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HEIMSPIEL NR. 2 SAISON 2020/21

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FCH intern<br />

19<br />

»Der Spitzensport geht mit Corona<br />

äußerst verantwortungsvoll um«<br />

Prof. Dr. Jürgen Steinacker, Leiter der Sportmedizin Ulm, spricht über die Zusammenarbeit mit dem FCH und die Corona-Pandemie<br />

Herr Professor Dr. Steinacker, die Sektion<br />

Sport- und Rehabilitationsmedizin<br />

des Universitätsklinikums Ulm<br />

ist schon seit vielen Jahren Partner<br />

des 1. FC Heidenheim 1846 in puncto<br />

sportwissenschaftlicher Betreuung.<br />

Wie lange besteht diese Partnerschaft<br />

nun mittlerweile schon?<br />

Die Anfänge unserer Zusammenarbeit<br />

gehen auf Oberliga-Zeiten des<br />

FCH im Jahr 2005 zurück, als Frank<br />

Schmidt noch als Kapitän selbst<br />

mit auf dem Platz stand. Zu diesem<br />

Zeitpunkt haben wir im Zuge der<br />

Sommervorbereitung erstmals die<br />

sportärztlichen Untersuchungen aller<br />

Spieler sowie die anschließende<br />

Leistungsdiagnostik der Mannschaft<br />

durchgeführt. Dabei haben die Spieler<br />

ihre Laufrunden noch auf der Tartanbahn<br />

des damaligen Albstadions<br />

absolviert. Wir sind also in der Tat<br />

schon seit ein paar Jahren mit dabei<br />

(schmunzelt).<br />

Was genau wird bei den sportärztlichen<br />

Untersuchungen und der<br />

Leistungsdiagnostik durch Ihre wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter untersucht?<br />

Bei den sportärztlichen Untersuchungen<br />

wird die generelle Leistungsfähigkeit<br />

der Spieler festgestellt.<br />

Dabei werden unter anderem<br />

das Blut und die Lungenfunktion der<br />

Spieler untersucht, zudem gibt es<br />

einen Ultraschallcheck am Herzen<br />

sowie eine orthopädische Untersuchung<br />

und ein Belastungs-EKG. Auch<br />

das Gewicht, die Größe und der Körperfettanteil<br />

der FCH Profis werden<br />

gemessen. Wir sind mit unserem<br />

Team der Sportmedizin Ulm darauf<br />

spezialisiert, innerhalb weniger<br />

Stunden eine komplexe Leistungsphysiologie<br />

durchzuführen. Dadurch<br />

ermöglichen wir, dass alle FCH Profis<br />

zu Saisonbeginn aus gesundheitlicher<br />

Sicht auch wirklich einsatzbereit<br />

sind. Die Leistungsdiagnostik<br />

wird meist ebenfalls gleich zum<br />

Start der Vorbereitung durch einen<br />

Prof. Dr. Jürgen Steinacker ist Leiter der Sportmedizin Ulm.<br />

Laktattest absolviert. Die Blutwerte<br />

geben dabei Aufschluss darüber,<br />

in welcher körperlichen Verfassung<br />

sich die Spieler zu diesem Zeitpunkt<br />

befinden.<br />

Ihre sportwissenschaftliche Betreuung<br />

beschränkt sich jedoch nicht<br />

ausschließlich darauf …<br />

Nein, bei Bedarf unterstützen wir die<br />

sehr gut aufgestellte medizinische<br />

Abteilung des FCH beim Aufbautraining<br />

für FCH Profis, die langfristig<br />

verletzt ausfallen. Darüber hinaus<br />

führen wir auch im HARTMANN<br />

Nachwuchs-Leistungszentrum die<br />

sportärztlichen Untersuchungen aller<br />

Jugendspieler ab der U12 durch.<br />

Als ärztlicher Leiter der Sektion<br />

Sport- und Rehabilitationsmedizin<br />

des Universitätsklinikums Ulm<br />

sind Sie im Spitzensport bestens<br />

vernetzt. Wie geht aus Ihrer Sicht<br />

der Spitzensport allgemein mit den<br />

außergewöhnlichen Rahmenbedingungen,<br />

bedingt durch Corona, um?<br />

Durch meine frühere Tätigkeit als<br />

Teamarzt der deutschen Ruderer,<br />

leite ich im Weltruderverband FISA<br />

die Kommission Sportmedizin. In<br />

Zusammenarbeit mit allen globalen<br />

Marc Schnatterer & Co. beim Laktattest in der Sommervorbereitung <strong>2020</strong>.<br />

Sportverbänden bereiten wir uns<br />

derzeit auf Olympia 20<strong>21</strong> in Zeiten<br />

der Corona-Pandemie vor. Natürlich<br />

hat die Pandemie zunächst einmal<br />

alle Menschen, und natürlich auch<br />

die Entscheidungsträger in der Politik,<br />

ein Stück weit verunsichert. Wir<br />

sind jetzt aber im Umgang mit dem<br />

Corona-Virus medizinisch viel weiter<br />

als noch im Frühjahr. Infektionsherde<br />

sind deutlich besser eingrenzbar,<br />

weshalb das Risiko gerade im Sport<br />

sehr beherrschbar geworden ist. Aus<br />

meiner Sicht ist der Spitzensport<br />

durch seine Hygienekonzepte bislang<br />

sehr verantwortungsvoll mit<br />

dieser Situation umgegangen. Umso<br />

wichtiger ist es jetzt, dass auch die<br />

Sport-Fans wieder mehr und mehr<br />

an den Wettkämpfen teilhaben können.<br />

Das betrifft insbesondere auch<br />

den Fußball als Flaggschiff des Spitzensports.<br />

Wie bewerten Sie die Teilzulassung<br />

von Zuschauern in die Stadien? In<br />

die Voith-Arena dürfen aktuell ja<br />

nur bis zu 20 Prozent des Fassungsvermögens,<br />

was insgesamt 3.000<br />

Zuschauern entspricht.<br />

Ich habe dazu eine klare Meinung:<br />

Der Mund-Nasen-Schutz, auch wenn<br />

ihn manche Menschen als lästig<br />

empfinden, bietet uns allen einen<br />

großen Schutz. Wenn dieser, wie<br />

das in der Voith-Arena beim letzten<br />

Heimspiel gegen Braunschweig der<br />

Fall war, von den Stadionbesuchern<br />

gewissenhaft getragen wird und<br />

dazu die allgemeinen Hygieneregeln<br />

befolgt werden, können wir<br />

in Zukunft auch wieder mehr Zuschauer<br />

zu Fußballspielen zulassen.<br />

Sich mit fremden Menschen jubelnd<br />

nach Toren in den Armen liegen, das<br />

geht momentan eben leider nicht.<br />

Wenn wir alle aber, Sportler genauso<br />

wie Sportfans, in den kommenden<br />

Wochen und Monaten gemeinsam<br />

die nächsten Schritte in dieser Pandemie<br />

machen, wird auch das hoffentlich<br />

wieder irgendwann möglich<br />

sein – da bin ich guter Dinge!

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