Kein Anschluss ohne Kommunikation oder - Mediaculture online
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männlichen Geschlechts (vgl. von Salisch/Kristen/Oppl 2007, S. 46 f.).<br />
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Geschlechtsunterschiede lassen sich vermutlich nicht nur bei der Mediennutzung, sondern<br />
auch bei der Präsenz der Medienaktivität und -inhalte in den Gesprächen mit Freundinnen<br />
und Freunden ausmachen. In unserem Beitrag wollen wir daher kontrastierend die<br />
Determinanten der <strong>Anschluss</strong>kommunikation über Bücher und über Bildschirmspiele<br />
erkunden. Als Basis dienen uns die Daten des ersten Messzeitpunktes einer<br />
Längsschnittstudie von Philipp (2008), in der im Winter 2006/2007 501 Kinder der fünften<br />
Jahrgangsstufe aus drei Schulformen zum Lesen und zur Leseorientierung ihrer Cliquen,<br />
aber auch zu ihrer Beschäftigung mit Spielen am Rechner und an der Konsole mit<br />
Fragebögen befragt wurden. Wir widmen uns in diesem Beitrag einer - speziell in der<br />
internationalen wie nationalen Leseforschung in Theorie und Empirie vernachlässigten -<br />
Gruppe von Sozialpartnern: den Gleichaltrigen (Peers). 1 Angesichts der Übergänge im<br />
körperlichen, sozialen und kognitiven Bereich, die im Jugendalter anstehen, wächst die<br />
Bedeutung der Peers, die einander durch die Höhen und Tiefen dieses Lebensabschnitts<br />
begleiten. Besonders den engen Freundinnen und Freunden des eigenen Geschlechts<br />
kommen dabei wichtige Unterstützungsfunktionen zu (vgl. Steinberg 2002; von<br />
Salisch/Seiffge-Krenke 2008). Zugleich werden Gleichaltrige und Freunde zu wichtigen<br />
<strong>Kommunikation</strong>spartnern über Medien; die Jugendlichen erschaffen eine gemeinsame<br />
Jugendkultur, in der Medien und Gespräche über Medien eine wichtige Rolle spielen. Der<br />
Zusammenhang von <strong>Anschluss</strong>kommunikation und Lesemotivation ist besonders deutlich<br />
nach der schon erwähnten Buch- bzw. Belletristik-,Lesekrise‘ am Ende der Kindheit zu<br />
beobachten. Bei allen, deren Lesekarriere weitergeht, konnte Graf eine spezielle<br />
Leseweise, das „partizipatorische Lesen“, identifizieren, die offenbar<br />
geschlechtsspezifisch differiert: Jungen nutzen eher das Lesen (von Sachtexten) zur<br />
Teilhabe an öffentlicher <strong>Kommunikation</strong>, während Mädchen (literarisches, fiktionales)<br />
Lesen für die private <strong>Kommunikation</strong> präferieren (vgl. Graf 2007, S. 143). Im Kreis der<br />
Gleichaltrigen mit kompetenten Redebeiträgen mithalten zu können, das ist offenbar in<br />
einer Lebensphase, in der die Orientierung an den Peers wächst, ein starkes Lesemotiv,<br />
1 Die Forschungslage in diesem Bereich ist - auch angloamerikanisch - insgesamt äußerst unbefriedigend.<br />
Zwar gibt es Ansätze, die Lücke zu füllen (z. B. wurden bei der ersten PISA-Studie Peer-Skalen<br />
einbezogen), doch die Erkenntnisse sind bislang allenfalls fragmentarischer Natur. Von einer<br />
systematischen Erforschung kann also nicht die Rede sein. Das hat sicher damit zu tun, dass die<br />
umfangreiche Forschung zu Einflüssen der Peers sich vor allem auf die negativen Folgen wie Devianz,<br />
Drogenkonsum, riskantes Sexualverhalten und dergleichen konzentriert (vgl. Oswald 2008). Für die<br />
didaktische Zwecke sind die Peers aber im angelsächsischen Raum bereits als relevanter Bereich<br />
erkannt worden (vgl. Antonio/Guthrie 2008).<br />
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