BVK-Kurier 2020
Auch in diesem Jahr veröffentlicht der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) anlässlich des 21. Deutschen Eigenkapitaltages wieder den BVK-Kurier . In zahlreichen Fachbeiträgen widmen sich Branchenvertreter und namhafte Experten aktuellen Themen.
Auch in diesem Jahr veröffentlicht der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) anlässlich des 21. Deutschen Eigenkapitaltages wieder den BVK-Kurier . In zahlreichen Fachbeiträgen widmen sich Branchenvertreter und namhafte Experten aktuellen Themen.
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BVK-KURIER | 26. November 2020, Berlin 8
ESG
Aktuelle Trends zu Responsible
Investment – Sicht aus der Praxis
Von Marc Göbbels, Tauw GmbH
Angesichts des wachsenden gesellschaftlichen
Bewusstseins für Nachhaltigkeit
ist es nicht überraschend,
dass das Thema Responsible Investment
(RI) im Mainstream angekommen
ist. Seit der Initiierung der
UN-Sustainable Development Goals
(SDGs) und des Pariser Abkommens
2015 sehen wir eine stark steigende
Relevanz bei Investoren, die durch
die EU Sustainable Finance Initiative
nochmals an Fahrt gewonnen hat.
Zu viele Möglichkeiten der Selbstverpflichtung
Über die steigende Bedeutung der UN-
PRI hinaus gab es in den letzten Jahren
eine Vielfalt neuer Initiativen, Indizes
und Ratings und nicht zuletzt Produkten
mit ESG-Bezug. Dies ist grundsätzlich
als positiv zu bewerten. Die neuen
‚Labels‘ unterscheiden sich jedoch stark
in Tiefe und Ausprägung. Wir sehen,
dass die Vielzahl eher zu Verwirrung
führt, als Klarheit zu schaffen. Es wird
schwieriger zu bestimmen, in welchem
Rahmen sich Investoren engagieren
sollen und vor allem, zwischen Sinnvollem
und „Greenwashing“ zu unterscheiden.
ESG (Environmental, Social &
Governance) ist ein Begriff, der bis
heute missverstanden wird. Ob er
nun als kernige Marketing-Aussage
genutzt wird, um Investoren zu akquirieren
oder als Nachhaltigkeitsbeleg
für wirtschaftliches Handeln
verwendet wird - es geht um Nachhaltigkeit.
In den letzten Jahren ist
ein starker Anstieg des dynamischen
Veränderungsprozesses zum
Thema Nachhaltigkeit in der Private
Equity Branche zu verzeichnen.
Marc Göbbels ist Director Transaction
& Responsible Investment
Services bei Tauw und berät Investoren
in Bezug auf verantwortliches
Investieren.
Suche nach Standards
Angesichts der dargestellten Vielfalt
gibt es derzeit keinen einheitlichen
RI-Standard. Bestimmte Initiativen im
‚Label-Dschungel‘ werden jedoch wegweisend
sein, in erster Linie getrieben
Die drei Phasen der ESG
Evolution im Private Equity
Von Jörg Mugrauer, Quadriga Capital
Jörg Mugrauer ist Partner bei
Quadriga Capital und verantwortlich
für die kontinuierliche Weiterentwicklung
des ESG Impact Monitors.
Die ESG Evolution in der Private
Equity Branche lässt sich in drei Evolutionsphasen
unterteilen: Ablehnung,
Einsicht und Akzeptanz.
Die Phase der Ablehnung betrifft
jene Gruppe an Fonds, bei denen
beispielsweise der Klimawandel ein
Problem der Zukunft ist. Sie bevorzugen
ein passives Verhalten im Hinblick
auf ESG Maßnahmen und legen
ihren Fokus ausschließlich auf ihre
finanzielle Leistung. ESG ist keine
zentrale Strategiekomponente und
wird dementsprechend vernachlässigt.
Die meisten Fonds in Westeuropa
haben diese Phase jedoch mittlerweile
überwunden.
Die Phase der Einsicht ist durch das
frühzeitige Erkennen potenzieller
Risiken des nicht-nachhaltigen Handelns
gekennzeichnet – aktive Strategien
zur ESG Integration werden
initialisiert. Allerdings kommt es
oftmals eher zu Versprechungen von
Nachhaltigkeitsthemen oder Handlungsmethoden,
die häufig nicht
vollständig eingehalten werden. Der
Fokus liegt auf der Formulierung von
ESG Zielen, die jedoch manchmal in
ihrer Umsetzung noch scheitern. Unrühmlich
wird es, wenn die Nachhaltigkeitsziele
bewusst ausschließlich
dazu dienen, das unternehmerische
Handeln in ein besseres Licht zu rücken.
Ein Beispiel hierzu wäre das
„Greenwashing“, bei dem sich ein
Unternehmen dem Markt gegenüber
als umweltfreundlich bzw. verantwortungsbewusst
positioniert, ohne
GASTBEITRAG
durch die EU Sustainable Finance Initiative.
Die Transparenzverordnung
sowie die EU-Taxonomie kann in Abstimmung
mit Schlüsselinitiativen wie
der UN-PRI und der TCFD ein gutes
Instrumentarium für ein Best-Practice-
Management von ESG-Themen bieten.
Allerdings gilt festzuhalten, dass insbesondere
bei sozialen und Governance-Aspekten
noch Entwicklungsbedarf
besteht.
Der Klimawandel im Fokus von
verantwortlichem Investieren
Klar ist, dass verantwortliches Investieren
für mehr steht, als nur den Klimawandel.
Wir stellen jedoch fest, dass der
Klimawandel derzeit das ESG-Thema
mit der höchsten Priorität ist. Hier sind
zwei Perspektiven erforderlich: Die
Auswirkung von Investments auf das
Klima und die Auswirkungen des Klimas
auf Investments. Dies beinhaltet
eine systematische Betrachtung, die sowohl
physische als auch transitorische
Aspekte umfasst, um damit verbundene
Risiken und Chancen bewerten.
Insbesondere mit Blick auf die in Gang
gebrachte Regulierung muss man davon
ausgehen, dass das Thema für alle
Investoren noch stärker in den Fokus
rücken wird.
GASTBEITRAG
dafür eine hinreichende Grundlage
zu haben.
Die Akzeptanz hingegen verankert
das ESG Thema tief in den Unternehmensprozessen.
Die Fonds-Manager
Innen befinden sich dabei schon in
der Umsetzungsphase. Durch quantitative
Datenerhebungsmethoden,
Monitoring- und Reporting Systeme
gelingt es ihnen, ESG vollkommen
in ihr Geschäftsmodell zu integrieren.
Dies gilt nicht nur für interne,
sondern auch für externe Prozesse
und Stakeholder. Jährliches ESG Reporting
bei internationalen Organisationen
wie UN PRI oder SASB
sind selbstverständlich. ESG Risiken
werden schon vor der Investmententscheidung
durch eine dezidierte ESG
Due Diligence evaluiert.
Quadriga Capital stellt sich dieser
Herausforderung bereits seit über
10 Jahren. Seit 2008 wird die ESG
Performance aller Portfolio Unternehmen
der Quadriga Capital Fonds
bewertet. Der zwischenzeitlich perfektionierte
Quadriga Capital „ESG
Impact Monitor“ gibt dem Management
der Portfoliogesellschaften ein
wichtiges Kontroll- und Steuerungsinstrument
an die Hand, mit der die
ESG Performance jährlich gemessen,
gesteuert und weiter verbessert
werden kann. Dadurch konnte seit
der Einführung des ESG Impact
Monitors die ESG Performance
der Portfoliogesellschaften von
Digitalisierung als
Schlüssel für ein
professionelles ESG
Management
Von Dr. Manfred Heil, WeSustain GmbH
Nicht erst seit Corona stehen
die Zeichen auf eine nachhaltige
Transformation. Schon seit geraumer
Zeit treibt die Politik, vor
allem auf EU-Ebene, durch diverse
Regulierungsvorhaben im Rahmen
des EU-Aktionsplans “Sustainable
Finance” proaktiv Nachhaltigkeitsthemen
voran.
Die Regulierungswelle erhöht den
Druck auf Private Markets, für die die
neuen Anforderungen an ihre Anlagestrategien
und ihr Risikomanagement
von Investments massiv sein werden.
Durch die zunehmende Bedeutung
der ESG-Kriterien wächst zudem der
Anspruch an Transparenz am Finanzmarkt.
Für Private Equity Unternehmen
wird es daher immer wichtiger,
ihre Strategie auf eine klare ESG-Integration
auszurichten.
Anders als im Public Market liegen
ESG-Daten im Private Market oft noch
nicht öffentlich vor. Eine der größten
Herausforderungen für ein professionelles
ESG Management liegt daher
im Aufbau eines belastbaren ESG-
Datenmanagements und gleichzeitig
im Management der folgenden Fülle,
Komplexität und Aggregation von
Daten ebenso wie der Gewährleistung
von Datenqualität und - sicherheit. Im
Zuge der digitalen Transformationen
spielen für Finanzakteure zunehmend
Softwarelösungen ein zentrale Rolle,
um dieser Datenherausforderung Herr
zu werden.
Auf dem Markt existieren etablierte
ESG Management Lösungen für
Private Markets, wie z.B. die Lösung
Quadriga Capital kontinuierlich gesteigert
werden.
Eine mögliche vierte Phase ist im
Entstehen begriffen: Das sogenannte
„Impact Investing“ bzw. wirkungsorientierte
Investieren. Diese Gruppe
von Fonds-ManagerInnen hat das
ESG Konzept bereits voll in die Investitionsprozesse
integriert. Zusätzlich
versuchen die Portfoliounternehmen
durch die teilweise Umsetzung der
17 Ziele für nachhaltige Entwicklung
GASTBEITRAG
Dr. Manfred Heil ist Geschäftsführer
bei der WeSustain GmbH.
WeSustain bietet Softwarelösungen
für die verantwortungsvolle
Unternehmensführung.
von WeSustain. Sie bietet smarte und
vollumfänglichen IT-Strukturen und
Workflows, mit der Finanzakteure sich
einfach mit Assets (Portfoliounternehmen)
vernetzen und so ihr ESG Management
effizient sowie transparent
gestalten.
ESG ist zum Gebot der Stunde geworden,
um eine neue Wachstumsformel
in Zeiten des Klimawandels und globaler
Nachhaltigkeitsziele umzusetzen.
Dabei gilt es nicht nur eine konsistente
ESG-Strategie zu implementieren,
sondern das Potenzial der digitalen
Technik im Investitionsprozess durch
Expertise und geeignete Tools auszuschöpfen.
der Vereinten Nationen („SDGs“),
einen messbaren sozialen oder ökologischen
Beitrag („Impact“) zu leisten.
Die Anforderungen an die finanzielle
Rendite oder eine soziale und ökologische
Wirkung können je nach Intention
des Investors unterschiedlich
ausfallen.
Eine ganzheitliche ESG Integration
ist daher kein Hindernis, sondern
eine wirkliche Opportunität für jedes
Unternehmen.