PROMAGAZIN Dezember 2020
Unsere Themen in der Dezemberausgabe: Traditionsunternehmen, ein Rückblick, PRO WIRTSCHAFT, Initiative Zukunft
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Heilbronn-Franken liegt ihr am Herzen: Friedlinde Gurr-Hirsch war Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum<br />
und Verbraucherschutz und hat kürzlich den Vorsitz der Bürgerinitiative pro Region übernommen. Foto: MLR/Jan Potente<br />
„ES IST MIR EINE EHRE“<br />
Als neue Vorsitzende der Bürgerinitiative pro Region will sich Friedlinde Gurr-Hirsch<br />
für die Belange von Heilbronn-Franken stark machen. Warum ihr Bezug zur Region so<br />
eng ist und welche Themen als erstes auf der Agenda stehen, erläutert sie im Interview.<br />
ganz klar, dass ich mitmache. Seither<br />
habe ich die Aktivitäten stets begleitet.<br />
Wichtig finde ich, dass es gelungen<br />
ist, die Überparteilichkeit zu wahren.<br />
Pro Region sollte ja kein zahnloser<br />
Tiger sein und so war es möglich, bei<br />
Vertretern unterschiedlicher Parteien<br />
Gehör zu finden und im besten Fall<br />
Unterstützung zu erhalten. Für mich<br />
ist es daher eine Ehre, dass ich gemeinsam<br />
mit allen, die bereits in der<br />
Verantwortung sind, weiter daran arbeiten<br />
darf.<br />
Ist es in den vergangenen Jahren gelungen,<br />
dem Ziel näher zu kommen,<br />
die Region stärker zu verbinden?<br />
Gurr-Hirsch: Ich finde ja, denn alle<br />
wichtigen Akteure in der Gesellschaft<br />
kennen pro Region. Die Initiative hat<br />
sich eine Seriosität und Ernsthaftigkeit<br />
erarbeitet, weil sie auch unangenehme<br />
Themen rechtzeitig bearbeitet<br />
hat. Wir haben Mitglieder, die Verantwortung<br />
tragen in der Wirtschaft, ob<br />
als Unternehmer oder als Arbeitnehmervertreter.<br />
Und ich bin sehr dankbar,<br />
dass sich beide Seiten gleichermaßen<br />
respektieren. Bereits bei der<br />
Gründung war beeindruckend, dass<br />
ein Unternehmer und ein Gewerkschafter<br />
gemeinsam ein Ziel anstreben.<br />
Das hat bei vielen für einen<br />
Aha-Effekt gesorgt.<br />
Welche Themen stehen für Sie nun in<br />
nächster Zeit auf der Agenda?<br />
könne, um mit ihm über die Herausforderungen<br />
zu diskutieren, die wir<br />
hier identifiziert haben.<br />
Welche weiteren Themen möchten Sie<br />
gerne in den Fokus rücken?<br />
Gurr-Hirsch: Ich möchte gerne den<br />
Blick auch auf andere wirtschaftliche<br />
Bereiche lenken, etwa auf die Urproduktion<br />
in der Landwirtschaft und die<br />
Ernährungswirtschaft. Es ist an der<br />
Zeit, sich als Verbraucher regional zu<br />
orientieren. Das ist die nachhaltigste<br />
Art, Akzente zu setzen. Hinzu kommt,<br />
dass fast die Hälfte der Menschen in<br />
Gemeinschaftseinrichtungen isst, in<br />
Kita, Schule, Mensa, Betriebsrestaurant,<br />
Seniorenheimen und Kliniken.<br />
Auch diese Verpflegung sollte regional<br />
ausgerichtet werden. Es gibt da<br />
bereits viele erfolgreiche Ansätze. Natürlich<br />
stehen wir auch durch Corona<br />
vor großen Herausforderungen und<br />
es gilt, die Betriebe in Gastronomie,<br />
Hotellerie, Tourismus, Kultur und Gewerbe<br />
durch die Krise zu bringen.<br />
Dabei müssen wir auch immer entlang<br />
der Werschöpfungsketten denken.<br />
Ohne Wirtschaft ist alles nichts.<br />
Nur wenn sie floriert und die Menschen<br />
Arbeit und Einkommen haben,<br />
kann sich auch die Region weiterhin<br />
positiv entwickeln.<br />
Zur Person<br />
Friedlinde Gurr-Hirsch (66) aus<br />
Untergruppenbach ist seit den<br />
1970er Jahren politisch aktiv. Unter<br />
anderem war sie von 2011 bis 2016<br />
stellvertretende Vor sitzende der<br />
CDU-Landtags fraktion in Baden-<br />
Württemberg. Seit 2004 war sie<br />
Staatssekretärin im Ministerium für<br />
Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.<br />
Daneben bekleidet sie<br />
verschiedene Ehrenämter. Kürzlich<br />
wurde sie zur neuen Vorsitzenden<br />
der Bürgerinitiative pro Region<br />
Heilbronn-Franken e. V. gewählt.<br />
Was reizt Sie an der Aufgabe, der Sie<br />
sich künftig widmen werden?<br />
Friedlinde Gurr-Hirsch: Ganz einfach<br />
die Liebe zu unserer Heimat und<br />
die Vertrautheit mit der Region, die<br />
ich bereits seit den 1980er Jahren<br />
habe. Ich war damals kommunalpolitisch<br />
aktiv. Später, in den 1990er Jahren,<br />
war ich im Planungsausschuss<br />
des Regionalverbands Heil bronn-<br />
Franken. Wir mussten damals einige<br />
Entscheidungen von großer Tragweite<br />
treffen. Da die wirtschaftliche Situation<br />
nicht die beste war, ging es darum,<br />
Arbeitsplätze in der Region zu<br />
schaffen. Ich erinnere mich noch gut<br />
Interview von Dirk Täuber<br />
an die große Ansiedlung von Bosch in<br />
Abstatt, wo ein regionaler Grünzug<br />
auf einem Hügel aufgegeben wurde.<br />
Unter Abwägung der Güter war es<br />
wichtig, Bosch nicht ziehen zu lassen,<br />
denn sie hatten andere Alternativen.<br />
Das waren sehr verantwortliche Entscheidungen,<br />
es ging schließlich um<br />
Zukunftsarbeitsplätze in Forschung<br />
und Entwicklung. So ist mir durch<br />
viele planerische Entscheidungen die<br />
Region sehr vertraut geworden. Und<br />
als Berufsschullehrerin hielt ich Kontakt<br />
zur regionalen Wirtschaft. Heilbronn-Franken<br />
ist eine starke und erfolgreiche<br />
Region, auf die wir sehr<br />
stolz sein können.<br />
Wie stark identifizieren Sie sich mit<br />
den Zielen der Bürgerinitiative?<br />
Gurr-Hirsch: Der Regionalverband<br />
ist ein Planungsverband, der ganz<br />
einfach den Nordosten des Landes<br />
abdeckt. Es fehlte an der Identifikation<br />
der Einwohner und am Zusammenhalt.<br />
Deshalb fand ich es ganz<br />
großartig, das sich Reinhold Würth<br />
vor 21 Jahren nicht nur Gedanken um<br />
seine eigene Firma machte, sondern<br />
auch darüber, wie diese Region zusammenwachsen<br />
und eine eigene<br />
Identität entwickeln kann. Als er gemeinsam<br />
mit Frank Stroh die Bürgerinitiative<br />
ins Leben rief, war für mich<br />
Gurr-Hirsch: Ich bin sehr beeindruckt,<br />
dass es bereits eine Arbeitsgruppe<br />
zum Thema Transformation<br />
in der Automobilindustrie gibt. Wir<br />
wissen seit einigen Jahren, dass da etwas<br />
passieren muss, auch angesichts<br />
von Diesel-Skandal und Feinstaub-<br />
Diskussionen. Wir wissen aber auch,<br />
dass wir in Heilbronn- Franken sehr<br />
von der Automobilwirtschaft geprägt<br />
sind. Das war bislang ein Pluspunkt,<br />
aber es könnte sich künftig auch fatal<br />
auswirken. Um dem früh entgegenzuwirken,<br />
war es eine kluge Entscheidung,<br />
diese Arbeitsgruppe zu gründen<br />
und ich möchte dieses Thema<br />
unbedingt weiterverfolgen. Ich habe<br />
bereits Stefan Wolf, der als Gesamtmetall-Chef<br />
auf Bundesebene Verantwortung<br />
trägt, angeschrieben und ihn<br />
gefragt, ob er in die Region kommen<br />
Übergabe des Staffelstabs: Jochen K. Kübler überträgt den Vereinsvorsitz der<br />
Bürgerinitiative pro Region an Friedlinde Gurr-Hirsch.<br />
Foto: Dirk Täuber<br />
40 WIRTSCHAFT<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
WIRTSCHAFT<br />
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