Magazin-2020-4
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60<br />
years<br />
Nr. 4 | Dezember <strong>2020</strong><br />
geschenkspende.ch<br />
Den Rank gefunden<br />
Wie Hermes Aranda<br />
aus Kolumbien zum<br />
Unternehmer wurde<br />
Impulse geben<br />
Wie Irene Bush<br />
Jugendliche fürs<br />
Leben ermutigt
IN EIGENER SACHE<br />
Merci!<br />
Franziska Lauper<br />
Geschäftsleiterin<br />
terre des hommes schweiz<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Gerade auch jetzt, in der so lang andauernden Coronakrise,<br />
unterstützt terre des hommes schweiz junge Menschen. Sie<br />
brauchen unbedingt unsere Solidarität.<br />
In unseren Projekten in Afrika und Lateinamerika sorgen<br />
wir dafür, dass Jugendliche ein Einkommen erwirtschaften<br />
können, dass sie Zugang zu Gesundheitseinrichtungen<br />
haben und dass sie vor Gewalt geschützt sind. In Peru und<br />
El Salvador, wo die Menschen während Monaten kaum aus<br />
dem Haus durften, hat die häusliche Gewalt stark zugenommen.<br />
In Brasilien und Kolumbien ist die Polizeigewalt gegen<br />
Jugendliche massiv gestiegen.<br />
Viele junge Menschen in unseren Projekten haben in den<br />
letzten Jahren kleine, aber entscheidende Schritte aus der<br />
Armut gemacht und sich einen bescheidenen Wohlstand<br />
aufgebaut. Die gegenwärtige Krise hat diese Fortschritte zunichtegemacht.<br />
Die Armut hat im vergangenen Jahr weltweit<br />
zugenommen. Ebenso die Ungleichheit.<br />
Die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen ist zum Glück<br />
von der Pandemie gesundheitlich weniger betroffen. Sie<br />
weisen meistens weniger schlimme Symptome auf.<br />
Aus unserer Projekterfahrung wissen wir, dass junge Menschen<br />
gerade in Krisen in ihren Dörfern und Quartieren wichtige<br />
Hilfe leisten. Dort, wo Regierungen die Pandemie abstreiten<br />
und die Auswirkungen des Virus verharmlosen, sind<br />
junge Menschen entscheidende Akteurinnen und Akteure für<br />
einen wirksamen Schutz und für Fakten statt Spekulationen.<br />
Geübt im Umgang mit den neuen digitalen Medien, sind sie<br />
nahe an aktuellen Informationen zur Pandemie und können<br />
sie schnell in ihrem Umfeld teilen.<br />
Helfen sie uns, diese jungen Menschen zu stärken! Ihr Beitrag<br />
ist entscheidend, damit wir die gesundheitliche, wirtschaftliche<br />
und gesellschaftliche Krise gemeinsam überwinden.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Solidarität und ein gesundes 2021!<br />
Sie hat die Schweizer Öffentlichkeit<br />
aufgerüttelt und international für<br />
Schlagzeilen gesorgt: Die Volksinitiative<br />
«Für verantwortungsvolle Unternehmen<br />
– zum Schutz von Mensch und<br />
Umwelt» oder die Konzernverantwortungsinitiative<br />
(KVI), für die sich terre<br />
des hommes schweiz gemeinsam mit<br />
130 Nichtregierungsorganisationen<br />
eingesetzt hat.<br />
Sagenhafte 50,7 Prozent der Stimmberechtigten<br />
in der Schweiz sagen Ja zur<br />
Konzernverantwortungsinitiative. Für<br />
terre des hommes schweiz ist das ein<br />
historischer Erfolg für ein Anliegen der<br />
internationalen Solidarität. Wegen des<br />
höheren Nein-Anteils des Ständemehrs<br />
kommt der indirekte Gegenvorschlag<br />
zur Anwendung. Das Bewusstsein aller<br />
hat sich jedoch verändert.<br />
Die KVI hat einen Präzedenzfall geschaffen:<br />
Noch nie hat eine entwicklungspolitische<br />
Kampagne in der<br />
Schweiz derart viele Personen mobilisiert<br />
und bewegt.<br />
Herzlichen Dank all jenen, die sich mit<br />
dem JA zu mehr Konzernverantwortung<br />
für eine solidarische Schweiz eingesetzt<br />
haben!<br />
> Zu unserem Standpunkt:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/kvi-abstimmung<br />
Aus dem Inhalt<br />
Fokus: Kolumbien, Projekt Paz y Bien 4–7<br />
Portrait: Irene Bush, Fachstelle PSS 8<br />
Webshop: Sinnvoll schenken 9<br />
Interview: Gesundheit und Digitalisierung 10<br />
Neues Kochbuch: Tanja Grandits 11<br />
Impressum<br />
<strong>Magazin</strong> terre des hommes schweiz, Nr. 4 Dez. <strong>2020</strong><br />
www.terredeshommesschweiz.ch/magazin<br />
Laufenstrasse 12, CH-4053 Basel<br />
Spendenkonto PC 40-260-2<br />
IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2<br />
4 Ausgaben pro Jahr, Auflage 30 000 Ex.<br />
Jahresabo 5 Franken<br />
Redaktion: Anna Wegelin (aw); Gestaltung: Michèle<br />
Minet; Korrektorat: Loredana Engler, Sylvia Valentin<br />
Druck: Gremper AG, Basel/Pratteln<br />
Foto Titelseite: Hermes Alexander Aranda mit seiner<br />
Mutter, Flor Aranda Carabalí. Foto: Jaír F. Coll<br />
2 magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong>
AKTUELL<br />
Das Nothilfesystem sei als «kurzzeitige<br />
Massnahme» angelegt und bedeute für<br />
«Tausende von Menschen ein Verharren<br />
unter menschenunwürdigen Bedingungen,<br />
über Jahre hinweg», so Jana Häberlein.<br />
Es gibt in der Schweiz keinen<br />
einheitlichen Standard für die Unterbringung<br />
von Nothilfebeziehenden.<br />
Sie leben in Kollektivunterkünften und<br />
Wohnungen, bei Gastfamilien oder in<br />
der Notschlafstelle. «Es braucht bessere<br />
Unterbringungsbedingungen, wo es<br />
keine nationalen Minimalstandards<br />
gibt», sagt die Studienautorin. So sollte<br />
es in Basel-Stadt keine Unterbringung<br />
in Notschlafstellen geben und in Baselland<br />
sollte die Unterbringung in Asylwohnungen,<br />
besonders für Kinder und<br />
ihre Familien, ausgebaut werden, lautet<br />
ihre Empfehlung.<br />
Die Veranstaltung von terre des hommes schweiz kann online angeschaut werden. Im<br />
Bild Podiumsgast und Politikerin Samira Marti. Foto Samuel Rink<br />
Asyl und Nothilfe – wie weiter?<br />
Menschen mit negativem Asylentscheid,<br />
die Nothilfe beziehen, leben oft<br />
in einer prekären Situation. Ein Bericht<br />
von terre des hommes schweiz analysiert<br />
das Nothilferegime und gibt Empfehlungen<br />
für ein menschenwürdiges<br />
Dasein der Betroffenen.<br />
Menschen fliehen vor Krieg, Gewalt und<br />
Armut. Wird ihr Asylgesuch abgelehnt<br />
und erhalten sie einen Wegweisungsentscheid,<br />
müssen sie laut Gesetz die<br />
Schweiz verlassen. Doch viele tun es<br />
nicht und manche können es nicht.<br />
Seit 2008 erhalten abgewiesene Asylsuchende<br />
nur noch Nothilfe. Sie haben<br />
gemäss Bundesverfassung Anrecht auf<br />
minimale Mittel, die für ein «menschenwürdiges<br />
Dasein unerlässlich<br />
sind», dies zu einem deutlich tieferen<br />
Ansatz als die frühere Asylsozialhilfe.<br />
Gemeint sind damit zum Beispiel Lebensmittel,<br />
Kleidung oder Obdach.<br />
2019 erhielten gemäss Staatsekretariat<br />
für Migration 6784 Personen mit einem<br />
negativen Asylentscheid in der Schweiz<br />
Nothilfe. 2272 Personen gehörten im<br />
vierten Quartal 2019 zu den Langzeitnothilfebeziehenden,<br />
was man nach einem<br />
Bezugsjahr wird. «Das Schweizer<br />
Nothilferegime funktioniert nicht», sagt<br />
Sylvia Valentin, Verantwortliche für Migrationsfragen<br />
bei terre des hommes<br />
schweiz. Nicht nur verharrten immer<br />
mehr Menschen immer länger in diesem<br />
System «unter zum Teil prekären<br />
Bedingungen», erklärt sie. Die Regelung<br />
verunmögliche auch die Integration,<br />
sagt sie: «Asylsuchende, die Nothilfe<br />
beziehen, werden über Jahre hinweg<br />
parkiert.»<br />
Sinnvolle und machbare Lösungen<br />
terre des hommes schweiz hat deshalb<br />
die Sozialwissenschaftlerin Jana Häberlein<br />
beauftragt, die Situation von Menschen<br />
mit negativem Asylentscheid in<br />
der Nothilfe zu untersuchen. Der 36-seitige<br />
Bericht nimmt das Nothilfesystem<br />
in Basel-Stadt und Basel-Landschaft unter<br />
die Lupe unter Einbezug der gesamtschweizerischen<br />
Lage. Auf Einladung<br />
von terre des hommes schweiz diskutierten<br />
Vertretende aus Politik, Behörden<br />
und Zivilgesellschaft im November<br />
in Basel über sinvolle und machbare<br />
Lösungen für die betroffenen<br />
Menschen.<br />
Arbeiten verboten<br />
Einer Erwerbsarbeit nachzugehen, ist<br />
nach dem Schweizer Ausländergesetz<br />
grundsätzlich verboten. «Langzeitnothilfebeziehenden<br />
muss der Zugang<br />
zum legalen Arbeitsmarkt gewährt werden»,<br />
sagt Jana Häberlein: «Diese Verschwendung<br />
von Humankapital und<br />
individuellen Lebensplänen muss aus<br />
einer gesundheitlichen, menschenrechtlichen,<br />
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Perspektive deutlich kritisiert<br />
werden.» aw<br />
Unsere Forderungen:<br />
• Es braucht Lösungen, die den<br />
Betroffenen ein menschenwürdiges<br />
Leben ermöglichen, die<br />
aber auch sozialpolitisch und<br />
volkswirtschaftlich mehr Sinn<br />
machen als das jetzige System.<br />
• Es müssen schnell pragmatische<br />
Lösungen innerhalb der<br />
bestehenden gesetzlichen<br />
Möglichkeiten gefunden werden.<br />
Längerfristig ist jedoch<br />
eine Änderung der gesetzlichen<br />
Vorgaben erforderlich.<br />
• Das System der Nothilfe muss<br />
der Realität der sie beziehenden<br />
Menschen gerecht werden.<br />
• Die Grundhaltung gegenüber<br />
abgewiesenen Asylsuchenden<br />
in der Nothilfe muss ändern.<br />
> Mehr zu Asyl und Nothilfe:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/podium-asyl-<strong>2020</strong><br />
magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong> 3
KOLUMBIEN<br />
«Ohne Paz y Bien wäre ich heute tot»<br />
Wer jung und schwarz ist, hat es in Kolumbien besonders schwer. Doch es<br />
gibt Wege aus Benachteiligung, Kriminalität und Gewalt. Der Kulturschaffende<br />
Hermes und die Schülerin Hillary aus der Grossstadt Cali erzählen, wie dies mit<br />
Unterstützung der kolumbianischen Partnerorganisation Paz y Bien möglich wird.<br />
Hermes Alexander Aranda (24) ist im armen Stadtteil<br />
Aguablanca von Cali aufgewachsen. Cali ist<br />
die Stadt mit der höchsten Afrobevölkerung in<br />
Kolumbien. Im Distrikt Aguablanca ist ihr Anteil<br />
besonders hoch. Bis heute sind hier manche<br />
Strassen nicht asphaltiert und ganze Viertel ohne<br />
Telefonanschluss.<br />
Als Hermes Aranda ein Teenager war, setzte sich<br />
seine Mutter mit ihm an den Küchentisch und<br />
zeigte ihm ein Blatt Papier. Auf der einen Seite<br />
standen die Namen all jener in der Familie, die<br />
ein gutes Leben führten und auf der anderen Seite<br />
stand unter anderem der Name seines Vaters.<br />
Drogen, Raubüberfälle und sonstige «Probleme»<br />
hatte er. Als der Vater ermordet wurde, war Hermes<br />
ein Kind und seine Mutter überfordert.<br />
Vom Gangster zum Unternehmer<br />
Heute ist Hermes ein Vorbild für benachteiligte<br />
Jugendliche. Er hat den Schulabschluss nachgeholt,<br />
eine Ausbildung in Grafikdesign und in<br />
Systemtechnik gemacht und zusammen mit<br />
Freunden ein Kulturunternehmen gegründet.<br />
Hermes ist Model, Musiker, Fotograf, Tänzer<br />
und Tanzlehrer. Er organisiert Veranstaltungen<br />
und macht Videos auf Youtube. Gerade lernt er<br />
Englisch, weil er auch in dieser Fremdsprache<br />
singen will.<br />
Es hätte auch anders laufen können. Mit 13 Jahren<br />
hatte er genug von der Schule und wurde Anführer<br />
einer kriminellen Gang. «Sie waren meine<br />
Freunde und ich ihr schlechter Einfluss», sagt Hermes:<br />
«Ich war sehr gross, hatte Charisma und war<br />
Mächtig gross:<br />
Hermes Aranda<br />
dankt der Mentorin<br />
von Paz y<br />
Bien, Betty Lara<br />
Chilito.<br />
Fotos Jaír F. Coll<br />
4 magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong>
KOLUMBIEN<br />
Weiter Weg:<br />
Früher war Hermes<br />
ein Gangster.<br />
Heute ist er<br />
Kulturunternehmer.<br />
der geborene Anführer.» Von niemandem habe er<br />
sich etwas sagen lassen, erzählt er, «schon gar nicht<br />
von meiner Mutter». Fehlte es an Geld zum Feiern<br />
oder für neue Turnschuhe, überfielen sie Läden<br />
mit selbstgebauten Waffen-Attrappen. «Mein Leben<br />
spielte sich an den unsichtbaren Grenzen zwischen<br />
den Gangs ab», sagt er. An einer dieser territorialen<br />
Grenzen stand ein Einarmiger Bandit.»<br />
Jeden Nachmittag verbrachte Hermes am Spielautomaten,<br />
in Flipflops und Shorts.<br />
Das Versprechen gehalten<br />
Eines Tages sprachen ihn zwei Mitarbeiterinnen<br />
von Paz y Bien an, der lokalen Partnerorganisation<br />
von terre des hommes schweiz. Sie erzählten<br />
ihm, nebenan würden sie bald ein Jugendhaus eröffnen.<br />
Er habe sie nicht ernst genommen, sagt<br />
Hermes: «Wir waren gewohnt: Alles, was uns von<br />
aussen versprochen wurde, war bloss heisse Luft.<br />
Also schenkten wir dem Versprechen keinen Glauben.»<br />
Einen Monat später schauten die beiden Frauen<br />
wie angekündigt nochmals bei ihm vorbei, das<br />
Jugendhaus sei jetzt offen, er sei herzlich willkommen.<br />
«Am nächsten Tag schaute ich vorbei»,<br />
sagt Hermes. Paz y Bien sei wie ein guter Freund,<br />
meint er: «Er freut sich, wenn er sieht, dass es dir<br />
gut geht und er möchte, dass du ein besserer<br />
Mensch wirst.»<br />
Sich selbst überlassen<br />
«Wenn wir Frieden in Kolumbien wollen, dann<br />
müssen wir dort beginnen, wo wir leben», sagt<br />
magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong><br />
5
KOLUMBIEN<br />
Hillary Hidalgo Nuñez. «Wir müssen klein anfangen<br />
und dann wachsen.» Die 16-Jährige lebt mit ihren<br />
Eltern und ihren beiden Schwestern im Viertel<br />
Calimio in Aguablanca. Ihre Mutter arbeitet in<br />
Schnellrestaurants, der Vater ist Englischlehrer.<br />
Ihre Familie ist eine absolute Ausnahme: Bei nur<br />
drei der insgesamt 140 Familien, deren Kinder im<br />
Jugendprogramm von Paz y Bien teilnehmen, sind<br />
die Eltern noch zusammen und die Mutter nicht<br />
alleinerziehend.<br />
Hillary Nuñez spricht mit grosser Ruhe, leise, aber<br />
bestimmt. «Ich hatte früher viele Probleme mit<br />
mir selbst», erzählt sie. «Ich fühlte mich unzureichend.»<br />
Ihre Eltern waren ständig ausser Haus, den<br />
Lebensunterhalt für die Familie verdienen. «Mir<br />
fehlte das Vertrauen zu ihnen, weil sie so selten da<br />
waren», sagt sie. Ihre Schwestern waren zu klein,<br />
um mit ihnen zu reden. Hillary begann, sich zu<br />
verletzen. Mit zwölf unternahm sie einen Selbstmordversuch<br />
und schnitt sich die Pulsadern auf.<br />
Ein Onkel fand sie rechtzeitig. Freundinnen nahmen<br />
sie mit in ein Jugendhaus von Paz y Bien.<br />
Der Umgang miteinander habe sie angesprochen,<br />
erzählt sie: «Ich fühlte mich verstanden und gehörte<br />
dazu.»<br />
Mit den eigenen Gefühlen umgehen<br />
Drei Jahre dauert das Programm, das Jugendliche<br />
bei Paz y Bien durchlaufen. Ein erstes Thema ist Autonomie,<br />
erklärt Hillary. «Ich habe gelernt, Entscheidungen<br />
zu treffen, damit sie mir und meiner Gemeinschaft<br />
nützen.» Umgekehrt habe sie auch lernen<br />
müssen, sich in andere hineinzuversetzen. «Ich<br />
wusste vorher nicht, wie ich über meine Gefühle<br />
sprechen soll», erzählt sie. Mit regelmässigen Besuchen<br />
von Paz y Bien bei ihr zu Hause und in Gesprächen<br />
mit ihren Eltern habe sich das geändert. Sie<br />
habe gelernt, mit ihrer Wut umzugehen und zur<br />
Lösung von Konflikten beizutragen, sagt Hillary.<br />
«Das hilft mir, weil es hier sehr viele Konflikte gibt»,<br />
meint sie.<br />
Neben Autonomie lernen die Jugendlichen im Programm<br />
von Paz y Bien ihre bürgerlichen Grundrechte<br />
kennen. «Die Regierung redet unsere Rechte<br />
klein», sagt Hillary. «Wir müssen wissen, wie<br />
wir sie verteidigen können.» Bildung sei ein Recht<br />
für alle, betont sie: «Wir brauchen sie, um uns zu<br />
entwickeln.»<br />
Liebt das<br />
Tanzen:<br />
Hillary Nuñez<br />
hat gelernt, zu<br />
sich selbst zu<br />
stehen.<br />
Will Marketing studieren<br />
Bis zur Corona-Pandemie war Hillary jeden Nachmittag<br />
im Jugendhaus von Paz y Bien. Das geht<br />
vorläufig nicht mehr. Zwar ist sie übers Telefon<br />
in Kontakt mit Paz y Bien. Doch die Gruppenaktivitäten<br />
fehlen ihr. Besonders vermisst sie die gemeinsamen<br />
kulturellen Aktivitäten im Jugendhaus<br />
mit Kreativwerkstatt, Singen und Tanzen.<br />
«Im Tanzen bin ich richtig gut», sagt sie. Die Folklore-Tänze<br />
von der Pazifikküste wie Currulao und<br />
Abozao mag Hillary besonders gern. «Sobald ich<br />
die Choreografie kann, bringe ich sie den anderen<br />
bei.»<br />
6<br />
magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong>
KOLUMBIEN<br />
Ruhig, aber<br />
bestimmt:<br />
Hillary will<br />
nach der Schule<br />
studieren.<br />
Nach der Schule möchte sie Marketing studieren.<br />
Auf die Idee kam sie bei einem Besuch an einer<br />
Uni, den Paz y Bien organisiert hatte. Designen,<br />
Ideen entwickeln und «geistig wachsen», wie sie<br />
meint, das reize sie an diesem Beruf, sagt Hillary:<br />
«Ich will meine eigene Chefin sein und meine Familie<br />
unterstützen.»<br />
Junge Talente entdecken<br />
Etwas zurückgeben, das will auch Hermes, der<br />
sagt: «Ohne Paz y Bien wäre ich heute tot.» Seit<br />
sechs Jahren ist er im Ehemaligen-Programm der<br />
Partnerorganisation von terre des hommes schweiz<br />
und tauscht sich regelmässig mit den anderen<br />
Alumni aus. All seine beruflichen Abschlüsse verdanke<br />
er der vielfältigen Unterstützung durch Paz<br />
y Bien, erzählt er: «Auch meine erste Kamera hätte<br />
ich mir sonst nicht leisten können.» Mit seiner<br />
Urban-Dance-Gruppe tritt er in Jugendhäusern auf.<br />
«Viele junge Talente scheitern daran, dass niemand<br />
sie sieht», sagt Hermes. Mit seinem Kultuunternehmen<br />
wolle er das ändern.<br />
Katharina Wojczenko<br />
> Projektbeschrieb Paz y Bien:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/kolumbien<br />
Katharina Wojczenko ist freie Journalistin in Bogotá. Im No-<br />
vember hat sie mit drei Berufskolleginnen das Online-<strong>Magazin</strong><br />
«Südamerika-Reporterinnen» auf riffreporter.de gegründet.<br />
Jaír F. Coll ist ein preisgekrönter Fotojournalist aus Cali. Er fo-<br />
tografiert für die Zeitungen «El País» und «Semana Rural».<br />
Webseite: www.jaircoll.com<br />
Mit dem Projekt Paz y Bien leistet terre des hommes schweiz einen Beitrag<br />
an das UNO-Nachhaltigkeitsziel 16.<br />
Elodia Balanta, Direktorin von Paz y Bien<br />
«Gewalt ist ein grosses Problem in Aguablanca»,<br />
sagt die Direktorin von Paz y Bien, Elodia Nieves<br />
Balanta. Als im August in einem Zuckerrohrfeld<br />
im Viertel Llano Verde von Cali fünf Afrojungen<br />
massakriert wurden, war ganz Kolumbien erschüttert.<br />
Hinter dem Mord stecken organisierte bewaffnete<br />
Gruppen, deren Bosse in den eleganten<br />
Stadtvierteln der Reichen leben. «Sie wollen Drogen<br />
verkaufen, Jugendliche abhängig machen<br />
und sie für ihre kriminellen Machenschaften rekrutieren»,<br />
sagt Elodia Balanta. Sie locken sie mit<br />
Waffen, Geld oder einem Motorrad.<br />
> Online-Interview:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/jugendliche-brauchen-liebe<br />
magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong><br />
7
PORTRAIT<br />
und mich interessiert, was wir mit unserem<br />
Leben machen können», sagt Irene<br />
Bush über sich. Ungerechtigkeit und<br />
Ausgrenzung ertrage sie nur schlecht.<br />
«Alle sollen dieselben Chancen haben.»<br />
Prägend sei für sie die Zeit in Jerusalem<br />
gewesen, erzählt sie. Mitte der 1960er-<br />
Jahre zog sie mit ihrer Familie nach<br />
Israel: «Mein Vater wurde Küchenchef<br />
im King David Hotel in Jerusalem.» Irene<br />
lernte KZ-Überlebende kennen: «Ich<br />
wusste damals nicht, was der Holocaust<br />
war, aber was sie mir berichteten, hat<br />
mich geprägt.» Während dem Sechstagekrieg<br />
1967 verharrte sie mit anderen<br />
in einem engen Luftschutzkeller ohne<br />
WC. «In unserem Haus gab es Einschüsse.<br />
Das hinterlässt Spuren.»<br />
Künftig unsere Konsulentin: Irene Bush an ihrem Wohnort in Rheinfelden AG. Foto Samuel Rink<br />
Menschenfreundin und Impulsgeberin<br />
Die Psychosoziale Unterstützung PSS<br />
ist eine Kernkompetenz von terre des<br />
hommes schweiz in der Arbeit mit Jugendlichen<br />
in prekären Situationen.<br />
Irene Bush hat sie mit aufgebaut. Eine<br />
Begegnung.<br />
«Mein Weg ist kein geradliniger, vieles<br />
hat sich einfach ergeben.» Wenn Irene<br />
Bush etwas sagt, ist es klar und sie meint<br />
es auch so. Während mehr als 20 Jahren<br />
hat sie sich bei terre des hommes<br />
schweiz engagiert. Vor 15 Jahren baute<br />
sie die Fachstelle Psychosoziale Unterstützung,<br />
kurz PSS, auf. Ins gleiche Kapitel<br />
gehören die Fachbegriffe Lösungsorientierter<br />
Ansatz SFA und Jugendpartizipation<br />
– Wörter, die sich Aussenstehenden<br />
nicht sogleich erschliessen, in<br />
der konkreten Arbeit mit besonders verletzlichen<br />
Jugendlichen im südlichen<br />
Afrika, Lateinamerika und der Schweiz<br />
jedoch grosse Wunder im Kleinen bewirken<br />
können. Nun hat Irene Bush das<br />
Rentenalter erreicht und wird die Entwicklungsorganisation<br />
künftig als Konsulentin<br />
unterstützen.<br />
Den Spielraum nutzen<br />
Was bringen die PSS-Workshops den Jugendlichen,<br />
eine Besonderheit von terre<br />
des hommes schweiz? «Nicht sich<br />
selbst überlassen sein, Hoffnung schöp-<br />
fen und den Mut haben, mögliche Veränderungen<br />
selbst in die Hand zu nehmen<br />
und Schritt für Schritt umzusetzen»,<br />
antwortet Irene Bush. Junge Menschen<br />
seien besonders abhängig und<br />
verletzlich und darauf «angewiesen,<br />
dass etwas von aussen kommt, damit<br />
es von innen heraus wirken kann», erklärt<br />
sie. Insbesondere dann, wenn sie<br />
von Armut, Gewalt, Krankheit und Jugendarbeitslosigkeit<br />
betroffen sind.<br />
«Die Jugendlichen kommen und gehen<br />
und terre des hommes schweiz ist eine<br />
Station in ihrem Leben», sagt sie. Begegne<br />
sie ehemaligen Jugendlichen eines<br />
PSS-Workshops wieder, sehe sie, wie<br />
sie auf ihrem Weg weitergekommen<br />
seien. So zum Beispiel jene junge Frau<br />
aus Peru, die mit 13 als Hausmädchen<br />
schuftete und Ausgrenzung und Übergriffe<br />
erlebte. Am Ende habe sie den<br />
Schulabschluss nachgeholt und heute<br />
sei sie «die beste Lehrerin der Welt»,<br />
weiss Irene Bush. Selbst in einer schwierigen<br />
und scheinbar ausweglosen Situation<br />
gelte: «Es gibt ganz viele kleine<br />
Dinge, die wir ändern können. Wir müssen<br />
sie einfach sehen und den Spielraum<br />
nutzen.»<br />
Von Jerusalem nach London<br />
«Ich interessiere mich für Menschen<br />
Irene Bush ist herumgekommen in der<br />
Welt und hat verschiedene Berufe ausgeübt.<br />
Sie war an der Kunstgewerbeschule<br />
in London, gründete dort eine<br />
Familie und machte mehrere Aus- und<br />
Weiterbildungen, unter anderem im<br />
therapeutischen Bereich. Wieder zurück<br />
in der Schweiz, führte sie während<br />
einigen Jahren ein Atelier für<br />
Kunsttherapie in Rheinfelden AG, wo<br />
sie bis heute lebt. Sie arbeitete mit dementen<br />
Menschen in einem Altersheim<br />
und in der Ausbildung beim Schweizerischen<br />
Roten Kreuz, war Seminarleiterin<br />
und Supervisorin am Alfred Adler<br />
Institut in Zürich. «Ich bin immer<br />
wieder in etwas hineingerutscht», sagt<br />
sie. «Ich wurde gebraucht und machte<br />
mich nützlich.»<br />
Die Aids-Pandemie in Afrika<br />
Irene Bush hat viel Expertise und Erfahrung<br />
in der Begleitung von Menschen<br />
mit HIV/Aids – in der Schweiz und in<br />
Subsahara-Afrika, mit Erwachsenen, Jugendlichen<br />
und Kindern. Zusammengefasst<br />
lässt sich sagen: Aus ihrer Arbeit<br />
mit den Aidswaisen in Tansania hat sie<br />
ab 2005 den psychsozialen Schwerpunkt<br />
im Nord-Süd-Kontext entwickelt.<br />
Blicke sie auf die ersten 15 Jahre der<br />
Fachstelle PSS zurück, mache sie das<br />
stolz, sagt Irene Bush: «terre des hommes<br />
schweiz hat den Mut, in Nischen<br />
zu arbeiten und Dinge auszuprobieren.<br />
Das macht uns menschlicher und<br />
gibt uns Innovationskraft.» Anna Wegelin<br />
> Das grosse Portrait:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/abschied-irene-bush<br />
magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong><br />
8
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9 magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong>
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Wir hatten ja vor der Situation gestanden:<br />
Entweder lassen wir die «SRHR-<br />
Plattform» wegen Covid-19 ganz aus oder<br />
wir führen sie erstmals und sehr kurzfristig<br />
online durch. terre des hommes<br />
schweiz ist eine lernende Organisation<br />
und deshalb stellen wir uns solchen<br />
Herausforderungen. Mit vereinten Kräften<br />
stellten wir eine digitale Plattform<br />
auf die Beine, die gut funktionierte.<br />
Es war intensiv und sehr bereichernd!<br />
Der technische Aufwand für die Nord-Süd-Konferenz hat sich gelohnt. Foto Jonas Wagner-Mörsdof<br />
Ende Oktober trafen sich 50 Profis aus<br />
fünf Ländern in zwei Kontinenten und<br />
drei Zeitzonen zur «SRHR-Plattform»<br />
von terre des hommes schweiz. Thema<br />
war die sexuelle Gesundheit in der<br />
Arbeit mit Jugendlichen im südlichen<br />
Afrika. Wegen der Pandemie fand die<br />
Konferenz im digitalen Raum statt.<br />
Hafid Derbal hat sie mit vorbereitet.<br />
SRHR ist die Abkürzung von Sexual<br />
and Reproductive Health and Rights,<br />
Sexuelle und Reproduktive Gesundheit<br />
und Rechte. Was will die «SRHR-<br />
Plattform»?<br />
Hafid Derbal: Alle vier Jahre treffen<br />
wir uns mit den lokalen Partnern aus<br />
dem südlichen Afrika, die mit Jugendlichen<br />
zu Teenagerschwangerschaften<br />
und HIV/Aids arbeiten. Wir blicken<br />
zurück, tauschen unsere Erfahrungen<br />
aus und definieren unsere gemeinsame<br />
Planung für die nächste Zeit auf<br />
Augenhöhe. Dazu laden wir auch Organisationen<br />
aus unserem Netzwerk und<br />
externe Fachleute ein.<br />
Was bedeutet Planung «auf Augenhöhe»?<br />
Die Arbeit im Feld leisten die einheimischen<br />
Partner in Mosambik, Tansania,<br />
Simbabwe und Südafrika und<br />
nicht wir in der Schweiz. Es ist des-<br />
halb wichtig und richtig, dass ihre Expertise<br />
und Einschätzungen in unser<br />
gemeinsames Vorgehen einfliessen.<br />
Die «SRHR-Plattform» ist ein Raum<br />
für die gemeinsame Reflexion.<br />
Um welche konkreten Themen ging es?<br />
Zum Beispiel das Thema Menschenund<br />
Gesundheitsrechte oder die institutionelle<br />
Stärkung. Das heisst, in den<br />
letzten Jahren haben unsere Partner<br />
vermehrt den Wunsch geäussert, dass<br />
wir sie im Bereich der Projektevaluation<br />
für die Wirkungsmessung unterstützen.<br />
Dazu zogen wir dieses Mal eine<br />
Expertin aus Südafrika hinzu. Oder<br />
wir tauschten uns aus zur Frage: Gibt<br />
es neue Erkenntnisse in Bezug auf die<br />
Menstruationshygiene? Wie binden wir<br />
junge Männer ein, wenn es um Gewalt<br />
gegen Frauen und deren Prävention geht?<br />
Mit welchen Medien und über welche<br />
Kommunikationskanäle erreicht man<br />
Jugendliche besonders gut?<br />
Wegen der Corona-Pandemie fand die<br />
Konferenz online statt.<br />
Sie war eine Mischung aus digitaler<br />
und physischer Konferenz. Digital war<br />
der Austausch über die Länder und<br />
Kontinente hinweg. Für die praktischen<br />
Übungen in Kleingruppen vor Ort waren<br />
die Teilnehmenden in einem Raum<br />
Digital kommunizieren ist anstrengend.<br />
Wie haben Sie das Konferenzprogramm<br />
strukturiert, um Ermüdungserscheinungen<br />
vorzubeugen?<br />
Jedes Thema, jeder Input wurde danach<br />
zuerst in den physischen Kleingruppen<br />
besprochen. Anschliessend<br />
trafen wir uns alle wieder im virtuellen<br />
Raum der Videokonferenz für die<br />
gemeinsame Nachbearbeitung mit<br />
Feedbackrunde. Das klappte bestens<br />
und ich war sehr beeindruckt: Alle waren<br />
voll bei der Sache. Die «SRHR-Plattform»<br />
war eine grandiose Pioniertat<br />
unseres Teams. Die Zusammenarbeit<br />
mit unseren Kolleginnen und Kollegen<br />
in den Projektländern hat ausgezeichnet<br />
funktioniert, denn wir sprechen<br />
dieselbe Sprache und kennen<br />
uns bereits gut. Interview: Anna Wegelin<br />
Hafid Derbal ist Projektkoordinator für Sim-<br />
babwe und Südafrika und Fachverantwortlicher<br />
Gesundheit bei terre des hommes schweiz.<br />
Foto Pablo Wünsch Blanco<br />
> Ausführliches Interview:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/SRHR-Plattform-<strong>2020</strong><br />
Mit dem Schwerpunkt zu sexueller und reproduktiver<br />
Gesundheit leisten wir einen Beitrag an das UNO-Nachhaltigkeitsziel<br />
3.<br />
10 magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong>
REZEPT TANJA GRANDITS<br />
Im Winter sind Salatsorten wie Radicchio, Tardivo oder Trevisano<br />
ein wunderbares, zart-bitteres Gemüse, das auch ausgezeichnet<br />
in warme Gerichte passt. In diesem Risotto sorgt kräftiger Blauschimmelkäse<br />
für zusätzliche Kraft.<br />
RISOTTO<br />
3 EL Olivenöl<br />
2 rote Zwiebeln, fein gewürfelt<br />
2 Knoblauchzehen, fein gewürfelt<br />
300 g Risottoreis (Carnaroli)<br />
100 ml Rotwein<br />
1 grosser Kopf Radicchio, in Streifen<br />
geschnitten<br />
600 ml Gemüsebrühe, heiss<br />
1 grosse Prise Kardamom, gemahlen<br />
50 g kalte Butter, in Würfel<br />
geschnitten<br />
100 g Roquefort, zerbröselt<br />
30 g Parmesan, gerieben<br />
TOPPING<br />
100 g Roquefort, zerbröselt<br />
4 EL Pinienkerne, trocken geröstet<br />
1 Kopf Trevisano Tardivo (oder<br />
Radicchio), zerpflückt<br />
RADICCHIO-RISOTTO MIT<br />
ROQUEFORT<br />
1. Für den Risotto das Olivenöl in einem<br />
Topf erhitzen. Zwiebeln, Knoblauch<br />
und den Risottoreis darin glasig<br />
andünsten. Mit dem Rotwein ablöschen,<br />
diesen auf die Hälfte einkochen,<br />
die Radicchio-Streifen hinzufügen.<br />
Nach und nach die heisse<br />
Gemüsebrühe dazugiessen, immer<br />
wieder umrühren und bei geringer<br />
Temperatur etwa 16 Minuten köcheln<br />
lassen. Den Kardamom dazugeben<br />
und weitere 2 Minuten köcheln<br />
lassen.<br />
2. Zum Schluss Butter, Roquefort<br />
und Parmesan darunterziehen und<br />
noch 1 Minute zugedeckt stehen<br />
lassen.<br />
3. Das Topping darauf verteilen und<br />
servieren.<br />
Foto Lukas Lienhard, AT Verlag<br />
Tanja Grandits ist Botschafterin von terre des hommes schweiz.<br />
Sie unterstützt das Projekt «Zukunftsperspektiven für Mädchen und<br />
junge Frauen» unserer Partnerorganisation EBLI in Tansania.<br />
> Mehr Informationen zum Projekt:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/teenagermuetter<br />
> Tanjas Kochbuch, persönlich signiert, für 90 Franken<br />
inklusive Spende: bestellen@terredeshommes.ch<br />
Investition in die Zukunft<br />
Eine Patenschaft übernehmen!<br />
Junge Menschen in Lateinamerika<br />
und Afrika brauchen Chancen, um<br />
ein selbstbestimmtes Leben in der<br />
Heimat zu führen. terre des hommes<br />
schweiz stärkt die Rechte der Jugendlichen<br />
und unterstützt ihre Einkommensprojekte.<br />
Denn die nächste<br />
Generation ist unser aller Zukunft. Mit<br />
einer Patenschaft unterstützen Sie<br />
unsere Projekte regelmässig.<br />
Weitere Informationen: 061 338 91 38, www.terredeshommesschweiz.ch/patenschaften<br />
magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong><br />
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NACHGEFRAGT<br />
Tsitsi, 23, aus Bulawayo in Simbabwe, ist Teilnehmerin im Projekt Grassroot Soccer Zimbabwe: «Manchmal vermisse<br />
ich die unbeschwerte Zeit von früher. In der Schule war die wichtigste Frage, mit welcher Freundin ich an dem Tag spielen<br />
würde. Als meine Eltern an HIV/Aids starben, wurde alles anders. Ich zog mit meiner Grossmutter und meiner Urgrossmutter<br />
zusammen. Plötzlich hatte ich viel Verantwortung, auch über mein eigenes Leben. Ich musste dafür sorgen, dass ich meine<br />
HIV/Aids-Medikamente regelmässig bekam. Das ist noch immer nicht einfach – auch, weil es mir stinkt. Vor anderthalb Jahren<br />
lernte ich Grassroot Soccer bei der Klinik in unserem Quartier kennen. Spielerisch erfuhren wir mehr über unsere Krankheit.<br />
Wir sprachen über Stigmatisierung, Coming-outs und die Verbindlichkeit bei den Medikamenten. Das Wichtigste, was<br />
ich gelernt habe, ist die Selbstakzeptanz. Erst seitdem ich mich so mag, wie ich bin, kümmere ich mich um mich selbst und<br />
nehme die Medikamente wirklich regelmässig ein.» Samuel Rink (Text und Foto)<br />
> www.terredeshommesschweiz.ch/simbabwe<br />
12 magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2020</strong>