Heidja Herbst 2020
Das regionale Magazin für Gesundheit und gutes Leben, Ausgabe Herbst 2020
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Pflege
Einsamkeit im Alter
Soziales Miteinander leidet unter den coronabedingten Einschränkungen
Fachmann für Fragen zum Thema Pflegegrad:
Karsten Kroll aus Hankensbüel. Foto: BPLK
KARSTEN
E
KROLL
insamkeit haben wir vielleicht alle
schon einmal empfunden. Beispielsweise
wenn sich der Partner auf
einer Dienstreise befindet oder man bei
einem Treffen versetzt wird. Diese Gefühle
sind unangenehm, aber vergänglich.
Tiefe und lang anhaltende Einsamkeit
dagegen kann einen Menschen
richtig krank machen und kann auch zu
körperlichen Schmerzsymptomen wie
Kopf- oder Magenschmerzen führen.
Mit zunehmendem Alter tritt Einsamkeit
im Allgemeinen häufiger auf, da die
Wahrscheinlichkeit höher ist, einer der
vielfältigen Ursachen für Einsamkeit
ausgesetzt zu sein.
Einsamkeit im Alter entsteht vor allem
dann, wenn sich das gewohnte Lebensumfeld
und somit die sozialen Strukturen
schnell verändern. Die eigene Familie
ist für ältere Menschen oftmals ein
zentraler Bezugspunkt. Die eigenen
Kinder, Enkelkinder und der Ehepartner
füllen das Sozialleben aus. Ziehen die
Kinder aber weiter weg oder haben diese
zu viel mit ihrem eigenen Leben zu
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Calluna I Herbst 2020
tun, entfällt ein großer Teil des sozialen
Miteinanders. Verstirbt dann auch noch
der Ehepartner oder kommt es zu einer
Trennung, droht die Vereinsamung.
Laut einer Studie des Statistischen
Bundesamtes aus dem Jahr 2009 sind
zudem mehr Frauen als Männer von
Vereinsamung betroffen. Das rührt mitunter
daher, dass Frauen im Durchschnitt
eine längere Lebenserwartung
als Männer haben. Was wir in diesem
Jahr im Zuge der Corona-Pandemie erleben,
stellt jeden Einzelnen von uns,
ob alt oder jung, vor die Herausforderung,
nicht in die Einsamkeitsfalle zu
tappen. Maßnahmen wie eine Ausgangs-
oder Kontaktsperre waren in den
vergangenen Monaten für jede zwischenmenschliche
Beziehung eine Herausforderung.
Senioren, die im Betreuten Wohnen,
im Pflegeheim oder in anderen Wohnformen
leben, haben täglichen sozialen
Kontakt zu anderen Menschen wie den
Pflegekräften oder zu anderen Bewohnern.
Der Bezug zu Angehörigen oder
Freunden wird in den meisten Fällen
durch Besuche gepflegt. In unserem Seniorenzentrum
an der Mühle in Hankensbüttel
wurde zum Beispiel nur sehr
kurze Zeit ein komplettes Besuchsverbot
verhängt. Seit dem Maßnahmen-Beschluss
der Bundesregierung zur bundesweiten
Bekämpfung des Corona-Virus
haben wir uns in diesem Seniorenzentrum
Gedanken über mögliche
Wege gemacht, den Besuch von Angehörigen
in angemessenem Rahmen weiterführen
zu können. Wichtig war uns
dabei, dass unsere Mieterinnen und
Mieter keinerlei Ansteckungsgefahr ausgesetzt
sind und gleichzeitig den persönlichen
Kontakt so gut wie möglich
zu erleben. Die erste Möglichkeit, dies
umzusetzen, geschah dann durch terminierte
Videotelefonate, zu denen
Mieter sich mit ihren Angehörigen zum
„Skypen“ verabreden konnten. Als die
Maßnahmen etwas gelockert wurden,
richtete unser Pflegedienst ein „Besucherfenster“
ein. Hier konnten wieder
direkte, persönliche Gespräche stattfinden,
wobei der Besuch außerhalb und
der Besuchte innerhalb des Raumes am
geöffneten Fenster saß. Für den nötigen
Mindestabstand und die Einhaltung aller
Hygienevorschriften wurde ebenfalls
durch den Pflegedienst gesorgt. Desinfektionsspender
und auch Gesichtsmasken
wurden bereitgestellt. Eine vorausschauende
Planung des Lagerbestandes
im Seniorenzentrum an der Mühle ergab
zu keinem Zeitpunkt einen Engpass
von Schutzmaterialien. „An dieser Stelle
bestätigt sich unser Pflege- und Versorgungskonzept
des Pflegedienstes
Kroll“, so Pflegedienstleiter Julian Engels.
Recht schnell wurde auch ein Besucherzelt
eingerichtet. In diesem können
auch bei schlechterem Wetter persönliche
Besuche über einen längeren
Zeitraum stattfinden. Im Besuchszelt
werden durch mittig stehende Tische
der Mindestabstand gewährt. Zuletzt
wurde auch der Besuch im Seniorenzentrum
unter strengen Hygienevorschriften
und mit vorheriger Anmeldung
wieder erlaubt. „Es ist fast wie vor der
Pandemie, nur dass alle jetzt umsichtiger
miteinander umgehen und sich bewusster
und zielstrebiger im Haus bewegen“,
freut sich eine Mieterin des Seniorenzentrums.
Diese Vorgehensweise findet man
wahrscheinlich in vergleichbaren Einrichtungen
anders oder gar nicht vor,
doch jede Einrichtung müsse die Regeln
für sich selbst festlegen und diese dann
auch selbst verantworten können. Man
kann es nie allen recht machen, aber
man sollte gerade in diesen Zeiten Verantwortung
für sein Handeln übernehmen
und die Risikogruppe schützen,
würde ich auf die Frage nach dem