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Magazin-2020-3

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CORONAKRISE

Corona trifft die Ärmsten besonders hart

Die Folgen von Covid-19 sind für viele

Menschen in unseren Partnerländern

eine existenzielle Bedrohung. terre des

hommes schweiz hilft Jugendlichen in

Afrika und Lateinamerika in der anhaltenden

Krise.

Seit rund einem halben Jahr ist Corona

omnipräsent. Das Virus reduziert und

verändert unsere sozialen Kontakte, beeinflusst

unser Arbeitsleben und auch

die Wirtschaft leidet. Dennoch meistert

die Schweiz die Krise bisher überdurchschnittlich

gut und wir alle haben einigermassen

gelernt, mit dem anhaltenden

Ausnahmezustand zu leben.

Grosse Ungleichheit

Ganz anders sieht die Situation in unseren

Partnerländern in Afrika und Lateinamerika

aus. Das Coronavirus hat

die weltweite Ungleichheit auf erschreckende

Art und Weise sichtbar gemacht.

Auf verschiedenen Ebenen zeigt sich:

Länder mit schwachen Demokratien

und starken, teilweise vom Militär gestützten

Regierungen sind besonders

betroffen. Brasiliens Präsident ist mehr

um seine Wiederwahl besorgt als um

das Wohl der Bevölkerung. Auch in Nicaragua

und Tansania ignorieren die

Staatsoberhäupter die Gefahr, die vom

Virus ausgeht völlig und verhindern lan-

desweite Schutzmassnahmen. Entsprechend

ungenügend ist der Zugang zu

Informationen zum Schutz vor neuen

Ansteckungen.

Noch deutlicher zeigt sich die Ungleichheit

bei Arbeit und Einkommen. Die allermeisten

Menschen im Globalen Süden

sind als Tagelöhner beschäftigt oder

leben von der Bewirtschaftung ihrer

kleinen landwirtschaftlichen Parzellen.

Viele haben aufgrund des Lockdowns

von heute auf morgen ihre Beschäftigung

und damit ihren Lohn verloren.

Kündigungsfristen, Kurzarbeit, Arbeitslosengeld

und Ersparnisse fehlen meist.

Für diejenigen, die noch Arbeit haben,

ist Homeoffice keine Möglichkeit. Sie

müssen sich oft täglich in enge Kleinbusse

quetschen, um zur Arbeit zu gelangen,

wo sie ebenso wenig geschützt sind.

Auch die medizinischen Möglichkeiten

sind nicht zu vergleichen mit denjenigen

in der Schweiz.

Unzählige Einzelschicksale

Entsprechend hoch sind inzwischen die

Infektionszahlen und die Todesfälle in

Verbindung mit Covid-19 in Ländern

wie Brasilien, Peru und Südafrika. Doch

Zahlen allein sagen wenig aus über das

wahre Ausmass der Katastrophe. Hinter

den mehr als 100 000 Corona-Toten in

60 Franken

ermöglichen die Abgabe

von Lebensmitteln an 3

bedürftige Familien.

100 Franken

finanzieren Schutzmasken,

Seifen und Desinfektionsmittel

für 10 Menschen.

Herzlichen Dank!

IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2

Stichwort Corona-Nothilfe

Brasilien verbergen sich unzählige Einzelschicksale.

Wenn nicht nur die Wirtschaft

zusammenbricht, sondern auch

die Gesundheitssyteme kollabieren,

hat dies verheerende Auswirkungen auf

Menschen, die beispielsweise von Malaria,

Tuberkulose, HIV/Aids oder Durchfallerkrankungen

betroffen sind. Als

Folge des Lockdowns haben in vielen

Ländern auch die Gewalt gegen Mädchen

und Frauen und Menschenrechtsverletzungen

zugenommen. In Brasilien

spricht man inzwischen sogar vom

«Genozid» an der indigenen Bevölkerung

angesichts der Untätigkeit der

Regierung.

Jugendliche engagieren sich

Doch es gibt Hoffnungsschimmer: Viele

kleine Initiativen und Organisationen,

so auch unsere lokalen Partner, engagieren

sich angesichts der Untätigkeit

oder Überforderung ihrer Regierungen

im Kampf gegen das Coronavirus

und dessen Folgen. Wir unterstützen

sie dabei mit Know-how und

finanziellen Mitteln, zum Beispiel in

der Präventionsarbeit, bei der Verteilung

von Essenspaketen für Bedürftige

oder beim Anbau von Grundnahrungsmitteln

für den Eigenbedarf. Oft sind

dabei Jugendliche die treibenden Kräfte.

Sie gehören nicht zur Risikogruppe

und können sich so auch für jene engagieren,

denen es noch schlechter geht

als ihnen selbst. Richard Geer, Leiter Kommu-

nikation und Fundraising

Foto Annette Mokler

Jugendliche in der Schlüsselrolle

Foto Peter Käser

Mit ihrem Engagement und ihrer Innovationskraft leisten Jugendliche in den Projekten

von terre des hommes schweiz einen wichtigen Beitrag an eine wirksame Nothilfe in

der Coronakrise. Zwei junge Menschen aus Brasilien und Mosambik erzählen.

Miguel Costa de Oliveira 21 Jahre, aus Pirauá

«Ich komme aus einer Kleinbauernfamilie,

lange hatte mein Vater das Sagen. Als

ich nach einer Weiterbildung beim Centro

SABIÁ auf die ökologische Landwirtschaft

umstellen wollte, war er am Anfang sehr

skeptisch. Bald sah er aber ein, dass es besser

ist, auf Pestizide zu verzichten und die

Böden nachhaltig zu bewirtschaften. Heute

produzieren wir gesunde Lebensmittel

und verdienen mit dem Verkauf von Bohnen,

Süsskartoffeln oder Mais unseren Lebensunterhalt.

Uns geht es gut und deshalb

helfe ich denjenigen, die unter den

Folgen der Corona-Pandemie leiden. Mit

meiner Jugendgruppe sammeln wir Nahrungsmittel

und verteilen sie kostenlos an

bedürftige Familien.»

Aufzeichnung: Loredana Engler

Ndaziona Jastene 19 Jahre, aus Milange

«Dank der Organisation OSAMULIZA konnte

ich vor über einem Jahr eine Ausbildung

zur Schneiderin machen. Mit meinem

Beruf habe ich ein regelmässiges Einkommen,

denn die Menschen brauchen immer

Kleider oder sie müssen etwas flicken lassen.

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen

und ihre Folgen sind auch im ländlichen

Mosambik ein grosses Thema. Selber nähe

ich Schutzmasken aus Stoff, die OSAMU-

LIZA mir abkauft und an Menschen verteilt,

die noch weniger haben als ich. Im Jugendklub

der Organisation habe ich gelernt,

wie man die Schutzmasken richtig

anzieht, die Hände richtig wäscht und sie

desinfiziert. Dieses Wissen gebe ich weiter

an die Menschen aus meiner Gemeinde.»

Aufzeichnung: Loredana Engler

Das Leben unter anderen Umständen geht weiter: Machbare Massnahmen in Mosambik,

die helfen, die Ausbreitung des neuartigen Virus einzudämmen. Foto Jonas Wagner-Mörsdorf

> Ihre Spende macht den Unterschied!

www.terredeshommesschweiz.ch/corona-spende

> Weitere Informationen zum Projekt in Brasilien:

www.terredeshommesschweiz.ch/SABIA

> Weitere Informationen zum Projekt in Mosambik:

www.terredeshommesschweiz.ch/OSAMULIZA

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