Magazin-2020-3
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IN EIGENER SACHE
EMPOWERMENT
Franziska Lauper
Geschäftsleiterin
terre des hommes schweiz
Liebe Leserin, lieber Leser
Kaum eine Initiative ist so lange nicht zur Abstimmung
gekommen wie jene zur Konzernverantwortung. Jahrelang
wurde in Bern um die Umsetzung ihrer Inhalte gekämpft. Das
Formulieren und Diskutieren von Gegenvorschlägen beschäftigten
Verwaltung und Parlament ausgiebig. Das Feilschen
um hauchdünne Mehrheiten und die endlosen Rückweisungen
von der einen zur anderen Kammer entwickelte sich zu
einem veritablen Krimi. Seit diesem Sommer ist endlich klar:
Am 29. November stimmen wir über das Volksbegehren ab.
Ein politisches Geschäft, worüber so lange gerungen wird,
ist offensichtlich wichtig und trifft den Nerv der Zeit. Dabei
geht es eigentlich um eine Selbstverständlichkeit: Schweizer
Konzerne, die internationale Geschäfte machen, müssen
Verantwortung für ihr Wirken übernehmen. Toxische Abfälle,
Kinderarbeit, vergiftete Flüsse und Schwermetalle im Boden
darf es nicht mehr geben – nirgendwo auf der Welt. Schweizer
Konzerne und deren Tochterunternehmen, die dafür
verantwortlich sind, sollen haftbar gemacht werden können.
terre des hommes schweiz unterstützt die Konzernverantwortungsinitiative
seit langer Zeit. Viele Menschen in der
Schweiz haben sich in zahlreichen Lokalkomitees zusammengeschlossen.
Gemeinsam mit ihnen sowie mit zahlreichen
Organisationen und Persönlichkeiten bis weit ins bürgerliche
Lager hinein setzen wir uns für eine Annahme der Initiative
ein. Wenn wir alle ein Ja zur Konzernverantwortung stimmen,
können wir eine echte Verbesserung für die Menschen erreichen,
die ansonsten verantwortungslosen Multis schutzlos
ausgeliefert sind.
Deshalb: Verpassen Sie diese historische Abstimmung
nicht! Überzeugen Sie Familie, Freundinnen und Freunde
und Bekannte, ihr Ja in die Urne zu legen.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Happy Birthday!
In dieser Magazin-Ausgabe berichten
wir, wie wir die Coronakrise mit vereinten
Kräften meistern und weshalb Jugendliche
in Afrika und Lateinamerika
dabei eine Schlüsselrolle haben. Sie lesen
über die grassierende Waffengewalt
in Brasiliens Armenvierteln und,
was wir gemeinsam mit Jugendorganisationen
vor Ort dagegen tun. Und
wir stellen Ihnen das Internationale Jugendnetzwerk
von terre des hommes
schweiz vor.
Anlässlich unseres 60-Jahr-Jubiläums
lancieren wir ein Pilotprojekt für junge
Menschen im Grüngürtel der mosambikanischen
Hauptstadt Maputo.
Wir erzählen Ihnen die kompakte Geschichte
unserer Organisation von der
Gründung im Jahr 1960 bis heute. Und
wir freuen uns sehr über das Grusswort
des bekannten Soziologen Ueli Mäder.
Die Redaktion
Zum Inhalt
Dossier Brasilien 4 – 7
• Waffengewalt: Widerstand in den Favelas
• Partnerprojekt: «Eine Wunde, die nie heilt»
60 Jahre Terre des Hommes 8 – 9
• Grusswort von Ueli Mäder
• 60 Jahre – Tour d‘Horizon
• Zum Geburtstag ein Pilotprojekt
Corona 10 –11
• Die Krise gemeinsam meistern
• Jugendliche in der Schlüsselrolle
Internationales Jugendnetzwerk 12 – 13 / 16
Unternehmen als Partner 14
Rezept von Tanja Grandits 15
Nachlassplanung: Online-Workshop 15
Impressum
60
years
Magazin terre des hommes schweiz, Nr. 3 Sept. 2020
www.terredeshommesschweiz.ch/magazin
Laufenstrasse 12, CH-4053 Basel
Spendenkonto PC 40-260-2
IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2
4 Ausgaben pro Jahr, Auflage 30 300 Ex.
Jahresabo 5 Franken
Redaktion: Anna Wegelin (aw); Gestaltung: Michèle
Minet; Korrektorat: Loredana Engler, Richard Geer
Druck: Gremper AG, Basel/Pratteln
Foto Titelseite: AP, Silvia Izquierdo
Jetzt gilt‘s: Am 29. November kommt die Konzernverantwortungsinitiative zur Abstimmung.
Jede Stimme zählt!
Schweizer Konzerne sollen für Umweltverschmutzung
und Menschenrechte
geradestehen.
Am 29. November wird endlich über die
Konzernverantwortungsinitiative abgestimmt.
terre des hommes schweiz hat
sich von Anfang an für sie eingesetzt.
Die Initiative verlangt eine Selbstverständlichkeit:
Schweizer Konzerne, die
Menschenrechte missachten und die
Umwelt zerstören, sollen dafür geradestehen.
Das Volksbegehren geniesst
breiten Rückhalt in der Bevölkerung
und in der Wirtschaft und wird auch
von Vertreterinnen und Vertretern aller
Parteien unterstützt. Sie muss sich jedoch
gegen eine finanzgewaltige Gegnerschaft
behaupten, die für ihre
Anti--Kampagne zu teilweise zwielichtigen
Mitteln greift.
Gegenvorschlag keine Alternative
Sollte die Initiative abgelehnt werden,
würde der Gegenvorschlag in Kraft treten.
Der indirekte Gegenvorschlag bietet
keine sinnvolle Alternative. Ob Kinderarbeit
auf Kakaoplantagen oder
Pestizidvergiftungen bei indischen
Bauern: Verantwortliche Konzerne, die
nichts dagegen tun, hätten nach wie vor
keine Konsequenzen zu befürchten, da
der Alibi-Gegenvorschlag keine Haftung
vorsieht.
In anderen Ländern ist es heute längst
Normalität, dass Konzerne für Menschenrechtsverletzungen
im Ausland
vor Gericht stehen müssen. So laufen
zum Beispiel in Kanada, England und
Frankreich heute schon Prozesse gegen
Konzerne. Gutachten haben gezeigt, dass
die Schweiz klare Gesetze braucht, damit
sie international nicht den Anschluss
verpasst.
Ja stimmen und weitersagen
Jetzt ist entscheidend, dass wir auch
wirklich abstimmen gehen. Laut Studien
sind viele Schweizer Stimmberechtigte
Gelegenheitswählerinnen und
-wähler. Es zieht sie also dann zur Urne,
wenn sie das Anliegen als wichtig erachten.
Diesmal ist es wichtig und wir
können ein starkes Zeichen setzen. Mit
der Annahme der Konzernverantwortungsinitiative
kann eine echte Verbesserung
für jene Menschen erreicht
werden, die verantwortungslosen Multis
zurzeit schutzlos ausgeliefert sind.
Sylvia Valentin, Entwicklungspolitische Kampagnen
> Mehr zu unserem Engagement:
www.terredeshommesschweiz.ch/kvi
Foto Samuel Rink
Was Sie tun können
Stimmen Sie am 29. November Ja zur
Volksinitiative. Fordern Sie Familie,
Freundinnen und Freunde sowie
Bekannte auf, dasselbe zu tun. Verwenden
Sie kostenloses Kampagnenmaterial
wie zum Beispiel Fahne,
Kleber, Velodreieck und Postkarten,
das Sie hier bestellen können:
> www.konzern-initiative.ch/kampagnenmaterial
Kraft tanken,
Kontakte knüpfen
Jugendliche und junge Erwachsene in
der Schweiz mit Fluchthintergrund haben
in der Regel traumatische Erfahrungen
gemacht. Ihre Situation ist oft unsicher,
viele fühlen sich allein. Das Projekt
«MePower» von terre des hommes
schweiz gibt ihnen die Möglichkeit, im
geschützten Rahmen und unter fachkundiger
Anleitung soziale Kontakte
zu knüpfen, eigene Stärken zu entdecken
und Erfahrungen auszutauschen.
Workshop mit Auszeit im Jura
In den Sommerferien hat terre des hommes
schweiz zum zweiten Mal in den
Freibergen einen Empowerment-Workshop
mit einer Gruppe von Geflüchteten
durchgeführt. Neun junge Frauen
und Männer setzten sich während fünf
Tagen in Saignelégier auf kreative Weise
mit ihrer eigenen Geschichte und
Situation auseinander. Gemeinsam skizzierten
sie gangbare Wege für ihre persönliche
Zukunft. Daneben gab es auch
Raum und Zeit für Spiel und Spass oder
das gemeinsame Kochen.
Kennenlernrunde im «MePower»-Workshop.
Foto Sylvia Valentin
Das Projekt «MePower»
Ziel des Projekts «MePower» von terre
des hommes schweiz ist es, jungen Menschen
mit Fluchthintergrund niederschwellige
psychosoziale Unterstützung
zu geben. Bis jetzt wurden zwei
Empowerment-Workshops im Jahr
durchgeführt. Neu ist zusätzlich ein monatlicher
Stammtisch geplant. aw
> Weitere Informationen zum Projekt:
www.terredeshommesschweiz.ch/mepower
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