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Die Kuh als Klimasünder? - Tier-im-Fokus.ch

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Flä<strong>ch</strong>en werden vielerorts Wälder abgeholzt. Gemäß<br />

eines von der Weltbank 2003 veröffentli<strong>ch</strong>ten Beri<strong>ch</strong>tes<br />

wurden bis zu 88 Prozent der abgeholzten Flä<strong>ch</strong>en am<br />

Amazonas zu Weideland für Rinder umgewandelt (6)<br />

und die restli<strong>ch</strong>en Prozente dienen zum Großteil dem<br />

Futtermittelanbau (1). S<strong>ch</strong>ätzungen gehen davon aus,<br />

dass in 20 Jahren circa 40 Prozent der tropis<strong>ch</strong>en Regenwälder<br />

zerstört sein werden. Gerade diese „grünen Lungen“<br />

aber werden benötigt, um den hohen Ausstoß von<br />

CO 2 in die Atmosphäre in Biomasse zu binden.<br />

Beweidung kann – bei f<strong>als</strong><strong>ch</strong>em Management – darüber<br />

hinaus zur Landdegeneration beitragen: 20 Prozent<br />

der weltweiten Weideflä<strong>ch</strong>en gelten <strong>als</strong> zerstört<br />

dur<strong>ch</strong> Überweidung, Erosion und Verdi<strong>ch</strong>tung. <strong>Die</strong>se<br />

Zahl ist no<strong>ch</strong> höher in Trockengebieten, wo ungenügendes<br />

Management zu vorans<strong>ch</strong>reitender Desertifikation<br />

beiträgt (1).<br />

Wassernutzung und -vers<strong>ch</strong>mutzung<br />

Nutztiere verbrau<strong>ch</strong>en derzeit a<strong>ch</strong>t Prozent des global<br />

verfügbaren Trinkwassers und zählen somit zu den<br />

größten Wassernutzern weltweit (1). Bedeutende Mengen<br />

Wasser werden au<strong>ch</strong> für die Produktion der Futtermittel<br />

für Nutztiere abgezogen. Um ein Kilogramm<br />

Rindfleis<strong>ch</strong> zu erhalten benötigt man insgesamt circa<br />

15.000 Liter Wasser, für ein Kilogramm Getreide genügen<br />

hingegen 450 Liter Wasser (7).S<strong>ch</strong>on heute herrs<strong>ch</strong>t<br />

in vielen Regionen der Welt Wasserknappheit, und die<br />

zu erwartende Erderwärmung wird diesen Prozess<br />

no<strong>ch</strong> verstärken. Ni<strong>ch</strong>t nur Flüsse und Wasserreservoire<br />

werden austrocknen, sondern au<strong>ch</strong> Glets<strong>ch</strong>er vers<strong>ch</strong>winden,<br />

die bisher kontinuierli<strong>ch</strong> für Wasserna<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ub<br />

sorgten.<br />

Abgesehen vom hohen Wasserverbrau<strong>ch</strong> trägt die<br />

Nutztierhaltung dur<strong>ch</strong> tieris<strong>ch</strong>e Abfälle, Antibiotika,<br />

Hormone, Chemikalien von Gerbereien, Düngemittel<br />

und Pestizide au<strong>ch</strong> zu Wasservers<strong>ch</strong>mutzung, Eutrophierung<br />

und zur Zerstörung der Korallenriffe bei (1).<br />

Biodiversität<br />

Nutztiere bilden circa 20 Prozent der gesamten Biomasse<br />

(1). Infolge der Ho<strong>ch</strong>leistungszu<strong>ch</strong>t werden jedo<strong>ch</strong><br />

nur no<strong>ch</strong> selten herkömmli<strong>ch</strong>e Haustierrassen gehalten;<br />

stattdessen werden produktivere Hybridlinien gezü<strong>ch</strong>tet,<br />

die besser für eine Intensivtierhaltung geeignet<br />

s<strong>ch</strong>einen. <strong>Die</strong>se einseitige Zu<strong>ch</strong>t auf Hö<strong>ch</strong>stleistung<br />

trägt zu einem Verlust alter Haustierrassen bei und<br />

gefährdet die genetis<strong>ch</strong>e Vielfalt. Der aktuelle Weltzustandsberi<strong>ch</strong>t<br />

der FAO zu tiergenetis<strong>ch</strong>en Ressourcen<br />

kommt zu dem alarmierenden Ergebnis, dass heutzutage<br />

nur no<strong>ch</strong> 15 <strong>Tier</strong>rassen 90 Prozent aller Nutztiere<br />

weltweit ausma<strong>ch</strong>en; und dass in den vergangenen se<strong>ch</strong>s<br />

Jahren pro Monat eine Rasse ausgestorben ist (22). Der<br />

Anbau von Futtermitteln für Nutztiere in großflä<strong>ch</strong>ig<br />

233<br />

<strong>Tier</strong>s<strong>ch</strong>utz und <strong>Tier</strong>haltung<br />

angelegten Monokulturen führt zudem zu einem generellen<br />

Verlust der Artenvielfalt bei Flora und Fauna.<br />

Ni<strong>ch</strong>t ohne Grund ist inzwis<strong>ch</strong>en in Stadtgebieten ein<br />

höherer <strong>Tier</strong>- und Pflanzenrei<strong>ch</strong>tum zu finden <strong>als</strong> auf<br />

dem Lande (21). Insgesamt gelten 15 von 24 wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Ökosystemen <strong>als</strong> gefährdet, vers<strong>ch</strong>uldet dur<strong>ch</strong> die Nutztierhaltung<br />

(1).<br />

Futtermittel<strong>im</strong>porte<br />

Das Futter für Nutztiere wird nur no<strong>ch</strong> in den seltensten<br />

Fällen regional angebaut. Der Hauptteil des <strong>Tier</strong>futters<br />

wird von weither antransportiert, zumeist sogar<br />

aus dem ni<strong>ch</strong>t-europäis<strong>ch</strong>en Ausland. Brasilien beispielsweise<br />

produziert 26 Prozent der weltweit gehandelten<br />

Sojabohnen und exportiert diese größtenteils<br />

na<strong>ch</strong> Europa (7). Na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land <strong>im</strong>portierte Futtermittel<br />

kommen fast zur Hälfte aus dem ni<strong>ch</strong>t-europäis<strong>ch</strong>en<br />

Ausland (3). <strong>Die</strong> Transporte verursa<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t<br />

nur kl<strong>im</strong>as<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>e Emissionen, sondern das Futter<br />

stammt au<strong>ch</strong> oft aus Gebieten, in denen vorher Wälder<br />

gerodet werden mussten, um Platz für Anbauflä<strong>ch</strong>en zu<br />

s<strong>ch</strong>affen.<br />

Das Paradoxe an der Gesamtsituation wird deutli<strong>ch</strong>,<br />

wenn man si<strong>ch</strong> vergegenwärtigt, dass die EU dur<strong>ch</strong> ihre<br />

Subventionspolitik no<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer eine Überproduktion<br />

an tieris<strong>ch</strong>en Erzeugnissen fördert. <strong>Die</strong> tieris<strong>ch</strong>en<br />

„Übers<strong>ch</strong>üsse“ werden in andere Länder wie zum Beispiel<br />

Brasilien exportiert. Das Futter für die in Europa<br />

gehaltenen <strong>Tier</strong>e stammt zu einem großen Teil jedo<strong>ch</strong><br />

aus Brasilien.Das bedeutet,dass die europäis<strong>ch</strong>en Landwirte<br />

ihre <strong>Tier</strong>e mit Futter ernähren, das von anderen<br />

Kontinenten geliefert wird, um dann die überzähligen<br />

<strong>Tier</strong>produkte an die glei<strong>ch</strong>en Ländern abzugeben (7).<br />

Abb. 3: Anteil der Landwirts<strong>ch</strong>aft an den<br />

Gesamtemissionen in Deuts<strong>ch</strong>land*<br />

*2005, gemessen in CO 2 -Äquivalenten<br />

Quelle: (3); eigene Darstellung<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft 11 %<br />

– 23 Mill. t Methan<br />

– 41 Mill. t La<strong>ch</strong>gas<br />

– 44 Mill. t Kohlendioxid<br />

Restli<strong>ch</strong>e<br />

Emissionen<br />

89 %

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