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DAS alsecco MAGAZIN ÜBER ARCHITEKTUR UND FASSADEN

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TREND<br />

JEDER MENSCH HAT<br />

SEINE EIGENE WAHRHEIT<br />

BEI MORITZ FREIHERR KNIGGE <strong>UND</strong> SEINER AGENTUR FÜR WERTSCHÄTZENDE KONSTRUKTION<br />

K<br />

& KOMMUNIKATION<br />

K STEHT NICHT DIE ETIKETTE IM VORDERGR<strong>UND</strong>. <strong>ÜBER</strong>RASCHEND? MITNICHTEN.<br />

DAMIT WANDELT DER 43-JÄHRIGE PASSGENAU IN DEN FUSSSTAPFEN SEINES BERÜHMTEN<br />

VORFAHREN.<br />

Wer „Knigge“ sagt, meint heute<br />

meist Freiherr Adolph Franz<br />

Friedrich Ludwig Knigge (*1752<br />

in Bredenbeck bei Hannover) und<br />

spricht von Benimmregeln. Eine<br />

zweifelhafte Verknüpfung, denn<br />

nicht die Etikette war der Mittelpunkt<br />

seines Hauptwerkes „Über<br />

den Umgang mit Menschen“,<br />

sondern der Mensch selbst,<br />

Themen wie Anstand, Respekt<br />

oder auch Moral und Würde.<br />

Ein Aufklärer mit Humor und<br />

Weitsicht, dessen Schriften wohl<br />

kaum an Aktualität verlieren<br />

werden.<br />

30 <strong>alsecco</strong>aface<br />

AFACE: In einem Interview mit dem Magazin brand eins<br />

sagten Sie, dass Sie den Namen Knigge wie eine Marke<br />

tragen. Für was steht die Marke „Knigge“?<br />

MORITZ FREIHERR KNIGGE: Das Wort Knigge ist in der<br />

deutschen Sprache sehr klar besetzt. Für viele steht die<br />

Marke Knigge für gesellschaftliche Regeln. Allerdings<br />

ist das eine Richtung, die ich eher langweilig finde. Was<br />

jetzt nicht heißt, dass ich Etikette ablehne. Aber Etikette<br />

heißt für mich: Kulturtechniken.<br />

AFACE: Können Sie über diese offenbar fest verankerte<br />

Verknüpfung von Knigge und Benimm noch schmunzeln –<br />

oder finden Sie sie ärgerlich?<br />

MORITZ FREIHERR KNIGGE: Ärgerlich nicht. Dann würde<br />

ich mir das Leben selber schwer machen. Es ist ja auch<br />

nicht böse gemeint. Da ist einfach etwas in der kulturhistorischen<br />

Wahrnehmung meines berühmten Vorfahren verrutscht.<br />

Knigge war ein großer Denker und hat mit Kant,<br />

mit Schiller und Goethe auf Augenhöhe verkehrt. „Über<br />

den Umgang mit Menschen“ ist ein philosophisches Werk,<br />

in dem es um Kommunikation geht. Und was ist hängen<br />

geblieben? Wie benutze ich Messer und Gabel. Das ist<br />

schade.<br />

AFACE: In seinem Buch gibt Adolph Freiherr Knigge Hinweise<br />

zur guten Rhetorik, fordert Achtsamkeit, Respekt<br />

und authentisches Verhalten. Gemeinsam mit Michael<br />

Schellberg haben Sie vor zehn Jahren die Freiherr Knigge<br />

oHG als Agentur für wertschätzende Konstruktion & Kommunikation<br />

gegründet. Würde es nicht reichen, wenn<br />

Sie Ihren Kunden heute das Buch in die Hand drücken?<br />

MORITZ FREIHERR KNIGGE: Das große Problem in der<br />

menschlichen Kommunikation ist, dass wir immer nur die<br />

Fehler der anderen sehen, aber nicht darüber nachdenken,<br />

was wir eigentlich selbst tun. Wenn Sie einzelne Passagen<br />

aus dem Knigge vorlesen, dann nicken alle eifrig und<br />

sagen: Ist doch logisch. Das ist die Krux. Es reicht nicht, das<br />

Buch zu lesen. Wir versuchen deswegen, die Teilnehmer<br />

damit zu konfrontieren, wie sie von anderen wahrgenommen<br />

werden. Und wir stellen immer wieder fest, dass der<br />

meiste Ärger, der entsteht, auf Missverständnissen beruht.<br />

AFACE: Gibt es aus Ihrer Erfahrung so etwas wie einen<br />

Kardinalfehler in der zwischenmenschlichen Kommunikation<br />

– ob nun geschäftlich oder privat?<br />

MORITZ FREIHERR KNIGGE: Beeinflusst vom Konstruktivismus<br />

gibt es die Idee, dass jeder Mensch seine eigene<br />

Wahrheit hat und sich seine eigene Wahrheit konstruiert.<br />

Der Fehler ist: Menschen meinen, dass Wahrheiten absolut<br />

sind. Es gibt nur Schwarz oder Weiß. Das ist viel zu<br />

kurz gedacht und führt zu Missverständnissen. Es geht<br />

ja nicht nur darum, was ich sage, sondern auch darum:<br />

Wie versteht mich der andere. Kommunikation ist ein<br />

Gemeinschaftsprojekt. Und deswegen lohnt es sich, zu<br />

reflektieren.<br />

AFACE: Warum, glauben Sie, gibt es heute diese starke<br />

Nachfrage, Kommunikation auf den Prüfstand zu stellen?<br />

MORITZ FREIHERR KNIGGE: Wir bieten ja unsere Dienstleistungen<br />

in erster Linie für Unternehmen an. Und es<br />

scheint so, dass in der Wirtschaft erkannt wurde, dass,<br />

wenn die Kommunikation nicht gut ist, dieser Missstand<br />

extrem viel Geld kosten kann, beispielsweise, weil Mitarbeiter<br />

demotiviert sind und destruktiv agieren.<br />

AFACE: Vor dem Hintergrund von Ertragsoptimierung<br />

oder drohenden Insolvenzen – erscheint Unternehmen<br />

nicht manches Mal die von Ihnen angestrebte wertschätzende<br />

Kommunikation als eine sehr idealistische<br />

Herangehensweise?<br />

MORITZ FREIHERR KNIGGE: Sicher, es gibt diverse Baustellen.<br />

Ich habe mich nun mal dieser Baustelle angenommen.<br />

AFACE: Wertschätzende Kommunikation als Erfolgsfaktor?<br />

MORITZ FREIHERR KNIGGE: Ja, absolut. Ich habe auch

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