Guter - Kindergarten und Schule in Südtirol
Guter - Kindergarten und Schule in Südtirol
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04 <strong>Guter</strong><br />
Unterricht<br />
12 E<strong>in</strong>e Frage<br />
der Perspektive<br />
16 Unser Bild<br />
von Unterricht<br />
24 Für den Notfall<br />
gerüstet<br />
26 Dialog mit<br />
der Natur<br />
2011<br />
Dezember
2 Dezember 2011<br />
4<br />
Aktuell<br />
<strong>Guter</strong> Unterricht ist ... 4<br />
Vertrauen schaffen 5<br />
Wie Unterricht gel<strong>in</strong>gt 6<br />
’s junge Ehrenamt 8<br />
9<br />
Thema<br />
Bilder von Unterricht 9<br />
Zehn Merkmale guten Unterrichts 9<br />
Unterrichtsqualität erfassen 10<br />
E<strong>in</strong>e Frage der Perspektive 12<br />
Stimmen aus der Praxis 14<br />
Unser Bild von Unterricht 16<br />
17<br />
Vor Ort<br />
Vone<strong>in</strong>ander lernen 17<br />
Gletscher hautnah 18<br />
Wie Lehrerteams kooperativ lernen 19<br />
Geleistete Arbeit wert-schätzen 20
<strong>Guter</strong> Unterricht ist e<strong>in</strong> Unterricht,<br />
<strong>in</strong> dem mehr gelernt als gelehrt wird.<br />
21<br />
Lernwelten<br />
Abenteuer Lernen 21<br />
„Ihr seid Zeugen“ 22<br />
Nicht nur kalter Kaffee 23<br />
Für den Notfall gerüstet 24<br />
Dialog mit der Natur 26<br />
<strong>Schule</strong> auf <strong>in</strong>disch 28<br />
Was ist guter Geschichtsunterricht? 30<br />
31<br />
Service & Info<br />
Auf e<strong>in</strong>en Blick 31<br />
Spannender Unterricht 32<br />
Brauchen wir Bräuche? 34<br />
Österreichisches<br />
Bildungsvolksbegehren 35<br />
Landesranglisten 35<br />
Neue <strong>Südtirol</strong>karte<br />
Wettbewerbe: Term<strong>in</strong>e<br />
35<br />
<strong>und</strong> Anmeldungen 35<br />
Landesbeirat der Eltern 36<br />
Willkommen <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong><br />
Landesbeirat der Schüler<br />
37<br />
<strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen 38<br />
Franz Emanuel We<strong>in</strong>ert, 1930–2001<br />
Deutsches Bildungsressort<br />
R<strong>und</strong>schreiben 39<br />
Deutsches Bildungsressort<br />
Mitteilungen 39<br />
Beschlüsse der Landesregierung 39<br />
Dezember 2011<br />
3
Aktuell<br />
<strong>Guter</strong> Unterricht<br />
ist ...<br />
4 Dezember 2011
Aufgr<strong>und</strong> dieser Forschungsarbeiten<br />
wissen wir <strong>in</strong>zwischen viel über Bildungs-<br />
<strong>und</strong> Lernprozesse. Dieses Wissen<br />
ist <strong>in</strong> die tägliche Schul- <strong>und</strong> Unterrichtspraxis<br />
e<strong>in</strong>geflossen. Unter dem<br />
Titel des Ko-Konstruktivismus <strong>und</strong> der<br />
Kompetenzorientierung hat es E<strong>in</strong>gang<br />
<strong>in</strong> die Lehrpläne <strong>und</strong> Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien,<br />
<strong>in</strong> die Fortbildung, <strong>in</strong> die Lehrmaterialien<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> den Unterricht gef<strong>und</strong>en. Die<br />
beste Zusammenfassung der wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse bieten nach<br />
wie vor Andreas Helmkes Standardwerk<br />
„Unterrichtsqualität: Erfassen, Bewerten,<br />
Verbessern“ (2007) sowie se<strong>in</strong>e<br />
10 Thesen zum guten Unterricht. Sie<br />
bilden e<strong>in</strong>e gute Gr<strong>und</strong>lage, wenn<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer sich <strong>und</strong> ihre<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler – etwa über<br />
die Web-Plattform „IQES onl<strong>in</strong>e“ – fragen<br />
wollen, wo die Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />
ihres eigenen Unterrichts liegen. E<strong>in</strong><br />
Merkmal guten Unterrichts, nämlich<br />
„Lernförderliches Unterrichtsklima“,<br />
möchte ich kurz herausgreifen, weil es<br />
mir besonders wichtig ersche<strong>in</strong>t.<br />
E<strong>in</strong> förderliches Lernklima<br />
setzt Vertrauen voraus<br />
E<strong>in</strong> Schlüsselerlebnis hatte ich, als<br />
me<strong>in</strong>e jüngste Tochter die dritte Klasse<br />
des Gymnasiums besuchte. Sie <strong>und</strong><br />
ihre Mitschüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitschüler<br />
bekamen e<strong>in</strong>e neue Lehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> Late<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Deutsch. Diese setzte zu Beg<strong>in</strong>n<br />
des Schuljahres e<strong>in</strong>en Test an, um zu<br />
Föderliches Lernklima<br />
VERTRAUEN<br />
SCHAFFEN<br />
Viele Forschungen s<strong>in</strong>d seit Mitte der 1990er-Jahre zu den Fragen<br />
„Wie funktioniert Lernen?“ <strong>und</strong> „Was ist guter Unterricht?“<br />
gemacht worden. E<strong>in</strong>e wichtige Erkenntnis daraus: <strong>Guter</strong> Unterricht<br />
baut auf e<strong>in</strong>em förderlichen Lernklima auf <strong>und</strong> ist geprägt<br />
von gegenseitigem Vertrauen zwischen Lehrenden <strong>und</strong> Lernenden.<br />
sehen, wo die Klasse leistungsmäßig<br />
steht. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus:<br />
Die Klasse hatte sehr große Lücken <strong>in</strong><br />
Late<strong>in</strong>. Die Lehrer<strong>in</strong> fiel nun allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht <strong>in</strong>s Klagen, warf der Klasse nicht<br />
vor, dass man mit ihr nichts anfangen<br />
könne, <strong>und</strong> beklagte sich auch nicht<br />
über ihr „Schicksal“. Sie stellte sich <strong>in</strong><br />
die Klasse <strong>und</strong> sagte: „Das Ergebnis ist<br />
sehr schlecht. Euer Leistungsstand ist<br />
niedrig. Aber bis zum Ende des Jahres<br />
werden wir das schon h<strong>in</strong>kriegen.“ Damit<br />
gab sie den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern<br />
das Vertrauen, dass sie es schaffen können.<br />
Sie kratzte nicht am Selbstwertgefühl<br />
der Jugendlichen, sondern signalisierte,<br />
dass sie ihnen zutraut, dass sie zu<br />
guten Leistungen fähig s<strong>in</strong>d. So förderte<br />
sie ihre Lernbereitschaft. Vor allem aber<br />
machte sie durch das „Wir“ deutlich,<br />
dass sie nicht alle<strong>in</strong>e dastehen, sondern,<br />
dass sie sie als Lehrer<strong>in</strong> unterstützen<br />
wird <strong>und</strong> Verantwortung mit übernimmt.<br />
Damit hat sie mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Satz e<strong>in</strong><br />
Vertrauensverhältnis aufgebaut <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />
lernförderliches Klima geschaffen.<br />
Der Lehrer auf de<strong>in</strong>er Seite<br />
Welchen Stellenwert e<strong>in</strong> förderliches<br />
Lernklima hat, zeigt e<strong>in</strong>e zweite Begebenheit<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lyzeum <strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki.<br />
Schüler <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen stellten uns<br />
Besuchern aus <strong>Südtirol</strong> ihre <strong>Schule</strong><br />
vor. E<strong>in</strong>e Schüler<strong>in</strong> hatte e<strong>in</strong> Jahr lang<br />
e<strong>in</strong> Gymnasium <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
besucht <strong>und</strong> beschrieb uns, wie sie die<br />
Rudolf Meraner<br />
<strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Deutschland erlebt hatte. Sie<br />
brachte e<strong>in</strong>en gravierenden Unterschied<br />
zur f<strong>in</strong>nischen <strong>Schule</strong> auf den Punkt:<br />
„In Deutschland zeigt dir der Lehrer<br />
immer, was du noch nicht kannst. Er<br />
ist an de<strong>in</strong>en Fehlern <strong>in</strong>teressiert <strong>und</strong><br />
sagt dir, dass du sie vermeiden musst.<br />
Du hast immer das Gefühl, er ist auf der<br />
anderen Seite. In F<strong>in</strong>nland ist der Lehrer<br />
de<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong>, er ist auf de<strong>in</strong>er Seite, er<br />
hilft dir.“ Auch hier treffen wir auf das<br />
Bild der Lehrperson, die die Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler bei ihrem Lernen<br />
begleitet, ihnen vertraut <strong>und</strong> dadurch<br />
Vertrauen zurückbekommt. Vertrauen ist<br />
somit die Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass Lernen<br />
überhaupt stattf<strong>in</strong>den kann – <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der<br />
<strong>und</strong> Jugendliche überhaupt erst gestärkt<br />
werden können.<br />
Rudolf Meraner<br />
Leiter des Bereichs Innovation <strong>und</strong> Beratung<br />
Rudolf.Meraner@schule.suedtirol.it<br />
Dezember 2011<br />
5
Aktuell<br />
Herbsttagung der Führungskräfte<br />
WIE UNTERRICHT GELINGT<br />
In <strong>Südtirol</strong> ist er ke<strong>in</strong> Unbekannter:<br />
Professor Andreas Helmke von der<br />
Universität Koblenz/Landau, der als<br />
wissenschaftlicher Berater zur Teamorientierten<br />
Unterrichtsentwicklung <strong>und</strong><br />
der Web-Plattform „IQES onl<strong>in</strong>e“, zum<br />
Qualitätsrahmen für die <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong><br />
sowie anderen Untersuchungen zum<br />
Unterricht öfters <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong> zu Gast war.<br />
Bei der Tagung stellte er e<strong>in</strong> ergänzendes<br />
Programm zur Unterrichtsdiagnostik<br />
vor: EMU (Evidenzbasierte Methoden der<br />
Unterrichtsdiagnostik <strong>und</strong> -entwicklung).<br />
Schwerpunkt se<strong>in</strong>er Ausführungen war<br />
zunächst die sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>fach kl<strong>in</strong>gende<br />
Frage „Was ist guter Unterricht?“. Für<br />
Helmke gibt es den guten Unterricht<br />
nicht. Vielmehr wählte er aus der Fülle<br />
wissenschaftlicher Untersuchungen <strong>und</strong><br />
der spontanen E<strong>in</strong>schätzung von Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schülern sowie Eltern Gruppen<br />
von Faktoren aus: Voraussetzungen<br />
für Unterricht, direkte <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkte<br />
E<strong>in</strong>flüsse auf Unterricht.<br />
Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Den Rahmen bilden kulturelle <strong>und</strong> regionale<br />
Bed<strong>in</strong>gungen, Schulform, Bildungsgang,<br />
Zusammensetzung der Klasse,<br />
Didaktik, Schul- <strong>und</strong> Klassenklima. Nicht<br />
zu unterschätzen s<strong>in</strong>d der E<strong>in</strong>fluss der<br />
Familie, also der Erziehung, die Bildungsnähe<br />
<strong>und</strong> soziale Schicht. In <strong>Südtirol</strong><br />
haben die PISA-Studien gezeigt, dass es<br />
verhältnismäßig gut gelungen ist, K<strong>in</strong>der<br />
aller Schichten zu fördern. Andererseits<br />
muss die <strong>Schule</strong> vermehrt Erziehungsaufgaben<br />
wahrnehmen <strong>und</strong> darf diese<br />
6 Dezember 2011<br />
Um die Qualität von Unterricht g<strong>in</strong>g es bei der Herbsttagung der<br />
Führungskräfte aus <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong> <strong>und</strong> <strong>Schule</strong> im Oktober 2011 <strong>in</strong><br />
Brixen. Hauptreferent war Andreas Helmke, der Antworten auf die<br />
Frage zu geben versuchte, was „guten Unterricht“ ausmacht.<br />
geme<strong>in</strong>sam mit den Eltern nicht vernachlässigen.<br />
In den westlichen Ländern spielt<br />
die E<strong>in</strong>schätzung des Lernpotenzials der<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Damit fasst man Lernmotivation, Anstrengungsbereitschaft,<br />
Ausdauer, Selbstvertrauen,<br />
Veranlagungen <strong>und</strong> Ähnliches<br />
zusammen. Interessant ist <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang, dass im konfuzianisch<br />
geprägten Teil Asiens die Aussage, X sei<br />
zu wenig begabt, nahezu unbekannt ist.<br />
Hohe Wertschätzung des Lernens <strong>und</strong><br />
der Bildung führt zur E<strong>in</strong>stellung: Wer<br />
sich anstrengt, lernt auch etwas <strong>und</strong> kann<br />
e<strong>in</strong>iges erreichen. Daraus entsteht viel<br />
Zutrauen <strong>in</strong> das Leistungsvermögen der<br />
Lernenden.<br />
E<strong>in</strong>e Voraussetzung dafür, dass Unterricht<br />
überhaupt erst möglich ist, ist das<br />
Schaffen e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Gr<strong>und</strong>lage,<br />
etwa Regeln des Umgangs <strong>und</strong> Verhaltens<br />
<strong>in</strong> der Klasse, die mit Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schülern sowie Eltern vere<strong>in</strong>bart<br />
s<strong>in</strong>d. Regeln s<strong>in</strong>d noch wirksamer, wenn<br />
e<strong>in</strong>ige von ihnen für alle Klassen gleichermaßen<br />
gelten. Hier ist die Schulführungskraft<br />
gefordert.<br />
Direkter E<strong>in</strong>fluss auf das Lernen<br />
Was wirkt direkt auf das Lernen e<strong>in</strong>? Da<br />
s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en Klarheit <strong>und</strong> Strukturierung<br />
des Unterrichts, Konsolidierung,<br />
Sicherung <strong>und</strong> Aktivierung. Ebenso sollte<br />
fachliche Richtigkeit auf dem neuesten<br />
Forschungsstand selbstverständlich<br />
se<strong>in</strong>. Auch die Lehrersprache ist nicht zu<br />
unterschätzen: Aussprache, syntaktische<br />
Vollständigkeit, ke<strong>in</strong>e Floskeln, Laut-<br />
stärke <strong>und</strong> anderes mehr spielen e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle. Die Schulbaurichtl<strong>in</strong>ien<br />
sehen nur für die Gr<strong>und</strong>schule bestimmte<br />
Schalleigenschaften von Klassenzimmern<br />
vor – das wäre <strong>in</strong> allen <strong>Schule</strong>n<br />
dr<strong>in</strong>gend notwendig! Interessant ist die<br />
richtige Dosierung des sche<strong>in</strong>baren<br />
Gegensatzpaares Klarheit-Unklarheit,<br />
weil Unklarheiten Fragen der Lernenden<br />
anstoßen, neugierig machen, zum<br />
Gespräch untere<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> mit der<br />
Lehrperson führen. Üben <strong>und</strong> Vertiefen<br />
hat im S<strong>in</strong>ne geistlosen Paukens zu<br />
verbreiteten Missverständnissen geführt.<br />
Unbestritten ist, dass gewisse Gr<strong>und</strong><strong>in</strong>halte<br />
<strong>und</strong> Fertigkeiten automatisiert werden<br />
müssen, das E<strong>in</strong>male<strong>in</strong>s beispielsweise.<br />
Intelligent üben kann man nicht<br />
oft genug, mit Transfer von Lern<strong>in</strong>halten,<br />
mit Üben auf e<strong>in</strong>er höheren Stufe als<br />
Problemlösen, mit dem Übertragen von<br />
Inhalten auf andere Fachbereiche. Mit<br />
Aktivierung ist die Selbststeuerung der<br />
Lernenden geme<strong>in</strong>t, stark unterstützt<br />
durch Visualisierung, durch Nachdenken<br />
über das Lernen <strong>und</strong> Auswerten des<br />
Lernens, durch aktivierende Lernszenarien.<br />
Es sollte ke<strong>in</strong>e „Osterhasen-<br />
Pädagogik“ geben, die dadurch gekennzeichnet<br />
ist, dass die Lehrperson das<br />
Wissen versteckt, Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schüler es suchen müssen, etwa durch<br />
fragend-entwickelnde Engführung auf<br />
e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen richtigen Begriff h<strong>in</strong>, was<br />
zugleich alle anderen Schülerbeiträge<br />
abwertet <strong>und</strong> als Ablenkung e<strong>in</strong>stuft.<br />
Das „passive Vernehmen der Stimme<br />
des Lehrers tut dem Gehirn des Schülers
nicht gut“, me<strong>in</strong>t dazu der Psychiater<br />
<strong>und</strong> Neurowissenschaftler Manfred<br />
Spitzer. Lernende müssten hören, lesen,<br />
selber zeigen, handeln, auf andere Fälle<br />
übertragen – das verankere Kenntnisse,<br />
statt sie im Gehirn abzulagern. Die<br />
Unterrichtszeit sollte für das Lernen<br />
genutzt werden, statt des weit verbreiteten<br />
„Ich lerne daheim!“.<br />
Indirekt bee<strong>in</strong>flussen<br />
Lernen kann auch <strong>in</strong>direkt bee<strong>in</strong>flusst<br />
werden, etwa <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>e positive Gr<strong>und</strong>stimmung<br />
verbreitet wird: Ich traue euch<br />
zu, dass ihr das lernt, ihr könnt darauf<br />
vertrauen, dass ich euch dabei helfe.<br />
Auch durch den Aufbau e<strong>in</strong>er guten<br />
Beziehung zu den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schülern kann die Unterrichtsqualität<br />
erhöht werden. So kann die Lehrperson<br />
als Gastgeber<strong>in</strong> wirken, wenn sie<br />
vor Unterrichtsbeg<strong>in</strong>n im Raum ist, die<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler begrüßt <strong>und</strong><br />
alles für die St<strong>und</strong>e vorbereitet hat.<br />
Was können wir tun, um die Unterrichtsqualität zu steigern?<br />
Fehler s<strong>in</strong>d Lernchancen auf dem Weg<br />
zum Richtigen. Die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schüler sollten Zeit zum Denken haben,<br />
Leistung <strong>und</strong> Wertschätzung sollten<br />
entkoppelt werden. Aus den genannten<br />
Pr<strong>in</strong>zipien, die nicht als Rezepte aufzufassen<br />
s<strong>in</strong>d, lassen sich viele praktische<br />
H<strong>in</strong>weise <strong>und</strong> Methoden für den Unterricht<br />
ableiten.<br />
Nach e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Schule</strong> oder e<strong>in</strong>er Klasse müssen<br />
Qualitätsschwerpunkte gesetzt werden,<br />
um die <strong>Schule</strong> weiterzuentwickeln. Die<br />
genannten Merkmale sollten <strong>in</strong> guter<br />
Ausgewogenheit vorkommen. Laut<br />
Andreas <strong>und</strong> Tuyet Helmke kann EMU<br />
die Schritte zu mehr Qualität begleiten,<br />
weil es als Werkzeug für Gespräche über<br />
Unterricht <strong>und</strong> als Instrument für gegenseitiges<br />
Lernen im wertungsfreien Raum<br />
dient. E<strong>in</strong> modularer Aufbau gewährleistet<br />
Zugriff auf ausgewählte Bereiche,<br />
die Triangulation gewährleistet sichere<br />
Aussagen über den Unterricht <strong>und</strong> hilft<br />
der Selbste<strong>in</strong>schätzung der Lehrkraft.<br />
In angeregten Gruppendiskussionen<br />
überlegten die Schulführungskräfte, was<br />
sie tun könnten, um die Unterrichtsqualität<br />
zu fördern. Die erörterten Schritte<br />
lassen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Schwerpunkten<br />
zusammenfassen: Information über<br />
Qualitätsmerkmale <strong>und</strong> unterstützende<br />
Instrumente; Gespräche über Unterricht<br />
als wiederkehrende Inhalte von Konferenzen,<br />
Sitzungen, Gesprächen, Fortbildung<br />
<strong>und</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g; Förderung von Unterrichtsbesuchen<br />
<strong>und</strong> nachbereitenden Gesprächen;<br />
Lernen von guten Beispielen;<br />
Sichtbarmachen von Entwicklungsfortschritten<br />
der gesamten <strong>Schule</strong> im Bereich<br />
Unterrichtsqualität <strong>und</strong> Verankerung im<br />
Schulprogramm; E<strong>in</strong>fordern e<strong>in</strong>es zunehmenden<br />
Grades an Verb<strong>in</strong>dlichkeit.<br />
Veronika Rieder<br />
Direktor<strong>in</strong> der Fachoberschule für Tourismus <strong>und</strong> Biotechnologie<br />
Meran „Marie Curie“ <strong>und</strong> Tagungsleiter<strong>in</strong><br />
Veronika.Rieder@schule.suedtirol.it<br />
Herbsttagung 2011<br />
<strong>in</strong> Brixen<br />
Die Direktor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Direktoren des<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>s <strong>und</strong> aller Schulstufen<br />
trafen sich am 18. <strong>und</strong> 19. Oktober<br />
2011 zur jährlichen Herbsttagung im<br />
Sozialwissenschaftlichen Gymnasium<br />
„Josef Gasser“ <strong>in</strong> Brixen. Neben<br />
dem Tagungsschwerpunkt zu den<br />
Merkmalen guten Unterrichts standen<br />
Themen wie die Vere<strong>in</strong>heitlichung des<br />
Schulkalenders, die Zusammenarbeit<br />
der <strong>Schule</strong>n mit den Jugendverbänden<br />
<strong>und</strong> die Auszeichnung „ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />
<strong>Schule</strong>“ auf dem Programm.<br />
Die Tagung leiteten Simon Raffe<strong>in</strong>er<br />
<strong>und</strong> Veronika Rieder.<br />
Dezember 2011<br />
7
Aktuell<br />
<strong>Schule</strong>, K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendorganisationen<br />
’S JUNGE EHRENAMT<br />
Der <strong>Südtirol</strong>er Jugendr<strong>in</strong>g (SJR) hat bei der Herbsttagung der<br />
Führungskräfte der K<strong>in</strong>dergärten <strong>und</strong> <strong>Schule</strong>n die „Ehrenamtskampagne<br />
fürs junge Ehrenamt“ vorgestellt. Wichtigstes<br />
Anliegen: mehr Kooperation zwischen der <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> den<br />
K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendorganisationen.<br />
Immer wieder hat man <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Monaten <strong>in</strong> den Medien Berichte<br />
über die „Ehrenamtskampagne fürs junge<br />
Ehrenamt“ gehört. Was h<strong>in</strong>ter dieser<br />
Kampagne steckt <strong>und</strong> warum sie gerade<br />
für <strong>Schule</strong>n sehr wichtig ist, haben<br />
Vertreter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vertreter des <strong>Südtirol</strong>er<br />
Jugendr<strong>in</strong>gs den Führungskräften<br />
aus <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong> <strong>und</strong> <strong>Schule</strong> bei ihrer<br />
Tagung am 18. Oktober 2011 erklärt. „Mit<br />
der Ehrenamtskampagne soll auch die<br />
Kooperation der K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendorganisationen<br />
mit den <strong>Schule</strong>n verstärkt<br />
werden“, erläuterte Igor Guizzardi, Vorsitzender<br />
im SJR. Zudem sollte aufgezeigt<br />
werden, welche wertvollen Kompetenzen<br />
junge Menschen durch ihre ehrenamtlichen<br />
Tätigkeiten erwerben können:<br />
„Führungskompetenzen, die Leitung von<br />
Sitzungen, die Organisation von Veranstaltungen,<br />
Teamarbeit <strong>und</strong> vieles andere<br />
mehr wird gerade im Ehrenamt erlernt“,<br />
so Guizzardi.<br />
Entwickelt wurde die Kampagne, der<br />
das Motto „Come together – 's junge<br />
Ehrenamt“ zugr<strong>und</strong>e liegt, vom <strong>Südtirol</strong>er<br />
Jugendr<strong>in</strong>g geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>en<br />
Mitgliedsorganisationen. Die Kampagne<br />
besteht aus mehreren Bauste<strong>in</strong>en:<br />
f<strong>und</strong>ierte Weiterbildungsangebote für<br />
junge Ehrenamtliche, Kooperationen<br />
mit <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft, Sensibilisierung<br />
der Öffentlichkeit durch Plakate,<br />
die auch <strong>in</strong> den Oberschulen zu sehen<br />
s<strong>in</strong>d, Erhebung zum Stand des jungen<br />
Ehrenamts <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong> <strong>und</strong> anderes mehr<br />
(siehe dazu http://ehrenamt.jugendr<strong>in</strong>g.<br />
it). Unterstützt wird die Ehrenamtskampagne<br />
durch den Sonderfonds für die<br />
ehrenamtliche Tätigkeit sowie durch die<br />
Abteilung Präsidium – Amt für Kabi-<br />
8 Dezember 2011<br />
nettsangelegenheiten der <strong>Südtirol</strong>er<br />
Landesregierung.<br />
Erwartungen <strong>und</strong> Wünsche<br />
Der SJR erhofft sich von den <strong>Schule</strong>n vor<br />
allem Folgendes:<br />
Kooperation mit Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Mittelschulen<br />
• Verständnis für das junge Ehrenamt<br />
• Anerkennung des nicht formalen<br />
Lernens<br />
• Kooperationspartner für Projekte (Aktive<br />
Pause, Zirkuswochen)<br />
• Bekanntmachen von Initiativen <strong>und</strong><br />
Projekten über die <strong>Schule</strong>n<br />
• Bekanntmachen von Vere<strong>in</strong>en über die<br />
<strong>Schule</strong>n (offener Tag der Vere<strong>in</strong>e)<br />
• Austausch <strong>und</strong> Kooperation zwischen<br />
<strong>Schule</strong>n <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>en<br />
Kooperation mit Oberschulen<br />
• Verständnis für das junge Ehrenamt<br />
(bei Zeitversäumnis für Aus- <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>schaften fürs Leben –<br />
E<strong>in</strong>e Initiative des <strong>Südtirol</strong>er Jugendr<strong>in</strong>gs<br />
zum Europäischen Jahr des Ehrenamts powered by:<br />
mach mit!<br />
www.jugendr<strong>in</strong>g.it<br />
Weiterbildung)<br />
• Anerkennung des nicht formalen<br />
Lernens<br />
• Kooperationspartner (für Weiterbildung,<br />
Projekte)<br />
• Bekanntmachen von Initiativen <strong>und</strong><br />
Projekten über die <strong>Schule</strong>n<br />
• Mittragen der Ehrenamtskampagne für<br />
das junge Ehrenamt<br />
• Anrechnen der ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
bei „Matura“-Punkten<br />
Igor Guizzardi, SJR-Vorsitzender<br />
Michael Peer, SJR-Geschäftsführer<br />
<strong>in</strong>fo@jugendr<strong>in</strong>g.it<br />
Mitgliedsorganisationen<br />
des <strong>Südtirol</strong>er Jugendr<strong>in</strong>gs<br />
• Alpenvere<strong>in</strong>sjugend <strong>Südtirol</strong><br />
(AVS-Jugend)<br />
• Junge Generation <strong>in</strong> der SVP (JG)<br />
• Katholische Jungschar <strong>Südtirol</strong>s<br />
(KJS)<br />
• Kolp<strong>in</strong>gjugend (KJ)<br />
• <strong>Südtirol</strong>er Bauernjugend (SBJ)<br />
• <strong>Südtirol</strong>er Pfadf<strong>in</strong>der (SP)<br />
• <strong>Südtirol</strong>s Katholische Jugend (SKJ)<br />
• Vere<strong>in</strong> Animativa (Vere<strong>in</strong> zur<br />
Förderung der Zirkuskunst)<br />
• Vere<strong>in</strong> für K<strong>in</strong>derspielplätze &<br />
Erholung (VKE)<br />
• Weißkreuzjugend (WKJ)<br />
• Junge Grüne (Beobachterstatus)<br />
• KVW-Live (Beobachterstatus)<br />
• ASGB-Jugend (Beobachterstatus)<br />
Zur Förderung e<strong>in</strong>er guten<br />
Zusammenarbeit zwischen <strong>Schule</strong> <strong>und</strong><br />
K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendorganisationen<br />
bietet der <strong>Südtirol</strong>er Jugendr<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>e<br />
Unterstützung an: Tel. 0471 060430,<br />
<strong>in</strong>fo@jugendr<strong>in</strong>g.it
Thema<br />
Bilder von<br />
Unterricht<br />
ZEHN MERKMALE<br />
GUTEN UNTERRICHTS<br />
1. Effiziente Klassenführung <strong>und</strong> Zeitnutzung<br />
2. Lernförderliches Unterrichtsklima<br />
3. Vielfältige Motivierung<br />
4. Strukturiertheit <strong>und</strong> Klarheit<br />
5. Wirkungs- <strong>und</strong> Kompetenzorientierung<br />
6. Schüler<strong>in</strong>nen- <strong>und</strong> Schülerorientierung, Unterstützung<br />
7. Förderung aktiven, selbstständigen Lernens<br />
8. Angemessene Variation von Methoden <strong>und</strong> Sozialformen<br />
9. Konsolidierung, Sicherung, <strong>in</strong>telligentes Üben<br />
10. Passung<br />
www.iqesonl<strong>in</strong>e.net<br />
nach Andreas Helmke<br />
Unterrichtsqualität: Erfassen, Bewerten, Verbessern. Seelze, 2004 (3. Auflage).<br />
Dezember 2011<br />
9
Thema<br />
Externe Evaluation <strong>und</strong> Qualitätsrahmen<br />
UNTERRICHTSQUALITÄT<br />
ERFASSEN<br />
Mit ihrem „Qualitätsrahmen für die deutsche <strong>Schule</strong>“ hat die<br />
Evaluationsstelle e<strong>in</strong>en überschaubaren Katalog von Kriterien<br />
guten Unterrichts zusammengestellt, der auf möglichst viele<br />
Unterrichtssituationen <strong>und</strong> alle Schultypen anwendbar ist.<br />
Dass Unterrichtsqualität unter den<br />
Merkmalen e<strong>in</strong>er guten <strong>Schule</strong> den<br />
wohl entscheidenden Maßstab darstellt,<br />
darüber dürften kaum Zweifel bestehen.<br />
Doch was guter Unterricht ist, ist<br />
sicherlich nicht mit derselben E<strong>in</strong>deutigkeit<br />
zu beantworten. Externe Evaluation,<br />
die nicht anders als die <strong>in</strong>terne, dazu<br />
berufen ist, Unterrichtsqualität auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage weith<strong>in</strong> geteilter <strong>und</strong> transparenter<br />
Kriterien zu erheben, wird jedoch<br />
um e<strong>in</strong>e Antwort auf diese Frage nicht<br />
herumkommen. Sie wird entscheiden<br />
müssen, woran man guten Unterricht<br />
erkennen kann, selbst wenn sie nicht<br />
erschöpfend oder def<strong>in</strong>itiv se<strong>in</strong> kann. In<br />
e<strong>in</strong>em zweiten Schritt stellt sich dann die<br />
Frage, auf welche Weise <strong>und</strong> mit welchen<br />
Instrumenten Unterrichtsqualität erfasst<br />
werden kann, wobei der Aufwand an Zeit<br />
<strong>und</strong> Mitteln <strong>in</strong> möglichst engen Grenzen<br />
zu halten ist.<br />
Woran Unterricht gemessen wird<br />
Die neuere Unterrichtsforschung hat –<br />
vor allem durch die Arbeiten von Hilbert<br />
Meyer <strong>und</strong> Andreas Helmke – empirisch<br />
gesicherte Gr<strong>und</strong>lagen erarbeitet, die<br />
zeigen, worauf es bei e<strong>in</strong>em guten<br />
Unterricht ankommt. Dass man dabei<br />
auf e<strong>in</strong>ige überraschende Sichtweisen<br />
stößt, überwiegend jedoch Merkmale<br />
hervorgehoben werden, die e<strong>in</strong>em <strong>in</strong><br />
der e<strong>in</strong>en oder anderen Weise vertraut<br />
s<strong>in</strong>d, sei nur am Rande bemerkt.<br />
Verschiedene „Orientierungsrahmen<br />
zur Schulqualität“ zahlreicher Länder<br />
<strong>und</strong> Organisationen bieten <strong>in</strong> Fülle<br />
Anschauungsmaterial dafür, wie<br />
Unterrichtsqualität begrifflich unter-<br />
10 Dezember 2011<br />
schiedlich gefasst werden kann <strong>und</strong> wie<br />
man doch immer wieder auf dieselben<br />
Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien zurückkommt. Er soll<br />
konkret genug se<strong>in</strong>, um die Ziele e<strong>in</strong>es<br />
zeitgemäßen Unterrichts wie auch die<br />
Erwartungen der Gesellschaft, der Eltern<br />
<strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler klar<br />
zu formulieren, aber auch so offen, dass<br />
dadurch nicht die didaktische Autonomie<br />
der <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> die Lehrfreiheit e<strong>in</strong>geschränkt<br />
werden. Von diesen Merkmalen,<br />
die auch im Austausch mit Vertretern<br />
der Schulwelt entstanden s<strong>in</strong>d, beziehen<br />
sich sieben auf die Unterrichtsprozesse,<br />
e<strong>in</strong> weiteres auf die Ergebnisse des<br />
Unterrichts. Wie man erkennen kann,<br />
s<strong>in</strong>d die Merkmale weitgehend neutral<br />
formuliert, sie zeigen aber deutlich die<br />
Eckpunkte, an denen Unterrichtsqualität<br />
gemessen werden soll.<br />
Um Aussagen über die Unterrichtsqualität<br />
treffen zu können, ist es jedoch nötig,<br />
deutlich die Ansprüche zu klären, die<br />
man an e<strong>in</strong>en guten Unterricht zu stellen<br />
gedenkt. Deshalb müssen die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Merkmale bestimmt <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlich ausgeführt<br />
werden. Dies geschieht dadurch,<br />
dass Abb1 Teilmerkmale oder Indikatoren, wie<br />
Vermittlung von Sach- <strong>und</strong> Fachkompetenzen<br />
Vermittlung überfachlicher Qualifikationen<br />
Lernformen <strong>und</strong> Lehrmethoden<br />
Individuelle Förderung<br />
Beratung <strong>und</strong> Beurteilung<br />
Lernklima<br />
Lernmittel <strong>und</strong> Lernumgebung<br />
Ergebnisse<br />
Merkmale guten Unterrichts nach dem Qualitätsrahmen<br />
Abb2<br />
Vermittlung von Sach- <strong>und</strong> Fachkompetenzen<br />
immer man sie nennen mag, festgelegt<br />
werden.<br />
Welche Instrumente s<strong>in</strong>d geeignet,<br />
Unterrichtsqualität so zu erfassen, dass<br />
die gewonnenen Ergebnisse objektiv <strong>und</strong><br />
zuverlässig s<strong>in</strong>d?<br />
E<strong>in</strong> probates Mittel der<br />
Evaluation: der Fragebogen<br />
Für die externe, aber auch für die <strong>in</strong>terne<br />
Evaluation des Unterrichts bieten sich<br />
zwei Methoden an, die am besten im<br />
Verb<strong>und</strong> e<strong>in</strong>gesetzt werden, da sie <strong>in</strong> der<br />
Lage s<strong>in</strong>d, die Schwächen der jeweils<br />
anderen zu ergänzen. Durch e<strong>in</strong>en an<br />
Lehrpersonen, Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
sowie Eltern gerichteten Fragebogen<br />
erhält man die E<strong>in</strong>schätzungen der unmittelbar<br />
oder vermittelt am schulischen<br />
Geschehen Beteiligten. Dadurch, dass<br />
man e<strong>in</strong>en großen Personenkreis <strong>in</strong> die<br />
Befragung e<strong>in</strong>beziehen kann, erreicht<br />
man e<strong>in</strong>e hohe Repräsentativität. Mithilfe<br />
entsprechend formulierter Items werden<br />
die folgenden Teilmerkmale des Unterrichts<br />
erfasst.<br />
Der Vorteil <strong>und</strong> der Nutzen dieser Methode<br />
s<strong>in</strong>d, da alle Beteiligten mithilfe<br />
derselben Items<br />
befragt werden,<br />
die hohe Repräsentativität<br />
der<br />
Ergebnisse <strong>und</strong><br />
ihre Vergleichbarkeit.<br />
Es lassen sich<br />
nicht nur die Daten<br />
zwischen verschiedenenFachrichtungen,Schulstellen<br />
oder <strong>Schule</strong>n
1<br />
Vermittlung von Sach- <strong>und</strong> Fachkompetenzen<br />
Vermittlung überfachlicher Qualifikationen<br />
Lernformen <strong>und</strong> Lehrmethoden<br />
Individuelle Förderung<br />
Beratung <strong>und</strong> Beurteilung<br />
Lernklima<br />
vergleichen, sondern man kann auch<br />
Lernmittel <strong>und</strong> Lernumgebung<br />
die E<strong>in</strong>schätzungen der Eltern, Lehr-<br />
Ergebnisse<br />
personen <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
e<strong>in</strong>ander gegenüberstellen, um gegensätzliche<br />
Sichtweisen zu verdeutlichen.<br />
2<br />
Wenn man die Ergebnisse der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Vermittlung von Sach- <strong>und</strong> Fachkompetenzen<br />
•Angemessene Lernansprüche<br />
•Gutes fachliches Niveau<br />
•Inhalte auf aktuellem Stand<br />
•E<strong>in</strong>gehen auf Schüler<strong>in</strong>teressen<br />
•Strukturierter Unterricht<br />
Vermittlung überfachlicher Qualifikationen<br />
•Erziehung zur Selbstständigkeit<br />
•Erziehung zur Teamfähigkeit<br />
•Verbesserung der Computerkompetenz<br />
Lernformen <strong>und</strong> Lehrmethoden<br />
•Vielfalt der Lernformen<br />
•Eigenverantwortliches Arbeiten<br />
•Gestaltung der Pflichtquote<br />
Individuelle Förderung<br />
•Unterstützung bei Lernrückständen<br />
•Fördern von Begabungen<br />
•Regelmäßiges Differenzieren<br />
Beratung <strong>und</strong> Beurteilung<br />
•Individuelle Lernbegleitung<br />
•Regelmäßiges <strong>und</strong> transparentes Feedback<br />
•Gebotene Aufholmöglichkeiten<br />
•Abgestimmte Bewertungsmaßstäbe<br />
•Transparente Leistungsfeststellung<br />
•Zeitgerechte Korrektur<br />
Lernklima<br />
•Geeigneter Umgang mit Störungen<br />
•Gegenseitiger Respekt im Unterricht<br />
•Kont<strong>in</strong>uität<br />
•Angemessenes Hausaufgabenpensum<br />
•Positive Lerne<strong>in</strong>stellung<br />
•Lehrkräfte arbeiten an geme<strong>in</strong>samen Zielen<br />
•Gute Klassenführung<br />
Lernmittel <strong>und</strong> Lernumgebung<br />
•Nutzung der Ausstattung<br />
•Geeignetes Lernmaterial<br />
Ergebnisse<br />
•Fachliche Leistungen<br />
•Erzieherische Wirkungen<br />
•Gesamtzufriedenheit<br />
Mit Fragebogen erhobene Teilmerkmale<br />
Abb3<br />
Raster für die Unterrichtsbeobachtung<br />
Gruppen zusammenlegt, <strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong>en<br />
Durchschnitt berechnet, erhält man<br />
e<strong>in</strong>e gruppenübergreifende E<strong>in</strong>schätzung<br />
der Qualitätsmerkmale.<br />
E<strong>in</strong>e neutrale Sichtweise:<br />
die Unterrichtsbeobachtung<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist die Fragebogenmethode<br />
nicht dazu angetan, alle Qualitätsmerkmale<br />
adäquat zu erfassen. Es ist<br />
außerdem wichtig, zu E<strong>in</strong>schätzungen<br />
zu gelangen, die nicht ausschließlich<br />
durch die Perspektive der Beteiligten<br />
geprägt s<strong>in</strong>d, sondern e<strong>in</strong>e neutrale Sicht<br />
gewährleisten. Dazu wird die Methode<br />
der Unterrichtsbeobachtung angewandt,<br />
die <strong>in</strong> Form von vergleichsweise kurzen,<br />
aber möglichst zahlreichen Klassenbesuchen<br />
umgesetzt wird. Zweck der<br />
Unterrichtsbeobachtung ist es aber weiterh<strong>in</strong>,<br />
den Unterricht <strong>in</strong> der gesamten<br />
Literaturnachweis<br />
<strong>Schule</strong> beschreibbar zu machen, nicht<br />
der jeweiligen Klasse. Deshalb bedarf es<br />
auch hier klarer Kriterien, die für (fast)<br />
jede Form des Unterrichts anwendbar<br />
s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> zudem <strong>in</strong> der verfügbaren Zeit<br />
erfassbar s<strong>in</strong>d, um die Ergebnisse der<br />
E<strong>in</strong>zelbeobachtungen zu e<strong>in</strong>em Gesamtbild<br />
zusammenfügen zu können. Für den<br />
Klassenbesuch wurde das obige Raster<br />
zusammengestellt, mit dem die Beobachtungen<br />
festgehalten werden können.<br />
Der offensichtliche Schematismus dieses<br />
Rasters ist im Bestreben begründet,<br />
Ergebnisse zu erhalten, die möglichst<br />
unabhängig von der Subjektivität der<br />
Betrachter<strong>in</strong> <strong>und</strong> des Beobachters s<strong>in</strong>d<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e statistische Ausarbeitung <strong>und</strong><br />
Darstellung zu ermöglichen.<br />
Bernhard Hölzl, Evaluationsstelle für die deutsche<br />
<strong>Schule</strong>, Bernhard.Hoelzl@schule.suedtirol.it<br />
• Andreas Helmke, Unterrichtsqualität <strong>und</strong> Lehrerprofessionalität. Diagnose,<br />
Evaluation <strong>und</strong> Verbesserung des Unterrichts. Seelze, Kallmeyer Verlag, 2008<br />
• Hilbert Meyer, Was ist guter Unterricht? Berl<strong>in</strong>, Cornelsen Scriptor Verlag, 2004.<br />
• Beispiele zu Orientierungsrahmen: How good is our school? The Journey<br />
to Excellence; HM Inspectorate of Education, Schottland. Kwaliteistskaart<br />
(Toezichtkaart); M<strong>in</strong>isterie van Onderwijs, Cultuur en Wetenschap, Niederlande.<br />
Wie gut ist unsere <strong>Schule</strong>? Bertelsmann Stiftung, Deutschland. Qualität <strong>in</strong><br />
der <strong>Schule</strong> (QIS); BMUKK, Österreich. Orientierungsrahmen Schulqualität;<br />
Kultusm<strong>in</strong>isterium Niedersachsen <strong>und</strong> viele andere<br />
Dezember 2011<br />
11
Thema<br />
Unterrichtsdiagnostik<br />
EINE FRAGE<br />
DER PERSPEKTIVE<br />
E<strong>in</strong> neu entwickeltes Verfahren zur Unterrichtsdiagnostik stellten<br />
Andreas <strong>und</strong> Tuyet Helmke bei der Herbsttagung der Führungskräfte<br />
der K<strong>in</strong>dergärten <strong>und</strong> <strong>Schule</strong>n im Oktober 2011 <strong>in</strong> Brixen vor. Für<br />
INFO haben sie die „Evidenzbasierten Methoden der Unterrichtsdiagnostik<br />
<strong>und</strong> -entwicklung“, kurz EMU, näher beschrieben.<br />
Das Ziel von EMU ist es,<br />
• Stärken <strong>und</strong> Schwächen des eigenen<br />
Unterrichts zu erkennen, um ihn auf<br />
empirischer Gr<strong>und</strong>lage gezielt weiterzuentwickeln;<br />
• eigene implizite Theorien des Lehrens<br />
<strong>und</strong> Lernens explizit zu machen <strong>und</strong><br />
bl<strong>in</strong>de Flecken bei der Unterrichtswahrnehmung<br />
zu erkennen;<br />
• den Unterricht mit den Augen der<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler zu betrachten<br />
<strong>und</strong> für Heterogenität <strong>in</strong>nerhalb der<br />
Klasse zu sensibilisieren;<br />
• durch wechselseitige Hospitation im<br />
Tandem den kollegialen Austausch<br />
über Unterricht im bewertungsfreien<br />
Raum anzuregen;<br />
• durch die Öffnung der Klassenzimmertüren<br />
e<strong>in</strong>en Beitrag zur <strong>in</strong>nerschulischen<br />
Kooperationskultur zu leisten.<br />
Wieso Diagnostik?<br />
Viele verb<strong>in</strong>den mit dem Begriff Diagnostik<br />
die Mediz<strong>in</strong>. Diagnostizieren bedeutet<br />
jedoch ursprünglich – unabhängig vom<br />
Gegenstand – die e<strong>in</strong>deutige Zuordnung<br />
von Phänomenen zu Kategorien. Die dafür<br />
verwendeten Mess<strong>in</strong>strumente müssen<br />
bestimmten methodischen Standards<br />
<strong>und</strong> Gütekriterien genügen. Insbesondere<br />
muss ihre Auswahl forschungsbasiert<br />
se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> die Instrumente müssen empirisch<br />
überprüft worden se<strong>in</strong>.<br />
Warum ist Unterrichtsdiagnostik<br />
nötig?<br />
Wie die videobasierte Unterrichtsfor-<br />
12 Dezember 2011<br />
schung gezeigt hat, reicht e<strong>in</strong>e Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />
durch die unterrichtende<br />
Lehrperson nicht aus: Erstens ist diese<br />
angesichts der Komplexität des Unterrichtsgeschehens<br />
<strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Kapazitätsbelastung nur schwer<br />
möglich, <strong>und</strong> zweitens gibt es bl<strong>in</strong>de<br />
Flecken, derer man sich oft gar nicht<br />
bewusst ist. Daher ist e<strong>in</strong>e Außensicht,<br />
e<strong>in</strong> „fremder Blick“ auf den Unterricht<br />
für dessen gezielte Weiterentwicklung<br />
unabd<strong>in</strong>gbar. EMU stellt hierzu Fragebögen<br />
zu Merkmalen der Unterrichtsqualität<br />
bereit, die den Unterricht e<strong>in</strong>er<br />
konkreten St<strong>und</strong>e aus verschiedenen<br />
Perspektiven (unterrichtende Lehrkraft,<br />
hospitierende Kolleg<strong>in</strong> oder hospitierender<br />
Kollege, Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
der unterrichteten Klasse) erfassen.<br />
E<strong>in</strong>ige Merkmale von EMU<br />
Das Verfahren zur Unterrichsdiagnostik<br />
EMU<br />
• kann kostenlos genutzt werden; die<br />
Nutzung ist mit ke<strong>in</strong>erlei Verpflichtungen<br />
verb<strong>und</strong>en.<br />
• ist selbsterklärend <strong>und</strong> erfordert ke<strong>in</strong>e<br />
externen Spezialisten, ke<strong>in</strong> Zusatzstudium.<br />
• ist modular aufgebaut <strong>und</strong> bietet viele<br />
E<strong>in</strong>stiegsmöglichkeiten.<br />
• kann ungeh<strong>in</strong>dert, das heißt ohne Registrierung,<br />
Passwort <strong>und</strong> Anmeldung<br />
heruntergeladen werden.<br />
• ist e<strong>in</strong> „lernendes Programm“ <strong>und</strong><br />
wird daher ständig verbessert <strong>und</strong><br />
erweitert.<br />
• wird seit der Freischaltung im Januar<br />
2011 <strong>in</strong>tensiv genutzt: Es wurde<br />
seitdem <strong>in</strong> 38 Ländern der Welt – über<br />
27.000-mal heruntergeladen (Stand:<br />
November 2011).<br />
Referenzzeitraum <strong>und</strong><br />
Gegenstandsbereich<br />
Referenzzeitraum ist – anders als<br />
bei vielen Instrumenten der externen<br />
Evaluation – nicht das gesamte<br />
Schuljahr, sondern e<strong>in</strong>e konkrete<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>e. Dies macht die<br />
Selbstbeurteilung des eigenen Unterrichts<br />
anschlussfähig an die Sichtweisen<br />
e<strong>in</strong>er hospitierenden Lehrperson<br />
(Individualfeedback) <strong>und</strong> der Klasse<br />
(Schülerfeedback).<br />
Inhaltlich geht es um vier klassische<br />
Bereiche fachübergreifender Unterrichtsqualität:<br />
(1) effiziente Klassenführung,<br />
(2) lernförderliches Klima <strong>und</strong><br />
Motivierung, (3) Klarheit <strong>und</strong> Strukturiertheit<br />
sowie (4) Kognitive Aktivierung,<br />
ergänzt um (5) e<strong>in</strong>en Bilanzbereich,<br />
das heißt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung der<br />
St<strong>und</strong>e <strong>in</strong> emotionaler (Wohlfühlen),<br />
motivationaler (Interessantheit) <strong>und</strong><br />
kognitiver H<strong>in</strong>sicht (Lernertrag). Dieser<br />
Basisbereich wird ergänzt durch<br />
Zusatzbereiche (Kognitive Aktivierung,<br />
Qualität der Gruppenarbeit, Umgang<br />
mit Vielfalt, kompetenzorientierter<br />
Unterricht, fachliche <strong>und</strong> fachdidaktische<br />
Qualität, Lehrersprache). Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus können eigene Items für den<br />
Zusatzbereich entwickelt werden.
Lehrerfragebogen Kollegenfragebogen Schülerfragebogen<br />
Die Schüler/<strong>in</strong>nen konnten<br />
ungestört arbeiten.<br />
Wenn ich e<strong>in</strong>e Frage<br />
gestellt habe, hatten die<br />
Schüler/<strong>in</strong>nen ausreichend<br />
Zeit zum Nachdenken.<br />
Ich habe die Lernziele<br />
dieser Unterrichtsst<strong>und</strong>e<br />
erreicht.<br />
Perspektivenabgleich<br />
<strong>und</strong> Reflexion<br />
Jede der drei Perspektiven hat ihre Stärken<br />
<strong>und</strong> Schwächen. Im Kern der Unterrichtsdiagnostik<br />
steht daher e<strong>in</strong> Abgleich<br />
dieser Sichtweisen als Gr<strong>und</strong>lage für<br />
geme<strong>in</strong>same Reflexion <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
Verabredung von Maßnahmen der<br />
Weiterentwicklung des Unterrichts. E<strong>in</strong>e<br />
speziell für EMU entwickelte Software<br />
ermöglicht die Datene<strong>in</strong>gabe <strong>und</strong> visualisiert<br />
auf Knopfdruck die Ergebnisse.<br />
Der kollegiale Reflexionsprozess erfolgt<br />
bei EMU <strong>in</strong> Gestalt von Tandems, die auf<br />
Augenhöhe <strong>und</strong> im bewertungsfreien<br />
Raum agieren. Das Tandempr<strong>in</strong>zip ist<br />
nach unseren Erfahrungen mit EMU der<br />
Schlüssel für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Unter-<br />
Die Schüler/<strong>in</strong>nen konnten<br />
ungestört arbeiten.<br />
Wenn die Kolleg<strong>in</strong>/der<br />
Kollege e<strong>in</strong>e Frage gestellt<br />
hat, hatten die Schüler/<strong>in</strong>nen<br />
ausreichend Zeit zum<br />
Nachdenken.<br />
Die Kolleg<strong>in</strong>/der Kollege<br />
hat die Lernziele dieser<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>e<br />
erreicht.<br />
Die Übersicht veranschaulicht anhand von drei Beispiel-Items<br />
das Pr<strong>in</strong>zip des Abgleichs.<br />
Ich konnte <strong>in</strong> dieser Unterrichtsst<strong>und</strong>e<br />
ungestört<br />
arbeiten.<br />
Wenn die Lehrer<strong>in</strong>/der<br />
Lehrer <strong>in</strong> dieser Unterrichtst<strong>und</strong>e<br />
e<strong>in</strong>e Frage<br />
gestellt hat, hatte ich<br />
ausreichend Zeit zum<br />
Nachdenken.<br />
Ich habe <strong>in</strong> dieser Unterrichtsst<strong>und</strong>e<br />
etwas<br />
dazugelernt.<br />
richtsentwicklung. Ergebnis e<strong>in</strong>es solchen<br />
Austauschs kann die Verabredung<br />
spezifischer Veränderungen se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er folgenden Unterrichtsphase umgesetzt<br />
<strong>und</strong> anschließend durch e<strong>in</strong>e erneut<br />
durchgeführte Unterrichtsdiagnostik<br />
evaluiert werden können. Im Idealfall<br />
ist EMU e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong> umfassendes<br />
<strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierliches Programm der systematischen<br />
Unterrichtsentwicklung.<br />
Andreas Helmke<br />
Professor an der Universität Koblenz-Landau,<br />
Bereich Entwicklungspsychologie <strong>und</strong> Bildungsforschung,<br />
helmke@uni-landau.de<br />
Tuyet Helmke<br />
Senior Researcher, Universität Koblenz-Landau,<br />
tuyet@uni-landau.de<br />
Infobroschüre zu EMU<br />
EMU richtet sich an Lehrpersonen aller<br />
Schularten <strong>und</strong> an Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schüler ab der 5. Klassenstufe. E<strong>in</strong><br />
Fragebogen für Gr<strong>und</strong>schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>schüler der 3. <strong>und</strong> 4. Klasse wird<br />
ab 2012 zur Verfügung stehen. EMU<br />
umfasst neben Fragebögen, Folien,<br />
Software <strong>und</strong> Infos e<strong>in</strong>e zehnseitige<br />
Infobroschüre, die auf www.<br />
unterrichtsdiagnostik.<strong>in</strong>fo zu f<strong>in</strong>den ist,<br />
Dar<strong>in</strong> geht es um elf Aspekte:<br />
1) Unterrichtsdiagnostik – was ist das,<br />
<strong>und</strong> warum ist sie nötig?<br />
2) An wen richtet sich EMU?<br />
3) Welchen wissenschaftlichen<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> hat EMU?<br />
4) Was heißt „Abgleich von<br />
Perspektiven“?<br />
5) Was leistet das Auswertungsprogramm?<br />
6) Welche Szenarien <strong>und</strong><br />
Veranstaltungsformate haben<br />
sich <strong>in</strong> der Praxis bewährt?<br />
7) Wovon hängt das Gel<strong>in</strong>gen ab?<br />
8) Unterrichtsdiagnostik –<br />
<strong>und</strong> was dann?<br />
9) Wie kann das Kollegium zum<br />
Mitmachen motiviert werden?<br />
10) Kostet die Nutzung etwas, <strong>und</strong> wie<br />
erhält man das Material?<br />
11) EMUplus: Unterrichtsdiagnostik<br />
<strong>und</strong> Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />
Literaturh<strong>in</strong>weis<br />
• Andreas Helmke, Unterrichtsqualität<br />
<strong>und</strong> Lehrerprofessionalität. Diagnose,<br />
Evaluation <strong>und</strong> Verbesserung des<br />
Unterrichts. Seelze, Klett-Kallmeyer,<br />
2010.<br />
• Andreas Helmke, Tuyet Helmke,<br />
Gerl<strong>in</strong>de Lenske, Giang Pham,<br />
Anna-Kathar<strong>in</strong>a Praetorius,<br />
Friedrich-Wilhelm Schrader, Manuel<br />
Ade-Thurow, Unterrichtsdiagnostik –<br />
Voraussetzung für die Verbesserung<br />
der Unterrichtsqualität. In: Adolf<br />
Bartz, Maja Dammann, Stephan<br />
Huber, Carmen Kloft <strong>und</strong> Manfred<br />
Schre<strong>in</strong>er (Hrsg.), PraxisWissen<br />
SchulLeitung. Köln, Wolters Kluwer<br />
(<strong>in</strong> Druck).<br />
Dezember 2011<br />
13
Thema<br />
Was ist guter Unterricht?<br />
STIMMEN<br />
AUS DER PRAXIS<br />
Die e<strong>in</strong>en machen ihn an der Lehrperson <strong>und</strong> deren Motivationskünsten<br />
fest, die anderen messen ihn am Ausmaß der Freiarbeit<br />
oder an der Gr<strong>und</strong>stimmung <strong>in</strong> der Klasse. INFO hat Stimmen von<br />
Schüler<strong>in</strong>nen, Schülern <strong>und</strong> Lehrpersonen e<strong>in</strong>gefangen, was sie sich<br />
unter gutem Unterricht vorstellen.<br />
<strong>Guter</strong> Unterricht<br />
muss nachwirken<br />
<strong>Guter</strong> Unterricht ist für mich, wenn ich<br />
während der gesamten St<strong>und</strong>e nicht<br />
e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Blick auf die Uhr werfe<br />
<strong>und</strong> nach dem Läuten der Schulglocke<br />
erstaunt feststellen muss, wie schnell<br />
die Zeit vergangen ist. Außerdem bedeutet<br />
e<strong>in</strong>e gute Unterrichtsst<strong>und</strong>e für mich,<br />
dass der Lehrer e<strong>in</strong> Thema so spannend<br />
<strong>und</strong> gut präsentiert, dass ich mich auch<br />
außerhalb der <strong>Schule</strong> noch mit der Unterrichtsst<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> dem Inhalt befasse.<br />
Carmen Wolf<br />
Schüler<strong>in</strong>, Sprachengymnasium Meran<br />
Selbstständig <strong>und</strong> frei arbeiten<br />
Für mich sollte der Unterricht nur bis<br />
halb e<strong>in</strong> Uhr dauern. Die St<strong>und</strong>en sollten<br />
50 M<strong>in</strong>uten betragen mit jeweils fünf<br />
M<strong>in</strong>uten Zwischenpause. E<strong>in</strong> Lehrer<br />
sollte für höchstens zwei St<strong>und</strong>en am<br />
Tag <strong>in</strong> der Klasse se<strong>in</strong>. Unterricht sollte<br />
abwechslungsreich se<strong>in</strong>, zum Beispiel<br />
gefällt es mir am Computer zu arbeiten,<br />
Plakate zu gestalten sowie Gruppenarbeiten<br />
<strong>und</strong> Lehrausgänge zu machen.<br />
Der Unterricht ist auch toll, wenn man<br />
viel frei <strong>und</strong> selbstständig arbeiten kann.<br />
Ich mag es nicht, wenn ich e<strong>in</strong>e ganze<br />
St<strong>und</strong>e lang nur schreiben, zuhören oder<br />
lesen muss.<br />
Jonas Mairhofer<br />
Schüler, Mittelschule Terlan<br />
14 Dezember 2011<br />
E<strong>in</strong>e bunte Palette:<br />
Mandala <strong>und</strong> Seil ziehen<br />
Heute hat es mir <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> sehr<br />
gefallen, weil wir Mandalas ausmalen<br />
durften <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Memory gebastelt<br />
haben. Bei Turnen durften wir Seil<br />
ziehen, wir Buben gegen die<br />
Mädchen <strong>und</strong> die Lehrer<strong>in</strong>. Das<br />
Tolle war, dass wir Buben gewonnen<br />
haben. Bei Deutsch haben wir<br />
Leserätsel gelöst <strong>und</strong> beim Wahlpflichtfach<br />
durften wir e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Malrätsel machen.<br />
Max Grünfelder<br />
Schüler, Gr<strong>und</strong>schule Tiers<br />
<strong>Guter</strong> Unterricht ist wie die<br />
Vorbereitung e<strong>in</strong>es Konzerts<br />
mit tonaler <strong>und</strong> atonaler Musik<br />
<strong>Guter</strong> Unterricht setzt e<strong>in</strong>en qualifizierten<br />
<strong>und</strong> motivierenden Dirigenten<br />
voraus. Er braucht Spieler, die auf ihrem<br />
Instrument ihren spezifischen Fähigkeiten<br />
gemäß bereit s<strong>in</strong>d, unterschiedliche<br />
Notenblätter zu lesen <strong>und</strong> Improvisation<br />
nicht zu scheuen. Er verlangt gegenseitigen<br />
Respekt <strong>und</strong> Geduld während der<br />
Proben, schließt das tägliche Alle<strong>in</strong>arbeiten<br />
nicht aus. Somit entsteht aus<br />
e<strong>in</strong>er Ane<strong>in</strong>anderreihung von Noten<br />
etwas E<strong>in</strong>zigartiges, das zum Schluss<br />
auch <strong>in</strong> Abwesenheit des Dirigenten<br />
gespielt werden kann <strong>und</strong> den Spielern<br />
die Freude <strong>und</strong> den Mut gibt, sich jedem<br />
Orchester <strong>und</strong> Dirigent anzupassen.<br />
Maria Ventura<br />
Lehrer<strong>in</strong>, Mittelschule Neumarkt<br />
Lernende am selben Inhalt<br />
<strong>in</strong>dividuell fördern<br />
Für mich bedeutet guter Unterricht,<br />
wenn es mir als Lehrperson gel<strong>in</strong>gt,<br />
unabhängig von den verschiedenen<br />
Leistungs- <strong>und</strong> Lernvoraussetzungen<br />
der Schüler <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen, diese am<br />
selben Inhalt trotzdem noch <strong>in</strong>dividuell<br />
zu fördern.<br />
<strong>Guter</strong> Unterricht bedeutet für mich,<br />
e<strong>in</strong>e gute, respektvolle Atmosphäre im<br />
Klassenzimmer entstehen zu lassen <strong>und</strong>
die Lust der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
zu wecken, etwas zu lernen. Werte wie<br />
Akzeptanz der Unterschiedlichkeiten, gegenseitiges<br />
Wohlwollen <strong>und</strong> Wertschätzung<br />
werden bei e<strong>in</strong>em guten Unterricht<br />
vermittelt <strong>und</strong> gelebt.<br />
Kar<strong>in</strong> Gummerer<br />
Lehrer<strong>in</strong>, Landesberufsschule für Handel, Handwerk<br />
<strong>und</strong> Industrie „Christian Josef Tschuggmall“, Brixen<br />
Ständig Events <strong>in</strong> der Klasse<br />
s<strong>in</strong>d nicht notwendig<br />
Für mich ist der Unterricht – me<strong>in</strong> Unterricht<br />
– gelungen, wenn ich mit e<strong>in</strong>em<br />
Gefühl der Freude die Klasse verlasse,<br />
dass ich etwas gelehrt, etwas vermittelt,<br />
etwas bewirkt habe. Das erkenne ich<br />
auch am Ausdruck me<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler, wenn diese mich wunschlos<br />
<strong>und</strong> ohne weitere Fragen aus der<br />
Klasse ziehen lassen. <strong>Guter</strong> Unterricht<br />
be<strong>in</strong>haltet <strong>in</strong>teressante Themen,<br />
Lehrpersonen, die ihrer Arbeit gerne<br />
nachgehen <strong>und</strong> aufmerksame Lernende,<br />
die bereit s<strong>in</strong>d, Neues zu erfahren.<br />
Dabei kommt es nicht so sehr darauf<br />
an, welche Methode man anwendet.<br />
Es müssen nicht ständig Events <strong>in</strong> die<br />
Klasse gebracht werden. Wichtig ist<br />
es, dass e<strong>in</strong>e positive Haltung – sowohl<br />
bei den Lehrpersonen, als auch bei den<br />
Lernenden – vorherrscht.<br />
Sonja Anna Plank<br />
Lehrer<strong>in</strong>, Mittelschule „Josef Wenter“, Meran<br />
Auf Fragen der<br />
Lernenden e<strong>in</strong>gehen<br />
Für mich bedeutet e<strong>in</strong> guter Unterricht,<br />
dass Lehrpersonen unterrichten, weil<br />
es ihre Absicht ist, den Schülern etwas<br />
beibr<strong>in</strong>gen zu wollen. Die Lehrkräfte<br />
sollen nicht schlechte Schüler ignorieren<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>fach Fragen – auch wenn sie noch<br />
so banal s<strong>in</strong>d – übergehen. Der Unterricht<br />
sollte abwechslungsreich gestaltet<br />
werden <strong>und</strong> die Schüler motivieren.<br />
Anna Micheler<br />
Schüler<strong>in</strong>, Landesberufsschule Brixen für Handel,<br />
Handwerk <strong>und</strong> Industrie „Christian Josef Tschuggmall“<br />
Regie führen<br />
E<strong>in</strong> guter Unterricht ist für mich, wenn<br />
ich gut vorbereitet b<strong>in</strong> <strong>und</strong> dabei me<strong>in</strong>e<br />
eigenen Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>ge – nicht fremde,<br />
aus Lehrbüchern oder Arbeitsblättern.<br />
Denn nur dann b<strong>in</strong> ich authentisch.<br />
Wenn diese Ideen bei den K<strong>in</strong>dern ankommen<br />
<strong>und</strong> ich spüre, dass sie mitmachen,<br />
dass sie sich selbst mit eigenen<br />
Me<strong>in</strong>ungen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> kritisch s<strong>in</strong>d,<br />
dann gehe ich zufrieden aus der St<strong>und</strong>e.<br />
Langfristig gesehen bedeutet guter Unterricht<br />
für mich, dass die K<strong>in</strong>der mich<br />
irgendwann nur mehr als „Regisseur<strong>in</strong>“<br />
wahrnehmen, die Impulse gibt, mich<br />
aber eigentlich fürs Lernen nicht mehr<br />
brauchen.<br />
Sigrid Klotz<br />
Lehrer<strong>in</strong>, Gr<strong>und</strong>schule Frangart<br />
E<strong>in</strong> anderes Bild<br />
von Unterricht<br />
Also lautet e<strong>in</strong> Beschluß:<br />
Daß der Mensch was lernen muß.<br />
Nicht alle<strong>in</strong> das Abc<br />
Br<strong>in</strong>gt den Menschen <strong>in</strong> die Höh,<br />
Nicht alle<strong>in</strong> im Schreiben, Lesen<br />
Übt sich e<strong>in</strong> vernünftig Wesen;<br />
Nicht alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Rechnungssachen<br />
Soll der Mensch sich Mühe machen;<br />
Sondern auch der Weisheit Lehren<br />
Muß man mit Vergnügen hören.<br />
Daß dies mit Verstand geschah<br />
War Herr Lehrer Lämpel da.<br />
Wilhelm Busch, 1832–1908<br />
Dezember 2011<br />
15
Thema<br />
Lehrerausbildung an den Berufsschulen<br />
UNSER BILD VON<br />
UNTERRICHT<br />
Qualität im Unterricht fi ndet sich <strong>in</strong> verschiedenen Komponenten<br />
wieder: <strong>in</strong> der Refl exion des eigenen Unterrichts, der Variation von<br />
Methoden <strong>und</strong> Sozialformen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Kooperation zwischen<br />
Fachunterricht <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>bildenden Fächern.<br />
<strong>Guter</strong> Unterricht beg<strong>in</strong>nt wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
<strong>in</strong> dem Moment, wenn sich die<br />
Lehrperson anderen Perspektiven<br />
öffnet <strong>und</strong> den Unterricht nicht h<strong>in</strong>ter<br />
verschlossenen Türen hält. Qualität im<br />
Unterricht bedeutet, dass die Lehrperson<br />
mit Respekt dem Wissensdrang,<br />
den Bedürfnissen sowie Problemen der<br />
Schüler <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen entgegentritt.<br />
Es folgt daraus, dass der Fokus auf die<br />
Schüler <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen gerichtet ist<br />
<strong>und</strong> ihre Entwicklung achtsam gefördert<br />
<strong>und</strong> begleitet wird.<br />
Lehrerausbildung an den Berufsschulen<br />
hat Tradition. Ausgebildete Tutoren <strong>und</strong><br />
Tutor<strong>in</strong>nen begleiten die jungen Lehrpersonen<br />
<strong>in</strong>tensiv im ersten Schuljahr,<br />
noch bevor die formale Ausbildung <strong>in</strong><br />
eigenen Lehrgängen außerhalb der<br />
<strong>Schule</strong> beg<strong>in</strong>nt. Das haus<strong>in</strong>tern ausgebildete<br />
Tutorenteam steht auch anderen<br />
Lehrpersonen des Kollegiums bei Bedarf<br />
zur Verfügung.<br />
Die Beratung erfolgt <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Formen. Lehrpersonen <strong>in</strong> Ausbildung<br />
leisten mehrere Unterrichtsauftritte <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er kollegialen Kle<strong>in</strong>gruppe, begleitet<br />
von Tutoren <strong>und</strong> Tutor<strong>in</strong>nen. Diese<br />
helfen dabei, den eigenen Unterricht zu<br />
reflektieren <strong>und</strong> weiterzuentwickeln. Die<br />
Beobachtungen während des Unterrichts<br />
stützen sich auf wissenschaftlich erwie-<br />
16 Dezember 2011<br />
sene Merkmale von gutem Unterricht.<br />
Es s<strong>in</strong>d diese Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die<br />
es ermöglichen, den eigenen Unterricht<br />
durch andere Sichtweisen zu erweitern.<br />
In den Nachbesprechungen wird geprüft,<br />
wie der eigene Unterricht wahrgenommen<br />
wird. Das eigene Bild von Unterricht<br />
wird zur Diskussion gestellt <strong>und</strong> kann<br />
somit anders e<strong>in</strong>gefärbt oder sogar<br />
wesentlich verändert werden.<br />
Diese systematische Vorgehensweise von<br />
Beratung im Zusammenhang mit Klassenbesuchen<br />
ergibt e<strong>in</strong> relativ objektives<br />
Urteil über die Qualität des eigenen<br />
Unterrichts.<br />
Variation von Methoden<br />
<strong>und</strong> Sozialformen<br />
Guten Unterricht verstehen wir als<br />
Angebot für Kompetenzerwerb unter<br />
verschiedenen Gesichtspunkten, als<br />
weitgehend geplantes Geschehen, das<br />
zuerst von den Schülern <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen Unterschiedlichkeit<br />
ausgeht. Schüler <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />
s<strong>in</strong>d verschieden, Lernarrangements<br />
im guten Fall auch. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />
Tatsache wird auf die heterogenen Lernvoraussetzungen<br />
e<strong>in</strong>gegangen <strong>und</strong> mit<br />
differenzierten Lernzielen geantwortet.<br />
Ebenso ist e<strong>in</strong>e angemessene Variation<br />
von Unterrichtsmethoden <strong>und</strong> Sozial-<br />
formen, die sowohl dem Fach als auch<br />
den Lernzielen angemessen s<strong>in</strong>d, von<br />
gr<strong>und</strong>legender Bedeutung, um qualitativen<br />
Unterricht zu gewährleisten.<br />
Kooperation zwischen<br />
Fachunterricht <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />
Fächern<br />
Die geme<strong>in</strong>same <strong>in</strong>haltliche Abstimmung<br />
von allgeme<strong>in</strong>bildendem<br />
Unterricht <strong>und</strong> Fachunterricht ist an<br />
den Berufsschulen gr<strong>und</strong>legend <strong>und</strong><br />
ermöglicht Qualität im Unterricht. Die<br />
Lehrpersonen beziehen <strong>in</strong> den geme<strong>in</strong>samen<br />
regelmäßigen Planungsgesprächen<br />
beide Bereiche e<strong>in</strong>. Dem kommt<br />
der Lernfeldunterricht entgegen, wo <strong>in</strong><br />
didaktisch aufbereiteten Lernfeldern<br />
beruflich-fachliche <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>bildende<br />
Inhalte unter dem Aspekt der<br />
Handlungs-, Sozial <strong>und</strong> Kommunikationskompetenz<br />
verknüpft werden. Der<br />
ganzheitliche Lernprozess der Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler steht im Mittelpunkt<br />
<strong>und</strong> spiegelt sich im entsprechend<br />
gestalteten Zeugnis wider.<br />
Renate Gasser<br />
Tutor<strong>in</strong> an der Landesberufsschule Brixen<br />
für Handel, Handwerk <strong>und</strong> Industrie<br />
„Christian Josef Tschuggmall“<br />
Renate.Gasser@schule.suedtirol.it
Vor Ort<br />
Vone<strong>in</strong>ander lernen<br />
Gletscherk<strong>und</strong>e-Camp am Ortler<br />
Dezember 2011 17
Vor Ort<br />
Forschungscamp am Ortler<br />
GLETSCHER HAUTNAH<br />
E<strong>in</strong> Gletscherk<strong>und</strong>e-Camp<br />
der Ohio State University bot<br />
zwanzig Oberschüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
-schülern sowie deren Lehrpersonen<br />
e<strong>in</strong> besonderes Erlebnis:<br />
Vom 21. bis 25. September 2011<br />
konnten sie die Vorbereitungen<br />
am Fuße des Ortler-Gletschers<br />
mitverfolgen <strong>und</strong> sich mit den<br />
Wissenschaftlern austauschen.<br />
Zwei der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler,<br />
Kather<strong>in</strong>a vom Realgymnasium Schlanders<br />
<strong>und</strong> Stefano vom Liceo Scientifico<br />
Tecnologico „Galileo Galilei“ <strong>in</strong> Bozen,<br />
wurden im Anschluss an das Camp zu<br />
ihren E<strong>in</strong>drücken befragt.<br />
Warum habt ihr euch zu diesem Camp<br />
angemeldet?<br />
Stefano: Mi é piaciuta l‘attività sul campo;<br />
l‘affiancamento agli scienziati. Poi c‘é<br />
la montagna che mi affasc<strong>in</strong>a molto.<br />
Kather<strong>in</strong>a: Mich hat das Projekt sofort<br />
angesprochen, als es an der <strong>Schule</strong><br />
Die Präsentation des selbst gebauten Gletschermodells.<br />
18 Dezember 2011<br />
präsentiert wurde. Es war e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige<br />
Gelegenheit.<br />
Haben sich eure Erwartungen <strong>und</strong> Vorstellungen<br />
erfüllt?<br />
Stefano: Si, sono molto soddisfatto,<br />
anche se mi sarebbe piaciuto camm<strong>in</strong>are<br />
di più e fare più attività all‘aperto.<br />
Kather<strong>in</strong>a: Es war sehr <strong>in</strong>teressant für<br />
mich dabei zu se<strong>in</strong>. Schade nur, dass es<br />
wegen des Wetters nicht möglich war,<br />
alle geplanten Exkursionen zu machen.<br />
Was hat euch besonders gefallen?<br />
Stefano: Sono stato molto contento di<br />
conoscere il professore Lonnie Thompson<br />
e il suo staff, di parlare con lui e<br />
vedere la passione che lo animava. Difficilmente<br />
potrò ripetere questa esperienza.<br />
Mi è piaciuto anche il paesaggio<br />
naturale e la sistemazione logistica.<br />
Kather<strong>in</strong>a: Die Forscher vor Ort zu<br />
erleben, war bee<strong>in</strong>druckend. E<strong>in</strong> ganz<br />
besonderer Moment war für mich, als<br />
wir die Wissenschaftler verabschiedet<br />
haben, als sie zum<br />
Ortler geflogen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Wie hat die<br />
Kommunikation<br />
zwischen<br />
deutsch- <strong>und</strong><br />
italienischsprachigen<br />
Schülern<br />
<strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />
funktioniert?<br />
Stefano: La comunicazione<br />
tra i due<br />
gruppi l<strong>in</strong>guistici<br />
è molto importante.<br />
In Alto Adige<br />
bisogna cercare <strong>in</strong>sieme di superare le<br />
barriere l<strong>in</strong>guistiche. La convivenza tra<br />
i due gruppi l<strong>in</strong>guistici è possibile se c‘è<br />
disponibilità.<br />
Kather<strong>in</strong>a: Io non ho nessun problema<br />
con l‘altra l<strong>in</strong>gua. Anzi, io ho imparato<br />
l‘italiano lavorando <strong>in</strong> un negozio e con<br />
gli amici italiani. A casa con i miei genitori<br />
parlo solo il tedesco.<br />
Habt ihr das Gefühl, hier mehr gelernt<br />
zu haben als beim Unterricht im Klassenzimmer?<br />
Stefano: Imparato di più non direi, però<br />
è stato molto più divertente e per questo<br />
penso, che ciò che ho imparato mi rimarrà<br />
impresso maggiormente.<br />
Kather<strong>in</strong>a: Wir konnten den Wissenschaftlern<br />
direkt Fragen stellen <strong>und</strong><br />
haben gute Antworten bekommen, ihre<br />
Begeisterung ist auch auf uns übergegangen.<br />
Was ist eurer Me<strong>in</strong>ung nach e<strong>in</strong> guter<br />
Unterricht?<br />
Stefano: I migliori risultati si raggiungono<br />
partecipando attivamente, come<br />
abbiamo fatto qui.<br />
Kather<strong>in</strong>a: Bei schwierigen Inhalten f<strong>in</strong>de<br />
ich gut, wenn sie schrittweise frontal<br />
erklärt werden. In anderen Fächern bietet<br />
es sich an, Experimente durchzuführen<br />
oder aktuelle Themen aus Zeitungen<br />
zu präsentieren.<br />
Weitere Informationen <strong>und</strong> verschiedene<br />
didaktische Angebote zum Thema Gletscher<br />
unter www.ortles.org<br />
Interview: Susanne Hellrigl<br />
Bereich Innovation <strong>und</strong> Beratung<br />
Susanne.Hellrigl@schule.suedtirol.it
Teamorientierte Unterrichtsentwicklung<br />
WIE LEHRERTEAMS<br />
KOOPERATIV LERNEN<br />
Im Schuljahr 2010/2011 nahmen zehn Lehrer<strong>in</strong>nen des Schulsprengels<br />
Meran/Obermais am Projekt des Bereichs Innovation <strong>und</strong><br />
Beratung zur Teamorientierten Unterrichtsentwicklung teil. Dessen<br />
zentraler Aspekt „Kooperatives Lernen“ wurde am Pädagogischen<br />
Tag im Oktober 2011 <strong>in</strong>s Gesamtkollegium getragen.<br />
Als Beauftragte ihrer <strong>Schule</strong> hatten<br />
sich die zehn Lehrer<strong>in</strong>nen verpflichtet,<br />
das Gelernte <strong>in</strong> ihren Klassen zu<br />
erproben <strong>und</strong> es dann <strong>in</strong> geeigneten<br />
Formen der schul<strong>in</strong>ternen Fortbildung<br />
weiterzugeben. Es war ke<strong>in</strong>e leichte<br />
Aufgabe, als Expert<strong>in</strong> vor den Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Kollegen aufzutreten, kooperative<br />
Lernmethoden zu vermitteln<br />
<strong>und</strong> zu deren E<strong>in</strong>satz im Unterricht zu<br />
motivieren. Hier e<strong>in</strong>ige Erfahrungsberichte:<br />
Wissen gerne weitergeben<br />
Wir hatten im Team schon verschiedenste<br />
Methoden <strong>in</strong> der Klasse umgesetzt,<br />
wovon wir beim Pädagogischen<br />
Tag berichteten. Nach e<strong>in</strong>er kurzen<br />
theoretischen E<strong>in</strong>leitung zeigten wir<br />
Beispiele aus unserem Unterricht. Unserer<br />
Me<strong>in</strong>ung nach ist dies gelungen.<br />
Wir s<strong>in</strong>d überzeugt, dass kooperatives<br />
Lernen e<strong>in</strong>e sehr wirksame Methode<br />
darstellt, deshalb haben wir unser<br />
Wissen gerne weitergegeben.<br />
Hubert Gufl er, Viktoria Lösch,<br />
Maria Unterthurner<br />
Trotz Lampenfieber<br />
gelungene Veranstaltung<br />
Die Vorbereitungen auf den Pädagogischen<br />
Tag waren <strong>in</strong>tensiv, denn es galt<br />
die Inhalte von sechs Fortbildungstagen<br />
zu reduzieren <strong>und</strong> so reizvoll zu präsentieren,<br />
dass unsere Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Kollegen Lust bekamen, die Methoden<br />
des Kooperativen Lernens auszuprobieren.<br />
Trotz des Lampenfiebers <strong>und</strong> technischer<br />
Probleme gelang uns dies. Der<br />
Frage „Was ist e<strong>in</strong>e gute <strong>Schule</strong>?“ g<strong>in</strong>gen<br />
die Teilnehmenden mit der „Struktur-Lege-Technik“<br />
nach. Außerdem wurden das<br />
„Wechselseitige Lesen <strong>und</strong> Zusammenfassen“<br />
<strong>und</strong> die „Placemat-Methode“<br />
geübt. Unsere „Musterschüler“ zeigten<br />
sich offen <strong>und</strong> probierten die angebotenen<br />
Beispiele mit<br />
Engagement aus.<br />
Renate Schönegger,<br />
Sab<strong>in</strong>e<br />
Waldner<br />
Kollegiales<br />
Arbeitsklima<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />
Dankeschön<br />
Die Rückmeldungen<br />
me<strong>in</strong>er<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Kollegen waren<br />
sehr positiv. Unsere<br />
Beiträge waren für sie wertvoll, e<strong>in</strong>ige<br />
haben gleich etwas umgesetzt. Ich war<br />
überrascht, dass sich Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Kollegen für den Tag <strong>und</strong> die Vorbereitung<br />
bedankten. Die Vorbereitung war<br />
zeitaufwendig, Sigi <strong>und</strong> ich haben die<br />
Aufgaben auch differenziert. Für mich<br />
war es ke<strong>in</strong> Problem, vor dem Kollegium<br />
zu sprechen. Das Arbeitsklima empfand<br />
ich als sehr kollegial. Ich hoffe, dass wir<br />
im Pädagogischen Team <strong>und</strong> im Lehrerzimmer<br />
öfters über die Teamorientierte<br />
Unterrichtsentwicklung sprechen, Ideen<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen austauschen.<br />
Bett<strong>in</strong>a Mitterhofer<br />
Erste erfolgreiche Schritte<br />
Bei der Vorbereitung passte ich die bereits<br />
im Unterricht erprobten Unterlagen<br />
für die Erwachsenen an. Am Pädagogischen<br />
Tag war ich etwas aufgeregt,<br />
<strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung, die Methoden noch zu<br />
wenig getestet zu haben. Ich merkte,<br />
dass es anders ist, die teamorientierten<br />
Unterrichtsmethoden bei Erwachsenen<br />
anzuwenden. Neben e<strong>in</strong>igen kritischen<br />
Rückmeldungen gab es Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Kollegen, die mich um die Unterlagen<br />
gebeten <strong>und</strong> sie bereits <strong>in</strong> der Klasse<br />
e<strong>in</strong>gesetzt haben. Erste erfolgreiche<br />
Schritte s<strong>in</strong>d gemacht.<br />
Ulrike Rauch<br />
Zusammengestellt von Angelika Janz<br />
<strong>und</strong> Elisabeth Mairhofer<br />
Pädagogisches Beratungszentrum Meran<br />
Maria-Angelika.Janz@schule.suedtirol.it<br />
Elisabeth.Mairhofer@schule.suedtirol.it<br />
Dezember 2011<br />
19
Vor Ort<br />
Selbstevaluation im <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong><br />
GELEISTETE ARBEIT<br />
WERT-SCHÄTZEN<br />
Im <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong> wird nicht von „gutem Unterricht“ gesprochen<br />
wie <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>. Der Blick richtet sich hier auf die Qualität <strong>in</strong><br />
der Begleitung der k<strong>in</strong>dlichen Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsprozesse im<br />
Alter zwischen zweie<strong>in</strong>halb <strong>und</strong> sechs Jahren.<br />
Prozesse der Qualitätsentwicklung stützen<br />
auch <strong>in</strong> der Welt des <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>s<br />
die Weiterentwicklung der pädagogischen<br />
Qualität. Die e<strong>in</strong>zelnen <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel<br />
haben bereits verschiedene<br />
Akzente <strong>in</strong> der Selbstevaluation gesetzt.<br />
Der Inspektor<strong>in</strong> für den <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>,<br />
Christa Messner, ist es e<strong>in</strong> großes Anliegen,<br />
die Selbstevaluation zu systematisieren<br />
<strong>und</strong> die Vernetzung sowie den<br />
Austausch zwischen den Sprengeln zu<br />
fördern. Die systematische Ause<strong>in</strong>an-<br />
Die Führungskräfte der <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel<br />
bei der Auftaktveranstaltung<br />
<strong>in</strong> Nals<br />
20 Dezember 2011<br />
dersetzung mit der Selbstevaluation <strong>und</strong><br />
deren gezielte Verankerung soll durch<br />
e<strong>in</strong>e Kursfolge mit ausgewählten Vertreter<strong>in</strong>nen<br />
aus allen <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengeln<br />
gestützt werden.<br />
Gelungene<br />
Auftaktveranstaltung<br />
Die Auftaktveranstaltung zu dieser geplanten<br />
Kursfolge fand am 15. November<br />
2011 <strong>in</strong> der Lichtenburg <strong>in</strong> Nals statt.<br />
Alle Führungskräfte der <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel,<br />
die Vizedirektor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Projektbegleiter<strong>in</strong>nen sowie die beiden<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen für den <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong><br />
im Bereich Innovation <strong>und</strong> Beratung nahmen<br />
an der Fortbildungsveranstaltung<br />
teil. Die beiden Referenten, Ferd<strong>in</strong>and<br />
Patscheider, Direktor der Wirtschaftsfachoberschule<br />
Meran, <strong>und</strong> Alexander<br />
Plattner, Leiter des Pädagogischen<br />
Beratungszentrums Brixen, führten <strong>in</strong><br />
die Gr<strong>und</strong>lagen der Selbstevaluation e<strong>in</strong>.<br />
Neben theoretischen Aspekten brachten<br />
sie auch immer wieder persönliche<br />
Erfahrungen e<strong>in</strong>, welche beide <strong>in</strong> ihrer<br />
Tätigkeit als <strong>Schule</strong>ntwickler gerade <strong>in</strong><br />
Bezug auf Selbstevaluation <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong><br />
gesammelt haben.<br />
Information <strong>und</strong><br />
Kommunikation<br />
Nach e<strong>in</strong>er ersten Klärung der Begrifflichkeiten<br />
<strong>und</strong> des Kontextes zur<br />
Selbstevaluation erfolgte e<strong>in</strong>e kurze<br />
E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Thematik des Projektmanagements<br />
<strong>und</strong> des Evaluationsdesigns.<br />
Das Aufzeigen verschiedener<br />
Methoden <strong>und</strong> Instrumente sowie e<strong>in</strong><br />
kurzer Blick auf wichtige Aspekte der<br />
Information <strong>und</strong> Kommunikation im<br />
Kontext der Evaluation r<strong>und</strong>eten das<br />
reichhaltige Programm ab.<br />
Ziel der Veranstaltung war es, e<strong>in</strong>e erste<br />
E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die komplexe Thematik zu<br />
geben. Die <strong>in</strong> den vier Informationsblöcken<br />
aufgezeigten Details werden <strong>in</strong> der<br />
Kursfolge, die im Herbst 2012 starten<br />
wird, vertieft.<br />
In der Feedbackr<strong>und</strong>e wurde deutlich,<br />
dass die gesetzten Ziele erreicht worden<br />
waren. Als besondere Wertschätzung<br />
erlebten die Teilnehmer<strong>in</strong>nen die Fähigkeit<br />
der Referenten, sich auf die Begrifflichkeiten<br />
<strong>und</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>s e<strong>in</strong>zulassen. Obwohl <strong>in</strong><br />
der Schulwelt verankert, ist es beiden<br />
Referenten gelungen, eigene Erfahrungen<br />
sowie theoretisches <strong>und</strong> praktisches<br />
Wissen auf die Bildungswelt des <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>s<br />
zu beziehen. Die Möglichkeit, mit<br />
<strong>Südtirol</strong>er Referenten zu arbeiten, wurde<br />
von allen Teilnehmer<strong>in</strong>nen geschätzt <strong>und</strong><br />
als besonderer Gew<strong>in</strong>n betrachtet.<br />
Mart<strong>in</strong>a Monsorno<br />
Bereich Innovation <strong>und</strong> Beratung<br />
Mart<strong>in</strong>a.Monsorno@schule.suedtirol.it
Lernwelten<br />
Abenteuer Lernen<br />
Straße <strong>in</strong> Hebron/Paläst<strong>in</strong>a<br />
Dezember 2011 21
Lernwelten<br />
Operation Daywork: Aktionstag Gewaltfreiheit<br />
„IHR SEID ZEUGEN“<br />
Der Nahost-Konflikt sorgt immer wieder<br />
für Schlagzeilen. Mit unseren neuen<br />
OD-Bildungsmaterialien, der Zeitung<br />
2011/2012 <strong>und</strong> dem Lehrerheft möchten<br />
wir viele Jugendliche dazu e<strong>in</strong>laden, sich<br />
mit den Themen Gewaltfreiheit <strong>und</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />
ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Ziel ist e<strong>in</strong>e<br />
kritische Konfrontation mit den globalen<br />
<strong>und</strong> aktuellen Themen. Mit unserer Zeitung<br />
<strong>in</strong>formieren wir über die Situation<br />
<strong>in</strong> Israel <strong>und</strong> den seit 1967 besetzten<br />
Paläst<strong>in</strong>ensergebieten. Berichte <strong>und</strong><br />
Fotos von unserer Projektreise <strong>in</strong>s Westjordanland<br />
sowie Zitate aus Interviews,<br />
aber auch Verweise auf Studien <strong>und</strong> auf<br />
das Internationale Menschenrecht sowie<br />
e<strong>in</strong> Glossarium bilden die <strong>in</strong>haltlichen<br />
Schwerpunkte. H<strong>in</strong>zu kommen Beiträge<br />
<strong>und</strong> Informationen, die dazu beitragen<br />
sollen, die aktuelle Situation <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />
bestmöglich aufzuarbeiten <strong>und</strong> zentrale<br />
Themen für Friedensprozesse anschaulich<br />
zu erklären.<br />
Auch die Geschichte spielt e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle. Man denke zum Beispiel an das<br />
22 Dezember 2011<br />
Jahr 1948: Israel feiert se<strong>in</strong>en Befreiungskrieg<br />
<strong>und</strong> die Staatsgründung, die<br />
Paläst<strong>in</strong>enser er<strong>in</strong>nert das Jahr an „naqba“,<br />
die Katastrophe. Zentrale Schwerpunkte<br />
s<strong>in</strong>d die Themen Gewalt <strong>und</strong><br />
Gewaltfreiheit am Beispiel Paläst<strong>in</strong>as,<br />
aber auch an Beispielen von anderen<br />
Bürgerbewegungen weltweit veranschaulicht.<br />
Wir gehen der Frage nach,<br />
welche Möglichkeiten uns Denker <strong>und</strong><br />
Aktivisten der Gewaltfreiheit aufzeigen,<br />
um Konflikte kreativ zu lösen <strong>und</strong> um<br />
aktiv für Menschenrechte e<strong>in</strong>zustehen.<br />
Gewaltfreiheit geht uns schließlich alle<br />
an, denn wir alle kennen Konflikte <strong>und</strong><br />
Gewaltsituationen.<br />
Verantwortung übernehmen –<br />
Hoffnung schenken<br />
„Junge Menschen, wie ihr es seid, geben<br />
uns Hoffnung: Wenn junge Menschen<br />
Verantwortung tragen <strong>und</strong> sich aktiv<br />
engagieren, so glaube ich, werden wir <strong>in</strong><br />
Zukunft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besseren Situation se<strong>in</strong>.<br />
Ihr seid hier hergekommen, ihr habt ge-<br />
K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>gen beim Festival der gewaltfreien Resistenz <strong>in</strong> At-Tuwani im Sommer 2011.<br />
Gewaltfreiheit − das ist das aktuelle Thema <strong>und</strong> Projekt der<br />
Schülerorganisation „Operation Daywork“ (OD). Mit dem Erlös aus<br />
dem Aktionstag am 20. April 2012 wird e<strong>in</strong> Ausbildungsprojekt für<br />
Jugendliche <strong>in</strong> At-Tuwani fi nanziert, e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a,<br />
südlich von Hebron, <strong>in</strong> den besetzten Paläst<strong>in</strong>ensergebieten.<br />
sehen <strong>und</strong> beobachtet, ihr seid Zeugen.<br />
Das ist e<strong>in</strong> großes Wort: Wer Zeuge von<br />
etwas wird, trägt die Verantwortung,<br />
davon zu berichten“. Das waren die<br />
Worte von Sami Adwan, dem Alexander-<br />
Langer-Preisträger 2001 bei unserem<br />
Besuch im Sommer 2011 <strong>in</strong> Bethlehem.<br />
OD-Projektpartner s<strong>in</strong>d das Komitee<br />
Salvagente aus Tur<strong>in</strong>, das weltweit<br />
Menschenrechtsaktivisten unterstützt,<br />
sowie das Gewaltfreie Bürgerkomitee<br />
der südlichen Hebron-Hügel, e<strong>in</strong>e Bürgerbewegung,<br />
die seit über zehn Jahren<br />
den täglichen gewaltlosen Widerstand<br />
gegen Menschenrechtsverletzungen <strong>in</strong><br />
den besetzten Paläst<strong>in</strong>ensergebieten<br />
praktiziert.<br />
Wir ersuchen alle <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong> Lehrpersonen,<br />
die sich am Projekt beteiligen<br />
möchten, sich möglichst bald bei uns<br />
anzumelden! Vertreter <strong>und</strong> Vertreter<strong>in</strong>nen<br />
des Gewaltfreien Bürgerkomitees<br />
besuchen im März 2012 die <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong><br />
Klassen.<br />
Monika Weissenste<strong>in</strong>er<br />
Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> Operation Daywork<br />
monika.w@operationdaywork.org<br />
Operation Daywork<br />
Für Informationen, für Anmeldungen<br />
<strong>und</strong> für die Bestellung der kostenlosen<br />
Bildungsmaterialien für den Unterricht<br />
– die OD-Zeitung 2011/2012 <strong>und</strong> das<br />
Lehrerheft – steht Operation Daywork<br />
gerne zur Verfügung:<br />
www.operationdaywork.org<br />
Monika Weissenste<strong>in</strong>er<br />
Tel. 331 9110393
Talente Tage 2011<br />
NICHT NUR KALTER KAFFEE<br />
36 Jugendliche aus 13 Oberschulen<br />
des Landes – vorgeschlagen von ihren<br />
Lehrpersonen – haben im November<br />
2011 zwei Tage lang das Haus St. Georg<br />
<strong>in</strong> Sarns bevölkert. Tiefer gehendes Interesse<br />
für den Themenbereich <strong>und</strong> Teamfähigkeit<br />
waren die Bed<strong>in</strong>gung für die<br />
Zulassung. In kürzester Zeit haben alle<br />
Teilnehmenden zusammengef<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
engagiert bei e<strong>in</strong>em der drei Workshops<br />
mitgearbeitet. Hier e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>drücke der<br />
Referent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Referenten.<br />
Experimentieren<br />
mit Mathematik<br />
Feststellen, wie lange es dauert, bis<br />
Kaffee abkühlt, sche<strong>in</strong>bar unmögliche<br />
Turmkonstruktionen mit Holzklötzen<br />
bauen, den Todeszeitpunkt von Mordopfern<br />
bestimmen, die Verbreitung von Kettenbriefen<br />
simulieren – mit diesen <strong>und</strong><br />
weiteren Problemstellungen setzten sich<br />
die elf Teilnehmenden des Workshops<br />
„Experimentieren mit Mathematik“<br />
ause<strong>in</strong>ander. Ausgehend von praktischen<br />
Versuchen wurden Daten zu Wachstums<strong>und</strong><br />
Abnahmeprozessen gesammelt.<br />
Vermutungen wurden aufgestellt, Hypothesen<br />
formuliert, Computersimulationen<br />
durchgeführt. Schrittweise wurde<br />
e<strong>in</strong> passendes mathematisches Modell<br />
erarbeitet. Das e<strong>in</strong>stimmige Urteil der<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler: „Gefällt mir!“<br />
Kar<strong>in</strong> Höller <strong>und</strong> Dagmar Morandell<br />
Licht aus – Traum an!<br />
Warum träume ich? Was bedeuten me<strong>in</strong>e<br />
Traumbilder? Wann <strong>und</strong> wie oft träume ich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nacht? Kann e<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong>der Traumbilder<br />
sehen, e<strong>in</strong> Gehörloser Traumgeräusche<br />
hören? Welche Traumtheorien gibt es<br />
Was haben Traumbilder, Drachenläufer <strong>und</strong> kalter Kaffee<br />
geme<strong>in</strong>sam? Auf den ersten Blick nicht viel. Alle drei waren<br />
Themen der Talente Tage 2011. Jugendliche aus den dritten<br />
Klassen Oberschule konnten sich dabei zwei Tage lang mit ihren<br />
schulischen „Steckenpferden“ beschäftigen.<br />
<strong>in</strong> der Antike <strong>und</strong> Gegenwart? Wie werden<br />
Träume <strong>in</strong> der Kunst umgesetzt?<br />
Beim fächerübergreifenden Workshop<br />
„Licht aus – Traum an“, der klassische<br />
Sprachen, Kunstgeschichte <strong>und</strong> Philosophie<br />
vere<strong>in</strong>te, standen solche Fragen<br />
im Mittelpunkt. Zwei Tage lang wurde<br />
gelernt, geforscht, gefragt, geschmunzelt,<br />
gelacht <strong>und</strong> natürlich geträumt: Antike<br />
Träume wurden übersetzt <strong>und</strong> szenisch<br />
dargestellt, e<strong>in</strong> antikes Traumberatungsgespräch<br />
nachgespielt, Traumtheorien auf<br />
Lernplakaten festgehalten, die Traumdeutung<br />
Freuds <strong>und</strong> Ansätze der experimentellen<br />
Traumpsychologie kennengelernt<br />
<strong>und</strong> über Filmausschnitte zu Träumen <strong>und</strong><br />
Albträumen sowie über eigene Träume<br />
diskutiert.<br />
Irene Terzer, Bernhard W<strong>in</strong>discher <strong>und</strong><br />
Karlhe<strong>in</strong>z Gufl er<br />
Same same but different<br />
Fre<strong>und</strong>schaft, Heimatgefühl, Hoffnung<br />
<strong>und</strong> Wiedergutmachung – das waren die<br />
Themen <strong>in</strong> unserer Gruppe. Die Gr<strong>und</strong>lage<br />
dafür stellten der Roman „The<br />
Kite Runner – Der Drachenläufer“, von<br />
Khaled Hosse<strong>in</strong>i <strong>und</strong> dessen Verfilmung<br />
dar. Anhand von theaterpädagogischen<br />
Techniken <strong>und</strong> Übungen wurde Vertrautes<br />
mit angeblich Fremden verglichen.<br />
Dabei wurden Freeze-Images geschaffen,<br />
eigene Szenen erf<strong>und</strong>en, vorgegebene<br />
Prosaauszüge <strong>in</strong>szeniert, Haikus<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>nere Monologe verfasst. Neben<br />
bemerkenswerten Arbeitsergebnissen<br />
bee<strong>in</strong>druckten der <strong>in</strong> kürzester Zeit<br />
entstandene Zusammenhalt <strong>und</strong> die e<strong>in</strong>zigartige<br />
Atmosphäre <strong>in</strong> der Gruppe.<br />
Evi Schwienbacher <strong>und</strong><br />
Helga Tschurtschenthaler<br />
Mit Freude <strong>und</strong> Begeisterung bei der Sache<br />
Talente Tage 2011<br />
• F<strong>in</strong>ally back home<br />
Look<strong>in</strong>g for my memories<br />
Everyth<strong>in</strong>g replaced.<br />
• Sky is fall<strong>in</strong>g down<br />
But you won’t give up your life<br />
Sh<strong>in</strong>y days will come.<br />
Haikus, verfasst bei den Talente Tagen 2011<br />
Im Rahmen der Initiativen zur Begabungs-<br />
<strong>und</strong> Begabtenförderung hat das<br />
Deutsche Schulamt <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
dem Bereich Innovation <strong>und</strong> Beratung<br />
2011 zum zweiten Mal die Talente<br />
Tage für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler der<br />
Oberschule organisiert. Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />
Sigl<strong>in</strong>de Doblander steht für Fragen<br />
gerne zur Verfügung: Tel. 0471 417666,<br />
Sigl<strong>in</strong>de.Doblander@schule.suedtirol.it<br />
Dezember 2011<br />
23
Lernwelten<br />
Herr Mairösl, <strong>in</strong>wiefern können auch<br />
<strong>Schule</strong>n von Notfällen betroffen se<strong>in</strong>?<br />
Wilfried Mairösl: Mit Notfällen an <strong>Schule</strong>n<br />
s<strong>in</strong>d aus Sicht der Notfallpsychologie<br />
<strong>und</strong> Notfallseelsorge plötzliche <strong>und</strong><br />
unerwartete Ereignisse geme<strong>in</strong>t, welche<br />
als nicht bewältigbar erlebt werden <strong>und</strong><br />
bei denen Menschen <strong>in</strong> Gefahr oder zu<br />
Tode gekommen s<strong>in</strong>d. Mögliche Beispiele<br />
s<strong>in</strong>d Todesfälle von Schülern <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />
oder von Lehrpersonen auf dem<br />
Schulgelände oder außerhalb davon,<br />
Suizide – auch von Eltern, Gewalt oder<br />
Geiselnahmen <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>.<br />
Was gilt es für <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> derartigen<br />
Krisen zu beachten?<br />
Wilfried Mairösl: Menschen können <strong>in</strong><br />
solchen Situationen unterschiedlich reagieren.<br />
Manche mögen auch <strong>in</strong> schwierigen<br />
Situationen <strong>in</strong>nerlich ruhig bleiben,<br />
während andere mit hoher Erregung,<br />
Unruhe, Angst oder Ärger reagieren <strong>und</strong><br />
wieder andere von e<strong>in</strong>em distanzierten<br />
<strong>und</strong> unwirklichen Erleben der Wirklichkeit<br />
berichten. Wichtig ist dabei zu beachten,<br />
dass es sich hierbei um normale Reaktionen<br />
auf e<strong>in</strong> nicht normales Ereignis<br />
handelt. Da jeder Notfall anders ist, ist<br />
es auch schwierig, e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>gültigen<br />
Handlungsleitfaden für das<br />
„Managen“ solcher Krisen zu erstellen.<br />
Ganz allgeme<strong>in</strong> kann man sagen, dass es<br />
zunächst gilt, sich e<strong>in</strong>en Überblick über<br />
die Situation zu verschaffen. Wer ist <strong>in</strong><br />
welchem Maße von dem Ereignis betrof-<br />
24 Dezember 2011<br />
Tagung „Unfall, was dann?“<br />
FÜR DEN NOTFALL<br />
GERÜSTET<br />
Was Notfallpsychologie <strong>und</strong> Notfallseelsorge <strong>in</strong> Krisensituationen<br />
an <strong>Schule</strong>n leisten können, zeigten Fachpersonen bei der Tagung<br />
„Unfall, was dann?“ auf. E<strong>in</strong>en ersten E<strong>in</strong>blick gibt e<strong>in</strong> Gespräch<br />
mit dem Notfallpsychologen Wilfried Mairösl <strong>und</strong> mit Marlene<br />
Kranebitter von der Notfallseelsorge.<br />
fen <strong>und</strong> benötigt damit vielleicht auch e<strong>in</strong><br />
unterschiedliches Ausmaß <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e unterschiedliche<br />
Form der Unterstützung?<br />
Dabei gelten die Gr<strong>und</strong>sätze „Hilfe zur<br />
Selbsthilfe“ <strong>und</strong> bezüglich der Bereitstellung<br />
von Angeboten „so viel wie nötig <strong>und</strong><br />
so wenig als möglich“.<br />
Was brauchen Betroffene bei e<strong>in</strong>em<br />
Notfall?<br />
Wilfried Mairösl: Wie bereits angesprochen<br />
können Betroffene unterschiedlichste<br />
Gefühle zeigen. Häufig treten<br />
Hilflosigkeit <strong>und</strong> Ohnmacht, Unsicherheit<br />
<strong>und</strong> Ängste auf. Betroffene benötigen<br />
zuallererst e<strong>in</strong> Gefühl von Sicherheit.<br />
Sie brauchen e<strong>in</strong> angemessenes Maß an<br />
Aufmerksamkeit, also dass man sich Zeit<br />
nimmt, ihnen zuhört, für sie da ist. Sie<br />
möchten wissen, was auf sie zukommt,<br />
was geschieht <strong>und</strong> was geschehen ist. Sie<br />
brauchen Orientierung im Durche<strong>in</strong>ander,<br />
sie brauchen Struktur! Ganz wichtig dabei<br />
ist, dass sie sich auf die „Richtigkeit“ der<br />
gegebenen Informationen verlassen können.<br />
Sie benötigen größtmögliche Klarheit<br />
<strong>und</strong> Freiräume, um selbst wieder handlungsfähig<br />
zu werden <strong>und</strong> „mitreden“ zu<br />
dürfen, wenn es um die Aufarbeitung des<br />
Krisenereignisses geht. Hilfsangebote<br />
sollten dabei die <strong>in</strong>neren <strong>und</strong> die sozialen<br />
Ressourcen aktivieren. Noch vor der Betreuung<br />
von Betroffenen gilt es allerd<strong>in</strong>gs,<br />
die Informationsgestaltung nach <strong>in</strong>nen,<br />
also <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>, <strong>und</strong> nach außen aktiv<br />
zu steuern.<br />
Frau Kranebitter, wie lassen sich die<br />
Aufgaben e<strong>in</strong>es Care-Teams, e<strong>in</strong>es Krisen<strong>in</strong>terventionsteams,<br />
beschreiben?<br />
Marlene Kranebitter: Vorsorge, Fürsorge<br />
<strong>und</strong> Nachsorge s<strong>in</strong>d die Aufgaben e<strong>in</strong>es<br />
Care-Teams. Schutz bieten, überlegen,<br />
welche Interventionen notwendig s<strong>in</strong>d,<br />
<strong>und</strong> an die Zeit danach denken … die<br />
Herausforderungen s<strong>in</strong>d vielfältig. Psychische<br />
Erste Hilfe leisten bedeutet, die<br />
unmittelbaren Bedürfnisse von trauernden<br />
oder traumatisierten Menschen zu<br />
kennen <strong>und</strong> wahrzunehmen <strong>und</strong> diese<br />
dar<strong>in</strong> zu unterstützen, wieder Kontrolle<br />
über das eigene Leben zu erlangen. In<br />
e<strong>in</strong>er Krise gilt es, den Überblick zu wahren,<br />
<strong>und</strong> es muss klar se<strong>in</strong>, wer wofür<br />
zuständig ist. Wenn e<strong>in</strong>e Schulgeme<strong>in</strong>schaft<br />
durch den Tod e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong>,<br />
e<strong>in</strong>es Schülers oder e<strong>in</strong>er Lehrperson<br />
erschüttert wird, dann sollte das Care-<br />
Team der Fels <strong>in</strong> der Brandung se<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
Hilfe <strong>und</strong> Beratung für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schüler, für Eltern <strong>und</strong> für Lehrpersonen<br />
anbieten. Diese Hilfe ist jedoch erst möglich,<br />
wenn das Team entsprechend groß<br />
ist, damit auch die eigene Betroffenheit<br />
aufgefangen werden kann.<br />
Wie kann sich e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> für den<br />
Notfall rüsten?<br />
Marlene Kranebitter: Für den Notfall<br />
gerüstet zu se<strong>in</strong>, heißt e<strong>in</strong> Team zu haben,<br />
das sich kennt <strong>und</strong> das auch unter<br />
schwierigen Bed<strong>in</strong>gungen mite<strong>in</strong>ander<br />
arbeiten kann. Für den Notfall gerüs-
Auf Krisensituationen vorbereitet se<strong>in</strong> erleichtert den Umgang damit.<br />
tet zu se<strong>in</strong>, heißt durch geme<strong>in</strong>same<br />
Fortbildung gewachsen zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> auf<br />
die Fähigkeiten der anderen vertrauen zu<br />
können. Für den Notfall gerüstet zu se<strong>in</strong><br />
heißt auch, e<strong>in</strong>en – oder mehrere – Notfallkoffer<br />
griffbereit zu haben, Bücher,<br />
Texte, Vorschläge für die Gestaltung von<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>en zur Verfügung zu<br />
haben, immer wieder „das Undenkbare<br />
zu denken“ zu wagen.<br />
Welche Bedeutung kommt e<strong>in</strong>em Care-<br />
Team <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> zu?<br />
Marlene Kranebitter: E<strong>in</strong> Beispiel aus<br />
me<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong>: „Schutzengel fuhr im<br />
Auto“ lautete die Schlagzeile <strong>in</strong> der<br />
Zeitung am Tag darauf. Die beiden Zimmererlehrl<strong>in</strong>ge<br />
hatten <strong>in</strong> der Tat e<strong>in</strong>en<br />
Schutzengel, als sie mit ihrem Auto auf<br />
dem Weg vom Lehrl<strong>in</strong>gsheim zur <strong>Schule</strong><br />
verunglückten <strong>und</strong> sich nicht allzu<br />
schwer verletzten. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong> wenig hatten<br />
auch wir e<strong>in</strong>en Schutzengel. Was wäre<br />
gewesen, wenn mehr passiert wäre? Was<br />
wäre gewesen, wenn – so wie bereits vor<br />
Jahren an fast genau derselben Stelle<br />
– e<strong>in</strong> junger Mensch gestorben wäre?<br />
Wir wären an der <strong>Schule</strong> nicht wirklich<br />
vorbereitet gewesen auf über dreißig<br />
geschockte Klassenkameraden, auf<br />
verzweifelte Eltern, auf sich ohnmächtig<br />
fühlende Lehrpersonen. Wir wären nicht<br />
vorbereitet gewesen auf Trauer, Fassungslosigkeit,<br />
Wut <strong>und</strong> wir hätten wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
ke<strong>in</strong>e Antworten auf direkte<br />
<strong>und</strong> unausgesprochene Fragen gehabt.<br />
Inzwischen s<strong>in</strong>d wir besser vorbereitet.<br />
Interview: Sara Tanja Oberhofer<br />
Dienststelle für Unterstützung <strong>und</strong> Beratung<br />
Sara-Tanja.Oberhofer@schule.suedtirol.it<br />
Stichwort Notfallseelsorge<br />
Seit 15 Jahren bietet die<br />
Notfallseelsorge ihren Dienst für<br />
unverletzt Beteiligte bei Notfällen <strong>und</strong><br />
für Angehörige <strong>und</strong> Bezugspersonen<br />
an. Der Dienst wird durch ausgebildete<br />
freiwillige Mitarbeiter <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen geleistet.<br />
Sie s<strong>in</strong>d für die Betroffenen da,<br />
unterstützen diese <strong>in</strong> der ersten Phase<br />
der Bewältigung des traumatischen<br />
Ereignisses, gestalten mit ihnen<br />
Abschiedsrituale <strong>und</strong> verweisen<br />
auf weiterführende Begleitung <strong>und</strong><br />
Unterstützung durch psychosoziale<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Gruppen. Der<br />
Dienst der Notfallseelsorge e<strong>in</strong>en<br />
psychosozialen <strong>und</strong> präventiven<br />
Charakter.<br />
Die Notfallseelsorge wird von den<br />
E<strong>in</strong>satzkräften vor Ort über die<br />
Landesnotrufzentrale 118 angefordert.<br />
„Unfall, was dann?“<br />
Die Arbeitsbereiche Verkehrserziehung<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung am<br />
Schulamt haben sich zusammengetan<br />
<strong>und</strong> am 7. Oktober 2011 geme<strong>in</strong>sam<br />
die Tagung „Unfall, was dann?“ im<br />
Bozner Kolp<strong>in</strong>ghaus veranstaltet.<br />
Der Umgang mit Krisensituationen<br />
an <strong>Schule</strong>n stand im Mittelpunkt<br />
der Ganztagsveranstaltung,<br />
zu der Schulführungskräfte,<br />
Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>atoren<br />
der Verkehrserziehung, der<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> die<br />
Verantwortlichen der Zentren für<br />
Information <strong>und</strong> Beratung e<strong>in</strong>geladen<br />
waren.<br />
Wilfried Mairösl, Notfallpsychologe<br />
<strong>und</strong> Psychotherapeut, gab den<br />
Lehrpersonen theoretisches<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>wissen sowie H<strong>in</strong>weise<br />
darauf mit, was <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong><br />
Krisenmomenten aus Sicht der<br />
Notfallpsychologie konkret tun können<br />
<strong>und</strong> worauf sie im Krisenmanagement<br />
achten müssen. Marlene Kranebitter,<br />
Landesleiter<strong>in</strong> der Notfallseelsorge<br />
<strong>und</strong> Pädagogische Leiter<strong>in</strong> am<br />
Berufsbildungszentrum Bruneck, gab<br />
den Anwesenden e<strong>in</strong>en praktischen<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Tätigkeit e<strong>in</strong>es<br />
Krisenteams. Artur Punter,<br />
Dienstleiter der Notfallseelsorge,<br />
erläuterte Aufgaben <strong>und</strong> Ziele des freiwilligen<br />
Dienstes, der Menschen zur<br />
Seite steht, die durch Unfall oder Krankheit<br />
<strong>in</strong> akute Notlagen geraten s<strong>in</strong>d.<br />
Auf der Homepage des Deutschen<br />
Schulamtes unter<br />
www.prov<strong>in</strong>z.bz.it/schulamt<br />
stehen die Tagungsunterlagen zu<br />
Referaten <strong>und</strong> Workshops zum<br />
Herunterladen bereit.<br />
Dezember 2011<br />
25
Lernwelten<br />
Zeltlager der Landesberufsschulen<br />
DIALOG MIT DER NATUR<br />
Jugendliche auf ihrem Weg <strong>in</strong>s Erwachsenenalter<br />
bedürfnis- <strong>und</strong> kompetenzorientiert<br />
zu begleiten, stellt die <strong>Schule</strong><br />
vor große Herausforderungen fachlicher,<br />
pädagogischer <strong>und</strong> sozialer Natur. Deren<br />
hohe Komplexität erweist sich häufig als<br />
unvere<strong>in</strong>bar mit den Handlungsspielräumen<br />
im Schulalltag.<br />
Um nach e<strong>in</strong>er abgeschlossenen Ausbildung<br />
den heutigen Anforderungen im<br />
Arbeitsleben gerecht zu werden, s<strong>in</strong>d<br />
Kompetenzen wie Eigenverantwortung,<br />
26 Dezember 2011<br />
Teambewusstse<strong>in</strong>, Eigenverantwortung, Selbstständigkeit:<br />
Um diese Eigenschaften zu fördern, trafen sich heuer wieder<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler mit Lehrpersonen aus verschiedenen<br />
Landesberufsschulen im Zeltlager <strong>in</strong> Fennberg.<br />
Kommunikations- <strong>und</strong> Teamfähigkeit<br />
mehr denn je erforderlich.<br />
Motivation, Flexibilität, Mut <strong>und</strong> entschlossenes<br />
Handeln s<strong>in</strong>d entscheidende<br />
Faktoren, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er immer komplexer<br />
werdenden Berufswelt bestehen zu<br />
können. Diese Schlüsselqualifikationen<br />
lassen sich besonders nachhaltig außerhalb<br />
unserer gewohnten Alltagsstruktur<br />
durch unmittelbares Erleben der Natur<br />
vermitteln.<br />
Das von der Koord<strong>in</strong>ationsstelle für beruf-<br />
liche Weiterbildung <strong>in</strong>s Leben gerufene<br />
Projekt „Dialog mit der Natur“ bietet<br />
seit nunmehr fünf Jahren <strong>in</strong>teressierten<br />
Schulklassen der Landesberufsschulen<br />
aus ganz <strong>Südtirol</strong> die Möglichkeit, ihre<br />
Sozial- sowie Lebenskompetenzen zu fördern<br />
<strong>und</strong> sich auf die komplexen Anforderungen<br />
im Berufsleben vorzubereiten.<br />
Der Ablauf<br />
Auch heuer im Herbst fanden sich<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler mit Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Lehrern als Begleitpersonen<br />
aus unterschiedlichsten Landesberufsschulen<br />
im hoch gelegenen Zeltlager <strong>in</strong><br />
Fennberg e<strong>in</strong>, um jeweils für e<strong>in</strong>e Woche<br />
ihr Mite<strong>in</strong>ander zu stärken. Aufgabe der<br />
Tra<strong>in</strong>er war es dabei, die Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> ihrem Teambewusstse<strong>in</strong><br />
zu stärken <strong>und</strong> sie <strong>in</strong> ihrer persönlichen<br />
Entwicklung zu unterstützen. Damit die<br />
Eigenverantwortung <strong>und</strong> Selbstständigkeit<br />
der Schüler bestmöglich gefördert<br />
werden konnte, wurde die Selbstversorgung<br />
als zusätzliches Element e<strong>in</strong>gebaut.<br />
Am ersten Tag stand die Ankunft der<br />
Gruppe im Vordergr<strong>und</strong>. Am Feuerkreis<br />
stellten die Tra<strong>in</strong>er die Projekt<strong>in</strong>halte<br />
<strong>und</strong> den Ablauf der Woche vor. Tägliche<br />
Aufgaben wurden unter den verschiedenen<br />
Teams verteilt. Anstelle von Regeln<br />
wurden mit den Jugendlichen Vere<strong>in</strong>ba-
Man kann die Welt nur nach dem verstehen, was man erlebt. Anto<strong>in</strong>e de Sa<strong>in</strong>t-Exupèry<br />
rungen getroffen – um ihnen auf gleicher<br />
Augenhöhe zu begegnen. Die Bedeutung<br />
von Handschlagqualität im zwischenmenschlichen<br />
Umgang spielte dabei e<strong>in</strong>e<br />
zentrale Rolle. Im Anschluss daran erhielten<br />
die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler die<br />
Gelegenheit, <strong>in</strong> Teamarbeit ihre Wünsche<br />
<strong>und</strong> Vorstellungen für die bevorstehende<br />
Woche auszutauschen <strong>und</strong> ihre persönlichen<br />
Wünsche vor der gesamten Gruppe<br />
zu präsentieren.<br />
In den darauffolgenden Tagen wurden<br />
erlebnis- <strong>und</strong> handlungsorientierte<br />
Elemente mit dem Ziel e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
spielerisch neuen Herausforderungen<br />
zu begegnen, persönliche Stärken zu<br />
entdecken, Schwächen zuzulassen <strong>und</strong><br />
die Entwicklung der Gruppe zum Team<br />
zu fördern.<br />
Fragen öffneten Räume für neue Perspektiven<br />
<strong>und</strong> Lösungsstrategien: B<strong>in</strong> ich<br />
im Leben eher Spieler oder Spielball?<br />
Will ich Teil des Problems oder Teil der<br />
Lösung se<strong>in</strong>? Nicht nur „ob“ e<strong>in</strong> Ziel erreicht<br />
wurde, sondern vor allem „wie“ es<br />
erreicht wurde, war <strong>in</strong> diesen Tagen von<br />
Bedeutung. Besonderen Anklang fanden<br />
die zwei Hauptelemente Bogenschießen<br />
<strong>und</strong> Trommeln.<br />
Wege <strong>in</strong> die Mitte<br />
Mit e<strong>in</strong>er Mischung aus Respekt <strong>und</strong><br />
Interesse nahmen die Jugendlichen die<br />
traditionellen Holzbögen <strong>in</strong> die Hände,<br />
um damit ihre ersten Erfahrungen im<br />
<strong>in</strong>tuitiven Bogenschießen zu machen. Mit<br />
Begeisterung <strong>und</strong> Ausdauer blieben sie<br />
konzentriert bei den e<strong>in</strong>zelnen Übungsschritten<br />
<strong>und</strong> berichteten am Ende e<strong>in</strong>es<br />
langen Tages beim abendlichen Feuerkreis<br />
mit Freude von ihren Erfolgserlebnissen.<br />
Im Gegensatz zum Schießen mit dem<br />
Sportbogen wird beim <strong>in</strong>tuitiven Bogenschießen<br />
das Hauptaugenmerk ganz<br />
bewusst nicht auf das Zielen, sondern<br />
auf das Erspüren <strong>und</strong> Optimieren des<br />
Bewegungsablaufes <strong>und</strong> des Atmens<br />
gerichtet.<br />
Der Rhythmus <strong>in</strong> mir<br />
Hand <strong>in</strong> Hand mit dem Trommeln<br />
g<strong>in</strong>g es darum, sich mit dem Neuen,<br />
Anders- oder Fremdartigen ause<strong>in</strong>anderzusetzen.<br />
Madagassische Küche bezauberte<br />
selbst die „nicht-Knoblauch-,<br />
nicht-Reis-, nicht-Gemüse- <strong>und</strong> lieber-<br />
Pasta-Esser“ <strong>und</strong> zog geme<strong>in</strong>sam mit<br />
wilden, aber rhythmischen Trommelwirbeln<br />
alle, Schüler, Schüler<strong>in</strong>ngen<br />
wie Lehrpersonen, <strong>in</strong> ihren Bann.<br />
Unter der e<strong>in</strong>fühlsamen Führung e<strong>in</strong>es<br />
„Native-Drummer“ aus Madagaskar<br />
tra<strong>in</strong>ierten die Jugendlichen <strong>in</strong> diesen<br />
Tagen nicht nur, auf sich <strong>und</strong> auf andere<br />
zu hören, sondern auch verschiede-<br />
ne Rhythmen zu spielen <strong>und</strong> zu halten<br />
sowie die rechte <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ke Gehirnhälfte<br />
schrittweise auszugleichen. Am Ende<br />
der Woche veranstalteten die jeweiligen<br />
Schüler e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende<br />
Abschlussaufführung vor der versammelten<br />
Gruppe sowie vor unterschiedlichen<br />
Gästen (Schuldirektor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schuldirektoren, Projektleitung usw.).<br />
Der Wertschätzungskreis<br />
Zum Abschluss jeder Woche gehörte es,<br />
dass sich die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
der Gruppe gegenüber öffneten <strong>und</strong><br />
ihre gegenseitige Wertschätzung zum<br />
Ausdruck brachten. Dies erforderte<br />
von jedem E<strong>in</strong>zelnen e<strong>in</strong>e besondere<br />
Überw<strong>in</strong>dung. Der <strong>in</strong> der Woche neu gewonnene<br />
Gruppenzusammenhalt wurde<br />
dadurch zusätzlich gefestigt.<br />
Die Abgeschiedenheit <strong>in</strong> den Bergen,<br />
die e<strong>in</strong>fache Lebensweise im Zeltlager<br />
<strong>und</strong> das Zusammense<strong>in</strong> unter freiem<br />
Himmel ermöglichen es jedes Jahr aufs<br />
Neue, mit der Natur <strong>in</strong> Dialog zu treten<br />
<strong>und</strong> der eigenen <strong>in</strong>neren Natur während<br />
dieser Wochen etwas näher zu<br />
kommen.<br />
Werner Schwienbacher<br />
Projektleiter <strong>und</strong> Mitarbeiter der Koord<strong>in</strong>ationsstelle<br />
für berufliche Weiterbildung<br />
Werner.Schwienbacher@prov<strong>in</strong>z.bz.it<br />
Dezember 2011<br />
27
Lernwelten<br />
Impressionen e<strong>in</strong>er Reise<br />
SCHULE AUF INDISCH<br />
Die „Government Middle School“ liegt <strong>in</strong><br />
Photoskar, e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Ort mit<br />
350 E<strong>in</strong>wohnern auf 4.200 Meter Meereshöhe.<br />
Das Schulgebäude sche<strong>in</strong>t auf<br />
den ersten Blick mit der Landschaft zu<br />
verschmelzen. Die ganze <strong>Schule</strong> ist 25<br />
Quadratmeter groß, <strong>in</strong> vier kle<strong>in</strong>ere Räume<br />
unterteilt, <strong>in</strong> denen sich 40 K<strong>in</strong>der<br />
von 4 bis 14 Jahren <strong>und</strong> <strong>in</strong>sgesamt<br />
9 Lehrpersonen bef<strong>in</strong>den – 7 Frauen <strong>und</strong><br />
2 Männer. Die Lehrpersonen unterrichten<br />
teilweise Fachunterricht <strong>in</strong> mehreren<br />
Klassen, teilweise übernehmen sie den<br />
Großteil des Unterrichts <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Klasse,<br />
vor allem für die kle<strong>in</strong>eren K<strong>in</strong>der. Wenn<br />
ich richtig verstanden habe, werden nur<br />
sechs Fächer unterrichtet: die Landessprache<br />
Urdu, Englisch, Mathematik,<br />
Naturk<strong>und</strong>e, Geschichte <strong>und</strong> „Body“,<br />
also Leibeserziehung. Alle Schulbücher<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> englischer Sprache verfasst. Der<br />
Unterricht dauert sechs Tage <strong>in</strong> der<br />
28 Dezember 2011<br />
Interessante E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Schulwelt Indiens br<strong>in</strong>gt Arthur<br />
Pernstich von e<strong>in</strong>er Reise im Sommer 2011 mit. Bei e<strong>in</strong>em Trekk<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong> Ladakh im Norden Indiens besuchte er e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> stieß auf<br />
wissbegierige K<strong>in</strong>der, engagierte Lehrpersonen <strong>und</strong> ... Ugo Foscolo.<br />
Woche jeweils von 10 bis 16 Uhr, mit<br />
e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e Mittagspause. Das Mittagessen<br />
br<strong>in</strong>gen die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schüler selbst von zu Hause mit.<br />
Solange die Sonne sche<strong>in</strong>t …<br />
Auffallend, wenn auch etwas eigenartig<br />
ersche<strong>in</strong>t, dass alle Schulk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Indien<br />
e<strong>in</strong>e Uniform tragen, die allermeisten<br />
sogar Krawatten. Dieses Überbleibsel<br />
aus der britischen Kolonialzeit ist<br />
deshalb etwas befremdend, weil <strong>in</strong><br />
vielen Gebieten große Armut herrscht,<br />
man immer wieder auf extremes Elend<br />
stößt <strong>und</strong> – für unsere Begriffe – häufig<br />
unbeschreibliche hygienische Zustände<br />
vorf<strong>in</strong>det. So hat die genannte <strong>Schule</strong><br />
nur e<strong>in</strong> Plumpsklo für fast 50 Personen.<br />
In der Klasse gibt es für e<strong>in</strong> Viertel der<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler Schulbänke,<br />
die anderen sitzen am Boden, genauso<br />
wie die Lehrpersonen. Es herrscht aber<br />
e<strong>in</strong>e sehr lebendige, angeregte Atmosphäre,<br />
die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d sehr aufmerksam<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>teressiert <strong>und</strong> jede Lehrperson<br />
beschäftigt sich mit e<strong>in</strong>er Gruppe<br />
aus fünf bis sechs Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schülern. Im Hauptklassenraum hängt<br />
der Kalender e<strong>in</strong>er italienischen Hilfsorganisation,<br />
die diese <strong>Schule</strong> schon seit<br />
Jahren unterstützt. Darüber ist auf e<strong>in</strong>er<br />
goldenen Plakette folgender Halbsatz<br />
aus den „Sepolcri“ von Ugo Foscolo<br />
angebracht <strong>und</strong> <strong>in</strong>s Englische übersetzt:<br />
„F<strong>in</strong>ché il sole risplenderà sulle sciagure<br />
umane“– Solange die Sonne auf das<br />
menschliche Elend sche<strong>in</strong>t.<br />
Zufriedene Lehrpersonen<br />
Am Abend haben uns die sieben Lehrpersonen<br />
im Camp<strong>in</strong>g besucht <strong>und</strong> über<br />
ihren Schulalltag geplaudert. Dabei<br />
kam heraus, dass sie unter der Woche<br />
geme<strong>in</strong>sam wohnen – außer zweien, die
vom Ort s<strong>in</strong>d. Viele von ihnen müssen<br />
alle zwei, drei Wochen endlose Fußmärsche<br />
machen, um nach Hause zu<br />
kommen. Erst seit e<strong>in</strong>em Jahr führt e<strong>in</strong>e<br />
Straße <strong>in</strong> das Dorf. Im W<strong>in</strong>ter, wenn über<br />
Monate e<strong>in</strong> bis zwei Meter Schnee liegen,<br />
bleibt die <strong>Schule</strong> längere Zeit geschlossen.<br />
Alle s<strong>in</strong>d aber mit ihrem Beruf sehr<br />
zufrieden. Sie verdienen umgerechnet<br />
130 Euro im Monat, e<strong>in</strong> gutes Gehalt <strong>in</strong><br />
Indien, <strong>und</strong> fühlen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er durchwegs<br />
privilegierten Position.<br />
Arthur Pernstich<br />
Abteilungsdirektor<br />
Arthur.Pernstich@schule.suedtirol.it<br />
Indien <strong>und</strong> se<strong>in</strong><br />
Bildungswesen<br />
Das <strong>in</strong>dische Schulsystem geht auf<br />
die britische Kolonialzeit zurück <strong>und</strong><br />
ist heute noch davon geprägt. Die<br />
Ausgestaltung des Bildungssystems<br />
liegt bei den e<strong>in</strong>zelnen B<strong>und</strong>esstaaten,<br />
wodurch es zu großen regionalen<br />
Unterschieden kommt. Im Jahr 2002<br />
wurde e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Schulpflicht<br />
für K<strong>in</strong>der zwischen 6 <strong>und</strong> 14 Jahren<br />
ausdrücklich <strong>in</strong> die <strong>in</strong>dische Verfassung<br />
aufgenommen. Ab 2012 tritt e<strong>in</strong><br />
Gesetz <strong>in</strong> Kraft, das das Recht auf<br />
Schulbesuch für alle K<strong>in</strong>der verankert.<br />
Die öffentlichen <strong>Schule</strong>n können <strong>in</strong><br />
Indien kostenlos besucht werden. Das<br />
Bildungssystem sieht folgende Etappen<br />
vor: Nach der fünfjährigen Gr<strong>und</strong>schule<br />
folgt der Besuch e<strong>in</strong>er dreijährigen<br />
Mittelschule, danach e<strong>in</strong>er zweijährigen<br />
Sek<strong>und</strong>arschule, danach eröffnet sich<br />
der Weg zu e<strong>in</strong>er Hochschule oder<br />
Universität. Die K<strong>in</strong>der – vor allem die<br />
Buben – werden fast alle e<strong>in</strong>geschult,<br />
aber nur die Hälfte bleibt bis zur<br />
fünften Klasse dort.<br />
Wie weit K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche <strong>in</strong><br />
ihrer Schulkarriere kommen, hängt<br />
von ihrer Kastenzugehörigkeit,<br />
von der sozialen Stellung <strong>und</strong> den<br />
Möglichkeiten der Eltern, dem<br />
heimischen B<strong>und</strong>esstaat <strong>und</strong> dem<br />
Geschlecht ab. Vor allem im ländlichen<br />
Raum erhalten viele K<strong>in</strong>der oft<br />
e<strong>in</strong>e unzureichende Gr<strong>und</strong>bildung.<br />
2011 lag die Alphabetisierungsrate<br />
im Landesdurchschnitt bei 74,0 %<br />
(Männer: 82,1 %, Frauen: 65,5 %).<br />
2001 hatte sie noch 64,8 % betragen,<br />
1951 sogar nur 18,3 %. Eltern aus<br />
der Mittel- <strong>und</strong> Oberklasse schicken<br />
ihre K<strong>in</strong>der aufgr<strong>und</strong> besserer<br />
Zukunftsperspektiven bevorzugt<br />
auf Privatschulen. Ab 2012 sollen<br />
diese verpflichtet werden, e<strong>in</strong> Viertel<br />
ihrer Schulplätze für K<strong>in</strong>der aus<br />
sozial benachteiligten Familien<br />
bereitzuhalten.<br />
Quellen:<br />
www.wikipedia.de<br />
www.nach<strong>in</strong>dienreisen.de<br />
www.taz.de/Neues-Gesetz-<strong>in</strong>-<br />
Indien/!38712<br />
Dezember 2011<br />
29
Lernwelten<br />
Best practices<br />
WAS IST GUTER<br />
GESCHICHTSUNTERRICHT?<br />
Der Schweizer Professor für Geschichtsdidaktik<br />
Peter Gautschi hat sich die<br />
Frage danach, was guter Geschichtsunterricht<br />
ist, im Laufe se<strong>in</strong>es Lebens<br />
öfters gestellt: Als Schüler, später als<br />
Lehrer, zuletzt als Professor der Didaktik<br />
der Geschichte. Die Antworten fielen mit<br />
dem Status- <strong>und</strong> Perspektivenwechsel<br />
unterschiedlich aus. Interessant wurde<br />
daher für ihn die Frage, ob es e<strong>in</strong>en Geschichtsunterricht<br />
gibt, der aus verschiedenen<br />
Perspektiven als „gut“ bewertet<br />
wird. Se<strong>in</strong>e Aufmerksamkeit widmete er<br />
außerdem dem gelungenen Unterricht,<br />
während er misslungene Lektionen außer<br />
Acht ließ: best practices eben.<br />
Die Analyse jener Geschichtslektionen,<br />
die sowohl von Lehrpersonen als auch<br />
von Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern als gut<br />
bewertet wurden, ergab, dass es vor<br />
allem zwei Schlüsselfaktoren gibt, die<br />
Merkmale e<strong>in</strong>es guten Geschichtsunterrichts<br />
s<strong>in</strong>d: die Schülerorientierung <strong>und</strong><br />
die Lernaufgaben.<br />
Faktor Schülerorientierung<br />
Dass die Lehrperson das zu behandelnde<br />
Thema möglichst auf die Situation<br />
der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler beziehen<br />
möge, ist e<strong>in</strong> altes Hausrezept für guten<br />
Unterricht. Denn, so die Erfahrung<br />
zahlreicher Lehrpersonen, die Motivation<br />
der Studierenden <strong>und</strong> ihr E<strong>in</strong>satz<br />
30 Dezember 2011<br />
Die Me<strong>in</strong>ungen über guten Unterricht von Lehrpersonen,<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern stimmen nicht immer übere<strong>in</strong>.<br />
Wenn diese aber übere<strong>in</strong>stimmen, dann zahlt es sich aus,<br />
besonders genau h<strong>in</strong>zusehen. Das hat Peter Gautschi <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Werk „<strong>Guter</strong> Geschichtsunterricht“ gemacht.<br />
steigen beträchtlich, wenn sie sich vom<br />
Stoff persönlich berührt <strong>und</strong> angesprochen<br />
fühlen. Es überrascht daher nicht,<br />
wenn Gautschi bei se<strong>in</strong>er Analyse der<br />
Bewertungen, was guter Unterricht aus<br />
der Sicht von Lehrpersonen <strong>und</strong> Studierenden<br />
ist, auf diesen Schlüsselfaktor<br />
stößt. Als Regel für die Unterrichtspraxis<br />
könnte die Lehrperson daraus ableiten:<br />
Achte darauf, dass die Studierenden auf<br />
die Frage: „Und was hat das mit mir zu<br />
tun?“ e<strong>in</strong>e Antwort bekommen!<br />
Faktor Lernaufgaben<br />
Zweites geme<strong>in</strong>sames Element der<br />
sowohl von Studierenden als auch von<br />
Lehrenden als „gut“ e<strong>in</strong>geschätzten<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>en waren anregende,<br />
aktivierende <strong>und</strong> den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schülern angepasste Lernaufgaben.<br />
Damit die Lernaufgaben im<br />
Geschichtsunterricht gut s<strong>in</strong>d, müssen<br />
sie e<strong>in</strong>em oder mehreren der folgenden<br />
Kriterien zugeordnet werden:<br />
Das Unterrichtsthema ist exemplarisch<br />
<strong>und</strong> hat Transferpotenzial.<br />
Es ermöglicht den Blick auf<br />
menschliches Handeln <strong>in</strong> der Praxis,<br />
zeigt Entwicklungszusammenhänge<br />
auf, ermöglicht Multiperspektivität <strong>und</strong><br />
Kontroversität.<br />
Gute Lernaufgaben s<strong>in</strong>d offen,<br />
kognitiv herausfordernd, verständlich<br />
<strong>und</strong> bewältigbar. Sie erlauben<br />
Differenzierung <strong>und</strong> erfordern<br />
Interaktion <strong>in</strong> der Klasse.<br />
Gute Lernaufgaben ermöglichen den<br />
Lernenden sowohl die Verbesserung<br />
ihrer Kompetenzen für „Historisches<br />
Lernen“ als auch die Aneignung von<br />
Wissen <strong>und</strong> das Verständnis von<br />
Geschichte.<br />
Walter Pichler<br />
Fachdidaktik<br />
Walter.Pichler@schule.suedtirol.it
Service & Info<br />
Auf e<strong>in</strong>en Blick<br />
Wenn auch die Freude eilig ist,<br />
so geht doch vor ihr e<strong>in</strong>e lange Hoffnung her,<br />
<strong>und</strong> ihr folgt e<strong>in</strong>e längere Er<strong>in</strong>nerung nach.<br />
Jean Paul, 1763–1825, deutscher Schriftsteller<br />
Dezember 2011 31
Service & Info<br />
Neue Bücher für die e<strong>in</strong>zelnen Schulstufen<br />
SPANNENDER UNTERRICHT<br />
Die Pädagogische Fachbibliothek bietet den Lehrpersonen ständig<br />
neue <strong>und</strong> hilfreiche Unterrichtsmaterialien <strong>und</strong> Publikationen zu<br />
Erziehungsfragen an. Onl<strong>in</strong>e-Vormerkungen <strong>und</strong> der Lieferdienst<br />
des Amtes für audiovisuelle Medien bieten auch all jenen außerhalb<br />
von Bozen e<strong>in</strong>en leichten Zugang zum Bestand.<br />
LUZIE BRENN, THOMAS SEIDEL<br />
Internet-Führersche<strong>in</strong> für K<strong>in</strong>der.<br />
Clever surfen – Infos fi nden –<br />
sicher chatten.<br />
Verlag an der Ruhr, 2011<br />
Bereits <strong>in</strong> der<br />
Gr<strong>und</strong>schule begegnen<br />
die K<strong>in</strong>der<br />
dem Internet<br />
mit Neugier <strong>und</strong><br />
Motivation. In der<br />
konkreten Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit dem Medium<br />
lernen sie Handlungskompetenz<br />
<strong>und</strong> Urteilsfähigkeit.<br />
Die Arbeitsmappe bietet sorgfältig<br />
aufbereitete Arbeitsblätter zum Recherchieren<br />
im Internet. Ausgangspunkt<br />
s<strong>in</strong>d verschiedene K<strong>in</strong>dersuchmasch<strong>in</strong>en,<br />
mit denen sich die Lernenden das<br />
notwendige Instrumentarium erwerben<br />
können. Die Themen: Formulierung von<br />
Suchbegriffen, Bildsuche, Diebstahl im<br />
Internet, Vor- <strong>und</strong> Nachteile bestimmter<br />
Medien, sichere Chats für K<strong>in</strong>der. Für<br />
die 3. <strong>und</strong> 4. Klasse der Gr<strong>und</strong>schule.<br />
MANFRED KIESEL<br />
Kreativer Kunstunterricht<br />
<strong>in</strong> der Gr<strong>und</strong>schule. Bildbetrachtung.<br />
Auer Verlag, 2011<br />
Bilder von Klee, Matisse, Miró, Balla<br />
<strong>und</strong> von vielen anderen Künstlern können<br />
im Kunstunterricht der Gr<strong>und</strong>schule<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden, um den K<strong>in</strong>dern<br />
den Zugang zur Kunst zu erleichtern<br />
32 Dezember 2011<br />
<strong>und</strong> das Verständnis<br />
für die Kunst<br />
zu fördern. Das<br />
Buch bietet viele<br />
konkrete Anregungen<br />
dafür: Zu den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Bildern<br />
gibt es Informationen,<br />
Vorschläge<br />
für den konkreten<br />
Ablauf des Unterrichts <strong>und</strong> Arbeitsanregungen<br />
mit genauen H<strong>in</strong>weisen auf<br />
benötigte Materialien <strong>und</strong> mögliche<br />
Techniken. Auch Schülerarbeiten s<strong>in</strong>d<br />
abgedruckt. Auf der beiliegenden CD<br />
f<strong>in</strong>det man alle behandelten Bilder.<br />
PHILIPP BEYER<br />
Lebendige Tafelbilder Wirtschaft.<br />
Auer Verlag, 2011<br />
Das Erklären<br />
wirtschaftlicher<br />
Zusammenhänge<br />
erfordert<br />
die Beschreibung<br />
komplexer<br />
Sachverhalte <strong>und</strong><br />
Unterrichts<strong>in</strong>halte.<br />
Gut strukturierte<br />
Tafelbilder s<strong>in</strong>d<br />
dafür e<strong>in</strong> willkommenes Hilfsmittel.<br />
Das Buch beschäftigt sich mit den<br />
wirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen, dem Geld<strong>und</strong><br />
Kapitalmarkt, dem Zahlungsverkehr<br />
<strong>und</strong> den Gr<strong>und</strong>lagen von Betrieben.<br />
Für die Sek<strong>und</strong>arstufe I werden zu<br />
den genannten Themen Tafelbilder <strong>und</strong><br />
dazu passende didaktisch-methodische<br />
H<strong>in</strong>weise sowie Erläuterungen zu den<br />
Präsentationen geliefert. Die beiliegende<br />
CD-ROM bietet alle Tafelbilder als<br />
veränderbare Power Po<strong>in</strong>t-Präsentationen<br />
an.<br />
ELKE KÖNIGSDORFER<br />
Themenheft Ch<strong>in</strong>a.<br />
Basiswissen kompakt.<br />
Auer Verlag, 2010<br />
Das Buch bietet e<strong>in</strong>en<br />
Überblick über<br />
die geografische,<br />
politische, gesellschaftliche<br />
<strong>und</strong><br />
wirtschaftliche Situation<br />
Ch<strong>in</strong>as. Die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Kapitel:<br />
Stadt- <strong>und</strong> Landleben,<br />
Rolle von<br />
Bildung <strong>und</strong> Erziehung, Sehenswürdigkeiten<br />
<strong>und</strong> Besonderheiten des Landes,<br />
Thema Menschenrechtsverletzungen ...<br />
E<strong>in</strong> kurzer Überblick über die Inhalte,<br />
die Lernziele, didaktische Anmerkungen<br />
<strong>und</strong> H<strong>in</strong>weise auf Materialien leiten die<br />
Kapitel e<strong>in</strong>. Es folgen Sachtexte zu den<br />
Themen, Arbeitsaufträge sowie Tafelbilder.<br />
Die beiliegende CD enthält Tafelbilder,<br />
Quizkarten <strong>und</strong> viele Fotos. Für den<br />
Unterricht <strong>in</strong> der Mittelschule <strong>und</strong> <strong>in</strong> den<br />
Biennien der Oberstufe.
ULRICH SCHNAKENBERG<br />
Geschichte <strong>in</strong> Karikaturen.<br />
Karikaturen als Quelle 1945 bis heute.<br />
Wochenschau-Verlag, 2011<br />
Die Arbeit mit historischen<br />
Quellen<br />
ist e<strong>in</strong> wesentlicher<br />
Teil des Geschichtsunterrichtes<br />
<strong>in</strong> der Oberstufe.<br />
Der E<strong>in</strong>satz von<br />
Karikaturen bietet<br />
gute Möglichkeiten<br />
der Analyse<br />
<strong>und</strong> Interpretation zeitgenössischer<br />
Orig<strong>in</strong>alquellen. Die Arbeit damit ist<br />
anspruchsvoll, erfordert H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>wissen,<br />
Kritikfähigkeit <strong>und</strong> die Fähigkeit, die<br />
breite Palette der verwendeten Stilmittel<br />
zu erkennen. Die abgebildeten deskriptiven<br />
<strong>und</strong> kommentierenden Karikaturen<br />
ermöglichen die Beschäftigung mit den<br />
historischen Ereignissen seit 1945. Zu<br />
den Karikaturen gibt es jeweils kurze<br />
Beschreibungen, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> den<br />
historischen Kontext, e<strong>in</strong>e Deutung sowie<br />
Anregungen für den Unterricht.<br />
LIANE PARADIES, WENCKE<br />
SORRENTINO, JOANNES GREVING<br />
99 Tipps: Lernstrategien vermitteln.<br />
Cornelsen Verlag Skriptor, 2010<br />
Effektives <strong>und</strong> erfolgreiches Lernen kann<br />
nur dann gel<strong>in</strong>gen, wenn die Lernenden<br />
über angemessene Lern- <strong>und</strong> Arbeitskompetenzen<br />
verfügen. E<strong>in</strong>e der wichtigsten<br />
Aufgaben der <strong>Schule</strong> ist es, den<br />
Lernenden die Möglichkeit<br />
zu schaffen,<br />
verschiedene <strong>und</strong><br />
den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Lernsituationen<br />
angemessene<br />
Techniken <strong>und</strong><br />
Strategien kennenzulernen<br />
<strong>und</strong> diese<br />
im Fachunterricht,<br />
<strong>in</strong> Projekten, <strong>in</strong> Werkstätten e<strong>in</strong>zuüben.<br />
Dieses Buch bietet Lehrenden die Möglichkeit,<br />
sich e<strong>in</strong>en Überblick über wichtige<br />
Lerntechniken zu verschaffen <strong>und</strong> den<br />
Lernenden <strong>in</strong> der Mittelschule dabei zu<br />
helfen, bei ihrer Arbeit <strong>und</strong> ihrem Lernen<br />
die richtige Technik zu f<strong>in</strong>den.<br />
REMO H. LARGO, MONIKA CZERNIN<br />
Jugendjahre.<br />
K<strong>in</strong>der durch die Pubertät begleiten.<br />
Piper Verlag, 2011<br />
Das Buch versucht,<br />
Verständnis für die<br />
Jugendlichen <strong>in</strong><br />
ihrer wohl schwierigstenLebensphase<br />
zu wecken. Die<br />
Gesetzmäßigkeiten<br />
der Entwicklung <strong>in</strong><br />
der Pubertät <strong>und</strong><br />
die Ursachen für<br />
die Schwierigkeiten <strong>in</strong> dieser Lebensphase<br />
werden beschrieben, <strong>und</strong> es<br />
wird dargestellt, wie Eltern, <strong>Schule</strong> <strong>und</strong><br />
Gesellschaft die Jugendlichen bei der<br />
Suche nach ihrer Rolle <strong>in</strong> der Gesell-<br />
schaft unterstützen können. Das Buch<br />
ist im Wesentlichen e<strong>in</strong> Dialog zwischen<br />
der Journalist<strong>in</strong> <strong>und</strong> Mutter Czern<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
dem Arzt Largo. Die Erklärungen werden<br />
durch zahlreiche wissenschaftliche Daten<br />
untermauert.<br />
Mathilde Aspmair<br />
Pädagogische Fachbibliothek<br />
Mathilde.Aspmair@schule.suedtirol.it<br />
PÄDAGOGISCHE<br />
FACHBIBLIOTHEK<br />
Deutsches Bildungsressort<br />
Amba-Alagi-Straße 10<br />
39100 Bozen<br />
Öffnungszeiten<br />
Vormittag: 9.00 bis 12.30 Uhr<br />
Nachmittag: 14.00 bis 17.00 Uhr<br />
Donnerstag: bis 17.30 Uhr<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
• Mathilde Aspmair<br />
• Jessica Pedross<br />
• Waltraud Prader<br />
Tel. 0471 417228/417638<br />
www.schule.suedtirol.it<br />
Dezember 2011<br />
33
Service & Info<br />
Rubrik Lebensart<br />
Wandel von Bräuchen<br />
„Feste soll man feiern, wie sie fallen“,<br />
heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sprichwort. Ohne<br />
Feste <strong>und</strong> Rituale wäre unser Alltag<br />
e<strong>in</strong>tönig <strong>und</strong> farblos. Bräuche s<strong>in</strong>d Teil<br />
unseres Lebens <strong>und</strong> unserer Festkultur.<br />
Sie s<strong>in</strong>d nicht starr, sie wandeln<br />
sich, so wie sich unser Lebensalltag<br />
verändert <strong>und</strong> wandelt. Bräuche passen<br />
sich dem Zeitgeist an, auch wenn<br />
es so aussehen mag, als wären sie<br />
beständig <strong>und</strong> gleichbleibend. „Bräuche<br />
kommen, gehen, ändern sich<br />
<strong>und</strong> werden neu erf<strong>und</strong>en“, schreibt<br />
die Kulturjournalist<strong>in</strong> Helga Maria<br />
Wolf. Durch die Technisierung <strong>in</strong> der<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> die veränderten<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen verschwanden<br />
<strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong> im Laufe des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
mehrere Arbeitsbräuche,<br />
die lange Zeit als selbstverständlich<br />
galten, wie etwa das „Kraglen“<br />
beim Flachsbrecheln. Mägde <strong>und</strong><br />
Knechte erlaubten sich während des<br />
Flachsbrechelns, also während der<br />
Verarbeitung der Flachsfasern für<br />
die Le<strong>in</strong>enproduktion im Herbst,<br />
e<strong>in</strong>en besonderen Scherz. G<strong>in</strong>gen der<br />
Dorflehrer oder der Pfarrer zufällig an<br />
34 Dezember 2011<br />
Kraglen, Pitschile-S<strong>in</strong>gen,<br />
Krapfenschnappen, Klöckeln …<br />
BRAUCHEN<br />
WIR BRÄUCHE?<br />
Bräuche <strong>und</strong> Feste − brauchen wir sie oder s<strong>in</strong>d sie Überbleibsel<br />
e<strong>in</strong>er vergangenen Zeit <strong>und</strong> etwas für Ewiggestrige? Der Begriff<br />
Brauch leitet sich von „brauchen“ ab. Dies kl<strong>in</strong>gt fast schon so,<br />
als wären Bräuche lebenswichtig.<br />
e<strong>in</strong>er Brechelhütte vorbei, lief man<br />
ihnen nach <strong>und</strong> f<strong>in</strong>g sie mit e<strong>in</strong>em<br />
Flachsbüschel, das um den Hals<br />
geb<strong>und</strong>en wurde, e<strong>in</strong>. Wurde jemand<br />
„gekragelt“, so musste der am Abend,<br />
wenn man sich bei Musik <strong>und</strong> Tanz<br />
traf, e<strong>in</strong>e Flasche We<strong>in</strong> ausgeben oder<br />
e<strong>in</strong> Pfand e<strong>in</strong>lösen. Der Brauch des<br />
Kragelns ist abgekommen, seit die<br />
Le<strong>in</strong>enproduktion auf den Bauernhöfen<br />
e<strong>in</strong>gestellt wurde. Der Begriff<br />
Krageln hat sich im Dialekt bis heute<br />
erhalten <strong>und</strong> wird verwendet, wenn<br />
e<strong>in</strong>e Flasche geöffnet wird.<br />
Aufgabe von Bräuchen<br />
Bräuche haben unterschiedliche<br />
Aufgaben. Sie br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Struktur<br />
<strong>in</strong> den Jahreslauf, machen den<br />
Alltag lebenswerter <strong>und</strong> abwechslungsreicher.<br />
In den letzten Jahren<br />
ist e<strong>in</strong> vermehrtes Interesse an<br />
Bräuchen beobachtbar. Je öfter<br />
<strong>in</strong> den Medien <strong>und</strong> <strong>in</strong> politischen<br />
Diskussionen von Globalisierung<br />
gesprochen wird, desto mehr<br />
wächst das Interesse am lokalen<br />
Geschehen <strong>und</strong> an der Suche nach<br />
den eigenen Wurzeln. Dies hat<br />
zur Revitalisierung alter Bräuche<br />
geführt. So erfreuen sich gerade <strong>in</strong><br />
den W<strong>in</strong>termonaten e<strong>in</strong>e Reihe von<br />
Heische- oder Bittbräuchen wieder<br />
großer Beliebtheit. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d<br />
diese <strong>in</strong>zwischen losgelöst von ihrem<br />
ursprünglichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, der<br />
armen Menschen die Gelegenheit<br />
bot, sich dank e<strong>in</strong>es Brauches etwas<br />
zu erbetteln. Das Pitschile-S<strong>in</strong>gen,<br />
Krapfenschnappen, Klöckeln, das<br />
Neujahrsschreien <strong>und</strong> andere alte<br />
Tiroler Bittbräuche werden heute der<br />
Tradition willen gepflegt <strong>und</strong> nicht<br />
mehr aus e<strong>in</strong>er Not heraus.<br />
Neben dem Unterhaltungswert<br />
haben Bräuche auch e<strong>in</strong>e soziale<br />
Funktion. Sie können Zeichen der<br />
Hoffnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schweren Zeit<br />
se<strong>in</strong>, wenn man an die Totenbräuche<br />
denkt. Bereits K<strong>in</strong>der können durch<br />
Bräuche soziale Kompetenz erlernen,<br />
Lebenshilfe, Trost, Unterhaltung<br />
<strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>schaft erleben.<br />
Barbara Stocker<br />
Volksk<strong>und</strong>ler<strong>in</strong>, Ressort für Denkmalpflege, Bildungsförderung,<br />
Deutsche Kultur <strong>und</strong> Museen<br />
Barbara.Stocker@prov<strong>in</strong>z.bz.it
<strong>in</strong>fos<br />
ÖSTERREICHISCHES<br />
BILDUNGSVOLKSBEHREN<br />
Modell <strong>Südtirol</strong><br />
Genau 383.820 Unterschriften s<strong>in</strong>d zwischen<br />
dem 3. <strong>und</strong> 13. November 2011<br />
beim Bildungsvolksbegehren <strong>in</strong> Österreich<br />
gesammelt worden. Gefordert wurde<br />
e<strong>in</strong> „faires, effizientes <strong>und</strong> weltoffenes<br />
Bildungssystem, das vom Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d<br />
an alle Begabungen fördert <strong>und</strong> Schwächen<br />
ausgleicht“. Insgesamt zwölf Forderungen<br />
wurden formuliert, darunter<br />
e<strong>in</strong> autonomes Schulsystem, die Gleichstellung<br />
der K<strong>in</strong>dergärten mit den <strong>Schule</strong>n,<br />
die Abschaffung des Sitzenbleibens<br />
<strong>und</strong> die Trennung der K<strong>in</strong>der nach Interessen<br />
<strong>und</strong> Begabungen erst am Ende<br />
der Schulpflicht. E<strong>in</strong>iges davon ist <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong><br />
bereits Wirklichkeit. In puncto E<strong>in</strong>heitsschule<br />
wird <strong>Südtirol</strong> auch als Modell<br />
gesehen. So hat Lydia N<strong>in</strong>z, <strong>Südtirol</strong>er<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Generalsekretär<strong>in</strong> des österreichischen<br />
Automobilclubs ARBÖ, bei e<strong>in</strong>em<br />
Onl<strong>in</strong>e-Interview Partei für die geme<strong>in</strong>same<br />
<strong>Schule</strong> ergriffen: „Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> leibhaftiges<br />
Produkt der Gesamtschule, weil ich<br />
<strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong> aufgewachsen b<strong>in</strong> [...] <strong>Südtirol</strong><br />
schneidet bei PISA immer besser ab als<br />
der OECD-Durchschnitt <strong>und</strong> als Österreich.<br />
Es gibt also ke<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> zur Angst<br />
vor der angeblichen Leistungs-Nivellierung<br />
durch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong>.<br />
Das Gegenteil ist der Fall. […] In Österreich<br />
wird gnadenlos mit 10 Jahren selektiert.<br />
Wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Spätzünder ist,<br />
bleibt es <strong>in</strong> Österreich auf der Strecke. In<br />
<strong>Südtirol</strong> haben die K<strong>in</strong>der bis zum 14ten<br />
Lebensjahr Zeit, sich zu entscheiden.“<br />
Nachzulesen auf<br />
www.nichtsitzenbleiben.at<br />
LANDESRANGLISTEN<br />
E<strong>in</strong>tragung für das Schuljahr<br />
2012/2013<br />
Die Gesuche für die E<strong>in</strong>tragung <strong>in</strong> die<br />
Landesranglisten, die Neuberechnung der<br />
Punkte, die Änderung des Zulassungstitels<br />
<strong>und</strong> die E<strong>in</strong>tragung mit Vorbehalt<br />
s<strong>in</strong>d bis 16. Dezember 2011 im Deutschen<br />
Schulamt, Amba-Alagi-Straße 10, 39100<br />
Bozen, mit E<strong>in</strong>schreibebrief mit Rückantwort<br />
e<strong>in</strong>zureichen. Es handelt sich hierbei<br />
um e<strong>in</strong>e Verfallsfrist. In jedem Fall gilt der<br />
Poststempel. Gesuche können bis 12.00 Uhr<br />
des 16. Dezember 2011 auch persönlich<br />
im Deutschen Schulamt abgegeben werden.<br />
In diesem Fall ist der Protokollstempel<br />
des Schulamtes für den Nachweis<br />
der fristgerechten E<strong>in</strong>reichung des Ansuchens<br />
ausschlaggebend. Alle Informationen<br />
zur E<strong>in</strong>tragung <strong>in</strong> die Landesranglisten<br />
für das Schuljahr 2012/2013 s<strong>in</strong>d dem<br />
R<strong>und</strong>schreiben vom 24. November 2011,<br />
Nr. 40, zu entnehmen.<br />
NEUE SÜDTIROLKARTE<br />
FÜR DIE GRUNDSCHULE<br />
Jetzt im Handel<br />
Seit e<strong>in</strong>igen Tagen<br />
ist die neue <strong>Südtirol</strong>karte<br />
für<br />
die Gr<strong>und</strong>schule<br />
erhältlich. Die<br />
Handkarte wurde<br />
vom Westermann<br />
Verlag <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit dem<br />
Bereich Innovation<br />
<strong>und</strong> Beratung am Deutschen Bildungsressort<br />
herausgegeben. Die <strong>Südtirol</strong>karte,<br />
gefalzt auf A 4, besteht aus e<strong>in</strong>er<br />
physischen Karte <strong>Südtirol</strong>s im A 2-Format,<br />
e<strong>in</strong>er stummen Karte <strong>Südtirol</strong>s im<br />
A 3-Format sowie e<strong>in</strong>er physischen Karte<br />
Italien im A 4-Format. Die neue <strong>Südtirol</strong>karte<br />
(ISBN: 978-3-14-140430-2)<br />
kann direkt beim Westermann Verlag<br />
unter www.westermann.de bestellt oder<br />
im Buchhandel erworben werden. E<strong>in</strong><br />
10er-Kartenset ist zum Preis von 26 Euro<br />
erhältlich.<br />
WETTBEWERBE: TERMINE<br />
UND ANMELDUNGEN<br />
Politische Bildung, Fremdsprachen,<br />
Känguru der Mathematik<br />
Dezember-Zeit ist Anmelde-Zeit: Wer an<br />
Schülerwettbewerben im Frühjahr 2012 teilnehmen<br />
möchte, darf die Anmeldefrist dazu<br />
im Dezember nicht verpassen. Dies gilt beispielsweise<br />
für den Landeswettbewerb Politische<br />
Bildung/Europaquiz, an dem Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler der Mittel-, Ober- <strong>und</strong><br />
der Berufsschulen teilnehmen können. Der<br />
Bewerb will junge Menschen dazu motivieren,<br />
sich mit Themen der Politik ause<strong>in</strong>anderzusetzen.<br />
Sie können ihr Wissen<br />
unter Beweis stellen <strong>und</strong> zugleich Preise<br />
gew<strong>in</strong>nen. Der Landeswettbewerb f<strong>in</strong>det<br />
als Onl<strong>in</strong>e-Wettbewerb am 14. März 2012<br />
statt. Die teilnehmenden <strong>Schule</strong>n müssen<br />
sich dazu mittels Anmeldeformular<br />
bis 10. Dezember 2011 anmelden. Auskünfte<br />
für die Mittel- <strong>und</strong> Oberschulen<br />
erteilen Walter Pichler, Walter.Pichler@<br />
schule.suedtirol.it <strong>und</strong> für die <strong>Schule</strong>n der<br />
Berufsbildung Markus Costabiei,<br />
Markus.Costabiei@prov<strong>in</strong>z.bz.it<br />
Ebenfalls im Dezember müssen sich <strong>in</strong>teressierte<br />
berufsbildende Oberschulen<br />
für den BHS-Fremdsprachenwettbewerb<br />
anmelden, der am 1. März 2012 <strong>in</strong> Innsbruck<br />
über die Bühne geht. Für <strong>Südtirol</strong>er<br />
Kandidat<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kandidaten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt<br />
zehn Startplätze <strong>in</strong> der Kategorie<br />
Englisch reserviert. Teilnahmeberechtigt<br />
s<strong>in</strong>d pro <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong> bis zwei Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler der 4. <strong>und</strong> 5. Klasse. E<strong>in</strong>e<br />
formlose Anmeldung mit der Angabe der<br />
voraussichtlichen Teilnehmerzahl ist bis<br />
12. Dezember 2011 an Oscar La Rosa,<br />
Oscar.La-Rosa@schule.suedtirol.it,<br />
Fax 0471 417649 zu schicken.<br />
Der <strong>in</strong>ternationale Wettbewerb „Känguru<br />
der Mathematik“ ist für den 15. März 2012<br />
angesetzt. Daran teilnehmen können Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler aller Schulstufen vom<br />
3. bis zum 13. Schuljahr. Für die Teilnahme<br />
kann man sich unter www.kaenguru.<br />
at/schulen/erstregistrierung bis spätestens<br />
22. Jänner 2012 anmelden. Auskünfte<br />
erteilt Marta Herbst, Marta.Herbst@schule.<br />
suedtirol.it, Tel. 0471 417620.<br />
Dezember 2011<br />
35
Service & Info<br />
LANDESBEIRAT DER ELTERN<br />
für die deutschsprachige <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong> – Schuljahr 2011/2012<br />
Schul- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulsprengel<br />
sowie Mittel- <strong>und</strong> Oberschulen<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel Bozen Astrid F<strong>in</strong>k<br />
36 Dezember 2011<br />
Mitglieder<br />
des Landesbeirates<br />
der Eltern<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel Brixen Silvia Zanotto<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel Bruneck Heidi Mairl<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel Lana Gerda Alber Kofler<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel Meran Cordula Wolf<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel Mühlbach Ulrike Stedile<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel Neumarkt Dagmar San<strong>in</strong><br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>sprengel Schlanders Gerhard Götsch<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Auer Marion Vedovelli<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Bozen Heidi Pittracher<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Brixen Markus Costabiei<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Bruneck Renate Kaiser<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Eppan<br />
Cater<strong>in</strong>a Grandi<br />
Messerschmidt<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Klausen I Ingrid Hofer<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Klausen II<br />
Annemarie Augschöll<br />
Blasbichler<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Lana Stefan Bacher<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Neumarkt Kar<strong>in</strong> Simeoni<br />
Gr<strong>und</strong>schulsprengel Vahrn Petra F<strong>in</strong>k<br />
Schulsprengel Ahrntal Karl Pircher<br />
Schulsprengel Alg<strong>und</strong> Michael Bernhart<br />
Schulsprengel Bozen/Europa Sonja Varsallona<br />
Schulsprengel Bozen/Gries Astrid Regele<br />
Schulsprengel Bozen/Stadtzentrum Isabella Rohrbacher<br />
Schulsprengel Brixen/Milland Barbara Pall<strong>in</strong>gen<br />
Schulsprengel Bruneck I Manuel Stuefer<br />
Schulsprengel Bruneck II Gerhard Elzenbaumer<br />
Schulsprengel Deutschnofen Elke Herbst<br />
Schulsprengel Eppan Erika Hofer<br />
Schulsprengel Graun Monika D'Orso<br />
Schulsprengel Innichen Rosa Reg<strong>in</strong>a Arnold<br />
Schulsprengel Kaltern Stefano Taferner<br />
Schulsprengel Karneid<br />
Irmgard Lantschner<br />
Psenner<br />
Schulsprengel Laas Sonia Tur<strong>in</strong>a<br />
Schulsprengel Lana Josef Berger<br />
Schulsprengel Latsch<br />
Waltraud W<strong>und</strong>erer<br />
Stricker<br />
Schulsprengel Leifers Kurt Rosanelli<br />
Schulsprengel Mals Silvia Ratschiller<br />
Schulsprengel Meran/Obermais Gabriella Kuen<br />
Schulsprengel Meran/Stadt Friedrich Ellmenreich<br />
Schulsprengel Meran/Untermais Gerhard Laimer<br />
Schulsprengel Mühlbach Sonja Hackhofer<br />
Schulsprengel Naturns zzt. nicht besetzt<br />
Schulsprengel Nonsberg Karl Josef Kofler<br />
Schulsprengel Olang Christof Mair<br />
Schulsprengel Prad am Stilfserjoch Georg Lechner<br />
Schulsprengel Ritten Renate Tanner<br />
Schulsprengel Sand <strong>in</strong> Taufers<br />
Christ<strong>in</strong>e Pörnbacher<br />
Reichegger<br />
Schulsprengel Sarntal Dieter Profanter<br />
Schulsprengel Schlanders Norbert Kofler<br />
Schulsprengel Schlern Günther Messner<br />
Schulsprengel Schluderns He<strong>in</strong>rich Wittmer<br />
Schulsprengel St. Leonhard<br />
<strong>in</strong> Passeier<br />
Ulrich Königsra<strong>in</strong>er<br />
Schulsprengel St. Mart<strong>in</strong><br />
Angelika Anna<strong>in</strong><br />
Passeier<br />
Elisabeth Stadler<br />
Schulsprengel Sterz<strong>in</strong>g I Me<strong>in</strong>hard Oberhauser<br />
Schulsprengel Sterz<strong>in</strong>g II Gudrun Pardeller<br />
Schulsprengel Sterz<strong>in</strong>g III Herta Fest<strong>in</strong>i Sughi<br />
Schulsprengel Terlan Nives Coletti<br />
Schulsprengel Toblach Daniela Hofer<br />
Schulsprengel Tram<strong>in</strong> Maria Gamper<br />
Schulsprengel Tschögglberg Astrid Ploner<br />
Schulsprengel Ulten Imelda Staffler<br />
Schulsprengel V<strong>in</strong>tl Kurt Kammerlander<br />
Schulsprengel Welsberg Sigrid Feichter<br />
Mittelschuldirektion<br />
„O. v. Wolkenste<strong>in</strong>“ Brixen<br />
Irmgard Mayr<br />
Mittelschule Klausen<br />
Roswitha Moret<br />
Niederwolfsgruber<br />
Mittelschule Neumarkt <strong>und</strong> Salurn Hubert Fischer<br />
Fachoberschule für Bauwesen<br />
„Peter Anich“ Bozen<br />
Ulrike Goller Hofmann<br />
Fachoberschule für Landwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Wirtschaft Auer<br />
Fachoberschule für Tourismus <strong>und</strong><br />
Elmar Leitgeb<br />
Biotechnologie<br />
„Marie Curie“ Meran<br />
Eleonora Hackl Eder<br />
Fachoberschule für Wirtschaft,<br />
Grafik <strong>und</strong> Kommunikation Brixen<br />
Klassisches, Sprachen- <strong>und</strong><br />
Miriam Stockner Broli<br />
Kunstgymnasium „Walther von der<br />
Vogelweide“ Bozen<br />
Babette G<strong>in</strong>thör<br />
Oberschulzentrum „Claudia von<br />
Medici“ Mals<br />
Florian Eller
Oberschulzentrum Sand <strong>in</strong> Taufers Gerhard Elzenbaumer<br />
Oberschulzentrum Schlanders Norbert Kofler<br />
Oberschulzentrum Sterz<strong>in</strong>g Siegfried Delueg<br />
Realgymnasium Bozen Birgit Biasion<br />
Realgymnasium <strong>und</strong> technologische<br />
Fachoberschule Meran<br />
Realgymnasium, Sprachengymna-<br />
Elmar Knoll<br />
sium <strong>und</strong> technologische Fachoberschule<br />
„Jakob Philipp Fallmerayer“<br />
Brixen<br />
Mart<strong>in</strong> Bernhard Thaler<br />
Sozialwissenschaftliches<br />
Gymnasium „Josef Gasser" Brixen<br />
Sozialwissenschaftliches<br />
Antonietta Del Monaco<br />
Gymnasium <strong>und</strong> Fachoberschule für<br />
Tourismus „Robert Gaste<strong>in</strong>er“ Bozen<br />
Annamaria Kritz<strong>in</strong>ger<br />
Sozialwissenschaftliches Gymnasium<br />
<strong>und</strong> Kunstgymnasium Bruneck<br />
Sozialwissenschaftliches, Klassi-<br />
Monika Rauter<br />
sches, Sprachen- <strong>und</strong><br />
Kunstgymnasium Meran<br />
Andreas Köhne<br />
Sprachen- <strong>und</strong> Realgymnasium<br />
„Nikolaus Cusanus“ Bruneck<br />
Petra Schuster<br />
Technologische Fachoberschule<br />
„Max Valier“ Bozen<br />
Edith Gerl<strong>in</strong>de Regele<br />
Technologische Fachoberschule<br />
Bruneck<br />
Paul Rieper<br />
Wirtschaftsfachoberschule<br />
„He<strong>in</strong>rich Kunter“ Bozen<br />
Karl Florian<br />
Wirtschaftsfachoberschule Bruneck Johann Georg Felder<br />
Wirtschaftsfachoberschule Meran Mart<strong>in</strong> Kathre<strong>in</strong><br />
Gleichgestellte<br />
„Freie Waldorfschule“ Brixen<br />
zzt. nicht besetzt<br />
Gleichgestellte Mittelschule<br />
„Herz-Jesu-Institut“ Mühlbach<br />
Helga Holzer Gasser<br />
Gleichgestellte Mittelschule Beatrix Kössler<br />
„Mariengarten“ St.Pauls<br />
Foradori<br />
Gleichgestellte Mittelschule Alexandra Janach<br />
„Ursul<strong>in</strong>en“ Bruneck<br />
Gleichgestellte Mittelschule<br />
Oberhollenzer<br />
<strong>und</strong> Klassisches Gymnasium<br />
„PP. Franziskaner“ Bozen<br />
Gleichgestellte Mittelschule <strong>und</strong><br />
zzt. nicht besetzt<br />
Klassisches Gymnasium<br />
„V<strong>in</strong>zent<strong>in</strong>um“ Brixen<br />
Gleichgestelles Sozialwissen-<br />
Walther Dietl<br />
schaftliches Gymnasium<br />
„Maria-Hueber“ Bozen<br />
Klaus Jakomet<br />
Landeshotelfachschule<br />
„Kaiserhof“ Meran<br />
zzt. nicht besetzt<br />
Landeshotelfachschule Bruneck zzt. nicht besetzt<br />
Schuljahr 2012/2013<br />
Willkommen<br />
<strong>in</strong> der <strong>Schule</strong><br />
E<strong>in</strong> Elternratgeber zum Schulanfang<br />
WILLKOMMEN IN DER SCHULE<br />
Elternratgeber für 2012/2013 erschienen<br />
Spezial<br />
Was ist zu tun, was gibt es zu bedenken, wenn me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die<br />
<strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>zeit beendet hat <strong>und</strong> <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong> kommt? Für<br />
K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> ihre Familien ist dieser Übergang mit Erwartungen,<br />
Hoffnungen, aber auch Ängsten <strong>und</strong> Unsicherheiten verb<strong>und</strong>en.<br />
Der Ratgeber „Willkommen <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>“ will Eltern <strong>in</strong> dieser<br />
Phase Orientierung bieten <strong>und</strong> ihnen dabei helfen, dem Schulstart<br />
mit Zuversicht entgegenzugehen.<br />
Der Übergang vom <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong> <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong> ist e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> der Entwicklung <strong>und</strong> im Lernen von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Familien.<br />
Damit dieser Übergang gut gel<strong>in</strong>gt, ist die Zusammenarbeit<br />
von Familie, <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong> <strong>und</strong> <strong>Schule</strong> erforderlich.<br />
Die pädagogischen Fachkräfte des <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong>s verteilen bei<br />
ihren geme<strong>in</strong>samen Veranstaltungen mit der <strong>Schule</strong> den Ratgeber<br />
an die Eltern. In der Gr<strong>und</strong>schule erhalten die Broschüre<br />
vor allem die Lehrpersonen, die im kommenden Schuljahr<br />
2012/2013 <strong>in</strong> den ersten Klassen unterrichten. „Willkommen <strong>in</strong><br />
der <strong>Schule</strong>“ ist auch auf der Homepage des Schulamtes unter<br />
www.prov<strong>in</strong>z.bz.it/schulamt zu f<strong>in</strong>den.<br />
Dezember 2011<br />
37
Service & Info<br />
LANDESBEIRAT DER SCHÜLER<br />
UND SCHÜLERINNEN<br />
für die deutschsprachige <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong> – Schuljahr 2011/2012<br />
Deutschsprachige Oberschulen<br />
38 Dezember 2011<br />
Mitglieder des Landesbeirates<br />
der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
Fachoberschule für Bauwesen Bozen „Peter Anich“ Magdalena Goller Greta Tauferer<br />
Fachoberschule für Landwirtschaft <strong>und</strong> Wirtschaft Auer Mart<strong>in</strong> Hofer Diego Graf<br />
Fachoberschule für Tourismus <strong>und</strong> Biotechnologie „Marie Curie“ Meran Julia He<strong>in</strong>isch Barbara Berdou<br />
Fachoberschule für Wirtschaft, Grafik <strong>und</strong> Kommunikation Brixen Vivien Manzoni Anna Maria Amort<br />
Klassisches, Sprachen- <strong>und</strong> Kunstgymnasium<br />
„Walther von der Vogelweide“ Bozen<br />
Klara Senn<br />
Franz Ferd<strong>in</strong>and<br />
Willeit<br />
Oberschulzentrum „Claudia von Medici“ Mals Patrizia Gusella zzt. nicht besetzt<br />
Oberschulzentrum Sand <strong>in</strong> Taufers Tobias Plaickner Mart<strong>in</strong> Oberhollenzer<br />
Oberschulzentrum Schlanders Mara Stirner Hannes Hoffer<br />
Oberschulzentrum Sterz<strong>in</strong>g Stefan Gabal<strong>in</strong> Fabian Staudacher<br />
Realgymnasium Bozen Moritz Mascotti Simon Matteo Lauer<br />
Realgymnasium <strong>und</strong> technologische Fachoberschule Meran Antonia Johanna Stampfl Jacob Geier<br />
Realgymnasium, Sprachengymnasium <strong>und</strong> technologische Fachoberschule<br />
Brixen „Jakob Philipp Fallmerayer“<br />
Alexander Klement Peter Natter<br />
Sozialwissenschaftliches Gymnasium „Josef Gasser“ Brixen Evi Ploner Maria Lang<br />
Sozialwissenschaftliches Gymnasium <strong>und</strong> Fachoberschule für Tourismus<br />
„Robert Gaste<strong>in</strong>er“ Bozen<br />
Sab<strong>in</strong>e Egger Aaron Dallio<br />
Sozialwissenschaftliches Gymnasium <strong>und</strong> Kunstgymnasium Bruneck Nad<strong>in</strong> Pramstaller Franziska Fauster<br />
Sozialwissenschaftliches, Klassisches, Sprachen- <strong>und</strong> Kunstgymnasium Meran Philipp Genetti Theresa Bonell<br />
Sprachen- <strong>und</strong> Realgymnasium „Nikolaus Cusanus“ Bruneck Kathar<strong>in</strong>a Hitthaler Loris Burger<br />
Technologische Fachoberschule „Max Valier“ Bozen Simon Rauch Brian Boaretto<br />
Technologische Fachoberschule Bruneck Johannes Oberjakober Lukas Ploner<br />
Wirtschaftsfachoberschule „He<strong>in</strong>rich Kunter“ Bozen Rupert Stefan Widmann Anita Renner<br />
Wirtschaftsfachoberschule Bruneck Matthias von Wenzl Fabian Veider<br />
Wirtschaftsfachoberschule Meran Tobias Platzgummer Natasa Vasic<br />
Klassisches Gymnasium „PP. Franziskaner" Bozen Matteo Carmignola zzt. nicht besetzt<br />
Klassisches Gymnasium „V<strong>in</strong>zent<strong>in</strong>um" Brixen Marie Theres Z<strong>in</strong>gerle Verena Dariz<br />
Sozialwissenschaftliches Gymnasium „Maria-Hueber" Bozen Anna Timpfler Claudia Gamper<br />
Landeshotelfachschule „Kaiserhof" Meran zzt. nicht besetzt zzt. nicht besetzt<br />
Landeshotelfachschule Bruneck Julia Innerhofer Georg Hofer
1<br />
4<br />
8 9<br />
Das Logo steht <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Größen zur Verfügung.<br />
Je nach Verwendungszweck<br />
s<strong>in</strong>d diese vorgeschrieben,<br />
dies gilt für die farbige ebenso wie<br />
für die Schwarzweiß-Anwendung.<br />
Die Skalierung nach unten ist<br />
begrenzt, die Skalierung nach<br />
oben frei.<br />
DEUTSCHES 0 BILDUNGSRESSORT<br />
RUNDSCHREIBEN<br />
10<br />
• Nr. 06/2011/BB vom 25.10.2011<br />
Ergänzung zum R<strong>und</strong>schreiben des Abteilungsdirektors<br />
Nr. 5/2011 – Sammelbesche<strong>in</strong>igung über die ordnungs-<br />
8<br />
gemäße Beitragslage – DURC<br />
• Nr. 37/2011 vom 09.11.2011<br />
Rauchverbot <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergärten <strong>und</strong> <strong>Schule</strong>n<br />
• Nr. 38/2011 vom 10.11.2011<br />
Kompetenztests 2012 – <strong>Südtirol</strong><br />
• Nr. 39/2011 vom 23.11.2011<br />
Lernstandserhebung des INVALSI für die 2. Klassen der<br />
Oberschulen des Landes<br />
2 3 4<br />
• Nr. 40/2011 vom 24.11.2011<br />
E<strong>in</strong>tragung <strong>in</strong> die Landesranglisten für das Schuljahr<br />
2012/2013<br />
• Nr. 41/2011 vom 28.11.2011<br />
Außendienste der Schuldirektoren/<strong>in</strong>nen | Kont<strong>in</strong>gentierung<br />
der Geldmittel<br />
DEUTSCHES BILDUNGSRESSORT<br />
MITTEILUNGEN<br />
27.10.2011<br />
• Erhebung der Anzahl der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler mit<br />
Funktionsdiagnose<br />
• Prämien<strong>in</strong>itiative der Stiftung <strong>Südtirol</strong>er Sparkasse<br />
5 6 7 8 9<br />
28.10.2011<br />
• Veröffentlichung weiterer Dokumente der Handreichung zu<br />
den Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien für die Gr<strong>und</strong>schule<br />
• Zweitsprachjahr<br />
03.11.2011<br />
• Die Reihe „Recht“ – Neue Lehrmaterialien für Rechtsk<strong>und</strong>e<br />
im Triennium<br />
• 50 Jahre Feuernacht – Tagung<br />
07.11.2011<br />
• E<strong>in</strong>reichterm<strong>in</strong>e Angebote EU-Programm Lebenslanges<br />
Lernen<br />
• Sondernummer Info „Willkommen <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>.<br />
E<strong>in</strong> Elternratgeber zum Schulanfang“<br />
7 Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
Oktober 2010<br />
Landeswappen<br />
Farbe<br />
Anwendungsgrößen<br />
1<br />
2<br />
Landeswappen im Größenverhältnis<br />
4 : 5, nach oben beliebig vergrößerbar.<br />
08.11.2011<br />
30 x 37,5 mm<br />
• Rauchverbot <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergärten <strong>und</strong> <strong>Schule</strong>n<br />
• Science <strong>in</strong> English 3 – 26 Englisch x 32,5 mm Woche im Naturmuseum Trient<br />
• Nationale Leitl<strong>in</strong>ien zu Lernstörungen<br />
09.11.2011 4 24 x 30 mm<br />
• Genehmigter Bildungsurlaub Schuljahr 2011/2012<br />
5 20 x 25 mm<br />
10.11.2011<br />
• Mitteilung des6Bereichsleiters 16 x 20 mmfür<br />
Berufsbildung<br />
Zulage für Klassenlehrer – Schuljahr 2011/2012<br />
• Austria-Bus<strong>in</strong>essplan-Wettbewerb 7 14 x 17,5 mm „next generation vol.6“<br />
• Beitrag der Carab<strong>in</strong>ieri zur Bildung e<strong>in</strong>er Kultur der<br />
Legalität – Schuljahr 2011/2012<br />
• Streikausruf der 8 12 x 15 mm<br />
Gewerkschaften SISA, CUB <strong>und</strong> COBAS<br />
16.11.2011 9 10 x 12,5 mm<br />
• Anmeldungen zum Wettbewerb Politische Bildung/Europaquiz<br />
2011/2012 0 8 x 10 mm<br />
(kle<strong>in</strong>ste Anwendungsgröße)<br />
18.11.2011<br />
• Dienstkonferenz der Schulführungskräfte<br />
Das Logo steht <strong>in</strong> verschiedenen<br />
21.11.2011<br />
Größen zur Verfügung.<br />
• E<strong>in</strong>ladung Teilnahme Je Wettbewerb nach Verwendungszweck „Känguru der Mathematik<br />
2012“<br />
s<strong>in</strong>d diese vorgeschrieben,<br />
dies gilt für die farbige ebenso wie<br />
22.11.2011<br />
für die Schwarzweiß-Anwendung.<br />
• <strong>Südtirol</strong>er Chemieolympiade Die Skalierung 2012nach<br />
unten ist<br />
• BHS-Fremdsprachenwettbewerb begrenzt, die Skalierung 2012 – Vorerhebung<br />
nach<br />
oben frei.<br />
23.11.2011<br />
• Neue <strong>Südtirol</strong>karte für die Gr<strong>und</strong>schule<br />
30.11.2011<br />
• Ausschreibung der 17. Mathematik-Modellierungswoche<br />
SÜDTIROLER LANDESREGIERUNG<br />
BESCHLÜSSE<br />
0<br />
07.11.2011<br />
10<br />
• Nr. 1642: E<strong>in</strong>setzung e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe zur Anwendung des<br />
Art. 12-qu<strong>in</strong>quies des L.G. Nr. 24/96<br />
8<br />
28.11.2011<br />
• Nr. 1854: Schülerbeförderungsdienste für das Schuljahr<br />
2011/2012 – Abänderung der Zweckb<strong>in</strong>dung der Ausgabe<br />
Dezember 2011<br />
39
Viele Forschungen s<strong>in</strong>d seit Mitte der<br />
1990er-Jahre zu den Fragen „Wie<br />
funktioniert Lernen?“ <strong>und</strong> „Was ist guter<br />
Unterricht?“ gemacht worden. Unter dem<br />
Titel des Ko-Konstruktivismus <strong>und</strong> der<br />
Kompetenzorientierung haben die<br />
Forschungsergebnisse E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die<br />
Lehrpläne <strong>und</strong> Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien, <strong>in</strong> die<br />
Fortbildung, <strong>in</strong> die Lehrmaterialien <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> den Unterricht gef<strong>und</strong>en.<br />
Rudolf Meraner<br />
Leiter des Bereichs Innovation <strong>und</strong> Beratung<br />
Informationsschrift für <strong>K<strong>in</strong>dergarten</strong> <strong>und</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong><br />
Dezember 2011<br />
Herausgeber: Deutsches Bildungsressort<br />
Verantwortlicher Direktor: Peter Höllrigl<br />
Redaktion: Andrea Aldrighettoni, Markus Costabiei,<br />
Verena Hilber, Elisabeth Mairhofer, Walter Pichler,<br />
Michaela Ste<strong>in</strong>er, Thomas Summerer,<br />
Herbert Taschler<br />
Korrektorat: Michaela von Wohlgemuth<br />
Fotos: Archiv Deutsches Bildungsressort,<br />
Landespressedienst, Evi Giggenbacher, Susanne<br />
Hellrigl, Christa Messner, Arthur Pernstich,<br />
Simon Raffe<strong>in</strong>er, Evi Schwienbacher, Werner<br />
Schwienbacher, Barbara Stocker, Monika<br />
Weissenste<strong>in</strong>er<br />
Cover: Manuela Tessaro & Alberto Franceschi,<br />
Digital Photo Image<br />
Anschrift <strong>und</strong> Sitz der Redaktion:<br />
Deutsches Bildungsressort,<br />
Amba-Alagi-Straße 10, 39100 Bozen,<br />
Tel. 0471 417511, Fax 0471 417519,<br />
redaktion<strong>in</strong>fo@schule.suedtirol.it<br />
www.prov<strong>in</strong>z.bz.it/schulamt<br />
Grafik <strong>und</strong> Druck: <strong>Südtirol</strong> Druck, Meran<br />
E<strong>in</strong>getragen beim Landesgericht Bozen<br />
unter Nr. 18 vom 26.09.2002.<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem,<br />
pH-neutralem Papier, 100% recycelbar.<br />
Ersche<strong>in</strong>t monatlich von September bis Juni.<br />
Verwendung <strong>und</strong> Nachdruck von Texten s<strong>in</strong>d nur<br />
nach Rücksprache mit der Redaktion gestattet.