Festschrift-1250-Wohnbach_final
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*Richard Mühl (*1917 - †1981)
Nach dem zweiten Weltkrieg Gemeinderechner von Wohnbach, Zeitungsredakteur der Wetterauer Zeitung und des Kasseler
Sonntagsblattes, Chronist, Totengräber in Wohnbach, Berater vieler Wohnbacher Familien zu allen Fragen des Lebens und
nicht zuletzt Dichter vieler heimatverbundener, meist unveröffentlichter Gedichte und Verse.
Aufstand in Wohnbach
1735 kommt es zum Aufstand gegen die Laubacher Herrschaft
Nach dem 30-jährigen Krieg 1648 war Deutschland total
ausgebrannt. Auf dem Land trieben sich marodierende
Soldaten aller Couleur herum und machten der sich mühsam
ernährenden Landbevölkerung das Leben durch ihre
Raubzüge schwer. Die Mächtigen im Land, für Wohnbach
war es ab 1702 der Graf zu Solms-Laubach, finanzierten
ihren Prunk durch Steuern jeglicher Art von ihren Untertanen
und frönten der Jagdleidenschaft. So hatte das allgemeine,
eigentlich rechtslose Volk die meist nicht tragbare Last
der damaligen Zeit zu erdulden: Steuern, Kriegsbeiträge,
Fronarbeit für die Herrschaft, Jagdschäden, Missernten
durch Hagelschlag und Gewitterregen. Diese rechtlich und
wirtschaftlich gedrückte Lage des Bauernstandes führte
dann dazu, dass überall offene Empörung aufflammte.
So auch in Wohnbach 1735 gegen den Grafen Solms-
Laubach. Ein weiterer Grund zu diesem Aufruhr war die
Spannung zwischen den Häusern Solms-Lich und Solms-
Laubach bezüglich Erbstreitigkeiten und Geldgeschäften
um Wohnbach, welche nicht ohne Einwirkungen für den Ort
blieben.
Die Wohnbacher waren eher dem Hause Solms-Lich
zugetan. Ein Grund dafür dürfte sein, dass der Kirchenneubau
1620/1621 hauptsächlich durch den Grafen aus Lich finanziert
wurde. Deshalb wollte die Gemeinde die aufgebürdeten
Kriegsbeiträge und Steuern nach Lich und nicht nach
Laubach zahlen. Ebenso verwies Rat Schneider aus Utphe,
warum auch immer, die Bauern an, das Monatsgeld nach Lich
und nicht nach Laubach zu tragen. So wurde 1735 auf Montag
vor Pfingsten der Bürgermeister Johann Konrad Rohn und
Paul Lanzenberger nebst Heinrich Pfeiffer, Johann Herget
und Heinrich Raab in dieser Angelegenheit nach Laubach
zur Verantwortung vorgeladen. Nach der Verhandlung
wurden die Herren Rohn und Lanzenberger einige Tage
in Arrest zurückbehalten; ersterer an den Schubkarren
geschlossen, letzterer in den Turm gesteckt. Weil in den
folgenden Wochen von den Wohnbachern Geld in Friedberg
abgeholt und für die eigene Gemeinde abgezweigt wurde,
rückten am 6. Juli 26 Mann Soldaten von Laubach und eine
Kompanie von Hungen kommend im Ort ein und belagerten
den Ort für 18 Tage. Jetzt war es die ganze Gemeinde, die
sich gegen Solms-Laubach erhob. An ihrer Spitze stand Paul
Lanzenberger. Als verschiedene Leute arretiert und nach
Laubach transportiert werden sollten, entstand ein Aufruhr
der Bauern vor dem Rathaus, die Gefangenen wurden befreit
und die Soldaten der Herrschaft wurden fortgetrieben.
Die Unruhen nahmen auch über die Jahreswende nicht
ab. Als Folge davon requirierte die Laubacher Herrschaft
200 Soldaten von Gießen, welchen 50 Mann von Laubach
beigestellt wurden. Diese verhafteten am 5. März 1736 die
8 Rädelsführer des Wohnbacher Aufstandes und führten
sie gebunden nach Laubach. Hier wurden sie 9 Monate
in Arrest genommen und mussten zusätzlich 800 Gulden
Strafe zahlen. Darüber hinaus musste der Haupträdelsführer,
der Meister Paul Lanzenberger, innerhalb von einem halben
Jahr das Land verlassen.
(Quelle: Siehe Seite 107, Nr.4)
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