14.12.2012 Aufrufe

Prof. Dr. Werner Sacher: Erweiterte Leistungsbeurteilung ... - ZHSF

Prof. Dr. Werner Sacher: Erweiterte Leistungsbeurteilung ... - ZHSF

Prof. Dr. Werner Sacher: Erweiterte Leistungsbeurteilung ... - ZHSF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>:<br />

<strong>Erweiterte</strong> <strong>Leistungsbeurteilung</strong> –<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

Gastvorlesung an der ETH Zürich<br />

im Rahmen des „Didaktischen Kolloquiums Zürich“ des Zürcher<br />

Hochschulinstituts für Schulpädagogik und Fachdidaktik<br />

am 19. April 2012


1. Notwendigkeit einer erweiterten<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

<strong>Leistungsbeurteilung</strong>


Bildungssystem im Umbruch:<br />

• vom Rüttelsieb der Gesellschaft (Fend<br />

1980, S.29) und vom bürokratischen<br />

Zuteilungsapparat (Schelsky 1961, S.158)<br />

• zum Treibhaus der Zukunft (Kahl)<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


Begabungen<br />

• nicht mehr nur sortieren und selektieren<br />

• sondern auch entwickeln und fördern<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


Förderma rdermaßnahmen nahmen sind dann am<br />

effektivsten, wenn sie an die Kompetenz der<br />

Schüler Sch ler angepasst sind.<br />

individuelle adaptiver individuelle<br />

Diagnose Unterricht Förderung<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


<strong>Erweiterte</strong>r Lern- und Leistungsbegriff<br />

• fachlich-inhaltliche Kompetenzen<br />

• methodisch-strategische Kompetenzen<br />

• sozial-kommunikative Kompetenzen<br />

• Kompetenz, die sich im Lernergebnis<br />

zeigt<br />

• Kompetenz, die sich im Lernprozess zeigt<br />

• persönliche Kompetenzen: Konzentration,<br />

Ausdauer, Frustrationstoleranz, Motivation und<br />

Interessen, Selbstkonzept …<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


<strong>Erweiterte</strong>r Diagnose-Bedarf<br />

Traditionelle Diagnose:<br />

• Diagnose der Anlagen von Schülerinnen u. Schülern<br />

• Diagnose der Lernergebnisse von Schülerinnen u. Schülern<br />

für vorgreifende und abschließende Selektion<br />

Diagnose für individuelle Förderung:<br />

• umfassende personenbezogene Diagnose: Einstellungen,<br />

Verhalten, Kompetenzen und Lernprozesse der<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

• Diagnose von Aufgabenschwierigkeiten<br />

• Diagnose von Unterrichtsarrangements<br />

(Helmke u. a. 2004b)<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


2. Schwierigkeiten einer erweiterten<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

<strong>Leistungsbeurteilung</strong>


Welchem Förderverständnis verpflichtet?<br />

• Defizitorientierte Förderung:<br />

Förderung der Schülerinnen und Schüler auf der<br />

Grundlage ihrer jeweiligen Voraussetzungen im<br />

Hinblick auf festgelegte Ziele oder Standards<br />

• Umfassende Förderung:<br />

Förderung von Persönlichkeitsentwicklung der<br />

Schülerinnen und Schüler im Sinne einer<br />

umfassenden Ausbildung ihrer Fähigkeiten,<br />

Interessen und ihres Charakters<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


Eingriff in den Intimbereich der Schülerinnen<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

und Schüler?<br />

• 50% der Schülerinnen und Schüler lehnen individuelle<br />

Förderung als „zu persönlich“ ab.<br />

(Kunze & Solzbacher 2008)


• Diagnostische Kompetenz von Lehrkräften<br />

�Noch am besten erkannt: Leistungs-Rangordnung in der<br />

Klasse<br />

(Hoge & Coladarci 1989; Schrader 1989; Bates & Nettelbeck 2001; Feinberg<br />

& Shapiro 2003; Helmke u.a. 2004a; Striethold & Bos 2006 )<br />

�Weniger gut erkannt: Rangordnungen nach Intelligenz,<br />

Selbstkonzept, Ängstlichkeit u. Lernmotivation<br />

(Spinath und Höfer 2003)<br />

�Unzureichend erkannt: Schwierigkeit von Aufgaben<br />

(Schrader, 1989; Lehmann u.a., 2000; Hosenfeld u.a. 2002)<br />

Kein Bei alledem Unterschied keine nach Unterschiede Klassengröße, nach Klassengröße, Dauer der Dauer<br />

der Klassenführung und und Berufserfahrung (Wild (Wild & & Rost Rost 1995) 1995)<br />

• Zeitaufwand!<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

Leistbarkeit einer erweiterten<br />

<strong>Leistungsbeurteilung</strong>?


� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

3. Wege einer erweiterten<br />

<strong>Leistungsbeurteilung</strong><br />

und ihre Stolpersteine


Kompetenzmodelle und Operationalisierungen<br />

• Problem der Inferenz<br />

(Bach-Blattner & Bohl 2011, S.182):<br />

�Je konkreter, umso besser beobachtbar und<br />

messbar<br />

�Je konkreter, umso weniger repräsentativ für<br />

die jeweilige Kompetenz im Ganzen<br />

• Problem unterschiedlicher Operationalisierungen<br />

• Zulässigkeit und Möglichkeiten der Beurteilung<br />

von Sozial- und Selbstkompetenz<br />

�Ausweichen auf Lern-, Arbeits- und<br />

Sozialverhalten<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

Diagnose der Prozesse<br />

• Diagnose von Qualitäten des Arbeitens und<br />

Lernens, die man an den Ergebnissen meistens<br />

nicht mehr erkennen kann<br />

(nicht Veränderungsmessung!):<br />

�Psychodynamische Komponenten<br />

�Reflexionsniveau und Selbständigkeit<br />

�Soziale Qualitäten<br />

• Vorausgesetzte Kenntnisse der Struktur von<br />

Lernprozessen, z. B. von Abschnitten des Lernens<br />

am Modell (<strong>Sacher</strong> 2009, S.249)<br />

• Grenzen der Lehrer- und Schülerbeobachtung


� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

Verbreiterung der Datenbasis<br />

• Zusätzliche Datengewinnung<br />

(außer durch Schularbeiten, Abfragen, mündliche<br />

Prüfungen und Mitarbeitsnoten) durch<br />

�Inhaltsanalysen<br />

�Beobachtungen<br />

�Lautes Denken<br />

�Befragungen<br />

�Diagnostische Aufgaben<br />

�Vergleichsarbeiten<br />

• Setzt z. T. sehr gute zwischenmenschliche<br />

Beziehungen voraus.<br />

• Hebt z. T. die Trennung von Lern- und<br />

Leistungssituationen auf.


� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

Neue Gütekriterien<br />

Traditionelle Gütekriterien:<br />

• Objektivität: Unabhängigkeit vom Diagnostiker<br />

• Reliabilität: Genauigkeit<br />

• Validität: Gültigkeit<br />

Unzureichende Erfüllung durch erweiterte<br />

<strong>Leistungsbeurteilung</strong>!<br />

→ Ergänzung durch neue Gütekriterien:<br />

• Kommunikative Validierung<br />

• Transparenz und Beteiligung<br />

• Gegenstands- und Zielangemessenheit<br />

• Prozesscharakter<br />

• Systemische Passung<br />

(Bohl 2004, S.75ff.; Bach-Blattner & Bohl 2011, S.184f.)


� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

Neue Gütekriterien<br />

Alter Wein in neuen Schläuchen?<br />

• Gegenstands- und Zielangemessenheit: Korrespondieren<br />

des Bewertungsverfahrens mit Unterrichtszielen und<br />

methodischen Arrangements → Inhaltsvalidität!<br />

• Prozesscharakter: Keine definitive Festlegung des<br />

Unterrichtsprozesses und des Bewertungsverfahren ,<br />

sondern Orientierung am Lerngegenstand und an den<br />

Interessen, Bedürfnissen und Fähigkeiten der Lernenden<br />

→ Validität!<br />

• Systemische Passung: Vereinbarungen innerhalb von<br />

Einzelschulen, passende schulorganisatorische und<br />

schulrechtliche Bedingungen in bildungssystemischer<br />

Hinsicht → Objektivität und Aspekte von Validität:<br />

Testfairness, Inhaltsvalidität!


� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

Neue Gütekriterien<br />

Unverträglichkeit mit klassischen Gütekriterien:<br />

• Kommunikative Validierung: „Über Sprache und<br />

Interaktion wird das Bewertungsverfahren [von Lehrern<br />

und Schülern; W. S.] in einem gemeinsamen Prozess<br />

validiert.“ (Bach-Blattner & Bohl 2011, S.184)<br />

• Transparenz und Beteiligung: Lernende werden beim<br />

Festsetzen des Bewertungsverfahrens mit einbezogen.<br />

Aushandeln mit den jeweiligen Betroffenen verletzt die<br />

Objektivität und erhöht die Verfälschbarkeit (Aspekt von<br />

Konstruktvalidität: Lukesch 1998, S.76ff.)


� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

Offene Lernsettings<br />

„Ohne eine pädagogische und didaktische Öffnung des<br />

Unterrichts und ohne die Sicherung bestimmter<br />

Rahmenbedingungen bleibt eine Veränderung der<br />

Bewertung meist erfolglos.“<br />

(Brügelmann u. a. 2006, S.4)<br />

„Diagnose-sensibler Unterricht“


� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

Offene Lernsettings<br />

• Bloßes Ersetzen von Lehrersteuerung durch<br />

Lernersteuerung ist nicht effektiv.<br />

• Die Übertragung „aller Verantwortlichkeiten für das<br />

Lernen auf die lernenden Schüler (ist) keine angemessene,<br />

sondern meiner Meinung nach eine falsche, sogar eine<br />

gefährliche Methode.“ (Weinert 2000, S.5)<br />

• Experimentieren ohne Begleitung ist nicht<br />

effektiv.<br />

Der schülerorientierte Unterricht ist häufig „wenig<br />

individuell fördernd, weil die Lernaktivitäten zu wenig<br />

ergebnisorientiert ausgerichtet und die Lernprozesse zu<br />

wenig begleitet werden.“ (Blossfeld u. a. 2007)<br />

Hattie 2008 u. 2009: Offener Unterricht ist wenig effektiv!


Offene Lernsettings<br />

• Einübung in den Umgang mit offenen Lernumgebungen:<br />

• Formen überdeterminierter Lerneinheiten (<strong>Sacher</strong> 2006, S.132):


Offene Lernsettings<br />

• Einübung in den Umgang mit offenen Lernumgebungen:<br />

• Formen unterdeterminierter Lerneinheiten (<strong>Sacher</strong> 2006, S.127):


Selbstdiagnose der Schülerinnen und Schüler<br />

„Der Koinzidenzpunkt der Verständigung entscheidet<br />

über die Möglichkeit und die Begrenztheit der<br />

erzieherischen Beeinflussung. Jeder Einfluss muss durch<br />

dieses ‚Nadelöhr‘, anders findet er nicht statt.“<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

(Grzesik 1994, S.54)


Selbstdiagnose der Schülerinnen und Schüler<br />

• Gefahren einer rückblickenden pauschalen<br />

Selbstbeurteilung<br />

• Schwierigkeiten einer prozessbegleitenden<br />

Selbstbeurteilung<br />

• Ineffektivität einer Einschätzung einzelner<br />

Momente des Lernprozesses<br />

• Gefahr falscher Selbsteinschätzungen:<br />

� TIMSS-III u. Köller u. a. 2000: Tendenz männl. Gymnasiasten zur<br />

Selbstüberschätzung hinsichtlich mathemat. Kompetenzen (Budde<br />

2008, S.24 u. 26)<br />

� In IPN-Videostudie 29% „Unterschätzer“ u. 16% „Überschätzer“!<br />

(Blossfeld u. a. 2007)<br />

� Schweiz: Mädchen haben ein niedrigeres math. Selbstkonzept,<br />

obwohl sich ihre Leistungen von denen der Jungen erst im 8. Jg.<br />

Unterscheiden (Neuenschwander u.a. 2005, S.128)<br />

• Offenlegung einer Selbstbeurteilung vor Anderen<br />

setzt positive Beziehungen zu diesen voraus.<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


Schülerselbstbeurteilung als Beurteilung<br />

von Zusammenhängen<br />

1. Ausgangslage<br />

4. Lernergebnisse<br />

Lernkompetenz:<br />

Schülerinnen u.<br />

Schüler steuern<br />

ihr Lernen<br />

2. Lernplanung<br />

3. Lernprozesse


Selbstdiagnose der Schülerinnen und Schüler<br />

• Gefahren einer rückblickenden pauschalen<br />

Selbstbeurteilung<br />

• Schwierigkeiten einer prozessbegleitenden<br />

Selbstbeurteilung<br />

• Ineffektivität einer Einschätzung einzelner<br />

Momente des Lernprozesses<br />

• Gefahr falscher Selbsteinschätzungen:<br />

� TIMSS-III u. Köller u. a. 2000: Tendenz männl.<br />

Gymnasiasten zur Selbstüberschätzung hinsichtlich<br />

mathemat. Kompetenzen<br />

(Budde 2008, S.24 u. 26)<br />

� In IPN-Videostudie 29% „Unterschätzer“ u. 16%<br />

„Überschätzer“! (Blossfeld u. a. 2007)<br />

� Schweiz: Mädchen haben ein niedrigeres math.<br />

Selbstkonzept, obwohl sich ihre Leistungen von denen<br />

der Jungen erst im 8. Jg. Unterscheiden<br />

(Neuenschwander u.a. 2005, S.128)<br />

• Offenlegung einer Selbstbeurteilung vor Anderen<br />

setzt positive Beziehungen zu diesen voraus.


Trennung von Förder- und Selektionsdiagnose<br />

• Promotionsrelevanz von Sachkompetenz, nicht<br />

aber Selbst- u. Sozialkompetenz<br />

(St. Gallen: Nüesch u. a. 2011)<br />

• Promotionsrelevanz von summativer, nicht aber<br />

formativer Beurteilung<br />

(St. Gallen: Nüesch u. a. 2011)<br />

• Trennung von Lern- und Leistungssituationen<br />

(Weinert 1998)<br />

• Verteilung von Förder- und Selektionsdiagnose<br />

auf frühere und spätere Abschnitte von<br />

Lerneinheiten<br />

• Freistellung bestimmter Jahrgänge und<br />

Schulstufen von der Selektionsdiagnose<br />

• Überprüfung von Abschluss-Qualifikationen<br />

durch externe Examining Boards<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


4. Bildungsgerechtigkeit neu denken!<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong><br />

Ein Dilemma<br />

• <strong>Erweiterte</strong> <strong>Leistungsbeurteilung</strong> ist für Selektionszwecke<br />

nur noch bedingt geeignet. Sie setzt eigentlich einen weit<br />

gehenden Verzicht auf Selektion voraus. Wo bleibt dann<br />

die Bildungsgerechtigkeit?<br />

• Beim Festhalten an der traditionellen selektionsorientierten<br />

<strong>Leistungsbeurteilung</strong> bleiben viele Fördermöglichkeiten<br />

ungenutzt. Kann dann Selektion auch nur annähernd fair<br />

sein?


Bildungsgerechtigkeit als Chancengleichheit<br />

• Verbreitetes Verständnis von Bildungsgerechtigkeit:<br />

Lediglich Akzeptieren von Ungleichheiten aufgrund<br />

natürlicher Gegebenheiten, nicht aber aufgrund sozialer<br />

Einflüsse (Giesinger 2007, S.13)<br />

• Aber auch die perfekteste Förderung und Selektion kann<br />

keine vollständige Chancengleichheit herbeiführen: Es<br />

werden immer junge Menschen „zurückgelassen“, die noch<br />

weiter gefördert werden könnten!<br />

Illusion des „No Child Left Behind Act“ NCLB 2002<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


Schwellenkonzeption der Bildungsgerechtigkeit<br />

• Schwellenkonzeption von Bildungsgerechtigkeit:<br />

Das Bildungssystem soll jedes Kind zur Teilnahme am<br />

sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Leben<br />

der Gesellschaft befähigen. (Giesinger 2007, S.17)<br />

• Förderung bis zum tatsächlichen Erreichen der<br />

„Bildungsschwelle“ sichert wenigstens allen ein<br />

menschenwürdiges Leben.<br />

� 2012 <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Sacher</strong>


Literatur<br />

Bach-Blattner, T., und Bohl, T. (2011): Leistungsüberprüfung und <strong>Leistungsbeurteilung</strong> im<br />

Kontext der Neuen Lernkultur. In: <strong>Sacher</strong>, W., und Winter, F. (Hrsg.): Diagnose und<br />

Beurteilung von Schülerleistungen – Grundlagen und Reformansätze. <strong>Prof</strong>essionswissen für<br />

Lehrerinnen und Lehrer, Bd. 4. Baltmansweiler: Schneider, S.177- 196.<br />

Bates, C. & Nettelbeck, T. (2001). Primary school teachers judgements of reading<br />

achievement. Educational Psychology, 21 (2), 177-187.<br />

Blossfeld, H. P., Bos, W., Lenzen, D., u. a. / Aktionsrat Bildung (2007):<br />

Bildungsgerechtigkeit. Jahresgutachen 2007. Wiesbaden: VS Verlag für<br />

Sozialwissenschaften.<br />

Bohl, T. (2004): Prüfen und Bewerten im Offenen Unterricht. 4. Aufl. Weinheim und Basel:<br />

Beltz.<br />

Brügelmann, H., u. a. (2006): Sind Noten nützlich - und nötig? Ziffernzensuren und ihre<br />

Alternativen im empirischen Vergleich. Wissenschaftliche Expertise des<br />

Grundschulverbandes. Zusammenfassung für die Presse. 2006.<br />

http://www.grundschulverband.de/fileadmin/bilder/Publikationen/Mitgliederbaende/NEU_K<br />

URZ_Expertise_.pdf<br />

Budde, J. (2008): Bildungs(miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei<br />

Jungen/männlichen Jugendlichen. Bundesministerium für Bildung und Forschung,<br />

Bildungsforschung, Band 23. Bonn und Berlin.<br />

http://www.bmbf.de/pubRD/Bildungsmisserfolg.pdf<br />

Fend, H. (1980): Theorie der Schule. München: Urban & Schwarzenberg.<br />

Feinberg, A. & Shapiro, E. (2003). Accuracy of teacher judgements in predicting oral<br />

reading fluency. School Psychology Quarterly, 18 (1), 52-65.


Literatur<br />

Giesinger, J. (2007): Was heißt Bildungsgerechtigkeit? In: Zeitschrift für Pädagogik 53<br />

(2007), 3, S. 362-381.<br />

Grzesik, J. (1994): Unterricht: Der Zyklus von Lehren und Lernen. München: Stuttgart und<br />

<strong>Dr</strong>esden.<br />

Hattie, J. A. (2009): Visible learning. A synthesis of over 800 analyses relating to<br />

achievement. Oxon.<br />

Hattie, J. A. (2011): Visible learning for teachers. Maximizing impact on learning. Oxon.<br />

Helmke, A.; Hosenfeld, I.; Scherthan, F., und Wagner, S. (2004a): Projekt<br />

Vergleichsarbeiten (VERA). Kurzbericht über Ergebnisse der Zentralstichprobe in<br />

Rheinland-Pfalz 2003.<br />

http://www.uni-landau.de/vera/downloads/Kurzbericht_Zentralstichprobe.pdf<br />

Helmke, A.; Hosenfeld, I., und Schrader, F.-W. (2004b): Vergleichsarbeiten als Instrument<br />

zur Verbesserung der Diagnosekompetenz von Lehrkräften. In: Arnold, R. & Griese, C.<br />

(Hrsg.), Schulmanagement und Schulentwicklung. Hohengehren.<br />

http://www.uni-due.de/fischer/mix/AGFischer.1394.jXAku.pdf<br />

Hoge, R. D., & Coladarci, T. (1989). Teacher-based judgments of academic achievement: A<br />

review of literature. Review of Educational Research, 59, 297-313.<br />

Hosenfeld, I., Helmke, A. & Schrader, F.-W. (2002). Diagnostische Kompetenz:<br />

Unterrichts- und lernrelevante Schülermerkmale und deren Einschätzung durch Lehrkräfte in<br />

der Unterrichtsstudie SALVE. In: M. Prenzel & J. Doll (Hrsg.), Bildungsqualität von<br />

Schule: Schulische und außerschulische Bedingungen mathematischer,<br />

naturwissenschaftlicher und überfachlicher Kompetenzen. Zeitschrift für Pädagogik, 45.<br />

Beiheft (S. 65-82). Weinheim.


Literatur<br />

Kahl, R. (2004): Treibhäuser der Zukunft. Wie Schulen in Deutschland gelingen. Weinheim<br />

und Basel: Beltz (3 DVDs)<br />

Köller, O.; Daniels, Z.; Schnabel, K. U.; Baumert, J. (2000): Kurswahlverhalten von<br />

Mädchen und Jungen im Fach Mathematik. In: Zeitschrift für pädagogische Psychologie, 14.<br />

Jg., H. 1, S. 26-27.<br />

Kunze, I.; Solzbacher, C. (Hrsg.) (2008): Individuelle Förderung in der Sekundarstufe I und<br />

II. Baltmannsweiler: Schneider.<br />

Lehmann, R. H., Peek, R., Gänsfuß, R., Lutkat, S., Mücke, S. & Barth, I. (2000).<br />

Qualitätsuntersuchungen an Schulen zum Unterricht in Mathematik (QuaSUM). Potsdam.<br />

Lukesch, H. (1998): Einführung in die pädagogisch-psychologische Diagnostik. 2. Aufl.<br />

Regensburg: Roderer.<br />

Neuenschwander, Markus P.; Ballmer, Thomas; Gasser-Dutoit, Annette; u. a. (2005): Schule<br />

und Familie. Was sie zum Schulerfolg beitragen. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt Verlag.<br />

Neuweg, G. H. (1998): Könnerschaft und implizites Wissen. Zur lehr- und lerntheoretischen<br />

Bedeutung der Erkenntnis- und Wissenstheorie Michael Polanyis. Münster: Waxmann.<br />

Nüesch, H.; Bodenmann, M., und Birri, T. / Kanton Solothurn, Amt für Volksschule und<br />

Kindergarten (2011): Fördern und fordern. Schülerinnen- und Schülerbeurteilung in der<br />

Volksschule. St. Gallen: Kantonaler Lehrmittelverlag<br />

<strong>Sacher</strong>, W. (2006): Didaktik der Lernökologie. Lernen und Lehren in unterrichtlichen und<br />

medienbasierten Lernarrangements. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.<br />

<strong>Sacher</strong>, W. (2009): Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen. Bewährte und neue<br />

Wege für die Primar- und Sekundarstufe. 5. Aufl. Bad Heilbrunn: Klinkhardt


Literatur<br />

Schelsky, H. (1961): Anpassung oder Widerstand? Soziologische Bedenken zur<br />

Schulreform. Heidelberg: Quelle & Meyer.<br />

Schrader, F.-W. (1989). Diagnostische Kompetenzen von Lehrern und ihre Bedeutung für<br />

die Gestaltung und Effektivität des Unterrichts. Frankfurt a.M.<br />

Spinath, B. & Höfer, R. (2003). Akkuratheit der Einschätzung von Schülermerkmalen durch<br />

Lehrer/innen und das Konstrukt der diagnostischen Kompetenz. Vortrag bei der 9.<br />

Fachtagung Pädagogische Psychologie. Bielefeld.<br />

Strietholt, R., & Bos, W. (2006): Sind zentral administrierte Leistungstests ein geeignetes<br />

Mittel, um die Diagnosekompetenz von Lehrkräften zu stärken? Erkenntnisse aus IGLU<br />

2006.<br />

Weinert, F. E.(1998): Neue Unterrichtskonzepte zwischen gesellschaftlichen<br />

Notwendigkeiten, pädagogischen Visionen und psychologischen Möglichkeiten. In: Wissen<br />

und Werte für die Welt von morgen. Bildungskongress des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Unterricht und Kultus. München, S.101–125.<br />

Weinert, F. E. (2000): Lehren und Lernen für die Zukunft - Ansprüche an das Lernen in der<br />

Schule. Vortrag am 29. März 2000 im Pädagogischen Zentrum in Bad Kreuznach.<br />

http://gymnasium.bildung.hessen.de/gym_sek_ii/entwicklung/pool/weinert_2000-03-29.pdf<br />

Wild, K. P.; Rost, D. H. (1995): Klassengröße und Genauigkeit von Schülerbeurteilungen.<br />

Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 27, S.78-90

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!