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Leseprobe_Luna Levi

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villa, Málaga, Ciudad Real, Cartagena, León, Lérida, Teruel, Allariz,<br />

Monzón und Gibraltar, wo der afrikanische und der europäische Kontinent<br />

sich beinahe berühren; alle seine Flüsse: Guadalquivir, Ebro,<br />

Tajo, Duero; die Inseln Mallorca, Menorca und Ibiza sowie alle Gebirgszüge,<br />

Hochebenen, Olivenhaine, Weinberge, Landgüter, Schlösser<br />

und Türme. Die Erde färbte sich rot vom Blut, aber ihnen schien<br />

sie milchig weiß wie der Meeresschaum, der sich endlich des trüben<br />

jüdischen Morasts entledigt hatte. Ferdinand und Isabella reinigten ihr<br />

katholisches Königreich: Sie erschlugen und vertrieben alle Juden, aber<br />

auch alle Araber, in Spanien Mauren genannt.<br />

Der letzte maurische Herrscher von Granada, Muhammad XII.,<br />

Führer der Söhne des Roten, hatte im Jahre 1487 nach dem christlichen<br />

Kalender mehrere Emissäre zum mächtigen türkischen Sultan Bayezid<br />

entsandt, der, obwohl damals in den karamanischen Krieg verwickelt,<br />

dennoch Boten empfing und ausschickte. Der alte maurische Führer<br />

bat Bayezid inständig und unterwürfig um Hilfe, weil Ferdinand von<br />

Aragón und Kastilien ihn immer stärker und rücksichtsloser aus seinen<br />

angestammten Besitztümern zu verdrängen suchte. Bayezid schickte<br />

umgehend eine Seeflotte, die zwar die Küsten Spaniens plünderte,<br />

dem katholischen Vordringen jedoch keinen Einhalt gebot.<br />

Damals vermerkte der weißbärtige türkische Historiker Amin ben<br />

Assad: „Als der berühmte Sultan Bayezid von den Missetaten erfuhr,<br />

welche die Könige des ungläubigen, giaurischen Spanien an den unschuldigen<br />

jüdischen Einwohnern verübten, empfand er Mitleid mit<br />

den Vertriebenen. Und nachdem bekannt geworden war, dass sie nach<br />

einem ruhigen Ort für ihre geschundenen Füße suchten, schickte er<br />

Hunderte Boten in alle vom Glanz der Osmanischen Herrschaft erleuchteten<br />

Gegenden von Persien bis zum nördlichen Balkan. So<br />

verkündeten Tausende Gemeindeausrufer den von der Hand seines<br />

Lieblingsschreibers Ismail aufgezeichneten Ferman des Sultans, worin<br />

verfügt wurde, dass „keiner von Bayezids sklavischen Würdenträgern,<br />

Beylerbeys, Agas, Paschas, Sandschakbeys, Festungsverwaltern,<br />

Alaibeys, Muftis und Kadis, dass niemand, angefangen vom letzten<br />

Gardisten, Reiter oder Wachmann bis hin zum Großwesir, es wagen<br />

dürfe, Juden abzuweisen, sondern vielmehr gehalten sei, sie mit Wohlwollen<br />

zu empfangen.“<br />

Weitere Ereignisse verzeichnete für die nachfolgenden Generationen<br />

der gelehrte Historiker und Rabbiner Elijah Capsali aus Kreta,<br />

der im unglücksseligen Sommer des Jahres 5252 nach dem jüdischen<br />

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