Die Kuh als Klimasünder? - Tier-im-Fokus.ch
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Von einer Extensivierung der Landwirts<strong>ch</strong>aft ist in<br />
Deuts<strong>ch</strong>land aber bislang ni<strong>ch</strong>ts zu spüren! Propagiert<br />
wird allerorts no<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer die Steigerung der Produktivität<br />
und Wettbewerbsfähigkeit dur<strong>ch</strong> Vergrößerung der<br />
Bestandszahlen und Intensivierung der Bewirts<strong>ch</strong>aftung.Das<br />
Sterben kleinerer Höfe und der Wandel zu wenigen<br />
Großbetrieben setzt si<strong>ch</strong> unbeirrt fort.<br />
Empfehlungen aus Si<strong>ch</strong>t des <strong>Tier</strong>s<strong>ch</strong>utzes<br />
Fest steht, dass Fleis<strong>ch</strong>konsum einen negativen Einfluss<br />
auf das Kl<strong>im</strong>a hat.Eine konsequente Maßnahme für den<br />
Kl<strong>im</strong>as<strong>ch</strong>utz wäre der vollständige Verzi<strong>ch</strong>t auf Fleis<strong>ch</strong><br />
und andere tieris<strong>ch</strong>e Erzeugnisse, <strong>als</strong>o die vegane bzw.<br />
zumindest vegetaris<strong>ch</strong>e Lebensweise.Da Vielen aber die<br />
Bereits<strong>ch</strong>aft zu dieser Konsequenz fehlt und best<strong>im</strong>mte<br />
Formen der Landwirts<strong>ch</strong>aft ohne <strong>Tier</strong>haltung ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr mögli<strong>ch</strong> wären (z. B.Grünlandbewirts<strong>ch</strong>aftung an<br />
marginalen Standorten), gilt es, andere Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
aufzuzeigen, persönli<strong>ch</strong> einen Beitrag zum Kl<strong>im</strong>as<strong>ch</strong>utz<br />
zu leisten. <strong>Die</strong>se liegen vor allem <strong>im</strong> jeweiligen Ernährungsverhalten:<br />
Ein Verglei<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedener Ernährungsstile<br />
hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ihrer Kl<strong>im</strong>arelevanz ergab, dass<br />
die größte Einsparung von Treibhausgasen bei vollständiger<br />
oder teilweiser Verminderung des Fleis<strong>ch</strong>verzehrs<br />
festzustellen war und die zweitgrößte Einsparung bei<br />
der Verwendung ökologis<strong>ch</strong>er Lebensmittel. Allein<br />
dur<strong>ch</strong> diese beiden Ernährungsweisen ließen si<strong>ch</strong> kl<strong>im</strong>as<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>e<br />
Treibhausgase um 64 Prozent gegenüber<br />
einer fleis<strong>ch</strong>rei<strong>ch</strong>en konventionellen Kost verringern<br />
(19, 20).<br />
Eine Reduktion des Verzehrs von Fleis<strong>ch</strong> und anderen<br />
tieris<strong>ch</strong>en Erzeugnissen (Joghurt, Käse, Eier) sowie<br />
der Kauf von Lebensmitteln, die aus tiergere<strong>ch</strong>ter und<br />
umwelts<strong>ch</strong>onender Nutztierhaltung stammen (wie z. B.<br />
Fleis<strong>ch</strong> von Landwirten, die si<strong>ch</strong> dem Neuland-Verein<br />
für tiergere<strong>ch</strong>te und umwelts<strong>ch</strong>onende Nutztierhaltung<br />
oder einem der anerkannten Öko-Verbände anges<strong>ch</strong>lossen<br />
haben), sowie das A<strong>ch</strong>ten auf Regionalität der Produkte<br />
tragen dazu bei, die kl<strong>im</strong>as<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en Effekte der<br />
Nutztierhaltung zu verringern. Au<strong>ch</strong> be<strong>im</strong> Kauf ni<strong>ch</strong>ttieris<strong>ch</strong>er<br />
Lebensmittel sollten regionale und ökologis<strong>ch</strong><br />
hergestellte Produkte bevorzugt werden.<br />
Eine Minderungsstrategie des Methanausstoßes<br />
dur<strong>ch</strong> Kühe, die bislang no<strong>ch</strong> kaum diskutiert wurde<br />
(23), die jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> aus <strong>Tier</strong>s<strong>ch</strong>utzsi<strong>ch</strong>t zu begrüßen<br />
wäre, ist die Verlängerung der Nutzungsdauer von<br />
Mil<strong>ch</strong>vieh.Es ist allgemein bekannt,dass die Nutzungsdauer<br />
der Mil<strong>ch</strong>kühe in den letzten Jahrzehnten mit<br />
steigender Mil<strong>ch</strong>leistung ständig gesunken ist. <strong>Die</strong> wenigsten<br />
Kühe in Deuts<strong>ch</strong>land erleben no<strong>ch</strong> ihre dritte<br />
Laktation; sie kommen ni<strong>ch</strong>t mehr in das Alter, in dem<br />
sie biologis<strong>ch</strong> am leistungsfähigsten wären (dieses<br />
237<br />
<strong>Tier</strong>s<strong>ch</strong>utz und <strong>Tier</strong>haltung<br />
Alter liegt zwis<strong>ch</strong>en dem se<strong>ch</strong>sten und a<strong>ch</strong>ten Lebensjahr).<br />
Würden die Kühe ni<strong>ch</strong>t auf kurzfristige Hö<strong>ch</strong>stleistung<br />
hin gezü<strong>ch</strong>tet und mit hohem Kraftfutter- (und<br />
Energie-!)aufwand gefüttert werden, sondern auf eine<br />
hohe Lebensleistung bei langer Nutzungsdauer, so<br />
könnte die glei<strong>ch</strong>e Menge Mil<strong>ch</strong> mit deutli<strong>ch</strong> weniger<br />
<strong>Tier</strong>en produziert werden. Entspre<strong>ch</strong>end gemindert<br />
wäre au<strong>ch</strong> der Ausstoß kl<strong>im</strong>as<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>er Methangase.<br />
„Zu<strong>ch</strong>t auf Lebensleitung“ wäre insofern au<strong>ch</strong> unter<br />
Kl<strong>im</strong>agesi<strong>ch</strong>tspunkten die zu bevorzugenden Zu<strong>ch</strong>tsstrategie.<br />
Was die Politik angeht, so müsste diese ihre Förderpraxis<br />
überdenken und Subventionen grundsätzli<strong>ch</strong> an<br />
das Einhalten von ökologis<strong>ch</strong>en, sozialen und tiers<strong>ch</strong>utzbezogenen<br />
Kriterien binden.Au<strong>ch</strong> sollten Exportsubventionen<br />
generell gestri<strong>ch</strong>en und die regionale<br />
Herstellung sowie der Vertrieb von Lebens- und Futtermitteln<br />
unterstützt werden. Weitere Ziele müssen die<br />
Förderung der extensiven Nutztierhaltung bei glei<strong>ch</strong>zeitiger<br />
Reduktion der Gesamttierzahlen, die Eins<strong>ch</strong>ränkung<br />
des Einsatzes von Mineraldünger und Pestiziden<br />
und die Reduktion des Energieverbrau<strong>ch</strong>es bei der Herstellung<br />
und be<strong>im</strong> Transport von Lebens- und Futtermitteln<br />
sein.<br />
Anmerkungen<br />
(1) Steinfeld, H. et al.: Livestock`s Long Shadow: Environmental Issues<br />
and Options. FAO, Rome 2006. (Download: http://www.virtualcentre.org/en/library/key_pub/longshad/a0701e/A0701E00.pdf)<br />
(2) Intergovernmental Panel on Cl<strong>im</strong>ate Change (IPCC): Cl<strong>im</strong>ate<br />
Change 2007: The Physical Science Basis. Summary for Policymakers,<br />
Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment<br />
Report, February 5 th , 2007.<br />
(3) Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage der Abgeordneten<br />
Bärbel Höhn, Hans-Josef-Fell, Cornelia Behm, Ulrike Höfken<br />
und der Fraktion Bündnis 90/<strong>Die</strong> Grünen: Landwirts<strong>ch</strong>aft und Kl<strong>im</strong>as<strong>ch</strong>utz,<br />
Drucksa<strong>ch</strong>e 16/5346,Berlin 2007.<br />
(4) Stern, N.: Review on the Economics of Cl<strong>im</strong>ate Changes. Government<br />
Economic Service of United Kingdom (2006). (Download:<br />
www.hm-treasury.gov.uk/independent_reviews/stern_review_<br />
economics_cl<strong>im</strong>ate_<strong>ch</strong>ange/stern_review_report.cfm)<br />
(5) US Environmental Protection Agency (EPA): Global Anthropogenic<br />
non-CO2 Greenhouse gas Emissions: 1990-2000.Washington<br />
D.C. 2006. (Download: http://www.epa.gov/nonco2/econ-inv/international.html)<br />
(6) Margulis, S. (2004): Causes of the Deforestation of the Brazilian<br />
Amazon.World Bank Working Paper No. 22,Washington D.C. 2004.<br />
(7) Holm, J. & T. Jokkala:The Livestock Industry and Cl<strong>im</strong>ate – EU Makes<br />
Bad Worse. European United Left/Nordic Green Left, European<br />
Parliament 2007.<br />
(8) Umweltbundesamt: Beri<strong>ch</strong>terstattung unter der Kl<strong>im</strong>arahmenkonvention<br />
der Vereinten Nationen 2006. Nationaler Inventarberi<strong>ch</strong>t<br />
zum Deuts<strong>ch</strong>en Treibhausgasinventar 1990–2004.<br />
(9) Fla<strong>ch</strong>owsky, G.: Hysterie um die „Methanbombe Mil<strong>ch</strong>kuh“.<br />
NOVO 88, 2007, S. 32–33