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Quo vadis, GdF? Eine Organisation im Spagat zwischen Beute

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der fl ugleiter 2009/06<br />

Mil. Aviation<br />

44<br />

Flugsicherungsaufgaben durch AWACS?<br />

Bereits am 17. Juni hatte das Verteidigungsministerium<br />

in einer Pressemeldung die Entscheidung<br />

des Kabinetts zur Teilnahme deutscher Soldaten an<br />

den AWACS-Einsätzen mit der Notwendigkeit einer<br />

„Überwachung des zivilen Luftverkehrs“ begründet.<br />

„Aufgrund der steigenden Zahl an militärischen und<br />

zivilen Luftbewegungen, müssen die nicht vorhandenen<br />

Sicherheitsstrukturen durch NATO-AWACS –<br />

Maschinen gewährleistet werden“, hatte der damalige<br />

Verteidigungsminister Jung erklärt und weiter<br />

ausgeführt: „<strong>Eine</strong> Flugsicherung ist auch <strong>im</strong> Interesse<br />

unserer Soldatinnen und Soldaten und dient ihrem<br />

Schutz.“ Welcher Abgeordnete wollte sich gegen<br />

eine Verbesserung der Sicherheit bzw. der Flugsicherungsstrukturen<br />

sowie dem Schutz unserer Soldaten<br />

aussprechen? Wohl keiner! Von den „Schmuddelkindern“<br />

der Linksfraktion mal abgesehen.<br />

Allerdings hatte Jung nicht dargelegt, wie Flugsicherung<br />

durch die AWACS denn durchgeführt werden soll.<br />

Schließlich ist eine E-3A so etwas wie ein fl iegender<br />

Gefechtsstand bzw. eine fl iegende Frühwarnzentrale<br />

und kein Flugsicherungskontrollzentrum, das in eine<br />

etwas modifi zierte Boeing 707 eingebaut wurde. Flugsicherung<br />

besteht bekanntlich darin, durch entsprechende<br />

Freigaben die <strong>im</strong> Luftraum operierenden Flugzeuge<br />

nach internationalen Vorschriften zu staffeln.<br />

Dazu ist es nicht nur erforderlich, mit den beteiligten<br />

Besatzungen in Funkkontakt zu treten (was eventuell<br />

von einer AWACS aus noch möglich wäre), sondern<br />

die zu kontrollierenden Flüge mit den benachbarten<br />

Stellen zu koordinieren. Dass eine fl iegende Kontrollzentrale<br />

die erforderliche Koordination mit den Platzkontrollstellen<br />

in Kabul oder Mazare Sharif bzw. mit<br />

ausländischen Kontrollstellen in Pakistan oder gar <strong>im</strong><br />

Iran durchführt, ist schwer vorstellbar. Dazu kommt,<br />

dass zur „taktischen Besatzung“ einer AWACS ein<br />

Chef-Jägerleitoffi zier und zwei Jägerleitoffi ziere gehören.<br />

Von Flugsicherungsoffi zieren ist auf der Home-<br />

✈ Berücksichtigung des zivilen Luftverkehrs mit Hilfe<br />

der AWACS? Ariana B727 be<strong>im</strong> Start in Kabul.<br />

Photo: Mod UK<br />

page des AWACS-Verbands keine Rede. Ob für den<br />

Einsatz über Afghanistan eventuell der Einsatz von<br />

militärischen Controllern an Bord der AWACS vorgesehen<br />

war, entzog sich der Kenntnis des weiblichen<br />

Presseoffi ziers (oder nennt man dies Presseoffi zierin?)<br />

in Geilenkirchen.<br />

Deshalb stellt sich die Frage, ob die Behauptung, der<br />

Einsatz der AWACS-Flugzeuge diene auch zur Opt<strong>im</strong>ierung<br />

der Flugsicherungsdienste in Afghanistan<br />

nicht nur ein Köder war, mit welchem die Abgeordneten<br />

des Bundestages zur Zust<strong>im</strong>mung für das<br />

beantragte Mandat bewogen werden sollten. Dabei<br />

ist <strong>im</strong> Antrag der Bundesregierung von Flugsicherung<br />

nicht die Rede. Vielmehr sollen die „NATO-AWACS-<br />

Flugzeuge ... die Koordinierung des gesamten militärischen<br />

Flugverkehrs unter Berücksichtigung ziviler<br />

Nutzer sowie Aufgaben zur Unterstützung von Luftoperationen<br />

übernehmen“. Flugverkehrskontrolle ist<br />

irgendwie etwas anderes.<br />

Endstation Konya<br />

Nachdem die ganze Angelegenheit in trockenen<br />

Tüchern war, wurden vier E-3A nach Konya in der<br />

Türkei verlegt. Konya ist einer von vier Außenstellen<br />

(Forward Operating Bases/Locations – FOB/FOL) des<br />

AWACS-Verbandes. Die drei anderen liegen in Aktion<br />

(Griechenland), Trapani (Italien) und Oerland (Norwegen).<br />

Konya bot sich an, weil sich diese Basis am<br />

nächsten zu Afghanistan befi ndet. Allerdings wurde<br />

bis jetzt noch kein einziger Einsatz über Afghanistan<br />

gefl ogen und sämtliche E-3A wurden wieder nach<br />

Geilenkirchen zurück verlegt.<br />

Der Grund hierfür liegt in den fehlenden Überfl ugrechten<br />

Aserbaidschans und Turkmenistans, deren<br />

Territorien auf dem Weg nach Afghanistan durchquert<br />

werden müssen (der kürzeste Weg durch den<br />

Iran scheidet aus nahe liegenden Gründen aus). Nach<br />

einem Bericht <strong>im</strong> Magazin „Cicero“ haben die beiden

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