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KielErleben 12/2020

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Sport<br />

HOLSTEIN KIEL<br />

EIN EXPERTE MIT KLEBER UND PINZETTE<br />

Seit Jugendtagen arbeitet Klaus Jänicke an seiner Miniaturversion des Holstein-Stadions von<br />

1964. Der Nachbau gelangte durch einen Zufall zurück in die filigranen Hände des<br />

passionierten Bastlers und wurde so zu seinem Lebenswerk.<br />

Das Flutlicht erleuchtet das Spielfeld des Holstein-Stadions bereits<br />

hell, die Haupttribüne hat allerdings noch kein Dach und noch ist eine<br />

ganze Menge zu tun im Wohnzimmer der Störche. Wo wir sind? Wir<br />

befinden uns nicht im Stadion am Westring 501, sondern nur wenige<br />

Gehminuten vom Original entfernt – in Klaus Jänickes Küche. Hier<br />

bastelt der pensionierte Architekt und Stadtplaner an einem maßstabsgetreuen<br />

Nachbau des Holstein-Stadions von 1964. Überall liegt<br />

Werkzeug augenscheinlich wahllos herum, doch alles gehört an seinen<br />

Platz. Seit 56 Jahren arbeitet der Störche-Fan mit dem Gespür für das<br />

Filigrane an dem Modell, allerdings mit längeren, jahrzehntelangen<br />

Unterbrechungen. Die Abschlussarbeit zur mittleren Reife war damals<br />

der Anlass für das Projekt „Blau-Weiß-Rot“ und geriet nach etlichen<br />

Umzügen in Vergessenheit.<br />

FASZINATION HOLSTEIN KIEL<br />

Bereits 1958 sah Klaus Jänicke sein erstes Holstein-Spiel. Die Störche<br />

trafen damals in der Oberliga Nord auf den VFL Osnabrück. Es<br />

versprach eine interessante Partie zu werden, weil die Atmosphäre<br />

und die Stimmung damals kaum besser sein konnten: Die KSV belegte<br />

in der zuvor abgelaufenen Spielzeit den zweiten Tabellenplatz,<br />

wurde Vizemeister und scheiterte in der Endrunde um die deutsche<br />

Meisterschaft. Viel hatten sich die Störche deshalb für die darauffolgende<br />

Saison vorgenommen und die knapp 7.000 Kieler Fans, die im<br />

Schnitt zu den Spielen der KSV kamen, peitschten ihre Mannschaft<br />

zu hervorragenden Leistungen auf dem Platz nach vorn. Jänicke<br />

stand damals in Block B. „Die Atmosphäre, die Stimmung auf der<br />

Tribüne, das alles hat mich früher nachhaltig beeindruckt“, sagt der<br />

Hobby-Bastler. „Von diesem Tag an war ich ein Holsteiner Jung“.<br />

Wenige Jahre später stand Jänicke mit 17 Jahren kurz vor seinem<br />

Schulabschluss. Für den Abschluss des mittleren Reifegrades verfassten<br />

die Schüler*innen eine Jahresarbeit, welche in die Bewertung<br />

des Zeugnisses einfloss. Während einige Mitschüler*innen sich für<br />

eine Arbeit mit dem Schwerpunkt Mathematik entschieden, andere<br />

für die Interpretation eines Gedichtes, fiel Jänicke nur ein Thema<br />

ein, mit dem er sich langfristig beschäftigen würde: Holstein Kiel.<br />

Der junge Jänicke zeichnete in seiner Freizeit genauso gern wie er<br />

die Spiele der Störche im Stadion sah und schlug seinem Lehrer die<br />

besondere Idee der Jahresarbeit vor. Neben der Abhandlung über die<br />

„Entwicklung des deutschen Fussballsports“ widmete sich der Absolvent<br />

dem Praxisteil als Herzstück der Arbeit – der „Bauanleitung für<br />

den Modellbau des Kieler Holstein-Stadions“.<br />

Natürlich hätte der Holstein-Fan vieles aus dem Gedächtnis gestalten<br />

können, doch der Bastler, der sein Hobby später zum Beruf<br />

machen sollte, ging professionell an das Thema heran. Er besorgte<br />

56<br />

Kiel erleben <strong>12</strong>.<strong>2020</strong>

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