Welt 2010 - OSZ Max-Taut-Schule in Berlin
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Jahrbuch 2009/10<br />
Schon vor ihrer Rückkehr nach Berl<strong>in</strong> hatte die KPD-Spitze <strong>in</strong><br />
Moskau Pläne für ihre Nachkriegsjugendpolitik entwickelt: sie<br />
wollte nicht wieder e<strong>in</strong>en kommunistischen Jugendverband<br />
schaffen, sondern e<strong>in</strong>e „breite antiimperialistische demokratische“<br />
Jugendorganisation unter der Bezeichnung „Freie Deutsche<br />
Jugend“. Im Sommer 1945 gab dann die Sowjetische<br />
Militäradm<strong>in</strong>istration <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die Errichtung von<br />
Jugendausschüssen bekannt, bei denen antifaschistische<br />
Jugendliche die Führung selbst <strong>in</strong> den Händen haben und lernen<br />
sollten, mit eigener Kraft die Aufgaben zu lösen.<br />
Die <strong>in</strong> Potsdam ausgehandelten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die<br />
Zukunft Deutschlands - die sogenannten „vier Ds“, bzw. „fünf Ds“:<br />
Demokratisierung, Denazifizierung, Dezentralisierung,<br />
Demilitarisierung und Demontage bestimmten <strong>in</strong> den folgenden Jahren den fortschreitenden Prozess der<br />
Trennung und Teilung Deutschlands <strong>in</strong> zwei politische Lager. Die erwachsene deutsche Bevölkerung konnte<br />
sich, wenn auch leidvoll, weitgehend positionieren. Viele gestern noch <strong>in</strong>fanalisch skandierende „Heil Hitler“ -<br />
Akklamateure gaben sich als opportunistische Wendehälse oder sie tauchten e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> die<br />
lebenserhaltendenden Notwendigkeiten des Nachkriegsalltags ab. Die <strong>in</strong>neren und äußeren Exilanten fanden<br />
ihre Zuordnung <strong>in</strong> den sich spätestens seit 1946 herausbildenden politischen Ost-Westlagern. Diese wenn auch<br />
größtenteils fragwürdigen Verhaltensalternativen hatten die jungen Menschen nicht. An der Schwelle zum<br />
Erwachsenwerden war ihr Leben zum zweiten Mal fremdbestimmt.<br />
Auf der e<strong>in</strong>en Seite Deutschlands, im westalliierten Teil, waren die Jugendlichen den Verlockungen der usamerkanisierten<br />
Sche<strong>in</strong>liberalität ausgesetzt, die bei vielen Jugendlichen e<strong>in</strong> verklärtes Bild von usamerikanischen<br />
Lebensformen suggerierte, das vor allem nach dem Marshallplan und nach durchstandener<br />
Berl<strong>in</strong>-Blockade gerade die Jugend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en „Taumel der kapitalistischen Verfügbarkeiten“ geraten ließ. Auf der<br />
anderen Seite, im sowjetisch besetzten Teil, lebte e<strong>in</strong>e Jugend, die sich den schon vor ihrer Rückkehr nach<br />
Berl<strong>in</strong> entwickelten Moskauer Plänen der KPD-Spitze für ihre Nachkriegsjugendpolitik gegenüber sah. Die KPD-<br />
Führung wollte nicht wieder e<strong>in</strong>en kommunistischen Jugendverband schaffen, sondern e<strong>in</strong>e „breite<br />
antiimperialistische demokratische“ Jugendorganisation unter der Bezeichnung „Freie Deutsche Jugend“. Erste<br />
Jugendverbände wurden schon im Sommer 1945 gegründet. Wenngleich auch durchaus antifaschistisch<br />
e<strong>in</strong>gestellte junge Menschen hier e<strong>in</strong>e politische Wirkungsstätte fanden, so bleibt diese der<br />
nationalsozialsozialistischen Gleichschaltungspropaganda, denen die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen zwölf Jahre lang<br />
ausgesetzt waren, diametrale Politisierung <strong>in</strong> der SBZ weitgehend e<strong>in</strong>e neuerliche Fremdbestimmung, die der<br />
entwicklungspsychologischen Aufarbeitung der Kriegstraumata von jungen Menschen ke<strong>in</strong>en Raum ließ.<br />
So gab es hüben wie drüben e<strong>in</strong><br />
Aufarbeitungsdefizit bei der<br />
deutschen Jugend, zwar unter<br />
verschiedenen sozialen und<br />
politischen Prämissen, aber bezüglich<br />
der historischen Aufarbeitung des<br />
Nationalsozialismus mit<br />
vergleichbaren<br />
Verdrängungsmechanismen. Unter<br />
diesen für e<strong>in</strong>en diskursiven Umgang<br />
mit der eigenen Geschichte eher<br />
ungünstigen Voraussetzungen wurde<br />
die Jugend <strong>in</strong> Ost und West<br />
erwachsen, erlebte sie 1949 die<br />
Teilung Deutschlands zur<br />
Bundesrepublik Deutschland und zur<br />
Deutschen Demokratischen Republik.<br />
Die vom Geschichtskurs ( ge2 ) der <strong>Max</strong>-<strong>Taut</strong>-<strong>Schule</strong> erstellte Ausstellung „Jugend <strong>in</strong> Ost- und West-Berl<strong>in</strong> von<br />
1945 - 1949“ dokumentiert diesen Zeitraum. Die Ausstellung wird - beg<strong>in</strong>nend ab 03.09.<strong>2010</strong> im Foyer der<br />
<strong>Max</strong>-<strong>Taut</strong>-Aula - <strong>in</strong> mehreren Stadtbezirken gezeigt. Unterstützt wird die Projektarbeit durch das Berl<strong>in</strong>-<br />
Brandenburger-Bildungswerk ( BBB ) mit dem Projektmitarbeiter Erhard Bergt. Projektleiter ist Jens Wollenberg<br />
(OStR ) von der <strong>Max</strong>-<strong>Taut</strong>-<strong>Schule</strong>. Die mediale Vermittlung der Wanderausstellung f<strong>in</strong>det mit Hilfe von etwa