Die Kuh als Klimasünder? - Tier-im-Fokus.ch
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Der kritis<strong>ch</strong>e Agrarberi<strong>ch</strong>t 2008<br />
Abb. 1: Weltweite Fleis<strong>ch</strong>produktion<br />
2001 2050 (S<strong>ch</strong>ätzung)<br />
229 Millionen Tonnen 465 Millionen Tonnen<br />
Abb. 2: Weltweite Mil<strong>ch</strong>produktion<br />
2001 2050 (S<strong>ch</strong>ätzung)<br />
580 Millionen Tonnen 1043 Millionen Tonnen<br />
Quelle: (1); eigene Darstellung<br />
<strong>ch</strong>ermaßen vervielfa<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> die weltweit produzierte<br />
Mil<strong>ch</strong>menge voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> von 580 auf 1.043 Millionen<br />
Tonnen (Abb. 2). Das Wa<strong>ch</strong>stum wird zwar zum größten<br />
Teil in den Entwicklungsländern stattfinden, der Pro-<br />
Kopf-Verbrau<strong>ch</strong> von Fleis<strong>ch</strong> wird aber weiterhin in den<br />
Industrieländern um ein Vielfa<strong>ch</strong>es höher sein (2002:<br />
78 Kilogramm pro Kopf Fleis<strong>ch</strong>verzehr in Industrienationen;<br />
28 Kilogramm in Entwicklungsländern) (1).<br />
Dur<strong>ch</strong> die Landwirts<strong>ch</strong>aft emittierte kl<strong>im</strong>awirksame Gase<br />
<strong>Die</strong> Landwirts<strong>ch</strong>aft ist maßgebli<strong>ch</strong> am Ausstoß der kl<strong>im</strong>awirksamen<br />
Gase Methan (CH 4), Distickstoffmonoxid<br />
bzw. La<strong>ch</strong>gas (N 2 O), Kohlendioxid (CO 2 ) und Ammoniak<br />
(NH 3 ) beteiligt. Gemäß den Angaben des FAO-<br />
Beri<strong>ch</strong>tes verursa<strong>ch</strong>t die Viehwirts<strong>ch</strong>aft 18 Prozent des<br />
Gesamtausstoßes kl<strong>im</strong>awirksamer Gase (1). Im Jahr<br />
2005 produzierte die deuts<strong>ch</strong>e Landwirts<strong>ch</strong>aft 23 Millionen<br />
Tonnen Methan, 41 Millionen Tonnen La<strong>ch</strong>gas und<br />
44 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Damit hatten Emissionen<br />
aus der Landwirts<strong>ch</strong>aft einen Anteil von rund elf<br />
Prozent (ausgedrückt in CO 2 -Äquivalenten) an den Gesamtemissionen<br />
Deuts<strong>ch</strong>lands (3) (Abb. 3).Der weltweite<br />
Ausstoß dieser kl<strong>im</strong>as<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en Gase s<strong>ch</strong>lüsselt si<strong>ch</strong><br />
wie folgt auf:<br />
Methan: 37 Prozent der dur<strong>ch</strong> den Mens<strong>ch</strong>en induzierten<br />
Methan-Produktion entstammt der <strong>Tier</strong>haltung,<br />
232<br />
hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> aus dem Verdauungsvorgang von Wiederkäuern,<br />
aber au<strong>ch</strong> <strong>als</strong> Emission aus der Gülle (1).<br />
Methan ist ein 23-mal stärkeres Kl<strong>im</strong>agas <strong>als</strong> Kohlendioxid<br />
(2).<br />
Distickstoffmonoxid (La<strong>ch</strong>gas): <strong>Die</strong> Landwirts<strong>ch</strong>aft –<br />
vor allem der Einsatz von künstli<strong>ch</strong>em Dünger – ist<br />
verantwortli<strong>ch</strong> für 65 Prozent der dur<strong>ch</strong> den Mens<strong>ch</strong>en<br />
verursa<strong>ch</strong>ten La<strong>ch</strong>gasemissionen. N 2 O hat 296-mal<br />
soviel Erderwärmungspotential wie CO 2 (1).<br />
Kohlendioxid: CO 2 ist das wi<strong>ch</strong>tigste Treibhausgas und<br />
zu mehr <strong>als</strong> 50 Prozent für den dur<strong>ch</strong> den Mens<strong>ch</strong>en<br />
verursa<strong>ch</strong>ten Treibhauseffekt verantwortli<strong>ch</strong>. 78 Prozent<br />
der CO 2 -Emissionen sind Folgen der Nutzung fossiler<br />
Brennstoffe, der Rest hingegen resultiert aus veränderter<br />
Landnutzung, wie zum Beispiel Rodungen<br />
für Weideflä<strong>ch</strong>en (2).<strong>Die</strong> Landwirts<strong>ch</strong>aft hat ohne Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
der Atmung zu neun Prozent Anteil am<br />
CO 2 -Ausstoß (1).<br />
Ammoniak: 64 Prozent der anthropogenen Ammoniak-Emissionen<br />
stammen aus der Landwirts<strong>ch</strong>aft und<br />
dabei vornehmli<strong>ch</strong> aus der Nutztierhaltung (1).<br />
Der sog.„Stern“-Report des ehemaligen Weltbank-Chefökonomen<br />
Ni<strong>ch</strong>olas Stern, wel<strong>ch</strong>er für den Berei<strong>ch</strong> der<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft die unmittelbaren CO 2 -Emissionen<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit berücksi<strong>ch</strong>tigt, führt für das Jahr 2000<br />
einen Anteil der Landwirts<strong>ch</strong>aft an den globalen Treibhausgasemissionen<br />
von 14 Prozent auf. <strong>Die</strong>se teilen si<strong>ch</strong><br />
auf in 38 Prozent aus Düngemitteln (N 2 O), 31 Prozent<br />
aus der Nutztierhaltung (CH 4 ),elf Prozent aus dem Reisanbau<br />
(CH 4 ), sieben Prozent aus Güllewirts<strong>ch</strong>aft (CH 4<br />
und NH 3 ) und 13 Prozent aus anderen landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Quellen (CH 4 und N 2 O) (4).<br />
Dur<strong>ch</strong> die Landwirts<strong>ch</strong>aft verursa<strong>ch</strong>te Emissionen<br />
sind zwis<strong>ch</strong>en 1990 und 2000 um zehn Prozent angestiegen,<br />
und eine Zunahme um weitere 30 Prozent bis 2020<br />
ist zu erwarten (5). Im Gegensatz zu diesen globalen<br />
Daten wurde in Deuts<strong>ch</strong>land <strong>im</strong> Jahr 2005 <strong>im</strong> Verglei<strong>ch</strong><br />
zu 1990 18 Prozent weniger CH 4 und N 2O aus der Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
emittiert. Ursa<strong>ch</strong>e hierfür ist eine Abnahme<br />
der <strong>Tier</strong>zahlen <strong>als</strong> Folge der Wiedervereinigung Deuts<strong>ch</strong>lands.<strong>Die</strong><br />
Emissionen pro Einzel-<strong>Tier</strong>platz nahmen hingegen<br />
dur<strong>ch</strong> den Rückgang emissionsarmer Haltungssysteme<br />
wie Weidehaltung oder Haltung auf Stroh zu,<br />
dafür nahmen die Emissionen je erzeugter Einheit tieris<strong>ch</strong>er<br />
Produkte aufgrund der Zunahme der Leistung je<br />
<strong>Tier</strong> wiederum ab (3).<br />
Weideflä<strong>ch</strong>en für Nutztiere/Rodungen<br />
Rund 30 Prozent der gesamten eisfreien Landflä<strong>ch</strong>e der<br />
Erde wird für die Nutztierhaltung verwendet, vor allem<br />
<strong>als</strong> permanentes Weideland. Zusätzli<strong>ch</strong> werden 33 Prozent<br />
der weltweiten Anbauflä<strong>ch</strong>en dafür genutzt, Futter<br />
für Nutztiere zu gewinnen (1). Zum Erhalt sol<strong>ch</strong> großer