnte er mit
dem Lecken in diesem situativen Kontext
beginnen. Ein Signal wäre zum Beispiel,
dass Sie sich die Jacke anziehen, in der Sie
immer das Haus verlassen, wenn Sie ohne
ihn gehen. In diesem Fall könnte auch das
Lecken ein Stresssymptom sein, mit dem
der Hund auf die bevorstehende Trennung
reagiert. Hier hilft es nur, an der Trennungsangst
direkt zu arbeiten und das am besten
mithilfe eines Trainers, der auch auf Verhaltensproblematiken
spezialisiert ist.
Wie Sie lesen, kann es eine ganze Reihe
von möglichen Ursachen haben, warum Ihr
Hund das unerwünschte Verhalten zeigt.
Versuchen Sie also zunächst, die Motivation
Ihres Hundes zu ergründen und seien Sie in
Ihrer Reaktion auf das Lecken auf jeden Fall
konsequent. Denn wenn Ihr Hund mit seinem
Verhalten mal zum Erfolg kommt und
mal nicht, wird er sein Verhalten auch nicht
ändern können, da er unter anderem auf
der Basis von Erfolg und Misserfolg lernt.
Kristina Ziemer-Falke
3 www.ziemer-falke.de
Wenn mein Hund auf Spaziergängen
etwas Fressbares findet, rennt er damit
weg und hört nicht mehr.
Was kann ich tun?
Mein Labrador Finn wird bald 6 Jahre alt. Er ist der liebste Hund, den ich kenne, und folgt
eigentlich sehr gut. Wir gehen ohne Leine spazieren, der Rückruf funktioniert auch sehr
gut. Aber wenn Finn im Feld etwas findet, zum Beispiel einen Knochen (totes Tier) oder eine
Zuckerrübe, funktioniert der Rückruf gar nicht, Finn wird taub! Wenn wir zu ihm gehen, rennt
er mit der Beute weg und kommt erst wieder, wenn er sie gefressen hat. Das ist das einzige an
meinem Hund, das mich sehr nervt. Was kann ich tun?
Als verantwortungsvoller Hundehalter
möchten Sie wissen, was in
dem Futter, den Zusatzstoffen und
Medikamenten steckt, die Ihr Hund
bekommt, wie Sie ihn vor schädlichen
Umwelteinflüssen schützen, kleinere
Wehwehchen mit natürlichen Mitteln
behandeln und wie Sie insgesamt mit
einer gesunden und naturnahen Haltung
zu einem langen Leben beitragen
können.
Denn: Im Organismus des Hundes
hängt wie in der gesamten Natur alles
zusammen!
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durchgehend farbig, 328 Seiten
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Finn ist schon fast sechs Jahre alt und ich
möchte Ihnen hier gleich im Voraus sagen,
bitte ärgern Sie sich nicht! Wenn Finn so
etwas macht, trägt er keine Schuld ...
Ich persönlich finde es auch nicht so
schlimm, wenn ein Hund ab und zu selber
entscheiden darf und seinen Spaß hat.
Aber selbstverständlich in Maßen und
unter unserer Kontrolle. Denn letztendlich
tragen wir die Verantwortung für unseren
Hund in dieser Menschenwelt und müssen
besonders auf ihn achten, wenn wir
unterwegs sind und er ohne Leine läuft.
Dann liegt es an uns, dafür zu sorgen, dass
unser Hund nicht etwas Gefährliches,
beziehungsweise vielleicht sogar Giftiges,
zu sich nimmt oder sich selber oder andere
gefährdet. Finn fühlt sich in dieser Situation
auf sich alleine gestellt und nimmt Sie nicht
mehr wahr. Sie sollten also bitte nicht an
dem Rückruf arbeiten, sondern daran,
Ihrem Hund das Gefühl von Sicherheit
und Ihrer Verantwortung beim Spazierengehen
zurückzugeben.
Mit Liebe Freiheit geben, bedeutet auch
die Freiheit zu strukturieren und nicht einfach
loszulassen. Es ist eigentlich so simpel,
doch viele Hundehalter haben damit ein
Problem. Unseren Kindern geben wir doch
auch Freiheit, aber nicht unkontrolliert.
Im Laufe der Zeit und dadurch, dass Finn
sich immer so gut verhalten hat, haben Sie
40 Jahre Kynos Verlag
Zu diesem Anlass gibt es das
ganze Jahr ein komplettes Buch
gratis zum Herunterladen.
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Erziehung & Training
Foto: Alexandr/stock.adobe
Finn unbemerkt viel zu viel Freiheit und
nicht die richtigen Zeichen und Regeln
beim Spaziergang gegeben. Das zeigt er,
wenn er Ihnen nicht seine „Beute“ geben
möchte. Das ist ein Zeichen dafür, dass
Finn dann schon längst die Verantwortung
für sich übernommen hat.
Wenn ein Hund sich so verhält, dem Menschen
seine „Beute“ verweigert und nicht
hört, „schreit“ er nach Struktur und Regeln.
Die Lösung und der Schlüssel für Sie und
Finn ist, die Balance im Spaziergang wieder
zu finden und die Freiheit zu strukturieren,
bevor Finn sich unabhängig macht – und
das, ohne sich selbst schlecht zu fühlen und
ohne Finn total zu begrenzen.
Ab jetzt strukturieren Sie bitte den täglichen
Spaziergang. Den geführten Teil
machen Sie täglich an der Leine. Wenn
sie dann zum Beispiel im Park oder in die
Natur gehen und Finn frei laufen lassen
wollen, achten Sie darauf, ab wie viel
Abstand zu Ihnen Finn beginnt, sich unabhängig
von Ihnen zu machen. Damit meine
ich, wie viele Meter Finn sich von Ihnen
wegbewegen darf, ohne dass Sie die Kontrolle
über ihn verlieren. Wenn Sie diesen
Abstand kennen, dann erlauben Sie Finn
nun nicht mehr, sich weiter von Ihnen zu
entfernen. Dadurch, dass Sie ansonsten
eine gute Beziehung ohne weitere Probleme
mit Finn haben, bin ich sicher, dass
diese Änderungen für Sie und Finn die
Lösung sind: Den Spaziergang mit Finn
zu strukturieren, ihm mit Struktur Liebe
geben und ihm so zu zeigen, dass Sie ihm
Sicherheit geben. Viel Erfolg.
José Arce
3 www.jose-arce.com
Wie kann ich meiner Hündin helfen,
die im Dunkeln nicht gern raus geht?
Meine Hündin geht gerne mit mir spazieren, aber wenn es draußen dunkel ist, geht sie nur ungern oder auch gar nicht raus.
Wie kann ich sie da unterstützen?
Etwas Ähnliches habe ich mit meinem
ersten Berner Sennenhund erlebt. Es kommt
immer wieder vor, dass die Hunde als Welpen
ein Problem damit haben, im Dunkeln
nach draußen zu gehen. Wird da nichts
unternommen, kann es passieren, dass sie
das ins Leben als erwachsener Hund mitnehmen.
In einer solchen Situation können
Sie Bachblüten als Unter stützung ausprobieren.
Es gibt Blüten, die bei Ängstlichkeit
helfen. Dazu ist es wichtig, mit einer guten
Tierheilpraktikerin individuell und gezielt
über Ihre Hündin zu sprechen. Gehen Sie
also bitte nicht in die Apotheke und kaufen
irgendein Mittel, sondern lassen Sie sich
von einer Fachfrau oder einem Fachmann
für die Angst bei Dunkelheit etwas zusammenstellen.
Ich habe selbst die Erfahrung
gemacht, dass sich die Probleme bei meinem
Hund nach zwei bis drei Wochen
gebessert haben, als er die Blüten bekam.
Trainingstechnisch können Sie
auch beginnen, mit Ihrem Hund zur
Dämmerungszeit spazieren zu gehen und
ihn an die wachsende Dunkelheit zu
gewöhnen. Drehen Sie also eine Runde,
während es noch nicht vollständig dunkel
ist. Die Umgebung dafür sollte schön ruhig
sein, damit Ihr Hund nicht womöglich von
etwas anderem erschreckt wird. Es gibt
allerdings keinen Trainingsplan, den Sie
zu 100 Prozent umsetzen müssen und der
zu 100 Prozent erfolgreich sein wird. Hören
Sie auf Ihr Bauchgefühl!
Holger Schüler
3 www.aufsechspfoten.de
Im derHund Club finden Sie zahlreiche
Videos zu Erziehungs- und Trainingsfragen.
Mitglieder können ihre Fragen
direkt in die Runde unserer rund 100 Experten
werfen und erhalten eine persönliche
Antwort. Profitieren Sie von einer Club-
Mitgliedschaft (3 www.club.derhund.de)
– es lohnt sich!
36 Der Hund 08/2020
Erziehung & Training
Alles pawsitive
A l l e s P A W s i t i v e
3 Tipps für ein gesundes Immunsystem beim Hund
Täglich kommen unsere Vierbeiner mit Viren und Bakterien in Kontakt.
Manche bekommen davon Durchfall, Husten oder sogar Schnupfen –
andere merken davon nichts. Die körpereigene Abwehr hat die Keime bereits
registriert, bekämpft sie und schützt den Hund. Mit den folgenden Tipps können
Sie das Immunsystem Ihres Hundes auf natürliche Weise stärken.
Foto & Text: derHund Club-Expertinnen Kiki und Lisa, Pawsitive Life Coaching
Verschiedene Faktoren schwächen
die körpereigene Abwehr des
Hundes. Beeinträchtigt wird der
Körper durch Nährstoffmangel, Stress,
zu wenig Erholung, Angst, Unsicherheit,
Medikamente, Operationen und diverse
Allergien. Auch das Alter spielt eine entscheidende
Rolle.
1. Ruhezeiten und
Entspannung etablieren
Akuter Stress, zum Beispiel durch zu viel
oder zu wenig Auslastung, Hitze oder
Kälte, Umstellung des Futters, eine instabile
Bindung oder unklare Strukturen
im Mensch-Hund-Team schwächen das
Immunsystem. Stresshormone werden
aktiviert, die Folge: erhöhter Herzschlag,
Bluthochdruck und ein beschleunigter
Zellstoffwechsel. Wir können unseren
Hund nicht vor allen Stressoren und äußeren
Umwelteinflüssen schützen, aber wir
können ihn bestmöglich unterstützen.
Dafür sollten Sie zu bestimmten Zeiten
Erholungsmomente einzuführen.
Mögliche Erholungspausen:
„ Morgens nach dem Aufstehen eine
gemeinsame 5-Minuten-Meditation
„ Nach dem Spaziergang eine
kurze Fellpflege
„ Einen Tag als trainingsfreien Tag einführen,
an dem nur entspannt wird
Diese ritualisierten Verhaltensweisen vermitteln
Ihrem Hund Sicherheit und sorgen
so für weniger Stress. In dieser Zeit kann
sich der Organismus erholen, regenerieren
und der Hund kann das Gelernte und die
Reize des Tages im Schlaf verarbeiten.
2. Ausgewogene Ernährung
Der Hundeorganismus ist auf eine gesunde
und ausgewogene Ernährung an gewiesen.
Wird der Körper durch ausreichend
Vitamine und Mineralstoffe versorgt, ist
er weniger gestresst und der Hund wird
leistungs- und aufnahme fähiger. Vitamine
wie zum Beispiel A, B, D und E können mithilfe
von Ergänzungen über die Nahrung
zugeführt werden. Lassen Sie sich hier von
einem Ernährungsexperten beraten, denn
Spurenelemente und fettlösliche Vitamine
können auch überdosiert werden. Eine
Alternative kann eine immun stärkende
Kur mit Hagebutten darstellen.
3. Darmgesundheit fördern
Der Darm ist das zweite Gehirn. Mit ihm
steht und fällt unsere Gesundheit sowie
die unseres Hundes. 90 Prozent aller Antikörper
werden im Darm gebildet, daher ist
es wichtig, die guten Bakterien im Darm
zu unterstützen. In etwa 70 Prozent der
körpereigenen Immunzellen befinden sich
in der Darmschleimhaut. Medikamente,
Anti biotika oder auch Wurmkuren beeinträchtigen
und schädigen
die Darmgesundheit
auf Dauer.
Nach einer Operation
oder einer langen
Krankheit sollte
der Darm mithilfe
von Pro- und Präbiotika
wieder aufgebaut
und für ein
gesundes Milieu
gesorgt werden.
Jeder Hund hat individuelle Bedürfnisse.
Schaffen Sie einen gesunden Ausgleich zwischen
Stress und Entspannung und gönnen
Sie Ihrem Mensch-Hund-Team täglich fünf
Minuten gemeinsame Erholung. =
Immunstärkende Kur mit
Hagebuttenpulver
Hagebuttenpulver ist reich
an Vitaminen, unterstützt bei
Verstopfung, Arthrose und
Gelenkschmerzen.
Tägliche Dosierung,
unters Futter mischen:
„ Hunde < 5 kg: 1 TL
„ Hunde bis 15 kg: 1 EL
„ Hunde bis 30 kg: 1-2 EL
„ Hunde > 30 kg: 2-4 EL
www.derhund.de 37
Mensch & Hund
Ja mir san
mitm Radl da!
Ob sportlicher Überflieger, nervöses Pubertier, ambitionierter Jäger oder
gemütlicher Senior – ein Fahrrad können wir entsprechend ausgewählt
mit allen nutzen. Darüber hinaus bieten Rad-Ausflüge
eine tolle Möglichkeit, gemeinsam die Welt zu entdecken.
Der Markt bietet zahlreiche Gadgets – drei davon haben wir für Sie getestet.
Text & Fotos: Veronika Rothe
38 Der Hund 08/2020
Mensch & Hund
Der Wohnwagen für Hunde
Ein Hundeanhänger ist für den Vierbeiner
wie ein mobiles Zuhause – quasi
eine Hunde box auf Rädern. Gut verstaut
können wir den Hund darin überall mitnehmen,
auch lange Strecken sind problemlos
möglich. Praktisch: Am Ausflugziel
angekommen, hat der Hund gleich seinen
eigenen Rückzugsort und Schlafplatz
dabei. Fühlt er sich zum Beispiel im lauten
Trubel des Biergartens unwohl, kann er
sich in den Anhänger zurückziehen. Bleibt
man über Nacht, ist der Schlafplatz automatisch
mit dabei. Auch beim Zelten mit
Hund ist das Teil ein praktischer Begleiter,
was nicht zuletzt an der hohen Funktionalität
unseres getesteten Modells liegt: dem
Croozer Dog Jokke. Wir hatten die mittlere
von drei Größen im Test (für Hunde
bis 45 Kilogramm), die für unsere Cocker
Spaniels Barney und Hamlet zusammen
perfekt ausreichte.
montiert wird, ist der Dog Jokke schnell
ans Fahrrad geklipst und wieder abgemacht.
Eine Notschlaufe sowie ein Schloss
stellen sicher, dass der Anhänger nicht verloren
geht. Durch einen Klapphebel lässt
sich die Bremse zum Abstellen betätigen.
Die Reifen können einfach per Druckknopf
entfernt werden und eine Seitentasche
bietet Platz für Leine, Leckerlis & Co. Auch
gut: Der Dog Jokke lässt sich vorne, oben
und hinten komplett öffnen – das ist vor
allem für die Eingewöhnung der vierbeinigen
geklappt lässt er sich leicht im Auto
verstauen. Es gibt zudem eine Reihe an
Zubehör wie das Buggy-Set, einen Regenschutz
und ein passendes Hundekissen.
Bevor es zum ersten Ausflug geht, sollten
Sie den Anhänger wie eine Hundebox
ein paar Tage in die Wohnung stellen und
den Hund mehrmals darin füttern. Auch
einige kurze Eingewöhnungsfahrten sind
von Vorteil. Barney und Hamlet fanden
den Anhänger richtig gemütlich, auch weil
sie jederzeit an allen Seiten herausschauen
Insassen sehr nützlich. Zusammen
konnten. 3
+ einfache Handhabung und raffiniertes Design
+ große Reifen sorgen für smoothes Fahrerlebnis
+ gut als Hundebox nutzbar
+ ideal für lange Strecken, die der Hund zu Fuß nicht schafft
+ bei jeder Witterung nutzbar
+ Buggy-Funktion für alte oder kranke Hunde
- viel Muskelkraft nötig, E-Bike von Vorteil
- vom Fahrrad aus keine Sicht auf den Hund
- Rangieren muss geübt werden
Croozer Dog Jokke, 799 €
3 www.croozer.com
Durch eine kleine Steck-Vorrichtung, die
an der Reifenaufhängung des Hinterrades
Einen ausführlichen Test mit Video zum Croozer Dog Jokke finden Sie online auf
3 www.derhund.de/fahrradanhaenger-test-video
www.derhund.de 39
Mensch & Hund
Hier ist Power gefragt
Für sehr sportliche und lauffreudige Vierbeiner
wie Windhunde kann eine Laufvorrichtung
fürs Fahrrad infrage kommen.
Durch die Montierung an der Stange unter
dem Fahrradsattel ist das Sturzrisiko – im
Vergleich zur Leine in der Hand – um ein
Vielfaches minimiert und richtig angeschnallt
ist es dem Hund kaum möglich,
aus Versehen zwischen die Räder zu geraten.
Durch die Fixierung am Fahrrad läuft
der Hund in einem gleichbleibenden,
regelmäßigen Tempo mit: Das ist auch
eine gute Voraussetzung zum Aufbau
von Muskulatur und Kondition. Da keine
abrupten Start- und Stoppbewegungen
stattfinden, werden die Gelenke nicht
unnötig belastet.
Getestet haben wir den DogRunner
von Kleinmetall. Dank der gut verständlichen
Anleitung war alles schnell und
stabil montiert. Die große U-Vorrichtung
mit der Feder lässt sich mithilfe eines
Steckers problemlos abnehmen, so muss
bei Ausflügen ohne Hund nicht gleich
die ganze Armatur abgeschraubt werden.
Obwohl Redaktionshund Hamlet ordentlich
Zug auf die Feder brachte, blieb beim
TÜV-geprüften DogRunner alles an Ort
und Stelle und wir hatten auch fahrend
keinerlei Probleme mit Stabilität oder
Gleichgewicht. Da der Hund sicher am
Fahrrad fixiert ist, sind auch Strecken in
Straßennähe gut machbar. Es hat unserem
sonst so wuseligen Cocker Spaniel Für das Mitlaufen am Fahrrad
viel Spaß gemacht, richtig rennen zu dürfen.
Eine kurze Eingewöhnung war nötig, plett ausgewachsen, schrittweise
muss der Hund grundsätzlich kom
er begriff aber sehr schnell, wie und wo er daran gewöhnt und aufgewärmt
an der Vorrichtung am besten läuft. Auch sein. Versichern Sie sich, dass Ihr
Tempo- und Richtungswechsel konnten Hund einen gesunden Bewegungsapparat
hat und steigern Sie erst
wir zusammen gut meistern.
Ein Tipp: Die Verbindung von Hund und nach und nach Geschwindigkeit
Vorrichtung sollte nicht zu lang eingestellt und Streckenlänge. Bei Temperaturen
über 20 Grad sollte der Hund
sein. Hat der Vierbeiner viel Spielraum,
steigt die Gefahr, dass er zu nah an die nicht am Fahrrad mitlaufen.
Reifen gerät.
+ Bewegungsmöglichkeit für Hunde, die nicht ohne Leine laufen können
+ stabil, sicher und praktisch
+ fördert Fitness und Bindung von Hund und Halter
+ erschwinglicher Preis
- je nach Fahrrad und Schuhgröße kann es sein, dass man die Vorrichtung beim
Treten der Pedale leicht streift
- nicht an warmen Tagen nutzen – Gefahr der Überhitzung
DogRunner Kleinmetall, 49,95 €
3 www.kleinmetall.de
Mitglieder im derHund Club sparen 10 % bei Kleinmetall: www.club.derhund.de
40 Der Hund 08/2020
Mensch & Hund
They see me rollin’
Der Favorit von Redaktionshund Barney
war eindeutig das ausgeliehene Test-
Lasten fahrrad. Gemütlich sitzend von der
Pole Position aus alles begutachten – das
ist genau sein Ding! Auch für den Fahrer ist
das mit einem Elektro-Antrieb verstärkte
Modell Loaders von Riese & Müller angenehm
zu fahren, wenn auch zu Beginn
etwas wacklig. Der E-Antrieb und die Lenkung
sind ungewohnt, Wendekreis und
Proportionen des Lastenfahrrads muss
man erst einschätzen lernen. Für Barney
war hingegen keine Eingewöhnung notwendig,
er fühlte sich in der großzügigen
Kiste sofort wohl.
Die Kiste des Lastenrads lässt sich individuell
konfigurieren. Sie ist auch mit
niedrigeren Seitenwänden, Abdeckung
oder Kinder sitz erhältlich. Außerdem ist
das Modell mit unterschiedlichen Motorstärken
und Schaltungen verfügbar, je
nachdem wie schnell es sein soll und wie
viel Gewicht damit transportiert werden
muss. Bis zu 120 Kilogramm Ladung
packt der Loader (100 Kilogramm vorne in
der Kiste, 20 Kilogramm hinten auf dem
Gepäckträger). Der Bosch Elektroantrieb
muss regelmäßig geladen werden.
Barney machte zwar keine Anstalten,
aus der Ladekiste zu springen, es ist aber
möglich und dann auch sehr gefährlich.
Der Hund sollte daher unbedingt mit
Geschirr und Leine gesichert werden. =
+ sehr angenehmes Fahrgefühl für Hund und Halter
+ man hat den Hund immer im Blick
+ E-Antrieb lässt Hundegewicht vergessen
+ lange Strecken sind kein Problem
+ bei jeder Witterung nutzbar (mit Regendeck)
- hoher Preis
- braucht viel Platz zum Abstellen
Riese & Müller Loader, 6.000 bis 8.000 € ( je nach Ausstattung)
3 www.r-m.de
www.derhund.de 41
Mensch & Hund
ABGEFAHRENE
GESCHICHTE(N)
Über die Jahrtausende hat die Verbindung von Mensch und Hund viele
unterschiedliche Gestalten angenommen. Staunen Sie mit uns über diese
herzzerreißenden, überraschenden und absurden Details.
Text: Lena Schwarz
Foto: Tom Aleto (Ilhuicamina)/Wikimedia Commons
Hunde haben in der Folklore und Mythologie der Völker Mesoamerikas wichtige
Rollen eingenommen. So glaubten manche Menschen, dass Hunde die Toten in
die Unterwelt führen. Für die tatsächlichen Hunde ging es oft weniger spirituell
zu: Sie waren Bewacher, Begleiter, dienten als Opfergaben und manchmal auch
als Nahrungsmittel. Als Überbleibsel existieren noch heute Keramik-Skulpturen
von kleinen, pummeligen Hunden, die als Grabbeigaben dienten. Sie werden
„Colima-Hunde“ genannt, da sie am häufigsten in Gräbern gefunden werden, die
sich im heutigen mexikanischen Bundesstaat Colima befinden.
Der heute ausgestorbene „Turnspit
Dog“ oder „Kitchen Dog“
wurde bis ins 19. Jahrhundert
hinein dafür gezüchtet, über eine
Tretmühle einen Bratenspieß zu
drehen, damit das Fleisch gleichmäßig
durchgarte. Dabei durfte
dieser kleine Hundetyp natürlich
keine Angst vor dem nahen Feuer
haben und sich auch keine Bissen
genehmigen. In einem walisischen
Museum ist Whiskey, der
letzte verbliebene Bratenspießdrehhund,
als ausgestopftes Ausstellungsstück
zu sehen.
Im viktorianischen London verdienten
manche Menschen Geld
damit, Hundekot von den Straßen
zu kratzen. Gerbereien nutzten
das gesammelte „Pure“ in der
Lederproduktion. Für einen Eimer
bekamen die sogenannten „Pure
Finders“ acht bis zehn Pennies.
In Kriegen waren Hunde schon mit den unterschiedlichsten Aufgaben unterwegs.
Die wohl schlimmste: Als Panzerabwehrhunde oder Hundeminen sollten
sie Sprengstoff unter die Panzer des Feindes transportieren, um diese außer
Gefecht zu setzen. So, wie sich das unter anderem die sowjetischen Streitkräfte
im zweiten Weltkrieg gedacht hatten, klappte es aber nicht. Die Hunde bekamen
im Gefecht Angst, kamen nicht in die Nähe der Panzer oder wurden erschossen.
Einige rannten zu denen zurück, die sie losgeschickt hatten, wo die Spreng ladung
explodierte und Hund wie Mensch umbrachte.
42 Der Hund 08/2020
Mensch & Hund
Am alten chinesischen Kaiserhof trugen die Angehörigen
der Herrscherfamilie als Schutzmaßnahme kleine
Pekingesen in ihren weiten Ärmeln. Diese wehrhaften
„Ärmel-Hunde“ kamen zum Vorschein, wenn ihre Träger
sich bedroht fühlten. Die Hunde bekamen als Welpen
Reiswein, der ihr Wachstum hemmen sollte.
In den 1930ern und bis zum Ende des zweiten Weltkriegs
sollen an der „Tiersprechschule Asra“ im thüringischen
Leutenberg Hunde trainiert worden sein. Hunden
ebenso wie Pferden wurde damals nachgesagt, dass sie
lesen und sich mithilfe von Klopfbewegungen der Füße
mitteilen könnten. Laut dem schwedischen Wissenschaftler
und Autor Jan Bondeson soll Hitler führenden
SS-Leuten empfohlen haben, „sich die Tiersprechschule
anzuschauen und herauszufinden, ob man die Kommunikationstechniken
für den Krieg nutzen könnte.“
Die Treue von Hunden war schon vor tausenden Jahren
bekannt. In der Odyssee erzählt Homer von Argos, dem
Hund des Odysseus. Als dieser nach zwanzig Jahren
Krieg und Irrfahrten verkleidet in den heimischen Palast
zurückkehrt, um zu prüfen, wer ihm die Treue gehalten
hat, begegnet ihm als einer der ersten sein Hund: alt,
missachtet und auf einem Misthaufen liegend. Argos
Lebensspanne wurde durch den Willen, seinen Herrn
Das alte Ägypten verbinden viele mit einer großen
Katzenliebe. Aber Hunde waren ebenfalls sehr beliebt
– als Jagdhelfer und Haustiere. Die Vierbeiner bekamen
sogar Menschennamen. Das Wort für Hund, „iu“, war
eine lautmalerische Umschreibung des Bellgeräuschs.
wiederzusehen, übernatürlich verlängert und nachdem
er Odysseus erkennt, stirbt der Hund. Odysseus und
Argos dienten sogar als Motiv einer Münze: Sie sind auf
einem kleinen römischen Silberdenar aus dem Jahr 82
vor Christus zu sehen.
Zecken machten Hunden schon vor tausenden Jahren
zu schaffen. Aristoteles erwähnte die Krabbler in seinem
zoologischen Werk „Historia animalium“, das im
Jahr 335 vor Christus entstand, als „Hundezerstörer“
(kunorhaistès). Weniger richtig lag er allerdings mit der
Wilhelm der Eroberer ordnete
Aussage, dass Zecken spontan aus Gras entstehen.
an, dass allen Hunden, die in
und an seinen Wäldern lebten
und nicht ihm gehörten, Krallen
entfernt werden. Diese Verstümmelung
Hunde sind auch Teil der Filmgeschichte. Drei berühmte Charaktere wurden bisher
sollte sicherstel
len, dass die Hunde zu langsam
für die Jagd waren, aber ihren
Menschen noch als Wachhunde
dienen konnten.
mit einem Stern auf dem Walk of Fame in Kalifornien ausgezeichnet: Collie
Lassie, die in den Filmen von mehreren Rüden gespielt wurde, und die Schäferhunde
Rin Tin Tin und Strongheart. Letzterer war wohl der erste Hunde-Filmstar,
hieß vor seiner Zeit im Rampenlicht Etzel von Oeringen und war ursprünglich in
Deutschland als Polizeihund ausgebildet worden.
Foto: shockfactor.de/stock.adobe
Straßenhündin Laika wurde 1957 an Bord von Sputnik 2 in den Weltraum geschossen. Die extrem strapaziöse Reise überlebte die
Hündin nur kurz: Wenige Stunden nach dem Start starb sie an Stress und der Überhitzung des Flugkörpers. Es war nie geplant,
dass Laika lebend zur Erde zurückkehrt, denn der Satellit war nicht dafür ausgestattet, den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre
zu überstehen.
www.derhund.de 43
Mensch & Hund
Hilfe!
Wer geht jetzt
mit meinem
Hund Gassi?!
Hundetagesstätte, Gassigehservice oder der Nachbar von nebenan –
die richtige Betreuungsform zu finden, wenn der Hund fremdbetreut werden muss,
ist gar nicht so leicht. Unsere Autorin Manuela Lieflaender schildert,
welche Erfahrungen sie machte und wie sie ihre Lösung fand.
44 Der Hund 08/2020
Kleinspitz Samy und Aussie-Hündin Hailey waren noch nie von anderen
Personen betreut worden. Auch für sie bedeutete das neue Lernerfahrungen.
Foto: Manuela Lieflaender
Nach zwanzig Jahren Selbstständigkeit
in das Angestelltendasein
zu wechseln
heißt: Wohin jetzt mit den
Hunden? Für den Arbeitgeber
ist die Mitnahme der Fellnasen keine
Option. Ich brauche also auf jeden Fall
eine Betreuung. Meine Anforderungen
sind hoch, denn sowohl Kleinspitz Samy
als auch Australian Shepherd Hündin
Hailey kennen es nicht, von fremden
Menschen betreut zu werden. Bis auf eine
Ausnahme, als ich überlegte, einmal in
die USA zu fliegen.
Die Hunde sollten derweil Urlaub in
einer Hundepension machen, die auch
schnell gefunden war. Zwei andere Hunde
liefen bereits auf dem gepflegten Gelände.
Während Hailey und Samy den Platz
erkundeten, wurden diese in einen anderen
Bereich gebracht. Die Nacht sollten
die Tiere in großen Einzel-Boxen in einem
großen Schuppen verbringen. Natürlich
könne man auch seine eigene Box mitbringen.
Auf meinen skeptischen Blick hin
erwiderte der Betreiber, das sei kein Problem
für sie, schließlich würden sie nachts
schlafen. Ich dachte nur: Ja, aber normalerweise
nicht ohne Familienanschluss.
Für jeweils eine Stunde an zwei darauffolgenden
Samstagen probierte ich trotzdem,
wie die Hunde überhaupt auf meine
Abwesenheit und die fremde Umgebung
reagieren. Beim ersten Mal erfüllte der
Kleinspitz meine Erwartungen, in dem er
sich lautstark darüber beschwerte, dass
ich das Gelände verließ. Er ist halt ein Ein
Personen-Hund. Mir zerriss es das Herz.
Hailey machte ihre Sache dafür zunächst
gut, sie blieb entspannt.
Am zweiten Test-Samstag änderte
sich das dramatisch: Der Pensionsbetreiber
erklärte, die Hündin habe mit eingeklemmter
Rute und zitternd in der Ecke
gestanden und der Rüde habe permanent
gebellt. Damit war das Thema erledigt
und die USA-Reise gestrichen. Und jetzt
die gleiche Aktion noch mal und wieder
nach einem Betreuungsangebot Ausschau
halten? Puh …
Nicht jeder wird gleich
gern betreut
Zunächst recherchiere ich im Internet
Hundetagesstätten. Dabei stoße ich auf
Canidos mit Sitz in Dortmund und Gelsenkirchen.
Neben der Hundetagesstätte wird
www.derhund.de 45
Foto: Manuela Lieflaender
Beim eigenen Menschen zu sein, ist immer am Schönsten. Aber es ist sinnvoll und
praktisch, wenn die Vierbeiner auch mit anderen Betreuungspersonen zurechtkommen.
machen lassen“, sagt der Hundetrainer.
„Der Umstand, dass ein Mensch Vollzeit
arbeiten muss, bedeutet ja erst mal nicht,
dass das ein Problem für den Hund ist.
Viel wichtiger ist doch, was in der Zeit passiert,
in der der Mensch zu Hause ist und
die Möglichkeit hat, sich mit dem Tier zu
beschäftigen. Meine Empfehlung lautet
daher, früher aufzustehen, weniger Zeit
in den sozialen Netzwerken zu verbringen
und die damit gewonnene freie Zeit
dafür zu nutzen, dass der Hund genügend
Ansprache und Auslastung hat.“ Für die
Zeit, die der Vierbeiner alleine ist, kann
laut Mronzinski auch ein Zwinger eine
Lösung sein. Moment, Zwingerhaltung?
Ja, genau. „Der Hund hat die Möglichkeit,
seine Umwelt wahrzunehmen, frische Luft
zu atmen und kann sich lösen, wenn ihm
danach ist. Er kann sich den ganzen Tag
mit einem frischen Pansen beschäftigen,
ohne, dass ich danach den Wohnzimmerteppich
entsorgen muss.“
auch eine Pension, Verhaltenspsychologie
und Hundeschule angeboten. Für mich
ist die Qualifikation ein wichtiges Kriterium
und damit meine ich nicht einfach
nur den Sachkundenachweis. Mir geht es
darum, dass der Hundebetreuer sowohl
viel Erfahrung in der Einschätzung von
Hundeverhalten mitbringt, als auch über
kynologisches Wissen verfügt und dieses
richtig einzusetzen weiß.
In den meisten Fällen werde ich nicht
sehen können, wie mit meinen Hunden
umgegangen wird. Auf der Canidos-Website
findet sich hingegen eine Live-Webcam,
die zumindest einen Teil des Geländes
zeigt, auf dem sich die Hunde bewegen.
Als ich Geschäftsführer Ralph Brandt
von meinen Erfahrungen mit der Hundepension
berichte, erklärt er: „Das läuft bei
uns ganz anders. Als erstes geben wir den
Probehunden die Zeit, die sie brauchen.
Das kann individuell sehr unterschiedlich
sein.“ Und weiter: „Der eine kommt rein,
findet alles super und spielt gleich los.
Andere halten sich erst zurück und beobachten
alles von der Seite. Wenn sich die
erste Aufregung gelegt hat, versuchen wir,
die Hunde zum Mitmachen zu animieren.
Man kann aber nichts erzwingen. Manche
brauchen einfach mehr Zeit als andere.
Auch mehrere Eingewöhnungstage sind
nicht selten. Allerdings ist die Großgruppenhaltung,
so wie wir es betreiben,
auch nicht etwas für jeden Hund. Einige
Probehunde lehnen wir auch ab, weil sie
Stress verbreiten, übermäßig bellen oder
nur raus wollen.“
Tagesstätten für Hunde
gibt’s nicht überall
Hundetagesstätten boomen in deutschen
Großstädten. Kein Wunder, gibt es doch
mehr als 10 Millionen Hunde in Deutschland.
Nach der Katze ist der Canis lupus
familiaris damit das zweitbeliebteste
Haustier der Deutschen. Das Wie und ob
sich die Tiere wohlfühlen, wird in vielen
Internetforen aufopfernd diskutiert.
Darunter auch die Frage, ob man überhaupt
Vollzeit arbeiten und gleichzeitig
Hundehalter sein kann. Hundeexperte
Normen Mrozinski kann das nicht nachvollziehen
und macht mir Mut: „Zunächst
einmal sollte man sich nicht verrückt
Hundesitter statt Zwinger
Klar, ein großer Zwinger mit Hütte und
großem Auslauf kann im ländlichen
Raum, wo es ohnehin nicht viele Betreuungsangebote
für Hunde gibt, eine Option
sein – zumindest für denjenigen, der die
Möglichkeit hat, sich eine solche Anlage
aufs Grundstück zu bauen. Die habe ich
leider nicht, also zurück ins Internet. Das
Portal „Leinentausch“ wirbt mit Hundebetreuung
in Privathaushalten. Das soll ganz
easy funktionieren. Man meldet sich an,
erstellt ein Profil und gibt darin wichtige
Infos zu seinem Hund. Im nächsten
Schritt kann ich mir anschauen, welche
Hunde sitter in meiner Region ihre Dienste
anbieten und meinen Wunsch-Hundesitter
eine Kontaktanfrage stellen. Wenn
dieser sich die Betreuung meiner Hunde
zutraut, können wir uns treffen und
gegenseitig beschnuppern. Passt es, läuft
die Bezahlung über Leinentausch. Wenn
ich will, kann ich auch noch zwischen
zwei Rundum-Sorglos-Paketen wählen,
durch die meine Hunde dann haftpflichtversichert
sind und sogar der Tierarzt mit
abgedeckt wird.
46 Der Hund 08/2020
Grundsätzlich finde ich die Idee, einen
Dogwalker zu engagieren, gut, auch
wenn sich aus meiner Region bei Leinentausch
niemand registriert hat. Aber
diese Option kommt wahrscheinlich nur
für total unkomplizierte Hunde infrage
und nicht für solche, die alles fressen,
was sie nicht sollen (Hailey) und andere
Hunde hassen (Samy), oder? Ich hole mir
Tipps vom Profi und frage bei Vivien
Buckendahl nach. Sie ist selbst seit vielen
Jahren Dogwalkerin im Raum Hamburg
und bildet in diesem Bereich aus. „Offenheit
ist das A und O“, erklärt sie, „drücke
dem Betreuer gegenüber deine Bedenken
aus, dabei ist es egal, ob es sich um
das Fressen von Unrat oder um anderes
mutmaßlich unerwünschtes Verhalten
Erziehungsmethoden vertritt. „Hier gibt
es kein richtig oder falsch, wichtig ist,
dass es sich für dich stimmig anfühlt
und die Betreuungsform für deinen
Hund passt. Achte darauf, was deinem
Hund gut tut.“
Fremdbetreuung will
gelernt sein
Eines wird mir nach all diesen Recherchen,
Tests und Gesprächen klar: Den
richtigen Betreuer zu finden, braucht Zeit.
Und es gibt keine Garantie, dass es diesen
überhaupt gibt. Denn es ist gar nicht mal
so selten, dass sich Hunde nicht fremdbetreuen
lassen. Vor allem dann nicht,
wenn sie es im Prinzip nie gelernt haben.
Das ist ein Punkt, den ich beim nächsten
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DICH LIEBT
Die richtige Betreuung
zu finden, erfordert Zeit
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Frag
Kosmos
— Ulrike Seumel, Trainerin für
Menschen mit Hund und online
sehr gefragte Expertin, erklärt,
wie die Arbeit mit Markersignalen
funktioniert und wie man sie im
Alltag mit Hunden anwendet
wie Aggression gegenüber Artgenossen,
Jagdverhalten oder einfach um einen
noch ungestümen Junghund handelt.
Gemeinsam könnt ihr schauen, ob es
eine Lösung gibt. In einer Betreuung können
durchaus auch ein bis zwei Hunde
mitlaufen, die etwas mehr Aufmerksamkeit
beanspruchen, ohne dass die Betreuungsperson
die restliche Gruppe aus den
Augen verliert. Ob sie das leisten kann
und möchte, muss aber jede Betreuerin
oder Dogwalkerin für sich entscheiden
und sollte dir dann eine ehrliche
Rückmeldung geben.“ Beim ersten Kennenlerntermin
sei es außerdem ratsam,
im Gespräch zu schauen, ob man die
gleiche Philosophie und die gleichen
Hund auf jeden Fall anders machen
werde. Aber jetzt geht es erst mal darum,
eine gute Übergangslösung zu finden.
Ein Nachbar ist denkbar, vielleicht ein
Gassigeh-Kumpel oder man macht sich
die Mühe und erstellt eine große Whats
App-Gruppe mit allen Hundebesitzern
im Viertel. So kommen ganz beiläufig
auch noch viele neue Kontakte zustande.
Während ich darüber sinniere, klingelt es
an der Tür. Beide Hunde springen begeistert
auf. Meine Mutter kommt zu Besuch.
Als ich ihr von meiner Idee, eine Whats
App-Gruppe zu gründen, erzähle, ist sie
begeistert und bekommt selbst Lust auf
neue Kontakte. Die Hundebetreuung ist
erst mal gesichert, gottseidank. =
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PETFLUENCER
PERS NLICH
3 Fragen an Svenja von @herzenshuendinnen
Fotos: @herzenshuendinnen (2)
Mensch & Hund
Kaum ein Hundepaar in den sozialen Medien ist harmonischer
als das der beiden Mädels von Svenja. der Hund verrät sie
exklusiv, wie die beiden Australian Sheperd-Mischlinge
den Weg zu ihr fanden und warum alles so gut funktioniert.
Redaktion: Veronika Rothe
1. Was bedeutet es für dich, Petfluencer zu sein?
Ich muss immer schmunzeln, wenn ich den Begriff „Petfluencer“
höre. Dennoch ist mir bewusst, dass ich mit der Reichweite unseres
Instagram-Accounts auch eine gewisse Verantwortung habe.
Die Follower vertrauen auf meine persönliche Meinung, kaufen
Produkte auf meine Empfehlung hin oder wenden meine Tipps
in der Hundeerziehung an. Dass Blue und Sky inzwischen so viele
Follower haben, ist für mich immer noch vollkommen surreal. Als
ich unseren Account (damals noch allein für Blue) aus Freude an
der Fotografie und am Schreiben im Dezember 2017 eröffnet habe,
hätte ich nie damit gerechnet, dass irgendwann einmal so viele
Menschen unser gemeinsames Leben verfolgen. Ein Geheimnis
gibt es nicht. Ich habe von Beginn an einfach ganz ehrlich und
offen das gezeigt, was mir gerade so in den Kopf kam.
Das Wichtigste: Spaß an Instagram haben, authentisch sein
(nicht umsonst gibt es bei uns auch etliche lustige Schnappschüsse
zu sehen) und regelmäßiger Austausch mit der Community.
2. Wie kamst du zu zwei Beagle-Aussie Mischlingen?
Mein Freund und ich wollten irgendwann einen gemeinsamen
Hund haben. Wir haben uns damals im Internet und in Büchern
über Hunderassen informiert und uns für einen Australian
Shepherd entschieden. Als dann in unserer Familie kleine
Mischlings welpen aus Australian Shepherd und Beagle geboren
wurden, war es um uns geschehen. Eigentlich wollten wir zu dem
Zeitpunkt noch gar keinen Hund und eigentlich wollten wir die
Welpen ja auch „nur mal anschauen“. Aber wir haben uns direkt in
ein kleines Mädchen verliebt, das sich schon beim ersten Besuch
bei uns tief in den Arm kuschelte und direkt einschlummerte. Nach
einigem Hin und Her haben wir uns dafür entschieden, die kleine
Maus bei uns aufzunehmen. Und es war die richtige Entscheidung.
Mit Blue haben wir eine Hündin, die daheim unfassbar ruhig und
entspannt ist und den Großteil der Zeit schläft, sich aber auch
riesig freut, wenn sie draußen mal richtig Gas geben kann.
Als dann wieder Mischlingswelpen geboren wurden, woll ten
wir eigentlich wieder „nur mal gucken“. Ähnlich wie bei Blue
damals haben wir uns ziemlich schnell in ein kleines Welpenmädchen
verliebt, das uns nicht mehr losgelassen hat. Die Kleine
war vom ersten Tag an Blue sehr ähnlich. Nachdem Blue dann
die kleinen Welpen einige Wochen später kennengelernt hat und
zwischen ihr und dem besagten Welpenmädchen direkt eine ganz
besondere Bindung entstand, konnten wir gar nicht mehr nein
sagen. Blue und Sky lieben sich über alles, kuscheln, spielen und
genießen die Zeit zusammen. Ein größeres Geschenk hätte es für
uns alle nicht geben können!
3. Was rätst du Welpenbesitzern?
Neuen Welpenbesitzern gebe ich mit auf den Weg, sich nicht
allzu viel Stress zu machen und die Zeit mit dem Welpen auf
sich zukommen zu lassen. Eines kann ich aus unserer Erfahrung
heraus versprechen: Es wird ganz bestimmt Situationen geben,
in denen etwas nicht so läuft wie geplant – denn kein Welpe ist
wie der andere! Aber auch für ungeahnte Probleme gibt es immer
eine Lösung, die dann eben in der Situation genau die richtige ist
und sich in den seltensten Fällen durchplanen oder vorhersagen
lässt. Gerade am Anfang sind außerdem Ruhe und Geduld ganz
besonders wichtig. Es gibt wenig, was die Bindung zu dem
kleinen Welpen mehr stärkt, als viel zu kuscheln (sofern der Welpe
möchte) und gemeinsam neue Situationen drinnen und draußen
zu erkunden. Und ansonsten: Genießt die Zeit mit eurer kleinen
Fellnase! Denn auch diese Zeit ist, wie so oft im Leben, leider viel
zu schnell schon wieder vorbei ... =
Name:
Wohnort:
Beruf:
Svenja Alstede
Borken (NRW)
Beamtin im öffentlichen Dienst
Hunde: Aussie-Beagle-Mixe Blue (3) und Sky (1)
Follower: > 44.000
3 @herzenshuendinnen
3 www.herzenshuendinnen.de
www.derhund.de 49
Tierschutz
Foto: Vanessa Klisa, pfotegrafiert.de
Frauke Loup mit zwei ihrer drei Hunde,
Sparky (links, ehemaliger SinL-Hund) und Fly.
Hilfe für schwere
Jungs und Mädels
Vehementes Verteidigen von Ressourcen, ausgeprägtes Beutefangverhalten,
Beißvorfälle – landen schwierige Hunde im Tierheim, ist das für viele erst
einmal die Endstation. Häufig fehlen die Zeit und Möglichkeiten, intensiv mit
den Vierbeinern zu arbeiten und sie auf ein neues Zuhause vorzubereiten.
Genau solchen „unvermittelbaren“ Hunden helfen Projekt-Leiterin
Perdita Lübbe-Scheuermann und ihr Team mit „Start ins – neue – Leben“ (SinL).
Wir haben mit Hundetrainerin Frauke Loup über
das Projekt und seine Herausforderungen gesprochen.
Das Interview führte Lena Schwarz
Wie viele SinL-Hunde betreut ihr momentan im Tierheim
Viernheim und wie viele Menschen arbeiten im Projekt mit?
Im Projekt arbeiten acht Personen mit – Tierheimmitarbeiter, die
im Umgang mit schwierigen Hunden ausgesprochen gut geschult
sind und außerdem Trainer der Hunde-Akademie Perdita Lübbe
(3 www.hundeakademie.de). Im Tierheim Viernheim kümmern
wir uns zurzeit um circa 20 sogenannte SinL-Hunde. Auf
Pflegestellen befinden sich sechs SinL-Hunde. Zu den SinL-Hunden
im Tierheim gehört zum Beispiel der Herdenschutzhund Kambe. Er
war ursprünglich für ein paar Tage bei einer Frau, die ihn von einer
50 Der Hund 08/2020
Tierschutz
Tierschutzorganisation aus dem Ausland übernommen hatte.
Kambe lief keine Treppen, das war einer der Gründe, weshalb
er weg musste. Im Tierheim stellte sich heraus, dass er sehr
wachsam ist und Territorialverhalten an den Tag legt. Außerdem
reagiert er aus dem Selbstschutz heraus, und zwar, wenn fremde
Menschen ihn anfassen wollen. Labrador Melgarve kommt aus
einer Familie. Er verteidigt Futter und das wurde mit einem
Kleinkind in der Wohnung zu gefährlich. Malinois Byongo kommt
aus einem anderen Tierheim, wo ihm kein Maulkorb aufgesetzt
werden konnte. Dieser ist allerdings notwendig, denn Byongo
geht bei Begegnungen mit fremden Menschen nach vorne und es
kann beim Anfassen und bei Untersuchungen passieren, dass er
beißt. Er verteidigt außerdem Ressourcen. Mischlingshündin Mbiri
hat in ihrem früheren Zuhause einen Welpen totgebissen und
Euthanasie stand zur Debatte. Sie wurde dann aber im Tierheim
abgegeben. Rüde Dzedze kommt aus einem anderen Tierheim.
Er war dort gelandet, weil er zu schwierig wurde und wäre fast
eingeschläfert worden, weil er eine Mitarbeiterin beim Geschirr-
Anziehen gebissen hatte.
Was passiert, wenn die Hunde zu euch kommen?
Jeder Hund wird zu Beginn gründlich tierärztlich untersucht. Es
wird ein großes Blutbild gemacht und die Hunde werden geröntgt.
Ganz gleich, ob der Hund aus einem anderen Tierheim stammt
oder ob es sich um einen Fund- oder Abgabehund handelt: Es ist
notwendig, den jeweiligen Hund gut und schnell einschätzen zu
können, um zu wissen, welche Charaktereigenschaften er hat.
Beobachtungsgabe ist gefragt, um Tendenzen des Hundes zu
sehen. Das Erkennen von Hunden ist für uns das A und O. Daher
führen wir Verhaltenstest durch, um für uns Informationen zu
erhalten, um einen Info-Text für die Website erstellen und um
Interessenten ausführlich beraten zu können.
Euch ist es wichtig, den Hunden die Chance geben, zu wachsen –
was beinhaltet das für euch?
Leider ist es gang und gäbe, dass schwierige Hunde abgestempelt
werden und teilweise sogar abgeschottet leben. Es passiert
nicht selten, dass Hunde, die „Spezialeffekte“ aufweisen, auf
ihre Verhaltensproblematik reduziert werden. Dabei wird
meist übersehen, was in ihnen steckt. Wir heißen die Hunde
willkommen. Wir mögen sie, wir bauen Vertrauen auf, wir geben
Nähe, wir schenken Respekt, wir fordern umgekehrt Respekt – im
Sinne von Achtung –, wir lassen nicht zu, dass sie uns „benutzen“,
also zum Beispiel bedrängen. Wir geben Sicherheit, Schutz
und Halt. Und wir ermöglichen den Hunden kopfmäßige und
körperliche Auslastung – sei es Gegenstandssuche, Schwimmen,
Mantrailing oder auch am Fahrrad laufen.
Welche Anforderungen an das Team sind damit verbunden?
Wir integrieren die Neulinge von Anbeginn in die alltäglichen
Abläufe. Sie erhalten Sozialkontakte zu Menschen und Hunden.
Unser Team arbeitet dabei eng zusammen, denn der Umgang mit
den schweren Fällen ist nicht ungefährlich. In der Anfangszeit
sind wir beispielsweise mindestens zu zweit, wenn wir mit einem
schwierigen Kandidaten zu tun haben. Man darf nicht nachlässig
werden, was Sicherheitsvorkehrungen anbelangt.
Einige der schwierigen Hunde kommen direkt mit Maulkorb.
Sie behalten ihn die ersten Tage auf und wir trainieren, einen
zweiten Maulkorb darüber zu ziehen, denn ohne dieses wichtige
Hilfsmittel können die Hunde nicht gehändelt werden. Wir gehen
Hündin Chava traut sich mit Tierheim-Mitarbeiterin
Alisa Bender aufs Trampolin im großen Auslauf.
Foto: Elmar Biel
www.derhund.de 51
Tierschutz
mit den Hunden raus, sie erhalten Strukturen und Orientierung
und wir bauen Vertrauen auf. Wenn das Gefühl ein gutes ist, wird
der Maulkorb situativ abgezogen, aber er wird beim Herausholen
des Hundes wieder aufgesetzt, denn es hat niemand etwas davon,
wenn ein Mensch verletzt wird.
es eine besondere Herausforderung, sich dort hinaufzutrauen
und den wackeligen Untergrund zu betreten. Es ist eine von
vielen Situationen, die die Hunde zu Beginn mit dem Menschen
gemeinsam bewältigen und aus denen heraus sie Vertrauen zu
ihren Bezugspersonen aufbauen.
Ihr vergesellschaftet die SinL-Hunde und bringt sie tagsüber
teilweise in einer größeren Gruppe zusammen. Wie geht ihr vor
und warum ist das so wichtig?
Wir schauen bei einem Neuankömmling zunächst nach einem
WG-Partner, mit dem er zusammenwohnen kann. Wir möchten,
wenn es möglich ist, keinen Hund allein halten. Die Kontakte zu
Artgenossen sind deshalb so wichtig, weil es sich bei Hunden
um höchst soziale Lebewesen handelt. Gerade die schwierigen
Hunde warten oft lange auf ein passendes Zuhause. Diese Zeit
sollen sie lieber zu zweit als allein verbringen. Sie setzen sich mit
ihrem Gegenüber auseinander, sie toben miteinander, zoffen sich
auch mal, liegen manchmal beieinander. All das ist wichtig für
die Hunde und Tausend Mal besser als isoliert zu sein. Außerdem
schauen wir uns an, wie sich die Hunde in unserer großen Gruppe
verhalten. Das dient zum einen der Auslastung, zum anderen
können wir noch mehr Informationen über den jeweiligen Hund
sammeln. Einige Hunde sind täglich in der großen Gruppe dabei,
für manche sind eher Zweier-Konstellationen sinnvoll. Einzelne
nehmen wir ausschließlich unter Aufsicht mit in die Gruppe.
In eurem Auslauf steht ein großes Trampolin. Wozu?
Die Ausläufe sollen Abwechslung bieten – das ermöglicht
zum Beispiel dieses Trampolin. Die Hunde nutzen es gern als
Aussichtsplattform oder zum Herumtoben. Für Neuzugänge ist
Die SinL-Hunde tragen neuerdings fast alle Namen aus der
Bantusprache Shangaan. Weshalb?
Seit Jahren reisen Perdita Lübbe-Scheuermann und ihr Mann
regelmäßig nach (Süd-)Afrika. Daraus entstand ihr erstes
Tierschutzprojekt „Rettet das Nashorn“. Sie entwickelten darüber
hinaus eine Leidenschaft für den Kontinent, die Menschen und die
Kultur. Shangaan wird in Teilen Südafrikas gesprochen, daher lag
es nahe, bei der Namensgebung in diese Richtung zu schauen. Ein
Malinois heißt zum Beispiel Majengelane (Maschingalaan). Das
bedeutet „security“ und das ist er wahrlich. Mbiri bedeutet „zweite
Chance“ und Kambe „Neuanfang“. Unsere Hunde heißen nicht
nur – sie leben ihre Namen und das ist uns wichtig.
Ihr habt schon mehr als 50 Hunde aus eurem Projekt vermittelt, an
Menschen mit Hundeerfahrung. Was bedeutet dieses Wort für euch?
Hundeerfahrung haben bedeutet für uns vor allem, gut die
Körpersprache und das Ausdrucksverhalten von Hunden
erkennen und einordnen zu können. Letztendlich ist jedoch nicht
das theoretische Wissen, sondern die praktische Umsetzung
das Entscheidende. Es kommen Menschen infrage, die nicht nur
reden, sondern die vor allem durch ihre Handlungen zeigen,
dass sie einen schwierigen Hund führen können bzw. sich dabei
von uns unterstützen lassen. Jemand, „der schon immer Hunde
hatte“, kann geeignet sein, muss aber nicht. Wer dem Hund erst
Foto: Elmar Biel (2)
Im Auslauf kann das Team die Hunde gut beobachten und die Vierbeiner,
die Menschen weniger aufgeschlossen gegenüberstehen, sehen,
dass andere Hunde neugierig auf sie zugehen und sich streicheln lassen.
52 Der Hund 08/2020
Tierschutz
Die SinL-Hunde sind im Tierheim Viernheim untergebracht.
Foto: Silke Giesing
Mit jedem Hund im Projekt wird je nach seinen „Spezialeffekten“
trainiert. Hier üben die langjährige Tierheim-Mitarbeiterin
Nicole Tomera und Bundesfreiwilligendienstleistender
Niklas mit Malinois Byongo eine Begrüßungssituation.
einmal zeigen will, wo der Hammer hängt, passt ganz sicher
nicht, genauso wenig, wie Menschen, die den Hund „erst einmal
über Wochen ankommen“ und ihn selber entscheiden lassen
möchten, was er möchte oder nicht. Das wäre kontraproduktiv.
Es braucht ein ruhiges, souveränes Auftreten, ein gutes Standing
und es gehört die Kunst dazu, Dinge nicht persönlich zu nehmen.
Außerdem ist ein sehr verantwortungsvolles Handeln vonnöten.
In ganz Deutschland gibt es viele weitere schwierige
Tierheimhunde, die kaum eine Chance auf Vermittlung haben. Alle
könnt ihr nicht aufnehmen. Was ratet ihr Hilfesuchenden?
Wenn sich Hundehalter melden, die einen problematischen
Hund haben, dann empfehlen wir, dass sie sich professionelle
Unterstützung suchen und mit dem Hund arbeiten. Im besten
Fall kann der Hund in seinem Zuhause bleiben. Die Hundeschule,
die aufgesucht wird, sollte im Umgang mit solch schwierigen
Kandidaten erfahren sein. Es darf nicht herumprobiert werden,
sondern es braucht ausgesprochen kompetente Unterstützung.
Wir weisen darauf hin, dass bei uns Intensivtrainings
durchgeführt werden. Das bedeutet, dass die Hundehalter mit
ihrem Hund über mehrere Tage kommen können und jeden Tag
zwei Trainingseinheiten stattfinden.
Auch Tierheime können sich von uns beraten lassen und
Trainingsstunden in Anspruch nehmen. Für Tierheimmitarbeiter
gibt es außerdem die Möglichkeit, sich fortzubilden und zu lernen,
zum Beispiel, wie man Einschätzungen durchführt, wie man mit
schwierigen Hunden umgeht und was bei Vergesellschaftungen
zu beachten ist. Wir bieten in Viernheim zum Beispiel immer
wieder entsprechende Seminare bzw. auch Schulterblicke an, bei
denen man uns beim Training begleiten kann.
Die intensive Arbeit mit den Hunden erfordert viel Zeit,
Feingefühl und ist sicher auch sehr kostenintensiv. Können euch
Hundefreunde unterstützen?
Die Betreuung der Hunde und das Training sind mit einigen
Kosten verbunden. Wir benötigen daher vor allem finanzielle
Unterstützung. Mehr denn je sind wir auf Spenden angewiesen,
um das Projekt am Laufen zu halten. Wir danken jedem, der hilft:
Animal Rescue – Tierrettung ohne Grenzen e. V.
„Start ins – neue – Leben“
Sparkasse Heidelberg
IBAN: DE59 6725 0020 0009 2924 20
BIC: SOLADES1HDB
www.derhund.de 53
Wenn das
Foto: methaphum/stock.adobe
Denken
schwächelt
Gesundheit & Ernährung
Längst ist erwiesen: Hunde können an seniler Demenz erkranken,
dem sogenannten „Hunde-Alzheimer“. Sie ist vergleichbar mit der
häufigsten Demenzerkrankung beim Menschen. Was dahinter steckt und
wie wir unseren Lieblingen helfen können, erklärt Barbara Wardeck-Mohr.
Nach der Entdeckung
der Alzheimererkrankung
beim Menschen
dauerte es nochmals
fast 100 Jahre, bis
die Veterinärmedizin
die Demenzerkrankung
auch bei Hunden erforschte und vor
etwa 20 Jahren zu behandeln begann. Sie
wird auch als Kognitives Dysfunktions-
Syndrom (CDS) bezeichnet. Statistisch
erkrankt etwa jeder vierte Hund zwischen
dem siebten und neunten Lebensjahr an
Demenz, wobei Hunde größerer Rassen
früher betroffen sind als mittelgroße
und kleine. Leider wird nach wie vor die
Erkrankung bei Hunden häufig erst in
einem fortgeschrittenen Stadium zu spät
oder gar nicht erkannt und bleibt in zahlreichen
Fällen unbehandelt.
krankhafte Leitsymptome der Demenzerkrankung
vom normalen Alterungsprozess
eines Hundes abzugrenzen.
Auch andere Erkrankungen können vergleichbare
Symptome hervorrufen, wie
etwa Beeinträchtigungen des Seh- oder
Hörvermögens. Klarheit kann nur eine
regelmäßige, genaue Diagnostik liefern.
Tierarzt Dr. med. vet. Volker Finkenauer
aus Armsheim in Rheinhessen erklärt:
„CDS ist kein Massenphänomen, die
Häufigkeit liegt aus meiner Sicht unter
fünf Prozent. In den mir bekannten Fällen
sind die betroffenen Hunde, unabhängig
vom Geschlecht, alle über zehn Jahren
alt, meist noch älter. Da das Gehirn –
wie jedes andere Organ – auch altert,
können Demenzsymptome mit körperlichen
Symptomen verwechselt werden
und umgekehrt.“
Betroffene Hunde können desorientiert,
abwesend oder unruhig sein, erklärt
der Veterinär und listet gängige Anzeichen
auf: „Gewohnte Wege oder Orte, wie
der Schlafplatz, werden nicht gefunden
oder der Hund steht längere Zeit mitten
im Raum, zum Beispiel orientierungslos
mit dem Kopf zur Wand. Ebenso können
Kontrollverlust beim Harn- bzw. Kotabsatz
vorkommen.“ Solche Situationen sind für
Hunde, die zuvor stubenrein waren, häufig
nicht leicht zu ertragen. „Die geistigen
Ausfälle wie Desorientierung und Nicht-
Erkennen sind nach meinem Dafürhalten
bei Demenz eindeutig, die motorischen
Ausfälle und Kontrollverluste können hingegen
auch körperlichen Ursprungs sein“,
sagt Dr. Finkenauer. „Da CDS eine Alterserkrankung
ist, kommen gleichzeitig auch
Veränderungen im Gehirn
Hauptmerkmale bei der Alzheimererkrankung
sind die sogenannten Alzheimer
Plaques. Das sind stark veränderte
Proteine, die sich an der Außenseite von
Nervenzellen ansammeln. Diese Ablagerungen
verhindern die reibungslose Informationsübertragung
im Gehirn, weshalb
es zu Übersetzungsfehlern kommt. Das
Gehirn ordnet Wahrnehmungen falsch
zu, Informationen werden bei ihrer Übertragung
im wahrsten Sinne des Wortes
versetzt. Das bedeutet: CDS führt zu dauerhaften
krankhaften Veränderungen im
Gehirn des Hundes.
Wird mein Hund nur älter
oder doch dement?
Die Schwierigkeit besteht vor allem darin,
Das kann auf Demenz hinweisen
„ Desorientiert-Sein, desorientiertes Herumwandern (Hauptleitsymptom)
„ Verändertes Interaktionsverhalten gegenüber bekannten Menschen und Tieren
„ Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus, wie vermehrtes Schlafbedürfnis
tagsüber, nachts unruhiger und kurzer Schlaf
„ Änderungen bei Aktivitäten, Vorlieben und im Gesamtverhalten
„ Verlernen von bekannten Zusammenhängen, wie an der falschen Türseite warten,
Fehleinschätzungen von Abständen und Größenverhältnissen
„ Ins-Leere-starren, sich im Garten oder Haus nicht mehr zurechtfinden
„ Den eigenen Besitzer nicht mehr erkennen
„ Reduziertes Interesse an Zuwendung
„ Geringes Interesse an Spielzeug, der Umwelt, an Kontaktaufnahme
„ Stimmungsschwankungen mit erhöhter Reizbarkeit
„ Unsauberkeit, Verlernen der Stubenreinheit, reduziertes Anzeigen, dass Urin oder
Kot abgesetzt werden müssen
„ Stereotypes Auf-und-ab-Laufen mit wenig zielgerichteten Aktivitäten
www.derhund.de 55
Gesundheit & Ernährung
Für den betroffenen Hund ist es
überaus wichtig, dass er schnellstmöglich
einen veränderten Tagesablauf mit
häufigen angepassten Reizsetzungen
und Abwechslung bekommt.
andere geriatrische Erkrankungen vor, wie
Gelenk-, Herz- und Nierenleiden.“ Nach
der Erfahrung des Tierarztes akzeptieren
viele Halter nachlassendes körperliches
Leistungsvermögen allerdings eher als die
Veränderungen, zu denen CDS führt.
Eine frühzeitige Diagnose
ist wichtig
Fehleinschätzungen solcher Beeinträchtigungen
führen manchmal dazu, dass
Hundehalter die Krankheit völlig verkennen
oder sogar meinen, ihr Hund sei
einfach „nur stur“, wenn er nicht mehr
wie gewohnt reagiert. Oft wird auch zu
lange mit einer Untersuchung gewartet,
wenn ein Verdacht besteht. Wer nach
dem Motto: „Das hat Zeit bis zur nächsten
Impfung!“ handelt, verpasst die Chance,
das Problem frühzeitig feststellen und
eine Behandlung einleiten zu lassen. Das
ist aber für die möglichst lange Erhaltung
der Lebensqualität des Hundes von entscheidender
Bedeutung.
Hinzu kommt, dass eine Demenzerkrankung
bei Hunden nicht einfach nebenbei
ohne konkrete Hinweise des Halters
festzustellen ist. Genaue Angaben zur
Symptomentwicklung über einen längeren
Zeitraum sind nötig. Ein gutes Instrument
ist ein mehrwöchiges Beobachtungstagebuch
mit zuverlässigen Angaben, das
Sie mit den Tierärzten besprechen können.
Die Auswertung ermöglicht eine bessere
Abgrenzung CDS-bedingter Beschwerden
zum normalen Älterwerden. Wenn
Beobachtungstagebuch für Hundehalter
ein Verdacht auf Demenz besteht, ist eine
monatliche Vorstellung beim Tierarzt zur
genauen Abklärung hilfreich.
„ Welches veränderte Verhalten zeigt Ihr Hund und seit wann?
Helfen, wenn der Hund
dement wird
Bei einer Alzheimer-Erkrankung dürfen
Hunden ausschließlich vom Tierarzt verordnete
Medikamente bekommen. Doch
„ Datum und Ausprägung der Veränderungen, z. B. leicht, mittel, stark
„ Häufigkeit: Zunahme, Abnahme
„ Besteht bereits ein sichtbarer Leidensdruck für den Hund?
„ Wann und in welchem Kontext zeigt der Hund die
genannten Verhaltensveränderungen?
„ Kommen weitere neue Veränderungen bzw. Symptome hinzu, wenn ja, welche?
„ Treten diese zunehmend häufiger und intensiver auf?
„ Hat ein Tierarzt andere medizinische Ursachen ausgeschlossen?
„ Wann wurde Ihr Hund zuletzt gründlich untersucht, z. B. Labor, Thorax?
„ Gibt es veränderte Lebensumstände für den Hund, z. B. Stress in der Familie?
56 Der Hund 08/2020
Exklusiv bei
DAS FUTTERHAUS
auch Zusatzpräparate wie Coenzym Q 10, L-Acetyl-Carnithin
oder Vitamin E werden empfohlen. „Es gibt keine hundertprozentige
Therapie. Ich versuche, analog zur Therapie beim
Menschen, dem Organismus mit geriatrischen oder durchblutungsfördernden
Stoffen – Gingko, Ginseng, Propentophyllin
– zu helfen. Als gezielte Prävention sind altersgerechte Ernährung
und Bewegung sicher sehr sinnvoll wie auch geistige
Anregungen“, erklärt Tierarzt Dr. Finkenauer.
Für den betroffenen Hund ist es überaus wichtig, dass er
schnellstmöglich einen veränderten Tagesablauf mit häufigen
angepassten Reizsetzungen und Abwechslung bekommt.
Dazu gehören kleinere Futtergaben über den Tag verteilt, kürzere,
aber häufigere Spaziergänge, vermehrte Ansprache und
Zuwendung, außerdem Fellpflege und vor allem auch Kopfarbeit.
All das wirkt sich günstig auf den Krankheitsverlauf aus,
wenngleich eine Heilung leider nicht möglich ist.
Mit viel Einfühlungsvermögen sollten Hundehalter ihrem
Dauerpatienten ein stabiles Umfeld mit Sicherheit und
Vertrauen schaffen. Studien beweisen, dass die Mehrzahl der
an Demenz erkrankten Hunde bei einer entsprechend guten
Versorgung keinesfalls eine verkürzte Lebenserwartung haben.
Je eher Sie also auf Vorzeichen reagieren, umso besser können
Sie Ihren Hund begleiten – und das Wissen auch an andere
Hundehalter weitergeben. =
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Bedürfnisse
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bei Hunden
„ Nachlassende Aktivitäten
„ Geringere Bewegung/ Bewegungsdrang
„ Geringere körperliche Belastbarkeit
„ Veränderungen bei Appetit und Körpergewicht
„ Verschleißerscheinungen an Gelenken,
Muskeln, Organen
„ Nachlassende Durchblutung von Organen,
auch Herz und Gehirn
„ Verlust der Stubenreinheit (Schließmuskel-Problem)
„ Verhaltensauffälligkeiten in
mannigfaltiger Ausprägung
„ Störungen des Verdauungsapparats
„ Linsentrübung
„ Graue Schnauze
„ Maulgeruch und Zahnerkrankungen
„ Bluthochruck und Übergewicht
„ Schilddrüsenerkrankung
„ Diabetes, Tumorerkrankung
NEU
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Gesundheit & Ernährung
SO HILFT HANF
Hinter der Abkürzung CBD, die immer häufiger bei Ergänzungsprodukten
für Hunde auftaucht, steckt eine Form des Cannabis. Dieses kommt in Hanf
vor und darf seit 2016 als therapeutische Unterstützung beim
Menschen eingesetzt werden. Wir erklären, was dahinter steckt.
Text: Susanne C. Steiger
Hanf ist seit Jahrhunderten
als Heilpflanze in Gebrauch.
Die Hanfpflanze enthält
rund 80 Wirkstoffe, viele
davon werden für Arzneimittel
genutzt. Marihuana und Haschisch,
die ebenfalls aus Hanf gewonnen werden,
beinflussen die Psyche. „Die Besonderheit
ist, dass die cannabinoiden Wirkstoffe
sich sowohl beim Mensch als auch bei
Tieren im Nervensystem an bestimmte
Rezeptoren andocken“, wie Dr. med. vet.
Julia-Rebecca Llewellyn von der Tier klinik
Ismaning erklärt. „Dieses sogenannte
endogene Cannabinoid-System ist ein
Teil des Nervensystems und existiert bei
allen Säugetieren. Die Rezeptoren sind
zum einen im Gehirn und zum anderen
in bestimmten Zellen des Immunsystems
sowie in den Knochenauf- und -abbauenden
Zellen zu finden. An diese Rezeptoren
bindet sich das CBD.
Das etwas andere Hanf-Öl
CBD ist die Kurzform von Cannabidiol,
einem der nützlichen Inhaltsstoffe der
Hanfpflanze. Im Unterschied zu THC enthält
es keine betäubenden oder berauschenden
Wirkstoffe. Dafür aber bewirkt es
beim Einsatz als unterstützende Therapie
positive Effekte bei einer Reihe von Erkrankungen.
Seit 2018 ist CBD-Öl der Tierärztin
als Ergänzungsmittel bekannt, das
bei Patienten positive Wirkungen zeigen
kann. Bisher gibt es vor allem in den USA
Studien, die den medizinischen Effekt des
Cannabidiols beim Menschen untersuchen.
Die Zulassung als Medikament ist dort auf
bestimmte Einsatz gebiete beschränkt und
nur bei ent sprechender Indikation erlaubt.
Doch dort, wie auch hier seit gut zwei Jahren,
wird CBD-Öl häufiger zur Anwendung
bei Hunden empfohlen. Dabei betont
Dr. Llewellyn: „Die Wirkstoffe eines CBD-
Öls finden wir nicht im handels üblichen
Hanföl. Das therapeutische Cannabis wird
speziell gewonnen und der Extrakt dann
mit anderen Ölen gemischt, um einen
medizinische Dosierung zu ermöglichen.“
Erste US amerikanische Studien belegen
den positiven Effekt bei der ergänzenden
Behandlung von Epilepsie bei Hunden.
„Was fehlt, ist eine eindeutige EU-weite
rechtliche Regelung und damit auch eine
Zulassung als medizinisches Produkt“, sagt
die Tierärztin. Das hindert Julia-Rebecca
Llewellyn nicht, die beobachteten positiven
Wirkungen bei verschiedensten Erkrankungen
zu berücksichtigen. So kommt
es vor, dass sie CBD-haltige Präparate bei
www.derhund.de 59
Gesundheit & Ernährung
Patienten anspricht, deren Hundehalter
gerne unterstützend unbedenkliche Mittel
geben wollen.
Hilfreich von Angst bis Tumor
Die Liste der Beschwerden, bei denen die
Hanfextrakte eingesetzt werden können,
ist recht umfangreich. Die Tierärztin zählt
unter anderem auf:
• Epilepsie
• Übelkeit
• Appetitlosigkeit
• Angstzustände
• Entzündungen
• Hauterkrankungen
• geschwächtes Immunsystem
• Schmerzen z. B. bei HD
oder Osteo-Artitis
• Arthrose
• IBD (chronische Darmentzündung)
• Krampfanfälle
• in der palliativen Tumortherapie
• in der Begleitung von Chemotherapie
Der große Vorteil bei CBD sei, dass es wenig
Nebenwirkungen habe. „Zwar klagen
Menschen vereinzelt über Kopfschmerzen
und Schwindel, dies ist bei Hunden aber
schwer zu erkennen.“ Eine Umstellung
kann es für den Darm sein, wenn Hunde
Öle nicht so gewöhnt sind. „Dann kann es
schon einmal zu Durchfall kommen. Aber
in der Regel ist die Menge ja so gering, dass
sich schnell eine Gewöhnungseffekt einstellt.“
Neben der direkten Gabe über das
Futter wirkt CBD-Öl auch über die Haut.
Gerade bei Hauterkrankungen könne das
Auftragen Hilfe bringen, erklärt sie weiter.
Natürlich ist die Anwendung immer nur
eine Empfehlung, denn Hundehalter müssen
dies von sich aus wollen. CBD ersetzt
in dem Sinne keine klassischen Medikamente,
das betont Dr. Llewellyn. So wird ein
Hund nie komplett schmerzfrei sein, wenn
CBD zur Linderung bei Hüft Dysplasie eingesetzt
wird. Dennoch schätzt sie die positiven
Effekte: „Bei Epilepsie beispielsweise
hat sich deutlich gezeigt, dass sowohl die
Anfallshäufigkeiten durch die Gabe von
CBD zurückgehen als auch der Bedarf an
Krampfanfalls-blockenden
Medikamenten,
sogenannten Antikonvulsiva, gesenkt
werden kann.“ Dies belegt eine Anfang
2019 veröffentlichte Studie der Cornell-
Universität, New York. Damit verbessere
CBD grundsätzlich die Lebenssituation für
an Epilepsie leidende Hunde.
Angepasste Dosierung
Wichtig sei allerdings, auf die Darreichungsform
der CBD-Präparate zu
achten. Man könne nicht einfach für
Menschen zugelassene CBD-Öle verwenden.
„Im Humanbereich zugelassene CBD-
Öle enthalten oft Xylit, um die Bitterstoffe
geschmacklich zu übertönen. Xylit ist aber
für Hunde giftig“, rät die Tierärztin von der
Gabe ab. „Anders ist es beispielsweise mit
speziellen Ölen für Tiere, hier gibt es welche
für Katzen zum Beispiel, die mit Vanille
angereichert sind. Das ist unproblematisch.
Grundsätzlich kommt es auf den Anteil der
CBD-Extrakte an, mit denen ein neutrales
Träger-Öl angereichert wird.“ Die Dosierung
variiert ebenfalls, einen Einheitswert
kann man kaum festlegen.
„Das Cannabinoid CBD und viele andere
werden bei einem Vollspektrum-Extrakt
unter Verwendung der gesamten Hanfpflanze
extrahiert. Da vom CBD-Extrakt
nur eine ganz kleine Menge im Milligrammbereich
gebraucht wird, wird der
Extrakt auf einen Träger aufgebracht,
welcher die Handhabung einfacher macht.
Im Falle eines CBD-Öls ist das ein beliebiges
Öl. Die meisten handelsüblichen
CBD-Öle für Tiere verwenden ein pflanzliches
Trägeröl“, erläutert Virginia Fox,
derHund Club-Expertin und CBD-Fachfrau
von Chillax, die Aufbereitung des Hanfs
für therapeutische Zwecke. Oft wird der
CBD-Anteil in Prozent angegeben – für die
Verabreichung ist jedoch die Angabe im
Milligramm je Kilogramm Körpergewicht
entscheidend: „Die Dosierung für Tiere
wird anhand des Körpergewichts berechnet.
Eine normale Tagesdosis sehen wir bei
2 mg pro 5 kg Körpergewicht, eine mittlere
Dosis: 3 mg/5 kg Körpergewicht und eine
hohe Dosis bei 4 mg/5 kg Körpergewicht“,
rechnet Virginia Fox vor. Während viele
Hersteller CBD-Öle anbieten, gibt es auch
Illustration: please buy my work I/stock.adobe
CBD-Rezeptoren im Hundekörper
CBD-Rezeptoren unterscheiden sich in
CB1 = hauptsächlich im Gehirn und zentralen
Nervensystem und solche von Typ CB2 =
in Organen und im Immunsystem angesiedelte.
Die Grafik verdeutlicht dies beispielhaft.
60 Der Hund 08/2020
Gesundheit & Ernährung
solche, die den Extrakt in Leckerlies einbacken:
„So ist die Handhabung für die
Besitzer noch einfacher und für die Hunde
komplett stressfrei“, berichtet Virginia Fox.
Keine Wundermittel
aber hilfreich
Aus ihrer Erfahrung heraus weiß
Dr. Llewellyn, dass CBD nicht immer
und bei jedem Hund dieselbe Wirkung
hat. „Es kommt auch auf die Rasse, entsprechend
typisches Verhalten oder die
grundsätz liche Veranlagung an“ erklärt
sie die Unterschiede. „Mit entscheidend
ist auch, ob die Halter selber eine Wirkung
beziehungsweise Einfluss auf die Wirkung
haben. Bei der Anwendung gegen Angstzustände
beispielsweise – hier geht es ja
häufig mehr um die Psyche als um gesundheitliche
Beeinträchtigungen. Doch die
positive Wirkung, die sich bei Schmerzlinderung
oder auch in der begleitenden
Therapie bei Tumoren bezeichnet, ist für
mich Grund genug, Hundehaltern bei
Nachfrage die Möglichkeit aufzu zeigen.“
Hinzu komme, dass in den vergangenen
Jahren immer mehr Hundehalter nachfragen,
ob sie nicht etwas Unterstützendes
zu klassischen Therapien geben könnten,
um die Wirkung zu verbessern. Die Bereitschaft,
pflanzenheilkundliche Präparate
einzusetzen, sei deutlich größer geworden.
„Und eine Überdosierung von CBD
ist eher unwahrscheinlich, denn wenn
die Rezeptoren, an denen die Canabidiole
andocken können, alle besetzt sind, ist
das Maximum erreicht und der Rest wird
nicht gespeichert oder verwertet.“ Dennoch
ist ihr Rat, immer abzuwägen, ob
und wann CBD eingesetzt werden soll. Es
spricht nichts dagegen, CBD als Unterstützung
einzusetzen. Sie rät allerdings davon
ab, Bewährtes einfach komplett durch
CBD zu ersetzen, das Risiko sei einfach zu
groß. Es spricht aber nichts dagegen, die
gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, und
beispielsweise wie bei Epilepsie auch altbekannte
und erfolgreiche Mittel mit CBD
zu er gänzen und dadurch die klassische
Medikation zu reduzieren. =
Cannabinoide
(aus Hanfpflanzen)
„ C B D: Cannabidiol –
nicht berauschend
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Wunderwerk
Bewegungsapparat
Die Körper unserer Hunde sind auf Bewegung ausgelegt und
Wunderwerke des Energiesparens. Was Sie unbedingt über den
Bewegungsapparat Ihres Hundes wissen sollten, was ihm guttut und warum
Sie auf das Werfen von Bällen besser verzichten, erfahren Sie hier.
Text: Lena Schwarz
Gesundheit & Ernährung
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Neben dem Fahrrad entlangzutraben kostet den Hund nicht nur kaum Energie, sondern gibt
den Köpfen in den Gelenken auch nicht die Möglichkeit, gleichmäßig versorgt zu werden.
Sprünge, bei denen der Hund auf der Hinterhand
landet, sollten besser vermieden werden.
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Was schätzen Sie: Wie
viel Energie verbraucht
ein aktiver
Hund, der mehrere
Stunden pro Tag im
Freilauf unterwegs ist, für die Fortbewegung?
Zwanzig Prozent – fünfzig Prozent?
Noch mehr oder weniger?
Tatsächlich wendet ein aktiver Vierbeiner
gerade einmal fünf bis zehn Prozent
seiner Energie täglich für die Bewegung
auf. Dieser Wert lässt erahnen, wie
gut der Körper des Hundes auf Bewegung
ausgelegt ist. Der Großteil der Energie,
rund 70 Prozent, gehen für den Wärmehaushalt
drauf: Der Körper muss konstant
auf rund 38,5 Grad Celsius gehalten
werden – das kostet.
Auf Bewegung ausgelegt
„Hunde sind Schlaftiere und Lauftiere.
Dazwischen ist nicht viel“, sagt der Bewegungsforscher
und Zoologe Professor
Martin S. Fischer von der Universität Jena.
Er hat untersucht, wie die Bewegungsapparate
unserer Hunde funktionieren
und weiß, welche Bedürfnisse wir erfüllen
sollten, damit unsere Lieblinge sich lange
frei und gesund bewegen können.
Egal ob Chihuahua oder Irischer Wolfshund,
die grundsätzlichen Bewegungsabläufe
sowie der Aufbau von Knochen,
Muskeln, Bändern, Sehnen und Gelenken
sind bei allen Hunden gleich. Bei gesunden
Vierbeinern lasten rund 60 Prozent
des Körpergewichts auf der Vorderhand
und 40 Prozent auf der Hinterhand.
Aufgabenverteilung:
Hinterhand
Den Schub für die Fortbewegung liefern
vor allem die hinteren Gliedmaßen.
Damit dabei möglichst wenig Energie
verloren geht, sind Gelenke nötig. „Die
Kraft soll von den Zehen über die Füße,
Unterschenkel, Oberschenkel und das
Becken in die Wirbelsäule geleitet werden.
Das, was in die Wirbelsäule als Kraft
gelangt, führt den Hund nach vorne“,
erklärt Professor Fischer.
Eine wichtige Rolle bei der energiesparenden
Fortbewegung spielen Sehnen. Sie
sind dehnbar, können wie ein Gummiband
Energie aufnehmen und umwandeln. So
wird durch das Körpergewicht etwa die
Achillessehne gedehnt, wenn der Hund
auftritt. Anschließend schnellt sie zurück:
Bewegung schafft Bewegung. Hunde ziehen
bei jedem Schritt einen Nutzen aus
der Schwerkraft. „Das ganze System ist so
ausgelegt, dass der Hund möglichst wenig
aktive Energie verbraucht und möglichst
viel passiv macht“, sagt der Experte.
Aufgabenverteilung:
Vorderhand
Der Bewegungsapparat im vorderen
Teil des Körpers ist darauf ausgelegt, mit
Sprüngen umzugehen: Die Vorderhand ist
nicht mit dem Rumpf verbunden – Hunde
haben also kein Schlüsselbein. Stattdessen
halten Muskelschlingen das Schulterblatt
an seiner Position. Das können Sie
an Ihrem Hund nachfühlen, während er
auf der Seite liegt: Bewegen Sie sein Bein
und legen Sie Ihre andere Hand auf sein
Schulter blatt: Sie werden merken, dass dieses
auf dem Brustkorb frei beweglich ist.
Mit Sprüngen, die ihn auf der Vorderhand
landen lassen, kann der Bewegungsapparat
eines Hundes also gut umgehen.
64 Der Hund 08/2020
Gesundheit & Ernährung
Anders sieht es aus, wenn er sich senkrecht
in die Höhe schraubt, etwa um ein
Frisbee zu fangen. Die Gelenke hinten sind
weniger flexibel und kommen mit der
Kraft, die bei der Landung auf sie wirkt,
viel schlechter zurecht.
Die Sache mit dem Ball
Hundefreunden, die ein Frisbee nicht
kontrolliert auf einer Strecke von dreißig
oder vierzig Metern fliegen lassen können,
rät der Professor davon ab, es als Spielzeug
für ihre Lieblinge zu nutzen. Ähnliches gilt
für das Bälle-Werfen: „Bei kurzen Würfen
– viele liegen im Bereich von 15 Metern –
startet der Hund, glaubt, dass sein Mensch
weit werfen kann, rennt zu schnell an und
muss dann extrem abbremsen“, gibt der
Experte zu bedenken. Das sei, als würde
man einen Menschen bitten, für drei
oder vier Meter so schnell wie möglich zu
rennen und dann ebenso schnell wieder
zu stoppen – eine extreme Belastung für
den Körper.
Vor häufigem starken Beschleunigen
und Bremsen warnt Professor Fischer
daher. Seiner Airedale-Hündin Irma zuliebe
wirft er ab und an zwar dennoch einen Ball
– schließlich macht ihr das wie vielen Artgenossen
Spaß – aber der Ball ist nur drei
oder vier Mal im Monat auf Spaziergängen
dabei. Sehr viel wichtiger für eine hohe
Lebensqualität, aber auch den Bewegungsapparat,
ist etwas ganz anderes.
Ein Muss: vielfältige Bewegung
Anstatt den Vierbeiner mit einem Ball auszupowern,
soll man laut dem Experten seinem
Hund vielmehr möglichst vielfältige,
freie Bewegung ermöglichen: „Im Freilauf
kann der Vierbeiner sein Tempo selbst
bestimmen, beschleunigen, abbremsen
und Kurven laufen.“ Gerade letzteres sorge
dafür, dass alle wichtigen Bereiche der
Gelenkknorpel versorgt werden. Würde
ein Hund nur geradeaus traben, wird zum
Beispiel von der Halbkugel, als die Sie sich
den Oberschenkelkopf vorstellen können,
immer nur ein sichelförmiger Teil genutzt.
Legt sich der Hund jedoch wie ein Motorrad
in Kurven, kommt dank der Seitwärtsbewegungen
die ganze Halbkugeloberfläche
in Kontakt mit der Gelenkpfanne.
Das Bewegungs-Motto lautet also: viel
und möglichst vielfältig. Ist das nicht
gewährleistet, funktionieren bestimmte
Vorgänge im Körper nicht: „Sowohl die
Knorpelgesundheit als auch eine gute
Muskulatur setzen Belastung voraus“,
erklärt der Professor. Er sieht daher auch
zu langes Schonen kritisch. Die Gelenkschmiere
versorgt den Gelenkknorpel nur
unter Belastung. Auf Bewegung reagiert
der Knochen mit Knochenbildung und
∏
Die Muskelmasse macht bei einem
normal trainierten Hund rund
50 Prozent des Körpergewichts aus.
Im Hundekörper gibt es rund
200 Gelenke. Zählt man nur die
großen Gelenke wie Schulter und
Ellenbogen, sind es insgesamt 12.
Hunde sind Meister darin,
Schmerzen zu verbergen.
Die Anzeichen, dass ihnen etwas
wehtut, können sehr subtil sein:
Bei manchen Hunden führt Schmerz
nur zu leicht vergrößerten Pupillen.
Kastraten haben häufiger Probleme
mit dem Bewegungsapparat. Das liegt
daran, dass sich die Kastration auf
das Testosteron im Körper auswirkt.
Dieses Hormon wirkt muskelaufbauend,
verstärkt die Robustheit
von Knochen und Knorpeln und
strafft das Bindegewebe. Die Testosteron-Produktion
lässt auch bei
weniger Bewegung nach.
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Freilauf mit Tempowechseln und Kurven wirkt sich
positiv auf den Bewegungsapparat aus.
genau diese Knochenbildnerzellen produzieren
auch das wichtige Hormon Osteocalcin.
Dieses stimuliert darüber hinaus
die Produktion von Insulin und hilft dabei,
das Fetthormon Adiponektin freizusetzen.
Bewegt sich der Hund zu wenig, wird
der Knochen aufbau weniger stimuliert,
damit weniger Osteocalcin produziert
und das Risiko für Übergewicht sowie
eine Diabetes-Erkrankung steigt. Da sich
ein zu dicker Hund noch weniger bewegt,
entsteht schnell ein Teufelskreis.
Gesund groß werden
Neben angemessener Bewegung ist die
Ernährung eine Grundsäule des ge sunden
Körpers. Das fängt im Welpenalter an:
„Welpen sollten unbedingt ein auf sie abgestimmtes
Futter mit der richti gen Nährstoff-Zusammensetzung
bekommen“, sagt
Dr. Sarah Balmer, Oberärztin und Chirurgin
an der Tierklinik Ober haching in Bayern.
„Mängel ebenso wie Überversorgungen
können sich schnell negativ auf Knochen
und Gelenke auswirken und zu lebenslangen
Beschwerden führen.“
Gerade für Selberkocher oder Barfer sei
es wichtig, individuelle Rationsberechnungen
durchführen zu lassen. Dr. Balmer
empfiehlt zudem allen Welpenhaltern,
anhand einer Wachstumskurve das zum
Alter passende Gewicht zu überprüfen.
Und betont: „Je größer der Hund einmal
wird, desto stärker muss man darauf achten,
dass er während des Wachstums keine
Spitzenbelastungen mitmachen muss.“
Fallstrick Genetik
Auch wenn die Halter alles richtig machen,
kann es passieren, dass die Genetik dazwischenfunkt.
So geschah es bei einem Patienten
von Dr. Balmer: „Der Golden Retriever
ist gerade einmal zehn Monate alt und
hat die schlimmsten Hüften. Die Besitzer
hatten schon einmal einen Hund mit Hüftproblemen
und achteten explizit darauf,
dass die Eltern und Großeltern des neuen
Hundes HD- und ED-frei sind. Leider können
die entsprechenden Gene aber mehrere
Generationen überspringen.“
Zu den Patienten der Tierklinik Oberhaching
mit Hüft- und Ellbogenproblemen
gehören besonders häufig Golden
und Labrador Retriever, Schäferhunde
sowie Rottweiler und American Bulldogs.
Die beiden Retriever-Varianten und
Rottweiler werden zudem häufig mit
Kreuzbandrissen vorgestellt.
Helfen bei Arthrose
Für Beschwerden am Bewegungsapparat
sorgen besonders häufig Arthrosen – und
zwar bei Hunden jeden Alters. Die möglichen
Ursachen dieser degenerativen
Gelenkserkrankung sind vielfältig: Chronische
Überbelastung, zu wenig Belastung,
Fehlstellungen, Unfälle, Operationen
oder fortschreitendes Alter können
zu Arthrose führen.
Nutzt sich der Knorpel ab, wird der
Spalt im betroffenen Gelenk kleiner und
Knochen reibt auf Knochen. Das verursacht
Schmerzen. Die Standardpräparate,
die Hunde dann bekommen, sind nicht
steroidale Antiphlogistika (Entzündungshemmer,
NSAIDs). Diese können allerdings
Nebenwirkungen haben: „Meistens
sind das Magen-Darm-Probleme mit
Erbrechen und Durchfall“, sagt Dr. Balmer.
Da die Medikamente über kurz oder lang
auf die Leber und Nieren gehen können,
empfiehlt sie bei Dauerschmerzpatienten,
alle sechs Monate das Blut untersuchen zu
lassen. Deutlich weniger Nebenwirkun
66 Der Hund 08/2020
Gesundheit & Ernährung
∏
Bei der Muskulatur gilt: Was nicht
zum Einsatz kommt, wird abgebaut.
Die energiesparendste Bewegungsart
für Hunde ist ein gleichmäßiger,
mittelschneller Trab.
Foto: otsphoto/stock.adobe
gen habe der relativ neu auf dem Markt
erhältliche Wirkstoff Grapiprant.
Arthrose-Management
Erfolgreich setzen die Tierärztin und ihre
Kollegen bei vielen Hunden zur Unter
stützung der Knorpelfunktion und
Schmerz linderung auch Präparate aus dem
Bereich der biologischen Arzneimittel ein.
Diese enthalten Extrakte von Heilpflanzen.
In der Tierklinik Oberhaching wird zudem
ein Grünlippmuschelextrakt zur Unterstützung
des Knorpels empfohlen. Auf dem
Markt gibt es darüber hinaus Präparate mit
Hyaluronsäure, bioaktiven Kollagenpeptiden,
Teufelskralle, Glykosaminoglykanen
und mehr. Möchten Sie Ihrem Hund solche
Mittel geben, ist eine vorherige Absprache
mit dem Tierarzt anzuraten.
Zum mehrsäuligen Arthrosemanagement
kann sich außerdem Physiotherapie
gesellen. Auf dem Unterwasserlaufband
und beim ruhigen Schwimmen bekommt
der Körper die so wichtige sanfte Bewegung.
„Zudem sollte man auf jeden Fall
darauf achten, dass der Hund sein Idealgewicht
hält. Jedes Kilo zu viel lastet auch
auf den Gelenken“, betont Dr. Balmer. Wie
Bewegung macht Spaß und ist in jedem Alter wichtig.
Das Spielen mit dem Ball sollte allerdings zu den Ausnahmen gehören.
weit und lange Sie mit Ihrem Hund noch
draußen unterwegs sein können, wenn
er Arthrose hat, ist individuell unterschiedlich.
Die Tierärztin rät, genau zu
beobachten: „Der Hund gibt Ihnen das
vor. Wenn er nach einem zweistündigen
Spaziergang nicht mehr laufen möchte,
sich zuhause hinlegt, gar nicht mehr richtig
hochkommt und massiv humpelt, war
es zu viel.“ Dann gilt es, sich selbst, die
eigenen Erwartungen und eventuell die
Behandlung anzupassen. Denn nur wenn
der Vierbeiner sich möglichst schmerzfrei
bewegt, kann er das Leben genießen.
Und nur ein lebensfroher Hund ist ein
guter Hund. =
Das Hundebein als umgekehrtes Pendel
Sie können sich das Bein eines Hundes als ein umgekehrtes Pendel vorstellen,
also wie ein Metronom fürs Klavier. Das Bein schwingt sozusagen von unten
nach oben. Dieses Pendeln ist energietechnisch häufig ein Nullsummenspiel:
Es wird genauso viel Kraft hineingesteckt, wie wieder herauskommt.
Daher verbraucht ein Hund zum Beispiel so gut wie keine Energie, wenn er
einfach an der Leine neben dem Fahrrad entlangtrabt.
Das Wurfverhalten bei uns Menschen
ist in hohem Maße Veranlagung.
Nachgewiesenermaßen werfen die
meisten Frauen aus allen Teilen der
Welt Bälle kürzer als Männer.
Auch Hunde können Muskelkater
bekommen. Wird beim Schwimmen
die Muskulatur an Rücken und
Rute gerade in kaltem Wasser
stark beansprucht, kann es zu
einer schmerzhaften Wasserrute
(Hammelschwanz) kommen. Dann
heißt es Schonen und eventuell
Schmerzen lindern.
Die Gelenkschmiere (Synovia) eines
gesunden Hundes ist eine gelblichklare,
fädenziehende Flüssigkeit.
Das Ultrafiltrat des Bluts enthält
zu 94 Prozent Wasser. Zudem sind
Nährstoffe wie Fetttröpfchen, Proteine
und Glukose sowie Hyaluronsäure
und Abwehrzellen darin zu finden.
www.derhund.de 67
Gesundheit & Ernährung
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Schreiben Sie uns: Redaktion der Hund, Mandichostraße 18, 86504 Merching, redaktion@derhund.de
Was macht „cerebellar hypoplasia“ mit einem Hund?
Neulich habe ich im Internet ein Video eines Hundes gesehen, der
hüpfte und sich bewegte, als würde er tänzeln. Darunter stand auf
Englisch, dass er „cerebellar hypoplasia“ hat und ihm das keine
Schmerzen bereite. Was für eine Krankheit ist das und kann jeder
Hund sie bekommen?
Bei der zerebellaren Hypoplasie handelt es sich um eine nicht
therapierbare Erkrankung des zentralen Nervensystems, der eine
angeborene Unterentwicklung des Kleinhirns zugrunde liegt. Das
Kleinhirn liegt über dem Hirnstamm und ist zum Beispiel für
die Feinmotorik der Bewegungen und die Erhaltung des Gleichgewichts
zuständig.
Wenngleich eine derartige Erkrankung an sich keine Schmerzen
erzeugt, kommt es zu erheblichen Einschränkungen und
neuro logischen Auffälligkeiten. Die Hunde verhalten sich normal,
können aber auch leicht apathisch sein, sodass sie teilnahmslos
wirken. Besonders auffällig ist das Gangbild betroffener Hunde,
die einen leicht breibeinigen Stand haben, schwanken und durch
eine erhöhte Muskelspannung spastisch sind. In ihren Bewegungen
schießen sie über das eigentlich erforderliche Bewegungsausmaß
weit hinaus (Hypermetrie). Entfernungen werden dabei
falsch eingeschätzt, sodass einzelne Schritte viel zu raumgreifend
sind. Das Bremsvermögen der Hunde kann fehlen, sodass
sie nicht selten gegen Hindernisse wie Zäune, Wände oder Türen
laufen. Hinzu kommt oft ein krankhaftes Zittern bei Bewegungen
des Kopfes, weil die Reizverarbeitung im Kleinhirn verlangsamt
oder nur unvollständig ausgebildet ist. Zielgerichtete, flüssige
Bewegungsläufe des Kopfes sind daher kaum möglich.
Das Kleinhirn (Cerebellum), hier in Violett sichtbar, ist zum Beispiel
an der Gleichgewichtssteuerung beteiligt und koordiniert
motorische Funktionen wie Stehen und Laufen.
Das Video auf Facebook finden Sie hier: https://bit.ly/36DoTJS
Grafik: decade3d/stock.adobe
68 Der Hund 08/2020
Exklusiv bei
DAS FUTTERHAUS
Obwohl die Hunde normal sehen, fehlt ihr Drohreflex. Dabei
handelt es sich nicht um einen klassischen Reflex, sondern um
ein erlerntes Verhalten – eine Schutzreaktion des Auges, das
mit einem Blinzeln reagieren sollte, wenn sich ihm ein Objekt
mit schneller Geschwindigkeit nähert.
Die zerebellare Hypoplasie ist eine angeborene Erkrankung,
deren Symptome deutlich werden, sobald die Welpen gehen
können. Der Vorbericht des Besitzers und die beschriebenen
neurologischen Auffälligkeiten ermöglichen dem Tierarzt
eine Verdachtsdiagnose. Diese kann er mithilfe bildgebender
Verfahren wie einer Kernspin- oder Computertomografie
bestätigen. Dabei lässt sich das verkleinerte Kleinhirn
optisch darstellen.
Die Erkrankung ist nicht therapierbar, sodass die Prophylaxe
umso wichtiger ist. Wenngleich die Ursache bisher nicht
abschließend geklärt ist, vermutet man eine Infektion der
trächtigen Hündin mit dem caninen Herpesvirus, das auch für
das sogenannte Welpensterben verantwortlich ist. Das Virus
kann die Plazenta überwinden und die Welpen infizieren. Um
diese zu schützen, ist es wichtig, den Impfstatuts einer trächtigen
Hündin zu prüfen und aufzufrischen. Die aktualisierte
Leitlinie zur Impfung von Kleintieren der Ständigen Impfkommission
des Friedrich-Loeffler-Instituts empfiehlt bei Zuchthündinnen
eine Impfung während der Läufigkeit oder sieben
bis zehn Tage nach dem angenommenen Decktermin. Die Auffrischungsimpfung
ist ein bis zwei Wochen vor dem zu erwartenden
Geburtstermin empfehlenswert.
Dr. Jennifer Nehls
Können Unverträglichkeiten
einfach verschwinden?
Mein Hund hatte früher immer Probleme, wenn Reis im Futter
war. Verstopfung und späterer Durchfall waren meist die Folge.
Vor einigen Monaten hat er aus Versehen eine Dose mit Reis
bekommen und es hat ihm nichts ausgemacht. Ich habe es
danach noch ein paar Mal versucht und ihm Reis gefüttert –
ohne Probleme. Kann es sein, dass die Unverträglichkeit einfach
verschwunden ist, oder sollte ich weiterhin vorsichtig sein?
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Eine Unverträglichkeit gegen Futterbestandteile bedeutet
erst einmal ganz schlicht: Da wird etwas nicht vertragen. Die
Gründe dafür können aber ganz unterschiedlich sein. Klassisch
spricht man dann von einer Unverträglichkeit, wenn ein
bestimmter Stoff nicht richtig verdaut werden kann, also etwa
im Organismus die nötigen Enzyme oder Transportproteine
nicht oder nicht in ausreichender Menge vorhanden sind.
Das kann dauerhaft der Fall sein, so vertragen Katzen oft
keine Laktose (Milchzucker), weil ihnen das Enzym zu dessen
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ES WIRD EMPFOHLEN, VOR DER VERWENDUNG DEN RAT EINES TIERARZTES EINZUHOLEN.
Gesundheit & Ernährung
Grafik: decade3d/stock.adobe
Verdauungsprobleme können auch zeitweise bestehen, wenn zum Beispiel eine Erkrankung die Produktion von Verdauungsenzymen beeinträchtigt.
Spaltung (Laktase) fehlt bzw. zu wenig davon vorhanden ist. Solch
eine Unverträglichkeit wird sich nicht plötzlich bessern. Aber auch
diese Tiere vertragen geringe Mengen Milch meist problemlos.
Neben der Art des Stoffes kommt es also auch auf die Menge an,
die in den Körper gelangt. Unverträglichkeiten sind demnach auch
häufig abhängig von der Dosis.
Im Körper können zudem zeitweise auch Krankheiten bestehen,
welche die Verdauungsleistung (vorrübergehend) beeinträchtigen.
Eine Entzündung der Leber oder der Bauchspeicheldrüse etwa
hemmt dort unter Umständen die Produktion der Verdauungsenzyme.
In diesen Phasen können Verdauungsprobleme auftreten.
Nachdem die Krankheit auskuriert ist, verschwinden häufig auch
die Folgeprobleme, weil die Organe wieder störungsfrei arbeiten.
Verdauungsbeschwerden können manchmal auch durch das
Immunsystem vermittelt werden, also Symptome einer Futtermittelallergie
sein – neben dem Hauptsymptom Juckreiz. Hier
ist es oft eine bestimmte Eiweißquelle, die eine Reaktion des
Immunsystems auslöst und dann Symptome verursacht. Bei
Unver träglichkeiten und Allergien kann es vorkommen, dass
nicht nur das eigentliche Allergen zu Beschwerden führt, sondern
das eine spezielle Zubereitungsart problematisch ist. So vertragen
manche Hunde rohes Rindfleisch sehr gut, gekochtes aber nicht –
und umgekehrt.
Was genau dazu geführt hat, dass Ihr Hund keine Probleme
mehr hat, ist schwer zu beurteilen, da sehr viele Faktoren ineinandergreifen
können. Möglicherweise haben sich Menge, Art des
Garens oder der Reis an sich geändert. Hat er vielleicht früher
Trockenfutter mit Reis bekommen und bekommt jetzt Nassfutter?
Das kann bereits einen Unterschied machen. Vielleicht enthielten
die vorherigen Futtersorten neben dem Reis einen anderen
Rohstoff, welcher der eigentliche Auslöser der Unverträglichkeit
war? War neben dem Reis noch Erbsenprotein vorhanden?
Wenn Ihr Hund nun keine Probleme mehr zeigt, wenn er Reis
frisst, dann ist es völlig in Ordnung, ihm Reis zu geben. Irgendetwas
hat sich allem Anschein nach geändert, entweder bei Ihrem
Hund oder beim Reis. Sicherlich können die Beschwerden auch
wiederkommen, vielleicht sind die Symptome auch nicht gänzlich
verschwunden, sondern nur reduziert, sodass Sie diese derzeit
nicht bemerken. Im Hinterkopf behalten würde ich das Thema
daher schon.
Bitte berücksichtigen Sie, dass die Antworten
Dr. Gregor Berg
unserer Experten auf diesen Seiten den Besuch eines
Tierarztes im akuten Fall nicht ersetzen können.
Mitglieder von derHund Club können ihre Fragen zu Gesundheit
und Ernährung direkt in die Runde unserer Experten werfen
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70 Der Hund 08/2020
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Im Tierheim Viernheim warten diese sieben Hunde und
weitere Vierbeiner auf die passenden Herrchen und Frauchen.
7 Herdenschutzhund-Mix
Enkua (*2017) ist keine
Drauf gängerin. Sie wartet
ab und beobachtet. Hat die
sensible Hündin Vertrauen
aufgebaut, öffnet sie sich, ist
fröhlich und lässt sich von
ihren Bezugspersonen gern
streicheln. Enkua sucht ein
ruhiges Zuhause.
7 Der unkastrierte
Holländischer-Schäferhund-
Mix Lutando (*2016) ist
gelehrig und führig.
Vertraut er jemandem,
ist er anlehnungsbedürftig.
Mit seinen Bezugspersonen
geht er durchs Feuer.
Gegenüber Fremden ist er
oft wachsam, abwartend
und angespannt. Er reagiert
auf Bewegungsreize.
3 Mischling Ubuntu (*2015)
braucht Zeit, bis er Vertrauen
aufbaut. Er ist ernst, kann aber
mit Bezugspersonen albern
sein. Er hat Schwierigkeiten,
allein zu bleiben. Ubuntu ist
wachsam und fühlt sich
oft in der Zuständigkeit.
Er sucht gelassene Menschen,
die ihn souverän führen.
3 Herdenschutzhund-Mix
Xiluva (*2018) ist Menschen
gegenüber aufgeschlossen
und freundlich. Sie mag
Nähe und Schmuseeinheiten.
Xiluva ist gelassen, neugierig,
erkundungsfreudig und mit
Hunden relativ verträglich.
Sie benötigt noch Erziehung
und Physiotherapie.
1 Labrador Melgarve (*2016) ist
aufmerksam und extrovertiert.
Er ist begeisterungsfähig und gehorsam,
aber Außenreize lenken ihn schnell ab.
Er zeigt beim Mantrailing vollen Einsatz.
Melgarve verteidigt Futter und wird nur
an erfahrene Menschen vermittelt.
1 Mischling Tula (*2010) wirkt zunächst
leise und für manch einen eher unscheinbar.
Sie ist allerdings eine richtige Persönlichkeit.
Man merkt ihre Lebenserfahrung
in vertrauten Situationen. So ist Tula im
Umgang mit Hunden sehr souverän und
Menschen gegenüber offen.
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1 Husky-HSH-Mix Xiendlo (*2016) ist
pfiffig, fröhlich und begeisterungsfähig.
Sie hat den Schalk im Nacken und Flausen
im Kopf. Sie ist sehr hartnäckig, wenn sie
etwas möchte und jagdlich passioniert.
Bei Hunden erkennt sie Schwachstellen
und wird dann teilweise übergriffig.
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Aufstellen nicht benötigt.
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die Hinterlassenschaften der Hausstaubmilben in der Luft machen sie Allergikern das
Leben schwer. Da hilft nur häufiges Putzen. Einen Helfer dafür hat Thomas entwickelt:
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die Psyche des Hundes positiv beeinflussen
kann. Tierschutzhunde.
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Züchterpräsentation VDH • FCI
Pudel
Der Deutsche Spitz
wird von uns und unseren Mitgliedern seit über
110 Jahren betreut, gezüchtet, erhalten und gefördert.
Verein für Deutsche Spitze e.V., gegr.1899, im VDH (FCI)
Welpenvermittlung: Gabr.Gamalski,Tel.+Fax 03933/80 33 61
Infomaterial: Peter Machetanz, Angerstraße 5,
86179 Augsburg,Tel.+Fax 0821/812943 www.deutsche-spitze.de
Wolfsspitz - Großspitz - Mittelspitz - Kleinspitz - Zwergspitz - Japan Spitz - Volpino
Der Deutsche Spitz
wird von uns und unseren Mitgliedern seit über
110 Jahren betreut, gezüchtet, erhalten und gefördert.
Verein für Deutsche Spitze e.V., gegr.1899, im VDH (FCI)
Welpenvermittlung: Claudia Holtmann, Tel. 05422/2149
Infomaterial: Peter Machetanz, Angerstraße 5,
86179 Augsburg,Tel.+Fax 0821/812943 www.deutsche-spitze.de
Wolfsspitz - Großspitz - Mittelspitz - Kleinspitz - Zwergspitz - Japan Spitz - Volpino
Zwinger„vomEichschlößchen“,
Zwerg,silberu.apricot,
GabrielaJahn,Paarmannstr.63,
15732Schulzendorf,
LandBrandenburg,
NäheBerlin,Tel.0337/6242317
Rottweiler
Zwinger„vonderPulvermühle“,
ADRK,W.u.E.Schäfer,Friedrich-
Fröbel-Str.3,63457Hanau,
Tel.0151/51859413
www.rottweiler-pulvermuehle.de
E-Mail:ws.schaefer@gmx.de
Tibet Terrier
Zwinger„Dendrobates“,
KTR,(Welpen,Deckrüden),
UlrichPratje,BernstadterWeg15,
12489Berlin,
Tel./Fax:030/6702445,
www.tibet-terrier.biz
Foto: Lena Schwarz
Hunde-Museumsausstellung verlängert
Das Bayerische Nationalmuseum in München hat seine Sonderausstellung
„Treue Freunde. Hunde und Menschen“ bis zum 13. September 2020
verlängert. Ursprünglich war als finaler Tag der 19. April geplant gewesen.
Mit mehr als 220 Ausstellungsstücken – internationale Leihgaben sowie
kaum bekannte eigene Kunstwerke – beleuchtet das Museum das Mensch-
Hund-Ver hältnis über die Jahrtausende.
Geöffnet ist das Museum dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und
donnerstags von 10 bis 20 Uhr. Ein Ticket für Erwachsene kostet 12 Euro
(ermäßigt: 8 Euro). Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.
Alle Besucher müssen eine Maske tragen, die Mund und Nase bedeckt.
3 www.bayerisches-nationalmuseum.de
Redakteurin Lena Schwarz besuchte die Ausstellung schon vor der Eröffnung.
Videos finden Sie auf 3 www.derhund.de/hunde-im-museum-ausstellung
78 Der Hund 08/2020
DIE AUSGABE
09/2020 VON
ERSCHEINT AM
05.08.2020
Erhältlich im Zeitschriftenund
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mit diesem Zeichen.
IMPRESSUM
Herausgeber & Verlag
FORUM Zeitschriften und Spezialmedien GmbH
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Geschäftsführerin: Rosina Jennissen
Abo- und Bestellservice
Tel. 08233 / 381-333, Fax: 08233 / 381-212
E-Mail: service@forum-zeitschriften.de
Objektleitung und Chefredaktion der Hund
Susanne C. Steiger, Tel. 08233 / 381-603
Redaktion
Veronika Rothe, Tel. 08233 / 381-608
Lena Schwarz, Tel. 08233 / 381-512
Mailadresse Redaktion
redaktion@derhund.de
Mitarbeiter dieser Ausgabe
José Arce, Dr. Gregor Berg, Lisa Gunzenheimer,
Jochen H. Eberhardt, Julia Elling, Alexander Engel,
Manuela Lieflaender, Kirsten Mahne, Dr. Jennifer Nehls,
Perdita Lübbe-Scheuermann, Holger Schüler,
Barbara Wardeck-Mohr, Kristina Ziemer-Falke
Rasseportrait: Malinois
Athletisch, ausdauernd, fordernd und zugleich sehr aufmerksam, gelehrig und tapfer –
alles das ist der Malinois. Das Rasseportrait unsere nächste Ausgabe widmet sich diesen
belgischen Schäferhunden, die von ihren Haltern viel Einfühlungsvermögen, Konsequenz
und Engagement fordern und oft in Rettungshundestaffeln und im Polizeidienst aktiv sind.
Training: Leine los? Leine dran und los!
Leinenführigkeit ist unseren Vierbeinern nicht in die Wiege gelegt, sondern will erlernt
sein. Je eher die Hunde spielerisch und positiv bestärkt das Thema Leine als etwas
Selbstverständliches kennenlernen, umso leichter fällt es ihnen. Wie das gelingen kann,
erklären die der Hund Experten Schritt für Schritt in der kommenden Ausgabe.
Barfen – ein Leben lang
Einmal Barfen, immer Barfen, das sagen viele, wenn sie ihre Hunde an die Ernährungsvariante
gewöhnt haben. Dabei ist Barfen jedoch nicht gleich Barfen: Verschiedene
Fleischsorten, Ergänzungsmittel, Öle – alles hat seine eigene Berechtigung in den
verschiedenen Lebensphasen. Unsere Ernährungsexperten geben Auskunft, wie von
Welpe bis Senior die optimalen Zusammenstellungen aussehen können und worauf wir
auch bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen achten können.
Eine ganze Hundewiese
nur für mich!
Anzeigen
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FORUM Zeitschriften und Spezialmedien GmbH
Alle Rechte vorbehalten
ISSN: 0323-4924
Gibt es nicht? Doch gibt es! Vielen Städtern und
auch Hundehaltern mit nicht ganz einfachen
Hunden fehlt häufig ein Gelände, auf dem die
Vierbeiner unbeschwert und sicher ihren Freilauf
genießen können. Unsere Reportage zeigt einen
solchen Hundeplatz, den Halter ganz alleine mit
ihren Hunden nutzen dürfen.
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Titelfoto: Brigitte Marty/Trio Bildarchiv
Foto: Eudyptula/stock.adobe
Der Hund Online
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Zunge raus – is‘ Sommer!
So witzig sieht es aus, wenn unsere geliebten Vierbeiner ihre
langen Waschlappen raushängen lassen …
Hier kommen eure lustigsten Zungen-Fotos.
1 Englischer Cocker Spaniel
Wolke (7 Monate)
Von Luisa Acker und Tobias Kamischke
aus Stuttgart (BaWü)
@cockerwolke
1 Galgo-Mischling Scout (8)
Von Elke Vogelsang
aus Hildesheim (NI)
@wieselblitz
1 Australian Shepherd Mira (4)
Von Wiebke Janssen
aus Jever (NI)
@sleepherds
80 Der Hund 08/2020
Der Hund Online
1 Border Collies Merle (5) und Brian (4)
Von Kathrin Gabriel aus Waldsee (RLP)
1 Rauhaardackel Archie (1)
Von Sophie Daals aus Hamburg
@archie_king_in_the_north
1 Französische Bulldogge Balu (1)
Von Simone Schmalz
aus Marbach am Neckar (BaWü)
1 Labrador-Sennen-Setter-Mix Momo (2)
Von Nicole Silge
aus Ostbevern (NRW)
1 Australian Shepherd Hailey (8)
Von Stefanie Schuss
aus Albershausen (BaWü)
1 Bobtail Alice (5 Monate)
Von Nicole Franke
aus Weilburg (HE)
www.derhund.de 81
Der Hund Online
1 Labrador Weasley (2)
Von Alena Boppert aus Clausthal-
Zellerfeld (NI) @wezythechocolatenose
1 Australien Shepherds Haily (2)
und Hazel (11 Wochen)
Von Lisa-Marie Hauser aus Uelzen (NI)
1 Labrador Cooper (2)
Von Jil Tschauder
aus Cremlingen (NI)
1 Siberian Husky Obelix (15)
Von Annika Nitsch
aus Gehlsbach (Me-Vo)
1 Englische Bulldogge Käthe (12)
Von Nina aus Solingen (NRW)
@lieblingsviech
1 English Pointer Vienna (6)
Von Nicole Pairan
aus Korbach (HE)
1 Französische Bulldoggen Fayne (4) und Dala (10)
Von Christina Menges aus Wörrstadt (RLP)
@frenchiefayne
82 Der Hund 08/2020
... das muss drin sein!
Fotos: Daniila di Sein, boltenkoff/Adobe Stock
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Telefon: +49 (0) 23 85 / 9 20 20-0
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