Wahres , Schnurren , Anekdoten , alles nur Theater
Der alles auf den Punkt bringt Wir schlagen Michael Beckers fünftes Buch auf. Ein neues „Vorhang auf” für die zweite Bühne, die der großartige Schauspieler seit anderthalb Jahrzehnten wählt, um sich zu artikulieren. Auf der ersten hat er über 200 Rollen gespielt, Menschen verkörpert, die nicht immer seiner Weltanschauung, seinen Idealen entsprachen.
Der alles auf den Punkt bringt
Wir schlagen Michael Beckers fünftes Buch auf. Ein neues „Vorhang auf” für die zweite Bühne, die der großartige Schauspieler seit anderthalb Jahrzehnten wählt, um sich zu artikulieren. Auf der ersten hat er über 200 Rollen gespielt, Menschen verkörpert, die nicht immer seiner Weltanschauung, seinen Idealen entsprachen.
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sei. Ich solle warten, bis eventuell eine Karte zurückgegeben
würde, um überhaupt rein zu kommen. Da
ich am Berliner Ensemble, schon in der Zeit, als ich in
Beeskow am Gymnasium war, circa 10 Inszenierungen
gesehen hatte, kannte ich das Haus zumindest so gut,
dass ich wusste, wie man unbemerkt in die Parkettseitenloge
kommt. In dieser Loge schwebe noch der Geist
von Brecht, heißt es. Von dort aus hätte er Vorstellungen
beobachtet. Gelegentlich soll er die Gardine der
Loge auch zugezogen haben. An besagtem Premierenabend
schlüpfte ich in eben diese Loge, die merkwürdigerweise
unbesetzt war. Kess schaute ich in den Rang
hoch und winkte Werner zu. So genoss ich das Ereignis
von dieser bedeutenden Stätte aus. Folgerichtig nahm
ich, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt,
natürlich auch an der Premierenfeier teil. Heute wäre
es mir peinlich, uneingeladen bei einer Premierenfeier
in einem fremden Theater zu erscheinen. So forderte
ich damals völlig locker Ruth Berghaus zum Walzer
auf, rockte mit Jutta Hoffmann und fühlte mich unter
den Stars - und das waren Stars - pudelwohl. Ich
erinnere mich noch, dass Barbara Brecht-Schall, die
in der Inszenierung nicht besetzt war, wie eine Blöde
mit so einem modernen, kleinen Westfotoapparat
fotograerte. Heute besitze ich selbst so einen Fotoapparat
und fotograere stets und ständig, alles und
jeden, am meisten aber mich selbst.
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