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WeltBlick 2/2020

50 Jahre - In alle Welt: Unser Freiwilligenprogramm feiert Jubiläum

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50<br />

»Mein Begriff von Heimat<br />

hat sich durch das Südafrika-Jahr<br />

verändert: So toll<br />

dieses Jahr im Ausland war,<br />

mein Zuhause ist in Deutschland.«<br />

BIRGIT RIEMANN, 1991/92 FREIWILLIGE 1992 IN<br />

POLOKWANE (PIETERSBURG/SÜDAFRIKA)<br />

viele Jahren damit. Aus der anfänglichen Depression heraus<br />

wurde er zum Handelnden und gründete die tansanische Abteilung<br />

einer Vereinigung von Religionsführerinnen und Religionsführern<br />

in Afrika, die selber mit dem HI-Virus leben.<br />

Zu meinem großen Entsetzen ist er 2018 bei einem Autounfall<br />

ums Leben gekommen. Er hatte bis dahin hervorragende<br />

Aufklärungsarbeit zum Thema Aids in seiner lutherischen Kirin<br />

Iringa im südlichen Hochland von Tansania besuchen. So<br />

führte mich nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder der Weg in<br />

dieses Land, das mir ans Herz gewachsen ist.<br />

Am Sonntag nahmen wir selbstverständlich an den drei<br />

Gottesdiensten in der lutherischen Hauptkirche in Iringa teil.<br />

Ich hatte das »Vergnügen«, drei Mal hintereinander predigen zu<br />

dürfen, und überraschenderweise ließ sich mein Swahili ganz<br />

gut reaktivieren. Nach dem dritten Gottesdienst, es war inzwischen<br />

Mittag geworden, kam ein Mann aus der Gemeinde auf<br />

uns zu. Er hatte davon gehört, dass eine Gruppe aus Berlin zu<br />

Besuch sei und zog ein Bild aus der Tasche. »Kennst du den<br />

Weißen darauf?«, fragte er mich. Meine Verblüffung war groß,<br />

das war ja ich … Und langsam ahnte ich, wer dieser Tansanier<br />

war, ein Jugendlicher aus den Partnergemeinden im Süden Tansanias,<br />

in denen ich 1986 einmal drei Wochen gelebt hatte,<br />

während der Semesterferien.<br />

Natürlich war die Wiedersehensfreude groß. Wir beide hatten<br />

uns in der Zwischenzeit doch ein wenig verändert. Seither<br />

sind wir bei Facebook befreundet und whatsappen hin und<br />

wieder, wie man das heute eben macht auf den neuen Kommunikationswegen.<br />

Einmal habe ich ihn gefragt, wie er mein Auftauchen<br />

als Mzungu, also als Europäer, im südlichen Hochland<br />

von Tansania damals erlebt hat. Seine Antwort: »Ich habe mich<br />

damals sehr über deine Anwesenheit gefreut, weil ich erfahren<br />

habe, dass ein Europäer einen Afrikaner zum Freund haben<br />

kann. Und ich habe zum anderen gedacht, dass solch ein europäischer<br />

Freund mir sicher helfen würde, wenn ich mal ein Problem<br />

habe …«<br />

Es sind damals Beziehungen entstanden, die sich, wie ich<br />

2014 gemerkt habe, überraschend schnell reaktivieren lassen.<br />

Einer meiner damaligen Kommilitonen, Dr. Fidon Mwombeki,<br />

wurde später Generalsekretär bei der Vereinigten Evangelischen<br />

Mission in Wuppertal. Wir haben schon damals über die<br />

unterschiedlichen Sichtweisen auf Mission gestritten. Ein anderer<br />

meiner damaligen Kommilitonen und Freunde, Rev. Amin<br />

Sandewa, wurde in den 90er Jahren in seiner Familie und persönlich<br />

vom HI-Virus nachhaltig gebeutelt, zwei seiner Töchter<br />

und seine Frau sind an dem Virus gestorben und er selber lebte<br />

Carsten Bolz in Tansania, 1986<br />

und 2014 (mit Gaitan Nyondo).<br />

18 <strong>WeltBlick</strong> 2/<strong>2020</strong>

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