Erziehung & Trainingfür Apportier- und Suchspiele im Alltag,wer mag, kann aber auch in unterschiedlichenLeistungsklassen bei anspruchsvollenDummy prüfungen, Working Tests undMock Trails im In- und Ausland antreten.Die Begeisterung greift meist schnell umsich, wie Simones Erfahrung gezeigt hat:„Meistens nutzen die Leute den Dummyanfangs nur als Beschäftigung beim Gassi,merken dann aber, wie viel Spaß der Hundund auch sie selbst daran haben undsteigen dann tiefer in die Sportart ein.“Man muss das großeGanze erkennenAndrea und Miley arbeiteten von Anfangan ernsthaft und hochmotiviert. Wassteckte hinter den plötzlichen Veränderungenim Gruppentraining? TrainerinSimone begab sich auf Ursachen forschung.„Es ist wichtig, beim Training zu beachten,welchen Typ Hund ich vor mir habe“,erklärt sie. „Das erfahre ich zum einendurch eine genaue Beobachtung, aber auchdurch eine Abfrage des Halters. Ich mussherausfinden, wie sich der Hund im Alltagverhält, wie er lebt und wie er reagiert,wenn ihm andere Hunde oder Menschennahe kommen. Das ist alles sehr wichtig,um das große Ganze zu erkennen.“Es stellte sich heraus, dass Miley eherunsicher ist und Konfliktsituationengenerell lieber aus dem Weg geht. „Mileyhat die neue Trainingssituation in derGruppe auf ihre Weise eigentlich ganzgut gelöst“, meint Simone. „Sie ist keinHund, der hektisch wird und nach vorneagiert, sondern eher auf ‚inneren‘ Rückzugeingestellt ist. Ihre Lösungsstrategieist: Still und ruhig werden, einfrieren undzumachen.“ Dabei zeige sie nur sehr subtileKörpersignale, wie den Kopf leichtvon Andrea abzuwenden, Blickkontaktzu vermeiden, einen leicht weggedrehtenRücken und eine hängende Rute.Auf den ersten Blick sieht es also aus,als wäre Miley gelangweilt und desinteressiert,aber eigentlich steckt dahintergroßes Unbehagen. So war ein gemeinsamesLernen für Andrea und Miley imGruppen training nicht möglich.Selbstkontrolle ist Teildes DummytrainingsDummytraining ist mit viel Spaß verbunden,fordert vom Hund aber auch eingesundes Maß an Kontrolle – die sogenannteStandruhe (Steadiness). Er musslernen, viele Dummies fallen zu sehen,dabei sitzen zu bleiben und sich teilweisesogar davon abwenden zu lassen. Das fälltjedem Hund unterschiedlich schwer. BeimGruppentraining wird diese Anforderungnoch erhöht: Der Hund muss zusehen, wieandere Hunde zum Apportieren geschicktwerden, und dabei selbst ruhig und entspanntneben dem Halter sitzen bleiben.Für Labrador Miley kaum auszuhalten:„Miley hat im Gruppentraining regelrechtdicht gemacht. Das lange Zuschauen fälltihr schwer, sie denkt sich ‚Ich bin ja eh nichtdran‘ und schaltet ab“, lautet die Analyseder erfahrenen Dummy Trainerin. „Für dieHündin ist das Nicht-holen-dürfen sehrfrustrierend.“ Da es von außen betrachtetGrundlagen des Dummytrainingsso aussieht, als wäre der Hund brav – Mileysitzt dabei ja immer ruhig neben Andreaund stört den Ablauf nicht –, blieb dasProblem lange unerkannt.Schnell belohnen,Stresszeichen erkennen„Der Hund muss im Dummytraining ineiner guten Arbeitsstimmung gehaltenwerden“, erklärt Simone ihren Trainingsplanfür Miley. „Das lange Warten ist dasHauptproblem, dabei gehen die Motivationund der Spaß flöten.“ Damit das nichtpassiert, trainiert sie aktuell maximal ineiner Zweiergruppe. Zudem lernt HalterinAndrea, die feinen Stresszeichen von Mileyschon im Ansatz zu erkennen und ihreHündin aus der Warteposition herauszunehmen,bevor sie Frust erlebt. Die Lösungist, etwas Schönes mit ihr zu machen.„Eine rechtzeitige Belohnung ist wichtig“,ergänzt Simone. „Das kann ganz abwechslungsreichgestaltet werden: Miley freundDummytraining basiert auf einigen Bereichen der Jagd. Um die Jagdhunde in derjagdfreien Zeit auf einem guten Leistungsstand zu halten, und um junge Hundeohne Einsatz von Wild ausbilden zu können, wurde mit Attrappen gearbeitet. Diesogenannten Dummys sind mit Kunststoffgranulat gefüllte Stoffsäckchen, die auchschwimmen können. Es gibt sie in unterschiedlichen Farben und Größen. Der Hundspürt sie unter anderem anhand der Bodenverletzung auf, die der Dummy beim Fallauf die Erde hinterlässt. Mit der Zeit wurde aus dem Mittel zur Jagdausbildung eineeigenständige Beschäftigungsmöglichkeit und Sportart.Grundlage des Dummytrainings ist das Apportieren. Die drei großen Teilbereichesind: Markierung, Freiverlorensuche und das Einweisen. Bei einer Markierung wirdder Dummy nach einem Geräusch (klassischerweise mit Schuss oder einem anderenakustischen Reiz) geworfen. Der Hund arbeitet hier in erster Linie auf Sicht. Er sollsich die Falllinie des Dummys merken, auf die Freigabe des Halters hin zügig zurFallstelle laufen, den Dummy finden, aufnehmen und zurückbringen. Bei derFreiverlorensuche nutzt der Hund seine gute Nase, denn er hat nicht dabei zugesehen,wie in einem Gebiet mehrere Dummys ausgelegt wurden. Er soll die Fläche absuchenund einen Dummy nach dem anderen finden und zurückbringen. Dabei einen bereitsaufgenommenen Dummy gegen einen anderen auszutauschen, ist nicht erlaubt. DasEinweisen ist die hohe Kunst des Dummytrainings. Dabei dirigiert der Halter mithilfevon Handzeichen und Pfiffen den Hund genau zu der Stelle, an welcher der Dummyliegt. Der Hund lernt, dass er Erfolg hat, wenn er den Anweisungen des Halters folgt.Das schweißt zusammen.30 Der Hund 08/2020
Spaß muss sein! Wenn gute Stimmung herrscht,geht das Training Hund und Halter leicht von der Hand.