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Jahresbericht 2019.20 - Stiftung Pfennigparade

Anfang der 1950er Jahre wurde als Vorläufer der späteren Stiftung Pfennigparade ein Hilfsverein gegen die in München grassierende Polio-Epidemie ins Leben gerufen. Was mit Spendenaufrufen begann, entwickelte sich zu einem der größten deutschen Rehabilitationszentren für körperbehinderte Menschen. Der Jahresbericht 2019/2020 gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 12 Monate und spiegelt die vielfältigen Tätigkeiten der Stiftung Pfennigparade wider.

Anfang der 1950er Jahre wurde als Vorläufer der späteren Stiftung Pfennigparade ein Hilfsverein gegen die in München grassierende Polio-Epidemie ins Leben gerufen. Was mit Spendenaufrufen begann, entwickelte sich zu einem der größten deutschen Rehabilitationszentren für körperbehinderte Menschen. Der Jahresbericht 2019/2020 gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 12 Monate und spiegelt die vielfältigen Tätigkeiten der Stiftung Pfennigparade wider.

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BERICHT DES VORSTANDS – ZUR ENTWICKLUNG DER GRUPPE PFENNIGPARADE 2019/2020<br />

ENTWICKLUNG DER GRUPPE<br />

1<br />

UMSETZUNG DES NEUEN TEILHABEGESETZES<br />

IN VOLLEM GANGE<br />

Am 01.01.2020 trat die dritte und vorletzte Reformstufe<br />

des Bundesteilhabegesetzes in Kraft. Davon sind<br />

insbesondere die neuen Regelungen zur Trennung der<br />

Fachleistungen der Eingliederungshilfe von den existenzsichernden<br />

Leistungen hervorzuheben, die große<br />

Veränderungen im Leistungs- und Vertragsrecht mit<br />

sich brachten. So war denn auch die zweite Jahreshälfte<br />

2019 verwaltungstechnisch stark geprägt von notwendigen<br />

Maßnahmen zur Überleitung der bestehenden<br />

Leistungen. Deren Umsetzung erforderte bis weit<br />

ins Jahr 2020 hinein erhebliche zusätzliche Personalressourcen.<br />

Den vorläufigen Schlusspunkt bildete dabei<br />

die leistungs- und vertragsmäßige Herauslösung<br />

der Mittagessensverpflegung aus den Fachleistungen<br />

der Werk-, Förder- sowie Heilpädagogischen Tagesstätten<br />

innerhalb der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong>. Damit<br />

wird den Reha-Kunden grundsätzlich ermöglicht,<br />

künftig entweder weiterhin das bestehende Angebot<br />

vor Ort in Anspruch zu nehmen oder sich für eine alternative<br />

Versorgung ihrer Wahl zu entscheiden.<br />

Nun steht die Neugestaltung des bayerischen Rahmenvertrags<br />

für die Eingliederungshilfe an: Parallel zu<br />

den systemischen Änderungen der Finanzierungs- und<br />

Zahlungsströme wird seitens der Leistungserbringerverbände,<br />

der Interessensvertretung von Menschen<br />

mit Behinderungen sowie der Leistungsträger in Bayern<br />

ein neuer Rahmenvertrag erarbeitet, der die Veränderungen<br />

in der Leistungserbringung abbildet und<br />

konkretisiert. Darüber hinaus wird von den Beteiligten<br />

weiterhin ein Instrument zur Bedarfsermittlung erarbeitet,<br />

das den Anforderungen der Internationalen<br />

Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung<br />

und Gesundheit (ICF) genügt und die individuellen<br />

Wünsche und Bedarfe der Menschen mit Behinderung<br />

umfassend in den Blick nimmt.<br />

Für die Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> sind diese Ergebnisse<br />

von herausragender Bedeutung. Daher werden wir<br />

auch weiterhin intensiv an der Konkretisierung der<br />

künftigen Rahmenbedingungen auf Landes- und Bezirksebene<br />

mitwirken und uns vehement dafür einsetzen,<br />

dass die gegebenen Gestaltungsspielräume zugunsten<br />

der Betroffenen und möglichst zugunsten<br />

klarer, einfach handhabbarer bzw. nicht zu komplexer<br />

Regelungen ausgeschöpft werden.<br />

STRATEGISCHE ZIELE 2021 BIS 2025<br />

IN DER ENTWICKLUNG<br />

Bereits seit 2006 haben wir gute Erfahrungen damit<br />

gemacht, Strategien und Ziele der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong><br />

für eine längere Periode im Voraus zu planen. Auf<br />

diese Weise hatten wir stets einen Kompass vor Augen,<br />

waren jedoch flexibel genug, um uns auf unvorhergesehene<br />

Entwicklungen einzustellen.<br />

Seit Herbst 2019 beschäftigen wir uns wieder ausführlich<br />

mit der Zukunft und unseren strategischen Zielen<br />

für den Zeitraum von 2021 bis 2025 sowohl für die<br />

<strong>Pfennigparade</strong> insgesamt als auch für unsere großen<br />

Aufgabenfelder Bildung & Erziehung, Wohnen & selbstbestimmtes<br />

Leben, Arbeit & Beschäftigung, Gesundheit<br />

& Beratung, Sport, Freizeit & Kultur sowie Personal<br />

und Organisation.<br />

Den Prozess zur Strategieentwicklung haben wir in vier<br />

Phasen gegliedert: Informationssammlung, Strategieerarbeitung,<br />

Realitäts-Check, finale Abstimmung und Präsentation.<br />

Sowohl unsere Reha-Kunden als auch unsere<br />

Mitarbeiter sowie ausgewählte Kooperationspartner<br />

und weitere Stakeholder sind in den unterschiedlichen<br />

Phasen – auch über digitale Beteiligungstools – eingebunden.<br />

Bedingt durch die Corona-Pandemie kommt es<br />

zu zeitlichen Verzögerungen, jedoch sind wir nach wie<br />

vor zuversichtlich, zum Jahreswechsel 2020/21 unsere<br />

„Strategie 2025“ vorlegen zu können.<br />

ZUR BEWÄLTIGUNG DER CORONA-PANDEMIE IN DER<br />

PFENNIGPARADE (STAND MITTE AUGUST 2020)<br />

Die Corona-Pandemie war und ist für die gesamte<br />

<strong>Pfennigparade</strong> zugleich eine ethische, wirtschaftliche,<br />

kommunikative sowie logistisch-administrative Herausforderung.<br />

Im Vordergrund stand und steht der<br />

Schutz unserer Reha-Kunden, also der Menschen mit<br />

Behinderung, die in der <strong>Pfennigparade</strong> lernen, wohnen<br />

und arbeiten. Als Nächstes ging und geht es darum, die<br />

Unternehmensgruppe auch wirtschaftlich zusammenzuhalten,<br />

unsere Liquidität abzusichern und mit den<br />

Kostenträgern der Öffentlichen Hand sowie mit unseren<br />

Firmenkunden tragfähige Lösungen der Leistungserbringung<br />

und ihrer Vergütung während der Krise zu<br />

erarbeiten. Transparente Kommunikation insbesondere<br />

gegenüber unseren Mitarbeitern war und ist die<br />

Voraussetzung dafür, dass unser Vorgehen nachvollziehbar<br />

ist und von den Führungskräften und Mitarbeitern<br />

mitgetragen sowie von unseren (Reha-)Kunden,<br />

deren Angehörigen und unseren vielen (Kooperations-)Partnern<br />

verstanden wurde und wird. Und nicht<br />

zuletzt waren wir mit einer Unmenge von logistischadministrativen<br />

Entscheidungen in sehr kurzen Abfolgen<br />

konfrontiert, die unsere gesamte Organisation auf<br />

eine große Belastungsprobe gestellt hat.<br />

Der Ende Februar vom Vorstand einberufene Krisenstab<br />

hat vor allem<br />

die „Lockdown“-Maßnahmen,<br />

die „Notbetreuungen“,<br />

den zentralen bzw. übergreifenden Mitarbeiter-<br />

Einsatz,<br />

die Abarbeitung der Flut von eintreffenden<br />

Verordnungen, Bestimmungen und Empfehlungen<br />

staatlicher- bzw. behördlicherseits sowie die<br />

Zusammenarbeit mit diversen externen Stellen,<br />

die übergreifenden Präventions-, Hygieneund<br />

Arbeitsschutzmaßnahmen,<br />

die zentrale Beschaffung und Verteilung<br />

von Schutzausrüstung,<br />

die medizinischen Schutzmaßnahmen einschließlich<br />

der Quarantänemaßnahmen und Testungen<br />

innerhalb der <strong>Pfennigparade</strong>,<br />

die Vorgehensweisen bei auftretenden<br />

Verdachts- oder Infektionsfällen,<br />

das spätere „Wieder-Hoch-Fahren“ sowie<br />

die zentrale Kommunikation nach innen und außen<br />

gesteuert bzw. ist nach wie vor damit befasst.<br />

An dieser Stelle möchten wir uns bei unseren Mitstreitern<br />

im Krisenstab für ihren großen Einsatz,<br />

teilweise rund um die Uhr, ihr umsichtiges Handeln<br />

und die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

bedanken:<br />

Manfred Deeken (Leiter Zentralbereich Therapie)<br />

Charlotte Hoelbe (Geschäftsführerin <strong>Pfennigparade</strong><br />

WKM GmbH und VSB GmbH)<br />

Beate Höß-Zenker (Geschäftsführerin <strong>Pfennigparade</strong><br />

Ernst-Barlach-Schulen GmbH und Phoenix GmbH)<br />

Robert Hofner (Geschäftsführer <strong>Pfennigparade</strong><br />

Ambulante Dienste GmbH)<br />

Doris Neidel (Leiterin Zentralbereich Personalmarketing<br />

und Geschäftsführerin <strong>Pfennigparade</strong><br />

Perspektive GmbH)<br />

Martha Pfünder-Götz (Geschäftsführerin <strong>Pfennigparade</strong><br />

Vivo GmbH und REVERSY GmbH)<br />

Dr. Gregor Scheible (Leiter MVZ und MZEB) und<br />

Sabrina Selder (Assistentin des Vorstands)<br />

Die Arbeit des Krisenstabs hat wesentlich dazu beigetragen,<br />

dass wir die Corona-Pandemie gerade auch in<br />

Bezug auf die Gesundheit unserer Reha-Kunden bisher<br />

(Stand: Mitte August 2020) gut überstanden haben.<br />

Insbesondere hat der Krisenstab darauf hingewirkt,<br />

dass wir bei auftretenden Verdachts- und Infektionsfällen<br />

überall in der <strong>Pfennigparade</strong> eine einheitliche –<br />

zumindest vergleichbare und damit transparente und<br />

nachvollziehbare – und an den RKI-Richtlinien orientierte<br />

Vorgehensweise an den Tag gelegt haben. Dies<br />

hat zu einer gewissen Routine geführt, die insbesondere<br />

schnelles Entscheiden und Umsetzen befördert.<br />

Für eine Bilanz ist es noch zu früh, denn zum Zeitpunkt<br />

der Erstellung dieses Berichts ist die Pandemie noch<br />

nicht überstanden. Spätestens im nächsten <strong>Jahresbericht</strong>,<br />

der im Herbst 2021 erscheint, werden wir eine<br />

ausführliche – hoffentlich abschließende – Bilanz der<br />

Corona-Pandemie sowohl für die <strong>Pfennigparade</strong> als<br />

auch unter fachpolitischen Gesichtspunkten ziehen<br />

können. Insbesondere wird die Sichtweise auf Menschen<br />

mit Behinderung und ihre Möglichkeiten zur<br />

Teilhabe und Selbstbestimmung im Spannungsfeld zu<br />

ihrem Schutz während der Pandemie zu betrachten sein.<br />

Zu einer ersten vorläufigen Zwischenbilanz gehört sicherlich,<br />

dass das Wirken der <strong>Pfennigparade</strong> einen<br />

Unterschied macht: für die Menschen mit Behinderung,<br />

die bei uns lernen, arbeiten oder wohnen, weil<br />

sie bestmöglich vor einer Infektion mit Covid-19 geschützt<br />

werden. Für die Eltern und Angehörigen, weil<br />

sie ihre Kinder, Geschwister, Ehepartner usw. bei uns<br />

betreut wissen, damit sie beispielsweise jeden Tag einer<br />

Arbeit nachgehen können. Für unsere Firmenkunden,<br />

weil sie unsere Dienstleistungen auch während<br />

der Pandemie weiter zuverlässig erhalten. Für die Gesellschaft<br />

und die Öffentliche Hand, weil sie wissen,<br />

dass wir wichtige gesellschaftliche Aufgaben auch in<br />

Krisenzeiten zuverlässig wahrnehmen.<br />

Außerdem können wir die hohe Einsatzbereitschaft<br />

unserer Mitarbeiter, ihre Empathie für unsere Rehaund<br />

anderen Kunden sowie die sehr gute übergreifende<br />

Zusammenarbeit und gegenseitige Solidarität als<br />

ein wichtiges Zwischenergebnis festhalten, das uns<br />

auch für die noch vor uns liegenden Herausforderungen<br />

zuversichtlich stimmt.<br />

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