BLATTWERK AUSGABE No.13 – August bis September 2020
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CORONA
SONDER-
NUMMER
P. b.b. GZ 03Z034.973 M Offenes Haus Oberwart, Lisztgasse 12, 7400 Oberwart Josef 2/2020 WERKAUSSCHNITT: EVA BRUNNER-SZABO
BLATTWERK
ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND KULTUR AM ORT
+ OHO-PROGRAMM AUGUST UND SEPTEMBER 2020
No. 13
SHUTDOWN?
Mit Kunst aus der Isolation – ein Ausstellungsprojekt
BLEIB MIR VOM LEIBE!
Das erste österreichische Distanz Theater im Stadtpark Oberwart
KAMMERMUSIK AUS LEIDENSCHAFT
Zwei Komponistinnen im Gespräch
8
16
23
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IM OFFENEN HAUS OBERWART:
Telefon 03352-38555 / info@oho.at
WERDEN SIE
OHO–MITGLIED!
Das OHO ist ein gemeinnütziger Verein, der nicht gewinnorientiert
arbeitet. Die Mitglieder unterstützen durch ihren
Beitrag eine Arbeit im Kunst- und Kulturbereich, die ohne
öffentliche, aber auch private Förderung nicht denkbar ist.
Kartenreservierungen/-bestellungen bis einen
Werktag vor gewünschter Veranstaltung im
Büro unter 03352 38555, wobei Karten auch über
das Internet bestellt werden können (Den Link
dazu finden sie auf www.oho.at).
Für reservierte, aber nicht abgeholte Karten
gilt der Abendkassapreis!
Ermäßigte Kartenpreise gelten für: OHO-Mitglieder,
Ö1-Club-Mitglieder, Schülerinnen und Schüler,
Lehrlinge, Studentinnen und Studenten,
Zivil- & Präsenzdiener.
Mitglieder erhalten bei allen Veranstaltungen ermäßigten
Eintritt. Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 30,– im Jahr.
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WERKAUSSCHNITT: CHRISTIAN RINGBAUER
LIEBE FREUNDINNEN
UND FREUNDE DES
OHO
Nach einer Routineuntersuchung neulich, die ich erst in einem Jahr zu wiederholen
gedenke, sagte ich freundlich zur Ärztin, dass ich hoffe, ihr beim
nächsten Mal wieder die Hand schütteln zu können. Sie schien hinter ihrer
Maske zu lächeln und meinte, das werde wohl nicht gehen, Corona werde
uns noch lange begleiten.
Ich habe sie, glaube ich, kurz entgeistert angestarrt. Ich mag jenen Kleinformat-Apokalyptikern
nicht glauben, die orakeln, dass sich die Kultur des
Händeschüttelns und der freundschaftlichen Wangenbussis Corona-bedingt
auflösen wird. Ich will nicht an den Abstand für immer glauben. Lieber setze
ich auf die gemeinschaftliche, menschliche Kraft, auch aus dieser verrückten
Zeit gut herauszukommen: zurück zu den Umarmungen und der Nähe.
Ob sich Corona wohl auch in der Sprache niederschlägt? Nicht nur in fantasievollen
Wortkreationen à la Fotzfetzerl – sondern auch, später einmal, im
wissenden Lachen über Redewendungen wie „Abstand nehmen von etwas“,
während wir uns wieder einander zuneigen und Küsschen auf die Wangen
drücken? Werden wir das nur mehr ironisch sagen können?
Abstand vom Abstand unter Wahrung des Abstands nehmen wir ab 13. August
im Stadtpark Oberwart. Peter Wagner hat fünf AutorInnen eingeladen,
die Abwehr von Übergriffen – also wieder: das Abstandhalten als Bedingung
von Wohlergehen! – zu thematisieren. Dazu haben wir Schreibende
uns sprachlich an der griechischen Mythologie orientiert, wo ja ständig
übergegriffen wird (man denke nur an Zeus – der hätte es in Zeiten von
#metoo nicht leicht!). Wir freuen uns auf ein mit oder ohne Maske atemberaubendes
Theatererlebnis, das durch überlebensgroße Puppen auf die
Bühne gezaubert wird.
Als weitere Reaktion auf die aktuelle Lage arbeiten wir dabei mit dem Eintrittsmodell
„Pay as you wish“: Dem Publikum wird die Selbstverantwortung
übertragen, den Eintrittspreis an die eigenen finanziellen Möglichkeiten
anzupassen. Damit so viele Menschen wie möglich an der Kunst teilhaben
können – es ist nämlich ein großer Irrtum zu glauben, dass Kunst nicht „systemrelevant“
wäre. Seit die Menschheit sprechen kann, erzählen Menschen
einander Geschichten – am Lagerfeuer, in Büchern oder auf Netflix. Auch das
Theater steht in dieser Reihe, und wir würden uns freuen, wenn Sie sich von
uns etwas erzählen lassen würden.
Last but not least gibt es am 9. August endlich wieder eine Ausstellungseröffnung
im OHO – natürlich unter Einhaltung aller Regeln – und im Herbst
wieder ein Kulturprogramm, das sich nicht nur digital abspielt. Sondern
ganz „in echt“. Allen guten Kräften sei Dank.
Ihre Katharina Tiwald
INHALT
Kontakt zu unserer Redaktion: blattwerk@oho.at
Impressum: Medieninhaber und Verleger: Offenes Haus Oberwart,
A-7400 Oberwart, Lisztgasse 12, Telefon +43 (0)3352 – 38555; DVR 0648281; ZVR
387081290; Verlagspostamt: 1230 Wien; Zulassungsnr.: GZ 03Z034973 M;
Druck: Druckerei Schmidbauer, Oberwart;
Fotos: zVg, Shutterstock, Sabine Maier; Gestaltung: RABOLD UND CO. /
www.rabold.at; Redaktionelle Mitarbeit: Alfred Masal, Ursula Neubauer,
Katharina Tiwald, RABOLD UND CO., Reinhold Stumpf, Sophie Reyer;
Lektorat: Sandra Grosz-Jusinger
04 OHO-Programm
06 Von Puppen und Brücken –
über ein Theater der Distanz
von Sophie Reyer
08 „... bis das Haus voll ist.“
Wolfgang Horwath zur aktuellen
Ausstellung „Shutdown“ im OHO
11 Buchtipps
16 Auf ein Dis-Tänzchen: Das erste
österreichische Distanz Theater mit
der Uraufführung „Bleib mir vom
Leibe!“
20 Ausstellung „Eva Brunner-Szabo“
Eine Retrospektive
23 Kammermusik aus Leidenschaft.
Zwei Komponistinnen im Gespräch
mit KiBu
26 Weintipp
Stand bei Drucklegung, Änderungen und Ergänzungen vorbehalten.
3
DETAILLIERTE Informationen
zu DIESEN UND WEITEREN
Veranstaltungen auf
www.OHO.at
ODER telefonisch unter
+43 (0)3352 – 38555
Falls nicht anders angegeben, finden
alle Veranstaltungen im OHO statt.
* Ermäßigte Kartenpreise gelten für: OHO-Mitglieder,
Ö1-Club-Mitglieder, Schülerinnen und Schüler, Lehrlinge,
Studentinnen und Studenten, Zivil- & Präsenzdiener.
So. 9.8.
16:00 Uhr
SHUTDOWN? – MIT KUNST AUS DER ISOLATION
Das OHO als temporäres Museum
Vernissage mit Lesung am Fenster
Eintritt frei
WERK: JOHANNES RAMSAUER
Do. 13.8.
20:30 Uhr * Stadtpark Oberwart
BLEIB MIR VOM LEIBE!
Theater-Uraufführung * Premiere
Bei Schlechtwetter im OHO!
Weitere Vorstellungen:
Fr. 14.8., Sa. 15.8., Fr. 21.8., Sa. 22.8. * 20:30 Uhr
Eintritt: „Pay as you wish”
Eine Kooperation der Theaterinitiative Burgenland mit dem OHO
Fr. 28.8.
20:00 Uhr * CSELLEY MÜHLE OSLIP
BLEIB MIR VOM LEIBE!
Theater
Weitere Vorstellung:
Sa. 29.8. * 20:00 Uhr
Eintritt: „Pay as you wish”
Eine Kooperation der Theaterinitiative Burgenland mit dem OHO
Di. 1.9.
20:00 Uhr * KLAGENFURTER ENSEMBLE
MESSEPARKPLATZ VOR DEM THEATER
BLEIB MIR VOM LEIBE!
Theater
„PAY AS YOU WISH“
bedeutet, dass jede und jeder so viel für eine
Theaterkarte bezahlt, wie er möchte bzw. kann. Damit
reagieren wir auf die veränderten Bedingungen in
Zeiten von Corona: auch jene, die von der Krise finanziell
getroffen wurden, sollen am Erleben von Kunst
teilhaben können. Das funktioniert gut, wenn jene, die
sich auch jetzt eine Theaterkarte zum Vollpreis leisten
können, sich für diesen Vollpreis entscheiden.
Weitere Vorstellung:
Mi. 2.9. * 20:00 Uhr
Eintritt: „Pay as you wish”
Eine Kooperation der Theaterinitiative
Burgenland mit dem OHO
4
VIENNA REED QUINTET
AUGUST & SEPTEMBER 2020
Sa. 5.9.
20:00 Uhr * KUGA Großwarasdorf
BLEIB MIR VOM LEIBE!
Theater
Eintritt: „Pay as you wish”
Eine Kooperation der Theaterinitiative Burgenland mit dem OHO
Fr. 11.9
19:30 Uhr
EVA BRUNNER-SZABO – RETROSPEKTIVE
Vernissage der Ausstellung
im Gedenken an die Künstlerin
Eintritt frei
Eine Kooperation des Offenen Haus Oberwart mit der
Niederösterreichischen Landessammlung und dem
Landesmuseum Burgenland
DISTANZ THEATER
„BLEIB MIR VOM LEIBE!“
Sa. 12.9.
20:00 Uhr
BRUTAL REGIONAL
Performance / Talkshow / Livestream
Eintritt frei
Fr. 25.9.
20:00 Uhr
VIENNA REED QUINTET – SALOMES TANZ
Kammermusikabend
Eintritt: VVK € 16,- / AK € 18,- (ermäßigt VVK € 14,- / AK € 16,-,
für Schülerinnen und Schüler € 12,-)
Eine Kooperation von KiBu und dem OHO
Sa. 26.09.
14:00 Uhr
TRADIPE GEJNG O ROMA
GEWALT GEGEN ROMA
Vortrag
Eintritt frei
19:00 Uhr
MULANTINTSCHAGO LE MINDENFELITIKOSTAR
FEST DER VIELFALT
Abendveranstaltung mit Musik
Eintritt freie Spende
Eine Veranstaltung der Roma Volkshochschule
Burgenland und dem Verein Hango Roma in Kooperation
mit dem Offenen Haus Oberwart. Unterstützt
von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung,
Land Burgenland, Kultur Burgenland, Zukunftsfonds der
Republik Österreich, Verein Roma-Service und der
Stadtgemeinde Oberwart.
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THEATER
5
Von Puppen
und Brücken
ÜBER EIN THEATER
DER DISTANZ
Von Sophie Reyer
Also, ein Theater ist es auf jeden Fall, dieses Spektakel
der Medien rund um Corona. Oder? Wen wundert es
da, dass die Menschheit von der dramatischen Form fürs
Erste genug zu haben scheint. Was folgte, wissen wir alle:
Der große Shutdown, die Unmöglichkeit, sich noch leiblich
und real zu begegnen. Es scheint, als hätte der Dataismus
nun endgültig die Weltherrschaft an sich gerissen: Entkörpert
zieht das Individuum sich zurück, hegt und pflegt in
„Quarantäne“ seine Amazon-Käufe und steigert den Netflix-Konsum,
während für eine Welt zum Angreifen kaum
noch etwas übrig zu sein scheint an Kraft. Kein Wunder:
Muss man doch zwischen Zoom- und Sype-Meetings auch
noch dafür sorgen, dass einem der Pizza-Service rechtzeitig
das Abendessen liefert, oder?
Wie pervers die Situation in unserer Wohlstandsgesellschaft
angesichts der Lage ist, das weiß keiner so gut in
seiner künstlerischen Herangehensweise auszudrücken
wie Peter Wagner. Vehement setzt er sich gegen die neue
„Mode“, in der nur die Devise „Help us flatten the curve“
zu gelten scheint, ein, indem er einfach einmal schnell eine
neue Form der Theaterkonzeption entwickelt. Und zwar
die des Distanz Theaters. „Bleib mir vom Leibe!“ nennt sich
demnach auch, in leicht ironischer Weise, die neue Produktion,
die hier entsteht, und sie trägt den augenzwinkernden
Untertitel „Sagenhafte Übergriffe im Zeitalter der Distanz“.
Sagenhaft sind die Unternehmungen, die diese neue dramatische
Form auszuloten versucht, auch tatsächlich: Denn
auf das Sagen, das Sprechen, die Sprache an sich konzentrieren
sich die Texte der AutorInnen Petra Ganglbauer,
Siegmund Kleindl, Sophie Reyer, Katharina Tiwald, Konstantin
Milena Vlasich und Peter Wagner auch tatsächlich.
Hier wird – zum Beispiel in Petra Ganglbauers Fall – lyrische
Rede auf neuartige Weise ins Bühnengeschehen hineingeflochten,
hier kommen – so in etwa im Prolog des Stückes
– Laute wie „O und A“ genauso wie zauberspruchartiges
Geraune (z. B. ene mene tekel) zu Wort.
Ja, aber sagenhaft ist dieses Theaterwerk auch in dem Sinne,
dass es sich mit Sagen, also märchenhaften und mythischen
Elementen, auseinandersetzt. Demnach erzählt das
6
Gedicht zu Beginn der ersten Szene bereits von lachenden
Dämonen und macht einen schaudern, noch bevor das ganze
Spektakel, das in seiner neuartigen formalen Struktur
die medialen Spektakel der Gegenwart zu unterwandern
und entlarven weiß, überhaupt begonnen hat.
Und wie jede mythische Geschichte fängt auch diese Inszenierung
mit dem Ur-Beginn, einer Welt, in der aller Anfang
Laut und Klang ist, an. So tritt gleich zu Beginn der Chor
auf, der, auf die Schöpfungsgeschichte referierend, davon
erzählt, dass Buchstaben einmal heilig waren – und
heiliges Geheimnis noch dazu! Dass davon in den Zeiten
von Covid 19 nicht mehr viel übrig geblieben ist, wird jedoch
bald klar. Denn: „Wissen ist Macht!“ heißt es schon
bald, wie die Puppe Gamma, eine der ProtagonistInnen,
zu erklären weiß, – und somit ist es relativ schnell aus mit
dem Staunen. Zwar ist zunächst noch von Prometheus die
Rede, der sich ganz im Sinne von „keep the fire burning“ um
die Menschen bemüht hat und nun am Felsen angenagelt
sein ewiges Dasein fristet – aber gleich folgen dem seinen
andere, etwas modernere Namen wie der von Bill Gates.
Erraten: Nun geht es mitten hinein ins Geschehen der
Gegenwart, wenn auch in abstrahierter Form. Ja: Auf archetypische
Weise werden hier tagespolitische Themen
behandelt, die sich von der Principessa Europa, dem
Wohlstandsmädl schlechthin, das auch noch daheim seinen
eigenen Swimmingpool genießen darf, bis hin zu den
Todesopfern der ungesehenen Flüchtlinge, die in ihren
Schlauchbooten verhungern, erstreckt.
In dieser sprachlich auf feine Art und Weise ausgearbeiteten
Masse an Rede, in der Aufklärung immer wieder ganz
im Sinne Adornos in ihr Gegenteil überschwappt, treten
nun mehr und mehr die überdimensionalen Puppen hervor,
die, mit Stäben geführt, durch Rede und Aktion versuchen,
die räumliche wie inhaltliche Distanz zwischen
einander zu überwinden. Ob das gelingen kann?
Einen Brückenbauer jedenfalls in diesem archetypischen,
doch recht tragisch-ironischen Geflecht aus Wort und
Aktion stellt der Klang dar: In brecht-artigen, witzig und
eigentümlich arrangierten Songs, die eines subtilen Augenzwinkerns
in ihrer Klanglichkeit nicht entbehren, wird die
„Distanz“ zwischen damals und heute, zwischen Puppe und
Mensch, zwischen krank und gesund überwunden – und
was bleibt, ist allein eine Tatsache, der man sich bewusst
wird: „Was für ein Theater!“
HUNGER AUF
KUNST UND KULTUR
Die im Jahr 2003 vom Schauspielhaus Wien in Kooperation mit
der Armutskonferenz ins Leben gerufene Aktion „Hunger auf
Kunst und Kultur“ versteht sich als Initiative, die die Bedeutsamkeit
und Zugänglichkeit von Kunst und Kultur für alle Menschen in den
Mittelpunkt stellt.
Im Burgenland gibt es den Kulturpass
seit fünf Jahren, dieser
ermöglicht die Teilhabe am kulturellen
Leben – ein Grundrecht,
das in der Allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte verankert ist.
Ein Kulturbesuch ist für viele nicht
leistbar – zum überwiegenden Teil
leben auch die Kultur- und Kunstschaffenden
selbst prekär. Die Aktion
„Hunger auf Kunst und Kultur“
ermöglicht allen Menschen mit finanziellen
Engpässen freien Eintritt
in über 110 Kultureinrichtungen im
Burgenland. Die nationale Eintrittskarte
für Kunst und Kultur ist österreichweit
gültig.
Auch das OHO unterstützt diese
Aktion und stellt bei Eigenveranstaltungen
zehn Plätze für KulturpassbesitzerInnen
zur Verfügung.
Beim Einlass ist der Kulturpass
bzw. die Identitätskarte (blau oder
weiß) für AsylwerberInnen vorzuzeigen
und vorab telefonisch ein
Platz zu reservieren.
ALLGEMEINE INFOS ZUR AKTION
Der Verein ARGUMENTO ist für die Koordination sowie Leitung der
Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ im Burgenland zuständig.
Informationen zu den burgenländischen Partnern,
Ausgabestellen und Kulturbetrieben finden Sie unter
www.argumento.at.
Die aktuelle Infobroschüre „Kulturpass Burgenland
2020“ liegt im OHO-Büro zur freien Entnahme auf.
MEHR ZUM DISTANZTHEATER
„BLEIB MIR VOM LEIBE!“ AB SEITE 16
7
… BIS DAS
HAUS VOLL IST.
OHO-OBMANN WOLFGANG
HORWATH IM INTERVIEW
Nach der Corona-bedingten Einstellung des Veranstaltungsbetriebes
hat das OHO seit Mitte Mai das Haus wieder ein
Stück weit geöffnet – und zwar mit einer Ausstellungsreihe, die
den Titel „Shutdown? – Mit Kunst aus der Isolation“ trägt. Das OHO
stellt dafür das gesamte Haus zur Verfügung und verwandelt sich
damit bis Ende August in ein veritables Museum zeitgenössischen
Schaffens während einer Ausnahmesituation. Wolfgang Horwath,
der Obmann des OHO, erklärt im Blattwerk-Interview, wie es zu
diesem Projekt gekommen ist und welchen Verlauf es seither
genommen hat.
„DIE AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE HABEN
MIR DRASTISCH VOR AUGEN GEFÜHRT, DASS
EINE KONTROLLE ÜBER MEIN LEBEN NUR
EINE ILLUSION IST, ABER SCHLUSSENDLICH
HAT MICH DIESE ERKENNTNIS IN MEINEN
ENTSCHEIDUNGEN FREIER GEMACHT.“
Elke Mischling
BLATTWERK: Seit Mitte Mai bietet das OHO KünstlerInnen die
Möglichkeit, eine Auswahl ihrer Werke, die im Zeitraum des
sogenannten Shutdowns bzw. der Isolation entstanden sind,
zu präsentieren. Kann man sagen, dass dieses Konzept aus
der Not heraus geboren wurde?
Wolfgang Horwath: Ja, sicher, aus der Situation heraus. Shutdown
– alles stillgelegt. Damals, Mitte Mai, lief die Diskussion über eine
mögliche Öffnung der Museen, und es stand die Frage im Raum, ob
und wie wir das OHO respektive die OHO-Galerie öffnen können.
Alfred und ich haben darüber nachgedacht. Da ich in dieser Zeit
selbst intensiv gearbeitet habe, kam sogleich die Idee, diese Werke
einfach ins OHO zu hängen. Wir erwecken sozusagen das Offene
Haus Oberwart, indem wir Werke von KünstlerInnen, KollegInnen
und FreundInnen, die in dieser Zeit gearbeitet haben, ins OHO
hängen. Egal, was diese gearbeitet haben. Hauptsache, sie haben
gearbeitet. Daraus wurde ein Prozess, denn jede Woche haben
wir mehr und mehr dazugehängt – nach dem Motto: so lange, bis
das Haus voll ist.
Seid ihr damit bei allen gleich auf offene Ohren gestoßen?
Wir haben einfach Kolleginnen, Kollegen angerufen, die ersten
drei, die nächsten drei, es kamen dann natürlich auch KünstlerkollegInnen
dazu, die dann davon gehört haben, die das gesehen und
sich daraufhin gemeldet haben. Alle sind sofort mit aufgesprungen.
Einige haben gemeint, „ich hab aber jetzt nichts Corona-Spezifisches
gemacht oder dieses Thema verarbeitet“. Was uns völlig
egal ist. Es geht nicht darum, das Thema Corona zu verarbeiten.
Jeder hat irgendwie gearbeitet, wie es halt seiner Arbeitsrichtung
entspricht. Manche haben einfach Projekte fertig gemacht, weil
man ja Zeit hatte.
Parallel dazu haben wir jede Künstlerin, jeden Künstler, der neu
hinzugekommen ist und seine Bilder aufgehängt hat, mit einem
Video vorgestellt, das dann auf YouTube bzw. auf Facebook zu
sehen war. Christian Ringbauer, einer der ersten Teilnehmer an
diesem Projekt, hat zuerst über sich selbst einen kleinen Film produziert,
dann mit mir weitergemacht und schließlich alle anderen
TeilnehmerInnen aufgenommen. So ist jede Aktion dokumentiert.
Woche für Woche kommen Werke weiterer KünstlerInnen
dazu, um das Haus sukzessive zu füllen. Wie viel Platz hat
das Haus noch?
Naja, das wird jetzt schön langsam eng, denn wir brauchen ja
den Saal aktuell für eine Theaterproduktion (Anmerkung: Erstes
Österreichisches Distanz Theater). Es ist das Foyer voll, es ist das
Café voll, das Foyer im oberen Stock, es ist die Galerie voll. Die
Idee, das Haus in dieser schwierigen Zeit so mit Kunst zu beleben
und in die Öffentlichkeit zu strahlen, ist aufgegangen.
Die wachsende Ausstellung kann man jeden Freitag und Samstag
besuchen. Welche Rückmeldungen gibt es bislang vom
Publikum?
8
WERKAUSSCHNITT: ELKE MISCHLING
So., 9.8.
16:00 Uhr
„SHUTDOWN? – MIT KUNST AUS DER ISOLATION“
Das OHO als temporäres Museum
Vernissage mit Lesung am Fenster
Eintritt frei
Das lässt sich unter den gegebenen Bedingungen noch nicht wirklich
sagen. Aber spätestens Anfang August bekommen wir mehr
Aufschluss über die Resonanz, wenn wir das Ausstellungsprojekt
im Rahmen einer Veranstaltung der Öffentlichkeit präsentieren.
Natürlich werden wir das allen Regeln entsprechend machen.
Man kann ja jetzt schon einiges an Publikum ins Haus holen. Wir
planen keine Vernissage im üblichen Sinn, dass wir die Leute in
einem Raum versammeln und eine Ansprache halten, sondern die
Leute können, so wie die Kunstwerke sich über alle Räume des
OHO verteilen, ausschwärmen und wir werden die Eröffnung aus
dem Off machen. Das heißt, wir werden aus den Lautsprechern
zu den Leuten sprechen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Shutdown? – Mit Kunst aus der Isolation
Öffnungszeiten der Ausstellung im August:
Freitag von 13:00 bis 18:00 Uhr und
Samstag von 9:00 bis 13:00 Uhr
Zwei Monate lang haben wir, während das übliche Kulturleben
heruntergefahren wurde, Werke von KünstlerInnen
zusammengestellt. Kunstwerke, die in der Zeit des Lockdowns
entstanden sind und auf die Situation reagieren.
Daraus wurde eine sehr dichte Ausstellung mit verschiedensten
Werken von (in der Reihenfolge ihres Eintreffens
im OHO): Wolfgang Horwath, Christian Ringbauer, Ilse
Lichtenberger, Johannes Ramsauer, Adi Schmölzer, Max
Braun, Elke Mischling, Andrea Ochsenhofer, Hans Wetzelsdorfer,
Florian Lang, Paul Mühlbauer, Alexander Böcskör,
Kristina Schranz, Fria Elfen, Kurt Pieber, Fritz Pumm,
Werner Schönold, Franz Vana, Michaela Putz, Anna Carina
Roth, Kurt Straznicky, Birgit Sauer, Rudi Pinter, Dominik
Hofstädter, Eveline Rabold, Ulrike Truger, Marina Horvath
Das Publikum darf sich von einer Eröffnung überraschen
lassen, die eigentlich ein Hörspiel und Hörerlebnis ist. Die
Präsentation der Vernissage dieser Ausstellung richtet sich
ganz nach dem Motto von Wolfgang Horwath:
Die Ausstellung gestaltet sich als „Work in Progress“-Präsentation,
die sich durch Neuzugänge und Abgänge von Werken
laufend verändert. Die Präsentation der Werke entspricht
nicht konventionellen Ausstellungsregeln, sondern vielmehr
einem improvisierten Ateliercharakter. „Es gilt der Charme des
Unperfekten!“
Die Ausstellung, die das ganze Haus einnimmt und somit
genug Möglichkeit zu zeitgemäßem „Anstandsabstand“
bietet, ist an diesem Tag von 16:00 – 19:00 Uhr geöffnet
und selbstverständlich haben wir dabei auch an das
leibliche Wohl unserer Gäste gedacht.
9
„ES WAR EIN EIGENARTIGES GEFÜHL, AN
MENSCHENMASSENBILDERN ZU ARBEITEN
UND GLEICHZEITIG ZU SEHEN, DASS
DIESE MASSEN AUS DEM ALLTAG
VERSCHWUNDEN WAREN.“
Florian Lang
WERK: FLORIAN LANG
10
Ausstellung
„SHUTDOWN?
Mit Kunst aus
der Isolation“
Erhältlich unter
www.lexliszt12.at und
im gut sortierten
Buchhandel.
In der Blattwerk-Bücherecke
haben wir wieder interessante
Bücher (Tipps 03–05) für Sie
zusammengestellt.
Viel Spaß beim Lesen!
AUF DEM DACH
IST DIE AUSSICHT
ENDLOS oder DIE
NACHZÜGLERIN
Alice Harmer
Intensivstation. Durch Reanimation zurück
ins Leben gepeitscht, fühlt sich die Frau
wie ein leerer Sack, innen verbrannt. Vor
wenigen Wochen noch lenkte sie eine
schwere Maschine, jetzt hat sie ihren Lebenswillen
verloren. Reale Begebenheiten
verwandeln sich in Traumreisen, werden
unterbrochen von einem Schrei, einer Erinnerung,
einem Gedanken. Die Geschichte
eines Lebens entspinnt sich.
Poetisch, ernsthaft, analytisch, fantasievoll
und heiter erzählt Alice Harmer in ihrem
ersten Roman vom wirtschaftlichen Wiederaufbau
nach dem Krieg, vom Zeitmangel
für Kinder, vom wilden Heranwachsen
und jugendlicher Rebellion. Streben zur
Unabhängigkeit. Montage hebt das lineare
Erzählen auf zugunsten eines offenen
Netzwerkes von Ungleichzeitigkeit. Aus
dem Unbewussten tauchen Fragmente
auf. Empfindungen. Eine zusätzliche Perspektive
bieten ihre Zeichnungen, sie sind
Abbildungen von Gefühlen.
JUNGE LITERATUR
BURGENLAND
VOLUME 4
Sanja Abramović, Raoul Eisele,
Bea Schmiedl, Daniel Stögerer
Die Reihe Junge Literatur Burgenland
präsentiert junge Literatur aus Österreichs
östlichstem Bundesland und gibt
einen Einblick in die Vielfalt seines Literaturschaffens.
Details zu den AutorInnen auf
www.lexliszt12.at
02 Junge Literatur Burgenland Volume 4
Sanja Abramović, Raoul Eisele, Bea
Schmiedl, Daniel Stögerer / Anthologie,
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03 DIE HÖLLE
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Gerhard Roth
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DER WELTEN
Ivo Andric. Ein
europäisches
Leben
Michael Martens
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DUNKLE BOTE
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Alex von Beer
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Alle Bücher sind natürlich
im gut sortierten Buchhandel
erhältlich!
01 Auf dem Dach ist die Aussicht
endlos oder Die Nachzüglerin
Alice Harmer / Roman
edition lex liszt 12, ISBN: 978-3-99016-169-2,
€ 19,– (zzgl. Versand)
11
„DURCH MEINE FATALISTISCHE GRUNDEINSTELLUNG KAM ICH RECHT
GUT DURCH DEN LOCKDOWN. ANGST MACHT MIR ALLERDINGS DIE
OFFENSICHTLICHE ABHÄNGIGKEIT VON CHINA UND INDIEN BEZÜGLICH
MEDIZINISCHER PRODUKTE, SPRICH ANTIBIOTIKA ETC. ...
GEISTESGESTÖRTES WIRTSCHAFTSSYSTEM ...“
Rudi Pinter
„IN DIESER NOCH NIE VORHER
DA GEWESENEN ZEIT WAREN
MEINE KONSTANTEN
NATURBETRACHTUNGEN
SICHERLICH EIN ANKER.“
Christian Ringbauer
„ES IST EIN GLOBALES EREIGNIS UND WIR KÖNNEN ES NICHT
ÄNDERN. ABER WIR KÖNNEN RÜCKSCHLÜSSE ZIEHEN
(OHNE SCHULDZUWEISUNGEN) UND AN UNS SELBST ARBEITEN.“
Alexander Böcskör
„JAZZ – FARBEN – BILDER: ,KRISE AUCH CHANCE‘
MILES DAVIS (BIG FUN), JACKIE MCLEAN UND GARY BARTZ (MONK’S
DANCE), THELONIOUS MONK (TRINKLE TINKLE) HABEN MICH IN DER
ZEIT DER CORONA-KRISE BEGLEITET. DAS MALEN NACH DIESER MUSIK
SCHAFFT EINE ERINNERUNG AN DIE VERLOREN GEGANGENE NAIVITÄT
UND DIE INNERE WELT, DIE ALLES VERBINDET, NEU SCHAFFT.“
Adi Schmölzer
RUDI PINTER
„MEINE IN DER ZEIT DES LOCKDOWNS ENTSTANDENEN TUSCHE-ARBEITEN SIND EINE
WEITERFÜHRUNG MEINER BESCHÄFTIGUNG MIT DEN SCREENS UNSERER SMARTPHONES:
ANSTATT FOTOGRAFISCH HABE ICH MICH DIESEN ANALOG IN ZEICHNUNGEN GENÄHERT.
DAS VERSCHMELZEN UND VERRINNEN DER TUSCHE WAR FÜR MICH EINE REFLEXION
EINER ZEIT DES INDIVIDUELLEN UND GESELLSCHAFTLICHEN VERLUSTES VON KONTROLLE
UND MENSCHLICHER NÄHE.“
Michaela Putz
CHRISTIAN RINGBAUER
MAXIMILIAN BRAUN
ALEXANDER BÖCSKÖR
12
Ausstellung
„SHUTDOWN?
Mit Kunst aus
der Isolation“
WERK: ILSE LICHTENBERGER
WERK: ANDREA OCHSENHOFER
„ES WAR EINE ERSTAUNLICHE ZEIT – DIE
GANZE WELT HÄLT EXERZITIEN, ALSO EINKEHR.
ES GILT, DER ANGSTPSYCHOSE DER MEDIEN
ETWAS ENTGEGENZUSETZEN: GOOD VIBRA-
TIONS – NUR GUTE SCHWINGUNGEN KÖNNEN
UNS HELFEN, DAS IST DER ANLASS UND DIE
ERKLÄRUNG FÜR MEINE ARBEIT.“
Fria Elfen
WERK: FRIA ELFEN
13
Ausstellung
„SHUTDOWN?
Mit Kunst aus
der Isolation“
WERK: HANS WETZELSDORFER
AUF EIN
DIS-TÄNZCHEN
EINE SAGENHAFTE FREILUFT-PRODUKTION
Regisseur Peter Wagner
im Interview
16
do, 13.8.
20:30 Uhr
Stadtpark Oberwart
BLEIB MIR VOM LEIBE!
SAGENHAFTE ÜBERGRIFFE IM
ZEICHEN MANGELNDER DISTANZ
Theater-Uraufführung / Premiere
1. Österreichisches Distanz Theater
Eintritt: „Pay as you wish”
Österreich 2020. Die Vorstellung von Babyelefanten soll
uns den Abstand erleichtern, den es seit Ausbruch der
Covid-Pandemie einzuhalten gilt. Für Peter Wagner ist
dieses Gebot der Distanz gleichzeitig Gebot für die Kunst,
sich damit auseinanderzusetzen und darauf zu reagieren.
So entstand die Idee zum „1. Österreichischen Distanz
Theater“, das Mitte August unter dem Titel „Bleib mir
vom Leibe! Sagenhafte Übergriffe im Zeichen mangelnder
Distanz“ seine Uraufführung erlebt.
Riesenpuppen und voraufgenommene SprecherInnenstimmen,
Live-Musik in der Abenddämmerung, fünf Texte, entwickelt und
geschrieben von AutorInnen während des Lockdowns, zusammengeführt
zum „Distanz Theater: BLEIB MIR VOM LEIBE!“, nach
der Idee, in der Konzeption und Inszenierung von Peter Wagner,
ist die neue Produktion der Theaterinitiative Burgenland mit dem
Offenen Haus Oberwart, die ab 13. August im Stadtpark Oberwart
und an weiteren Orten zu sehen sein wird. Im Gespräch mit dem
Blattwerk erklärt der Autor und Regisseur Peter Wagner die Hintergründe
zur Entstehung des Distanz Theaters.
Braucht die Kunst so etwas wie Krisen oder eine Pandemie?
Peter Wagner: Die wichtigsten Antriebe für jede Form von originär
entstehender Kunst ist ohnehin die Krise – insofern braucht
die Kunst nicht unbedingt die Pandemie, um zu wissen, wo die
Wunden der Zeit aufzufinden sind und wo unsere Möglichkeiten
wären, sie zu hinterfragen und zu bewältigen. Dass sich die Kunst,
und nicht zuletzt das Theater mit dieser Situation beschäftigt, ist
für mich also vollkommen normal. Aus den von der Regierung
ausgegebenen Anordnungen, einander aus dem Weg zu gehen,
Distanz zueinander zu halten, ergab sich für mich der Reiz, tiefere
Bei Schlechtwetter im OHO!
Idee, Konzeption, dramaturgische Einrichtung
und Inszenierung: Peter Wagner
AutorInnen: Petra Ganglbauer, Siegmund Kleinl,
Sophie Reyer, Katharina Tiwald, Konstantin
Milena Vlasich, Peter Wagner
SprecherInnen: Gerhard Lehner, Angie Mautz,
Gernot Piff, Sabrina Rupp
Mitwirkende Bühne: Antonia Hochleitner,
Romina Sylvia Achatz, Sati Veyrunes, Sonja Hanl,
Gabriel Kraußhar, Máté Asbóth
Live-Musik: Eros Kadaver und sein Fürst –
Eveline Rabold voc, Georg Müllner-Fang bass,
Rainer Paul guit
Puppendesign: Henryk Mossler
Regieassistenz: Alina Hainig
Produktionsleitung: Alfred Masal
Technik: Dominik Hofstädter
Bauten: Georg Müllner-Fang, Herbert Polzhofer,
Dominik Hofstädter, Florian Decker, Henryk Mossler
Eine Produktion der Theaterinitiative
Burgenland mit dem Offenen Haus Oberwart
WEITERE VORSTELLUNGEN
Stadtpark Oberwart: Fr., 14.8. / Sa., 15.8. * 20:30 Uhr
Fr., 21.8. / Sa., 22.8. * 20:30 Uhr
Cselley Mühle Oslip: Fr., 28.8. / Sa., 29.8. * 20:00 Uhr
klagenfurter ensemble: Di., 1.9. / Mi., 2.9. * 20:00 Uhr
KUGA Großwarasdorf: Sa., 5.9. * 20:00 Uhr
17
Fragestellungen im sonstigen sozialen Umgang der Menschen
untereinander zum Thema zu machen. Und das, was uns heute
in dieser Welt interessiert, in den Mythos zurückführen, in eine
sagenhafte Geschichte, die all diese fantastischen Elemente beinhaltet,
wie sie die alten Mythologien zu bieten hatten.
Es sind während des Lockdowns fünf Texte dazu geschrieben
worden – was ist dabei entstanden, was werden wir erleben
bei den Aufführungen?
Die Riesenpuppen, die auftreten, sind im Grunde Wesenheiten
und keine Personen; es sind mentale Majestäten, die sich, auch
innerlich riesig groß, als die Seelen von Steinen erweisen. In ihnen
ist das Gedächtnis der Welt gespeichert und sie erzählen einander
von Übergriffen, die es gegeben hat durch eine Ermangelung von
Distanz. Katharina Tiwald widmet sich in ihrem Teil einer Variante
des Prometheus-Mythos, in der die Ursache für seine Ankettung
und Bestrafung die Menschen selbst sind, weil sie danach brennen,
sich selbst zu Göttern zu machen. Konstantin Milena Vlasich
beschäftigt sich in einer metaphorischen Erzählung damit, was
derzeit mit dem Regenwald passiert, Sofie Reyer hat darüber geschrieben,
was die Biomacht mit uns anstellt, bei Siegmund Kleinl
geht es um Pakete – Stichwort: Amazon -, die sich letztlich als
Büchse der Pandora erweisen, und Petra Ganglbauers Teil ist eine
poetisch-lyrische Replik auf die Ibiza-Affäre. Die Manuskripte, erst
im Mai angefordert, habe ich so rasch bekommen, sodass ich sie
noch im Juni zu einem Ganzen zusammengießen konnte.
„Bleib mir vom Leibe!“ wird outdoor stattfinden – welche zusätzlichen
Möglichkeiten eröffnen sich dadurch für dich in
der Inszenierung?
Wir mussten zunächst davon ausgehen, dass wir vor September
indoor nichts veranstalten dürfen, also hat sich die Urkonzeption
auf den Außenraum bezogen. Der ist, theoretisch zumindest,
nicht so begrenzt wie ein Innenraum, also bietet es sich per se an,
mit Puppenkonstruktionen, die bis zu fünf Meter hoch sind, zu
arbeiten und sie, in die Weite des Raums gestellt, als eigenen ästhetischen
Blickfang zu benützen. Im Zusammenhang mit der dramaturgischen
Konstellation des Mythos, der Sage, der Erzählung
über das Fantastische mit realem zeitgeschichtlichen Hintergrund
verstehe ich den großen Raum als Einladung, den Blick durch seine
räumliche Unbegrenztheit auch in die inhaltliche, sozusagen zeitlose
Weite schweifen zu lassen. Da decken sich Form und Inhalt
quasi durch das Angebot einer freien, theoretisch unbegrenzten
Natur. Zudem werde ich die Inszenierung vom Tag in die Nacht
hineinführen, und ich kann mir vorstellen, dass das spannend wird
– wenn der Mond aufsteigt und die Sterne zu leuchten anfangen,
oder aber ein ferner Donner grollt. Diese Puppen-Steine sind ja
auch tatsächlich Wesen aus einer fremden Welt und transportieren,
immer in feiner Verbindung mit der Musik, ihre ganz eigene
Wirklichkeit und Spiritualität. Es sind Wesenheiten, die einer poetischen
Spur folgen, die nichts mit unserer menschlichen, ewig
hastenden Getriebenheit zu tun haben – ja, ich glaube, dass das
alles einen ganz eigenen Reiz ausstrahlen kann.
18
DIE THIB –
THEATER ALS NÄHE UND
DISTANZ
Als wir im Juni 2014 die Theaterinitiative Burgenland (ThiB) gegründet
haben, war unser Vorhaben kein Geringeres, als ein Theaterhaus
für zeitgenössisches Theater im, aus dem und für das
Burgenland zu schaffen. Die Nähe zu regionalen Themen und den
Menschen war dabei von Anfang an ausschlaggebend. Mit dem
OHO hatten (und haben) wir die perfekte Infrastruktur und das
professionelle Know-how. Es wurde zu unserer künstlerischen Homebase,
in der abwechselnd und vor allem mit jungen burgenländischen
KünstlerInnen neue Stücke erarbeitet und von der aus die
Produktionen in das Land getragen werden. Wir entwickelten ein
Konzept mit dem Titel „7 Uraufführungen in 7 Jahren“, das wir bei
Land und Bund vorlegten, und konnten noch am Silvesterabend
2014 unsere erste Produktion vorstellen: „KeinFunkenLand“, ein
Theatertriptychon von Katharina Tiwald, March Höld und mir (Regie:
Angelika Messner). In den folgenden Jahren feierten wir große
Erfolge mit Siegmund Kleinls „Europas Heiliger Krieger“, mit Peter
Wagners Drama „71“, in dem die Flüchtlingstragödie von Parndorf
aus dem Jahr 2015 bearbeitet wurde und österreichweit enorme
Resonanzen hervorrief, mit dem berührenden Stück der jungen
Güssinger Regisseurin Katrin Hammerl „Ein ganzes Leben“ und
mit der großartigen „Talkshow 1933“ von der wunderbaren Petra
Piuk, in der die Oberwarter Zigeunerkonferenz aus dem Jahr 1933
in die Gegenwart geholt wurde. Zuletzt begeisterte der aus dem
Burgenland stammende Sänger und Musiker Tony Wegas in dem
von Katharina Tiwald ihm auf den Leib geschriebenen Stück „Caruso
– I did it my way“ (Regie: David Kleinl). Unsere Produktionen
werden regelmäßig neben Oberwart in der KUGA Großwarasdorf,
im ORF-Landesstudio Eisenstadt sowie im OFF Theater Wien gezeigt.
Selbstverständlich hat auch uns die Corona-Krise schwer
getroffen, aber gleichzeitig auch künstlerisch angeregt. Das Ergebnis
präsentieren wir ab August 2020 als 1. Österreichisches
Distanz Theater mit dem von Peter Wagner entwickelten Stück
„Bleib mir vom Leibe!“.
REINHOLD STUMPF
Obmann Theaterinitiative Burgenland
19
FR., 11.9.
19:30 Uhr
Vernissage im Gedenken
an die Künstlerin
Eintritt frei
EVA BRUNNER-SZABO
EINE RETROSPEKTIVE
Eröffnung: LAbg. Doris Prohaska
Begrüßung: 2. Ldtg.-Präs. Bgm. Georg Rosner
und Mag. a Margit Fröhlich (Bgld. Landesgalerie)
Zur Künstlerin: Dr. Alexandra Schantl (Niederösterr.
Landessammlung) und Gerd Tschögl
(freier Wissenschaftler)
Eine Kooperation des Offenen Haus Oberwart mit der
Niederösterreichischen Landessammlung und dem
Landesmuseum Burgenland
Die Ausstellung ist von 12.9. bis zum 27.9. zu
besichtigen: von Montag bis Freitag zwischen 9:00
und 16:00 Uhr, vor Veranstaltungen und nach
Vereinbarung.
Das Offene Haus Oberwart zeigt von
11.9. bis 4.10.2020 eine Werkschau
der in Oberwart geborenen Medienkünstlerin
Eva Brunner-Szabo (1961-2012). Es
handelt sich dabei um eine Kooperation
des OHO mit dem Burgenländischen Landesmuseum
und den Landessammlungen
Niederösterreich.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die
Werkgruppe „Die 12 Apostel“, eine Serie
großformatiger Arbeiten, die das Burgenländische
Landesmuseum im Jahr 2016 als
Schenkung aus dem Nachlass der Künstlerin
erhielt. Der übrige, rund 3000 Werke
umfassende fotografische und dokumentarische
Nachlass befindet sich in den Landessammlungen
Niederösterreich. Eine
repräsentative Auswahl aus diesem umfangreichen
Werkbestand wurde erstmals
2017 auf Einladung des Vereins „FLUSS –
NÖ Initiative für Foto- und Medienkunst“
im Schloss Wolkersdorf präsentiert und in
Form eines Kataloges publiziert.
Im Fokus von Eva Brunner-Szabos Arbeiten
stand die Auseinandersetzung mit dem
zugleich Bewahrenden und Flüchtigen der
technischen Bildaufzeichnung. Während
ihr fotografisches Werk primär autobiografisch
zu lesen ist, manifestiert sich in
ihren Video- und Mixed Media-Arbeiten
eine von starkem politischem Bewusstsein
geprägte Handschrift.
Die promovierte Kommunikationswissenschaftlerin
war jahrelanges Vorstandsmitglied
des Vereins FLUSS – NÖ Initiative für
Foto- und Medienkunst sowie seit 1991
im Team der Medienwerkstatt Wien, wo
sie u.a. die Herausgabe der „Video Edition
Austria“ und die Kunstfilm-DVD-Reihe
„Index“ betreute. Seit 1995 führte sie gemeinsame
Projekte mit dem Historiker
Gert Tschögl durch, die ab dem Jahr 2000
unter dem Label memoryPROJECTS stattfanden.
Von 1994 bis 2004 war sie auch
als Lektorin an der Universität Wien tätig.
2001 erhielt sie den Kulturpreis des Landes
Burgenland für „memoryPROJECTS:
Museu de Memóires“ (gemeinsam mit Gert
Tschögl). 2011 wurde sie mit dem Anerkennungspreis
des Landes Niederösterreich
für Fotografie ausgezeichnet.
20
Ausstellung
„SHUTDOWN?
Mit Kunst aus
der Isolation“
WERKAUSSCHNITT: BIRGIT SAUER
sa., 12.9.
20:00 Uhr
BRUTAL REGIONAL
Performance / Talkshow / Livestream
Eintritt frei
Wer 2019 bei der literarischen Wanderung in Bildein dabei
war, wird sich an den „wandernden Eisernen Vorhang“
erinnern und die muntere Gruppe ungarischer KünstlerInnen,
die uns begleitet hat. Mit „Brutal Regional“ gibt es nun
die Möglichkeit, „Pneuma Szöv“ – Luftfabrik – wiederzubegegnen.
Diesmal arbeitet das KünstlerInnen-Kollektiv rund
um das Regionale am Fernsehen:
Was heißt heute regionales Fernsehen? Welche Bedeutung
haben regionale Sender? Hätte die Berichterstattung über
die Ereignisse rund um den Fall des „Eisernen Vorhangs“
anders ausgesehen, wenn darüber nur aus Wien oder
Budapest berichtet worden wäre? Welche Aufgabe hatten
der Regionalsender „Szombathelyi Televízió“ oder der
ORF Burgenland bei diesen Ereignissen? Und wie sieht die
Zukunft des Regionalfernsehens aus?
In einer Zeit, die zwischen totaler Globalisierung und totalem
Shutdown zu Hause changiert, stellt sich diese Frage noch
einmal dringender, zumal wir sehen, dass regionale Sender
immer weniger Sendezeit und Reporter zur Verfügung haben.
Ergo streamt das Studio Oberwart, das sich im OHO gegründet
hat, live in das (EU-)Projekt „TV Free Europe“.
„MITTEN AM BOOT
EIN MEER“
Birgit Sauer
Dazu gibt es eine Talkshow mit Showeinlagen von
Marie & Maria und musikalische Liveeinstiege.
Wir laden unser Publikum herzlich ein, live mit dabei zu
sein und unser junges Team und ihre Gäste mit ihrer Teilnahme
zu unterstützen.
Die TeilnehmerInnen finden Sie auf www.oho.at.
Eine Veranstaltung im Rahmen des EU-Projektes „TV-Free Europe“
mit Unterstützung des EU Kulturprogramms „Creative Europe“
und dem „Creative Europe Desk“ des Bundesministeriums
für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport
Sa, 25.9.
20:00 Uhr
VIENNA REED QUINTET – SALOMES TANZ
Kammermusikabend
Eintritt: VVK € 16,- / AK € 18,-
(ermäßigt VVK € 14,- / AK € 16,-, für SchülerInnen € 12,-)
Das Vienna Reed Quintet steht für eine Premiere in der
österreichischen Kammermusikszene!
Mit Heri Choi an der Oboe, Heinz-Peter Linshalm an der Klarinette,
Alfred Reiter am Saxophon, Petra Stump-Linshalm an der
Bassklarinette und Marcelo Padilla am Fagott präsentieren fünf
starke Musikerpersönlichkeiten eine frische und ungewöhnliche
Bläserbesetzung, die österreichweit erstmals einfache und doppelte
Rohrblattinstrumente zu einem Reed Quintet vereint.
Eine Kooperation des Vereins Komponisten und Interpreten
Burgenland (KIBu) mit dem Offenen Haus Oberwart
Die Mitglieder des Ensembles kennen sich seit dem Konzertfachstudium
an der Universität für Musik und darstellende
Kunst Wien. Seitdem haben sie nicht nur viele Jahre
Erfahrung beim Radio-Sinfonieorchester Wien, den Wiener
Philharmonikern, dem Klangforum Wien, dem Concentus
Musicus und dem Stockhausen Ensemble gesammelt, sondern
sind regelmäßig in den verschiedensten Musikgenres
zu Hause: neben der klassischen Musik auch in der zeitgenössischen
Musik, der alten Musik, der Kammermusik, der
Improvisation, der Komposition, der Klangregie ebenso wie
im Sound Design.
Das Vienna Reed Quintet besticht neben seiner Klangvielfalt
auch mit einer außergewöhnlichen Repertoirevielfalt.
Mit thematisch überzeugenden und sinnlichen Programmen
(der musikalische Bogen reicht von der Musik des
Barock über Klassik und Romantik bis ins 21. Jahrhundert),
brillanten Arrangements und mit neuen Konzertformaten
möchte das Ensemble neue Hörerlebnisse schaffen.
22
BOZANA MEIDL-BRAJIC (LINKS) UND PETRA STUMP-LINSHALM
Leidenschaft
KammermusiK
länderinnen, was hat euch denn hierher verschlagen?
KIBu im Interview mit den
Komponistinnen Bozana Meidl-Brajic
und Petra Stump-Linshalm
Die Fragen stellte Thomas Maria Monetti.
Monetti: Ihr seid ja keine gebürtigen Burgen-
Meidl-Brajic: Die Liebe zeichnet viele Wege: Nach Österreich
und so auch nach Burgenland führte mich damals, so
auch heute, die Liebe zu meinem jetzigen Mann.
Stump-Linshalm: Mein Mann kommt aus Wiesen. Wir arbeiten
beide in Wien, leben aber viel lieber am Land.
wären Wolfgang Kubizek, Karl Goldmark, Karl Messner,
Georg Aranyi-Aschner darüber erfreut!
Stump-Linshalm: Mehr regionale Beachtung und Auftrittsmöglichkeiten
wären immer schön, d.h., bei Konzerten,
Festivals etc. in der Umgebung auftreten zu können. Seit
ich im Burgenland lebe – das sind jetzt acht Jahre – bin ich
einmal im Rahmen der Internationalen Haydntage aufgetreten
und gerade vor dem Corona-Lockdown haben wir über
die Kulturbetriebe Burgenland eine Reihe von Vorstellungen
unserer „Zauberflöte für Kinder“ gespielt, die leider dann
abgebrochen werden mussten. Ich persönlich finde es sehr
schade – auch aus umweltbewussten Gründen – wenn man
als Musikerin viel reisen muss und Auftrittsmöglichkeiten in
der Umgebung nicht nutzen kann.
FORTSETZUNG AUF
DER NÄCHSTEN SEITE
Monetti: Was ist eure Motivation zu komponieren?
Meidl-Brajic: Aussagebedürfnis, Verarbeiten und Ordnen
der eigenen (musikalischen) Gedanken, dem Kind ähnliches
Spielbedürfnis …
Stump-Linshalm: Komponieren ist für mich eine Ausdrucksmöglichkeit.
Als Interpretin bin ich stets darum bemüht, die
Idee und die Absicht eines Komponisten, einer Komponistin
zu verstehen und in diesem Sinne zu interpretieren, zu
übersetzen. Als Komponistin erschaffe ich von Grund auf
etwas Neues und etwas Eigenes, welches mit Form und
Inhalt aus meiner persönlichen Haltung kommt und meine
Geschichte erzählt.
Monetti: Als Musikschaffende sind die Umsetzungsmöglichkeiten
im Burgenland ja eher bescheiden, ihr seid sicherlich
gut über die Grenzen des Burgenlandes vernetzt?
Meidl-Brajic: In diesem Bereich gibt es sehr viele Möglichkeiten,
wenn ich die zeitlichen Ressourcen zur Verfügung
habe; bei mir sind es immer wieder die Verbindungen zu
den Ländern Ex-Jugoslawiens, aber auch unsere Nachbarländer.
Das Burgenland ist auf dem guten, wenn auch auf
dem langen Weg.
Stump-Linshalm: Ich komme aus Vorarlberg und habe in
Wien, Amsterdam und Bern studiert und so schon ein Netzwerk
aufgebaut. Früher war das vielleicht noch wichtiger
als jetzt in der Zeit des Internets.
Monetti: Was wünscht ihr euch vom Burgenland?
Meidl-Brajic: Noch mehr zeitgenössische Musik! Haydn,
Liszt und Takacs würden sich sicher freuen, wenn an ihren
Spielstätten auch die neuen Töne zu hören wären. Genauso
PETRA STUMP-LINSHALM
geboren in Grabs/Ch, aufgewachsen in A (österreichische Staatsbürgerin)
Konservatorium in Feldkirch, Studien in Wien, Amsterdam und Bern
Klassische, zeitgenössische und improvisierte Musik, Musiktheater für
Kinder, regelmäßig Workshops für zeitgenössische Klarinettenmusik,
Herausgeberin des Lehrwerks CLARINET UPDATE (zusammen mit Heinz-Peter
Linshalm) beim Verlag Doblinger, CD-Einspielungen bei NAXOS, KAIROS,
orlando records, ein_klang records, Gramola, god records, Stockhausen
Edition, Camerata Tokio.
Komponiert seit 2013, UA bei Festivals wie den Dark Music Days in Reykjavik/IS,
im Musikverein Wien/A, dem Basklarinet Festijn Amsterdam/NL, der
Styriarte und dem Steirischen Herbst Graz/A, den CityProms Leeuwarden/NL,
dem ClarinetFest Oostende/BE u.a. Alle Werke sind bei der Apoll Edition
Wien verlegt.
Ist leidenschaftliche Bergsteigerin und liebt burgenländischen Süßwein.
BOŽANA MEIDL-BRAJIĆ
Geboren in Gradiška, Bosnien und Herzegowina
Wohnort: Wiesen, Burgenland
In Österreich lebhaft: seit 20 Jahren (1999)
Sternzeichen: Steinbock
Beruf: Instrumental- und Musikpädagogin, Komponistin
Hobbys: Waldgänge, Kräuterverarbeitung, Lesen, KIBu
Familie: verheiratet, zwei Kinder, eine Katze
Lieblingsfarbe: viele; je nach Laune
Lieblingsessen: Paprika auf alle Arten!
23
Monetti: Wie könnte KIBu hier unterstützen?
Meidl-Brajic: Den bisherigen Weg intensivieren, auf der
Spur „Qualität und Vielfällt“ bleiben, die Zusammenarbeit
mit den Schulen, Musikschulen und Hochschulen
(KUG-Institut Oberschützen & Haydn-Kons) beibehalten
und intensivieren, den Verbleib unserer VorgängerInnen
weiterhinbewahren, geografisch die Spielstätte des ganzen
Burgenlands bespielen – da ist das Geld wieder das
Thema – und auch unbedingt Zusammenarbeit mit bestehenden
Festivals und Events (Haydn, Liszt-Raiding, Takacs,
Mörbisch, Lockenhaus …) aufbauen.
Monetti: Fühlt ihr euch als Komponistinnen gleich
wahrgenommen wie die männlichen Kollegen?
Meidl-Brajic: Das kommt immer auf die Gegenperson/Gegeninstitution
an; auf der gleichen Augenhöhe sind wenige.
Es spiegelt die Gesellschaft wider …
Stump-Linshalm: Eine Frage, die für mich schwierig zu beantworten
ist, weil mein Werdegang ein nicht ganz üblicher
war. Ich spiele als Klarinettistin schon seit über 20 Jahren
zeitgenössische Musik und bin erst vor einigen Jahren zum
Komponieren gekommen. Ich bin in die zeitgenössische
Musikszene als Musikerin hineingewachsen und habe mir
quasi einen Platz erarbeitet – wie sich das entwickelt hätte,
wenn ich als Komponistin gestartet wäre, kann man nicht
wissen. Im Großen und Ganzen fühle ich mich als Frau aber
ebenso wahrgenommen und es ergeben sich manchmal
sogar Vorteile daraus, Frau zu sein.
Monetti: Was sind eure nächsten Projekte?
Meidl-Brajic: Ein Satz des Gemeinschaftswerks für 100 Jahre
Burgenland, ein Damenprojekt ebenfalls für 2021 „Lange
Nacht der KIBu“ in Raiding und mehr (burgenländische –
nicht nur – Komponistinnen und Interpretinnen), einige
langliegende nichtbeendete Stücke fertigstellen.
Stump-Linshalm: Durch den Corona-Lockdown sind einige
Termine verschoben worden und so werden nun im August
das Projekt „Stalltänze – ein Konzert in 10 Bildern“ uraufgeführt
und im September gibt es die Uraufführung von
meinem Kinderprogramm „Zenobio und der Zauberton“
– eine Geschichte für Kinder von fünf bis zehn Jahren und
mit Kindern als MusikerInnen auf der Bühne. Im Oktober
kommt eine weitere Uraufführung beim Steirischen Herbst
von meinem Cembalo-Solo „MÖGE DIE ÜBUNG GELINGEN“
und im Dezember noch eine Uraufführung für Klarinette
und Klavier im Rahmen der Reihe „Cercle“ in Wien. Gerade
begonnen habe ich mit einem Ensemblestück für das Ensemble
exxj in Wien anlässlich des 50-jährigen Bestehens
des Ensembles im Jahr 2021.
Monetti: Petra, was erwartet uns beim Konzert mit dem
Vienna Reeds Quintet?
Stump-Linshalm: Mit Heri Choi an der Oboe, Heinz-Peter
Linshalm an der Klarinette, Alfred Reiter am Saxophon,
Marcelo Padilla am Fagott und mir an der Bassklarinette
präsentieren wir eine frische und ungewöhnliche Bläserbesetzung,
die österreichweit erstmals einfache und doppelte
Rohrblattinstrumente zu einem Reed Quintett vereint.
Die Begeisterung für einen neuen und einzigartigen Klang,
den man als homogen und vielschichtig zugleich charakterisieren
kann, und die unbändige Freude am gemeinsamen
Musizieren, brachte uns vor einigen Jahren zusammen. Das
Vienna Reed Quintet besticht neben seiner Klangvielfalt auch
mit einer außergewöhnlichen Repertoirevielfalt. Mit thematisch
überzeugenden und sinnlichen Programmen (der
musikalische Bogen reicht von der Musik des Barock über
die Musik der Klassik und Romantik bis ins 21. Jahrhundert),
brillanten Arrangements und mit neuen Konzertformaten
möchten wir neue Hörerlebnisse schaffen. In unserem Programm
„Ohne Musik wäre alles nichts. Ein Streifzug durch
die Jahrhunderte“ präsentieren wir Musik von Desprez, Corelli,
Mozart, Schumann, Bauckholt, Mellits und mir.
WERK: FRITZ PUMM
„DIESE ARBEITEN WÄREN
OHNEHIN IRGENDWANN
GEMACHT WORDEN.DIE
PANDEMISCHE HAFT WAR NUR
DER AUSLÖSER, DASS SIE ZU
DIESER ZEIT ENTSTANDEN SIND.“
Fritz Pumm
24
SA., 26.9.
14:00 Uhr
TRADIPE GEJNG O ROMA
GEWALT GEGEN ROMA
Rezeption und Umgang mit einem
europäischen Phänomen
Nachtrag zum Internationalen Romatag
Eintritt frei
Eröffnung: 2. Ldtg-Präsident Bgm. Georg Rosner,
Andreas Lehner (Roma Volkshochschule Burgenland),
Nadine Papai (Verein Hango Roma)
Das Attentat von Oberwart hatte erhebliche Folgen für die autochthone „Romagesellschaft“
im Burgenland und in Österreich. Erstmals in der Geschichte
der Zweiten Republik wurde der Volksgruppe gesellschaftlich relevante
Aufmerksamkeit zuteil. Die teils prekären Lebensumstände rückten ebenso
in den Blickpunkt der Öffentlichkeit wie die strukturelle Diskriminierung und
die Vorurteilsstrukturen, mit denen Roma nach wie vor konfrontiert waren.
In der Folge setzten Bund, Land und Gemeinden zahlreiche Maßnahmen,
die die Inklusion und Emanzipation der Roma voranbringen sollten. Selbst
die Medien schwangen sich dazu auf, den pejorativen Begriff „Zigeuner“
durch die Selbstbezeichnung Roma zu ersetzen.
25 Jahre danach wird die Entwicklung seither auch von VertreterInnen der
Volksgruppe weitgehend positiv gesehen.
Während das Attentat von Oberwart also mehr oder weniger spürbare Veränderungen
nach sich zog, blieben und bleiben Übergriffe auf Roma und
Morde in anderen europäischen Ländern so gut wie folgenlos für die Gesellschaften.
Attentate in Ungarn, Frankreich und Italien sorgten immerhin für
Schlagzeilen in der internationalen Presse und führten dazu, dass die EU nationale
Strategien zur Inklusion der Roma einforderte. Gewaltakte (Morde,
Brandanschläge, Pogrome) in Bulgarien, der Ukraine, in Serbien und dem
Kosovo wurden wenig beachtet. Staatliche Maßnahmen zur Verbesserung
der Lebenssituation der Roma fehlen in den meisten Ländern genauso wie
ein rigoroses Vorgehen gegen rechtsextreme Gruppen und Medien, die mit
rassistischen Parolen den Boden für die alltägliche Gewalt gegen Roma bereiten.
Bei der Tagung soll der Terror gegen Roma in den Staaten Europas, seine
Rezeption und gesellschaftlichen Auswirkungen aufgezeigt und diskutiert
werden.
ReferentInnen:
Magdalena Marsovsky (Ungarn),
Nadine Papai (Österreich – Mazedonien),
Markus End (Deutschland), Stephan Ozsváth
(Deutschland – Journalist, Ungarnkenner)
Moderation: Katharina Graf-Janoska
19:00 Uhr
„MULANTINTSCHAGO LE MINDENFELITIKOSTAR
FEST DER VIELFALT“
Ein Fest mit Romano Rath, Samer Banda
und der ungarischen Tanzgruppe Jabing
Eintritt: freie Spende
Eine Veranstaltung der Roma Volkshochschule
Burgenland und dem Verein Hango Roma
in Kooperation mit dem Offenen Haus Oberwart. Unterstützt
von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung,
Land Burgenland, Kultur Burgenland, Zukunftsfonds der
Republik Österreich, Verein Roma-Service und der
Stadtgemeinde Oberwart.
25
WEINHOF ZIEGER
Erlesenes aus den südlichst gelegenen
Weinbergen Burgenlands
Sanfte Hügellandschaften vulkanischen Ursprungs
und mediterranes Klima sind die Grundlage für unsere
fruchtig saftigen Weißweine, Uhudler sowie
komplexen, feinwürzigen Rotweine. Respekt vor
der Natur, schonender Umgang und viel Handarbeit
sind der Grundstein für unsere bodenständigen und
ehrlichen Weine.
Alle fünf unserer eingereichten Weißweine wurden
bei der burgenländischen Weinprämierung 2020 mit
Gold ausgezeichnet, einer davon ist der Sauvignon
Blanc 2019 Ried Romischeck (Finalist bei der burgenländischen
Weinprämierung).
Weinhof Zieger
Altenhof 14, 8385 Neuhaus am Klausenbach
Telefon +43 664 780 35 38
wein@weinziegartig.at
www.weinziegartig.at
BIER AUS DEM ZICKENTAL
WERBUNG
Das malerische Zickental ist vielleicht nicht der bekannteste,
aber mit Sicherheit einer der schönsten Plätze im idyllischen
Südburgenland. Inmitten des Zickentaler Moores, umringt vom
bekannten Zickentaler Moorochsen, werden seit 2016 von Patrick
Krammer köstliche Biersorten kreiert. Ob das klassische Hausbier,
das neue Curkuma Karma IPA, der „Zickentaler-Dreamer“,
ein sommerlich erfrischender Biercocktail oder eines der vielen
weiteren Craftbiere – Bierliebhaber kommen im liebevoll hergerichteten
Biergarten und der Brauerei voll auf ihre Kosten.
zickentaler-bier.at
Ausstellung
„SHUTDOWN?
Mit Kunst aus
der Isolation“
WERK: MARINA HORVATH
WERK: EVELINE RABOLD
WERK: ANNA CARINA ROTH
„COCOONING -
RÜCKZUG –
BEI SICH SEIN.
UM DANN RAUSZUGEHEN,
NOCH INTENSIVER SPÜREN UND LEBEN
IM JETZT SEIN.“
Marina Horvath
Im ReUse-Shop geht so
manchem ein Licht auf!
Große Auswahl und lauter tolle Sachen –
gebraucht, bestens erhalten und super günstig.
In den ReUse-Shops erwarten dich Kleidung, Spielzeug, Sportartikel,
Hausrat und andere Dinge. Stöbern in den guten alten
Sachen macht sich bezahlt. Und mit ein bisschen Glück findest
du deinen persönlichen Schatz.
Die ReUse-Shops gibtʹs im ganzen Burgenland.
Und natürlich auf bmv.at
European Regional Development Fund
www.bmv.at
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