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ST:A:R_36

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Österrreich 2,50 / EU Raum 4,50<br />

Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

<strong>ST</strong>/A/R <strong>36</strong><br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Thomas Redl, von schwelle zu schwelle / from threshold to threshold, Filmstill, la Biennale di Venezia, detournement venise.2009<br />

in situ<br />

in dieser gegenwart, im hier, im jetzt / von atem zu atem, von raum zu raum, von zeit zu zeit fortschreitend / in<br />

den dingen des seins eingeschrieben, in den zustand der welt / am denkbarkeitshorizont angelangt, am schöpfungsrand,<br />

als hineingeworfene existenz.


2<br />

Buch I Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

www.unikum.ac.at<br />

Befreites GeBiet<br />

svoBodno oBmoœje<br />

<br />

Börny Bernsteiner Schulhof, Villach<br />

UNIKUM_Star.indd 1 12.12.13 13:57<br />

KÖTSCHACH-MAUTHEN nichts was versäumt wird, später vollbracht...<br />

Künstler aus Kötschach-Mauthen: Heimo Zobernig, Josef Dabernig, Heidulf Gerngross,<br />

Richard Kaplenig, Hannes Zebedin, Wilfried Zojer, Heidrun Holzfeind, Herta Hofer...<br />

GUIDO VAN RATS GALLERY / Gumpendorferstrasse 42, 1060 Wien / AUS<strong>ST</strong>ELLUNG von DADA DA ACADEMY<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>ST</strong>/A/R Printmedium Wien - Zeitung für Hochkultur, Mittelmaß und Schund<br />

erscheint 4 x jährlich / Erscheinungsort Wien<br />

<strong>ST</strong>/A/R Nr. <strong>36</strong> / 2013<br />

Medieninhaber: <strong>ST</strong>/A/R, Verein für Städteplanung / Architektur / Religion<br />

A-1060 Wien, Gumpendorferstrasse 42 - 44<br />

Herausgeber: DI Heidulf Gerngross<br />

Mitherausgeber: Christian Denker<br />

Chefredaktion: Heidulf Gerngross / Thomas Redl<br />

Artdirektor: Mathias Hentz (derzeit beurlaubt), Michael Hall, Thomas Redl<br />

Büro / Redaktion: Lisa Kainz<br />

<strong>ST</strong>/A/R erscheint in Zusammenarbeit mit Civitas Solis - Kulturverein<br />

Druckproduktion: Michael Rosenkranz<br />

Druck: Süddeutsche Verlag Zeitungsdruck GmbH<br />

Zamdorfer Strasse 40, 81677 München<br />

Vertrieb: Hurtig und Flink, Morawa<br />

Aboservice / Kontakt: office@star-wien.at<br />

Bezugspreis: Österreich € 2,50 / EU Raum € 4,50<br />

Redaktionsadresse: <strong>ST</strong>/A/R Zeitung, Gumpendorferstrasse 42 - 44, A-1060 Wien,<br />

fon +43 664 521 3307 (Heidulf Gerngross)<br />

<strong>ST</strong>/A/R wird gefördert vom BMUKK<br />

<strong>ST</strong>/A/R ist ein Gesamtkunstwerk und unterleigt dem Urheberrecht.<br />

Werkstatt Wien - immer dabei!


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch I<br />

3<br />

Mara Art im Dienst<br />

Für Eisenerz hat Doktorant Mara Niang<br />

„Art im Dienst“, eine Analyse und Diagnose der Kunst gemacht; das heißt, er hat im Fisikatenhaus<br />

(dem früheren Sitz des Amtsarztes) ordiniert um Kleidung oder Kunststücke ambulant zu ändern<br />

und zu reparieren - Esthetische Chirurgie der Kunst oder künstlerische Rezepte für die Zukunft -<br />

Laboratorium der Kunst.<br />

Nächste Station: Dak´Art Biennale, Dakar - Senegal, Mai 2014<br />

DADA DA ACADEMY Wien / Athen / Maribor<br />

DadaDaAcademy in Athens<br />

DadaDaAcademy at Guido Van Rats Gallery, Wien


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

15


Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

5<br />

Andreas F. Lindermayr Aus Anlass von 10 Jahre <strong>ST</strong>/A/R<br />

Es spricht sich herum, dass<br />

besonders Architekten einen<br />

Narren an den Theorien von<br />

Giles Deleuze gefressen haben.<br />

Liegt wohl daran, dass Deleuze,<br />

wie kein anderer Philosoph, der<br />

Immanenzebene, als der reinen<br />

Oberfläche des Daseins, – der<br />

Objektität, wie Schopenhauer<br />

sich ausdrückt – eine Lanze gebrochen<br />

hat. Dass er dabei die<br />

Transzendenz völlig verwarf,<br />

war nicht gerade zielführend,<br />

erlaube ich mir hervorzuheben.<br />

Unter den zahlreichen Architekten<br />

in meinem Freundeskreis<br />

trifft eine solche Sichtung der<br />

Dinge, wie sie für Deleuze charakteristisch ist, auf keinen so<br />

zu, wie auf Heidulf Gerngross. Aber da spielen auch moderne<br />

Ideen eine Rolle, wie die eines Schadewald, die aber gar nicht<br />

so modern sind, da schon der Kirchenvater Augustinus etwas<br />

Vergleichbares gesagt hat. Und der Bauhaus–Mitbegründer<br />

Mies van der Rohe beruft sich<br />

sogar explizit auf Augustinus, auf dessen Ausspruch: Schönheit<br />

ist das Leuchten der Wahrheit.<br />

Fassen wir den Stier bei den Hörnern! Um zu umschreiben,<br />

worauf ich hinaus will, wäre es angeraten, sich auf Kierkegaard<br />

zu besinnen, dessen 200. Geburtstag wir heuer feierten bzw. zu<br />

feiern verabsäumten. – Man hört ja nichts und sieht ja nichts!<br />

Radio– und Fernsehanstalten hierzulande hüllen sich über den<br />

großen Dänen in Schweigen. Was nun Deleuze mit Kierkegaard<br />

für mich persönlich verbindet, das ist das Paradox.<br />

Deleuze entwirft in der Logik des Sinns eine ganze Serie von<br />

Paradoxa und schießt sich zur Erklärung dessen, was er damit<br />

meint, auf Lewis Carrols „Alice in Wonderland“ ein, auf ein<br />

beunruhigendes Kuscheltier, wie die Cashire Katze.<br />

Auch in den Koans des Zen–Buddhismus spielt das Paradox<br />

eine zentrale Rolle, aber nicht, um Sinn aus Unsinn zu<br />

produzieren, wie Deleuze uns in der Logik des Sinns vorführt,<br />

sondern, um mit dem Höchsten eins zu werden, um Buddha<br />

zu werden, – was einer völligen Umwandlung der Charakterstruktur<br />

entspräche und dem Ansatz von Deleuze einigermaßen<br />

zuwider läuft. – Von einer derart radikalen Umwandlung, Transformation<br />

des ganzen Menschen, ist ja doch in keiner seiner<br />

bedeutenderen Schriften die Rede. Wenn auch Vieles von<br />

Deleuze sich dieser Sache gefährlich nähert. Ganz anders<br />

Kierkegaard, den ich heuer zum ersten Mal, und zwar mit<br />

großem Vergnügen, las.<br />

In „Furcht und Zittern“ beispielsweise, ist explizit von einem<br />

Paradox des Glaubens die Rede, und zwar in Anbetracht von<br />

Abrahams erschütternder Tat auf dem Berg Morija. So viel mir<br />

bekannt ist, dürfte genau daran, der Entwurf eines Weltethos<br />

von Hans Küng, anknüpfen. Auf Abraham als Ur–Vater des<br />

Glaubens berufen sich nicht nur Juden, sondern auch Christen<br />

und Moslems.<br />

Aber, der Glaube den Kierkegaard damit umreisst, ist etwas<br />

ganz Anderes als man gemeinhin darunter versteht. Dieser<br />

Glaube hat so gut wie nichts mit einer Ausrichtung auf ein besseres<br />

Jenseits, aber alles mit einem unerschütterlichen Urvertrauen<br />

in eine gedeihliche Entwicklung der Dinge zu tun. – Trotz<br />

all des Fatalen und Fürchterlichen, das dazwischen kommen<br />

kann.<br />

Vielleicht besteht nun genau darin das Bindeglied, zwischen so<br />

unterschiedlichen Positionen wie der eines Giles Deleuze/<br />

Heidulf Gerngross (Immanenzebene, Wunsch–Produktion,<br />

freies Fliessen der Kreativität) und Kierkegaard?<br />

Was mir an Heidulf Gerngross imponiert, ist seine unverhohlene<br />

Direktheit. Ich erinnere mich noch gut, als er eines Tages,<br />

ich glaube es war 2005 im Futuregarden, auf mich zu ging und<br />

mich gerade heraus gefragt hat: „Du bist doch „der Philosoph“,<br />

willst nicht einmal für meine Zeitung was schreiben?“<br />

Ich habe prompt zugesagt und bin bald darauf in die Capistrangasse<br />

gegangen, um Heidulf Gerngross, der gerade im Bett lag<br />

und genüsslich seine Zeitung studierte, einen Tagebuchauszug<br />

vorzulesen. Nach jedem Absatz, merkte er ergriffen an, „Des is<br />

guat, des kau ma so lossn!“<br />

Der Auszug wurde nun, wenn auch unter dem heftigsten Protest<br />

des damaligen „Chefredakteurs“ im <strong>ST</strong>/A/R gedruckt und meine<br />

„Karriere“ als Kolumnist nahm ihren Lauf. Konstitutiv für diese<br />

Zusammenarbeit wurde eine charakteristische Zufälligkeit.<br />

– Ich schrieb über seltsame Zusammentreffen, über Dinge, die<br />

mir zustießen. So zum Beispiel über Wetterkapriolen und Begegnungen,<br />

auch mit Tieren, mitten in der Stadt. Dann über ein<br />

geplantes Treffen mit dem Erforscher sozialer Randgruppen,<br />

Roland Girtler, im Cafe Landtmann. Dann über Nietzsche in Sils<br />

Maria, Naumburg, Weimar, über eine Reise nach Unbekannt,<br />

über meinen autoritären Vater. Die Besprechung meiner<br />

Zeitungsartikel erfolgte fast ausschließlich bei Nacht in bestimmten<br />

Lokalen des sechsten Wiener Gemeindebezirks.<br />

Wir trafen uns etwa im Eissalon oder im Einhorn und trotzdem<br />

immer genau dann, wenn es in einem gewissen Sinne notwendig<br />

wurde. Signifikant war ein Treffen im Einhorn, als Heidulf<br />

Gerngross auf einen Zug wartete, der ihn in der Früh vom<br />

Südbahnhof weg über Kärnten nach Italien bringen sollte. Da<br />

hatte ich bereits „Die Krankheit zum Tode“ von Kierkegaard gelesen<br />

und es kamen mir allerhand seltsame Einfälle. Ich dachte,<br />

ich wüsste über Kierkegaard schon bescheid, weil ich seinen<br />

Stellenwert in der Geistesgeschichte einigermaßen einschätzen<br />

konnte. Aber als ich die Einleitung zur Krankheit des Todes las,<br />

wurde mir mit einem Schlag bewusst, dass mein Wissen über<br />

Kierkegaard im Allgemeinen, samt den Kommentaren von Jaspers,<br />

Heidegger, Sartre usw den Kierkegaard im Original keinesfalls<br />

ersetzen können. – Man sollte die großen Philosophen<br />

alle im Original lesen. Es stellte sich sofort heraus, dass hier<br />

ein mit allen Wassern gewaschener Hegelianer auf seine Kunstfertigkeit<br />

pfeift, zugunsten eines ganz Anderen. (Die Leiter, die<br />

Wittgenstein meint, die man, nachdem man auf ihr hinaufgestiegen<br />

ist, einfach wegwirft.)<br />

Urplötzlich sah ich mich veranlasst, Kierkegaard mit Tertullian<br />

zu vergleichen, der für C. G. Jung in seiner Typenlehre das<br />

Sacrificium Intellectualis verkörperte und damit den Modell–Fall<br />

eines introvertierten Typen.<br />

– Der Intellekt wird zu einer Gefahr, wenn man nicht bereit ist,<br />

von ihm zu lassen. Man wird zum Sonderling und Sophisten, im<br />

schlimmsten Fall zu einem Eristiker, dessen ganze Kunst darauf<br />

hinausläuft, sich heraus zu reden.<br />

Der Gegenpol zum Intellekt, ist dasjenige was Schopenhauer<br />

den Willen nannte, woran Jung ganz offensichtlich anknüpft.<br />

Und das extravertierte Pentent zu Tertullian bildet, zumindest<br />

in Jungs Typenlehre, Origenes, der ein glänzender Redner war<br />

und gewiss Glück bei Frauen hatte, der sich aber durch seine<br />

Entmannung, die vielleicht eh nur eine rein symbolische Handlung<br />

war, dem Sacrificium Phalli unterworfen hat. – Um seine<br />

Macht, seine Unwiderstehlichkeit fühlen zu lassen, muss man<br />

auf sie jederzeit verzichten können, weil sie im Grunde niemandem<br />

gehört. – Sola fide, dass Gott ist, genügt.<br />

Entspricht das nicht irgendwie dem Schicksal Nietzsches, der<br />

von der Vision des Übermenschen in Bann gehalten, einen<br />

unbeugsamen Willen zur Macht ausrief und dafür in geistige<br />

Umnachtung fiel?<br />

Ich sass, wie gesagt im Einhorn Heidulf Gerngross gegenüber,<br />

der mit Kugelschreiber eine Skizze zeichnete, um mir seine bevorstehende<br />

Bahnfahrt nach Italien, zu seinem Brillen–Designer<br />

zu veranschaulichen, als mir dieser Gedanke kam. Darauf entwickelte<br />

sich, wie so oft schon ein Gespräch über Altitheia, die<br />

Unschuld des Werdens, den Gegenpol des Willens zur Macht.<br />

Man könnte das alles, diese seltsamen Zufälle, Einfälle, diese<br />

denkwürdigen Zusammenklänge, den morpho–genetischen<br />

Feldern in die Schuhe schieben, aber ist nicht das Wort Geist<br />

letztendlich viel beredter, viel gehaltvoller?<br />

Ein bis zwei Monate später, traf ich Heidulf Gerngross im Eissalon.<br />

Er kam von seinem Ex–Kollegen Richter, der an Alzheimer<br />

erkrankt war und schilderte mir gerührt den Eindruck, den<br />

dieser auf ihn gemacht hat. Ich fand erstaunlich, dass Gerngross,<br />

der erklärte Agnostiker und Atheist, ringend nach einem<br />

adäquaten Wort, auf einmal Töne anschlug, die mir aus einem<br />

ganz anderen, entgegengesetzten Eck vertraut waren:<br />

„Richter kommt mir in seiner Krankheit vor, wie ein Heiliger. Ich<br />

weiss nicht wie ich es sagen soll. Jedenfalls, die Krankheit, mit<br />

der er ringt, macht ihn irgendwie großartig.“<br />

Nun, Wittgenstein sagt in etwa, was sich nicht sagen lässt, zeigt<br />

sich.<br />

Und wozu Symbol und Metapher, wozu Dichtkunst, wenn sich<br />

eh alles was sich sagen lässt, klar sagen lässt? Ich habe noch<br />

nie einen sterbenden Menschen begleitet, aber immerhin verschiedene<br />

Geburten mitbekommen. Ungeheuer das fühlbare<br />

Potential, das so einem Säugling innewohnt. Und dass das Ableben<br />

ein umgekehrter Prozess ist, liegt auf der Hand. Zwischen<br />

Geburt und Tod oszillieren die Dinge, aber nicht wie in der Logik<br />

des Sinns, auf einer Ebene, sondern stets zwischen Potentialität<br />

und Aktualität, zwischen Leben und Tod. Ad infinitum. Wir<br />

sind allemal sterbend Werdende.<br />

Worauf Kierkegaard insistiert, ist eine zweite, geistige Geburt.<br />

Das setzt voraus, dass es so etwas gibt wie einen unvergänglichen<br />

Wesenskern, Geist und Innerlichkeit. Das macht eine<br />

Anstrengung erforderlich, die Kierkegaard den Sprung nennt.<br />

Wenn das alles gegenstandslos, weil reine Einbildung sein sollte,<br />

geht man vielleicht mit Deleuze und springt in einer<br />

Lebenskrise, nach unten, in den Tod. Der Sprung den aber<br />

Kierkegaard meint, ist ein Sprung in eine andere Seinsweise,<br />

ein Sprung ins ewige Leben – in die ewige Lebendigkeit, wie<br />

Nietzsche sich ausdrückt.


6<br />

Buch I Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Konzett<br />

WWW.ARTKONZETT.COM<br />

Mike<br />

Ausstellung „Todesreigen mit Catrina“ am 18. November 2013 in der Galerie Konzett.<br />

Von links nach rechts: Paul Renner, Enrique Fuentes, Günter Brus, Philipp Konzett


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch I<br />

7<br />

Ausstellung Dunkle Energie mit Enrique Fuentes und Günter Brus, Galerie Kunst & Handel, Gerhard Sommer, Graz<br />

SOMMER<br />

GALERIE GERHARD SOMMER Graz / Wien<br />

Galerie Gerhard Sommer, Stempfergasse 3, 8010 Graz (im Hintergrund Bilddichtung von Günter Brus)<br />

Schwerpunkt der Galerie Gerhard Sommer sind österreichische Künstler, die die Kunst<br />

nach 1945 richtungsweisend geprägt haben. Dazu zählen aus der Gruppe der Wiener<br />

Aktionisten Günter Brus, Hermann Nitsch, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler, die<br />

durch ihre radikale Gleichsetzung von Kunst und Leben internationale Anerkennung und<br />

Nachahmung fanden.<br />

Weiters widmet die Galerie ihre Aufmerksamkeit u.a. auch Christian Ludwig Attersee,<br />

Wolfgang Ernst, Enrique Fuentes, Jack Bauer, Thomas Reinhold, Oswald Oberhuber<br />

und weiteren bedeutenden Künstlern Österreichs.<br />

Begeistert ist der Galerist Gerhard Sommer auch von jungen KünstlerInnen, die er gerne<br />

in seinen Galerien in Wien und Graz ausstellt.<br />

Galerie Gerhard Sommer, Wien<br />

Himmelpfortgasse 22, 1010 Wien<br />

Galerie Gerhard Sommer, Graz<br />

Stempfergasse 3, 8010 Graz<br />

Galerie Kunst & Handel<br />

Palais Trauttmansdorff<br />

Bürgergasse 5, 8010 Graz<br />

Mobil: 0664/30 77 179<br />

Web: www.kunstundhandel.com<br />

E-Mail: office@kunstundhandel.com<br />

Installation von Jenny Feldmann, Galerie Gerhard Sommer, 1010 Wien,<br />

die Ausstellung läuft noch bis 3.Jänner 2014


8<br />

Buch I Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Fünf <strong>ST</strong>/A/R Fragen an Stadtrat Ludwig, Wiener Wohnbau<br />

1. Gratulation für den Wiener geförderten Wohnbau und für die auch international<br />

anerkannten guten Projekte. Wie viele Wohnungen sollen bis<br />

2030 gebaut werden?<br />

Wir erleben seit einigen Jahren ein konstantes Wachstum unserer Stadt.<br />

Eine Entwicklung, die auch in den nächsten Jahren anhalten wird. Die Wienerinnen<br />

und Wiener werden älter, wir haben deutlich höhere Geburtenraten<br />

und zudem ziehen viele Menschen – vor allem aus den Bundesländern<br />

und aus den EU-Staaten – nach Wien zu. Wien ist mittlerweile nicht nur<br />

die zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum – nach Berlin und vor<br />

Hamburg –, sondern wir sind auch die Stadt mit einer besonders hohen Lebensqualität.<br />

Hält dieser Trend an, dann wird die Wiener Bevölkerung zwischen<br />

2030 und 2035 die Zwei-Millionen-Marke übersteigen. Wir werden<br />

also von der Einwohnerzahl wieder jene Größe haben, die Wien zum Ende<br />

des vorletzten Jahrhunderts hatte.<br />

Dafür treffen wir auch Vorkehrungen und stellen uns der Herausforderung –<br />

insbesondere durch eine vorausschauende Wohnbaupolitik und eine zielgerichtete<br />

Stadtplanung. Dabei ist es für uns besonders wichtig, bedarfsgerecht<br />

und im Einklang mit der Bevölkerung diese Entwicklung voranzubringen.<br />

Wir haben bereits 2007 die Neubauleistung deutlich angehoben. So konnten<br />

wir in nur drei Jahren Projekte mit mehr als 20.000 Wohneinheiten, die mithilfe<br />

von Wohnbauförderungsmitteln realisiert werden, auf Schiene bringen.<br />

Aktuell liegt die jährliche Neubauleistung bei 8.000 bis 9.000 Wohneinheiten.<br />

Davon kommen alleine 5.000 bis 6.500 aus dem geförderten Wohnbau.<br />

Wir schaffen damit ein erschwingliches Angebot und wirken preisdämpfend<br />

auf den gesamten Wohnungsmarkt. Die jährliche Neubauleistung entspricht<br />

auch der gegenwärtigen Nachfrage. Wir beobachten das ganz genau<br />

und können so den geförderten Wohnungsneubau der Nachfrage anpassen.<br />

2. So weit, so gut. Was tut die Gemeinde Wien um einen wirklich sozialen<br />

Wohnbau, den sich auch die ärmere Bevölkerung leisten kann, zu realisieren?<br />

Die Wiener Wohnbaupolitik baut hier auf ein tragfähiges Fundament einer<br />

90 jährigen Tradition. Wien gilt weltweit als die Wiege des sozialen Wohnbaus.<br />

Im Gegensatz zu anderen Metropolen haben wir die Wohnversorgung<br />

nicht dem privaten Markt überlassen. Wir investieren nachhaltig in den<br />

Wohnbau und schaffen erschwingliche Angebote. Gleichzeitig wirken wir<br />

damit auch stark preisdämpfend auf den gesamten Wohnungsmarkt. Heute<br />

leben rund 60 Prozent der Wienerinnen und Wiener im geförderten Wohnbau,<br />

also in einer der rund 220.000 Gemeindewohnungen oder der mehr als<br />

200.000 Genossenschaftswohnungen. Die Gemeindebauten und der geförderte<br />

Wiener Wohnbau prägt das Stadtbild. Sie finden in allen Regionen<br />

und Bezirken Gemeindebauten und Genossenschaftswohnungen. Das ist<br />

auch ein wesentliches Rückgrat für den sozialen Zusammenhalt. So verhindern<br />

wir Segregation und sorgen für eine ausgewogene Durchmischung der<br />

Bevölkerung. So finden Sie in Wien keine, wie aus anderen Städten bekannte,<br />

Viertel, wo die jenigen wohnen, die es sich das Wohnen in der Stadt nicht<br />

leisten können, wo nur die Sozialschwächsten konzentriert leben.<br />

Es ist mir wichtig, mit den Angeboten des geförderten Wohnbaus weite Teile<br />

der Bevölkerung anzusprechen. Bei uns haben Bewohner bis in die gehobene<br />

Mittelschicht Zugang zum geförderten Wohnbau. Gleichzeitig stellen<br />

wir ein breites, vielfältiges und auch unterschiedliches Angebot bereit.<br />

Im Mittelpunkt steht dabei natürlich neben der hohen Qualität in erster<br />

Linie, dass der Wohnraum auch erschwinglich und leistbar ist. So habe ich<br />

ergänzend zum geförderten Wohnungsneubau auch das neue SMART-<br />

Wohnbauprogram gestartet. Rund ein Drittel aller neuen Wohnungen werden<br />

in Zukunft als besonders kostengünstige SMART-Wohnungen ausgeführt.<br />

Die Wohnungen sind in den neuen geförderten Wohnprojekten<br />

integriert und überzeugen durch eine kompakte und intelligente Grundrissplanung<br />

und Ausführung.<br />

3. Besonders wichtig: Gibt es den Plan eines experimentellen Wohnbaus<br />

um im kleineren Rahmen neue Wohnkonzepte zu realisieren und<br />

zu testen?<br />

Dieser Bereich ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Wohnbaupolitik. Viele,<br />

der in den vergangenen Jahren realisierten Projekte, lieferten uns wichtige<br />

Erfahrungen und Erkenntnisse. Die Projekte werden außerdem auch durch<br />

die Wiener Wohnbauforschung begleitet. Die Erfahrungen fließen dann in<br />

zukünftige Planungen ein. So entwickeln wir den Wohnbau generell weiter.<br />

Ob das die ökologische Maßnahmen, die Energieeffizienz, sozial nachhaltige<br />

Ausführungen oder kostensparendes Bauen, wie auch die Auswahl der<br />

Baustoffe betrifft, wir sind suchen stets nach neuen, innovativen Lösungen.<br />

4. Nach Besuch vieler europäischer Städte scheint uns ein langfristiges<br />

Grün-Konzept (Wien in 20 Jahren), vor allem für den innerstädtischen<br />

Bereich, innerhalb des Gürtels, als wünschenswert. Gibt es Pläne, nach<br />

dem zukunftsträchtigen Versuch in der Mariahilfer Straße, den gesamten<br />

inneren Gürtelbereich in ein „paradiesisches“ Grünland zu verwandeln?<br />

Rund 50 Prozent unserer Stadt sind Grün- und Naturraum. Vom Wiener<br />

Wald, über die Weinberge bis zu den Donauauen. Diese Flächen wollen wir<br />

schützen und erhalten. Dazu gibt es ein ganz klares Bekenntnis. Gleichzeitig<br />

müssen wir aber auch dafür Sorge tragen, dass wir jene Gebiete im<br />

urbanen Bereich bestmöglich für die Bevölkerung vom Wohnen bis zum<br />

Arbeiten nutzen. Daher: Dass dichtverbaute innerstädtische Gebiete plötzlich<br />

zu einem „paradiesischen“ Grünland werden würden, soweit müssen<br />

wir realistisch bleiben, das ist sicher ausgeschlossen. Trotzdem aber schaffen<br />

wir gerade auch im dichtverbauten Gebiet Grün- und Freiräume, auch neue<br />

Parks und Erholungsgebiete werden entstehen. Das passiert bei der Realisierung<br />

neuer Projekte, wie auch im Bereich der Stadterneuerung, wo wir<br />

beispielsweise über sogenannte Blocksanierungsgebiete oftmals in Verbindung<br />

mit Gebäudeaufstockungen neue Freiflächen entwickeln. Am Gelände<br />

des ehemaligen Nordbahnhofs ist gerade erst mit dem Rudi-Bednar-Park<br />

der größte Park, der seit 1974 errichtet wurde, entstanden. Und im Sonnwendviertel<br />

beim neuen Hauptbahnhof wird demnächst der 7 Hektar große<br />

Helmut-Zilk-Park geschaffen.<br />

5. Wien hat sich vorsichtig aber doch qualitativ hochwertig im Hochhausbereich<br />

entwickelt. Wie stehen sie zu einer weiteren Entwicklung<br />

dieser städtischen Attraktoren mit ihrer identitätsstiftenden Präsenz?<br />

In Anbetracht der notwendigen Wohnraumschaffung und dem parallel dazu<br />

gewünschten Erhalt von Grün- und Freiflächen wird die Entwicklung auch<br />

zunehmend mehr in die Höhe gehen. Schließlich wächst die Wiener Bevölkerung<br />

mit ihren Einwohnern, nicht aber das Bundesland Wien. Und<br />

auch aus stadtplanerischer und architektonischer Sicht stehe ich dem sehr<br />

offen gegenüber. Es ist aber notwendig, mit hoher Sensibilität vorzugehen.<br />

Wir wollen das Stadtbild nicht zerstören. Es muss im Einklang mit unserer<br />

städtischen Identität stehen.<br />

DAS HAMMAM IM AUX GAZELLES - EINE OASE IM HERZEN VON WIEN<br />

Das Hammam im Aux Gazelles ist das klassische, orientalische Bad mit drei verschiedenen Temperaturzonen. Früher wurden Hammams als öffentliches<br />

Badezimmer genutzt, heute bietet es einen Ort der Ruhe und Entspannung. Im AuxGazelles auf einer Gesamtfläche von über 500 qm finden sich neben<br />

den Baderäumen auch noch ein Salon de Thé, ein Salon de Beauté sowie ein Bazaar.<br />

AUX GAZELLES RAHLGASSE 5 1060 WIEN TEL: +43(1)585 6645 OFFICE@AUXGAZELLES.AT WWW.AUXGAZELLES.AT


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch II<br />

9<br />

I,<br />

MILAN MIJALKOVIC<br />

FROM MACEDONIA,<br />

9<br />

TAKE FULL<br />

RESPONSIBILITY FOR ALL<br />

NATURAL DISA<strong>ST</strong>ERS<br />

WITHIN THE LA<strong>ST</strong> 2000 YEARS.<br />

(c) Claudio Farkasch<br />

Versteigerung der Naturkatastrophen<br />

„Die Verwaltung“, 2013 by Milan Mijalkovic<br />

Ausstellung „Das Exponential“ kuratiert und organisiert von AUSARTEN[ ]<br />

GRATULAZIONE GRATULAZIONE GRATULAZIONE http://www.ausarten.at


10<br />

Buch II Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

„Resurrection“, 2012 by Milan Mijalkovic<br />

kuratiert und organisiert von Polina Goldberg<br />

BERLIN<br />

„3840 US Dollar Mask in Euro“, 2012 by Milan Mijalkovic<br />

www.milanmijalkovic.com<br />

www.milanmijalkovic.com<br />

www.milanmijalkovic.com<br />

www.milanmijalkovic.com


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch II<br />

11<br />

„Sodom and Gomorrah“, 2013 by Sergej Nikoljski and Milan Mijalkovic<br />

„Sodom and Gomorrah“, 2013 by Sergej Nikoljski and Milan Mijalkovic<br />

„Sodom and Gomorrah“, 2013 by Sergej Nikoljski and Milan Mijalkovic<br />

Macadonian metal craftsman produces Archiquant ashtray for the lecturer- Heidulf Gerngross at Skopje Architecture Week 2013


Star Inserat_pfade.indd 1 18.11.13 11:31


14<br />

Buch II Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

THE GALLERY<br />

IS AN OUTMODED CON<strong>ST</strong>RUCT,<br />

SERVING COLLECTORS AT THE CO<strong>ST</strong><br />

OF ARTI<strong>ST</strong>S. COLLECTORS ARE AN<br />

OUTMODED CON<strong>ST</strong>RUCT, VIEWING<br />

ARTI<strong>ST</strong>S THROUGH THE DIMINISHED LENS<br />

OF COMMODITY; LOBBYING TO PROTECT<br />

THE EQUITY IN THEIR PORTFOLIOS BY<br />

DISCOURAGING THE UNPREDICTABILITY<br />

OF RADICAL INNOVATION.<br />

ART’S EVOLUTION HAS <strong>ST</strong>ALLED UNDER THE WEIGHT<br />

OF THESE GLUTTONOUS MARKET PRESSURES;<br />

THE TIMELINE OF ART HI<strong>ST</strong>ORY<br />

MU<strong>ST</strong> THEREFORE BE ABANDONED<br />

IN THE NAME OF PROGRESS.<br />

THE DEFINITION OF CONCEPTUAL POETICS<br />

HAS BROADENED ENOUGH FOR ARTI<strong>ST</strong>S TO<br />

HIJACK POETRY‘S FUTURE—TO CONTINUE<br />

THEIR WORK, UNALTERED, AS POETS.<br />

THE ACT OF INFECTING POETICS RETURNS<br />

ARTI<strong>ST</strong>S TO AN EMPOWERED POSITION OF<br />

RADICAL SUBVERSION WHILE ALLOWING<br />

THEM TO SIDE<strong>ST</strong>EP THE RAMPANT<br />

PROFITEERING THAT <strong>ST</strong>RANGLES THEIR<br />

OWN CULTURE. the gallery


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch II<br />

15<br />

Baba Vasa’s Cellar<br />

In Shabla, a small town on the coast of the Black Sea in northern<br />

Bulgaria, an eighty-four year old lady runs an art space in the cellar<br />

of her house. The 11 square meter space has been refurbished in a<br />

white cube. Since its opening in 2002, more than 50 international<br />

artists have presented their works there.<br />

В Шабла, малък град на пет километра от брега на Черно<br />

море, една 84 годишна жена от десет години поддържа свое<br />

изложбено пространство в мазето на старата си къща. Досега в<br />

11-те квадратни метра са представени произведения на повече<br />

от 50 международни автори.<br />

www.baba-vasa.blogspot.com<br />

Claudia Schumann<br />

Claudia Schumann


16<br />

Buch II Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

chtl<br />

Architektur entsteht als Innen und wölbt sich nach Aussen<br />

nicht umgekehrt<br />

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Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch III<br />

17<br />

WELTARCHITEKTUR<br />

THOMAS ALZINGER Vertikaler Kindergarten / Stadtpark Wien Tokio Moscow LA etc...<br />

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1 Eingangshalle<br />

2 Grossraumlifte<br />

3 Gruppenraum<br />

4 Balkon<br />

5 Atelier<br />

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Am Stadtpark<br />

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1 Eingangshalle<br />

2 Grossraumlifte<br />

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Am Stadtpark<br />

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Buch III Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

WELTPREMIERE<br />

uns stellt uns ihren<br />

Präsentationsraum<br />

in München für die<br />

Vorstellung der<br />

Jubiläumsausgabe<br />

zur Verfügung.<br />

Danke!<br />

uns<br />

ÖSW<br />

Frederic Böhme<br />

Silvia Braun<br />

Heinrich Büchel<br />

Alexander Deubl<br />

Markus Dobmeier<br />

Teodora Gavrilova<br />

Andrea Gruber<br />

Beatrix Gruber<br />

Rasso Hecker<br />

Andreas Holzapfel<br />

Robert Kammergruber<br />

Susanne<br />

Lena Lendzian<br />

Roland Liesegang<br />

Inga Mannewitz<br />

Thomas Mederer<br />

Thomas Neudorfer (Fotos)<br />

Bernhard Schambeck<br />

Daniel Seibert<br />

Andreas Sternecker<br />

Martin Sternecker<br />

Dace Svekre<br />

Katharina Voigt<br />

Florian Wagner<br />

Hansen W. Zufall<br />

Zenettistraße 17<br />

D-80337 München


Daniel Seibert<br />

Andreas Sternecker<br />

Martin Sternecker<br />

Dace Svekre<br />

Katharina Voigt<br />

Florian Wagner<br />

Hansen W. Zufall<br />

Zenettistraße 17<br />

D-80337 München<br />

Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch III<br />

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<strong>ST</strong>ELLENANZEIGE<br />

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ARCHITEKT<br />

ABSOLVENT/IN <strong>ST</strong>UDIUM DER ARCHITEKTUR<br />

ARBEIT<br />

AUSFÜHRUNGS- UND DETAILPLANUNG<br />

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RICHTUNGSWEISENDER INNOVATIVER WOHNBAU IN WIEN<br />

(CA. 130 GEFÖRDERTE WOHNUNGEN)<br />

AB / WO<br />

FRÜHLING 2014 / WIEN<br />

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<strong>ST</strong>RUKTURELLES TEKTONISCHES VER<strong>ST</strong>ÄNDNIS<br />

FUNDIERTE BAUTECHNISCHE KENNTNISSE<br />

GENAUES ARBEITEN<br />

VERLÄSSLICH UND LOYAL<br />

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NACH QUALIFIKATION UND LEI<strong>ST</strong>UNG (ÜBERDURCHSCHNITTLICH)<br />

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OFFICE@OCPA.AT<br />

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Städteplanung / Architektur / Religion Buch III Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

21<br />

HERBERT BRANDL, Home is where i hang my hat, für den 10 Jahre Jubiläums<strong>ST</strong>/A/R 2013, schwarze Sulm – Ort eines Unfalls, in der Nähe der Hartner Steinbrüche bei Steinberg


22<br />

Buch III Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Mamie<br />

Wolke 1


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch III<br />

23<br />

Ismael Ismet Basaran, Künstler, Philosoph und Erfi<br />

nder der Tuki Muki Sprache, langjähriges Mitglield<br />

der <strong>ST</strong>/A/R Organisation<br />

Sprachknödel<br />

Raum-Alphabet /<br />

space-alphabet<br />

Ismael Ismet Basaran, „Heidulf Gerngross as he is...“, 2013


24<br />

Buch III Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Dreams of New Worlds<br />

Lisl Ponger, Tim Sharp<br />

Eröffnung: 4. März 2014, 19 Uhr<br />

CHARIM GALERIE<br />

Dorotheergasse 12<br />

A - 1010 Wien<br />

T: +43 1 5120915<br />

F: +43 1 5120915-50<br />

E: charim@charimgalerie.at<br />

W: http://www.charimgalerie.at<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di. - Fr. 11 - 18 Uhr<br />

Sa. 11 - 14 Uhr<br />

Events<br />

Charim<br />

Schleifmühlgasse 1<br />

1040 Wien<br />

weitere Ausstellung<br />

Lisl Ponger, Indian(er) Jones II, Das Glasperlenspiel, 2010, C-print, gerahmt 181 x 144 cm,<br />

Courtesy Charim Galerie, Wien<br />

Lisl Ponger, The Vanishing Middle Class<br />

Secession, Friedrichstraße 12, A-1010 Wien<br />

Eröffnung: 12. Februar 2014<br />

Dauer der Ausstellung: 13. Februar bis 30. März 2014<br />

AUGU<strong>ST</strong> KOCHERSCHEIDT &<br />

RUPERT ZALLMANN<br />

Cementipede, 2014<br />

Eröffnung: Donnerstag, 16. November 2013, 18 Uhr<br />

Ausstellungsdauer: bis 08. März 2014<br />

Cementipede ist eine Sitz-Skulptur aus Beton, handwerklich<br />

gefertigt in der Galerie, die sich lebhaft durch den Raum<br />

streckt. Als Wolke geformt, bietet ihre 10m² große Oberfläche<br />

Platz für alle Körpergrößen / Körperhaltungen / Körpersprachen<br />

– ohne vordefinierte Sitzpositionen. Der Betrachter wird<br />

zum Benutzer und ist aufgefordert, sich ein beliebiges Stück<br />

aus dem raumfüllenden Objekt schneiden zu lassen. Nur so<br />

kann die Skulptur den Ausstellungsort, die Galerie wieder<br />

verlassen.<br />

________________________________<br />

CHRI<strong>ST</strong>INE KOENIG GALERIE e.U.<br />

Schleifmuehlgasse 1A, A-1040 VIENNA<br />

t: +43 1 585 74 74, f: +43 1 585 74 74-24<br />

offi ce@christinekoeniggalerie.at<br />

http://www.christinekoeniggalerie.com<br />

AUGU<strong>ST</strong> KOCHERSCHEIDT& RUPERT ZALLMANN experimentieren seit 10 Jahren mit Beton.<br />

Die aktuellen Arbeiten verdeutlichen, dass Beton in seinem formbaren Zustand eine<br />

Flüssigkeit ist und nicht nur in rechteckige Schalungen gezwängt werden will. Das Ergebnis<br />

sind Monolithe als Momentaufnahmen dynamischer Kräfte, die durch das Material Beton<br />

eine jeweils andere Gestalt erhalten. Der Beton als Mittel zum Zweck, Benutzeroberflächen<br />

zu formen, deren Ausgangspunkt der Abdruck des menschlichen Körpers ist.<br />

ATELIER BRODÁR, Rahmungen aus Holz, Alu, Eisen, Messing / Plexiboxen, Podeste, Vitrinen / Passepartouts / Museums-Service / Ausstellungsberatung und -Gestaltung<br />

A-1090 Wien, Wiesengasse 17 - neben der Kirche / mobil +43 (0)664 111 913 9, +43 (1) 319 51 58, Fax DW 33, atelierbrodar@atelierbrodar.at, www.atelierbrodar.at


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch IV<br />

25<br />

David Staretz<br />

schreibt, redigiert und fotografiert den Auto <strong>ST</strong>/A/R<br />

Auto <strong>ST</strong>/A/R


26<br />

Buch IV Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Aston Martin V12 Vantage S<br />

Feinkalibrierte Naturgewalten<br />

Mit der Wucht von Bergwerkshydraulik, chronometerfein ins Gehäuse gefügt, katapultiert sich der intensivste<br />

und stärkste Aston Martin aller Zeiten mitten in unsere Sonntagsruhe.<br />

So gelenkfest, wie man einen Schischuh verschnallt, verfügt man sich in<br />

diese Hauptgranate. Tiefes Sitzen, hochgestelltes Lenkrad, arretierte Paddles.<br />

Jener Passteil, der aussieht wie etwas, worum sich Spionagethriller drehen,<br />

in diesem Fall also der Startschlüssel, wird gegen leichten Federdruck in<br />

den Schacht geschoben. Alle Systeme gehen in Lauerstellung; die Zeiger<br />

ziehen einmal voll durch, ehe sie sich in die Startpositionen verfügen. Per<br />

Startknopf erwacht der Motor. Herabstürzende Naturgewalten von umliegenden<br />

Gipfeln. Damit ist jedentags auf Hörweite die Sonntagsruhe gestört,<br />

denn das böse Fauchen mit Getös dringt tief in jedermanns Seele ein; hier<br />

entladen sich Blockagen, woran Therapiegemeinschaften jahrelang hätten<br />

arbeiten können, mit einer einzigen Eruption. Faszinierend, wie weit es die<br />

Menschheit gebracht hat. Abgesehen vom CERN ist dies wahrscheinlich<br />

die gelungenste Annäherung an Urknall und Gottesbeweis. (Was man, um<br />

gerecht zu sein, einigen Supersportwagen zurechnen kann. Denn wo Klasse<br />

herrscht, verschwinden Häuslichkeiten.)<br />

Ort der Handlung: Palm Springs, nach Las Vegas vielleicht die mondänste<br />

Oase Kaliforniens. Hier, in einem dekorativen Wüstengärtchen, hat man uns<br />

die Freude gemacht, die karosseriefreie Essenz des neuen V12 Vantage S<br />

als naturgeschichtliches Modell auf die Räder zu stellen: Motor, Transaxle,<br />

Siebengang-Getriebe, Lenkrad und Fahrwerk. Massiv wie Bergwerkshydraulik.<br />

Faszinierend gleißt das Gerippe im Scheinwerferlicht.<br />

Fast hätten wir übersehen, dass daneben noch das fertige Auto unter der<br />

schwarzen Stoffhülle lauert. „Wir haben unseren größten und stärksten Motor<br />

in unser kleinstes Auto gesteckt“ sagt der Technikchef. „Es war durchwegs<br />

Millimeterarbeit und eine tolle Herausforderung für unsere Ingenieure“.<br />

Dann zieht er die Hülle vom Vantage, als gäbe es eine Zaubernummer, und<br />

tatsächlich, die Überraschung ist groß: Wir blicken auf den gelben Vantage,<br />

der sich da verdrossen duckt – dennoch ist es kaum vorzustellen, dass dieses<br />

Skelett daneben, vor allem dieser ungeheure Sechs-Liter-Zwölfzylindermotor,<br />

unter die Haube passt. Dies ist momentan die verblüffendste Illusion,<br />

seit David Copperfield durch die Chinesische Mauer schlüpfte.<br />

Der Motor des V12 Vantage geht auf eine Cosworth-Konstruktion zurück, ist<br />

aber dank neuen Blocks und neuer Köpfe als eigenständiges Triebwerk zu<br />

verstehen. Dementsprechend wurde auch das Engine-Management-System<br />

(von Bosch) völlig neu erstellt. Dies geschah auch in Hinblick auf das<br />

neue Sportshift-Getriebe von Graziano, dessen Zahnräder von Magneti-<br />

Marelli-Aktuatoren in Position geschossen werden. Alles sehr kompakt und<br />

leicht – gegenüber einer herkömmlichen Handschaltung konnte man gleich<br />

25 Kilogramm einsparen.<br />

Endlich aufs Gas. Hier in den Bergen herrschen noch Urzeit-Gesetze. Freie<br />

Fahrt für alle. Langsame werden per Hinweistafel gebeten, in die Buchten<br />

auszuweichen, was erstaunlich korrekt funktioniert. Die 573 PS bekommen<br />

ihr Recht, was jetzt schrecklich arrogant klingt, tatsächlich aber mit herzlicher<br />

Fahrfreude zu tun hat, mit der unnachahmlichen Balance, die das<br />

Gesamtwerk Aston Martin durchzieht. Selten sehen Autos genau so aus,<br />

wie sie sich anfühlen. Brisant, aber elegant. Einziger Makel: Die Sportshift-<br />

Schaltung kommt nicht an ein DSG heran, beim Schalten unter Last werden<br />

Fahrer und Beifahrer in die Nickpause gezwungen. Besser, man geht beim<br />

(durch Paddles gesteuerten) Hochschalten vom Gas, wie man es beim Auskuppeln<br />

täte. Damit hilft man dem Getriebe, alles wird flüssig. Das hochklassige<br />

Fahrwerk ist auf Zivilstraßen nicht zu fordern; DSC bleibt weit vom<br />

Eingriff entfernt, kann sich höchstens bei schlechten Straßenkonditionen<br />

bewähren.<br />

Den respektgebietenden Kaufpreis kann man auch andersherum betrachten:<br />

Dass der Wagen fette 223.865 Euro kostet, verringert die Gefahr, dass<br />

er in Hände von Anfängern und Zufallsbekanntschaften gerät.<br />

Aston Martin


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch IV<br />

27<br />

Mercedes A 45 AMG 4matic<br />

Projektionen der Leidenschaft<br />

Mercedes<br />

Perfekte Ballistik im Raum-Zeit-Kataster, ein Sound zum Weinen, doch selbst das Unerhörte scheint sich immer innerhalb<br />

der Regelfelder zu befinden. Eh nicht schlecht.<br />

was auch heutzutage noch richtig viel Geld ist für einen<br />

Kompaktwagen.<br />

Freilich – bieder dürfen die anderen; wir haben hier<br />

eine phantastische Fahrmaschine in den Händen, die<br />

so etwas Peripheres darstellt mit ihren unglaublichen<br />

Eckdaten, dass wir uns als echte Pioniere der Neuzeit<br />

betrachten dürfen. Aufgeräumt motiviert grummelt der<br />

Motor im Standgas, jetzt schon Großes verheißend,<br />

doch sanft lässt er es bei Bedarf angehen, so lange<br />

noch die Tempo-50-Tafel in das Display eingeblendet<br />

Vier Türen, vier komma drei Meter Länge, vier (bei<br />

Bedarf) angetriebene Räder, vier Zylinder. Und es ist<br />

verblüffend, was man aus zwei Litern Hubraum holen<br />

konnte (<strong>36</strong>0 PS, somit eine Literleistung von 181 PS<br />

pro Liter) und es ist sensationell, wie gediegen diese<br />

Leistung zur Straße gebracht wird.<br />

Es bedarf aufgegitzter Hornissen wie Aprilia RS V4<br />

oder Yamaha YZ-RF1, um in der zivilen Motorenwelt<br />

auf derartige spezifische Leistungen zu stoßen.<br />

Mercedes schaffte mit der A-Klasse eine stupende Voraussetzung<br />

zum frischen Einstieg einer ganzen neuen<br />

Generation von Mercedesfahrern und hier, am äußersten<br />

Ende der Parade, dort, wo es schon fast mehr um<br />

Projektionen der Leidenschaft als um echte Besitzerschaft<br />

geht, darf man sich auf kosmonautischer Umlaufbahn<br />

wissen (61.700 Euro vorausgesetzt).<br />

Alle Raffinessen des Hauses AMG stehen in Hochverdichtung:<br />

Sportfahrwerk, Sport-Parameterlenkung<br />

über eigene Achsschenkel, Speedshift-DCT-7-Gang<br />

Sportgetriebe, Charakteristik Sport- oder Economy<br />

(oder manuell), Paddles am Lenkrad, Zwischengas<br />

beim Runterschalten und partielle Zylinderabschaltung<br />

beim Hochschalten. Das klingt dann, als wäre eine<br />

Gasfackel als Afterburner gezündet worden: Flummp!.<br />

Überhaupt der Sound, allein damit könnte man sich<br />

schon begnügen. Seltsam, dass er nicht aufpreispflichtig<br />

ist in der Galerie der teuren Güter. Schließlich<br />

steht schon allein das Performance-Lenkrad mit<br />

575 Euro in der Liste vor Steuern. Wer sich nicht mit<br />

abgeregelter Topspeed von 250 km/h zufriedengeben<br />

will, erhält die Freischaltung auf 270 km/h vermittels<br />

„Driver‘s Package“ um 1.980 Euro. Intelligent Light<br />

System: 580 Euro. Heißwasser in der Scheibenwaschanlage<br />

(empfehlenswert!): 120 Euro. Geschenkt. Übertrieben<br />

erscheint der Farbtarif: € 585 für „mountaingrau<br />

metallic“. Schwerster Brocken: Comand online<br />

mit DVD-Wechsler um 3.110 Euro. Dagegen ist Ecall,<br />

das europäische Notrufsystem, gratis drin. Kann man<br />

gebührenfrei mit der netten Dame sprechen und sie<br />

dann beruhigen, dass eh nix passiert ist. Make my day!<br />

Ja, und über rotlackierte Bremssättel (€ 335,–) und<br />

den un-ver-zicht-baren Heckflügel (€ 780,–) etc. etc.<br />

hantelt man sich voran in die Region von 80.000 Euro,<br />

wird. Einparkwunder. (Kamera um<br />

325,– vor der Steuer geleistet.)<br />

Ja aber das Fahren. Gern räumt<br />

man die Vorratskiste der Superlativa<br />

aus. Grandios sowieso. Das<br />

geht durch die Raum-Zeit-Kataster<br />

voran, gnadenlos. Präzises<br />

Fahrwerk, schärft radial durch die<br />

Kurven, vor dem Überholen ist<br />

zu bremsen, damit niemand erschreckt<br />

wird. Jeder Passat, jeder<br />

Megané ein Mopedauto.<br />

Doch eher verblüfft die SITTSAM-<br />

KEIT bei aller ungeheuerlichen<br />

Verrichtung. Der CLA AMG wirkt<br />

um eine Klasse größer und getragener,<br />

als es ein Kompaktfetzer<br />

wie der M1 darstellt. Das ist keine<br />

Kritik, nur eine Feststellung.<br />

Die frenetische Brisanz des 1er<br />

M Coupé mit seinen 340 PS auf<br />

die Hinterräder wirkt im Sechszylinder<br />

mit TwinPower-Turbo<br />

unmittelbarer, wild & aufregend.<br />

Das kann man hier im AMG auch<br />

haben, aber man weiß sich immer<br />

innerhalb der Regelfelder der<br />

Bedenkenträger. Egal, ob das Sounddesign oder Vortriebsregelung,<br />

Kurveneinzug oder Bremsverzögerung<br />

betrifft – alles befindet sich im vorgesorgten Bereich,<br />

nichts scheint mehr überraschen zu können. Man<br />

fährt in Stufe S und sucht nach Stufe RS. Man paddelt<br />

per Handbetrieb durch das fugenlose Speedshift-<br />

Getriebe, um den Wagen aus seiner Souveränität zu<br />

scheuchen, ihn zu bösen Taten zu verlocken. No way.<br />

Schnell ja, aber nicht das, was man beherzt nennen<br />

könnte. Nicht einmal verbrauchsmäßig konnten wir ihn<br />

aus der Reserve locken. 10,5 Liter sind zwar weit von<br />

der Werksangabe entfernt (jemand schaffte es, den<br />

Wagen mit 6,9 Litern durch den NEFZ-Parcours zu<br />

programmieren), doch angesichts der Leistung immer<br />

noch sensationell gering. Schlusswort? Hm. Irgendwo<br />

gehen die Enden nicht zusammen, eine gelinde Enttäuschung<br />

bleibt im Raum hängen. Was uns fehlt?<br />

Vielleicht der letzte Kick, die brutale Ungehörigkeit,<br />

wie sie 181 PS/Liter insinuieren.<br />

Der AUTO<strong>ST</strong>AR vergibt 11 von dreizehn möglichen<br />

Sternen


Städteplanung / Architektur / Religion Buch IV Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

29<br />

High and Show: Der neue Range Rover<br />

Alltag für Millionäre IV<br />

Range Rover<br />

In seiner vierten Generation stellt der Urvater aller SUVs klar:<br />

Wo oben ist, dort herrscht Range-Rover-Terrain – und zwar in<br />

sämtlichen Disziplinen.<br />

Range Rover – ja, das sind die, die als<br />

Edel-Ableger der handfesten Land-Rover-<br />

Werkzeugkisten ihre Fahrzeugklasse gleich<br />

selber geschaffen haben vor rund vierzig<br />

Jahren und damit diesen gigantischen SUV-<br />

Trend einleiteten, der bis heute anhält und<br />

kein Ende in Sicht. 2020 sollen es zwanzig<br />

Millionen SUVs sein auf allen Straßen der<br />

Welt.<br />

Denn, wie man es trocken formulieren<br />

muss: Autos wie der Range Rover sind<br />

vornehmlich geschaffen für Leute, die eher<br />

vorsichtig in den Verkehr, in die Natur, in<br />

das Chaos der Welt blicken und gerne von<br />

einer gesicherten, gehobenen und komfortablen<br />

Position aus das Leben in Angriff<br />

nehmen. Dazu dienen große und auch kleine<br />

Hilfreichungen der Sicherheit und des<br />

Vertrauens:<br />

Nie wieder böse Überraschungen im Toten<br />

Winkel dank Warnsystem plus Näherungssensor,<br />

falls einer zu schnell aufschließt.<br />

Mitdenkender Bremsassistent, falls mal einer<br />

vorne reinschneidet.<br />

Tempomat mit neuem „Queue Assist“: Das<br />

Auto trottet brav im Stau mit, während wir<br />

uns mit interessanteren Dingen beschäftigen;<br />

bremst jederzeit bis zum Stillstand ab.<br />

So ist der Range Rover seit Jahrzehnten<br />

nicht nur ein Geländebewältiger, sondern<br />

neuerdings auch ein universeller Alltagsund<br />

Krisen-Coach.<br />

Betrachtet man die nunmehr vierte Evolutionsstufe<br />

von außen, so weist alles in diese<br />

Richtung. Die Proportionen (größere Räder,<br />

mehr Flanke, steile Bugreuse, gesenkte<br />

Dachlinie, blickdichtes Fensterband, keine<br />

Sicken, keine Spielereien) beherrschen<br />

die abweisende Architektursprache eines<br />

spanischen Kastells. Jeder Blick, jede Kritik<br />

rutscht an den glatten Flanken ab wie<br />

feuchter Schlamm. Sofort wird klar: Dieses<br />

Auto erschließt sich den happy few von innen.<br />

Der Wegfall der Hälfte aller bisherigen<br />

Schalter zeigt eindrücklich, wieviel Krimskrams<br />

aus BMW-Zeiten verzichtbar war.<br />

Denn im Grunde weiß das Auto selbst am<br />

besten, was zu tun ist. Drück nur den Einparkknopf<br />

und warte ab, bis Zeit ist, auszusteigen.<br />

(Nebenbei ein schöner Benefit der<br />

neuen E-Servolenkung.) Drück den Bergabfahr-Assistenten<br />

und warte, bis du sicher<br />

unten angelangt bist. Fahr an der Steigung<br />

an und der Wagen rollt keinen Millimeter<br />

zurück.<br />

Dergestalt könnte man in den Irrglauben<br />

verfallen, der Range Rover sei ein fescher<br />

Salonsteirer und Gehsteigkanten-Kraxler<br />

für die Garagenauffahrt. Tatsächlich<br />

durchsetzt aber knochentrockene Offroad-<br />

Technik des Hauses seinen Wallpaper-Approach:<br />

Mechanisch durchstrukturierte Allradtechnik<br />

vom Feinsten plus aufwändige<br />

Leichtbau-Fahrwerksarchitektur mit maximaler<br />

Achsverschränkung und Luftfederung,<br />

Federwege bis 310 Millimeter, Geländereduktion<br />

(synchronisiert bis Tempo 60),<br />

auf Wunsch samt separater Hinterachs-<br />

Differenzialsperre für Härtefälle. Der Range<br />

Rover ist ein hochspezialisierter Geländeprofi<br />

für alle Fälle, das darf man nicht vergessen,<br />

wenn man mit bis zu 250 km/h die<br />

Autobahn entlangschnürt, speziell in der<br />

Topversion, 510 PS aus dem 5-Liter-V8-<br />

Kompressor, hilfreich unterfangen von den<br />

intelligenten Dynamic-Response-Systemen,<br />

die Wanken, Rollen und Kurvenneigung<br />

des Wagenkörpers aktiv unterbinden.<br />

Low Speed Agility und High Speed Stability<br />

sind die Schlüsselbegriffe. Dabei ist der<br />

Wagen innen gespenstisch leise, so lange<br />

man die Finger vom Lautstärkeregler lässt.<br />

Den V8 kann man andernorts auch kompressorfrei<br />

buchen, dann fallen gemäßigtere<br />

375 PS an.<br />

*<br />

Der Range Rover hat sich seit seiner ersten<br />

Generation, die mehr Glas, mehr Überhang,<br />

mehr Sicken zeigte, über die Jahrzehnte<br />

hinweg dramatisch verändert. Auch<br />

die vorherige, von BMW-Einfluss bestimmte<br />

(und beschwerte) Generation zählt angesichts<br />

der nun bahnbrechend leichten<br />

und stabilen Vollaluminium-Monocoque-<br />

Karosserie zur abgehakten Vergangenheit.<br />

Dennoch spricht man von der DNA des<br />

Hauses, die es zu bewahren gibt, von der<br />

Tradition, die man nicht abbinden darf – so<br />

einigte man sich auf die Formulierung, dass<br />

die Werte des neuen Range Rover erhalten<br />

geblieben sind, dass der High-End-SUV<br />

keineswegs verändert, jedoch in praktisch<br />

allen Belangen verbessert wurde. Dagegen<br />

ist schwer etwas zu sagen; wer – bei einem<br />

Einstiegspreis von 89.100 Euro – grundsätzlich<br />

bereit ist, rund 100.000 Euro in die<br />

Hand zu nehmen (man will sich ja gewiss<br />

etwas gönnen und wird das nicht ohnehin<br />

ein Langzeitauto mit all diesem Aluminium?),<br />

dessen Denken bleibt sicherlich nicht<br />

lange in Vergangenheiten und Historizismen<br />

verhaftet. Man will das Beste, man will<br />

das Modernste, man will wissen, wo denn<br />

bitteschön nun ganz oben ist und wie es<br />

dort verdientermaßen aussieht, schließlich<br />

ist dies ein Geländewagen mit professionellen<br />

Steigwerten. Wie es Chefdesigner<br />

Gerry McGovern so salopp formuliert hat:<br />

Ein Range Rover wird nicht gegen andere<br />

Marken-Konkurrenten aufgewogen, sondern<br />

reiht sich in die Entscheidungskette<br />

von Landsitz, Dressurhengst, Segelyacht,<br />

Prachtcollier und ähnlichen Must Haves der<br />

oberen Luxus-Liga. Schön. Alles klar. Aber<br />

womit bekomme ich diese Nagellackspur<br />

aus dem chamaoisgetönten Semi-Anilinleder?<br />

Keiner soll sagen, bei Reichtum<br />

herrschten keine Alltagsprobleme.


30<br />

Buch IV Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Opel Cascada<br />

Gerade ein Cabriolet und ausgerechnet von Opel ist die Überraschung<br />

der Jahreszeit. Vor allem, wenn man den gewissen Knopf drückt.<br />

Winteröffnung<br />

Kurios. Plötzlich drehen sich die Leute um nach einem<br />

dunkelbraunen Opel, der sich gerade entfaltet wie ein Pelerinenmonster<br />

– hoch auf kragen Stoff und Gestänge, mit<br />

Schaubühnen-Eleganz erhebt sich das Stoffgebilde, gibt<br />

vier Kopfstützen und zwei, wenn nicht gar vier Passagiere<br />

frei. Spielerische Willkür des Fahrers enthebt sie gerade<br />

des schützenden Daches und der leichte Nieselregen senkt<br />

sich ins teure, wasserabstoßende Sitzleder namens „Brandy“<br />

und auf die mürrischen Passagiere. Doch umso besser<br />

weiß man es zu schätzen, wenn sich nach kurzer Ungemütlichkeit<br />

das Dach wieder schützend über seine Inwohner<br />

senkt. Mit dezentem aber festem Zurrgeräusch schraubt es<br />

sich an den Windschutzscheibenrahmen und nach kurzer<br />

Nachdenkphase gleiten die vier Seitenscheiben hoch. Jetzt<br />

schätzt man die enorm effiziente Innenraumheizung, die<br />

dreistufige Sitzheizung umso mehr.<br />

Cabrios im Winter – ich liebe das. Sie können uns so treffend<br />

vor Augen führen, was Autos für wunderbare, schützende<br />

Gehäuse sind – und zurückgeschraubt auf die elementaren<br />

Freuden, hat man geringe Bedürfnisse, rasant zu<br />

fahren, riskant zu überholen, Kolonnen zu springen. Cabrios<br />

sind dazu erschaffen, dass wir uns des angenehmen<br />

Lebens freuen, das rechne ich ihnen hoch an. Vor allem,<br />

wenn die Erschaffung beider Welten so leicht gemacht wird<br />

– in knapp siebzehn Sekunden öffnet oder schließt sich das<br />

Dach automatisch, bis hinan zu Tempo 50, was die einstige<br />

Angst nimmt, dass man an der Ampel nicht rechtzeitig fertig<br />

würde und mit peinlich ausgefahrenem Gestell bei Grün<br />

losfahren müsse.<br />

Weitere Steigerung angewandter Cleverness: Per Fernentriegelung<br />

(die über geradezu beängstigend weite Strecke<br />

wirkt) kann man das Dach schon im Herangehen an das<br />

parkende Auto öffnen – eine nette Geste an die Gäste, denn<br />

dachfrei steigt es sich viel leichter ein. Langsam schrauben<br />

sich die Vordersitze bei geklappter Lehne nach vorn. Man<br />

muss schon zuvor den Abstand für die Fondpassagiere<br />

eingestellt haben, damit sie nicht gnadenlos zu weit nach<br />

hinten rangieren gegen die Beine der Zugestiegenen. Ein<br />

bisschen Panik ist immer dabei. Aber wenn man sich siebenhundert<br />

Euro erspart, kommt man mit herkömmlichen<br />

Vordersitzen aus. Elektrische Gurtreicher bedienen die vorderen<br />

Passagiere, sowas wird gern genommen.<br />

Die beiden Türen zählen wahrscheinlich zu den dicksten<br />

Bertas der Automobilgeschichte, schwingen spektakulär<br />

weit aus, machen aber das Aussteigen beim Schrägparken<br />

zum Limbo in engen Lücken.<br />

Dennoch, obwohl vier Meter siebzig lang, fühlt sich der Wagen<br />

weich nur vom Fahrwerk her an. Angesichts der Sportlichkeits-Welle,<br />

die uns erfasst hat, freuen wir uns wieder<br />

über echte Sänften. Auch die Lenkung ist entsprechend<br />

leichgängig, ruckt nur unangenehm in der Mitte, als wollte<br />

sie sich nicht gern aus dem Geradeauslauf lösen lassen.<br />

Typisch Elektroservo, die haben meist so eine Macke. Extraweich<br />

lässt sich auch das präzise Sechsganggetriebe<br />

schalten, inklusive Retourgang. Der baugemäß schlechten<br />

Sicht nach hinten wird durch die Rückfahrkamera abgeholfen,<br />

die vorderen Glaszwickel unter den massiven A-Säulen<br />

sind gut gemeint, geben aber kaum Sicht frei.<br />

Sechzehnhundert Kubikzentimeter Hubraum wirken etwas<br />

dürftig für 170 Benziner-PS und lassen zurecht auf Turboladung<br />

schließen. Naturgemäß ist das Drehmoment im unteren<br />

Drehzahlbereich gering, was man fallweise in der Stadt<br />

im zweiten Gang oder bei schlecht angesetzten Überholmanövern<br />

zu spüren bekommt. Auch der Verbrauch ist nicht<br />

ganz überzeugend, knapp neun Liter stehen in der Praxis<br />

dem angegebenen Durchschnittswert von 6,3 l gegenüber.<br />

Dem Cascada gelingt es dennoch, sich schnöder Krittelei<br />

zu entheben, weil er insgesamt eine geschmeidige Erscheinung<br />

ist und durch seine schiere Präsenz und Attraktivität<br />

erfreut. Freilich muss man, sofern der Verkäufer überzeugend<br />

war und Extras über 10.000 Euro schmackhaft machen<br />

konnte, mit einem Kaufpreis von knapp 40.000 Euro<br />

rechnen. Immerhin hat man dann neben Navi mit Sprachsteuerung<br />

und elektrischen Nappaledersitzen, Tempomat<br />

mit Abstandswarner und Premium-Akustikverdeck auch ein<br />

beheiztes Lenkrad im Portfolio.<br />

Wertung: 10 von 13 AUTO<strong>ST</strong>AR-Sternen


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch IV<br />

31<br />

Porsche 918 Spyder<br />

Volles Rohr aus drei Motoren<br />

Der anspruchsvollste Serienporsche aller Zeiten unterläuft alle Anforderungen<br />

in klarer Aussage: 3,1 Liter Normverbrauch, Topspeed 345 km/h.<br />

Porsche-Techniker alles getan habe, um die Stränge zu kanalisieren.<br />

Alle Hauptfunktionen sind direkt vom Lenkrad aus ansteuerbar.<br />

Rechts unten auf vier Uhr befindet sich der Map-Schalter, der<br />

die leistungsrelevanten Kennfelder drehbar aktiviert: E steht für<br />

reine Elektro-Power, H für automatische Hybridregelung, S für<br />

Sport und R (Racing) für höchste Fahrdynamik. Wer alles auf<br />

eine Karte setzen will, drückt den Roten Knopf in der Mitte: HOT<br />

LAP. Voller Boost without regrets, jetzt geht es mit voller Systemleistung<br />

zur Sache. Aber eben nur für eine Runde Nordschleife,<br />

dann sind die Batterien ausgepowert und der Verbrauch liegt<br />

wohl um eine Kommastelle weiter rechts.<br />

Damit der Fahrer sich intuitiv mit den Anforderungen versteht,<br />

wurde im Gaspedal ein variabler Druckpunkt gesetzt. Der vermittelt<br />

einerseits den rein elektrischen Antrieb im E-Modus, andererseits<br />

muss auch der E-Boost in der Hot-Lap-Konfiguration<br />

feinsinnig verarbeitet werden können. Anders als bei Kickdowns<br />

üblich, bleibt der Widerstand nach Überschreiten des Druckpunktes<br />

dosierbar erhalten. Schon im E-Modus beschleunigt<br />

der Wagen in gut sechs Sekunden auf hundert, kann Tempo 150<br />

erreichen. Absolute All-In-Spitze: 345 km/h.<br />

(Muss man glauben.)<br />

Handbremse weg, lautlos<br />

schiebt die Wucht an.<br />

Freilich kommen mit erhöhter<br />

Geschwindigkeit<br />

ungeahnte Fahr-Leergeräusche<br />

ans Ohr – erinnert<br />

irgendwie an eine sobere<br />

Nichtraucher-Disko um<br />

fünf Uhr morgens, wenn<br />

nackte, ungefilterte Empfindungen<br />

an die Sinne<br />

dringen.<br />

Die volle Batterieleistung<br />

des 918 Spyder, 6,8 kWh,<br />

entspricht ungefähr sechs<br />

Waschmaschinendurchgängen<br />

à 60 Grad. Irgendwie<br />

ist man erleichtert,<br />

wenn sich der 4,3-Liter-<br />

V8 mit mächtigem Gebrüll<br />

einspült und alles klar macht.<br />

Der 918 Spyder ist die aufwendigste, technisch anspruchsvollste<br />

Fahrmaschine, die je eine Straßenzulassung erreicht hat.<br />

Die nackten Fakten dazu: Drei Motoren, zwei Antriebssysteme,<br />

drei Kühlkreisläufe, Vierradantrieb, fünf wählbare Antriebs-Varianten,<br />

dramatisch gespreizte Leistung-zu-Verbrauch-Werte,<br />

Höchstdrehzahl von 9.150/min. 2,6 sec auf Hundert. Unter sieben<br />

Minuten um die Nordschleife mit Straßenbereifung (dank<br />

nochmals abgespecktem, um 72.000 Euro teurem Weissach-<br />

Paket).<br />

Die Leistungswerte: 608 PS aus dem V8-Hochdrehzahlmotor<br />

(Sauger) in hinterer Mittellage, plus 156 PS vom dort angekoppelten<br />

E-Motor, weitere 129 PS von dem die Vorderräder direkt<br />

antreibenden E-Aggregat im Bug. Macht zusammen 887 PS bei<br />

einem System-Drehmoment von 1.280 Nm.<br />

Liest sich trocken, ist aber pure Energie (samt deren teilweiser<br />

Rückgewinnung).<br />

Weitere Immanenzen: Porsche-Doppelkupplungsgetriebe mit<br />

sieben Gängen, Hinterachslenkung, aktives Torque-Vectoring<br />

zur Kraftzuleitung an kurvenäußere Räder, Kennfeld-Fahrwerk,<br />

High-Performance-Bremsen mit vorgeschaltet höchstem zivilen<br />

Rekuperationswert (der allein 0,5g Bremsleistung abledert), Lithium-Ionen-Trockenbatterie<br />

mit allerhöchster spezifischer Leistung<br />

– alles in Zuffenhausener Handarbeit vereint auf einem hypersteifen<br />

Rolling Chassis aus Kohlefaser, also im Grunde nach<br />

dem guten alten selbstfahrenden Bodenplatten-Prinzip von VW<br />

Käfer oder den Ur-Porsches.<br />

Zwanzig verschiedene Firmen buken Kohlefaserteile für definierte<br />

Ansprüche. Und, wie der Projektleiter Michael Hölscher<br />

erklärt: „Wir wollten uns kein Öko-Feigenblatt anheften. Es geht<br />

hier ganz klar um mehr Leistung bei weniger Verbrauch.“ Dank<br />

heruntergebrochener NEFZ-Zyklenberechnung bei vollen Batterien,<br />

deren Leistung einen Großteil der Meßstrecke abdeckt,<br />

bleiben nur 3,1 l/100 km zu verbrennen.<br />

Die Batterie kann über das Stromnetz per Porsche-Schnellladestation<br />

(Aufpreis € 20.000,–) in einer Dreiviertelstunde aufgeladen<br />

werden.<br />

Das Zusammenspiel von E zu V wie Verbrennungsmotor, der<br />

Leistungsabruf, die möglichst effiziente Rekuperation der Batterie<br />

während der Fahrt – das sind die großen Technik-Themen,<br />

die einerseits höchst komplex, undurchschaubar, andererseits<br />

völlig bewältigt erscheinen. Dennoch: Den Wagen in jeder Situation<br />

zu erfassen und zu verstehen fällt nicht leicht, obwohl<br />

Die ganze Dramatik eines tiefgelegten Zweisitzers wird unterstützt<br />

von zwanzig (vorne) bzw. einundzwanzig-Zoll-Rädern<br />

hinten. Die Michelin-Bereifung wurde eigens für den Wagen entwickelt,<br />

als Backup gibt es ein Tirefit-System an Bord. Winterbereifung<br />

ist nicht vorgesehen. Etwas unspektakulär wirken die<br />

würfelig angeordneten LED-Tagfahrlichter von bisher nicht gekannter<br />

Leuchtintensität. Zwei abnehmbare Dachhälften lassen<br />

sich im Gepäckraum vorne verstauen, zusammen mit dem um<br />

17.000 Euro bestellbaren Maßgepäck aus Kohlefaser (das dann<br />

wahrscheinlich noch die Crashfestigkeit erhöht).<br />

Markant sind die beiden Top Pipes – Auspuffrohre, die direkt<br />

hinter dem Cockpit ins Freie führen und die Passagiere in eine<br />

entsprechende Klangwolke hüllen.<br />

Freilich geht man erst völlig unspektakulär zur Sache: Nach<br />

Drehen (des bei Porsche reichlich kindisch als Spielzeugauto<br />

geformten) Elektronikmoduls im traditionell links angeordneten<br />

Zündschloss passiert außer einigen Zeiger- und Diodenzuckungen<br />

in den drei appetitlichen Rundinstrumenten gar nichts.<br />

Man knipst rechts auf Lenkradhöhe die Stufe D an und die<br />

Auf der Rennstrecke beeindruckt der 918 Spyder mit der schieren<br />

Jederzeit-Leistung und der gewaltigen Wucht, mit der sich<br />

sehr früh aus Kurven herausbeschleunigen lässt dank E-Boost<br />

auch an den Vorderrädern. Neutrales Grundverhalten, per Pedalpower<br />

gut dosierbar. Unentwegter Dank an die Bremsen.<br />

Freilich spürt man das Eigengewicht – mit 1674 kg befindet<br />

man sich hundert Kilogramm über dem Lamborghini Aventador<br />

LP700-4, was an sich sensationell gering ist.<br />

Dennoch trägt das Doppel-Konzept auf – am dicksten freilich<br />

beim Preis. Euro 776.880,– in Österreich. Dieser lässt sich aber<br />

relativieren: Reduziert man das Gewicht per Weissach-Paket mit<br />

mageren Sitzen, Keramikkegelradlager, Magnesiumfelgen, Türzugschlaufen<br />

um 41 kg, legt man lockere 72.000 Euro drauf und<br />

darf sich eine Martini- oder Porsche-Salzburg-Racingfolierung<br />

aussuchen. Entscheidet man sich für den delikaten Liquid-Metal-Lack,<br />

sind noch einmal 60.000 Euro fällig. Die 17.000 für die<br />

Kohle-Köfferchen wurden ja bereits erwähnt. Insofern wäre das<br />

reine Auto an sich ja ganz günstig.


32<br />

Buch IV Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

CAFÉ ENGLÄNDER<br />

Postgasse 2, A - 1010 Wien, Tel.: +43(0)1/ 96 68 665 | Öffnungszeiten: Mo – Sa: 8 – 1 h, So & Feiertag: 10 – 1 h | www.cafe-englaender.com


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch V<br />

33<br />

THANKS FOR YOUR HELP!<br />

Christine Bärnthaler<br />

in <strong>ST</strong>/A/R Nr. 1, 2003<br />

THANKS FOR YOUR HELP!


34<br />

Buch V Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Diese Tischserie wird von Herbert Brandl bemalt<br />

Brandl Horizontal<br />

1/1 Seite<br />

Architekturmodelle & Designobjekte<br />

566 mm x 516 mm<br />

Architekturmodelle & Designobjekte<br />

Atelier ModellArt<br />

Zeltgasse 12/Stg.2/7<br />

1080 Wien<br />

Tel.: +43 (0)1 252 96 19<br />

Mobil: +43 (0) 699 113 467 51<br />

E-mail: offi ce@modellart.at<br />

Internet: www.modellart.


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch V<br />

35<br />

Heidulf Gerngross Schaukelstuhl alfa INO<br />

und meine Vorbilder<br />

Rainer Boltenstern Schwanzer<br />

courtesy: Lichterloh, Wien<br />

Thomas Redl, chair-table mobile, 2013 March Gut, Lentia, 2013<br />

Thomas Feichtner, M3 CHAIR, 2011<br />

Produzent: Neue Wiener Werkstätte


Städteplanung / Architektur / Religion Buch V Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

37<br />

KONZEPT PFLEGEWOHNHAUS<br />

Aus einem kompakten Baukörper<br />

werden vier großzügige Gartenhöfe<br />

geschnitten. Diese liegen<br />

auf unterschiedlichen Niveaus,<br />

sind z.T. miteinander verbunden<br />

und ermöglichen das Erleben<br />

und Benutzen des Freiraumes in<br />

überschaubaren Dimensionen.<br />

Die unterschiedliche Charakteristik<br />

der Gartenhöfe („Wienerwald“,<br />

„Schneeberg“, „Prater “, „Wachau“)<br />

bietet ein abwechslungsreiches<br />

Spektrum und ermöglicht die<br />

einfache Orientierung. Aus dem<br />

Inneren sind diese lichtdurchfluteten<br />

Gärten ständig visuell erlebbar<br />

– jede Station ist direkt an je<br />

zwei Gartenhöfe angebunden.<br />

Kernpunkt des Entwurfs sind die<br />

großen Allgemeinfl ächen, die<br />

sich rund um die Höfe gruppieren<br />

- Erschließungsfl ächen werden<br />

dadurch zu Kommunikationsbereichen<br />

-zu Marktplätzen mit<br />

vielfältigen Aufenthaltsqualitäten<br />

(Essplätze, Ruhe- und<br />

Rückzugsbereiche, Bewohnergalerien,<br />

Inszenierungen, Spielzonen,<br />

Geh-Parcours, etc). So<br />

ergeben sich auch vielfältige<br />

Durchwegungsmöglichkeiten:<br />

Spaziergänge können als Rundwege<br />

stationsintern und stationsübergreifend<br />

geführt werden und<br />

bieten abwechslungsreiche Ausblicke<br />

in die Gartenhöfe und den<br />

Stadtraum.<br />

Alle Bewohnerzimmer werden<br />

über geräumige Loggien zur<br />

Stadtöffentlichkeit orientiert, dabei<br />

erlauben die zurückgesetzten<br />

Gebäudefronten an Hugl- und Holochergasse<br />

den Blick in belebte<br />

städtische Grünräume („lineare<br />

Parks“) mit ausreichend Distanz<br />

zur Nachbarbebauung.<br />

Das Herzstück des Hauses – das<br />

Bewohnerzimmer selbst erhält<br />

neben der Loggia (dem „Garten“)<br />

auch einen halbprivaten „Vorgarten“.<br />

Angegliedert an die Marktplatzfläche<br />

kann so jeder Bewohner<br />

aus seinem geschützten<br />

Bereich unmittelbar am Stationsleben<br />

teilnehmen: beobachten,<br />

sich am Laufenden halten, die<br />

Nachbarin zu sich einladen. Mittels<br />

Faltschiebetüren lassen sich<br />

die Zimmer sowohl zum „Garten“<br />

als auch zum „Vorgarten“ öffnen,<br />

sodass sowohl die aktive als auch<br />

die passive Teilnahme am Geschehen<br />

direkt aus dem Zimmer<br />

ermöglicht wird.<br />

PFLEGEWOHNHAUS RUDOLFSHEIM - FÜNFHAUS:<br />

KEINE GÄNGE – MARKTPLÄTZE!<br />

Bauherr: GESIBA / KAV<br />

Generalplaner: FCP ZT GmbH<br />

Architekt: Helmut Wimmer, Bernhard Weinberger, Andreas Gabriel / wup zt-gmbh – wimmer und partner<br />

Freiraumplanung: EGKK Landschaftsarchitektur<br />

KEINE GÄNGE,<br />

MARKTPLÄTZE!<br />

KONZEPT PFLEGEWOHNHAUS<br />

Aus einem kompakten Baukörper werden vier großzügige<br />

Gartenhöfe geschnitten. Diese liegen auf unterschiedlichen Niveaus,<br />

sind z.T. miteinander verbunden und ermöglichen das Erleben und<br />

Benutzen des Freiraumes in überschaubaren Dimensionen. Die<br />

unterschiedliche Charakteristik der Gartenhöfe („Wienerwald“,<br />

„Schneeberg“, „Prater “, „Wachau“) bietet ein abwechslungsreiches<br />

Spektrum und ermöglicht die einfache Orientierung. Aus dem Inneren<br />

sind diese lichtdurchfluteten Gärten ständig visuell erlebbar — jede<br />

Station ist direkt an je zwei Gartenhöfe angebunden.<br />

Kernpunkt des Entwurfs sind die großen Allgemeinflächen, die sich<br />

rund um die Höfe gruppieren - Erschließungsflächen werden<br />

dadurch zu Kommunikationsbereichen -zu Marktplätzen mit<br />

vielfältigen Aufenthaltsqualitäten (Essplätze, Ruhe- und<br />

Rückzugsbereiche, Bewohnergalerien, Inszenierungen, Spielzonen,<br />

Geh-Parcours, etc). So ergeben sich auch vielfältige<br />

Durchwegungsmöglichkeiten: Spaziergänge können als Rundwege<br />

stationsintern und stationsübergreifend geführt werden und bieten<br />

abwechslungsreiche Ausblicke in die Gartenhöfe und den<br />

Stadtraum.<br />

Alle Bewohnerzimmer werden über geräumige Loggien zur<br />

Stadtöffentlichkeit orientiert, dabei erlauben die zurückgesetzten<br />

Gebäudefronten an Hugl- und Holochergasse den Blick in belebte<br />

städtische Grünräume („lineare Parks“) mit ausreichend Distanz zur<br />

Nachbarbebauung.<br />

Das Herzstück des Hauses — das Bewohnerzimmer selbst erhält<br />

neben der Loggia (dem „Garten“) auch einen halbprivaten<br />

„Vorgarten“. Angegliedert an die Marktplatzfläche kann so jeder<br />

Bewohner aus seinem geschützten Bereich unmittelbar am<br />

Stationsleben teilnehmen: beobachten, sich am Laufenden halten,<br />

die Nachbarin zu sich einladen. Mittels Faltschiebetüren lassen sich<br />

die Zimmer sowohl zum „Garten“ als auch zum „Vorgarten“ öffnen,<br />

sodass sowohl die aktive als auch die passive Teilnahme am<br />

Geschehen direkt aus dem Zimmer ermöglicht wird.<br />

3<br />

<strong>ST</strong>ATION 10<br />

<strong>ST</strong>ATION 7<br />

WIMMER<br />

Marktplatz<br />

Marktplatz<br />

Marktplatz<br />

2<br />

2<br />

<strong>ST</strong>ATION 7 <strong>ST</strong>ATION 8<br />

±0,00<br />

"SCHNEEBERG"<br />

-3,50<br />

"PRATER"<br />

EINGANG<br />

<strong>ST</strong>ATION<br />

Marktplatz<br />

EINGANG<br />

<strong>ST</strong>ATION<br />

EINGANG<br />

<strong>ST</strong>ATION<br />

+5,00<br />

Marktplatz<br />

EINGANG<br />

<strong>ST</strong>ATION<br />

+5,00<br />

"WIENERWALD"<br />

-3,50<br />

"WACHAU"<br />

1<br />

1<br />

<strong>ST</strong>ATION 10 <strong>ST</strong>ATION 9<br />

Marktplatz<br />

Marktplatz<br />

Marktplatz<br />

<strong>ST</strong>ATION 9<br />

<strong>ST</strong>ATION 8<br />

3<br />

WOHNGRUPPE 3<br />

erweiterte Distanz zur Nachbarbebauung<br />

BL<br />

<strong>ST</strong>ATION 3 <strong>ST</strong>ATION 6<br />

Beziehung Stadtöffentlichkeit<br />

19,80 m 2 5,0 m 2<br />

Vorgartenzone<br />

Beziehung Freifläche und Stadtöffentlichkeit<br />

Marktplatz<br />

Bibliothek<br />

zentraler Stützpunkt<br />

Marktplatz<br />

Litfasssäule<br />

mit Blickbeziehung<br />

zu allen Zimmern<br />

8,04 m 2 und zum Eingang<br />

8,09 m<br />

Raucher<br />

2<br />

12,01 m 2<br />

Bibliothek<br />

19,00 m 2 Marktplatz<br />

Marktplatz<br />

AR-rein<br />

10,97 m 2<br />

Aquarium<br />

20,20 m 2<br />

+5,00<br />

Teeküche<br />

Beh.-WC Putzr.<br />

DEMENZGARTEN<br />

14,09 m 2 4,62 m 2 4,68 m 2<br />

"WIENERWALD"<br />

AR-unr. Wäsche<br />

2 8,07 m 8,37 m2<br />

Sozialraum<br />

±0,00<br />

14,20 m 2<br />

"SCHNEEBERG"<br />

Geräteraum<br />

16,10 m 2<br />

Marktplatz<br />

Lagerr.<br />

10,93 m 2<br />

Abholung<br />

Patientenbad<br />

9,54 m 2<br />

28,02 m 2<br />

10,48 m 2<br />

Technik<br />

Lagerr.<br />

AR-unr. Wäsche<br />

10,00 m 2 8,12 m 2 6,91 m 2<br />

Pers.-WC Bes.-WC Abholung Putzr. Beh.-WC<br />

Stützpunkt<br />

12,40 m 2<br />

5,04 m 2 8,01 m 2<br />

2 6,85 m 5,15 m2<br />

15,16 m 2<br />

Bewohnergalerie<br />

EINGANG<br />

zentraler Stützpunkt<br />

<strong>ST</strong>ATION<br />

mit Blickbeziehung<br />

zu allen Zimmern<br />

Teeküche<br />

und zum Eingang<br />

14,09 m 2<br />

Sitzfläche<br />

VERTEILERZONE<br />

Marktplatz<br />

MIT AUSBLICK IN<br />

DIE HÖFE<br />

-3,50<br />

EINGANG<br />

<strong>ST</strong>ATION<br />

"WACHAU"<br />

Raucher<br />

12,01 m 2<br />

AR-unrein<br />

WOHNGRUPPE 2 WOHNGRUPPE 1<br />

Beziehung Marktplatz und Garten<br />

EINGANG<br />

<strong>ST</strong>ATION<br />

Bewohnergalerie<br />

EINGANG<br />

<strong>ST</strong>ATION<br />

Stützpunkt<br />

Stationsl.<br />

Vorgartenzone<br />

Geh-Parcour<br />

Anlieferung<br />

8,<strong>36</strong> m 2<br />

8,0 m 2<br />

Gemeinsam genutzte Räume<br />

Therapieraum<br />

18,91 m 2<br />

<strong>ST</strong>ATION 6 <strong>ST</strong>ATION 5<br />

19,80 m 2<br />

2 28,00 m 28,00 m2<br />

5,0 m 2<br />

Geräteraum<br />

15,42 m 2<br />

Sozialraum<br />

15,26 m 2<br />

AR-rein<br />

Stationsleitung<br />

19,18 m 2<br />

AR-unrein<br />

Beziehung Stadtöffentlichkeit<br />

Vorgartenzone<br />

Beziehung Marktplatz und Garten<br />

Beziehung Marktplatz und Garten<br />

Vorgartenzone<br />

5,0 m 2 10,00 m 2<br />

19,80 m 2<br />

Beziehung Freifläche und Stadtöffentlichkeit<br />

Beziehung Freifläche und Stadtöffentlichkeit<br />

erweiterte Distanz zur Nachbarbebauung<br />

BL<br />

Dank<br />

an Architekt<br />

Helmut Wimmer<br />

für seine<br />

10-jährige<br />

Zusammenarbeit<br />

mit <strong>ST</strong>/A/R<br />

mit <strong>ST</strong>/A/R<br />

10-jährige<br />

Zusammenarbeit<br />

Helmut Wimmer<br />

für seine<br />

Dank<br />

an Architekt<br />

2. OBERGESCHOSS 1:500<br />

-3,50<br />

"PRATER"<br />

Aquarium<br />

<strong>ST</strong>ATION 5<br />

DOPPELPFLEGE<strong>ST</strong>ATION (OHNE MASS<strong>ST</strong>AB)


38<br />

Buch V Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

<strong>ST</strong>/A/R bittet um DENKMALSCHUTZ für Heinz Franks Geschäftslokal<br />

Dorotheergasse 1010 Wien<br />

Gebaut 1970 - 71<br />

Hans Tremmel GmbH<br />

Ing. Dietmar Tremmel<br />

Steinmetzmeister<br />

Offi ce:<br />

Hainfelderstraße 39<br />

3071 Böheimkirchen<br />

t. 43 (0) 664 91 515 91<br />

f. 43 (0) 2743 2312 - 20<br />

tremmel.stein@gmx.at<br />

www.steinbauzentrum.at<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo-Fr. 8-12 und 13-18 Uhr<br />

Sa. 9-12 und 13-15 Uhr


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch V<br />

39<br />

Foto: Thomas Mayer<br />

Ortner & Ortner Baukunst, Landesarchiv NRW, Duisburg, 2013


40<br />

Buch V Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Benedikt Ledebur<br />

letzte lockerungen<br />

schnellgedichte<br />

von Benedikt Ledebur<br />

1<br />

mit einem ruck<br />

springt die rübe an:<br />

los geht´s!<br />

jeder sack kann das übrigens.<br />

einen über die rübe:<br />

gehört das zusammen?<br />

schneide die ringe,<br />

zickzack und zahl,<br />

übe! beuge es.<br />

zieht eine linie<br />

zum gegenüber,<br />

sieht sie.<br />

ein satz über die brüstung,<br />

ohne grund,<br />

was der fall voraussetzt.<br />

ein stück noch,<br />

dann fass das ende,<br />

ausschlag den boden ihm,<br />

auf die maserung achte.<br />

neuen verbindungen<br />

zähne wachsen.<br />

wie weit, als ob netze<br />

diese zentner hielten,<br />

kämme die gletscher fletschten,<br />

damit ausfranst im freien<br />

der aussicht reifen,<br />

drehen im fall,<br />

dass die fahrt endlich anfängt.<br />

gleich den höhen von oben,<br />

stechen messer die skalen,<br />

schwellen dem krähen<br />

erweiterte gefässe,<br />

gestutzte flügel,<br />

statt sturz in den absprung:<br />

zieh leine endlich,<br />

kürzeste linie<br />

im fall, dass es aufprallt,<br />

grundlos fassende<br />

verfaltet im schirm.<br />

2<br />

ein axiom, das leicht<br />

aus der art geschlagen,<br />

ein verfinstertes beispiel<br />

zusätzlicher charade,<br />

sollte das spiel bei chiasmus<br />

und wette nicht genügen<br />

für die weitere deutung.<br />

das ansammeln großer zahlen<br />

gehe nur deutlich zu<br />

auf das allgemeine einerlei<br />

größtmöglicher sicherheit.<br />

das sich gleichbleibende<br />

ist in der ferne egal,<br />

stammeln und spucken<br />

mit kernen aus genossenem<br />

trifft da noch eher<br />

die gesetzte grenze.<br />

gebieten, die mir halt<br />

bieten, entkommen irren<br />

unter durchädertem joch<br />

beinahe selbst, die spinnen<br />

sich netze zu,<br />

ständig in ketten.<br />

nur halb steigt auf<br />

der leiter der abteilungen,<br />

nimmt, was stellt sie darin,<br />

die mangel an sich leiden<br />

können, dar langem grübeln.<br />

das bein nach vor geworfen,<br />

dem nutzen hinten nach,<br />

orten noch die verbindlichsten<br />

unde ihr glück, peilen<br />

gehörnt unter qualen die quellen<br />

an, reißen am schlingernden<br />

weg ein stück,<br />

bis der sich dem suchen löst<br />

in verwertenden aus täuschen,<br />

mit muster erstickender uhr.<br />

phantasmen, die ich-vögel<br />

spreizen, schwingen im warten<br />

am x-fachen abzählreim,<br />

alle ausflüge koordinierend,<br />

bis sich die ypsilonachse biegt,<br />

unter dem unbändigen, das<br />

alles zu fall bringt.<br />

last round of loosening up<br />

quick poems<br />

translation by Matthias Goldmann<br />

a jolt<br />

to the noggin:<br />

let’s go!<br />

besides, any jerk can do that.<br />

a bonk on the noggin:<br />

does that go together?<br />

cut these rings,<br />

zigzag and number,<br />

practice! flex it.<br />

drawing a line<br />

to an opposite,<br />

she sees.<br />

a leap over the window breast,<br />

on no grounds, taken<br />

for granted in this case of<br />

descent. a last stretch left,<br />

then hold on to the end,<br />

kick out his flooring<br />

but mind the grain.<br />

growing the teeth<br />

of new connections.<br />

so far, as if nets were<br />

holding these hundredweights,<br />

glaciers were bearing their combs,<br />

adding fringes to the outdoors,<br />

letting vistas mature,<br />

falling and turning,<br />

finally out on a ride.<br />

like heights from above,<br />

knifes stuck into scales,<br />

puffing out to crow,<br />

vascular widening,<br />

clipped wings,<br />

taking off instead of plunging:<br />

get out of here,<br />

across the shortest line,<br />

in this case, towards an impact,<br />

hold on for no reason,<br />

folded into an umbrella.<br />

an axiom, a little<br />

wayward at that,<br />

a darkened example,<br />

additional charade,<br />

if a game of chiasmus<br />

and a bet won’t do<br />

to add further interpretation.<br />

piling up large numbers,<br />

clearly walking towards<br />

overall monotony,<br />

maximum certainty.<br />

the self-same, making<br />

no difference far away,<br />

stammering and spitting<br />

leftover seeds and pits,<br />

hitting, rather,<br />

set limits.<br />

my areas of support<br />

escape me, wandering<br />

under a veined yoke,<br />

almost themselves, spinning<br />

nets at each other,<br />

in chains all the time.<br />

promoted halfway,<br />

head of departments, she<br />

takes to her appearance as<br />

it may suffer hardships<br />

despite lengthy brooding.<br />

kicking a leg out<br />

to chase a profit,<br />

the friendliest places<br />

and happiness, aiming,<br />

cuckolded, in great pain,<br />

at sources, ripping at a<br />

stretch of rolling road,<br />

until it gives way to searching<br />

and use that does the trick,<br />

patterns of a stifled clock.<br />

phantasms, these i-birds<br />

spread, soaring while waiting for<br />

umpteenth counting-out rhyme,<br />

coordinating all outings<br />

until the y-axis bends<br />

under unbridled forces that<br />

bring it all to grief.<br />

1<br />

2


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch VI<br />

41<br />

Partisanendenkmal Petrova Gora, Entwurf Vojin Bakić, Jugoslawien, 1979 // Mercedes W123, Entwurf Bruno Sacco, Deutschland, 1970<br />

45° 14’ 30” N, 15° 48’ 23” E<br />

Wolfgang Thaler, © 2008<br />

Wolfgang Thaler fotografi erte für das Buch „MODERNISM IN BETWEEN - The Mediatory Architectures<br />

of Socialist Yugoslavia“ (Jovis, 2012), Bauwerke in ehemaligen Jugoslawien. Das Buch entstand in<br />

Zusammenarbeit mit den Historikern Maroje Mrduljaš und Vladimir Kulić.<br />

„...Und trotz (oder gerade wegen?) einiger durchaus kontroverser Thesen ist „Modernism In-between“<br />

damit sicher eines der besten und tiefgründigsten unter den vielen Büchern, die sich derzeit mit dem<br />

angesagten Thema der „Ost-Moderne“ auseinandersetzen.“ Florian Heilmeyer für BauNetzWoche<br />

„Thalers lakonischer, aber, wie wir hoffen, anregender Überblick erinnert uns eindrücklich an die Werte<br />

und Ziele einer einzigartigen architektonischen Kultur – und einer Gesellschaft, die es zwar nicht mehr<br />

gibt, aber deren Leistungen jedenfalls verdienen, neu bewertet zu werden.“<br />

Klaus Friede<br />

Im Museum für zeitgenössische Kunst in Zagreb (www.msu.hr) läuft bis 2. Februar 2014 eine Retrospektive<br />

des Bildhauers Vojin Bakić.


42<br />

Buch VI Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Hans BIWI Lechner<br />

see more at getstoned.cc<br />

Richard Kaplenig<br />

Richard Kaplenig<br />

www.kaplenig.com


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch VI<br />

43<br />

GELINGENDES LEBEN UND VOLLER BAUCH<br />

Zur Philosophie der Verdauung bei Aristoteles<br />

von Christian Denker<br />

Die frühen griechischen Philosophen behandeln Verdauung gewöhnlich im<br />

Rahmen von Überlegungen zur Freude an Fülle und Füllung. Leere wird vielfach<br />

mit Wertlosigkeit und Leiden verbunden. Der Gegensatz emotionaler Zustände<br />

bei Sattheit und Hunger prägt hier ethische Maßstäbe. Gerade Aristoteles erklärt<br />

den mit Nahrung gefüllten bzw. sich füllenden Magen zu einem Urbild eines<br />

erfüllten Lebens. 1<br />

Detailreich thematisiert Aristoteles die Bedeutung der Verdauungslust für das<br />

menschliche Leben in seinen Überlegungen zur Psyché. Aber auch bei der Behandlung<br />

von alltäglichen Problemen, bringt er die fundamentale Bedeutung der<br />

Verdauung philosophisch in Anschlag.<br />

Verdauung als geistige und körperliche Erscheinung.<br />

Seine Ausführungen zur Psyché (gr. ψυχή, Seele, Atem, Leben, Bewusstsein,<br />

Trieb) leitet Aristoteles mit Überlegungen zur Aufnahme und Verdauung von<br />

Nahrung ein, unsere Wahrnehmungen erklärt er, ähnlich wie schon sein Lehrer<br />

Platon, als ein psychisches Vermögen zur Aufnahme und Verarbeitung sinnlicher<br />

Eindrücke. 2 Nach Aristoteles sind freier Wille und rationale Entscheidung allerdings<br />

nur unter entsprechenden körperlichen Voraussetzungen möglich. 3 Diese<br />

Voraussetzungen beschreibt er als einen Zustand des Gleichgewichts, „Eukrasia“,<br />

der die Ausbildung von Intelligenz ermöglicht. Geistige und körperliche Aktivitäten<br />

wirken dabei zusammen. Gerade für Vorgänge der Verdauung ist die Seele<br />

laut Aristoteles ein grundlegendes Prinzip. So fragt er sich etwa, warum Angst<br />

uns Magen und Blase umdrehen kann? 4<br />

Aristoteles sucht nach vernünftigen Erklärungen. 5 Nichtsdestoweniger hält er<br />

Verdauung für mehr als einen rein materiellen Prozess, der künstlich nachvollzogen<br />

werden könnte. Grund dafür sei aber keine mysteriöse Qualität der physischen<br />

Abläufe. Vielmehr wäre Verdauung in einem lebendigen Organismus anders<br />

zu beschreiben als ein künstlicher Prozess. Das gelte sowohl für die Details<br />

der Abläufe, als auch im Großen und im Ganzen. 6 Was Verdauungsvorgänge<br />

zu dem mache, was sie sind, erklärt Aristoteles durch die spezielle Beschaffenheit<br />

des zur Verdauung befähigten Organismus. Jeder Verdauungsprozess<br />

entspreche genau den formalen bzw. seelischen Eigenschaften des verdauenden<br />

Lebewesens. 7<br />

Die Psyché eines Lebewesens wirkt nach Aristoteles sowohl auf unsere Ernährung<br />

als auch auf unser Denken. Verdauung erscheint als ebenso psycho-logischer<br />

Prozess wie Einbildungskraft. 8 Von der Psyché spricht Aristoteles wie von der<br />

Fähigkeit eines Organismus, die für ihn charakteristischen Dinge zu tun. Dabei<br />

ist die spezielle Natur des Organismus auch für die psychischen Prozesse in etwa<br />

so bedeutungsvoll, wie Baukunst für die Errichtung eines Gebäudes. 9 Gewisse<br />

Aspekte lassen sich auch ohne vernünftige Erklärung einsehen. So müssen wir<br />

nicht jede spezifische Eigenheit oder die umfassende Bedeutung eines Vorgangs<br />

begreifen, um zu bemerken, dass da überhaupt etwas vor sich geht. Die Psyché<br />

befähigt den Organismus, Nahrung in genau der charakteristischen Weise zu<br />

verarbeiten, in der Organismen seiner Art es eben zu tun pflegen. Die menschliche<br />

Psyché beinhaltet dementsprechend eine spezielle, menschliche Form der<br />

Verdauung. 10 Die Stimmigkeit der aristotelischen Überlegungen können das<br />

recht gut an uns selber beobachten: wir verdauen in einer speziell menschlichen<br />

Weise. Die Verstrickungen unserer geistigen und körperlichen Funktionen bei<br />

der Verdauung sind ein grundlegender Aspekt des menschlichen Wesens, das<br />

sich hierin von anderen Lebewesen unterscheidet. Eine strikte Trennung zwischen<br />

den verschiedenen Verdauungsfunktionen würde uns selbst nicht entsprechen.<br />

Vernünftige Erklärungen hierzu sind nicht immer leicht zu finden, wir sind<br />

eben Lebewesen, deren Verdauung nicht auf künstliche oder technische Prozesse<br />

reduziert werden kann.<br />

Rätselhafte Probleme<br />

Konkret stellt die Verdauung Aristoteles vor manche schwierige Frage. Insbesondere<br />

beschäftigt ihn ihre Bedeutung für die Gesundheit und das Verhalten von<br />

Menschen. Seine Einlassungen entspringen dem Interesse für drei grundsätzliche<br />

Funktionen des Lebens: die Aufnahme von Speise, die Ausscheidung von<br />

Exkrementen und die Kontrolle der vitalen Gesamtfunktion. 11<br />

Der aristotelische Wissensdurst scheint dabei schier unstillbar. Warum bewegen<br />

sich manche Medikamente in den oberen Magenteil, andere in den unteren?<br />

Liegt es daran, dass mache warm sind und andere kalt? 12 Warum wirken manche<br />

Medikamente abführend, während andere – obwohl sie bitterer, strenger sind?<br />

Warum wirken manche Medikamente abführend, andere dagegen nicht? 13<br />

Beruht abführende Wirkung eines Stoffes nicht auf bestimmten Qualitäten, sondern<br />

darauf, dass er nicht verdaut wird? Ist es nicht wert zu erwägen, ob alles,<br />

was Wärme oder Kälte exzessiv hervorruft auch in geringer Masse der Verdauung<br />

widerstehen kann? Aristoteles nimmt an, dass Stoffe, die der körperlichen<br />

Wärme widerstehen, sich leicht in den verschiedenen Magenteilen verteilen und<br />

dort als Medikamente wirken. Gelangen sie in den Magen, werden sie dort aus<br />

wie Nahrung in die Blutadern weitergeleitet. Wenn sie der Verdauung widerstehen,<br />

können sie auch Verstopfungen beseitigen, die ihren Weg behindern und zu<br />

Purgation führen. Honig und Milch wirken deshalb reinigend und wenn sie sich<br />

nicht aufgrund ihrer Masse vermischen wirken sie auch abführend. Nahrungsmittel<br />

unterscheiden sich von Medikamenten, weil sie nicht aufgrund von Säure,<br />

Bitterkeit und schlechtem Geruch reinigen. Was durch natürliche Verdauung in<br />

den Körper gelange, sei Nahrung, was der Körper nicht bewältige und was durch<br />

Wärme und Kälte Störungen verursacht, sei ein Medikament. 14 Aber warum wirken<br />

bittere und übel riechende Medikamente in der Regel reinigend? Weil sie<br />

schwer verdaulich sind? Werden sie in zu großer Dosis verabreicht, führen sie<br />

zum Tod. Führen schon kleine Mengen zum Tod, werden sie Gifte genannt. 15<br />

Wie schon Platon das Diaphragma zur Scheidewand zwischen einem unteren<br />

und einem mittleren Teil der Seele erklärte, vermutet auch Aristoteles hier einen<br />

Schutz der sensitiven bzw. empfindenden Seele im Herzen gegen die Ausdünstungen<br />

der in den Verdauungsorganen wirkenden vegetativen Seele. 16 Wichtige<br />

Ansatzpunkte für die Untersuchung menschlicher Funktionsweisen findet<br />

Aristoteles im Tierreich: Warum haben Menschen feuchtere Exkremente als<br />

Pferde? Liegt es daran, dass Pferde trockenere Nahrung zu sich nehmen? Liegt<br />

es daran, dass Menschen viel flüssige Nahrung zu sich nehmen? Laut Aristoteles<br />

entstehen alle Exkremente aus Nahrung und durch viel Nahrung entsteht<br />

viel Exkrement. Außerdem fressen manche Tiere flüssigere Nahrung als andere.<br />

Ein weiterer Grund könnte darin liegen, das erstere von Natur aus trockener<br />

sind, letztere feuchter. Die von Natur aus Trockeneren verlange es nach feuchter<br />

Nahrung, weil ihnen diese stärker fehle, und jene, die von Natur aus feucht sind,<br />

ziehe es in Richtung trockener Nahrung, denn sie brauchen diese dringender. 17<br />

Und wie ist es mit den Zähnen? Warum leben Menschen mit porösen Zähnen<br />

nicht lange? Kann es daran liegen, dass langlebige Wesen mehr Zähne haben?<br />

Nach Aristoteles haben Männer mehr Zähne als Frauen und Menschen mit<br />

porösen Zähnen ähneln Wesen mit wenigen Zähnen. 18<br />

Wie viele Philosophen tut sich auch Aristotelis nicht leicht mit Erklärungen<br />

zur Sexualität. Nichtsdestoweniger bemerkt er<br />

Zusammenhänge zwischen Verdauung und Fortpflanzung.<br />

So entsteht Sperma nach seiner Einschätzung<br />

in der letzten Verdauungsphase. 19 Genau<br />

genommen handelt es sich um Speise, die noch<br />

nicht assimiliert wurde, bzw. um Blut, das sich zwar<br />

schon in den Gliedern verteilt hat, aber noch nicht<br />

von ihnen aufgenommen wurde. Weil Sperma aus<br />

der Speise stammt, produzieren dicke Männer, die<br />

alle überflüssige Speise in Fett verwandeln, weniger<br />

Sperma und haben dementsprechend weniger<br />

Bedarf zu koitieren als dünne. 20 Menstruationsblut<br />

habe den gleichen Ursprung wie Sperma. Es sei nur<br />

nicht vollständig gekocht, weil der weibliche Körper<br />

kälter sei als der männliche. 21<br />

Wenn manche Feststellung nicht vollkommen befriedigend<br />

wirkt, so betrifft das nicht nur die Erklärungen<br />

von Aristoteles. Auch die aktuelle Wissenschaft<br />

liefert zu Fragen der Verdauung dem nicht<br />

immer eindeutige, intuitiv nachvollziehbare oder<br />

richtige Antworten. 22<br />

Für die philosophische Betrachtung muss das kein<br />

Problem sein. Kopf und Bauch sehnen sich nach<br />

mehr als immer nur passenden Antworten. Gerade<br />

die aristotelischen Einlassungen unterstreichen<br />

das Interesse gut gestellter Fragen. Erstaunte Verwunderung<br />

ist ein Ursprung für den Fortschritt des<br />

Wissens um funktionierende Verdauung.<br />

Speziell gilt das für die Medizin, sich zu Aristoteles’<br />

Lebzeiten erst langsam und vorsichtig aus dem Kanon des philosophischen<br />

Denkens herauslöste. Gerade die Anwendung allgemeiner Einsichten zu Wärme,<br />

Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit auf die Verdauung stellt das Gehirn vor<br />

komplexe Aufgaben, deren Lösung mal mehr mal weniger überzeugend gelingt.<br />

Soviel scheint klar: die rationale Erkundung der alltäglichen Verdauung ist eine<br />

bleibende Herausforderung. Nicht nur an Liebhaber der Weisheit!<br />

LITERATUR<br />

Aristoteles, Problems, London, William Heinemann, 1970. Über die Zeugung der Geschöpfe (De<br />

gen. Anim.), Paderborn, Schöningh, 1959. Baudy, Gerhard J., „Metaphorik der Erfüllung“, in: Archiv<br />

für Begriffsgeschichte, Hamburg, Meiner, 1981, 7-68. Eijk, Philip J. van der, Körper, Seele,<br />

Geist, Trier, Universität, Mai/Juni 2007. Frede, Michael, „On Aristotle‘s Conception of the Soul”,<br />

Kosman, Aryeh, „What Does the Maker Mind Make?“ und Lloyd, Geoffrey E. R., „Aspects of the<br />

Relationship between Aristotle‘s Psychology and his Zoology“, in: Rorty, Nussbaum, Essays on<br />

Aristotle‘s De Anima, Oxford, Clarendon Press, 1995, 96-109, 147-168, 330-345.<br />

ANMERKUNGEN<br />

(1) Baudy, 1981, S. 81, vgl. Aristoteles Nikomachische Ethik, 1173b. 13ff Überlegungen zur Bedeutung<br />

der Lust des Bauches für das gelingende Leben finden sich auch im Alten Testament, demzufolge<br />

der Vater vieler Völker, Abraham, erfüllt verstarb. 1. Mose 25:8. Das in der Tora verwendete<br />

Adjektiv „saw-bay‘-ah“ ‏(“ַעֵ֫בָׂש„)‏ assoziiert Reife, Sättigung und Zufriedenheit. Luther übersetzt mit<br />

„lebenssatt“. In 1. Mose 35.29 wird das gleiche von seinem Sohn Isaak gesagt. (2) Kosman, 1995,<br />

S. 344. (3) Eijk, 2007, S. 29; vgl. Tracy, 1969. (4) Aristoteles, Problems, XXVII,10. (5) So erwägt<br />

er verschiedene Erklärungen in Hinblick auf den Wärmehaushalt: Versucht Wärme der Angst zu<br />

entfliehen? Bewirkt die Angst im Inneren des Körpers in der Umgebung der Blase Wärme und löst<br />

damit ihre Funktion aus? Verursacht Angst rektale Entweichungen, weil sie Blut und Wärme nach<br />

unten streben lässt? Vgl. Probl;, XXVII,3 u. XXVII,9. (6) Frede, 1995, S. 104 (7) Ebd., S. 104. (8)<br />

Ebd. S. 116. (9) Ebd. 1995, S. 105. (10) Ebd. 1995, S. 114. (11) Lloyd, 1995, S. 155. (12) Probl., I, 41,<br />

S. 31. (13) Ebd., I, 42. (14) Ebd., I, 42, S. 31-33. (15) , Ebd., I, 47 (16) Lloyd, 1995, S. 153 (17) Probl.,<br />

X, 59, S. 245. (18) Ebd. XXXIV, 1, S. 225. (19) Aristoteles, De gen. anim. 725a11-21, 725a24-25,<br />

72a26-28, 726b1-5. (20) De gen. anim. 725b31-34. (21) Ebd. 738a34-<strong>36</strong>. (22) Stellvertretend seien<br />

einige Fragen aus dem Forschungsbereich der Gastroenterologie genannt: „Was ist die Bedeutung<br />

von Zytokinen und T-Zell-Homing für die Untersuchung von funktioneller Dyspepsie?“, „Welchen<br />

Stellenwert hat die endoskopische Mukosaresektion bei der Entfernung von großen, sessilen<br />

Kolonpolypen?“, „Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Serumkonzentration der Aminosäure<br />

Cystein, die an zahlreichen immunmodulatorischen, antioxidativen und antikarzinogenen<br />

Stoffwechselvorgängen beteiligt ist, und dem Ösophagus- und Magenkarzinomrisiko?“ Forschung<br />

aktuell, 10.01.2012, 10h.<br />

Probleme über Probleme,<br />

Fragen über Fragen...?<br />

Die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Verdauung<br />

und Welt stellen uns vor Rätsel, für wir nicht<br />

immer einfache Lösungen kennen. Wie gut, dass<br />

manche Tatsache sicher besteht, auch wenn wir die<br />

Gründe nicht voll begreifen. Womit auch immer wir<br />

Magen und Hirn speisen, eines ist doch sicher:<br />

EUCARBON schafft freudige Bewegung<br />

im Kopf und im Bauch!<br />

Durch Kombination von pfl anzlichen und mineralischen<br />

Inhaltstoffen wirkt das natürliche Darmregulans<br />

EUCARBON® auf ganz natürliche Weise<br />

verdauungsregulierend. EUCARBON® ist sowohl<br />

Laxativum als auch Antidiarrhoikum. Mit anderen<br />

Worten: EUCARBON® kann als mildes Abführmittel<br />

wirken aber auch leichte Formen von Diarrhöe beseitigen!<br />

Weitere Erklärungen zur Wirkung der kleinen schwarzen<br />

„Naturtalente“ liefert das pharmazeutische Unternehmen<br />

Trenka, seit 1909.<br />

Ein „Naturalistischer Fehlschluss“ liegt vor, wenn in ethischen Begründungen vom Sein<br />

auf das Sollen geschlossen wird (vgl. „naturalistic fallacy“, G. E. Moore, Principia Ethica).<br />

Ein „Aristotelischer Kurzschluss“ liegt vor, wenn in gastrosophischen Begründungen vom<br />

Bauch auf das Gehirn geschlossen wird (vgl. „gastrales Diktat“).<br />

Bild: Erwin Wurm, „Aristotelischer Kurzschluss“, 2006, Performance/Photographie,<br />

Sammlung Kamler, Wien<br />

FRAGEBOGEN<br />

Bitte kreuzen Sie an:<br />

Aristoteles (* 384 v. Chr. in Stageira; † 322 v. Chr. in<br />

Chalkis) war ab <strong>36</strong>7 v. Chr. Mitglied in Platons Akademie<br />

in Athen, wo er lernte und lehrte. Ab 342 v. Chr. unterrichtete<br />

er den makedonischen Thronfolger Alexander<br />

den Großen. Verschiedene philosophische Disziplinen<br />

wurden von ihm selbst begründet oder maßgeblich<br />

beeinfl usst. Für die seinen Methoden gründende scholastische<br />

Wissenschaft waren seine Schriften bis in die<br />

Frühe Neuzeit maßgeblich. Für die Märe von Aristoteles<br />

und Phyllis dürfte es im tatsächlichen Leben des Philosophen<br />

keine Entsprechung geben. Das Bild des verführten<br />

und blamierten Weisen legt aber nahe, dass sexuelle<br />

Unbefriedigung die Psyche mancher Philosophen derart<br />

verstört, dass sie Schwierigkeiten bei der gastralen und<br />

intellektuellen Verdauung entwickeln.<br />

Bild: Hans Baldung Grien, „Aristoteles und Phyllis“,<br />

1513, 33 × 23,6 cm, Holzschnitt, Kupferstichkabinett,<br />

Berlin.<br />

Wie hätte Aristoteles die abführende Wirkung von EUCARBON® erklärt?<br />

□ Manche Medikamente widerstehen der Verdauung schon in geringer Menge.<br />

□ Manche Medikamente verteilen sich leicht in den verschiedenen Magenteilen.<br />

□ Manche Medikamente werden im Magen wie Nahrung in die Adern geleitet.<br />

Was hätte Aristoteles an EUCARBON® gelobt?<br />

□ EUCARBON® reinigt weder durch Bitterkeit noch schlechtem Geruch.<br />

□ EUCARBON® verursacht im Körper keine Störungen.<br />

□ EUCARBON® ist nicht schwer verdaulich.<br />

Wie hätte er EUCARBON® zur Stärkung rationaler Kompetenz eingesetzt?<br />

□ Als Beitrag zu den körperlichen Voraussetzungen für freien Willen.<br />

□ Als Beitrag zur Kontrolle der vitalen Gesamtfunktion.<br />

□ Als Beitrag zur Erwärmung weiblicher oder männlicher Körper.<br />

Wollen Sie tolle Preise gewinnen?<br />

Dann schneiden Sie diesen Abschnitt bitte aus und senden ihn an:<br />

Dr. Christian Denker,<br />

<strong>ST</strong>/A/R-Forschungsstelle für Abendländische Verdauungsphilosophie,<br />

Gumpendorfer Str. 42. A-1060 Wien.


Städteplanung / Architektur / Religion Buch VI Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

45<br />

Robert<br />

Huber<br />

Beat Wyss<br />

Ahmed Zewail<br />

Kurt<br />

Wüthrich<br />

Anton Zeilinger<br />

Pierre Bourdieu<br />

Walter Kohn<br />

Frederic Morton<br />

Zohra Bouchentouf-<br />

Siagh<br />

Edit Schlaffer, Cheryl Benard<br />

Paul Watzlawick<br />

Tamara K. Hareven<br />

Irene Hardach-<br />

Pinke<br />

Michael<br />

Mitterauer<br />

Hermann Bondz<br />

Mario Erdheim<br />

Helga Kromp-<br />

Kolb<br />

Elisabeth Bronfen<br />

Isabella Tardin Cardoso<br />

Eric J.<br />

Hobsbawm<br />

Heinz von Foerster<br />

Josef Penninger<br />

Boris Groys<br />

Erika Weinzierl<br />

Wendelin Schmidt-<br />

Dengler<br />

Georg Stefan<br />

Troller<br />

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„Alle Dinge, die differenziert nicht abgehandelt<br />

werden, kommen später vulgär<br />

zurück.“ --- Werner Schwab<br />

Wiener Vorlesungen. Dialogforum der<br />

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Differenzierung statt Vereinfachung<br />

Analyse statt Infotainment<br />

Utopien statt Fortschreibung<br />

Tiefenschärfe statt Oberflächenpolitur<br />

Empathie statt Egomanie<br />

Widerspruch statt Anpassung<br />

Auseinandersetzung statt Belehrung<br />

Werte statt „anything goes“<br />

Gestaltungswille statt Fatalismus<br />

seit Mai 1987 · fokussiert · pointiert · kritisch · am Puls der ZeitVorträge ·<br />

Diskussionen · Publikationen · TV-Serien · Videos<br />

Dom Erwin Kräutler<br />

Roger<br />

Myerson<br />

Peter Pulzer<br />

Wole<br />

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Julya<br />

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Vilém Flusser<br />

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Eugen Drewermann<br />

Edward Timms<br />

Ruth Wodak<br />

Horst-Eberhard Richter<br />

Mohammed ElBaradei<br />

Edward Shorter<br />

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Kathrin Röggla<br />

Marlene Streeruwitz<br />

Peter Kubelka<br />

Verena Kast<br />

Tina Leisch<br />

Roger Tsien<br />

Ruth Klüger<br />

Susanne Heine<br />

Desmond-Tutu<br />

Günter Wallraff<br />

Kofi Annan<br />

Eva Jaeggi<br />

Harald Leupold-<br />

Löwenthal<br />

Marie<br />

Jahoda<br />

Renée Schroeder<br />

Hans Albert<br />

Kurt Pahlen<br />

Erwin Ringel<br />

Bassam Tibi<br />

Ernesto Cardenal<br />

Ernst H.Gombrich<br />

Bruno Bettelheim,<br />

Franz Kreuzer<br />

Viktor E. Frankl<br />

Melissa Fleming<br />

Fatima Ferreira<br />

Elisabeth Orth<br />

Ernst von Glasersfeld<br />

Marion Gräfin Dönhoff<br />

Viktor Matejka<br />

Kardinal Franz<br />

König<br />

Marianne<br />

Gronemeyer<br />

Gerburg Treusch-<br />

Dieter<br />

Christina von Braun<br />

Bruno Kreisky José Ramos Horta Carl Djerassi Carl E. Schorske Valie Export Jean Ziegler Unni Karunakara<br />

Elfriede Gerstl<br />

Barbara Coudenhove-<br />

Kalergi, Barbara Rett<br />

Max F. Perutz<br />

Sonja Puntscher-<br />

Riekmann Nathalia Wächter Sigrid Löffler Jakob von Uexküll Jacques Le Rider<br />

Niklas Luhmann


46<br />

Buch VI Nr. <strong>36</strong>/2013<br />

Mäander als Kunstprogramm<br />

eine Reise zum Muzej Macura, Belgrad<br />

ein Beitrag von Gerald Kolfer<br />

Nahe und fern gelten räumlich betrachtet als diffizil. Dies verdeutlicht der Mäander.<br />

Zwei augenscheinlich nahe liegende Punkte können nur erreicht werden indem man<br />

ein Vielfaches an Weg zurücklegt. Europa mäandriert. Man wird jäh auf diese Tatsache<br />

zurückgeworfen, sobald man auf der von der <strong>ST</strong>RABAG glatt gebügelten Ungarnroute<br />

Richtung Serbien unterwegs ist.<br />

Wie unendlich fern man sich trotz gut ausgebauter Verbindungsrouten wähnt, verdeutlichen<br />

die Grenzer. Kein Zauber dieser Welt bindet, was die Mode hier in Strenge teilt.<br />

Kein Augenzwinkern oder Zureden hilft, wenn der Pass nicht passt. Eine Mäanderschlinge<br />

zurück nach Budapest steht an, denn noch weilt Serbien nicht unterm sanften<br />

Flügel Europas und der Notpass der diplomatischen Vertretung in Budapest ist in<br />

solch einem Fall der einzige Schlüssel, der die Tür zu diesem Flecken anderes Europa<br />

aufsperrt. Die normalste Sache der Welt. Zumindest für den Grenzer.<br />

In der Natur gibt es keine Grenzen. Und keine Geraden. Der Wassertropfen wird niemals<br />

gerade fließen. Nicht mal wenn man zuvor das Fenster putzt und poliert. Ein Geheimnis<br />

der Hydrodynamik. Am Papier, funktioniert diese Art dritte Dimension nichtmal<br />

fiktiv. Deswegen ist sie im Denken der Technokraten nicht vorhanden. Viel Wasser ist<br />

schon die Donau hinuntergeflossen, zuviel um enge Kurven zu ziehen. Die Donaumäander<br />

beeindrucken durch den Verschub gewaltiger Erdmassen, die ihrer Landschaft<br />

Prägung geben.<br />

Vor Belgrad, auf der Höhe der Ortschaft Novi Panovci, zieht die Donau eine Linkskurve.<br />

Vom Wagram aus hat man eine weite Sicht, hinein in die Auen am anderen Ufer. Die<br />

zahlreichen Fischlokale werden gern von den Belgrader Flaneuren und Wochenendgästen<br />

frequentiert. Monströs anmutende Einfamilienhäuser, fast so überdimensional<br />

wie Hotels im Tirolerhäuslstil säumen, oftmals unverputzt, die Peripherie der Entspannungsdörfer<br />

vor den Toren Belgrads.<br />

Die serbische Binnenmigration hat hier ein Gesicht bekommen. In den Häusern leben<br />

die Großfamilien aus den periphären Provinzgegenden, wo „daham“ einmal gewesen<br />

ist – von den Mäandern der jüngeren Zeitgeschichte hier angeschwemmt. Fremde im<br />

eigenen Land, die hier, am Wagram vor Belgrad, eine neue Normalität suchen und irgendwann<br />

in einer anderen Welt, als der in Stein gefassten erwachen werden.<br />

Am Rande dieser pittoresken Wohnlandschaft der Zeitgeschichte steht das Museum<br />

Macura. Ein dunkler Kubus, der schon von der nahen E 65 her auffällt, wenn man danach<br />

sucht. Schon vom Grundriss her hat der Mäander hier Programm. Seine Existenz<br />

geht zurück auf das mäandrierende Schaffen der 60er Jahre, auf die Kunst des Kroaten<br />

Julije Knifer zurück, der für den Grundriss des Gebäudes Pate stand.<br />

Wenn man das längliche Grundstück betritt, fallen zunächst die Nebengebäude ins<br />

Blickfeld und der Obstgarten, dann der Museumstrakt von dessen Rückseite die Donau<br />

grüßt. Nicht alle Früchte hier am Boden gelten als Fallobst. Immerwieder stößt<br />

man auf Früchte des Schaffens aus den letzten Dekaden, aber auch auf Gegenwärtiges,<br />

denn Artists lieben diese Residence und die besondere Exotik dieses Platzes erst<br />

recht.<br />

Der Name der Künstlergruppe Gorgona stand in den fünfziger- und sechziger Jahren<br />

für unangepasstes Kulturschaffen im blockfreien Staat Jugoslawien. Man duldete,<br />

aber sammlete nicht das Mäandrieren dieser Künstler im alten Vielvölkerstaat Jugoslawien.<br />

Die Gruppe Gorgona ist aber dafür umfangreich vertreten in der Sammlung<br />

Macura. Einer der Grundsätze der Gruppe lautete, dass kein Werk als Resultat der<br />

Kunst erwartet wurde – es ging ums Prozessuale, um den gemeinsamen Austausch,<br />

ums Mäandrieren der Gedanken.<br />

Eine Idee, die bei Macura ihre Fortführung findet. Nicht jeder muss sich verpflichtet<br />

fühlen ein Werk vor zulegen, wenn der Austausch stimmt.<br />

Das Ergebnis ist ein Gesamt(kunst)projekt, dass sich stets von neuem erfindet, dessen<br />

Früchte manchmal im Gras liegen, als Inspiration mit genommen werden oder an<br />

den Museumswänden hängen bleiben. Das Museum Macura ist ein offenes Haus mit<br />

einem artist in residence Programm, geöffnet von Anfang Mai bis Ende Oktober.<br />

Es finden laufend aktuelle Ausstellungen und Veranstaltungen statt.<br />

MUZEJ MACURA - Vladimir Macura, Adresse: Zenit 1, Novi Banovci bei Belgrad<br />

fon: +43 664 423 0657<br />

Fotos: Muzej Macura / Gerald Kolfer


Nr. <strong>36</strong>/2013 Buch VI<br />

47<br />

Ausstellungen / Literatur / Freunde / Wegbegleiter<br />

Killing for a Bitch<br />

by Michael Buergermeister<br />

At the age of twenty-one Roland was still a virgin. He was a nice boy and in his eyes nice boys didn’t fuck; they waited for<br />

the perfect girl to enter their lives, married and settled down. This attitude had as much to do with Roland’s petit bourgeois<br />

romanticism as his seriousness. His religious education also played a part; Roland had been brought up a Catholic. There was<br />

something else though that influenced him: the fact that he came from a broken home and had been very close to and was<br />

now completely estranged from his mother. Women were sacred for him and the sexual act had a divine dimension. Added<br />

to that was his odd social life, his poverty and his driving ambition, which had made him such an outstanding student. He<br />

always dreamed that academic achievement and material success would help him find „something better“. He didn’t know<br />

what he wanted, he had no ideal image of a girl in his head but he knew what he didn’t want: to be like his father who had<br />

seduced innumerable women. His father’s adherence to Priapos had destroyed both his mother, who became an alcoholic,<br />

and his home. The last thing Roland wanted was to hurt another human being. Yet, ironically, this is what he was to do. And<br />

when he inflicted injury it was to excess.<br />

Freudians would have us believe that all is driven by our subconscious and that sex is the primal drive yet the truth is: what the Greeks and<br />

Romans called „the passions“ really do. We are both simpler and more complex than Freud ever imagined. Pascal was right when he termed<br />

fantasy the „dominant faculty of man“ and he was right when he defi ned our condition as being one of „inconstancy, boredom, anxiety“. Man is<br />

a curious bundle of emotions, sensations and nerves. Whether he is as wretched as Pascal portrays him is a matter of debate but his weakness<br />

and vanity are beyond reasonable doubt.<br />

Roland lived in a fi ercely competitive age. It was no easy matter to survive and his one governing fear and anxiety was that he would not do so.<br />

Social Darwinism, the survival of the fi ttest, was the ideology of the day. All that mattered was success and it didn’t matter how one got there.<br />

Criminality was the rule and not the exception and nobody in business or politics, the two had become interchangeable, paid serious attention<br />

to the law. The attitude that „only little people pay taxes“ had become a dominant trend. The result was that the poor subsidized the rich and<br />

not vice versa. The rich were above the law; they could literally get away with murder, while the poor were persecuted for their lack of ambition.<br />

It was perfectly acceptable for those in power to plunder the taxpayer and expropriate wealth. The world was governed by greed and a kleptocracy<br />

had slowly taken hold, much like a parasitic vine. Its tentacles were everywhere and its control complete. The poor were squeezed, trampled<br />

on, stolen from, humiliated and what was worse: told they were the authors of their own misfortune; all they had to do was „get on their bikes“.<br />

There was no alternative they were told countless times. Injustice, double-standards, and theft belonged to the natural order of things.<br />

AUSARTEN [ ] zeigte Das Exponential<br />

Die Gruppenausstellung des Kunstvereins AUSARTEN [ ] zeigte als fortlaufendes Projekt im Anschluss an die Ausstellungen 2012 (Glaube versus Wissenschaft sowie<br />

Stillstand und Beschleunigung) als drittes Projekt Das Exponential. Im Zeitalter der exponentiellen Entwicklungen, das technischen Fortschritts und des paradigmatischen<br />

Paradoxons einer unendlich wachsenden Wirtschaft zeigte die Ausstellung künstlerische Positionen, die sich zeitkritisch mit Ursachen und Auswirkungen<br />

des menschlichen Handelns auseinandersetzten. Die Erderwärmung, die Produktion von Plastik, die Treibhausgasemissionen, das Artensterben oder die Anzahl von<br />

Telefonen sind nur einige der Indikatoren, die als exponentielles Schema Repräsentatn einer Welt im Zeitalter des Anthropozäns sind.<br />

KÜN<strong>ST</strong>LERINNEN: Johanna Binder, Adam Bota, Peter Brauneis, Bernhard Buhmann, Depart, Naomi Devil, Christian Eisenberger, ekw14,90, Karin Frank, Thomas<br />

Gänszler, Manuel Gras, Maria Hanl, Siggi Hofer, Jochen Höller, Olivier Hölzl, Tatjana Hardikov, Karl Kilian, Stefan Kreuzer, Milan Mijalkovic, Milan Mladenovic, Mobtik,<br />

Alois Mosbacher, Max Peintner, Kurt Prinz, Jürgen Ramacher & Christian Einfalt, Enar de Dios Rodríguez, Martin Roth, Martin Schnur, Stylianos Schicho, Christopher<br />

Sturmer, Ubermorgen, Thomas Wagensommerer,Bachhofer / Rysavy / Wildenberg, Hannes Zebedin.<br />

Ort: Kuefsteingasse 15-19,1140 Wien / November 2013<br />

KuratorInnen: Bastian Hörman, Denise Sumi, Katrin Knilli Assistenz: Franziska Hümer-Fistelberger<br />

AUSARTEN[ ] e.V. / Verein zur Förderung künstlerischer Interventionen und transdisziplinärer Vernetzung / www.ausarten.at<br />

All that counted, not just in Roland’s eyes, was to be „respectable“. Deeply insecure he craved the good opinion of others. Naturally vain and<br />

not a little arrogant he despised those who were neither good-looking, educated nor rich. Any attempt at criticism on their part was Communism<br />

and Envy. He was secretly pleased when he saw protesters beaten by police. His success and his place in „good society“ seemed assured.<br />

One day he had an idea born of arrogance and greed. He too could be, he fi gured, rich. All he needed to do was to pretend that he had<br />

kidnapped the son and heir of a wealthy family he had grown acquainted with. He need not even kidnap him. All would be pretence. The idea<br />

smacked of brilliance. Indeed he thought of himself a genius and believed himself simply misunderstood. The fact that he had cheated in his<br />

exams and plagiarized all his ideas was no matter. Thinking for oneself, independently, even reading was only for the lowly and ill-bred. He never<br />

had to do so, being much too refi ned for such matters. And education was but a veneer. All one needed was bluff. After all, so-called „good<br />

society“ was both stupid and ignorant. It was not diffi cult to fool, of that he was sure. He had bluffed his way into it with claims of having attended<br />

good schools and knowing people he had only ever heard of. Besides he was a consummate actor and that meant: he invariably got away<br />

with it. As so often with good ideas this particular one was forgotten. He smirked with the secret knowledge that he was capable of the perfect<br />

crime and that alone suffi ced to pamper his vanity.<br />

Everything changed when he saw Elisabeth. Elisabeth was a whore, but Roland didn’t know that. She was rich, beautiful, and from a respectable<br />

family. The fact that she didn’t have a single moral to bless herself with didn’t bother him. On the contrary: if he had guessed the fact he<br />

would have quickly ignored it. She was elegant, sophisticated, knew how to move in a party and was welcome in the best society. She had a<br />

bubbly, superfi cial sense of humour and he quickly idealized her as a goddess of divine perfection. Above all else, Roland thought, he would be<br />

very proud to have such a beautiful girl at his side: she knew how to dress, and, after all: what else counted? His vanity and arrogance were<br />

aroused. He began to scheme on how to get her but every concept had a fatal fl aw: they couldn’t be implemented for want of funds. His idea<br />

suddenly resurfaced. Roland’s fantasy took hold. He imagined putting his hand on her arm, kissing her hand, seizing her in his arms, tearing her<br />

clothes off and sexually assaulting her. The dream became an obsession. It haunted him night and day.<br />

If he had enough funds he could start his own business or participate in one of someone else as an investor. If only he didn’t have to pay taxes!<br />

If only there weren’t the irksome regulations of the state! He would become rich and successful. Of that he was sure. He would drive up to<br />

Elisabeth’s house in a Ferrari and she would seduce him on their fi rst drive. His sexual desires took hold of him and his absence of experience<br />

made them all the more keen. Everything seemed clearly mapped out and assured. What, after all, could possibly go wrong? Where would the<br />

harm be in a prank? If his scheme were to be discovered it would be excused as an excess of youth. If it went awry he would dismiss it as a<br />

practical joke. Didn’t anyone have a sense of humour these days? On second thoughts he would forgo the investment, the money would buy<br />

him a nice car, it didn’t necessarily have to be a Ferrari, and that, he knew from watching others, would be enough. Her knees would go weak<br />

and his hands would quickly wander. He would explore the hills and valleys, the peaks and troughs of her soul. All that was required was a<br />

certain lightness of touch and the fact that his actions were not strictly legal, well, what did that matter in this day and age?<br />

The child in question was particularly dreamy and gormless. It is a commonly held belief that intelligence and wealth go hand in hand but this<br />

child was living proof that the opposite is true. He was querulous and destructive and was commonly known in family circles as „the little monster“.<br />

Both nanny and guardian didn’t care for him and it was this absence of feeling, this complete and utter indifference that would prove fatal<br />

both for them and him. His parents rarely saw him and when they did it was usually to utter their disgust at the ineptitude of his upbringing. The<br />

fact that they were ultimately responsible for it invariably escaped their attention.<br />

Roland knew how to lure the little boy away. All he needed was to appeal to his impish, rebellious instinct. Wouldn’t it be fun, he sinisterly<br />

suggested, with faintly satanic smile, to be away the whole day, and not come back at night? His parents would go crazy. The little boy, Nicholas<br />

was his name, loved the idea. That, he knew, would get their attention and, best of all, both nanny and guardian would be fi red. He chuckled at<br />

the thought of the tears in their eyes. Freedom beckoned and Roland would be the agent of his liberation. Roland, he had long realized, was<br />

his best friend.<br />

Die ARCHIVE DES EIGENSINNS sind ein kurzweiliges<br />

Kompendium, zusammengestellt aus einer Auswahl<br />

von Reiseberichten, Betrachtungen und Erzählungen des Ende 2008<br />

erschienenen und mittlerweile vergriffenen „Eigensinn Lesebuchs“,<br />

gekoppelt mit neuen, bislang unveröffentlichten Geschichten,<br />

einem repräsentativen Querschnitt durch das kultur- journalistische<br />

Schaffen des Autors, der hier – neben u. a. bei der LEIPZIGER<br />

BUCHMESSE vorgestellten Textsammlung - aus einem reichen Fundus<br />

an Publikationen, vom „Boulevardmagazin“ AUGU<strong>ST</strong>IN (Wien),<br />

der Literaturzeitschrift MONTAUK (Graz), der Print-Publikation<br />

SCHRIEB (Erding/Bayern) und dem Literatur-/Kunst- und<br />

Politik-Magazin WIENZEILE die ihm nahestehenden zur Nachlese<br />

anbietet, abgerundet durch zwei fragmentarische Textstrecken,<br />

die durchaus Seltenheitswert aufweisen.<br />

Im folgenden Projekt, angeregt durch das Alternativ-Label<br />

SEXTANT MUSIC, geht er auf die Herausforderung ein,<br />

gemeinsam mit verschiedensten Musikern seine Prosa und<br />

explizit Lyrik zu vertonen …<br />

„Herzlichen Dank für die elektronische Übermittlung der ganzen<br />

neuen Ausgabe der WIENZEILE. Ihre Besprechung der „Struktur der<br />

modernen Literatur“ passt da phantastisch hinein, zumal<br />

sie auch sehr schön aufgemacht ist. Zu ändern gibt es meinerseits<br />

nichts mehr. Wo Sie meine Vorschläge übernommen haben, da<br />

haben Sie das perfekt gemacht; wo Sie bei Ihrer sprachlichen Fassung<br />

geblieben sind, da haben Sie von Ihrem Recht als Rezensent<br />

Gebrauch gemacht. Alles in allem ist es ein äußerst informativer,<br />

aber auch kurzweilig geschriebener Beitrag, für den<br />

ich Ihnen nur meine aufrichtige Anerkennung zollen kann.“<br />

Professor Mario Andreotti (CH)<br />

ISBN 978-3-9503114-2-6<br />

Wolfgang E. EigEnsinn • DiE archivE DEs EigEnsinns<br />

W<br />

As Roland waited for an answer to his ransom note he half dreamed and half remembered his last meeting with Elisabeth. There had been<br />

something wickedly beckoning in her smile when she had invited him in for a coffee. She had ignored the fact that he had practically forgotten<br />

her during the performance. She had ignored the fact that he had behaved like a fool and had been hopelessly inept in his courtship. She still<br />

had wanted to fuck him and he, incapable of seeing the fact had blindly thought it the beginning of a great and long romance. She would be the<br />

woman of his dreams he had told himself. They would marry and have children. The fact that she could have slept with a dozen boys a day, if<br />

she had wanted to, was all the more reason why she would fi nd him different, he told himself. Elisabeth, unlike Roland, had no illusions about<br />

herself. She was rigorously honest. When jealous and spiteful girls called her a whore, she laughed at their faces. She didn’t have a problem<br />

with the fact. In fact she took a Babylonian pride in the scope of her sexual empire: the three dentists, in three different towns, who invited her<br />

for expensive holidays, the various students who did so, her long list of admirers: managers, lawyers, doctors, businessmen, who begged for her<br />

time of day. When girls talked of „going for walks“ with their fi ancés she laughed outrageously at their pretence of innocence and hypocrisy: she<br />

knew that all they wanted was to get laid. Had Roland realized the fact that he had lost his one chance then and that it would never return he<br />

would never have done what he did.<br />

du<br />

If Roland’s lack of experience, cheek and arrogance had been the key to his initial success: Nicholas had believed him because of his glibness<br />

and insouciance, it was to be the cause of his downfall. If Nicholas had taken considerable pleasure in the discomfort he knew he would cause<br />

his parents it had quickly been replaced by other, more urgent emotions. He became diffi cult to handle and Roland soon realized that he was<br />

out of control. In addition to that: the machinery of justice swung into action and what Roland had learned in theory soon became fact.<br />

Killing for a Bitch<br />

by Michael Buergermeister<br />

At the age of twenty-one Roland was still a virgin. He was a nice boy and in his eyes nice boys didn’t fuck; they waited for the perfect girl to enter their lives, married and settled down. This attitude had as much to do with Roland’s petit bourgeois romanticism as his seriousness. His religious education also<br />

played a part; Roland had been brought up a Catholic. There was something else though that influenced him: the fact that he came from a broken home and had been very close to and was now completely estranged from his mother. Women were sacred for him and the sexual act had a divine dimension.<br />

Added to that was his odd social life, his poverty and his driving ambition, which had made him such an outstanding student. He always dreamed that academic achievement and material success would help him find „something better“. He didn’t know what he wanted, he had no ideal image of a girl in his<br />

head but he knew what he didn’t want: to be like his father who had seduced innumerable women. His father’s adherence to Priapos had destroyed both his mother, who became an alcoholic, and his home. The last thing Roland wanted was to hurt another human being. Yet, ironically, this is what he was<br />

to do. And when he inflicted injury it was to excess.<br />

Freudians would have us believe that all is driven by our subconscious and that sex is the primal drive yet the truth is: what the Greeks and Romans called „the passions“ really do. We are both simpler and more complex than Freud ever imagined. Pascal was right when he termed fantasy the „dominant faculty of man“ and he was right when he defi -<br />

ned our condition as being one of „inconstancy, boredom, anxiety“. Man is a curious bundle of emotions, sensations and nerves. Whether he is as wretched as Pascal portrays him is a matter of debate but his weakness and vanity are beyond reasonable doubt.<br />

Roland lived in a fi ercely competitive age. It was no easy matter to survive and his one governing fear and anxiety was that he would not do so. Social Darwinism, the survival of the fi ttest, was the ideology of the day. All that mattered was success and it didn’t matter how one got there. Criminality was the rule and not the exception and nobody in<br />

business or politics, the two had become interchangeable, paid serious attention to the law. The attitude that „only little people pay taxes“ had become a dominant trend. The result was that the poor subsidized the rich and not vice versa. The rich were above the law; they could literally get away with murder, while the poor were persecuted for their<br />

lack of ambition. It was perfectly acceptable for those in power to plunder the taxpayer and expropriate wealth. The world was governed by greed and a kleptocracy had slowly taken hold, much like a parasitic vine. Its tentacles were everywhere and its control complete. The poor were squeezed, trampled on, stolen from, humiliated and what was<br />

worse: told they were the authors of their own misfortune; all they had to do was „get on their bikes“. There was no alternative they were told countless times. Injustice, double-standards, and theft belonged to the natural order of things.<br />

All that counted, not just in Roland’s eyes, was to be „respectable“. Deeply insecure he craved the good opinion of others. Naturally vain and not a little arrogant he despised those who were neither good-looking, educated nor rich. Any attempt at criticism on their part was Communism and Envy. He was secretly pleased when he saw protesters<br />

beaten by police. His success and his place in „good society“ seemed assured.<br />

One day he had an idea born of arrogance and greed. He too could be, he fi gured, rich. All he needed to do was to pretend that he had kidnapped the son and heir of a wealthy family he had grown acquainted with. He need not even kidnap him. All would be pretence. The idea smacked of brilliance. Indeed he thought of himself a genius and believed<br />

himself simply misunderstood. The fact that he had cheated in his exams and plagiarized all his ideas was no matter. Thinking for oneself, independently, even reading was only for the lowly and ill-bred. He never had to do so, being much too refi ned for such matters. And education was but a veneer. All one needed was bluff. After all, so-called<br />

„good society“ was both stupid and ignorant. It was not diffi cult to fool, of that he was sure. He had bluffed his way into it with claims of having attended good schools and knowing people he had only ever heard of. Besides he was a consummate actor and that meant: he invariably got away with it. As so often with good ideas this particular one was<br />

forgotten. He smirked with the secret knowledge that he was capable of the perfect crime and that alone suffi ced to pamper his vanity.<br />

people<br />

If he had enough funds he could start his own business or participate in one of someone else as an investor. If only he didn’t have to pay taxes! If only there weren’t the irksome regulations of the state! He would become rich and successful. Of that he was sure. He would drive up to Elisabeth’s house in a Ferrari and she would seduce him on their<br />

Everything changed when he saw Elisabeth. Elisabeth was a whore, but Roland didn’t know that. She was rich, beautiful, and from a respectable family. The fact that she didn’t have a single moral to bless herself with didn’t bother him. On the contrary: if he had guessed the fact he would have quickly ignored it. She was elegant, sophisticated, knew<br />

how to move in a party and was welcome in the best society. She had a bubbly, superfi cial sense of humour and he quickly idealized her as a goddess of divine perfection. Above all else, Roland thought, he would be very proud to have such a beautiful girl at his side: she knew how to dress, and, after all: what else counted? His vanity and arrogance<br />

were aroused. He began to scheme on how to get her but every concept had a fatal fl aw: they couldn’t be implemented for want of funds. His idea suddenly resurfaced. Roland’s fantasy took hold. He imagined putting his hand on her arm, kissing her hand, seizing her in his arms, tearing her clothes off and sexually assaulting her. The dream became<br />

an obsession. It haunted him night and day.<br />

stars, szenefiguren, akteure,<br />

musen, schreiber und querdenker<br />

und mehr<br />

fi rst drive. His sexual desires took hold of him and his absence of experience made them all the more keen. Everything seemed clearly mapped out and assured. What, after all, could possibly go wrong? Where would the harm be in a prank? If his scheme were to be discovered it would be excused as an excess of youth. If it went awry he would dismiss<br />

it as a practical joke. Didn’t anyone have a sense of humour these days? On second thoughts he would forgo the investment, the money would buy him a nice car, it didn’t necessarily have to be a Ferrari, and that, he knew from watching others, would be enough. Her knees would go weak and his hands would quickly wander. He would explore<br />

the hills and valleys, the peaks and troughs of her soul. All that was required was a certain lightness of touch and the fact that his actions were not strictly legal, well, what did that matter in this day and age?<br />

The child in question was particularly dreamy and gormless. It is a commonly held belief that intelligence and wealth go hand in hand but this child was living proof that the opposite is true. He was querulous and destructive and was commonly known in family circles as „the little monster“. Both nanny and guardian didn’t care for him and it was this<br />

absence of feeling, this complete and utter indifference that would prove fatal both for them and him. His parents rarely saw him and when they did it was usually to utter their disgust at the ineptitude of his upbringing. The fact that they were ultimately responsible for it invariably escaped their attention.<br />

Roland knew how to lure the little boy away. All he needed was to appeal to his impish, rebellious instinct. Wouldn’t it be fun, he sinisterly suggested, with faintly satanic smile, to be away the whole day, and not come back at night? His parents would go crazy. The little boy, Nicholas was his name, loved the idea. That, he knew, would get their attention<br />

and, best of all, both nanny and guardian would be fi red. He chuckled at the thought of the tears in their eyes. Freedom beckoned and Roland would be the agent of his liberation. Roland, he had long realized, was his best friend.<br />

As Roland waited for an answer to his ransom note he half dreamed and half remembered his last meeting with Elisabeth. There had been something wickedly beckoning in her smile when she had invited him in for a coffee. She had ignored the fact that he had practically forgotten her during the performance. She had ignored the fact that he had<br />

behaved like a fool and had been hopelessly inept in his courtship. She still had wanted to fuck him and he, incapable of seeing the fact had blindly thought it the beginning of a great and long romance. She would be the woman of his dreams he had told himself. They would marry and have children. The fact that she could have slept with a dozen<br />

boys a day, if she had wanted to, was all the more reason why she would fi nd him different, he told himself. Elisabeth, unlike Roland, had no illusions about herself. She was rigorously honest. When jealous and spiteful girls called her a whore, she laughed at their faces. She didn’t have a problem with the fact. In fact she took a Babylonian pride in<br />

the scope of her sexual empire: the three dentists, in three different towns, who invited her for expensive holidays, the various students who did so, her long list of admirers: managers, lawyers, doctors, businessmen, who begged for her time of day. When girls talked of „going for walks“ with their fi ancés she laughed outrageously at their pretence of<br />

innocence and hypocrisy: she knew that all they wanted was to get laid. Had Roland realized the fact that he had lost his one chance then and that it would never return he would never have done what he did.<br />

If Roland’s lack of experience, cheek and arrogance had been the key to his initial success: Nicholas had believed him because of his glibness and insouciance, it was to be the cause of his downfall. If Nicholas had taken considerable pleasure in the discomfort he knew he would cause his parents it had quickly been replaced by other, more urgent<br />

emotions. He became diffi cult to handle and Roland soon realized that he was out of control. In addition to that: the machinery of justice swung into action and what Roland had learned in theory soon became fact.<br />

Wir wünschen dem <strong>ST</strong>/A/R Magazin auf diesem Weg Alles Gute für weitere kreative und inspirierende 10 Jahre.<br />

Pecha Kucha Night Vienna www.pechakucha.at<br />

der nächste <strong>ST</strong>/A/R erscheint März 2014<br />

und wird alles und jeden zum Star machen ...


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

10 Jahre Jubiläums <strong>ST</strong>/A/R Nr.35-<strong>36</strong><br />

2003<br />

2013<br />

Sina<br />

Tochter vom <strong>ST</strong>/A/R Gründer<br />

Thomas Redl<br />

Der Himmel nimmt dich in seine Arme und flüstert dir zu,<br />

du bist das große Lachen des Lebens.<br />

r. 2003

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