21.12.2020 Aufrufe

BVK-Kurier 2020

Auch in diesem Jahr veröffentlicht der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) anlässlich des 21. Deutschen Eigenkapitaltages wieder den BVK-Kurier . In zahlreichen Fachbeiträgen widmen sich Branchenvertreter und namhafte Experten aktuellen Themen.

Auch in diesem Jahr veröffentlicht der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) anlässlich des 21. Deutschen Eigenkapitaltages wieder den BVK-Kurier . In zahlreichen Fachbeiträgen widmen sich Branchenvertreter und namhafte Experten aktuellen Themen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BVK-KURIER | 26. November 2020, Berlin 8

ESG

Aktuelle Trends zu Responsible

Investment – Sicht aus der Praxis

Von Marc Göbbels, Tauw GmbH

Angesichts des wachsenden gesellschaftlichen

Bewusstseins für Nachhaltigkeit

ist es nicht überraschend,

dass das Thema Responsible Investment

(RI) im Mainstream angekommen

ist. Seit der Initiierung der

UN-Sustainable Development Goals

(SDGs) und des Pariser Abkommens

2015 sehen wir eine stark steigende

Relevanz bei Investoren, die durch

die EU Sustainable Finance Initiative

nochmals an Fahrt gewonnen hat.

Zu viele Möglichkeiten der Selbstverpflichtung

Über die steigende Bedeutung der UN-

PRI hinaus gab es in den letzten Jahren

eine Vielfalt neuer Initiativen, Indizes

und Ratings und nicht zuletzt Produkten

mit ESG-Bezug. Dies ist grundsätzlich

als positiv zu bewerten. Die neuen

‚Labels‘ unterscheiden sich jedoch stark

in Tiefe und Ausprägung. Wir sehen,

dass die Vielzahl eher zu Verwirrung

führt, als Klarheit zu schaffen. Es wird

schwieriger zu bestimmen, in welchem

Rahmen sich Investoren engagieren

sollen und vor allem, zwischen Sinnvollem

und „Greenwashing“ zu unterscheiden.

ESG (Environmental, Social &

Governance) ist ein Begriff, der bis

heute missverstanden wird. Ob er

nun als kernige Marketing-Aussage

genutzt wird, um Investoren zu akquirieren

oder als Nachhaltigkeitsbeleg

für wirtschaftliches Handeln

verwendet wird - es geht um Nachhaltigkeit.

In den letzten Jahren ist

ein starker Anstieg des dynamischen

Veränderungsprozesses zum

Thema Nachhaltigkeit in der Private

Equity Branche zu verzeichnen.

Marc Göbbels ist Director Transaction

& Responsible Investment

Services bei Tauw und berät Investoren

in Bezug auf verantwortliches

Investieren.

Suche nach Standards

Angesichts der dargestellten Vielfalt

gibt es derzeit keinen einheitlichen

RI-Standard. Bestimmte Initiativen im

‚Label-Dschungel‘ werden jedoch wegweisend

sein, in erster Linie getrieben

Die drei Phasen der ESG

Evolution im Private Equity

Von Jörg Mugrauer, Quadriga Capital

Jörg Mugrauer ist Partner bei

Quadriga Capital und verantwortlich

für die kontinuierliche Weiterentwicklung

des ESG Impact Monitors.

Die ESG Evolution in der Private

Equity Branche lässt sich in drei Evolutionsphasen

unterteilen: Ablehnung,

Einsicht und Akzeptanz.

Die Phase der Ablehnung betrifft

jene Gruppe an Fonds, bei denen

beispielsweise der Klimawandel ein

Problem der Zukunft ist. Sie bevorzugen

ein passives Verhalten im Hinblick

auf ESG Maßnahmen und legen

ihren Fokus ausschließlich auf ihre

finanzielle Leistung. ESG ist keine

zentrale Strategiekomponente und

wird dementsprechend vernachlässigt.

Die meisten Fonds in Westeuropa

haben diese Phase jedoch mittlerweile

überwunden.

Die Phase der Einsicht ist durch das

frühzeitige Erkennen potenzieller

Risiken des nicht-nachhaltigen Handelns

gekennzeichnet – aktive Strategien

zur ESG Integration werden

initialisiert. Allerdings kommt es

oftmals eher zu Versprechungen von

Nachhaltigkeitsthemen oder Handlungsmethoden,

die häufig nicht

vollständig eingehalten werden. Der

Fokus liegt auf der Formulierung von

ESG Zielen, die jedoch manchmal in

ihrer Umsetzung noch scheitern. Unrühmlich

wird es, wenn die Nachhaltigkeitsziele

bewusst ausschließlich

dazu dienen, das unternehmerische

Handeln in ein besseres Licht zu rücken.

Ein Beispiel hierzu wäre das

„Greenwashing“, bei dem sich ein

Unternehmen dem Markt gegenüber

als umweltfreundlich bzw. verantwortungsbewusst

positioniert, ohne

GASTBEITRAG

durch die EU Sustainable Finance Initiative.

Die Transparenzverordnung

sowie die EU-Taxonomie kann in Abstimmung

mit Schlüsselinitiativen wie

der UN-PRI und der TCFD ein gutes

Instrumentarium für ein Best-Practice-

Management von ESG-Themen bieten.

Allerdings gilt festzuhalten, dass insbesondere

bei sozialen und Governance-Aspekten

noch Entwicklungsbedarf

besteht.

Der Klimawandel im Fokus von

verantwortlichem Investieren

Klar ist, dass verantwortliches Investieren

für mehr steht, als nur den Klimawandel.

Wir stellen jedoch fest, dass der

Klimawandel derzeit das ESG-Thema

mit der höchsten Priorität ist. Hier sind

zwei Perspektiven erforderlich: Die

Auswirkung von Investments auf das

Klima und die Auswirkungen des Klimas

auf Investments. Dies beinhaltet

eine systematische Betrachtung, die sowohl

physische als auch transitorische

Aspekte umfasst, um damit verbundene

Risiken und Chancen bewerten.

Insbesondere mit Blick auf die in Gang

gebrachte Regulierung muss man davon

ausgehen, dass das Thema für alle

Investoren noch stärker in den Fokus

rücken wird.

GASTBEITRAG

dafür eine hinreichende Grundlage

zu haben.

Die Akzeptanz hingegen verankert

das ESG Thema tief in den Unternehmensprozessen.

Die Fonds-Manager

Innen befinden sich dabei schon in

der Umsetzungsphase. Durch quantitative

Datenerhebungsmethoden,

Monitoring- und Reporting Systeme

gelingt es ihnen, ESG vollkommen

in ihr Geschäftsmodell zu integrieren.

Dies gilt nicht nur für interne,

sondern auch für externe Prozesse

und Stakeholder. Jährliches ESG Reporting

bei internationalen Organisationen

wie UN PRI oder SASB

sind selbstverständlich. ESG Risiken

werden schon vor der Investmententscheidung

durch eine dezidierte ESG

Due Diligence evaluiert.

Quadriga Capital stellt sich dieser

Herausforderung bereits seit über

10 Jahren. Seit 2008 wird die ESG

Performance aller Portfolio Unternehmen

der Quadriga Capital Fonds

bewertet. Der zwischenzeitlich perfektionierte

Quadriga Capital „ESG

Impact Monitor“ gibt dem Management

der Portfoliogesellschaften ein

wichtiges Kontroll- und Steuerungsinstrument

an die Hand, mit der die

ESG Performance jährlich gemessen,

gesteuert und weiter verbessert

werden kann. Dadurch konnte seit

der Einführung des ESG Impact

Monitors die ESG Performance

der Portfoliogesellschaften von

Digitalisierung als

Schlüssel für ein

professionelles ESG

Management

Von Dr. Manfred Heil, WeSustain GmbH

Nicht erst seit Corona stehen

die Zeichen auf eine nachhaltige

Transformation. Schon seit geraumer

Zeit treibt die Politik, vor

allem auf EU-Ebene, durch diverse

Regulierungsvorhaben im Rahmen

des EU-Aktionsplans “Sustainable

Finance” proaktiv Nachhaltigkeitsthemen

voran.

Die Regulierungswelle erhöht den

Druck auf Private Markets, für die die

neuen Anforderungen an ihre Anlagestrategien

und ihr Risikomanagement

von Investments massiv sein werden.

Durch die zunehmende Bedeutung

der ESG-Kriterien wächst zudem der

Anspruch an Transparenz am Finanzmarkt.

Für Private Equity Unternehmen

wird es daher immer wichtiger,

ihre Strategie auf eine klare ESG-Integration

auszurichten.

Anders als im Public Market liegen

ESG-Daten im Private Market oft noch

nicht öffentlich vor. Eine der größten

Herausforderungen für ein professionelles

ESG Management liegt daher

im Aufbau eines belastbaren ESG-

Datenmanagements und gleichzeitig

im Management der folgenden Fülle,

Komplexität und Aggregation von

Daten ebenso wie der Gewährleistung

von Datenqualität und - sicherheit. Im

Zuge der digitalen Transformationen

spielen für Finanzakteure zunehmend

Softwarelösungen ein zentrale Rolle,

um dieser Datenherausforderung Herr

zu werden.

Auf dem Markt existieren etablierte

ESG Management Lösungen für

Private Markets, wie z.B. die Lösung

Quadriga Capital kontinuierlich gesteigert

werden.

Eine mögliche vierte Phase ist im

Entstehen begriffen: Das sogenannte

„Impact Investing“ bzw. wirkungsorientierte

Investieren. Diese Gruppe

von Fonds-ManagerInnen hat das

ESG Konzept bereits voll in die Investitionsprozesse

integriert. Zusätzlich

versuchen die Portfoliounternehmen

durch die teilweise Umsetzung der

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

GASTBEITRAG

Dr. Manfred Heil ist Geschäftsführer

bei der WeSustain GmbH.

WeSustain bietet Softwarelösungen

für die verantwortungsvolle

Unternehmensführung.

von WeSustain. Sie bietet smarte und

vollumfänglichen IT-Strukturen und

Workflows, mit der Finanzakteure sich

einfach mit Assets (Portfoliounternehmen)

vernetzen und so ihr ESG Management

effizient sowie transparent

gestalten.

ESG ist zum Gebot der Stunde geworden,

um eine neue Wachstumsformel

in Zeiten des Klimawandels und globaler

Nachhaltigkeitsziele umzusetzen.

Dabei gilt es nicht nur eine konsistente

ESG-Strategie zu implementieren,

sondern das Potenzial der digitalen

Technik im Investitionsprozess durch

Expertise und geeignete Tools auszuschöpfen.

der Vereinten Nationen („SDGs“),

einen messbaren sozialen oder ökologischen

Beitrag („Impact“) zu leisten.

Die Anforderungen an die finanzielle

Rendite oder eine soziale und ökologische

Wirkung können je nach Intention

des Investors unterschiedlich

ausfallen.

Eine ganzheitliche ESG Integration

ist daher kein Hindernis, sondern

eine wirkliche Opportunität für jedes

Unternehmen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!