Die «Sarasin-Debatte» im Tages-Anzeiger Wieso die ... - ZHSF
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Welche?<br />
<strong>Die</strong> Anforderungen der hochstehenden industriellen Lehren haben zugenommen. Neben<br />
einem beachtlichen Bildungsrucksack an Mathe und Physik ist etwa auch <strong>im</strong>mer<br />
mehr Sozialkompetenz gefragt.<br />
Man hört <strong>im</strong>mer wieder: Gymnasium und Lehre darf man nicht gegeneinander ausspielen.<br />
Wie sehen Sie das?<br />
Als Ökonom glaube ich an <strong>die</strong> Vorteile des Wettbewerbs. Und <strong>die</strong> gegenwärtige Debatte<br />
zeigt, dass <strong>die</strong> beiden Bildungsrichtungen tatsächlich <strong>im</strong> Wettbewerb stehen, der<br />
jetzt noch demografisch zugespitzt wird. Eine Steuerung über fixe Quoten ist nicht<br />
effizient. Zu diskutieren wäre allerdings über <strong>die</strong> Länge der Spiesse, sprich <strong>die</strong> Finanzierung.<br />
Was schlagen Sie vor?<br />
Ich bin generell gegen jegliche Art von Quoten. Solche werden neuerdings sogar an<br />
den Universitäten gefordert, um den Phil-I-Boom zu bremsen. Stattdessen muss mehr<br />
über Anreize gesteuert werden. Auch weil <strong>die</strong> freie Stu<strong>die</strong>nwahl ein hohes Gut ist,<br />
das nicht ohne Not aufgegeben werden sollte.<br />
Philipp Sarasins Artikel hat viele Leser verärgert, weil er <strong>die</strong> Schweiz «bildungsfeindlich»<br />
nennt. Verstehen Sie <strong>die</strong> Empörung?<br />
Ich verstehe vor allem, dass <strong>die</strong> pauschale Etikettierung der Berufsbildung als Mittelmass<br />
auf Unmut stösst. <strong>Die</strong>se Sicht verkennt, dass viele Berufslehren auf hohem<br />
Niveau sind und vielseitige Ansprüche stellen, durchaus auch kognitive. Wenn <strong>die</strong>se<br />
Lehren noch mit der Berufsmatura kombiniert werden, entstehen Ausbildungen, <strong>die</strong> –<br />
obwohl sie anders sind – den Vergleich mit der Matura nicht zu scheuen brauchen.<br />
Sarasin nennt <strong>die</strong> Eintrittshürden ins Gymnasium Klassensortierungsanlagen. Selektioniert<br />
das Schweizer Bildungssystem zu früh?<br />
Jedes Bildungssystem muss Selektionen vornehmen. Länder, in denen <strong>die</strong> Berufslehre<br />
eine wichtige Stellung hat, selektionieren in der Regel früher und strenger. Denn ein<br />
funktionsfähiger Lehrstellenmarkt braucht auch talentierte und motivierte Junge. Im<br />
Idealfall wird <strong>die</strong> Bildungsweiche aber nicht nur über formale Zugangshürden wie<br />
Prüfungen oder Vornoten gestellt, sondern es entscheiden sich auch potenzielle Gymnasiasten<br />
bewusst für eine Lehre. Daran müssen wir arbeiten. <strong>Die</strong> Forderung, noch<br />
früher mit der Berufswahlvorbereitung in den Sekundarschulen zu beginnen, um den<br />
Berufsnachwuchs zu sichern, halte ich hingegen nicht für zielführend. Gerade <strong>die</strong><br />
Jungs sind mit 13 Jahren noch nicht in der Lage, ihre Neigungen zu erkennen. <strong>Die</strong><br />
Gefahr von Fehlentscheiden steigt.<br />
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