REPORTAGEGIPFELTREFFEN«Wir möchten in Zukunftnoch sportlicher werden»Désirée Baer, die neue Chefin von SBB Cargo, setzt aufzukunfts- und marktorientierte, innovative Lösungen, um dasErgebnis nachhaltig zu verbessern. Kurz vor der Stabübergabeam 1. März 2020 haben wir sie und ihren VorgängerNicolas Perrin zum Interview getroffen.Interview: Stefan Boss Fotos: Daniel Winkler12 SBB Cargo 1 | 2020
GIPFELTREFFENFrau Baer, welches ist Ihr Eindruck nachden ersten Tagen Ihrer Einarbeitungsphasebei SBB Cargo?Désirée Baer: Ich treffe auf sehr engagierte Mitarbeitende,die offen sind für einen Führungswechselund sich zur neuen Partnerschaft mit Swiss Combi(bestehend aus den Firmen Planzer, CamionTransport, Bertschi und Galliker) bekennen.Herr Perrin, nach 13 Jahren geben Sie dieLeitung bei SBB Cargo ab. Sind Sie wehmütig?Nicolas Perrin: Es war eine sehr spannende undintensive Zeit, die ich bei SBB Cargo verbrachte.Es ist klar, dass mich der Abschied als Leiter desUnternehmens emotional bewegt. Ich freue michaber, dass mit Désirée Baer eine kompetenteNachfolgerin gefunden wurde, und freue mich aufmeine Zukunft.Die Güterbahn hat bewegte Zeiten hinter sich.Welches war der schönste Moment?Perrin: Sicher bleiben wird mir der Augenblick, alswir vor über 15 Jahren den ersten eigenen Zug mitSBB Cargo in Deutschland und in Italien fuhren.Nach der Liberalisierung des Schienengüterverkehrshatten wir eine Pionierrolle eingenommen.Hervorheben möchte ich auch, dass wir 2013 zumersten Mal nach über vier Jahrzehnten schwarzeZahlen schrieben. Zudem freut es mich, dass dieGüterwagen im kombinierten Verkehr in derSchweiz seit einem Jahr automatisch gekuppeltwerden. Das ist ein erster Schritt in die Zukunftdes Schienengüterverkehrs. Letztlich zählt jedochdie Summe von allem – und die vielen positivenBegegnungen und Arbeiten mit Menschen.Frau Baer, Sie bringen grosse Führungserfahrungmit: Zuletzt haben Sie die Securitransgeleitet, und früher waren Sie Geschäftsführerindes Start-ups Eyezone, eines Optik-Retailers.Haben Sie auch Führerstandserfahrung?Baer: Bei der SBB fuhr ich schon öfter im Führerstandmit. Zwar noch nie mit einem Güterzug,aber mit Rangier- und Bauzügen. Ich lenkte sogarschon selbst das hochmoderne Unterhaltsfahrzeugfür den Gotthardbasistunnel – auf einem Gleisbeim Lieferanten. Es war ein sehr tolles Gefühl,die vielen PS zu spüren. Ich freue mich, wenn ichkünftig auch mit unseren Mitarbeitenden regelmässigauf einem Güterzug mitfahren darf.Was verbindet Sie mit der Güterbahn? AlsGeschäftsleitungsmitglied bei SBB Infrastrukturwaren Sie ja für Logistikprozesse verantwortlich.Baer: Wir arbeiteten bei SBB Infrastruktur eng mitSBB Cargo zusammen, etwa beim Unterhalt derFlotte und bei Beschaffungen und Innovationen.Wir hegten auch Pläne für einen gemeinsamenLogistik-Hub in Hägendorf, verfolgten sie abernicht weiter. Auch bei der Securitrans, die ich bis«Läuft etwas nicht ganzrund, rutscht man indieser Branche sofort indie Verlustzone.»Désirée Baer,CEO von SBB Cargovor Kurzem leitete, arbeiteten wir für die Baulogistikmit SBB Cargo zusammen. Deshalb kannteich schon einige Leute in diesem Unternehmen.Die Logistikbranche ist eine Männerwelt.Wie kommen Sie damit klar?Baer: In den letzten 25 Jahren bewegte ich michberuflich nur in Männerwelten, ich begann ja inder Finanzbranche und arbeitete dann in derBeratungsbranche. Deshalb habe ich gar keine Bedenken.In der Geschäftsleitung von SBB Cargosind wir nun übrigens mehr Frauen als Männer, daswird für mich eine neue Erfahrung sein.Herr Perrin, Sie sind künftig als Verwaltungsratvon SBB Cargo tätig. Welches sind Ihre Ziele?Perrin: Unsere Aufgabe ist primär, die Strategie desUnternehmens festzulegen und zusammen mitdem Management eine gute Planung sicherzustellen.Ich werde vor allem die Interessen der SBBund generell der Bahn einbringen. Das ist eine derFast schoneingelebt: DésiréeBaer am BahnhofOlten Hammer,unweit ihres neuenArbeitsplatzes.SBB Cargo 1 | 202013