Das ärgert mich so an Ihnen, Dolly - Volksoper Wien
Das ärgert mich so an Ihnen, Dolly - Volksoper Wien
Das ärgert mich so an Ihnen, Dolly - Volksoper Wien
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1<br />
zeitung<br />
13<br />
Okt 10<br />
Nov 10<br />
„<strong>Das</strong> <strong>ärgert</strong> <strong>mich</strong> <strong>so</strong><br />
<strong>an</strong> <strong>Ihnen</strong>, <strong>Dolly</strong> …“<br />
Robert Meyer als Horace V<strong>an</strong>dergelder<br />
und Sigrid Hauser als <strong>Dolly</strong> Levi in „Hello, <strong>Dolly</strong>!“
luethnerzyklus.at<br />
Zyklus<br />
Konzerte im Großen Ehrbarsaal<br />
<strong>Wien</strong> heute<br />
Die g<strong>an</strong>ze Stadt<br />
schaut zu!<br />
täglich, 19.00 Uhr, ORF 2<br />
wien.ORF.at<br />
1. Oktober 2010 | 19:30 Uhr<br />
Sai<strong>so</strong>nauftakt mit Mitgliedern der <strong>Wien</strong>er Symphoniker<br />
und Werken von Joh<strong>an</strong>nes Brahms<br />
9. Dezember 2010 | 19:30 Uhr<br />
Nareh Argham<strong>an</strong>y<strong>an</strong>, Preisträgerin des Blüthner<br />
Golden Tone Award 2009, spielt Brahms, Rachm<strong>an</strong>inov u.a.<br />
22. Jänner 2011 | 19:30 Uhr<br />
Je<strong>an</strong> Muller und Flori<strong>an</strong> Krumpöck<br />
auf zwei Klavieren mit<br />
Werken von<br />
Mozart bis Reger<br />
19. Februar 2011 | 19:30 Uhr<br />
Eine musikalisch-virtuose Reise mit Flori<strong>an</strong> Krumpöck<br />
und Werken von<br />
Liszt, Rachm<strong>an</strong>inov, Stravinsky u.a.<br />
14. März 2011 | 19:30 Uhr<br />
Mitglieder des Niederösterreichischen Tonkünstler<br />
Orchesters<br />
mit Musik von<br />
Schum<strong>an</strong>n und<br />
Dvorak<br />
16. April 2011 | 19:30 Uhr<br />
Brahms & die Jahrhundertwende in <strong>Wien</strong> mit dem<br />
philharmonischen Solocellisten Fr<strong>an</strong>z Bartolomey<br />
14. Mai 2011 | 19:30 Uhr<br />
Schum<strong>an</strong>n und<br />
Debussy<br />
mit dem ARD Wettbewerbs-Sieger<br />
Adri<strong>an</strong> Oetiker<br />
9. Juni 2011 | 19:30 Uhr<br />
Schubertiade im Ehrbarsaal mit Solisten der<br />
<strong>Wien</strong>er Symphoniker<br />
Informationen & Kartenbestellung unter<br />
01 512 01 10 oder konzerte@bluethner.at
Liebes Publikum,<br />
Auch wenn ich auf unserem Titelfoto etwas verwirrt dreinschaue – <strong>an</strong><br />
der Seite von Sigrid Hauser den Horace V<strong>an</strong>dergelder in „Hello, <strong>Dolly</strong>!“<br />
zu spielen und zu singen, ist ein reines Vergnügen! Ich hoffe, dass Sie<br />
dieses Vergnügen ab Ende September ausgiebig mit uns teilen<br />
werden. Die Premiere dieses Klassikers <strong>so</strong>ll dafür <strong>so</strong>rgen, dass die<br />
Volk<strong>so</strong>per auch weiterhin die erste Adresse für großes klassisches<br />
Musical in <strong>Wien</strong> bleibt.<br />
Doch nicht nur im Bereich des Musicals, auch in allen <strong>an</strong>deren Genres,<br />
die unser buntes Haus zu bieten hat, geht es mit voller Kraft in die neue<br />
Spielzeit: die Operette ist mit „Die Fledermaus“, „Der Vogel händler“,<br />
„Häuptling Abendwind“ und einer Serie von „Lehár, Straus & Stolz“<br />
gewidmeten Konzerten vertreten; die Oper bietet u. a. „Tosca“, „La<br />
Traviata“, „Die Zauberflöte“ und eine Neuproduktion von Dvoˇráks l<strong>an</strong>ge<br />
vermisstem Meisterwerk „Rusalka“; das <strong>Wien</strong>er Staatsballett gesellt<br />
sich ab Ende November mit der Uraufführung von Patrick de B<strong>an</strong>as<br />
„Marie Antoinette“ hinzu; und auch die neue Spielstätte in den Mauern<br />
der Volk<strong>so</strong>per lockt wieder: Im Foyer bieten wir Ende September zwei<br />
Herm<strong>an</strong>n-Leopoldi-Abende.<br />
An einem <strong>an</strong>deren Haus müsste ich nun wohl meiner Hoffnung Ausdruck<br />
verleihen, dass „auch für Ihren Geschmack etwas dabei ist“.<br />
An der Volk<strong>so</strong>per aber, die ich nun bereits in die vierte Sai<strong>so</strong>n führen<br />
darf, ist das unnötig. Die Besucherinnen und Besucher dieses Hauses<br />
besitzen genügend Neugierde und Interesse für das breit gefächerte<br />
Programm, das – falsche Bescheidenheit beiseite – eben nur die Volk<strong>so</strong>per<br />
bieten k<strong>an</strong>n. Und diesen Weg wollen wir auch in der Sai<strong>so</strong>n 2010/11<br />
fortsetzen.<br />
Gehen Sie weiter mit uns und erleben Sie viele <strong>an</strong>regende Stunden in<br />
Ihrer Volk<strong>so</strong>per!<br />
Ihr<br />
Robert Meyer<br />
Volk<strong>so</strong>perndirektor<br />
2_3<br />
Inhalt<br />
04<br />
" ... du gehörst zu uns!"<br />
"Hello, <strong>Dolly</strong>!", neu <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per<br />
07<br />
"Eine Frau, die gern was<br />
arr<strong>an</strong>giert"<br />
Heiratsvermittler gestern und heute<br />
08<br />
"Ein Mensch will ich sein ..."<br />
Zur Premiere von Dvoraks „Rusalka“<br />
14<br />
Ein Tag im Leben des ...<br />
Alfred Eschwé – Dirigent und Fotograf<br />
16<br />
Damals<br />
Gr<strong>an</strong>d Opéra <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per (Teil II)<br />
18<br />
Blick in die Seele einer Frau<br />
Zur Ballettpremiere "Marie Antoinette"<br />
20<br />
Fragebogen – Jörg Schneider<br />
22<br />
Neu im Ensemble<br />
24<br />
Service<br />
Wahl- und Jugendwahlabonnement<br />
Impressum<br />
Volk<strong>so</strong>per <strong>Wien</strong>, Sai<strong>so</strong>n 2010/11<br />
Direktor: Robert Meyer, künstl. Geschäftsführer<br />
Mag. Christoph Ladstätter, kaufm. Geschäftsführer<br />
Zeitung Ausgabe 13, Oktober/November 2010<br />
Erscheinungsweise: zweimonatlich<br />
Redaktionsschluss: 30. August 2010<br />
Herausgeber: <strong>Wien</strong>er Volk<strong>so</strong>pernfreunde (VOF),<br />
Goldschlagstraße 84, 1150 <strong>Wien</strong><br />
Medieninhaber: Volk<strong>so</strong>per <strong>Wien</strong> GmbH,<br />
Währinger Straße 78, 1090 <strong>Wien</strong><br />
Volk<strong>so</strong>pern Nachrichten Nr.: 19, 2009/10<br />
Redaktionsleitung: Christoph Wagner-Trenkwitz &<br />
Helene Sommer<br />
Redaktion: Jürgen Bauer, Felix Brachetka,<br />
Eva Koschuh, Nina Moebius, Alfred Oberzaucher,<br />
Prisca Olbrich, Eva Ruprecht, Claudia Schade<br />
Gestaltung: Elisabeth Mayr<br />
Hersteller: Druckerei Walla<br />
Bildnachweise: Dimo Dimov, Javier Gareche, Günter<br />
Mokesch, Axel Zeininger, Agenturen, Archiv der<br />
Volk<strong>so</strong>per
„… du gehörst zu uns!“<br />
„Hello, <strong>Dolly</strong>!“, neu <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per<br />
Am New Yorker Broadway schlug das Stück 1964 wie eine Bombe ein: Mit 2.844 En-suite-Vorstellungen<br />
hielt es einen Aufführungsrekord (den erst das hierzul<strong>an</strong>de als „Anatevka“ bek<strong>an</strong>nte „Fiddler<br />
on the Roof“ einstellte). Einer Legion von Charakter-Diven wie Carol Ch<strong>an</strong>ning, Ginger Rogers oder<br />
Betty Grable bot es die Möglichkeit, als re<strong>so</strong>lute Heiratsvermittlerin <strong>Dolly</strong> Gallagher, geborene Levi<br />
(einem Mittelding zwischen lustiger Witwe und barbiergleichem Faktotum der Stadt New York), die<br />
Herzen des Publikums zu erobern.<br />
„Hello, <strong>Dolly</strong>!“ – dieser Schlachtruf der silbernen Musical-Ära ist spätestens seit Ende der 1960er<br />
Jahre auch in <strong>Wien</strong> ein Begriff. Auf die lokale Erstaufführung im Theater <strong>an</strong> der <strong>Wien</strong> 1968 mit<br />
Marika Rökk folgte die Verfilmung mit Barbra Streis<strong>an</strong>d und Walter Matthau in den Hauptrollen.<br />
An der Volk<strong>so</strong>per wurde das Stück 1984 heimisch – Dagmar Koller verkörperte in allen Aufführungen<br />
die Titelrolle –, nun kehrt Jerry Herm<strong>an</strong>s Meisterwerk mit Sigrid Hauser und Robert Meyer<br />
in den Hauptrollen <strong>an</strong> unser Haus zurück.<br />
Die musikalische Leitung übernimmt, erstmals <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per, John Owen Edwards, einer der<br />
wichtigsten Dirigenten des Westends, dem „Londoner Broadway“. Der Musical-Vollprofi Josef Ernst<br />
Köpplinger inszeniert erstmals ein Werk dieses Genres <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per, tatkräftig unterstützt von<br />
Bühnenbildner Sam Madwar (dem die prächtigen Szenen bei „Guys <strong>an</strong>d Dolls“ zu verd<strong>an</strong>ken sind),<br />
Kostümbildner Rainer Sinell und der Choreographin Ricarda Regina Ludigkeit.<br />
4_5
Horace V<strong>an</strong>dergelder<br />
sucht ein „liebes Frauchen“, das seinen<br />
Haushalt auf Vorderm<strong>an</strong>n bringt. Er findet<br />
<strong>Dolly</strong> Levi (oder besser: wird von ihr gefunden),<br />
die ihn auf Vorderm<strong>an</strong>n bringt.<br />
(Robert Meyer)<br />
Cornelius Hackl<br />
will einmal ein „verfluchter Kerl“ sein.<br />
Sein Trip in die Großstadt führt ihn direkt<br />
in den Hutladen und in das Herz der<br />
reizenden Mrs. Molloy.<br />
(D<strong>an</strong>iel Prohaska)<br />
4_5<br />
<strong>Dolly</strong> Levi,<br />
geborene Gallagher, zieht liebevoll und<br />
unerbittlich die Fäden bis zum glücklichen<br />
Ausg<strong>an</strong>g. Sie glaubt <strong>an</strong> das Gute im<br />
mürrischen Millionär und behält recht.<br />
(Sigrid Hauser)<br />
Barnaby Tucker<br />
will eigentlich nur den ausgestopften<br />
Walfisch sehen. Stattdessen lernt er von<br />
<strong>Dolly</strong> das T<strong>an</strong>zen und von Minnie Fay<br />
das Küssen.<br />
(Peter Lesiak)
Ermengarde<br />
ist V<strong>an</strong>dergelders Nichte, was <strong>an</strong> sich schon<br />
ein Grund zum Heulen ist. D<strong>an</strong>k <strong>Dolly</strong>s<br />
Durchschlagskraft bekommt sie schließlich<br />
ihren Ambrose.<br />
(Joh<strong>an</strong>na Arrouas)<br />
Irene Molloy<br />
hasst Hüte. Ein Kommis aus Yonkers führt<br />
sie ohne Geld ins teuerste Restaur<strong>an</strong>t von<br />
New York – mit ihm wird sie unter die<br />
Haube kommen.<br />
(Katja Reichert)<br />
Ambrose Kemper<br />
ist ein seriöser Malkünstler. Er würde nie<br />
singen und t<strong>an</strong>zen. Als er es endlich doch<br />
tut, ist ihm seine <strong>an</strong>gebetete Ermengarde<br />
sicher.<br />
(Jeffrey Treg<strong>an</strong>za)<br />
Ernestina Money<br />
ist eine Nervensäge, die V<strong>an</strong>dergelder im<br />
Harmonia Garden Restaur<strong>an</strong>t eine harte<br />
Zeit bereitet. Kaum ist er sie los, liefert er<br />
sich <strong>Dolly</strong> aus.<br />
(Dagmar Hellberg)<br />
Minnie Fay<br />
findet Männer schrecklich … interess<strong>an</strong>t.<br />
Mit Barnaby als Kavalier erfährt sie,<br />
woraus das Leben noch bestehen k<strong>an</strong>n –<br />
außer aus Hüten.<br />
(Nadine Zeintl)
Hello, <strong>Dolly</strong>!<br />
Musikalische Komödie in zwei Akten<br />
von Jerry Herm<strong>an</strong><br />
Buch von Michael Stewart nach<br />
„The Matchmaker“ von Thornton Wilder<br />
Rudolph Reisenweber<br />
schätzt als Oberkellner Zucht und Ordnung<br />
in seinem Restaur<strong>an</strong>t. An jenem Abend<br />
jedoch kommt alles g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders …<br />
(Previn Moore)<br />
Premiere am 25. September 2010<br />
Voraufführungen am 22. und 23. September 2010<br />
Weitere Vorstellungen am 28. September,<br />
2., 4., 6., 9., 10., 12., 17., 18., 22., 24., 25., 27.,<br />
31. Oktober, 6., 12., 22. November 2010<br />
Dirigent: John Owen Edwards<br />
Inszenierung: Josef Ernst Köpplinger<br />
Bühnenbild: Sam Madwar<br />
Kostüme: Rainer Sinell<br />
Choreographie: Ricarda Regina Ludigkeit<br />
Choreinstudierung: Michael Tomaschek<br />
Dramaturgie: Christoph Wagner-Trenkwitz<br />
Mrs. <strong>Dolly</strong> Gallagher Levi: Sigrid Hauser<br />
Horace V<strong>an</strong>dergelder: Robert Meyer<br />
Cornelius Hackl: D<strong>an</strong>iel Prohaska/<br />
Jeffrey Treg<strong>an</strong>za<br />
Barnaby Tucker: Peter Lesiak/Oliver Arno<br />
Minnie Fay: Nadine Zeintl/Joh<strong>an</strong>na Arrouas<br />
Irene Molloy: Katja Reichert/Julia Koci<br />
Ambrose Kemper: Jeffrey Treg<strong>an</strong>za/<br />
Paul Schweinester<br />
Ermengarde: Joh<strong>an</strong>na Arrouas/Anna Veit<br />
Ernestina Money: Dagmar Hellberg<br />
Rudolph, Oberkellner: Previn Moore<br />
Richter: Gerhard Ernst<br />
6_7<br />
„Eine Frau, die gern<br />
was arr<strong>an</strong>giert“ …<br />
… <strong>so</strong> sieht sich <strong>Dolly</strong> Levi. Und zu dem „was“ gehören<br />
auch glückliche Ehen, derer sie in unserem Musical<br />
mindestens drei stiftet. Die arr<strong>an</strong>gierte Ehe – ein überkommenes<br />
Modell? Keineswegs, wie Sus<strong>an</strong>ne Gaschke<br />
in ihrem Buch „Die Em<strong>an</strong>zipationsfalle“ (2005) feststellt:<br />
„Vielleicht wäre die Antwort auf Scheidungsrekorde,<br />
Geburtenkrise und flächenbr<strong>an</strong>d-artige Einsamkeit<br />
tatsächlich eine neue Version der arr<strong>an</strong>gierten Ehe.<br />
L<strong>an</strong>gzeitstudien zwischen in traditioneller Weise<br />
arr<strong>an</strong>gierten indischen und westlichen ‚rom<strong>an</strong>tischen’<br />
Ehen ergeben, dass die arr<strong>an</strong>gierten Ehen zwar weniger<br />
glücklich begännen, dass aber nach fünf Jahren die Zufriedenheit<br />
der Partner die der ‚Rom<strong>an</strong>tiker’ übersteige.“<br />
Bei orthodoxen jüdischen Familien übernahm die Funktion<br />
der Heiratsvermittlung der oder die <strong>so</strong>gen<strong>an</strong>nte<br />
Schadchen. Um diese tüchtige Per<strong>so</strong>n männlichen oder<br />
weiblichen Geschlechts, um ihr Verh<strong>an</strong>dlungsgeschick<br />
und M<strong>an</strong>ipulationstalent, ihre Überredungsgabe und<br />
Diskutierfreude r<strong>an</strong>ken sich zahlreiche Geschichten und<br />
Witze, über die auch Sigmund Freud in seiner Schrift<br />
„Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten“ (1905)<br />
berichtete.<br />
Karl Emil Fr<strong>an</strong>zos hob (in „Leib Weihnachtskuchen<br />
und sein Kind“, 1896) die Ehrbarkeit des Berufsst<strong>an</strong>des<br />
hervor: „Ein Schadchen gebraucht m<strong>an</strong>cherlei Mittel,<br />
um ein schwieriges Geschäft zust<strong>an</strong>de zu bringen oder<br />
ein bedrohtes zu retten, aber einem ehrbaren M<strong>an</strong>ne<br />
listig eine Entehrte als Braut zuzuführen, mit <strong>so</strong>lcher<br />
Schuld belastet kein M<strong>an</strong>n dieser Zunft sein Gewissen.“<br />
Karl Kraus hingegen sah das Geschäft aus gegebenem<br />
Anlass kritischer: „Als der – noch nicht g<strong>an</strong>z neunundsiebzigjährige<br />
– König von Sp<strong>an</strong>ien nach <strong>Wien</strong> kam,<br />
wurden außer den Schadchen auch die Kupplerinnen<br />
<strong>Wien</strong>s mobilisiert.“<br />
<strong>Dolly</strong> Gallagher Levi hat als effiziente und originelle<br />
Vertreterin der Zunft jedenfalls unsere Sympathie.<br />
Geboren am 16. Jänner 1964 auf der Bühne des<br />
St. James Theatre, erhielt sie ein gutes halbes Jahr später<br />
eine Halbschwester: Die Heiratsvermittlerin Yente in<br />
„Fiddler on the Roof“ (alias „Anatevka“). Natürlich haben<br />
die Damen – wie <strong>so</strong> viele geborene Amerik<strong>an</strong>erinnen –<br />
europäische Wurzeln: <strong>Dolly</strong>s und Yentes tschechischer<br />
Urgroßvater, der Heiratsvermittler Kecal in Smet<strong>an</strong>as<br />
„Die verkaufte Braut“, zählte damals schon stolze 98<br />
Jahre.
Ein Mensch will ich sein,<br />
im Gl<strong>an</strong>z der Sonne leben!<br />
Antonín Dvorˇáks Märchenoper in der Neuinszenierung<br />
von Renaud Doucet und André Barbe<br />
„Rusalky“ bezeichnen im Russischen weibliche Wassergeister, wunderschön und<br />
mit magischen Fähigkeiten ausgestattet. Fabelwesen ihrer Art geistern durch alle<br />
westlichen Kulturen, heißen <strong>an</strong>dernorts Melusine oder Undine und verstricken sich<br />
für gewöhnlich in eine Liebesgeschichte mit einem Menschen<br />
– meistens zum Unglück beider.<br />
Kristi<strong>an</strong>e Kaiser (Rusalka)
Im 16. Jahrhundert schrieb Paracelsus eine Abh<strong>an</strong>dlung<br />
„über die Nymphen, Sylphen, Pygmäen, Salam<strong>an</strong>der und<br />
die übrigen Geister“. Über die „Wasserleute“ heißt es<br />
darin: Sie „kommen aus ihren Gewässern heraus zu uns,<br />
lassen sich kennen lernen und h<strong>an</strong>deln und w<strong>an</strong>deln mit<br />
uns, gehen wieder fort in ihr Wasser, kommen wieder,<br />
das alles, damit der Mensch Gottes Werke betrachte.“<br />
Wie alle „Geistmenschen“ besitzen auch sie Verst<strong>an</strong>d<br />
und Weisheit, doch zum vollen Menschsein fehlt ihnen<br />
die Seele: „Nun sind sie zwar Menschen, aber nur im<br />
Tierischen ohne Seele.“<br />
In den zahlreichen Geschichten um Seejungfrauen,<br />
die sich in einen Menschen verlieben, ist denn auch<br />
die Sehnsucht nach dem Geliebten mindestens <strong>so</strong><br />
groß wie die Sehnsucht, eine unsterbliche Seele zu<br />
besitzen. Friedrich de la Motte-Fouqués „Undine“ ist<br />
<strong>so</strong>gar von ihrem ehrgeizigen Vater, einem „mächtigen<br />
Wasserfürsten im Mittelländischen Meere“, dazu<br />
ausersehen, einer Seele teilhaftig zu werden, „und<br />
müsse sie darüber auch viele Leiden der beseelten Leute<br />
bestehen“.<br />
„Nacht für Nacht werden deine Schwestern dich<br />
beweinen“<br />
Auch Dvorˇáks „Rusalka“ sehnt sich nach der Seele, wie<br />
sie dem Wasserm<strong>an</strong>n <strong>an</strong>vertraut: „Du selbst erzähltest<br />
die unbek<strong>an</strong>nten Sagen, von ihren Seelen, die wir nicht<br />
haben, von Menschenseelen, die himmelwärts steigen,<br />
wenn der Mensch stirbt und eingeht in das Nichts!“<br />
Doch der Wasserm<strong>an</strong>n warnt sie: voller Sünden ist<br />
die Seele; aber auch voller Liebe, entgegnet Rusalka.<br />
Denn aus Liebe möchte sie zu den Menschen gehören.<br />
Der Wasserm<strong>an</strong>n beklagt ihr Schicksal und nimmt<br />
<strong>so</strong> ihr tragisches Ende schon zu Beginn der Oper<br />
vorweg: „Nacht für Nacht werden deine Schwestern<br />
dich beweinen, dir ist nicht mehr zu helfen, <strong>so</strong>bald ein<br />
Mensch dich in seinen B<strong>an</strong>n zieht!“<br />
Wie H<strong>an</strong>s Christi<strong>an</strong> Andersens „Kleine Meerjungfrau“<br />
muss auch Rusalka ihre Stimme für ihre menschliche<br />
Gestalt opfern. Die Liebe des Prinzen entscheidet über<br />
ihr Schicksal: Dauerhaft muss sie ihn für sich gewinnen,<br />
<strong>an</strong>dernfalls droht ihr in der Tiefe des Wassers ein <strong>Das</strong>ein<br />
in Verdammnis. Von ihrem zauberhaften Wesen <strong>so</strong>fort<br />
eingenommen, nimmt der Prinz Rusalka mit sich. Doch<br />
seine Liebe ist nicht von Dauer: Ihr kühles Wesen bleibt<br />
ihm fremd, und nach nur einer Woche wendet er sich der<br />
leidenschaftlichen fremden Fürstin zu. Die Folgen sind<br />
verheerend: Eine Rückkehr zu Ihresgleichen ist Rusalka<br />
nur möglich, wenn sie das Herz des Geliebten mit einem<br />
von der Hexe Ježibaba gereichten Messer durchbohrt.<br />
Doch sie nimmt ihr Schicksal <strong>an</strong> und w<strong>an</strong>delt als Irrlicht<br />
über das Wasser. Der Prinz, rastlos und schuldbewusst,<br />
sucht in ihren Armen tödliche Erlösung.<br />
8_9<br />
Rusalka<br />
Lyrisches Märchen in drei Akten<br />
von Antonín Dvorˇák<br />
Dichtung von Jaroslav Kvapil<br />
Deutscher Text von Eberhard Schmidt<br />
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln<br />
Premiere am 23. Oktober 2010<br />
Weitere Vorstellungen am<br />
28., 30. Oktober,<br />
1., 9., 11., 16., 24. November,<br />
1. Dezember 2010<br />
Werkeinführung jeweils eine halbe Stunde vor<br />
Beginn der Vorstellung im Galerie-Foyer<br />
(Premiere ausgenommen)<br />
Dirigent: Henrik Nánási<br />
Regie: Renaud Doucet<br />
Ausstattung: André Barbe<br />
Lichtdesign: Guy Simard<br />
Dramaturgie: Helene Sommer<br />
Der Prinz: Aleš Briscein/Vincent Schirrmacher<br />
Die fremde Fürstin: Victoria Safronova/<br />
Adrineh Simoni<strong>an</strong><br />
Rusalka: Kristi<strong>an</strong>e Kaiser/Caroline Melzer<br />
Der Wasserm<strong>an</strong>n: Mischa Schelomi<strong>an</strong>ski/<br />
Andreas Daum<br />
Die Hexe Ježibaba: Dubravka Mu<strong>so</strong>vic/<br />
Alex<strong>an</strong>dra Kloose<br />
Der Heger: Clemens Unterreiner/<br />
Thomas Sigwald<br />
Der Küchenjunge: Eva Maria Riedl/<br />
Renée Schüttengruber<br />
Erste Waldelfe: Heidi Wolf<br />
Zweite Waldelfe: Elvira Soukop<br />
Dritte Waldelfe: Martina Mikelić<br />
Der Jäger: Gyula Orendt<br />
Stef<strong>an</strong> Mickisch spielt und erklärt<br />
Antonín Dvorˇáks „Rusalka“ am<br />
Mittwoch, 20. Oktober 2010, 19:30 Uhr
Bedrohung der Natur durch die Kultur<br />
Antonín Dvorˇáks Vari<strong>an</strong>te des Märchens von der<br />
Wasserfee und ihrer Liebe zu einem Menschen wird zu<br />
einer Parabel über das verlorene B<strong>an</strong>d zwischen Mensch<br />
und Natur: Zwar ist in der Faszination des Prinzen für<br />
die geheimnisvolle Rusalka die Sehnsucht nach den<br />
verlorenen Wurzeln noch spürbar, doch die Natur in<br />
ihrer Reinheit, die keine Sünde, keine Leidenschaft,<br />
keinen Willen kennt, bleibt ihm fremd, ja macht ihm<br />
<strong>so</strong>gar L<strong>an</strong>geweile. Der Prinz steht für eine Welt, die<br />
von Raffgier und Achtlosigkeit, Konsum und Dekadenz<br />
geprägt ist. Erst im Sterben kehrt er zur Natur zurück –<br />
erstmals tritt er wirklich mit Rusalka in Kontakt, nun,<br />
da sie sich ihm, wieder im Besitz ihrer Stimme, erklären<br />
k<strong>an</strong>n. Durch seinen Tod hofft er, die Entfremdung von<br />
der Natur zu sühnen: „Deine Küsse waschen <strong>mich</strong> rein<br />
von meiner Sünde!“<br />
Die Bedrohung der Natur hatte in der Entstehungszeit<br />
der Oper auch eine tschechisch-nationale Komponente:<br />
Hier wird die Natur zur Heimat, die durch die habsburgische<br />
Domin<strong>an</strong>z bedroht ist. Dem Librettisten<br />
Jaroslav Kvapil war es durchaus wichtig, dass „das<br />
Libretto der ‚Rusalka’ einen betont tschechischen<br />
Charakter hat“.<br />
„… nur <strong>so</strong> für <strong>mich</strong>“<br />
Auf Bornholm, der Heimat H<strong>an</strong>s Christi<strong>an</strong> Andersens,<br />
wo Kvapil 1899 seine Ferien verbrachte, erinnerte er<br />
sich <strong>an</strong> das Märchen von der Meerjungfrau. „Nur <strong>so</strong> für<br />
<strong>mich</strong>“ schrieb Kvapil auf den Stoff ein Libretto, in das<br />
neben Motiven aus Andersens Märchen auch <strong>so</strong>lche<br />
aus dem Sagenkreis der altfr<strong>an</strong>zösischen Melusine,<br />
Friedrich de la Motte-Fouqués „Undine“, aber auch<br />
aus Gerhart Hauptm<strong>an</strong>ns Versdrama „Die versunkene<br />
Glocke“ einflossen. Vier Komponisten – Oskar Nedbal,<br />
Josef Bohuslav Foerster, Karel Kovarˇovič und Dvorˇáks<br />
Schwieger<strong>so</strong>hn Josef Suk – lasen das Libretto, doch<br />
keiner hatte Zeit, es zu komponieren.<br />
„… jeden, der ihm ein Libretto brächte, die Stiegen<br />
hinunterwerfen“<br />
Antonín Dvorˇák bot Kvapil sein Libretto gar nicht erst <strong>an</strong><br />
– schuld dar<strong>an</strong> war eine Anekdote aus früheren Zeiten:<br />
Die beiden k<strong>an</strong>nten ein<strong>an</strong>der, da Dvorˇák der Ehefrau<br />
Kvapils Klavierunterricht gegeben hatte und die beiden<br />
Männer des Öfteren im Kaffeehaus zusammen gesessen<br />
waren. Kam aber die Sprache auf zu komponierende<br />
Texte, wurde der Komponist, Kvapils Bericht zufolge,<br />
10_11<br />
„unwirsch“. Und als er einmal fragen ließ, ob er nicht ein<br />
Libretto von ihm haben wolle, <strong>so</strong>ll Dvorˇák ge<strong>an</strong>twortet<br />
haben, dass er jeden, der ihm ein Libretto brächte, die<br />
Stiegen hinunterwerfen würde. Nach dieser Erfahrung<br />
brauchte es nun die Vermittlung eines Dritten: Um<br />
Weihnachten 1899 hörte Kvapil, dass Dvorˇák ein Libretto<br />
suchte, und bat Fr<strong>an</strong>tišek Šubert, den Direktor des<br />
Prager Nationaltheaters, als Mittelsm<strong>an</strong>n zu fungieren.<br />
Auf diese Weise kamen Kvapil – damals Chefdramaturg<br />
am Nationaltheater – und Dvorˇák nun doch noch als<br />
Librettist und Komponist zusammen.<br />
„Voll Begeisterung und Freude“<br />
Die Komposition entst<strong>an</strong>d zwischen April und November<br />
1900, zum größten Teil in Dvorˇáks L<strong>an</strong>dhaus in Vy<strong>so</strong>ká.<br />
In einem Brief schwärmte er: „Ich bin voll Begeisterung<br />
und Freude, dass mir die Oper <strong>so</strong> gut gelingt!“ Auf der<br />
Höhe seines künstlerischen Schaffens hat Dvorˇák dieser<br />
Oper ein be<strong>so</strong>nders farbenreiches Kl<strong>an</strong>gbild gegeben;<br />
auf das liebevollste charakterisierte er die Wasser- und<br />
Waldgeister und ihre Umgebung und kontrastierte sie<br />
mit der von volkstümlich-liedhaften Klängen dominierten<br />
Welt der Menschen. Uraufgeführt am 31. März 1901 im<br />
Prager Nationaltheater, wurde „Rusalka“ zu Dvorˇáks<br />
größtem Erfolg als Opernkomponist.<br />
<strong>Das</strong> fr<strong>an</strong>ko-k<strong>an</strong>adische Leading Team Renaud Doucet<br />
und André Barbe, das <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per mit großem<br />
Erfolg „Sound of Music“ und „Tur<strong>an</strong>dot“ in Szene<br />
gesetzt hat, zeichnet für die zweite Neuinszenierung<br />
von „Rusalka“ <strong>an</strong> unserem Hause ver<strong>an</strong>twortlich. Ihr<br />
Konzept verspricht eine f<strong>an</strong>tastische, farbenfrohe<br />
und kluge Umsetzung von Dvorˇáks spätrom<strong>an</strong>tischer<br />
Oper. Die Titelrolle gibt Ensemblemitglied Kristi<strong>an</strong>e<br />
Kaiser. Darüber hinaus sind in der Neuproduktion von<br />
„Rusalka“ zahlreiche Volk<strong>so</strong>perndebüt<strong>an</strong>ten zu erleben:<br />
Victoria Safronova ist als fremde Fürstin zu hören, die in<br />
Dubrovnik geborene Dubravka Mu<strong>so</strong>vic singt die Hexe<br />
Ježibaba. Aleš Briscein ist in der Rolle des Prinzen zu<br />
erleben.<br />
Den Wasserm<strong>an</strong>n gibt der russische Bass Mischa<br />
Schelomi<strong>an</strong>ski, der <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per bereits Leporello,<br />
Figaro und Plumkett gesungen hat.<br />
An das Pult des Volk<strong>so</strong>pernorchesters kehrt ein<br />
bewährter Gast zurück: Henrik Nánási dirigiert nach<br />
Carl Zellers „Vogelhändler“ wieder eine Premiere <strong>an</strong><br />
unserem Haus.<br />
hs
Aleš Briscein<br />
(Prinz)<br />
Der Tenor studierte<br />
Klarinette, Saxophon und<br />
Opernges<strong>an</strong>g am Prager<br />
Konservatorium. An der<br />
Westböhmischen Universität<br />
Pilsen setzte er sein Studium<br />
fort. Seit 1995 tritt er regelmäßig<br />
<strong>an</strong> der Staat<strong>so</strong>per in Prag auf; er s<strong>an</strong>g dort<br />
u. a. Tamino in „Die Zauberflöte“, Ferr<strong>an</strong>do in „Cosí f<strong>an</strong><br />
tutte“, H<strong>an</strong>s in „Die verkaufte Braut“ und Alfredo in „La<br />
Traviata“. Als Ensemblemitglied des Nationaltheaters<br />
Prag war er u. a. als Don Ottavio in „Don Giov<strong>an</strong>ni“<br />
und Stewa in „Jenufa“ zu hören. Aleš Briscein gastierte<br />
2003 <strong>an</strong> der Philharmonie Tokio in J<strong>an</strong>áčeks „Aus<br />
einem Totenhaus“, <strong>an</strong> der er bereits im Jahr 2000 in<br />
„Katja Kab<strong>an</strong>owa“ aufgetreten war. 2004 beg<strong>an</strong>n eine<br />
l<strong>an</strong>gfristige Zusammenarbeit mit der Opéra National<br />
de Paris, u. a. in „La Traviata“ (Alfredo), J<strong>an</strong>áčeks<br />
„Die Sache Makropoulos“ (J<strong>an</strong>ek) und in Strawinskys<br />
„The Rake's Progress“ (Sellem). Neben seinem breiten<br />
Opernrepertoire widmet sich der Künstler mit Vorliebe<br />
der alten und geistlichen Musik.<br />
Dubravka Mu<strong>so</strong>vic<br />
(Jeˇzibaba)<br />
Die Mezzo<strong>so</strong>pr<strong>an</strong>istin beg<strong>an</strong>n<br />
nach der Vollendung eines<br />
Studiums der Architektur<br />
mit der musikalischen Ausbildung,<br />
die sie am Konservatorium<br />
von Zagreb mit<br />
dem Diplom für Ges<strong>an</strong>g und<br />
Operngestaltung abschloss. Ihr Debüt gab sie 2000<br />
als Carmen <strong>an</strong> der Prager Staat<strong>so</strong>per. Ihr erstes festes<br />
Engagement erhielt sie <strong>an</strong> der Staat<strong>so</strong>per Zagreb und<br />
machte hier vor allem in der Titelpartie von Händels<br />
„Julius Cäsar“ und als Romeo in Bellinis „I Capuleti<br />
e i Montecchi“ auf sich aufmerksam. Ihr Debüt als<br />
Eboli in „Don Carlo“ gab sie <strong>an</strong> der Seite von Paata<br />
Burchulazde. Weitere wichtige Partien in Zagreb waren<br />
Charlotte in „Werther“, Marina in „Boris Godunow“,<br />
Amneris in „Aida“ und S<strong>an</strong>tuzza in „Cavalleria<br />
rustic<strong>an</strong>a“. Ab der Spielzeit 2005/06 ist Dubravka<br />
Mu<strong>so</strong>vic als Mitglied des Staatstheaters Saarbrücken<br />
u. a. als Eboli in „Don Carlo“, Begbick in Kurt Weills<br />
„Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“, Fricka in „<strong>Das</strong><br />
Rheingold“, Adalgisa in „Norma“ und Judith in Bartóks<br />
„Herzog Blaubarts Burg“ aufgetreten. In der verg<strong>an</strong>genen<br />
Sai<strong>so</strong>n s<strong>an</strong>g die Künstlerin die Amneris am Stadttheater<br />
Klagenfurt und die Jeˇzibaba <strong>an</strong> der Oper Graz.<br />
Victoria Safronova<br />
(Fremde Fürstin)<br />
Die Sopr<strong>an</strong>istin wurde in<br />
der Ukraine geboren und<br />
studierte am Tschaikowsky-<br />
Konservatorium in Moskau.<br />
Von 1996 bis 2000 war sie<br />
am St<strong>an</strong>islawsky-Theater in<br />
Moskau engagiert. Sie trat dort<br />
u. a. als Gorislawa in Glinkas „Rusl<strong>an</strong> und Ludmilla“,<br />
Elvira in „Ern<strong>an</strong>i“, aber auch in der Titelpartie von<br />
„Carmen“ auf. 2002 war sie Teilnehmerin des Programms<br />
Junge Künstler <strong>an</strong> der Bayerischen Staat<strong>so</strong>per München.<br />
Im selben Jahr gastierte sie auch am Gr<strong>an</strong> Teatre del<br />
Liceu von Barcelona in der Titelpartie von „Ariadne<br />
auf Naxos“. In der Spielzeit 2003/04 s<strong>an</strong>g sie <strong>an</strong> den<br />
Städtischen Bühnen Münster u. a. die Cio-Cio-S<strong>an</strong> in<br />
„Madama Butterfly“. 2004 bis 2008 war sie Mitglied<br />
der New Israeli Opera Tel Aviv, <strong>an</strong> der sie u. a. als<br />
Fremde Fürstin in „Rusalka“, Elisabeth in „Don Carlo“<br />
und in den Titelpartien von „Ariadne auf Naxos“ und<br />
„La Gioconda“ zu sehen war. Von 2004 bis 2009 ist die<br />
Künstlerin eben<strong>so</strong> <strong>an</strong> der Deutschen Oper am Rhein in<br />
den Partien Amelia in „Un ballo in maschera“, Leonora<br />
in „La forza del destino“, Micaëla in „Carmen“, Tatj<strong>an</strong>a<br />
in „Eugen Onegin“, Fata Morg<strong>an</strong>a in „Die Liebe zu den<br />
drei Or<strong>an</strong>gen“ und Katerina in Schostakowitschs „Lady<br />
Macbeth von Mzensk“ aufgetreten.
Kristi<strong>an</strong>e Kaiser, D<strong>an</strong>iel Behle, August Zirner, Andrea Bogner, Cosmin Ifrim; Foto: Dimo Dimov<br />
Die Entführu<br />
aus dem Se<br />
012 Seite
ng<br />
rail<br />
oper<br />
operette oper musical ballett<br />
Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart<br />
Dirigent: Alfred Eschwé/Alex<strong>an</strong>der Drčar<br />
Regie: Helen Malkowsky<br />
Vorstellungen am<br />
5., 10., 14., 18., 21., 26. November,<br />
2., 4. Dezember 2010
Ein Tag im Leben des<br />
Alfred Eschwé<br />
„7mal Alfred“ hat Maestro Eschwé diese Montage ben<strong>an</strong>nt. Vor sechs Porträts des Dirigentenfotografen<br />
entsp<strong>an</strong>nt sich ein Sänger der Rolle des Alfred in der „Fledermaus“, Ladislav Elgr.<br />
Als <strong>so</strong>uveränen Dirigenten kennt m<strong>an</strong> den gebürtigen <strong>Wien</strong>er. Neben<br />
Auftritten <strong>an</strong> der <strong>Wien</strong>er Staat<strong>so</strong>per <strong>so</strong>wie internationalen Konzert-<br />
und Opernhäusern nimmt er sich stets Zeit für die Volk<strong>so</strong>per, wo er in<br />
der verg<strong>an</strong>genen Sai<strong>so</strong>n u. a. die Neuproduktion der „Liebe zu den drei<br />
Or<strong>an</strong>gen“ dirigierte und derzeit bei „Lehàr, Straus & Stolz“ am Pult steht.<br />
Alfred Eschwés Hobby ist das Fotografieren, dem er mitunter auch <strong>an</strong><br />
seinem Arbeitsplatz nachgeht. Wir haben ihn gebeten, einen typischen<br />
Tag mit der Kamera zu verfolgen – hier einige Ergebnisse.<br />
14_15
„Fledermaus“-Proben …<br />
(im Vordergrund Souffleur Mario Kaiser)<br />
Seitenblick auf eine Bühnen-Orchesterprobe der<br />
„Entführung aus dem Serail“.<br />
… bis zum Umfallen.<br />
(Korrepetitor Klaus Busch)<br />
Abends geht es von der Maske (Michael Stidl verw<strong>an</strong>delt<br />
Thomas Markus, im Bild links Alfred Eschwés Fotoapparat) … … über den Herren-(Hosenträger-)Solog<strong>an</strong>g …<br />
… zum Dirigentenauftritt!
Gr<strong>an</strong>d Opéra <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per<br />
Teil II: Die Ära Weingartner und das vorläufige Ende<br />
Die Gr<strong>an</strong>d Opéra in ihrer fünfaktigen Form mit großem<br />
Ballett und Chortableaux als stücktragende Elemente<br />
wurde Anf<strong>an</strong>g des verg<strong>an</strong>genen Jahrhunderts auch <strong>an</strong><br />
der Volk<strong>so</strong>per heimisch. In der Ära von Rainer Simons<br />
gehörte sie <strong>so</strong> selbstverständlich zum Spielpl<strong>an</strong> wie<br />
<strong>an</strong>dere uns heute bestens bek<strong>an</strong>nte Opern. Kürzungen<br />
dieser monströsen Werke wurden bereits zu den<br />
Uraufführungen vorgenommen und waren selbst <strong>an</strong><br />
der Hofoper unter Gustav Mahler üblich. Simons war<br />
bemüht weitere Striche zu vermeiden; erst in späteren<br />
Jahren fällt eine Verkürzung der Vorstellungsdauern auf.<br />
Im September 1919 übernahm Felix von Weingartner<br />
die Leitung der Volk<strong>so</strong>per. Die Opern des Verismo<br />
eroberten kontinuierlich den Spielpl<strong>an</strong>, doch die Gr<strong>an</strong>d<br />
Opéra blieb mit den fünf bestehenden Produktionen<br />
aus der Simons-Ära („Die Afrik<strong>an</strong>erin“, „Wilhelm<br />
Tell“, „Die Hugenotten“, „Die Jüdin“, „Der Prophet“)<br />
weiterhin im Repertoire. Weingartner ließ <strong>so</strong>gar<br />
noch zwei weitere Werke folgen: In der Premiere von<br />
Meyerbeers „Robert, der Teufel“ am 5. November<br />
1921 s<strong>an</strong>g Albin Rittersheim unter der musikalischen<br />
Leitung des Direktors die Titelpartie, Leo Kapl<strong>an</strong><br />
dessen teuflischen „Freund“ Bertram, Karl Fälbl den<br />
Raimbaud, Hedwig von Debitzka die Prinzessin<br />
Isabella und Rena Piffer-Lax das Bauernmädchen<br />
Alice. Oberregisseur August Markowsky hatte das<br />
Werk in Szene gesetzt, Ballettmeister Gustav Neuber<br />
die Tänze einstudiert. Die Oper wurde viermal gezeigt,<br />
wobei Heinrich Pacher alternierend als Robert auftrat.<br />
Als zweite neue Gr<strong>an</strong>d Opéra folgte am 29. Dezember<br />
1923 Aubers „Die Stumme von Portici“ in der Regie<br />
von Markowsky und wieder mit Weingartner am<br />
Pult. Diese durch den Vesuvausbruch im Finale und<br />
durch ihre revolutionäre Wirkung berühmt gewordene<br />
Ausstattung<strong>so</strong>per wurde bis zur Demissionierung<br />
Weingartners im Frühjahr 1924 immerhin zehnmal<br />
aufgeführt. Abermals war Rittersheim der tenorale Held,<br />
diesmal in der tragischen Partie des neapolit<strong>an</strong>ischen<br />
Fischers Mas<strong>an</strong>iello. Lucille Weingartner-Marcel gab<br />
(als Nachfolgerin der legendären F<strong>an</strong>ny Elßler) die<br />
p<strong>an</strong>tomimische Rolle der verlassenen Fenella, Fr<strong>an</strong>z<br />
Fellner den Don Alphon<strong>so</strong>, Friedl Böhm dessen Braut<br />
Elvira und Ludwig Weber den Offizier Selva. Mas<strong>an</strong>iellos<br />
Gefährten Pietro und Borella wurden von Em<strong>an</strong>uel List<br />
und Paul Lorenzi gesungen. In einer denkwürdigen<br />
Repertoirevorstellung von Meyerbeers „Der Prophet“<br />
gastierte 1921 Leo Slezak als Joh<strong>an</strong>n von Leyden <strong>an</strong> der<br />
Seite von Madame Charles Cahier als Fides. 1925 s<strong>an</strong>g<br />
Slezak seinen berühmten Eleazar in der „Jüdin“ mit<br />
Em<strong>an</strong>uel List als Kardinal Brogni. Weitere berühmte<br />
Interpreten des Eleazar waren die Heldentenöre Rudolf<br />
Ritter (1922) und Laurenz Hofer (1926).<br />
Wechselvolle Zeiten mit häufigen Intend<strong>an</strong>tenwechseln<br />
und einer monatel<strong>an</strong>gen Sperre des Hauses im Jahr 1934<br />
folgten. Doch bedeutete dies noch nicht das Ende der<br />
Gr<strong>an</strong>d Opéra. Am 9. April 1927 gel<strong>an</strong>gte Wagners unter<br />
dem Einfluss Meyerbeers stehendes Frühwerk „Rienzi“<br />
erstmals <strong>an</strong> die Volk<strong>so</strong>per. Als Regisseur konnte Rainer<br />
Simons gewonnen werden; Ludwig Kaiser übernahm die<br />
musikalische Leitung. In einer Aufführungsserie von fünf<br />
Abenden gaben Hubert Leuer den Rienzi, Rose Fichtinger<br />
dessen Schwester Irene, Gustav Fußperg den Stef<strong>an</strong>o<br />
Colonna, Anny Konetzny dessen Sohn Adri<strong>an</strong>o, Karl<br />
Hellgren den Paolo Orsini, Fr<strong>an</strong>z Roha den Raimondo<br />
und Friedl Böhm den Friedensboten. Am 17. September
1932 wurde Halévys „Die Jüdin“ nochmals in einer<br />
Neuinszenierung von Karl Lippert-Schroth gezeigt.<br />
Walter Herbert dirigierte; es s<strong>an</strong>gen Hubert Leuer<br />
(Eleazar), Jol<strong>an</strong>the Garda (Recha), Herbert Weiß (Brogni),<br />
Josef Graf (Leopold), Friedl Böhm (Prinzessin Eudora).<br />
Ab 1. November 1934 wurde Verdis „Die Sizili<strong>an</strong>ische<br />
Vesper“ in einer Serie von drei Aufführungen erstmals<br />
<strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per präsentiert. In <strong>Wien</strong> war die Oper seit<br />
1879 nicht mehr gezeigt worden. Unter dem Dirigenten<br />
Walter Herbert s<strong>an</strong>gen Je<strong>an</strong> Ernest (Guido de Montfort),<br />
Norberto Ardelli (Arrigo), Olga Levko-Antosch (Elena)<br />
und Josef Horn (Procida). Diese Aufführungen <strong>so</strong>wie<br />
Norbert(o) Ardelli (Arrigo „Sizili<strong>an</strong>ische Vesper“) musste im<br />
März 1938 sein Engagement <strong>an</strong> der Staat<strong>so</strong>per aufgeben.<br />
Emigration in die USA.<br />
Rudolf B<strong>an</strong>dler (Geßler „Wilhelm Tell“, St. Bris „Hugenotten“)<br />
wirkte 1916 <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per in der UA von Kienzls „<strong>Das</strong><br />
Testament” mit. Er wurde in ein KZ nach Lodz verschleppt.<br />
Dort wurde er vermutlich 1944 ermordet.<br />
Friedl Böhm (Ines „Afrik<strong>an</strong>erin“, Mathilde „Wilhelm Tell“,<br />
Margarethe von Valois „Hugenotten“, Eudora „Jüdin“, Elvira<br />
„Stumme von Portici“, Friedensbote „Rienzi“) konnte ab 1933<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d nicht mehr auftreten, 1938 emigrierte sie von<br />
Österreich in die Türkei.<br />
Arthur Fleischer (Nelusco „Afrik<strong>an</strong>erin“) wirkte 1920 <strong>an</strong><br />
der Volk<strong>so</strong>per in der DEA von Mascagnis „Lodoletta“ mit.<br />
Er konnte ab 1933 nicht in Deutschl<strong>an</strong>d, ab 1938 nicht in<br />
Österreich auftreten und flüchtete in die USA.<br />
Elisabeth Gerö (Gemmy „Wilhelm Tell“, Urb<strong>an</strong> „Hugenotten“)<br />
verließ 1933 Deutschl<strong>an</strong>d und war während des Krieges in<br />
Bern engagiert.<br />
Igo (Ignaz) Guttm<strong>an</strong>n (Don Alvar „Afrik<strong>an</strong>erin“, Tav<strong>an</strong>nes<br />
„Hugenotten“, Albert „Jüdin“) musste 1933 Deutschl<strong>an</strong>d und<br />
1938 Österreich verlassen und flüchtete in die USA.<br />
Sabine Kalter (Selica „Afrik<strong>an</strong>erin“, Fides „Prophet“, Hedwig<br />
„Wilhelm Tell“) wirkte 1913 <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per in der DEA<br />
von Mascagnis „Isabeau“ mit. 1935 musste sie Deutschl<strong>an</strong>d<br />
verlassen und ging nach Großbrit<strong>an</strong>nien.<br />
Em<strong>an</strong>uel List (Geßler „Wilhelm Tell“, Marcel „Hugenotten“,<br />
Brogni „Jüdin“, Pietro „Stumme von Portici“) musste 1934<br />
Deutschl<strong>an</strong>d und 1938 Österreich verlassen. Er w<strong>an</strong>derte<br />
nach Nordamerika aus und beg<strong>an</strong>n eine internationale<br />
Karriere.<br />
16_17<br />
eine letzte Vorstellung des „Wilhelm Tell“ im April 1935<br />
bildeten den vorläufigen Abges<strong>an</strong>g der Gr<strong>an</strong>d Opéra <strong>an</strong><br />
der Volk<strong>so</strong>per. Singspiele und Komödien dominierten<br />
seit längerem den eingeschränkten Spielpl<strong>an</strong>. Rigide<br />
Aufführungsverbote der national<strong>so</strong>zialistischen<br />
„Kulturpolitik“ setzten den Opern Meyerbeers und<br />
Halévys sehr bald ein jähes Ende: „Die Jüdin“ war<br />
bereits 1932 zum letzten (108.) Mal <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per<br />
erklungen, <strong>an</strong> der <strong>Wien</strong>er Staat<strong>so</strong>per blieb Meyerbeers<br />
„Afrik<strong>an</strong>erin“ noch bis 1936 im Spielpl<strong>an</strong>.<br />
fb<br />
Mehrere Künstler, die <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per in Aufführungen der Gr<strong>an</strong>d Opéra aufgetreten sind,<br />
wurden aus rassistischen Gründen verfolgt, vertrieben oder ermordet. Darunter waren:<br />
H<strong>an</strong>s Nachod (Cosé „Hugenotten“, Leopold „Jüdin“)<br />
entstammte einer jüdischen K<strong>an</strong>torenfamilie und war ein<br />
Vetter von Arnold Schönberg. 1913 s<strong>an</strong>g er in der <strong>Wien</strong>er UA von<br />
Schönbergs „Gurreliedern“ den Waldemar. Er lebte später als<br />
Pädagoge in London.<br />
Michael Nasta (Vasco „Afrik<strong>an</strong>erin“, Raoul „Hugenotten“,<br />
Eleazar „Jüdin“) Er trat bis 1934 <strong>an</strong> deutschen Bühnen als<br />
Gast auf. Er ist verschollen.<br />
Maria Nezádal (Elena „Sizili<strong>an</strong>ische Vesper“) konnte nach<br />
1933 aus politischen Gründen in Deutschl<strong>an</strong>d kaum auftreten.<br />
Alfred Rosé (Dirigent „Die Jüdin“) ist der Sohn des Gründers<br />
des legendären Rosé-Streichquartetts Arnold Rosé. Er<br />
studierte u. a. Komposition bei Arnold Schönberg. 1938 verließ<br />
er Österreich. 1955 wurde er k<strong>an</strong>adischer Staatsbürger.<br />
Lotte Schöne (Gemmy „Wilhelm Tell“, Urb<strong>an</strong> „Hugenotten“)<br />
musste 1933 Deutschl<strong>an</strong>d verlassen. Sie hielt sich jahrel<strong>an</strong>g<br />
in einem Dorf in den fr<strong>an</strong>zösischen Alpen versteckt. 1945<br />
nahm sie ihre Karriere wieder auf (im Bild unten als Urb<strong>an</strong> in<br />
„Hugenotten“).<br />
Wilhelm Tisch (Ruggiero „Jüdin“) verließ 1933 Deutschl<strong>an</strong>d<br />
und f<strong>an</strong>d Engagements in Troppau und Basel. Eine<br />
internationale Karriere wurde jedoch verhindert.<br />
H<strong>an</strong>s Winkelm<strong>an</strong>n (Don Alvar „Afrik<strong>an</strong>erin“), Sohn des<br />
berühmten Wagnertenors Herm<strong>an</strong>n Winkelm<strong>an</strong>n, kam 1943<br />
bei einem Bomben<strong>an</strong>griff um, wurde aber vermutlich vorher<br />
als Oberspielleiter am Opernhaus in H<strong>an</strong>nover entlassen.<br />
Alex<strong>an</strong>der Zemlinsky (Dirigent „Jüdin“, „Prophet“) war <strong>an</strong><br />
der Volk<strong>so</strong>per Musikdirektor von 1904 bis 1907 und Erster<br />
Kapellmeister von 1908 bis 1910. 1933 verließ er Berlin und<br />
kehrte nach <strong>Wien</strong> zurück. Im Dezember 1938 w<strong>an</strong>derte er<br />
nach der Zahlung einer beträchtlichen Reichsfluchtsteuer<br />
nach New York aus.<br />
Rudolf B<strong>an</strong>dler Sabine Kalter Lotte Schöne Alex<strong>an</strong>der Zemlinsky
Blick<br />
in die Seele<br />
einer Frau<br />
Der Fr<strong>an</strong>zose M<strong>an</strong>uel Legris – ehemaliger Etoile des Balletts der Pariser Oper, darüber hinaus<br />
ein Fixstern der Ballettwelt – ist seit 1. September der neue Direktor des <strong>so</strong>wohl in der <strong>Wien</strong>er<br />
Staat<strong>so</strong>per als auch in der Volk<strong>so</strong>per <strong>Wien</strong> auftretenden <strong>Wien</strong>er Ballettensembles, das seit Legris’<br />
Amts<strong>an</strong>tritt unter dem Titel „<strong>Wien</strong>er Staatsballett“ firmiert.<br />
Für die erste Premiere in der Volk<strong>so</strong>per <strong>Wien</strong> beauftragte der Ballettdirektor den aus Hamburg<br />
gebürtigen Choreographen Patrick de B<strong>an</strong>a mit der Kreation von „Marie Antoinette“, einem<br />
Ballett, dessen Stoff – die Verbindung der Häuser Bourbon und Habsburg – <strong>so</strong>wohl in der<br />
fr<strong>an</strong>zösischen als auch in der österreichischen Geschichte wurzelt. Diese Wahl lässt nicht nur<br />
einen Schritt in Richtung einer „<strong>Wien</strong>er Ballettdramaturgie“ erkennen, sie ist gleichzeitig Symbol<br />
für die mit der Berufung von Legris nach <strong>Wien</strong> erfolgte Alli<strong>an</strong>z zwischen zwei historischen<br />
Größen: dem Fr<strong>an</strong>zösischen Ballett mit seiner am weitesten zurückreichenden Tradition aller<br />
Ballettkörperschaften und dem <strong>Wien</strong>er Ballett, das auf eine kaum weniger l<strong>an</strong>ge Geschichte<br />
verweisen k<strong>an</strong>n.<br />
Patrick de B<strong>an</strong>as am 20. November zur Uraufführung gel<strong>an</strong>gendes zweiaktiges Ballett beh<strong>an</strong>delt<br />
das tragische Leben von Marie Antoinette (1755 – 1793), der jüngsten Tochter der österreichischen<br />
Herrscherin Maria Theresia, die als Gemahlin von Ludwig XVI. zur Königin von Fr<strong>an</strong>kreich wurde.<br />
Der Choreograph sieht sein Werk als ein Ballett, das „in die Seele einer Frau blicken lässt, die nicht<br />
nur Königin war“. Er zeichnet den Lebensweg dieser umstrittenen Persönlichkeit nach, beginnend<br />
am Kaiserhof in <strong>Wien</strong> über die Vermählung als Vierzehnjährige mit dem fr<strong>an</strong>zösischen Dauphin,<br />
ihre problematische Ehe, ihr Leben am Hof von Versailles, das auch durch heftige Angriffe auf
ihren extravag<strong>an</strong>ten Lebensstil gekennzeichnet war, bis<br />
hin zu ihrer völligen I<strong>so</strong>lierung und ihrer Hinrichtung<br />
während der Fr<strong>an</strong>zösischen Revolution.<br />
Als musikalische Grundlage für sein Ballett zieht<br />
Patrick de B<strong>an</strong>a hauptsächlich Kompositionen von<br />
bedeutenden Zeitgenossen der kunstsinnigen Königin<br />
her<strong>an</strong>: Werke von Georg Philipp Telem<strong>an</strong>n, Je<strong>an</strong>-<br />
Philippe Rameau, Joseph Haydn, Joh<strong>an</strong>n Christi<strong>an</strong><br />
Bach, Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart und – als be<strong>so</strong>ndere<br />
Raffinesse – Musik von Chevalier de Saint-Georges,<br />
dem Musiklehrer Marie Antoinettes am Fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Hof. Dazu kommt Musik von Je<strong>an</strong>-Féry Rebel und<br />
Antonio Vivaldi <strong>so</strong>wie eine Auftragskomposition von<br />
Luis Miguel Cobo für die nicht realen Figuren „<strong>Das</strong><br />
Schicksal“ und „Schatten der Marie Antoinette“.<br />
Herausragend aus den Namen des Leading Teams ist<br />
der der Kostümbildnerin: Agnès Letestu, Etoile des<br />
Balletts der Pariser Oper, ist seit geraumer Zeit auch<br />
auf dem Gebiet der Ausstattung tätig. Sie war es auch,<br />
die 2009 in de B<strong>an</strong>as Duo „Marie Antoinette“, das als<br />
Nukleus für die nunmehr abendfüllende Kreation<br />
<strong>an</strong>gesehen werden k<strong>an</strong>n, den weiblichen Part t<strong>an</strong>zte.<br />
oz<br />
Patrick de B<strong>an</strong>a<br />
Geboren in Hamburg als Sohn einer deutschen Mutter<br />
und eines nigeri<strong>an</strong>ischen Vaters, studierte Patrick<br />
de B<strong>an</strong>a <strong>an</strong> der Ballettschule der Hamburgischen<br />
Staat<strong>so</strong>per. 1987 wurde er <strong>an</strong> das Béjart Ballet<br />
Laus<strong>an</strong>ne engagiert, dem er bis 1992 als Solotänzer<br />
<strong>an</strong>gehörte. D<strong>an</strong>ach war er zehn Jahre l<strong>an</strong>g Solotänzer<br />
in Nacho Duatos Compañía Nacional de D<strong>an</strong>za in<br />
Sp<strong>an</strong>ien, in der er in Choreographien von Nacho<br />
Duato, Jiˇrí Kylián, William Forsythe, Mats Ek und Ohad<br />
Naharin t<strong>an</strong>zte.<br />
2003 gründete er sein eigenes Ensemble, Nafas D<strong>an</strong>ce<br />
Comp<strong>an</strong>y, für das er zahlreiche Werke choreographierte.<br />
18_19<br />
Marie Antoinette<br />
Ballett in zwei Akten von Patrick de B<strong>an</strong>a<br />
nach einer Vorlage von Jaime Millás<br />
Uraufführung am 20. November 2010<br />
Weitere Vorstellungen am 23. November,<br />
3., 7., 10., 12., 14. Dezember 2010,<br />
22., 24., 29. März 2011<br />
Kostüme mit<br />
Unterstützung von<br />
Choreographie und Inszenierung: Patrick de B<strong>an</strong>a<br />
Assistenz: Dimo Kirilov Milev<br />
Musik: Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart,<br />
Je<strong>an</strong>-Féry Rebel, Chevalier de Saint-Georges,<br />
Joseph Haydn, Georg Philipp Telem<strong>an</strong>n,<br />
Antonio Vivaldi, Joh<strong>an</strong>n Christi<strong>an</strong> Bach,<br />
Je<strong>an</strong>-Philippe Rameau und eine<br />
Auftragskomposition von Luis Miguel Cobo<br />
Bühne: Marcelo Pacheco, Alberto Esteb<strong>an</strong>/<br />
Area. Espacios Efímeros<br />
Kostüme: Agnès Letestu<br />
Licht: James Angot<br />
Marie Antoinette: Olga Esina/Nina Poláková<br />
Ludwig XVI.: Rom<strong>an</strong> Lazik/Vladimir Shishov<br />
Madame Elisabeth: Ketev<strong>an</strong> Papava/<br />
Erika Kováčová<br />
<strong>Das</strong> Schicksal: Kirill Kourlaev/Andrey Teterin<br />
Schatten der Marie Antoinette: Elisabeth Golibina<br />
Axel von Fersen: Eno Peci/Denys Cherevychko<br />
Maria Theresia: Dagmar Kronberger/<br />
Marie-Claire D’Lyse<br />
Mercy: Attila Bakó/Fabrizio Coppo<br />
Ludwig XV.: Christoph Wenzel/Martin Winter<br />
<strong>Wien</strong>er Staatsballett<br />
Weitere Arbeiten entst<strong>an</strong>den für das kolumbi<strong>an</strong>ische<br />
Incolballet und das niederländische Introd<strong>an</strong>s. Darüber<br />
hinaus war er Tänzer und Choreograph in Carlos<br />
Sauras Filmen „Iberia“ (2004) und „Fados“ (2006). Seine<br />
erste Zusammenarbeit mit M<strong>an</strong>uel Legris erfolgte 2008<br />
mit „The Portrait of …“, das in Tokio Premiere hatte.<br />
2009 schuf er das von Legris und ihm selbst get<strong>an</strong>zte<br />
Duo „Nefes“. Zuletzt choreographierte er für das Tokyo<br />
Ballet und für Ist<strong>an</strong>bul State Opera <strong>an</strong>d Ballet. Für seine<br />
Arbeit mit Nafas D<strong>an</strong>ce Comp<strong>an</strong>y erhielt er von der<br />
Stadt Valencia die Auszeichnungen „Bester Tänzer“ und<br />
„Beste T<strong>an</strong>zvorstellung“.
Jörg Schneider<br />
trat u. a. <strong>an</strong> der Deutschen Oper Berlin, den Staat<strong>so</strong>pern in <strong>Wien</strong> und Stuttgart, den Opernhäusern<br />
von Rom, Zürich, Brüssel, Turin und Verona auf und arbeitete mit bedeutenden<br />
Dirigenten wie Riccardo Muti, Nikolaus Harnoncourt und Semyon Bychkov. Zu seinen wichtigsten<br />
Engagements der letzten Zeit zählen Jaquino in „Fidelio“ (Dirigent: Claudio Abbado,<br />
Madrid), „Der Rosenkavalier“ (Dirigent: Christi<strong>an</strong> Thielem<strong>an</strong>n, Baden-Baden, Paris und<br />
München), Belmonte in „Die Entführung aus dem Serail“ (Dirigent: Zubin Mehta, Maggio Musicale<br />
Fiorentino) und sein Debüt <strong>an</strong> der Royal Albert Hall als Solist bei den Londoner Proms. An der<br />
Volk<strong>so</strong>per ist er in dieser Spielzeit u. a. als Alfred, Tamino, St<strong>an</strong>islaus („Der Vogelhändler“), Don<br />
Ramiro („La Cenerentola“) und Rinuccio (Neuproduktion: „Gi<strong>an</strong>ni Schicchi“) zu erleben.
Kinder Workshops<br />
Unsere Kinder Workshops beginnen mit dem<br />
Kennenlernen des Stückes, d<strong>an</strong>n werdet Ihr selbst<br />
aktiv. Zahlreiche Künstler und Mitarbeiter des<br />
Hauses lassen die Nachmittage zu einem unvergesslichen<br />
Erlebnis werden.<br />
Die nächsten Kinder Workshops finden<br />
zu folgenden Terminen statt:<br />
„Rusalka“<br />
Samstag, 6. November 2010<br />
Anmeldung: 1. Oktober, 8:00 bis 2. Oktober, 23:00 Uhr<br />
„Orchester Workshop I“<br />
Samstag, 4. Dezember 2010<br />
Anmeldung: 1. November, 8:00 bis 2. November, 23:00 Uhr<br />
Mit erfrischender<br />
Unterstützung von<br />
Neue Anmeldemodalitäten:<br />
Von 8:00 Uhr am 1. des Vormonats bis 23:00 Uhr am 2. des Vormonats<br />
steht auf www.volk<strong>so</strong>per.at ein Online-Anmeldeformular zur Verfügung.<br />
Aus den Anmeldungen werden d<strong>an</strong>n nach dem Zufallsprinzip die Plätze<br />
vergeben und alle Interessenten ehestmöglich verständigt.<br />
Heute im Foyer …<br />
29. und 30. September, 19:30 Uhr<br />
„Ach, Sie sind mir <strong>so</strong> bek<strong>an</strong>nt"<br />
Herm<strong>an</strong>n Leopoldi Abend mit<br />
Boris Eder und Béla Fischer (Klavier)<br />
3. November, 19:30 Uhr<br />
Liederabend Eva Maria Riedl<br />
Neue Dirigenten<br />
<strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per<br />
Iv<strong>an</strong> Anguélov<br />
Seine Ausbildung erhielt der<br />
Dirigent <strong>an</strong> der Hochschule<br />
seiner Heimatstadt Sofia.<br />
Ergänzende Studien ab<strong>so</strong>lvierte<br />
er in Moskau und Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Chefdirigentenposten führten den<br />
Künstler von der Nationaloper<br />
Plovdiv über Laus<strong>an</strong>ne und Bonn<br />
als GMD <strong>an</strong> das Opernhaus von Bratislava. Er dirigierte<br />
Konzerte mit dem Tokyo-City-Philharmonic-Orchestra, den<br />
Sinfonieorchestern von Moskau, München, Stockholm, dem<br />
Orchestre de la Suisse Rom<strong>an</strong>de in Genf, den Stuttgarter<br />
Philharmonikern und der Rheinischen Philharmonie. Mit<br />
dem Orchestre Philharmonique de Monte Carlo spielte er<br />
auch zahlreiche CDs ein. Umf<strong>an</strong>greich ist die Diskographie<br />
des Künstlers. Neben sinfonischer Musik ist unter seiner<br />
Stabführung auch die einzige Gesamtaufnahme von H<strong>an</strong>s<br />
Werner Henzes „Boulevard Solitude“ erschienen.<br />
Hausdebüt: 1. Oktober 2010 „Die Zauberflöte“<br />
Dirk Kaft<strong>an</strong><br />
Der Dirigent ist in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
und K<strong>an</strong>ada aufgewachsen. Er<br />
ab<strong>so</strong>lvierte seine Studien in Detmold.<br />
Nach ersten Engagements in<br />
Trier und Münster war er Erster<br />
Kapellmeister und Stellvertretender<br />
Generalmusikdirektor in Bielefeld<br />
und zuletzt in Dortmund. Ab der<br />
Sai<strong>so</strong>n 2006/07 war Dirk Kaft<strong>an</strong> Erster Kapellmeister<br />
und Stellvertretender Chefdirigent <strong>an</strong> der Grazer Oper.<br />
Er dirigierte u. a. die Premieren „T<strong>an</strong>nhäuser“, „West Side<br />
Story“ und „Die Liebe zu den drei Or<strong>an</strong>gen“. Im Herbst 2008<br />
debütierte er mit „Il Trovatore“ <strong>an</strong> der Semperoper Dresden.<br />
Seit der Sai<strong>so</strong>n 2009/10 ist er Generalmusikdirektor der<br />
Stadt Augsburg. Als Konzertdirigent leitete Dirk Kaft<strong>an</strong><br />
eine Reihe von Orchestern, wie das Deutsche Symphonie<br />
Orchester Berlin, die Stuttgarter Philharmoniker, die Berliner<br />
Symphoniker, die Staatskapelle Halle und gastierte u. a. <strong>an</strong> der<br />
Deutschen Oper Berlin.<br />
Hausdebüt: 13. Oktober 2010 „Die Fledermaus“<br />
20_21
Neu im Ensemble<br />
Andreas Daum<br />
Der Bassist erhielt<br />
seine Ausbildung <strong>an</strong><br />
der Hochschule seiner<br />
Heimatstadt Dresden.<br />
Nach Engagements<br />
<strong>an</strong> der Staat<strong>so</strong>per<br />
und den Sächsischen<br />
L<strong>an</strong>desbühnen Dresden<br />
<strong>so</strong>wie am Stadttheater Heidelberg wurde er 2004<br />
Ensemblemitglied des Staatstheaters Darmstadt.<br />
Sein dortiges Repertoire erstreckte sich von Baculus<br />
in „Der Wildschütz“, Kecal in „Die verkaufte Braut“<br />
über Großinquisitor in „Don Carlos“ bis zu Pogner in<br />
„Die Meistersinger von Nürnberg“ oder Kling<strong>so</strong>r in<br />
„Parsifal“. An der Philharmonie Essen wirkte er <strong>an</strong><br />
der Weltpremiere von Felix Mendels<strong>so</strong>hn-Bartholdys<br />
komischer Oper „Die beiden Neffen“ unter Helmut<br />
Rilling mit. Im Concertgebouw Amsterdam s<strong>an</strong>g er<br />
unter Gerd Albrecht in Hindemiths erotischer Komödie<br />
„<strong>Das</strong> Nusch-Nuschi“. Eine umf<strong>an</strong>greiche Lied- und<br />
Konzerttätigkeit <strong>so</strong>wie Ausflüge in den Bereich des<br />
Step-T<strong>an</strong>zes ergänzen die B<strong>an</strong>dbreite des Künstlers.<br />
Hausdebüt: 1. Oktober 2010, Sarastro in „Die Zauberflöte“.<br />
Weitere Partien: Sir John Falstaff („Die lustigen<br />
Weiber von Wind<strong>so</strong>r“), Sparafucile („Rigoletto“), Simon<br />
(„Gi<strong>an</strong>ni Schicchi“)<br />
Flori<strong>an</strong> Spiess<br />
Seine ersten musikalischen<br />
Erfahrungen<br />
machte der junge<br />
Tiroler Bassist im<br />
Chor der Wiltener<br />
Sänger knaben, bevor<br />
er Sopr<strong>an</strong><strong>so</strong>list der<br />
<strong>Wien</strong>er Sängerknaben<br />
wurde. Am Tiroler L<strong>an</strong>deskonservatorium und <strong>an</strong><br />
der Universität für Musik und darstellende Kunst<br />
in <strong>Wien</strong> folgte seine Ausbildung zum Sänger. 2006<br />
erhielt er ein Gastengagement <strong>an</strong> das Innsbrucker<br />
L<strong>an</strong>destheater als Erster Soldat in „Salome“. Bei den<br />
Opernfestspielen Heidenheim wirkte er 2007 als Osmin<br />
in „Die Entführung aus dem Serail“ mit. Im Rahmen<br />
der Innsbrucker Festwochen für Alte Musik s<strong>an</strong>g<br />
Flori<strong>an</strong> Spiess unter den Dirigenten Konrad Junghänel<br />
und René Jacobs. Diese Zusammenarbeit führte ihn<br />
auch <strong>an</strong> die Deutsche Oper Berlin. In der verg<strong>an</strong>genen<br />
22_23<br />
Sai<strong>so</strong>n war Flori<strong>an</strong> Spiess Ensemblemitglied des<br />
L<strong>an</strong>destheaters Linz, <strong>an</strong> dem er u. a. als Figaro in „Le<br />
nozze di Figaro“, Jupiter in der Rameau-Oper „Platée“<br />
und in der Uraufführung der Oper „Kepler“ von Philip<br />
Glass aufgetreten ist.<br />
Hausdebüt: 10. September 2010, Angelotti in „Tosca“.<br />
Weitere Partien: Dr. Cajus („Die lustigen Weiber von<br />
Wind<strong>so</strong>r“), Spinelloccio („Gi<strong>an</strong>ni Schicchi“)<br />
Dominik Köninger<br />
Der aus Heidelberg stammende<br />
Bariton studierte <strong>an</strong> der Hochschule<br />
für Musik in Karlsruhe.<br />
2005 erfolgte sein Debüt am<br />
Badischen Staatstheater<br />
Karls ruhe als Moralès in<br />
„Carmen“. Im Jahr darauf<br />
gew<strong>an</strong>n er den ersten Preis<br />
beim Mozartfest-Wettbewerb in Würzburg und wirkte<br />
bei den Baden-Badener Festspielen unter Kent Nag<strong>an</strong>o<br />
als Edler in „Lohengrin“ mit. Als Ensemblemitglied<br />
des Tiroler L<strong>an</strong>destheaters s<strong>an</strong>g Dominik Köninger in<br />
der Sai<strong>so</strong>n 2006/07 u. a. Guglielmo in „Cosi f<strong>an</strong> tutte“,<br />
Dr. Falke in „Die Fledermaus“ und Ottokar in „Der<br />
Freischütz“. Für die nächsten beiden Spielzeiten war er<br />
am Internationalen Opernstudio der Hamburgischen<br />
Staat<strong>so</strong>per engagiert, wo er u. a. als Papageno in „Die<br />
Zauberflöte“, Schaunard in „La Bohème“ und Mercurio<br />
in Cavallis „La Calisto“ aufgetreten ist. Im Vorjahr<br />
wirkte er am Opernhaus Kiel in einer von Robert Wil<strong>so</strong>n<br />
inszenierten „Joh<strong>an</strong>nespassion“ von Joh<strong>an</strong>n Sebasti<strong>an</strong><br />
Bach in der Partie des Jesus mit. In der Regie von<br />
Robert Carsen s<strong>an</strong>g er heuer im Theater <strong>an</strong> der <strong>Wien</strong> in<br />
Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ den Mercurio.<br />
Hausdebüt: 9. September 2010, Dr. Falke („Die<br />
Fledermaus“). Weitere Partien: D<strong>an</strong>dini („La<br />
Cenerentola“), Edwin („Die Csárdásfürstin“)<br />
Gyula Orendt<br />
Der Bariton wurde 1985 in<br />
Siebenbürgen/Tr<strong>an</strong>ssilv<strong>an</strong>ien<br />
geboren. Seine Ausbildung<br />
erhielt er ab 2004 <strong>an</strong> der<br />
Fr<strong>an</strong>z Liszt Universität<br />
von Budapest. Bereits<br />
während seines Studiums<br />
ist der Künstler in Konzerten
aufgetreten. So s<strong>an</strong>g er 2005 die Kreuzstabk<strong>an</strong>tate<br />
von Joh<strong>an</strong>n Sebasti<strong>an</strong> Bach und 2006 <strong>an</strong> der Fr<strong>an</strong>z-<br />
Liszt-Universität unter Helmuth Rilling den Saul<br />
in Händels gleichnamiger Passion. In der Bach<br />
zugeschriebenen Lukaspassion s<strong>an</strong>g er im selben Jahr<br />
die Partie des Ev<strong>an</strong>gelisten. 2007 war er in Györ als<br />
Colas in Mozarts „Bastien und Bastienne“ und 2008<br />
beim Sommerfestival Bad Kissingen mit Schum<strong>an</strong>ns<br />
Liederkreis op. 24 zu hören. Sein Operndiplom<br />
erwarb er 2009 mit der Titelrolle von Puccinis „Gi<strong>an</strong>ni<br />
Schicchi“. Weitere Partien sind Aeneas in Purcells<br />
„Dido und Aeneas“ und Nick Shadow in Strawinskys<br />
„The Rake’s Progress“.<br />
Hausdebüt: 11. September 2010, Baron Douphol („La<br />
Traviata“). Weitere Partien: Jäger („Rusalka“), Notar<br />
(„Gi<strong>an</strong>ni Schicchi“), Schnappauf („Der Ev<strong>an</strong>gelim<strong>an</strong>n“)<br />
JunHo You<br />
Der in Seoul geborene<br />
Tenor studierte ab 1999<br />
<strong>an</strong> der Universität<br />
Chung-Ang seiner<br />
Heimat stadt Ges<strong>an</strong>g. Er<br />
setzte seine Ausbil dung<br />
<strong>an</strong> der Hoch schule für<br />
Musik und Theater in<br />
München fort. Im Rahmen des Studiums s<strong>an</strong>g er 2008<br />
am Prinzregententheater die Partie des Ali in Glucks<br />
„Die Pilger von Mekka“. Weiters übernahm er <strong>an</strong> der<br />
Münchener Kammeroper den Ferr<strong>an</strong>do in „Così f<strong>an</strong><br />
tutte“. 2009 s<strong>an</strong>g JunHo You am Prinzregentheater<br />
den Rodolfo in „La Bohème“ mit dem Münchener<br />
Rundfunkorchester unter Ulf Schirmer und im<br />
heurigen Jahr den Malcolm in Verdis „Macbeth“ unter<br />
Friedrich Haider. Am L<strong>an</strong>destheater Innsbruck war<br />
er als Edgardo in Donizettis „Lucia di Lammermoor“<br />
zu hören. Beim Musikpreis des Kulturkreises<br />
Gasteig in München und beim internationalen<br />
Ges<strong>an</strong>gswettbewerb „Vocal Genial“ erhielt der Künstler<br />
2009 den ersten Preis.<br />
Hausdebüt: 5. September 2010, Gaston („La Traviata“.<br />
Weitere Partien: Fenton („Die lustigen Weiber von<br />
Wind<strong>so</strong>r“), Tamino („Die Zauberflöte“)<br />
In memoriam<br />
Prof. Fr<strong>an</strong>z Bauer-Theussl (1928–2010)<br />
Am 30. April 2010 ist – wie bereits in der vorigen Ausgabe unserer<br />
Zeitung kurz gemeldet – der l<strong>an</strong>gjährige Dirigent der Volk<strong>so</strong>per verstorben.<br />
Mit Lehárs „<strong>Das</strong> L<strong>an</strong>d des Lächelns“ st<strong>an</strong>d der Künstler am<br />
4. März 1957 erstmals am Pult der Volk<strong>so</strong>per. Über 2.000 Vorstellungen<br />
<strong>so</strong>llten noch bis Ende des verg<strong>an</strong>genen Jahrhunderts folgen, darunter<br />
insgesamt 21 Premieren: u. a. „Martha“ (1957), „Die lustigen Weiber<br />
von Wind<strong>so</strong>r“ (1958), „Hoffm<strong>an</strong>ns Erzählungen“ und „Die Zauberflöte“<br />
(1960), „Der Postillon von Lonjumeau“, „Die verkaufte Braut“ (1973),<br />
„Die vier Grobi<strong>an</strong>e“ (1978), „Pariser Leben“ (1963), „Ein Walzer traum“<br />
(1974), „Der Zarewitsch“ (1978) und „<strong>Wien</strong>er Blut“ (1978) <strong>so</strong>wie „My<br />
Fair Lady“ (1979) und „Feuerwerk“ (1983). Er war Mitbegründer der<br />
Seefestspiele Mörbisch und deren erster Dirigent, regelmäßiger Gast<br />
bei den Bregenzer Festspielen und als Leiter des <strong>Wien</strong>er Joh<strong>an</strong>n<br />
Strauß-Orchesters weltbek<strong>an</strong>nt. Am 3. Mai 1997 ist Fr<strong>an</strong>z Bauer-<br />
Theussl bei einer Vorstellung des „Zigeunerbaron“ zum letzten Mal <strong>an</strong><br />
der Volk<strong>so</strong>per aufgetreten.<br />
KS Rudolf Mazzola (1941–2010)<br />
Der aus der Schweiz stammende Bassist ist am 18. Mai 2010 in<br />
<strong>Wien</strong> verstorben. Er studierte in Basel Ges<strong>an</strong>g und wurde Stipendiat<br />
im Opernstudio Zürich. 1969 erhielt er sein erstes Engagement am<br />
Stadttheater St. Gallen, 1971 wurde er in seiner Heimatstadt Basel<br />
engagiert. Am 6. September 1974 debütierte er <strong>an</strong> der Volk<strong>so</strong>per als<br />
Bartolo in „Die Hochzeit des Figaro“ und wurde von 1975 bis 1977<br />
Ensemblemitglied. Er s<strong>an</strong>g die Premieren von „Die Entführung<br />
aus dem Serail“ (Osmin; 1975), Brittens „Albert Herring“ (Mr. Budd;<br />
1976) und „Der Barbier von Sevilla“ (Basilio; 1979). Weitere Partien<br />
waren der Arg<strong>an</strong> in Fr<strong>an</strong>z Alfons Wolperts „Der eingebildete Kr<strong>an</strong>ke“,<br />
Sarastro in „Die Zauberflöte“, Tomma<strong>so</strong> in „Tiefl<strong>an</strong>d“, Kecal in<br />
„Die verkaufte Baut“ und Crespel in „Hoffm<strong>an</strong>ns Erzählungen“. Von<br />
1977 bis 2001 war Rudolf Mazzola Ensemblemitglied der <strong>Wien</strong>er<br />
Staat<strong>so</strong>per, <strong>an</strong> der er in nahezu 1.000 Vorstellungen aufgetreten ist.<br />
KS H<strong>an</strong>ny Steffek (1927–2010)<br />
Die in Bielitz (Schlesien) geborene Sopr<strong>an</strong>istin ist am 11. Juni 2010<br />
verstorben. Ihr Bühnendebüt gab sie 1950 unter Wilhelm Furtwängler<br />
als Erster Knabe bei den Salzburger Festspielen. Wiesbaden, Graz,<br />
Fr<strong>an</strong>kfurt und München waren wichtige Karrier estationen. An der<br />
Staat<strong>so</strong>per im Volk<strong>so</strong>perngebäude hatte sie 1951 als Adele debütiert,<br />
s<strong>an</strong>g 1966 in der Premiere des „Freischütz“ das Ännchen und 1969 die<br />
Christine in „Intermezzo“ von Richard Strauss. Ab 1973 wurde die<br />
Volk<strong>so</strong>per zum Stammhaus der Sängerin, <strong>an</strong> der sie in den Premieren<br />
„Die Kluge“ (des Bauern Tochter; 1970), „Der Opernball“ (Marguérite;<br />
1970), „Die vier Grobi<strong>an</strong>e“ (Felice; 1973), „Boccaccio“ (Peronella; 1977)<br />
und „Preußisches Märchen“ (Bürgermeisterin; 1987) mitwirkte. Die<br />
Künstlerin war mit Albert Moser, dem Direktor der Volk<strong>so</strong>per (1963<br />
bis 1973), verheiratet.<br />
Prof. Wolfg<strong>an</strong>g Weber (1935–2010)<br />
Der Regisseur ist am 28. Juni 2010 in <strong>Wien</strong> verstorben. 1973 wurde<br />
er von Direktor Karl Dönch als persönlicher Referent bestellt und<br />
hatte ab 1976 zusätzlich die Funktion des Oberspielleiters der Oper<br />
inne. Hier inszenierte er u. a. Rubins „Kleider machen Leute“ (1973),<br />
Wolperts „Der eingebildete Kr<strong>an</strong>ke“ (UA 1975), Schmidts „Notre Dame“<br />
(1975), Brittens „Albert Herring“ (1976), Mozarts „<strong>Das</strong> schlaue Mädchen“<br />
(1977), Blachers „Preußisches Märchen“ (1978), Weinbergers<br />
„Schw<strong>an</strong>da, der Dudelsackpfeifer“ (1980), J<strong>an</strong>áčeks „Aus einem Totenhaus“<br />
(1981), Bernsteins „West Side Story“ (1982) und Donizettis „Viva<br />
la Mamma“ (1983). 1982 wechselte Wolfg<strong>an</strong>g Weber <strong>an</strong> die <strong>Wien</strong>er<br />
Staat<strong>so</strong>per, wo er ab 1986 das Opernstudio leitete.
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