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Welt 2010 - OSZ Max-Taut-Schule in Berlin

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76<br />

Jahrbuch 2009/10<br />

Schon vor ihrer Rückkehr nach Berl<strong>in</strong> hatte die KPD-Spitze <strong>in</strong><br />

Moskau Pläne für ihre Nachkriegsjugendpolitik entwickelt: sie<br />

wollte nicht wieder e<strong>in</strong>en kommunistischen Jugendverband<br />

schaffen, sondern e<strong>in</strong>e „breite antiimperialistische demokratische“<br />

Jugendorganisation unter der Bezeichnung „Freie Deutsche<br />

Jugend“. Im Sommer 1945 gab dann die Sowjetische<br />

Militäradm<strong>in</strong>istration <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die Errichtung von<br />

Jugendausschüssen bekannt, bei denen antifaschistische<br />

Jugendliche die Führung selbst <strong>in</strong> den Händen haben und lernen<br />

sollten, mit eigener Kraft die Aufgaben zu lösen.<br />

Die <strong>in</strong> Potsdam ausgehandelten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die<br />

Zukunft Deutschlands - die sogenannten „vier Ds“, bzw. „fünf Ds“:<br />

Demokratisierung, Denazifizierung, Dezentralisierung,<br />

Demilitarisierung und Demontage bestimmten <strong>in</strong> den folgenden Jahren den fortschreitenden Prozess der<br />

Trennung und Teilung Deutschlands <strong>in</strong> zwei politische Lager. Die erwachsene deutsche Bevölkerung konnte<br />

sich, wenn auch leidvoll, weitgehend positionieren. Viele gestern noch <strong>in</strong>fanalisch skandierende „Heil Hitler“ -<br />

Akklamateure gaben sich als opportunistische Wendehälse oder sie tauchten e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> die<br />

lebenserhaltendenden Notwendigkeiten des Nachkriegsalltags ab. Die <strong>in</strong>neren und äußeren Exilanten fanden<br />

ihre Zuordnung <strong>in</strong> den sich spätestens seit 1946 herausbildenden politischen Ost-Westlagern. Diese wenn auch<br />

größtenteils fragwürdigen Verhaltensalternativen hatten die jungen Menschen nicht. An der Schwelle zum<br />

Erwachsenwerden war ihr Leben zum zweiten Mal fremdbestimmt.<br />

Auf der e<strong>in</strong>en Seite Deutschlands, im westalliierten Teil, waren die Jugendlichen den Verlockungen der usamerkanisierten<br />

Sche<strong>in</strong>liberalität ausgesetzt, die bei vielen Jugendlichen e<strong>in</strong> verklärtes Bild von usamerikanischen<br />

Lebensformen suggerierte, das vor allem nach dem Marshallplan und nach durchstandener<br />

Berl<strong>in</strong>-Blockade gerade die Jugend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en „Taumel der kapitalistischen Verfügbarkeiten“ geraten ließ. Auf der<br />

anderen Seite, im sowjetisch besetzten Teil, lebte e<strong>in</strong>e Jugend, die sich den schon vor ihrer Rückkehr nach<br />

Berl<strong>in</strong> entwickelten Moskauer Plänen der KPD-Spitze für ihre Nachkriegsjugendpolitik gegenüber sah. Die KPD-<br />

Führung wollte nicht wieder e<strong>in</strong>en kommunistischen Jugendverband schaffen, sondern e<strong>in</strong>e „breite<br />

antiimperialistische demokratische“ Jugendorganisation unter der Bezeichnung „Freie Deutsche Jugend“. Erste<br />

Jugendverbände wurden schon im Sommer 1945 gegründet. Wenngleich auch durchaus antifaschistisch<br />

e<strong>in</strong>gestellte junge Menschen hier e<strong>in</strong>e politische Wirkungsstätte fanden, so bleibt diese der<br />

nationalsozialsozialistischen Gleichschaltungspropaganda, denen die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen zwölf Jahre lang<br />

ausgesetzt waren, diametrale Politisierung <strong>in</strong> der SBZ weitgehend e<strong>in</strong>e neuerliche Fremdbestimmung, die der<br />

entwicklungspsychologischen Aufarbeitung der Kriegstraumata von jungen Menschen ke<strong>in</strong>en Raum ließ.<br />

So gab es hüben wie drüben e<strong>in</strong><br />

Aufarbeitungsdefizit bei der<br />

deutschen Jugend, zwar unter<br />

verschiedenen sozialen und<br />

politischen Prämissen, aber bezüglich<br />

der historischen Aufarbeitung des<br />

Nationalsozialismus mit<br />

vergleichbaren<br />

Verdrängungsmechanismen. Unter<br />

diesen für e<strong>in</strong>en diskursiven Umgang<br />

mit der eigenen Geschichte eher<br />

ungünstigen Voraussetzungen wurde<br />

die Jugend <strong>in</strong> Ost und West<br />

erwachsen, erlebte sie 1949 die<br />

Teilung Deutschlands zur<br />

Bundesrepublik Deutschland und zur<br />

Deutschen Demokratischen Republik.<br />

Die vom Geschichtskurs ( ge2 ) der <strong>Max</strong>-<strong>Taut</strong>-<strong>Schule</strong> erstellte Ausstellung „Jugend <strong>in</strong> Ost- und West-Berl<strong>in</strong> von<br />

1945 - 1949“ dokumentiert diesen Zeitraum. Die Ausstellung wird - beg<strong>in</strong>nend ab 03.09.<strong>2010</strong> im Foyer der<br />

<strong>Max</strong>-<strong>Taut</strong>-Aula - <strong>in</strong> mehreren Stadtbezirken gezeigt. Unterstützt wird die Projektarbeit durch das Berl<strong>in</strong>-<br />

Brandenburger-Bildungswerk ( BBB ) mit dem Projektmitarbeiter Erhard Bergt. Projektleiter ist Jens Wollenberg<br />

(OStR ) von der <strong>Max</strong>-<strong>Taut</strong>-<strong>Schule</strong>. Die mediale Vermittlung der Wanderausstellung f<strong>in</strong>det mit Hilfe von etwa

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